Yoga-Anatomie - Leslie Kaminoff - E-Book

Yoga-Anatomie E-Book

Leslie Kaminoff

4,4

  • Herausgeber: Riva
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2013
Beschreibung

Im Yoga vereinigen sich innere Ruhe und Ausgeglichenheit mit einem starken, flexiblen Körper. Die Positionen oder Asanas kräftigen die Muskeln, entspannen den Geist und stärken die Konzentrationsfähigkeit. Aber was genau passiert eigentlich bei den verschiedenen Übungen im Körper? Der anerkannte Yoga-Experte Leslie Kaminoff hat in seinem Klassiker Yoga-Anatomie erstmals zusammengefasst, auf welche Organe, Muskelgruppen und Gelenke sich die einzelnen Asanas auswirken, wie sie das tun und wann welche Atemtechniken einzusetzen sind. Nun hat er den Bestseller komplett überarbeitet und mit zwei zusätzlichen Kapiteln zum Skelett- und Muskelsystem erweitert. Die wichtigsten Übungen und ihre Wirkungen werden auch in dieser Ausgabe durch exakte Illustrationen so detailgenau beschrieben, wie es anhand von Fotos nie möglich wäre. Mit diesem Buch erhält der Leser ein ganz neues Verständnis über die positive Wirkung von Yoga.

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Seitenzahl: 304

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Beliebtheit




Dieses Buch widme ich meinem Lehrer T. K.V. Desikachar in Dankbarkeit für sein unerschütterliches Beharren darauf, dass ich meine eigene Wahrheit finden soll. Ich kann nur hoffen und wünschen, dass dieses Buch sein in mich gesetztes Vertrauen rechtfertigt.

Und meinem Philosophielehrer Ron Pisaturo – das Lernen wird nie enden.

Leslie Kaminoff

Allen Schülern und Lehrern, die den Weg vor mir gegangen sind, in Dankbarkeit – besonders Philip, meinem Schüler, Lehrer und Freund.

Amy Matthews

2. Auflage 2015
© 2013 by riva Verlag, 
ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,
Nymphenburger Straße 86
D-80636 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
Die amerikanische Originalausgabe erschien 2012 bei Human Kinetics unter dem Titel Yoga Anatomy. Your illustrated guide to postures, movements, and breathing techniques. Second Edition.
© der Originalausgabe 2012, 2007 by The Breathe Trust
Illustrationen (Cover, Innenteil): Sharon Ellis
Fotos: Lydia Mann
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Max Limper
Redaktion: Birgit Dauenhauer
Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt
Umschlagabbildung: Sharon Ellis
Satz und E-Book: Grafikstudio Foerster, Belgern
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliothek; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen zum Buch:
[email protected]
Wichtiger Hinweis
Dieses Buch stellt keinen Ersatz für eine individuelle Fitness- und medizinische Beratung dar. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in ­diesem Buch enthalten sind.
ISBN Print: 978-3-86883-232-7
ISBN E-Book (PDF): 978-3-86413-184-4
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86413-483-8
Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter
www.rivaverlag.de

Inhalt

Titel
Widmung
Impressum
Inhalt
Vorwort
Dank
Einführung
Kapitel 1:Die Dynamik der Atmung
Kapitel 2:Yoga und die ­Wirbelsäule
Kapitel 3:Das Skelettsystem
Kapitel 4:Das Muskelsystem
Kapitel 5:Einblick in die Asanas
Kapitel 6:Haltungen im Stehen
Kapitel 7:Haltungen im Sitzen
Kapitel 8:Haltungen im Knien
Kapitel 9:Haltungen in Rückenlage
Kapitel 10:Haltungen in Bauchlage
Kapitel 11:

