Zahnimplantate Segen,Fluch, oder...? - Reiner Wein - E-Book

Zahnimplantate Segen,Fluch, oder...? E-Book

Reiner Wein

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Beschreibung

Wer hat schon Lust getrennt von seinen Zähnen zu schlafen? Implantate als Neuerung haben viel versprochen. Schon als Studenten haben wir - im Rahmen der Ausbildung vor über 20 Jahren - viel über die Möglichkeiten der Implantologie gelernt. Keine herausnehmbare Prothese mehr und fest sitzende Prothetik auch nach Verlust aller Zähne, das schafft viel Komfort. Jeder wurde von der Euphorie mitgerissen. So habe ich viel über die Erfolgsgeschichte gelernt. Implantate können lange halten, Implantate können aber auch früh versagen. Die Anzahl der Implantate, die ich selbst gesetzt habe, ist sehr überschaubar. Nach meiner Facharztausbildung hat die medizinische Forschung extreme Fortschritte gemacht und ich konnte im Rahmen von Fortbildungen und in der Literatur viel über Stoffwechsel, Knochenstoffwechsel, Immunologie etc. sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der klinischen Forschung erfahren. Es gibt heute einen ganzen Schwung neuer Therapieverfahren, neuer Medikamente und immer älter werdende Patienten. Im Rahmen der Implantologie hat sich dagegen nicht viel Grundlegendes getan. Allerdings gibt es viele neue Einflüsse auf die Implantologie. In Notdiensten habe ich implantologische Fehlschläge zu Gesicht bekommen. Zudem musste ich bei vielen Patienten mit bisphosphonatassoziierten Kiefer-Nekrosen (toter Knochen) toten und eiternden Knochen entfernen. Das hat meinen Blick auf die Implantologie etwas verändert. Bislang hatte ich Implantologie nur aus der Sicht des Behandlungserfolges gesehen. Jetzt fragte ich mich, was mit den Patienten passiert, deren Implantattherapie nicht so erfolgreich war. Ich fragte mich, ob Fehlschläge durch neue Therapiemöglichkeiten in der Medizin häufiger werden konnten. In der Lotterie glaubt jeder, er könne der Glückliche sein. In der Implantologie glaubt niemand, er könne der Pechvogel sein, obwohl die Wahrscheinlichkeit ungleich höher ist. So habe ich in einfacher Form ein wenig Hintergrundinformation zusammengetragen, um dem Patienten ein wenig mehr Einsicht in die Implantologie zu geben. Vielleicht hilft es dem einen oder anderen ein wenig seine Entscheidung zu treffen und möglicherweise jene Fragen an den Arzt oder Zahnarzt zu stellen, die sonst nicht zur Sprache kommen. Letzten Endes muss der Patient die Entscheidung treffen. Es ist seine Gesundheit, es ist seine Lebensqualität. Es ist auch der Patient, der nach einem Misserfolg den Rest seines Lebens mit den Folgeschäden leben muss.

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Veröffentlichungsjahr: 2013

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Reiner Wein

Zahnimplantate Segen,Fluch, oder...?

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Vorwort

In der Zahnmedizin findet man den letzten Jahren einen regelrechten Boom der Implantologie. Immer mehr Zahnärzte stürzen sich schwerpunktmäßig auf dieses Gebiet. Einige Zahnärzte überweisen die Patienten zu einem chirurgisch ausgebildeten Zahnarzt, also einem Oralchirurgen oder einem Arzt für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, um die künstlichen Zahnwurzeln einsetzen zu lassen.

