Zeichen des Abfalls! - Rolf Wiesenhütter - E-Book

Zeichen des Abfalls! E-Book

Rolf Wiesenhütter

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Beschreibung

500 Jahre nach Martin Luther ist der christliche Glaube weitgehend aufgegeben. Bibel und Bekenntnis sind dem Zeitgeist angepasst. Mit manipulativer Rhetorik und bibelkritischen Korrekturen der Bibel ist der Glaubensabfall eingeleitet. Die Kirchen und Freikirchen entfernen sich immer mehr vom Ursprung christlicher Identität. Dieses Buch erläutert schonungslos offen die Zerstörung biblischer Wahrheiten durch die Kirchenoberen und zeigt Hintergründe auf. Es wird erläutert, was der wahre Glaube auf der Grundlage von Gottes Wort ist. Der Leser wird herausgefordert, teilweise vielleicht geschockt und aufgerüttelt. Das Buch will nicht anklagen, sondern zum Nachdenken und Umdenken anregen.

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Danke!

Von Herzen habe ich Grund zu danken. Zuallererst meinem Herrn und Heiland, durch den mir das Wesentliche des Themas aufgeschlossen wurde.

Meiner Frau Juliane danke ich von Herzen, die mir den notwendigen Freiraum gewährt hat um diese wichtige Arbeit fertigzustellen, und die mir in Rechtschreibung und Formulierungen mit Rat und Tat zur Seite stand.

Vielen Dank auch meinen Weggefährten im Glauben Prediger i.R. Heinz Laarhuis und Falko Wendlandt für ihre sachkundige Begleitung, sowie Dr. Volker Wagner, mit dem ich in vielen Stunden die Verständnisfragen der Thematik diskutieren konnte.

Last not least mein Dank an Dr. Johannes Lerle, der mir die Interpunktion auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt und damit das vorliegende Standartwerk abgerundet hat.

Dr. h.c. PHD Rolf Wiesenhütter

Zeichen des Abfalls!

Nicht nur zum Reformationsjubiläum ein Plädoyer für die Umkehr zu schriftgemäßem Glauben!

© 2017 Rolf Wiesenhuetter

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN

Paperback:

978-3-7439-1380-6

Hardcover:

978-3-7439-1381-3

e-Book:

978-3-7439-1382-0

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Alle Bibelstellen sind, soweit nicht anders vermerkt, der Lutherübersetzung von 1912 entnommen.

Abkürzungen der biblischen Bücher

Am.

Amos

Apg.

Apostelgeschichte

1.Chr.

1. Chronik

2.Chr.

2. Chronik

Dan.

Daniel

Eph.

Epheser

Esra

Esra

Est.

Ester

Gal.

Galater

Hab.

Habakuk

Hag.

Haggai

Hebr.

Hebräer

Hes.

Hesekiel (Ezechiel)

Hiob.

Hiob (Ijob)

Hld.

Hohelied

Hos.

Hosea

Jak.

Jakobus

Jer.

Jeremia

Jes.

Jesaja

Joel

Joel

Joh.

Johannes

1.Joh.

1. Johannes

2.Joh.

2. Johannes

3.Joh.

3. Johannes

Jona

Jona

Jos.

Josua

Jud.

Judas

Klgl.

Klagelieder

1.Kön.

1. Könige

2.Kön.

2. Könige

Kol.

Kolosser

1.Kor.

1. Korinther

2.Kor.

2. Korinther

Luk.

Lukas

Mal.

Maleachi

Mi.

Micha

Mk.

Markus

Matth.

Matthäus

1.Mo.

1. Mose (Genesis)

2.Mo.

2. Mose (Exodus)

3.Mo.

3. Mose (Levitikus)

4.Mo.

4. Mose (Numeri)

5.Mo.

5. Mose (Deuteronomium)

Nah.

Nahum

Neh.

Nehemia

Obd.

Obadja

Offb.

Offenbarung

1.Petr.

1. Petrus

2.Petr.

2. Petrus

Phil.

Philipper

Phlm.

Philemon

Pred.

Prediger (Kohelet)

Ps.

Psalm(en)

Ri.

Richter

Röm.

Römer

Rut.

Ruth

Sach.

Sacharja

1.Sam.

1. Samuel

2.Sam.

2. Samuel

Spr.

Sprüche (Sprichwörter)

1.Thess.

1. Thessalonicher

2.Thess.

2. Thessalonicher

1.Tim.

1. Timotheus

2.Tim.

2. Timotheus

Tit.

Titus

Zef.