Vorwort

Es ist mir eine Freude, dieses Vorwort zu einer erweiterten, aktualisierten und verbesserten Auflage vonYoga-Anatomiezu schreiben. Vor allem aber würdigt diese neue Fassung die Ko-Autorenschaft meiner professionellen Partnerin und Freundin Amy Matthews. In der Erstausgabe beschrieb ich die Zusammenarbeit mit Amy als eine der erfüllendsten und dankbarsten beruflichen Beziehungen, die ich je hatte. Nun, nach ein paar weiteren Jahren der Zusammenarbeit, lasse ich die Einschränkung »eine der« weg. Wenn ich mit Amy zusammenarbeite, ist es, als seien unsere unterschiedlichen Kenntnisse und Sichtweisen zwei spezialisierte Gehirnhälften, die sich zu einer Art Superhirn zusammenschließen. Es ist eine herrliche Erfahrung, mit jemandem zu arbeiten, der mich um ein Vielfaches schlauer macht, als ich allein es wäre. Fehlt nur noch Sharon Ellis’ Zeichenkunst und die Unterstützung unseres kreativen Teams beiThe Breathing Project, und die Mischung ist komplett.

Nach der Veröffentlichung von Yoga-Anatomie im Sommer 2007 war der Erfolg des Buches für alle eine große Überraschung. Inzwischen wurde es in 19 Sprachen übersetzt und über 300 000-mal verkauft – es ist und bleibt eines der meistverkauften Yoga-Bücher in den USA. Wir haben sehr viele positive Rückmeldungen von Lesern erhalten, viele davon sind Ausbilder, die Yoga-Anatomie in ihren Yoga-Lehrgängen zur Pflichtlektüre gemacht haben. Auch Orthopäden, Chiropraktiker, Physiotherapeuten, Fitnesstrainer sowie Pilates- und Gyrotonic-Instruktoren arbeiten mit dem Buch.

Besonders positive Rückmeldungen habe ich vor allem zu den ersten beiden Kapiteln erhalten, die sich um die Wirbelsäule und die Atmung drehen. Mit diesen beiden Kapiteln wollte ich Wissen weitergeben, das ich zu gern schon vor 25 Jahren gehabt hätte, als ich die anatomischen Hintergründe jener Atemtechniken zu verstehen versuchte, die mein Lehrer bei der Durchführung der Asanas anwendete. Ich freue mich besonders darüber, dass dieses Wissen so gute Resonanz gefunden hat und dass sich mit der zweiten Ausgabe die Gelegenheit ergibt für zusätzliche Illustrationen und nähere Erläuterungen zum intrinsischen Gleichgewicht, von den Bandhas sowie für eine kurze Geschichte der Wirbelsäule; all dies war in der ersten Ausgabe aus Platzgründen gestrichen worden.

Daneben haben Amy und ich auch Kritik von Lesern, Kollegen und Experten aller möglichen Disziplinen erhalten. Die Auseinandersetzung mit diesem Feedback hat zu einigen Verbesserungen geführt, besonders aber zu zwei neuen, von Amy verfassten Kapiteln über das Skelett- und das Muskelsystem. Diese beiden Kapitel sind auf raffinierte Weise einfach und machen Yoga-Anatomie für die Leser noch nützlicher, da die anatomischen Begriffe in den Asana-Kapiteln, besonders die Gelenkaktionen und Muskelaktivitäten, nun noch leichter verständlich sind.

Das fünfte Kapitel ist ein neuer, gemeinsam verfasster Text, in dem wir den Ansatz und die Auswahl der Schwerpunkte unserer Asana-Analysen erläutern. Dieses Kapitel sollten Sie lesen, bevor Sie mit den einzelnen Asanas beginnen, da hierin unsere unkonventionelle und manchmal kontroverse Herangehensweise in Sachen Klassifizierung, Atmung, Gelenkaktion und Muskelaktivität erläutert wird.