Der Chirurg ist mittlerweile eher Erfüllungsgehilfe des überweisenden Zahnarztes. Führt der Chirurg den verlangten Eingriff nicht durch, so läuft er Gefahr, den Überweiser zu verlieren. So ist zu verstehen, dass der Chirurg im Spannungsfeld zwischen dem medizinischen Wissen und ökonomischen Zwängen steht. Selbst durfte ich die dadurch entstehende Existenzangst im Rahmen einer Praxisvertretung erleben. Nachdem ich einen Patienten mit der Bitte um zahnärztliche Revision zum Zahnarzt zurückgeschickt hatte, wurde ich am darauffolgenden Tag von der völlig aufgelösten Praxisinhaberin kontaktiert. Die Überweiser würden keine universitäre Spitzenmedizin betreiben. Auf dem Lande würden andere Maßstäbe gelten. Ich solle das tun, was der Überweiser verlangt. Das leuchtete mir zwar nicht ein, aber ich verstand die unselige Abhängigkeit des Spezialisten. Möglicherweise war das eine große Ausnahme. Jedenfalls zeigte es mir, dass es doch notwendig war, dass der Patient über mehr Kenntnisse verfügt, um zu verstehen, was mit ihm passiert.

Zum einen besteht die Abhängigkeit des Chirurgen vom Überweiser, zum anderen wird durch den Unternehmensberater vorgegeben, wie groß der Umsatz pro Stunde zu sein hat, um den ökonomischen Anforderungen Genüge leisten zu können.

Eine ausführliche Diskussion über das Für und Wider eines Implantates ist im Praxisbetrieb absolut nicht möglich. Die Zeit reicht gerade zum Festlegen, wo Implantate gesetzt werden sollen und zur Aufklärung über die damit verbundenen Risiken, sei es in Bezug auf die Operation selbst, Komplikationen nach der Operation oder über einen möglichen Verlust des Implantates.

Der Patient muss also schon wissen, dass er ein Implantat haben möchte, wenn er zum Chirurgen geht. Um ein wenig mehr Einsicht in die Therapie zu bekommen, habe ich in groben Zügen zusammengetragen, was dem Therapeuten als Hintergrundwissen zur Verfügung steht. Es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Ich möchte auch nicht verhehlen, dass mir in einer Praxis bei einem Vorstellungsgespräch mitgeteilt wurde, dass Parodontalbehandlungen nicht lange durchgeführt werden. Es solle genügend Knochen für ein Implantat übrigbleiben. Deshalb würde man einen parodontal geschädigten Zahn frühzeitig entfernen. Die Praxis war letzten Endes dann doch nichts für mich.

Was hier nicht abgehandelt wird ist, wie groß der Wunsch des Therapeuten ist, Zähne so lange wie möglich und, falls notwendig, mit minimalen Eingriffen zu erhalten. Auch hier ist die Ökonomie (der Verdienst) sicher nicht ganz ohne Einfluss.

1. Knochen

Zahnimplantate werden im Knochen verankert. Daher muss man wissen, was für ein Organ der Knochen ist. Es gibt viel Literatur, die sich mit Knochen beschäftigt. Hier sollen nur ein paar Prinzipien erklärt werden, welche für die Implantologie wichtig sind.

Der Knochen ist aus einer Grundsubstanz und aus Mineralien aufgebaut. Die Grundsubstanz, das Osteoid und Fasern, die im Knochen verlaufen, sind weich. Hart wird der Knochen erst durch die Mineralien, überwiegend Kalzium und Phosphat, genauer gesagt Hydroxylapatit. Knochen ist kein Stück Holz, mit dem man basteln kann, sondern ein sehr stoffwechselaktives Organ. Bereits 1871 hat ein Forscher herausgefunden, dass der Knochen ständig umgebaut wird, damit er den Belastungen gewachsen ist. Aus dem Jahr stammt jedenfalls der Artikel, in dem ich das gelesen habe. Dieser Herr Wolff, nach dem das Umbauprinzip (Wolff’sches Gesetz) benannt ist, hat folgendes beobachtet.

Wird eine Zugbelastung ausgeübt, so wird am Knochen etwas angebaut. Bei starkem Zug beispielsweise durch die Sehnen wird der Knochen im Bereich des Sehnenansatzes stabiler. Bei ständigem Druck auf den Knochen wird der Knochen an der Stelle des Druckes abgebaut. Das passiert beispielsweise dann, wenn ein Blutgefäß auf eine Rippe drückt. Das nennt der Radiologe dann eine Usur.

Was wird genau auf- und abgebaut?