Zefanja

„ Es ist nicht der große Glaube, der dich rettet, sondern der wahre Glaube! Die Rettung beruht nicht auf dem Glauben, sondern auf Christus, dem der Glaube vertraut!“

Charles Spurgeon

Zur Einführung

Es gibt im Neuen Testament einen Vers, der mir persönlich wichtig ist, weil er die Aufgabe der Theologie und der Theologen beschreibt. Petrus sagt nämlich: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist“ (1. Petr. 3,15). Damit haben wir eine Aufforderung, die nicht nur Theologen, sondern jeden Christen zur Verantwortung ruft. Vorbild für die christliche Gemeinde sollten diejenigen sein, die angeblich ihren Glauben zum Beruf gemacht haben und diesen damit als Lebensaufgabe ansehen. Glaubwürdig Christsein – ist das heute noch möglich? Sind diejenigen, die von sich behaupten, den christlichen Glauben nach außen in die Welt und nach innen zur Stärkung der Gemeinden zu verantworten, noch glaubhaft? Biblische Theologie hat neben vielem anderen die Aufgabe, die Grenzen deutlich zu machen, wo die Wahrheit des Wortes Gottes aufhört und die Irrlehre anfängt. Sie hat ein verbindliches Glaubensbekenntnis, das mit der Bibel übereinstimmt. Diese Übereinstimmung hat sich in den Predigten, Vorträgen und öffentlichen Stellungnahmen einzufinden. Glaubwürdige Theologie, das heißt, Gottes Gedanken nach zu denken und nach zu vollziehen. Wie anders könnte jemand an Jesus Christus glauben, wenn er nicht das Evangelium in Wahrheit gehört hätte? Aber verständlich reden von Jesus kann nur derjenige, der Seine Botschaft selbst verstanden und gründlich durchdacht hat. Nur wer selbst Klarheit hat, kann anderen ein klares Zeugnis geben. Daher gilt es, mit den Verantwortlichen zu rechten, sie zu stellen, wo die Grenze zur Irrlehre überschritten ist und die Selbstreflektion in der Verantwortung vor Gott und seinem Wort einzufordern. Nur so kann man dem eingangs angeführten Bibelzitat gerecht werden.

Warum aber hat die Theologie heute einen so schlechten Ruf? Warum sind selbst Christen inzwischen desinteressiert an theologischen Fragen? Darauf gibt es ausnahmsweise eine einfache Antwort. Der Weg der Wahrheit ist in großen Teilen der Christenheit verlassen. Stattdessen wurde der Zeitgeist zum Maß aller Dinge erhoben. Viele Theologen fordern inzwischen die Unterordnung des Wortes Gottes unter den Zeitgeist. „Die Bibel ist nicht für die Menschen von heute, sondern für die Menschen aus der Zeit ihres Entstehens geschrieben (…)“ sagte mir ein Hochschullehrer und fügte „salbungsvoll“ hinzu: „(…) und darum müssen wir in der heutigen Verkündigung das Wort Gottes neu für die heutige Zeit interpretieren.“ Das Resultat besteht inzwischen unübersehbar darin, dass persönliche Meinungen und Vorlieben der Verkündiger als die greifbaren Wahrheiten aus dem Wort Gottes verstanden werden. Die Spielräume der Interpretation werden immer weiter ausgedehnt und die säkular (weltlich) erzwungene Autorität der verantwortlichen Kirchenfürsten wird nicht mehr hinterfragt. An der Basis, in den Ortsgemeinden traut man sich keine Beurteilung oder Bewertung mehr zu. Sie bleibt unmündig gegenüber einer Theologie, die ihre Bodenhaftung verloren hat. Die Proportionen sind verdreht, aber klar bleibt die erste in diesem Buch vorzulegende Wahrheit, die lautet: Es darf uns nicht egal sein, wie die verantwortlichen Theologen und Pseudotheologen vom christlichen Glauben Rechenschaft geben. Nicht nur die vermeintlichen Experten, sondern jeder einzelne Christ ist berufen, im Alltag die gute Botschaft von Jesus Christus weiterzusagen und darin Jesu glaubhafter Zeuge zu sein. Man darf sich nicht damit begnügen, zu meinen, das Evangelium sei Ansichtssache. Das Gebot der Stunde lautet, selbst Gottes Wort zu studieren, ein regelmäßiges persönliches Gebetsleben zu pflegen und sich des Heils in Christus gewiss zu sein, welches uns durch das Geschehen auf Golgatha Sündenvergebung und ewiges Leben zusichert, sofern wir bereit sind, eine persönliche, vertrauensvolle Beziehung mit unserem Retter und Heiland Jesus Christus einzugehen. Denn dies ist die einzige und wahrhaftige Voraussetzung dafür, dass der Heilige Geist in Person in uns aktiv werden kann, um uns tatsächlich in die gottgegebene Wahrheit zu leiten. Niemand, der uns von Gott reden hört, wird sich auf den Glauben an Jesus Christus einlassen, wenn er beim Zuhören den Eindruck gewinnt, alles sei vage und Ansichtssache und die Auslegung von Bibeltexten sei ungewiss. Wir leben in einer Zeit, in der jeder Metzger uns sagen kann, was eine gute Wurst ausmacht, und jeder Mechaniker erkennt, was an einer Maschine defekt ist. Aber für Wahrheit und Wichtigkeit des Wortes Gottes sind uns heute weitgehend die Qualitätsmerkmale verlorengegangen. Um das zu ändern, braucht es drei Punkte, die es zu verinnerlichen gilt. Der erste lautet: Alle Theologie muss schriftgemäß sein! Menschen können von Gott nur das wissen, was er selbst ihnen offenbart hat. Daher muss alle Lehre an der Urkunde dieser Offenbarung gemessen werden. Mehr als diese Urkunde, Gottes Wort, die Bibel, preisgibt, können wir nicht wissen. Und das, was darin enthalten ist, dürfen wir nicht ignorieren. Unsere Verantwortung liegt darin, denen zu widerstehen, die dieser Urkunde etwas hinzudichten oder etwas weglassen. Der zweite Punkt, der gute und wahrhaftige Theologie ausmacht, ist die Beachtung des Zeitbezuges. Es ist unumgänglich zu begreifen, dass die Welt heute anders ist, als im Mittelalter oder zurzeit Jesu. Die Kultur, die Sprache und das Weltbild haben sich verändert. Aber die Botschaft Jesu ist noch immer dieselbe, auch, wenn sie auf neue Ohren trifft. Fatal ist, deshalb die gute Botschaft zu ändern. Vielmehr kommt es darauf an, die alte Botschaft in neue Situationen hineinzusprechen, ohne dabei dem Zeitgeist zu folgen. Es gilt, sich mit dem Zeitgeist auseinanderzusetzen, um in die Situation der Zeit hinein zu sprechen. Das Evangelium ist zu keiner Zeit alt oder jung, sondern es ist zu aller Zeit ganz dasselbe und allezeit gültig geblieben. Insofern kann die Rechenschaft vom biblischen Glauben nur dann ihren Zweck erfüllen, wenn sie auf die aktuelle geistliche Lage Bezug nimmt, die Sprache der Gegenwart spricht und die Fragen der Menschen kennt. Deshalb ist es aber doch Auftrag wahrhaftiger Christen, die Fragen nicht aus dem Zeitgeist, sondern aus Gottes Wort heraus so zu beantworten, so dass sie als Antwort auf die Fragen der Zeit vernommen werden. Gottes Wort erhebt den Anspruch, zu jeder Zeit aktuell und wahr zu sein.