Amy hat den gesamten Asana-Teil durchgesehen und umgearbeitet. Sie hat beliebige oder irritierende Klassifizierungen, Begriffe und Gedanken entfernt und mit zusätzlichen Informationen mehr Klarheit bei den Muskelaktivitäten und ein einheitlicheres Erscheinungsbild geschaffen. Lydia Mann hat zum Layout beigetragen, indem sie die revidierten Informationen in eine leichter verständliche Tabellenform gebracht hat. Zu den weiteren Verbesserungen zählen zusätzliche Asana-Varianten und neue Verzeichnisse, mit denen sich Abbildungen bestimmter Muskeln und Gelenke finden lassen, außerdem Korrekturen und durchgehend neu beschriftete Illustrationen.

Amy und ich sind uns sicher, dass diese Neuausgabe von Yoga-Anatomie auch weiterhin ein zuverlässiges Arbeitsmittel für diejenigen sein wird, die Yoga oder andere Arten gesunder Bewegung praktizieren oder lehren. Wir hoffen, dass Ihnen das Benutzen des Buches so viel Freude macht wie uns das Schreiben. Bitte teilen Sie uns auch weiterhin Ihre Erfahrungen im Umgang mit diesem Buch mit.

Leslie Kaminoff New York City September 2011

Dank

Zuallererst möchte ich meiner Familie danken: Uma, Sasha, Jai und Shaun. Ihre Geduld, ihr Verständnis, ihre Liebe und ihre Unterstützung haben mich über den langwierigen Prozess hinweg begleitet, in dem ich dieses Buch konzipierte, schrieb, bearbeitete und revidierte. Ich möchte auch meinem Vater und meiner Mutter dafür danken, dass sie die Interessen und die unkonventionelle Karriere ihres Sohnes über die letzten 40 Jahre hinweg unterstützt haben. Ein Kind seinen eigenen Weg finden zu lassen, ist vielleicht das Großartigste, das Eltern schenken können.

Dieses Projekt war eine Kooperation im besten Sinne und wäre nie ohne die unschätzbare kontinuierliche Hilfe eines unglaublich talentierten und engagierten Teams zustande gekommen. Lydia Mann, deren Funktion am besten mit »Projekt- und Autoren-Bändigerin« beschrieben wäre, ist eine begabte Designerin, Künstlerin und Freundin, die mich durch alle Phasen dieses Projekts begleitet hat: Sie hat das Buchkonzept entwickelt, geklärt und gestaltet, den Großteil der Fotos gemacht (einschließlich der Autorenporträts) und den Umschlag entworfen. Ohne Lydias partnerschaftliche Hilfe würde dieses Buch immer noch irgendwo zwischen meinem Kopf und meiner Festplatte herumhängen.

Sharon Ellis hat sich als fähige, aufmerksame und flexible medizinische Illustratorin erwiesen. Als ich sie nach Bewunderung ihrer Arbeiten im Internet für dieses Projekt gewann, war ihr Yoga noch fremd, aber bald schon warf sie mit Sanskritbegriffen um sich und erfühlte eine Haltung nach der anderen wie eine richtige Yogini.

Dieses Projekt gäbe es gar nicht, wenn die Leute bei Human Kinetics nicht die ursprüngliche Idee dazu gehabt hätten. Martin Barnards Recherche führte dazu, dass mir das Projekt überhaupt angeboten wurde. Leigh Keylock, Laura Podeschi und Jason Muzinic hielten das Projekt mit redaktioneller Anleitung und Engagement in der Spur. Ich kann ihnen gar nicht genug für ihre Unterstützung und Geduld danken – besonders für ihre Geduld.

Ein ganz besonderer Dank gilt meinem Agenten und guten Freund Bob Tabian, der mir eine immer verlässliche Stimme der Vernunft und der Erfahrung war. Er ist der Erste, der in mir einen Autor sah und den Glauben daran, dass ich einer sein könnte, nie aufgegeben hat.

Für Bildung, Inspiration und Coaching danke ich Swami Vishnu Devananda, Lynda Huey, Leroy Perry Jr., Jack Scott, Larry Payne, Craig Nelson, Gary Kraftsow, Yan Dhyansky, Steve Schram, William LaSassier, David Gorman, Bonnie Bainbridge Cohen, Len Easter, Gil Hedley und Tom Myers. Außerdem danke ich allen meinen Schülern und Klienten dafür, dass sie meine treuesten und forderndsten Lehrer waren und sind.

Ein herzliches Dankeschön geht auch an alle, die für unsere Illustrationen Modell gestanden haben: Amy Matthews, Alana Kornfeld, Janet Aschkenasy, Mariko Hirakawa (unser Covermodel), Steve Rooney (der auch das Studio im International Center of Photography für umfangreiche Aufnahmen zur Verfügung stellte), Eden Kellner, Elizabeth Luckett, Derek Newman, Carl Horowitz, J. Brown, Jyothi Larson, Nadiya Nottingham, Richard Freeman, Arjuna (Ronald Steiner), Eddie Stern, Shaun Kaminoff und Uma McNeill. Danke auch an das Krishnamacharya Yoga Mandiram für die Erlaubnis, die berühmten Fotografien von T. Krishnamacharya als Vorlage für die Zeichnungen zu Mahamudra und Mulabandhasana zu verwenden.

Unschätzbare Hilfe erfuhr dieses Projekt auch von Jen Harris, Edya Kalev, Alana Kramer, Leandro Willaro, Rudi Bach, Jenna O’Brien und Sarah Barnaby sowie durch alle Lehrer, Mitarbeiter, Schüler und Unterstützer von The Breathing Project.

Leslie Kaminoff

Als Erstes danke ich Leslie für sein großzügiges Wesen. Seit er mich 2003 dazu einlud, bei The Breathing Project mitzumachen, hat er mich immer in meinem Unterrichtsstil bestärkt, seinen Schülern meine Kurse und Workshops empfohlen und mich bei der Entstehung dieses Buches mitwirken lassen.

Ich wusste gar nicht, was auf mich zukam, als er mich um Hilfe bei der Verwirklichung einer »super Idee« für ein Buch über die Anatomie des Yoga bat! Im Entstehungsprozess dieses Buches und seiner zweiten Ausgabe führten wir viele Gespräche, in denen wir die Ideen des jeweils anderen hinterfragten, überprüften und weiterdachten, bis das, was wir mitteilen wollten, immer klarer und feiner wurde.

Dass ich heute die Lehrerin sein kann, die ich bin, verdanke ich vor allem meiner Familie. Meine Eltern haben mich beide dazu ermutigt, auf eigene Faust Fragen zu stellen und Antworten zu finden. Mein Vater war immer bereit, mir Dinge zu erklären, und meine Mutter brachte mich zum Nachschlagen und Rausfinden. Von ihnen habe ich gelernt, selbst nachzuforschen und mir meine eigene Meinung zu bilden – und kein Detail war zu gering, um Beachtung zu finden!

Ich danke allen Lehrern, die meine Neugier und meinen leidenschaftlichen Forscherdrang gefördert haben: allen voran Alison West dafür, dass sie in ihrem Yoga-Unterricht den Geist des Erkundens und Fragens kultiviert, Mark Whitwell dafür, dass er mich immer wieder daran erinnert, warum ich unterrichte, Irene Dowd für ihren Enthusiasmus und ihre Genauigkeit und Bonnie Bainbridge Cohen, die als Lehrerin ein Geschenk ist, weil sie Leidenschaft und Mitgefühl sich selbst und ihren Schülern gegenüber vorlebt.

Einige Menschen haben während des Entstehungsprozesses des neuen Materials für die zweite Ausgabe eine wichtige Rolle gespielt. Ein herzlicher Dank gebührt Chloe Chung Misner dafür, dass sie jeden Entwurf der neuen Kapitel las und mich daran erinnerte, in meinen Knochen zu sein. Michelle Gay konnte ebenfalls nie genug kriegen und stellte unglaublich nützliche Fragen. Die Schüler von The Breathing Project inspirierten mich als Lehrerin immer wieder. Und das Personal dort, besonders Alana, Edya, Alyson und Alicia, hielt den Laden auf unbeschreiblich gute Weise am Laufen, wenn Leslie und ich ganz in dieses Projekt vertieft waren.