Gute Theologie muss noch einem dritten Qualitätsmerkmal genügen. Der Wahrheitsanspruch des Wortes Gottes soll auf schlüssige und einleuchtende Weise präsentiert werden. Als Christen treten wir damit auf, den Menschen die Wahrheit zu bringen und treten damit in Widerspruch zu allen Weltanschauungen, Philosophien und Glaubensweisen, die behaupten, mit dem gleichen Anspruch aufzutreten. Daher wäre es fatal, in der eigenen Verkündigung mit Widersprüchen aufzutreten. In unserem Land haben wir es mit vielen kritischen und klugen Leuten zu tun, vor denen wir bei einfachen Fragen und Einwänden nicht kapitulieren dürfen. Daher müssen wir im Dialog genau wissen, was wir glauben und warum wir glauben. Unsere Antworten müssen durchaus durchdacht und schlüssig in der Argumentation sein. Die Wahrheit kennt keine Denkverbote und muss sich vor kritischen Fragen nicht verstecken. Sie kann sich Offenheit leisten. Ohne Denkverbote braucht sie sich selbst vor der wissenschaftlichen Auseinandersetzung nicht zu scheuen. So können wir auch Philosophen, Naturwissenschaftlern und Atheisten glaubhaft gegenübertreten. Schriftgemäß, zeitbezogen und widerspruchsfrei, das ist die Herausforderung an die Christen unserer Tage.

Wie aber ist die Realität? Man hat den Eindruck, im Theologengewimmel ist alles planlos. Nur wenige scheinen in der Lage zu sein, den Theologen vom „Theolügner“ zu unterscheiden. Anstatt zu reparieren wird immer mehr kaputt gemacht. Religiöse „Lehrer“, die von Dingen reden, die sie nicht verstehen, meinen, sie könnten die biblische Offenbarung verbessern und ruinieren sie damit immer mehr. Viele tun es nicht einmal mit bösen Absichten, aber oft genug aus einer falschen Motivation. Man will modern sein und merkt nicht, dass modern gleichbedeutend damit ist, sich dem Zeitgeist anzupassen. Andere scheuen den Aufwand und schmieden Programme der Vereinfachung. Der berühmte Schriftsteller Matthias Claudius erzählte einmal die Geschichte, dass die Menschen sich in alter Zeit mit der Nahrung behelfen mussten, welche die Natur von selbst hervorbrachte, nämlich Eicheln und Beeren, Pilze, Bucheckern und andere harte und schlechte Kost. Doch eines Tages kam ein Mann von ferne her und sagte: „Warum sammelt ihr so mühsam? Es gibt eine bessere Kost für den Menschen! Es gibt auch eine Technik, sie immer reichlich zu beschaffen! Und ich komme, um euch dieses Geheimnis zu lehren!“ Er pflügte vor ihren Augen einen Acker, säte Korn darauf und sprach: „Seht, das müsst ihr tun! Und das Übrige tun die Einflüsse des Himmels!“ Die Saat ging auf, wuchs und brachte Frucht, und die Menschen waren darüber sehr verwundert und erfreut und betrieben nun fleißig Ackerbau mit großem Nutzen. Doch als ihr Lehrer längst wieder weg war, begannen einige, an der erlernten Methode herumzumäkeln. Sie fanden das Verfahren allzu schlicht und mochten auch die Beschwerlichkeit nicht mehr ertragen, dass man auf dem Acker unter freiem Himmel arbeiten müsste und dem Wetter ausgesetzt war. „Kommt“, sprachen sie, „lasst uns den Acker schön mit Wänden und Mauern einfassen und ein ordentliches Dach darüber bauen, damit wir darunter dann viel bequemer Ackerbau betreiben! Die Einflüsse des Himmels werden schon nicht so nötig sein, und außerdem sieht sie kein Mensch (…)“. Andere sagten: „Nein, nein, unser Lehrer ließ den Himmel offen und sagte: Das müsst ihr tun! Und das Übrige tun die Einflüsse des Himmels!“ Aber man antwortete ihnen, das habe er bloß gesagt, um den Ackerbau in Gang zu bringen. Außerdem seien inzwischen ganz andere Zeiten, man habe dazugelernt, und schließlich könne man den Himmel doch über dem Acker an die Decke malen. Sie fassten darauf ihren Acker mit Wänden ein, bauten ein Dach darüber und malten oben ins Dachgewölbe den Himmel hinein. Hinterher pflügten und düngten, ackerten und säten sie. Aber die Saat wollte nicht wachsen! Sie pflügten erneut und düngten, sie ackerten und säten hin und her. Aber die Saat wollte nicht wachsen! Sie verdoppelten ihre Anstrengungen ohne jeden Erfolg, und die umher standen und ihnen zusahen, begannen darüber zu spotten. Am Ende aber spotteten sie auch über jenen Mann, der vor langer Zeit aus der Fremde gekommen war, um eine so dumme und nutzlose Kunst zu lehren…