Sarah Barnaby hat sich als unschätzbare Kollegin erwiesen, indem sie mir bei der Überarbeitung der Asanas für die zweite Ausgabe half, Ideen für die Abbildungen lieferte und mich prinzipiell daran erinnerte, was ich sagen wollte. Außerdem bearbeitete sie das Material für die Verzeichnisse und las bei jedem Arbeitsstadium Korrektur.

Ich bin all denen dankbar, die mir während der Arbeit an diesem Buch geholfen haben: meinen besten Freundinnen Michelle und Aynsley, Karen, deren Unterstützung mir bei der Entstehung der ersten Ausgabe Kraft gegeben hat, der sommerlichen BMC-Küchentischrunde mit Wendy, Elizabeth und Tarina, Kidney und allen, von denen ich keine Fragen mehr nach dem Buch hören wollte, besonders Moonshadow, Raven-Light, Michael, Rosemary und Jesse. Und ein liebevolles Dankeschön geht an Sarah, die mich immer wieder dazu inspiriert, mit meinem Leben und Lehren kreativer und offener umzugehen, als ich es je für möglich gehalten hätte.

Amy Matthews

Einführung

Dieses Buch ist alles andere als eine erschöpfende Studie der menschlichen Anatomie oder der unüberschaubaren Wissenschaft vom Yoga. Ein solches Buch wäre unmöglich. Beide Wissensgebiete bergen unendlich viele Facetten, auf mikroskopischer wie auf makroskopischer Ebene – und alle sind unendlich faszinierend und unter Umständen auch nützlich. Wir möchten nur einige wichtige anatomische Details vorstellen, die für all jene von hohem Nutzen sind, die sich mit Yoga befassen, ob als Schüler oder als Lehrer.

Das wahre Selbst ist ein verkörpertes Selbst

Beim Yoga geht es darum, an etwas zu rühren, was tief in uns steckt: das wahre Selbst. Das Ziel dieser Suche wird oft in mystische Begriffe gefasst, so als existiere unser wahres Selbst nur auf einer nichtmateriellen Ebene. Dieses Buch vertritt die entgegengesetzte Haltung, nämlich dass wir unser Innerstes gerade dann erreichen, wenn wir uns in unseren physischen Körper begeben. Sobald wir dort angekommen sind, werden wir nicht nur unsere Anatomie begreifen, sondern diejenige Wirklichkeit erfahren, die uns mit den Grundprinzipien des Yoga in Einklang bringt.

Dies ist eine echte körperlich-spirituelle Erfahrung. Wir unterscheiden streng zwischen Mystik (der Behauptung einer wahrnehmbaren, übernatürlichen Wirklichkeit, die auf außersinnliche Weise erfahrbar ist) und Spiritualität (abgeleitet vom lateinischen Wort spiritus, das für »Atem« steht und für das Seelenhafte, Empfindsame und Lebendige im Menschen).

Der Grund für das wechselseitig Erhellende in der Beziehung zwischen Yoga und Anatomie ist ganz einfach: Die Urprinzipien des Yoga gründen auf einem feinen und tiefen Verständnis der Konstruktionsweise des menschlichen Körpers. Yoga befasst sich mit dem Selbst, und das Selbst ist eine Eigenschaft des physischen Körpers.

Yoga-Praxis und unterschiedliche Sichtweisen

Die alten überlieferten Lehren entwickelten sich einst durch weise Beobachtung des Lebens in all seinen Formen und Ausdrucksweisen. Die kenntnisreiche Beobachtung von Menschen machte das Praktizieren des Yoga (Kriya Yoga) möglich, wie es als Erster Patañjali formulierte und wie es Reinhold Niebuhr in seinem berühmten Gelassenheitsgebet nachempfand.1Durch das Praktizieren lernen wir, zwischen Dingen zu unterscheiden(swadhyaya),die wir ändern können (tapah) und solchen, die wir nicht ändern können (isvarapranidhana).