Die Geschichte wirft einen traurigen Blick auf den Zustand vieler heutiger Gemeinden. Hatte die junge Christenheit noch eine klare Anleitung durch Jesus und sein Evangelium bekommen, so muss man feststellen, dass schon bald der Mensch meinte, man könne etwas daran verbessern und zeitgemäßer erklären. Matthias Claudius bringt es auf den Punkt. Der Mensch ist stolz geworden und hält sich für weise. Er will nicht nur über den Glauben der Väter hinauswachsen, er will es auch bequemer haben. Die Vernunft, der Humanismus, der Modernismus und die Toleranz sind eingezogen. Angeblich wurde das Evangelium dadurch zeitgemäßer und populärer. Aber, was nach großem Fortschritt aussieht, lässt nun die Saat nicht mehr wachsen. Mehr und mehr hat man die Wahrheit ausgesperrt und durch fromme Wunschträume ersetzt. Daraus ergibt sich eine Konsequenz, der man sich stellen muss, die lautet: Wir müssen bereit sein, das Dach abzureißen und die Mauern zu entfernen, um die Bahn wieder für die Segnungen des Himmels freizumachen. Es geht darum, zum biblischen Glauben zurückzukehren und Fehlentwicklungen in die Buße zu bringen. Die theologische Zukunft beginnt mit einem fröhlichen Rückschritt, das ist es, womit sich dieses Buch notwendigerweise auseinandersetzt. Gravierende Fehlentwicklungen werden aufgezeigt und anhand des Wortes Gottes geprüft und korrigiert. Dabei kann keine Vollständigkeit in Anspruch genommen werden, aber es soll anregen zum Nachdenken und zur Korrektur, wo immer es geboten scheint. Unsere klare Entscheidung ist gefragt, und der Heilige Geist wird uns in die Wahrheit leiten! Dieses Buch will nicht anklagen. Es soll aufrütteln und zum Nach- bzw. Umdenken führen. Ich habe es in schonungsloser Offenheit, aber auch mit Schmerzen geschrieben. Als Apologet fühle ich mich von Gott beauftragt, das Wort Gottes zu verteidigen. Das ist eine Universalberufung an alle verantwortungsbewussten Christen. Es wird der Finger in die Wunden des Unglaubens gelegt um zu heilen, nicht um zu zerstören.

Rolf Wiesenhütter im April 2017

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungen der biblischen Bücher

Zur Einführung

Inhalt

1. Wenn die Bibel von Abfall spricht

2. Manipulative Rhetorik

2.1 Die Aberglaubentechnik

2.2 Die Abhängigkleitstechnik

2.3 Die Attraktivitätstechnik

2.4. Die Autoritätstechnik

2.5 Die Charismatechnik

2.6 Die Predigertechnik

2.7 Die Sprachmanipulationstechnk

3. Das Goldene Kalb Zeitgeist

4. Die Ökumene der Religionen

4.1 Die Definition von Ökumene im Neuen Testament

4.2 Ökumene und Evangelische Allianz

4.3 Der Begriff "Einheit" in der Ökumene und in de Bibel

4,4 Gerechtigkeit und Frieden in der Ökumene

4.5. Die Ökumene in Ablehnung zur Evangelisation

4.6 Die Spiritualität in der Ökumene aus okkulter Quelle

4.6.1 Vassiliki Rydens Definition von Sünde

4.7 Die Ökumene und die Globalisierung der Religionen

4.7.1 Die Religionen und das "Friedensgebet von Assisi"

4.8 Schuldzuweisungen in der Ökumene

4.9 Die Ökumene und die Freimaurerei

4.9.1 Wer ist die evangelische Allianz?

4.9.2 Die zehn Gebote der neuen Weltordnung und deren Umsetzung

4.9.3 Die Umsetzung der "neuen Weltordnung"

4.9.4 Was ist die Nummer?

4.9.5 Wer überliefert uns die Inhalte der Evangelischen Allianz?

4.9.6 Gründungskonferenz der Evangelischen Allianz im "Bereich" des blauen Schattens

4.9.7 Eine veränderte Allianzbotschaft

4.9.8 Die unbiblische Verkündigung er Evangelischen Allianz

4.10 Fazit

4.11 Der biblische Befund in Bezug auf die Ökumene

5. Der Abfall durch Verfälschung der Bibel

5.1 Beispiele für die rhetorisch manipulative Verdrehung durch die liberale Exegese

5.1.1 Die Naherwartung Jesu ist irrtümlich?

5.1.2 Johannes der Täufer war kein Zeuge Jesu?

5.1.3 Jesus war nicht im Reich des Todes?

5.1.4 Die Jungfräulichkeit Marias ist eine Legende?

5.1.5 Das leere Grab gab es nicht?

5.1.6 Den Teufel gab es nicht?

5.1.7 Engel gab es nicht?

5.1.8 Die zwölf Apostel gab es nicht?

5.2 Die Zerstörung des Christentums von der Kanzel

6. Neuzeitliche Theorien verstärken den Abfall

6.1 Die Problematik der Transformationstheologie

6.1.1 Die Unaufrichtigkeit der Transformationsakteure

6.1.2 Die Grundlinien des sozialen Evangeliums

6.1.3 Nudging

6.1.4 Weitere Denkweisen, die der Bibel widersprechen

6.1.5 Der falsche Missionsauftrag

6.1.6 Die falsche "Reichs-Gottes-Lehre"

6.1.7 Der Dominionismus und die Herrschjaftstheologie

6.1.8 Die Kontextualisierung

7. Der Abfall durch extremcharismatische Irrlehren

7.1 Slain in the Spirit (Ruhen im Geist)

7.2 Lachen im Geist

7.3 Tanzen im Geist

7.4 Das Wohlstandsevangelium

7.5 Die Visualisierung

7.6 Jesus dies spiritually (JDS) Jesus starb geistlich

7.7 Die Shephard-Discipelship-Bewegung

7.8 Der Gabentransfer

7.9 Geistliche Kampfführung

7.10 Der Befreiungsdienst

7.10.1 "Das Brot der Kinder" von Frank D. Hammond

7.10.2 "Der Kriegt gegen die Heiligen" von Jessie Penn-Lewis und Evan Roberts

7.10.3 Wolfhard Margies und sein Buch "Befreiung"

7.10.4 Derek Prince: Biblische Grundlagen für den Befreiungsdienst

7.10.5 Was ist okkulte Belastung?

7.10.6 Die okkulte Ausbreitung im Leib Christi

7.10.7 Der Abfall durch die Psychologisierung der Christen

7.10.7.1 Warum eigentlich Seelsorge?
7.10.7.2 Was Seelsorge ist
7.10.7.3 Was Seelsorge nicht ist
7.10.7.4 Der Abfall der Seelsorge durch "Sozo"

7.11 Schlussfolgerung

8. Der Glaubensabfall in unseren Kirchen und Gemeinden

8.1 Der Glaubensabfall in der katholischen Kirche

8.1.1 Die historisch-kritische Bibelfälschung in der katholischen Kirche

8.1.2 Die Freimaurerei in der katholischen Kirche

8.1.3 Die katholische Kirche und die Ökumene

8.1.4 Die katholische Kirche und der freimaurerische Satanismus

8.1.5 Der Glaubensabfall durch päpstliche Irrlehren

8.1.6 Der Glaubensabfall in katholischen Grundlehren

8.1.7 Der Glaubensabfall durch Manipulation der katholischen Kirche

8.1.8 Epilog zum Katholizismus

8.2 Der Glaubensabfall in der evangelischen Kirche

8.2.1 Ist die Bibel überhaupt Gottes Wort?

8.2.2 Die evangelische Kirche und die Ökumene

8.2.3 Praktizierter Glaubensabfall in der evangelischen Kirche

8.2.3.1 Impulspapier "Kirche der Freiheit" des Rates der EKD 2006
8.2.3.2 Der Glaubensabfall durch die gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre von evangelischer und katholischer Kirche
8.2.3.3 Der Glaubensabfall in der evangelischen Kirche durch den Zeitgeist
8.2.3.3.1 Der Glaubensabfall in der Familienpolitik (Homosexualität)
8.2.3.3.2 Die Ablehnung der Dreieinigkeit in der evangelischen Kirche
8.2.3.3.3 Das gespaltene Verhältnis zur Euthanasie
8.2.3.3.4 Die Ablehnung des Sühnetod von Jesus
8.2.3.3.5 Die Ablehnung der Gottes-Sohnschaft
8.2.3.3.6 Die Segnung von Sünde
8.2.3.3.7 Die Öffnung für den Islam
8.2.3.3.8 Die Verleumdung von Glaube und Bekenntnis in der Lutherbibel 2017