Ist das nicht ein hervorragender Grund, im Zusammenhang mit Yoga die Anatomie zu studieren? Wir wollen wissen, was in uns ist, damit wir verstehen können, warum manche Dinge relativ leicht zu ändern sind, während es bei anderen so schwierig scheint. Wie viel Energie sollten wir darauf verwenden, unseren eigenen Widerstand zu überwinden? Wann sollten wir lieber daran arbeiten, uns in etwas zu fügen, was wahrscheinlich nicht veränderbar ist? Beides ist mühsam. Denn sich zu fügen, ist ein Willensakt. Dies sind nicht enden wollende Fragen, deren Antworten sich mit jedem Tag zu ändern scheinen – und genau deshalb müssen wir sie immer wieder stellen.

Ein paar anatomische Kenntnisse sind bei diesem Unterfangen hilfreich, besonders wenn wir das Thema Atmung in unsere Forschungen miteinbeziehen. Was macht den Atem zu einem derart fähigen Yoga-Lehrer? Die Atmung ist von zwiespältiger Natur, denn sie ist einerseits willkürlich, andererseits unwillkürlich und versinnbildlicht so die ewige Frage danach, was wir steuern oder ändern können und was nicht. Wir alle stehen irgendwann vor dieser persönlichen und doch universellen Frage, wenn wir uns weiterentwickeln wollen.

Willkommen in meinem Laboratorium

Yoga gibt dem Anatomiestudium einen Beziehungsrahmen, der auf der Frage gründet, wie sich die Lebenskraft selbst durch Bewegungen des Körpers, des Atems und des Geistes ausdrückt. Die uralte Metaphernsprache des Yoga hat sich durch anatomische Experimente von Millionen von Forschenden während Tausenden von Jahren gebildet. All diese Forschenden benutzten das gleiche Labor: den menschlichen Körper. Ziel dieses Buches ist es, eine Führung durch dieses Laboratorium anzubieten, die erklärt, wie die Gerätschaften funktionieren und welche Versuchsanordnungen einen Erkenntnisgewinn versprechen. Statt genauer Anleitungen für eine bestimmte Yoga-Richtung möchte ich solide Grundkenntnisse vermitteln, die der Ausübung aller Arten von Yoga zugrunde liegen.

Da es beim Yoga auf das Zusammenwirken von Atem und Wirbelsäule ankommt, werden wir diesen Systemen besondere Beachtung schenken. Indem alle anderen Körperstrukturen bezüglich ihres Verhältnisses zu Atem und Wirbelsäule untersucht werden, wird Yoga zur Grundlage für das Verständnis der Anatomie. Außerdem würdigen wir die yogische Sichtweise der dynamischen Verbundenheit, indem wir eine reduktionistische Analyse der Haltungen und eine Aufzählung ihrer Vorteile vermeiden.

Alles, was wir brauchen, ist da

Die alten Yogis waren der Ansicht, dass wir drei Leiber besitzen: einen physischen, einen astralen und einen kausalen. So gesehen ist die Yoga-Anatomie ein Studium der feinen Energieströme, die durch die Schichten oder »Hüllen« dieser drei Leiber fließen. Es geht in diesem Buch nicht darum, diese Ansicht zu untermauern oder infrage zu stellen. Aber ich möchte Ihnen als Leser dieses Buches die Vorstellung nahebringen, dass Sie einen Geist und einen Körper besitzen, der ein- und ausatmet und sich in einem Gravitationsfeld bewegt. Und so können Sie unermesslichen Nutzen aus einem Lernprozess ziehen, der Sie dazu befähigt, klarer zu denken, leichter zu atmen und sich effizienter zu bewegen. Das ist unser Ausgangspunkt und gleichzeitig die grundlegende Definition des Yoga-Praktizierens: die Integration von Geist, Atem und Körper.