8.4 Der Glaubensabfall bei den Evangelikalen

8.4.1 Der Zeitgeist in den evangelikalen Führungsetagen

8.4.2 Die Evangelikalen zerstören das Evangelium

8.4.3 Die Evangelikalen im Dominionismusrausch

8.4.4 Neue Bewegungen mit New-Age-Lehren

8.4.5 Die evangelikale Öffnung für die katholische Kirche

8.4.6 Die Evangelikalen und die Missionslehren des Weltkirchenrates

8.4.7 Die Öffnung der Evangelikalen für die Ökumene

8.4.8 Die Evangelikalen und der Papst

8.4.9 Der Glaubensabfall in der Herrnhuter Brüdergemeine

8.4.10 Der CVJM und die Transformationstheologie

8.4.11 Die Baptisten in der Weltökumene

8.4.12 Die Adventisten: Freikirchenstatus durch Ökumene-Mitgliedschaft

8.5 Der Abfall in der Extremcharismatik

8.5.1 Okkulte Praktiken

8.5.2 Falsche Prophetie

8.5.3 Charismatische Astralreisen

8.5.4 Die Florida-Erweckung

8.5.5 Der Torontosegen

8.5.6 Die geistliche Kampfführung

8.5.7 Der charismatische Dominionismus

9. Esoterische und okkulte Wegbereiter zur Welteinheitsreligion

10. Plädoyer für die Umkehr zu bibelkonformem Glauben

10.1 Verlassen Sie den Baalskult

10.2 Verlassen Sie Babylon

10.3 Glaubensinhalte lassen sich nicht an Gefühlen messen

10.4 Die Politik fördert den Unglauben

10.5 Allah ist nicht der Gott der Bibel

10.6 Verteidigen Sie Gottes Wort in einer Welt der Verführung

11. Was die Bibel wirklich lehrt

11.1 Die Wahrheit über Gott

11.2 Die Wahrheit über Jesus

11.3 Die Wahrheit über den Heiligen Geist

11.4 Jeder Mensch ist Erlösungsbedürftig

11.5 Die Gnadenzeit geht zu Ende

11.6 Die Zeichen der Endzeit

11.6.1 Das Malzeichen des Tieres

11.6.2 Die Zahl 666

11.6.3 Der Sieg des Herrn

11.6.4 Jesus kommt wieder

11.6.5 Israel als Endzeitzeichen

12. Das wahre Evangelium

13. Kommen Sie heute zu Jesus

Anhang A: Literaturverzeichnis

Anhang B: Namensverzeichnis

1. Wenn die Bibel vom „Abfall“ spricht

Wir haben es mit einem Thema zu tun, das innerhalb des Leibes Christi bereits die Überhand gewonnen hat. Die Bibel lässt keinen Zweifel daran, dass in der letzten Zeit viele Menschen vom Glauben abfallen werden. (1. Tim. 4,1)

„Abfall" meint jene Lehren und Praktiken, die im Gegensatz zum Wort Gottes stehen und doch sowohl Namenschristen wie auch wahre Gläubige verführen und täuschen. „Biblischer Abfall" ist ein Abfallen, welches in einer falschen Christenheit unter Kontrolle des Antichristen enden wird: „Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen..." (2. Thess. 2,3). Obgleich der Höhepunkt des Abfalls erst nach der Entrückung der Gemeinde kommen wird, haben verschiedene Aspekte dieser abgefallenen Religion schon viele Gläubige umgarnt und werden es während ihrer ganzen Entwicklung weiterhin tun.“1

Der Zeitgeist steuert auf eine Zukunft hin, in der es die totale Ablehnung des biblischen Christentums geben wird. Der Antichrist wird den äußeren Anschein vom Christentum in der Gestalt haben, dass er für alle Religionen annehmbar wird. Dabei wird das Christentum nicht plötzlich pervertiert, sondern der Täuschungsprozess hat einen langen Atem. Er begann bereits im Garten Eden, als die Schlange Eva verführte. Die Saat des Zweifels ließ nicht lange auf sich warten. „Sollte Gott gesagt haben (…)“ (1. Mo. 3,1) war die Eröffnungslinie Satans, der seitdem strategisch Rebellion gegen Gott anstiftet. Der Dialog über die von Gott absolut gesetzten Dinge begann bereits seit der Schöpfungsgeschichte. Seitdem befleißigt sich der Mensch, vom Wort Gottes etwas wegzunehmen oder hinzuzufügen. Die Christen rührt das nicht, sie finden nichts Tragisches dabei, wenn der Inhalt des Wortes Gottes in einer Weise umschrieben wird, die dem modernen Menschen entspricht. Dass der geistliche Tod die Folge des Ungehorsams, also der Sünde, sein wird, blendet man heute aus. „Keineswegs werdet ihr sterben (…)“, so hat es der Widersacher formuliert. Das entspricht unserem Gefühl von Freiheit und Souveränität. Die Logik des Menschen überhebt sich über die Wahrheit, sie muss nur fortschrittlich klingen. Aber die menschliche Logik dreht die Fakten um, ohne es zu merken, das weiß der Widersacher, wenn er listig hinzufügt:

„(…)denn Gott weiß, an dem Tag, da ihr davon esst, werden euch die Augen geöffnet, und ihr werdet sein wie Gott und werdet erkennen, was gut und böse ist" (1. Mo. 3,5).