Eine weitere alte Weisheit sagt uns, dass die Hauptaufgabe beim Yoga-Praktizieren darin besteht, Blockaden zu lösen, die dem natürlichen Funktionieren unseres Organismus im Wege stehen. Das mag einfach klingen, widerspricht jedoch der weitverbreiteten Ansicht, dass unsere Probleme auf einem Mangel an etwas beruhen. Durch Yoga können wir lernen, dass alles, was wir für Glück und Wohlbefinden brauchen, in unserem System bereits vorhanden ist. Wir müssen nur einige der Blockaden identifizieren und beseitigen, die die naturgegebenen Kräfte in ihrem Wirken behindern, »wie ein Bauer, der einen Damm ansticht, damit Wasser dort auf das Feld fließen kann, wo es gebraucht wird«2. Diesen Ausspruch darf sich jeder zu Herzen nehmen, egal wie alt, schwach oder unflexibel er ist: solange es Atem und Geist gibt, kann es auch Yoga geben.

Von der Wiege zur Schwerkraft

Statt den Körper als ein aus Zügen und Scharnieren bestehendes System zur Überwindung der Schwerkraft anzusehen, begreifen wir ihn als dynamisch verbundene Reihe von spiralförmigen Röhren, Kanälen und Kammern, die sich von innen heraus selbst stützen.

Diese Stützfunktion geschieht teilweise unabhängig von der Muskeltätigkeit und ihrer Stoffwechselleistung. Dieses Phänomen nennen wir »intrinsisches Gleichgewicht« und seine Wirkungsprinzipien lassen sich daran messen, wie Wirbelsäule, Brustkorb und Becken durch mechanische Spannung miteinander verknüpft sind. Die von diesen Strukturen gebildeten Hohlräume weisen einen Druckunterschied auf, der unsere Organe aufwärts streben lässt, hin zum Brustkorb, der Körperregion mit dem niedrigsten Druck.

Warum braucht man eine gewisse Praxis, um diese tief im Innern liegende Stützfunktion nutzen zu können? Gewohnheitsmäßige Anspannung häuft sich an im Laufe des lebenslangen Einsatzes von Zügen und Scharnieren gegen die ständige Belastung durch die Schwerkraft und laufend modulierte Atemmuster sind eine Methode, um unsere innere Gefühlswelt zu regulieren. Solche Atmungs- und Haltungsgewohnheiten wirken meist unbewusst, es sei denn, absichtliche Veränderungen (tapah) beeinflussen durch eine Praxis wie Yoga das System. Daher bezeichnen wir Yoga auch oft als kontrollierte Stresssituation.

Vor diesem Hintergrund wird das Praktizieren der Asanas zu einer systematischen Erforschung und Befreiung der tiefer liegenden, sich selbst erhaltenden Kräfte von Atem und Haltung. Vorschläge hinsichtlich Atmung, Körperhaltung und Achtsamkeit, die bei dieser Erforschung weiterhelfen können, bietet der Asana-Teil des Buches.

Asanas sind keine Formen, die dem menschlichen Organismus aufgezwungen werden sollen. Stattdessen sollten sie als Möglichkeit begriffen werden, die von der Natur vorgesehene innere Ordnung aufzudecken. Was nicht bedeutet, dass wir Fragen zur Haltung, Stellung oder zum Bewegungsablauf vernachlässigen sollten. Wir möchten nur betonen, dass die richtige Haltung ein Mittel zu einem höheren Zweck ist und kein Selbstzweck. Wir leben nicht, um Yoga auszuüben, sondern wir praktizieren Yoga, damit wir leben – leichter, freudvoller und anmutiger.