Was Gott gesagt hat, fällt heute der humanistischen Wissenschaft zum Opfer. Wir haben inzwischen die Zusammenhänge begriffen, sagte mir einmal ein „Gelehrter“. Daher seien wesentliche Texte der Bibel aus heutiger Sicht unhaltbar. Ein Dozent an einer theologischen Hochschule erklärte im Rahmen eines Symposiums, dass die Bibel nicht für die heutige Zeit geschrieben sei und daher einer Neuinterpretation unterzogen werden müsste, die der heutigen Zeit entspräche. Wenn aber die Bibel, Gottes Wort, nicht mehr als direktes Reden Gottes an die Menschheit verstanden werden kann, dann bleibt nur das selbstsüchtige, sündige Wesen des Menschen, der sich gewissenlos über Gott erhebt, indem er selbst definiert was Gott sagt und was nicht. Dann wird Wahrheit zum Spekulationsobjekt des gefallenen Menschen. Psalm 119 Vers 105 bringt es zum Ausdruck:

„Die Menschen werden zunehmend zu „Lampen ohne Licht.“ Und diese Finsternis bringt den Tod. Das Ziel ist weitgehend erreicht. Die Christen werden in rasender Geschwindigkeit zu funktionellen Analphabeten der biblischen Lehre. Sie haben keine genaue Grundlage mehr, um biblische Wahrheit von menschlichem Irrtum zu unterscheiden.“2

Wenngleich die Christen immer noch im Besitz einer Bibel sind und darin lesen, ziehen sie es dennoch vor, die Interpretation biblischer Inhalte aus anderen Quellen zu beziehen. Es findet ein konditionierter Entwöhnungsprozess statt, der dazu führt, dass viele Christen kaum noch Interesse an Lehre haben. Immer öfter höre ich das Argument: Bibellehre ist uns nach einem langen Arbeitstag zu anstrengend, wir machen lieber Lobpreis. Moderne Musik ist Balsam für die Seele. Man lässt nur noch Erfahrungen zu, die von der persönlichen Gefühlswelt bestimmt sind. Schon Paulus hatte klar erkannt, wohin das führen würde:

„Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden" (2. Tim. 4,3).

Vielleicht wird es für einige Leser schwer zu ertragen sein, aber es ist dennoch wahr. Der Erfolg der pfingst- und charismatischen Bewegung, die seit Jahrzehnten weltweit das größte Wachstum verzeichnet, ist maßgeblich damit zu erklären, dass dort der Focus vornehmlich auf Heilung, Wohlstand sowie Zeichen und Wunder ausgerichtet ist. Diese nach „Erfahrung suchende Christenheit“ hat sich inzwischen über den gesamten Bereich der Evangelikalen bis in die großen Kirchen hinein ausgebreitet. Was aber vordergründig nach Erfolg aussieht, wirkt tatsächlich zerstörerisch. Wir erleben den Anschein wahrer Spiritualität, der aber tatsächlich häufig von Gott wegführt. Gott selbst hat uns das vorgelegt. Wir lesen im Buch der Sprüche:

„Mancher Weg erscheint dem Menschen richtig, aber zuletzt führt er ihn doch zum Tod" (Spr. 14,12; 16,25).

Wenn also der Mensch nur dem folgt, was er denkt und fühlt und damit in Opposition zu dem steht, was Gott verkündet hat, ist das Ergebnis Zerstörung wahrheitsgetreuen Glaubens. Das ist geistlicher Tod und bedeutet in letzter Konsequenz ewige Trennung von Gott.

„Die Berufung auf die Erfahrung (was sich für den Menschen richtig anfühlt) ist ein Sauerteig, der seinen Weg durch die ganze Gemeinde durchfrisst, indem sie biblische Wahrheit unterminiert. Heute gibt es viele ansteckende Anzeichen, mit Schwerpunkt bei Folgendem: Zeichen und Wunder, Glaubensheilung und Wohlstand; logos gegen rhema, die neuen Apostel und Propheten, Königsherrschaft heute, Missionen zum Wiedergutmachen der Kultur, strategische geistliche Kriegsführung, innere Heilung, 12 Schritte, christliche Psychologie, evangelikaler sozialer Aktivismus; Ökumenismus, Kirchenwachstum, visionsgetriebene, aufstrebende Kirche, kontemplativ / Mystizismus, Unterhaltung in der Kirche, zeitgenössischer Lobpreis, kulturell angepasste Bibelversionen und visuell übersetzte Bibeln. Alle diese Bewegungen stehen im Gegensatz zur klaren Lehre von Gottes Wort, doch große Massen folgen ihnen sehnlich.“3