1Reinhold Niebuhr (1892–1971), US-amerikanischer Theo­loge: »Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.«

2Aus Yoga-Sutras von Patañjali, 4. Kapitel, Sutra 3,in: TheHeart of Yoga: Developing Personal Practice von T. K. V. Desikachar (Inner Traditions International, 1995)

Dieses Kapitel behandelt, ausgehend von der Zelle, die Anatomie der Atmung aus yogischer Sicht. Von der Zelle als Grundeinheit des Lebens kann man überraschend viel über Yoga lernen. Tatsächlich kann man die wesentlichen Grundideen des Yoga durch aufmerksames Beobachten der Zellform und -funktion ableiten. Und wenn man das Funktionsprinzip einer einzelnen Zelle versteht, hat man das Funktionsprinzip von allem begriffen, was aus Zellen besteht, wie etwa das des menschlichen Körpers.

Die Zelle als Basis des Yoga-Unterrichts

Zellen sind die kleinsten Bausteine aller Lebensformen, vom Einzeller bis zum Tier mit vielen Billionen Zellen. Der menschliche Körper, der aus ungefähr 100 Billionen von ihnen besteht, entwickelt sich aus zwei neu geschaffenen Zellen.

Eine Zelle besteht aus drei Teilen: der Zellmembran, dem Kern und dem Zytoplasma. Die Membran der Zelle trennt die Innenwelt, bestehend aus Zytoplasma und Zellkern, von ihrer äußeren Umgebung, in der sich die für die Zelle notwendigen Nährstoffe befinden.

Die Nährstoffe müssen die Membran durchdringen, um im Innern verstoffwechselt zu werden und der Zelle Energie für ihre Lebensfunktionen zu liefern. Als unvermeidliche Folge dieses Stoffwechselvorgangs entstehen Abfallstoffe, die wiederum durch die Membran austreten müssen.

Jede Schwächung der Zellfunktion, um Nährstoffe herein- oder Abfallprodukte herauszulassen, resultiert im Tod der Zelle durch Entkräftung oder Vergiftung. Die yogischen Begriffe, die diesen Zellfunktionen zuzuordnen sind, lauten Prana und Apana. Die strukturellen Eigenschaften der Membran, die diese Funktionen ermöglichen, lassen sich mit den Begriffen »Sthira« und »Sukha« beschreiben.

Prana und Apana

Das Sanskrit-Wort Prana setzt sich zusammen aus pra-, der präpositionellen Vorsilbe »vor-«, und an, einem Verb, das sowohl »atmen«, »blasen« als auch »leben« bedeutet. Prana bezeichnet nicht nur das, was als Nahrung eingenommen wird, sondern auch den Vorgang des Einnehmens. In diesem Kapitel bezieht sich das Wort auf die Lebensprozesse eines Einzelwesens. In einer anderen Wortbedeutung ist Prana ein weit gefasster Begriff, der die ­Manifestation einer universellen schöpferischen Lebensenergie bezeichnet.

In lebenden Organismen müssen sich die Kräfte im Gleichgewicht befinden, daher gibt es einen dem Prana entgegengesetzten yogischen Begriff: Apana, abgeleitet von apa, was so viel wie »weg«, »ab« oder »hinab« bedeutet. Apana bezieht sich auf die Ausscheidungsstoffe sowie den Vorgang des Ausscheidens selbst. Diese beiden grundlegenden yogischen Begriffe – Prana und Apana – drücken die wesentlichen Funktionen des Lebens auf jeder Ebene aus, von der Zelle bis zum Organismus.

Sthira und Sukha

Wenn Prana und Apana Funktionen beschreiben, wie steht es dann um die strukturellen Bedingungen, die in einer Zelle bestehen müssen, damit Nährstoffe eindringen und Abfallstoffe austreten können? Diese Funktion erfüllt die Membran– eine Struktur, die durchlässig genug sein muss, Stoffe herein- und hinauszulassen (siehe unten Abb. 1.1). Ist die Membran jedoch zu durchlässig, verliert die Zelle ihre Beständigkeit, indem sie entweder vor Innendruck explodiert oder unter dem Druck von außen implodiert.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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