Wer Lippenbekenntnisse über die Schrift ablegt, zerrüttet ihre Lehren in kritischer Weise, ob durch Unkenntnis, Selbsttäuschung oder vorsätzlichen Betrug. Die Theorie, wie sie beispielsweise von Willow Creek gelehrt wird, dass eine Verkündigung, die sich gut anfühlt, Kirchenbänke fülle, beeindruckt die Welt und eliminiert zugleich das Interesse an gesunder Lehre. Ein weiteres Problem ist die Vorstellung, Gott würde heute durch Apostel und Propheten außerhalb der Bibel direkt zu den Menschen reden. Bekanntester neuzeitlicher Vertreter dieser Theorie ist „C. Peter Wagner“4 der behauptet, Gott würde seine Gemeinde durch moderne Propheten auf neuen Wegen leiten. Nicht nur die pfingst- und charismatische Bewegung ist weitläufig darauf hereingefallen, auch andere Denominationen, beispielsweise der Adventismus, der die Schriften ihrer Prophetin Ellen Gould White als inspiriert mit Gottes Wort gleichsetzt, sind infiziert. Darüber hinaus werden in der heutigen Zeit Techniken okkulter „Visualisierung“5 und „Meditation“6 angewandt, spirituelle Entwicklungen werden inzwischen von katholischen Heiligen und Mystikern abgeleitet. „Richard Foster“7 führte vor Jahrzehnten östliche, mystische Techniken in die Gemeinde durch Zelebrieren von Disziplin (schnell angenommen als Pflichtlektüre für die Leiterschaft der Campus Crusade) ein.

„Nun ist seine Agenda der geistlichen Entwicklung grundlegend für die Emerging Church, einer weit verbreiteten Bewegung von 20 bis 30 Jahre alten Evangelikalen, die von den sinnlichen Liturgien angezogen werden (Kerzen, Weihrauch, Kirchengesang, Messgewändern, Ritualen, Statuen, Ikonen, usw.) des römischen Katholizismus und der (griechisch / russischen) orthodoxen Kirche, als angebliches Mittel, ihre geistliche Entwicklung zu verstärken.“8

Nicht zuletzt der Ökumene ist es zu verdanken, dass selbst konservativste Christen und Gemeinden durch selbstorientierte und gefühlsbezogene Methodologien der Psychologie zunehmend fasziniert und verführt werden. Die sogenannte „christlich Psychologie ist heute maßgebend dafür verantwortlich, dass dieses „(…) sollte Gott gesagt haben (…)“ maßgeblich in der christlichen Gemeinde anzweifelt, was Gott gesagt hat. Es ist der Sauerteig der Psychotherapie, der sich komplett auf Erfahrung und Subjektivität gründet. Die christlichen Gemeinden werden damit mehr und mehr zersetzt. Die sogenannte „Gemeindewachstumsbewegung“ bevorzugt die pragmatische Herangehensweise. Marketingmethoden werden in Stellung gebracht, durch die infolgedessen die gesunde Lehre auf der Strecke bleibt. Es werden die Bedürfnisse der religiösen Konsumenten befriedigt, die dann den Mittelpunkt der christlichen Gemeinde darstellen sollen. Die Überführung von Sünde fühlt sich in diesem Umfeld weder gut an, noch lässt sie sich mit Marketingkonzepten verkaufen. Da hat man sich lieber dem Buch „Kirche mit Vision“ zugewandt, inzwischen das meistverkaufte Buch der Welt nach der Bibel, das sich weltlicher Methoden geöffnet und die Lehre der Bibel über Bord geworfen hat. So gleicht die Gemeinde Jesu heute weitgehend der Titanic, auf der man das Lied „Näher mein Gott zu dir“ sang, während sie unterging. Das ist inzwischen der Weg, welcher der Welt und einer erstaunlichen Anzahl von vorgeblichem Bibelgläubigen richtig erscheint. Aber lehrt uns nicht Gottes Wort:

„Habe acht auf dich selbst und auf die Lehre; bleibe beständig dabei! Denn wenn du dies tust, wirst du sowohl dich selbst retten als auch die, welche auf dich hören" (1.Tim. 4,16).

"Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und was dir zur Gewissheit geworden ist, da du weißt, von wem du es gelernt hast, und weil du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche die Kraft haben, dich weise zu machen zur Errettung durch den Glauben, der in Christus Jesus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Belehrung, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes ganz zubereitet sei, zu jedem guten Werk völlig ausgerüstet. Daher ermahne ich dich ernstlich vor dem Angesicht Gottes und des Herrn Jesus Christus, der Lebendige und Tote richten wird, um seiner Erscheinung und seines Reiches willen: Verkündige das Wort, tritt dafür ein, es sei gelegen oder ungelegen; überführe, tadle, ermahne mit aller Langmut und Belehrung! Denn es wird eine Zeit kommen, da werden sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern sich selbst nach ihren eigenen Lüsten Lehrer beschaffen, weil sie empfindliche Ohren haben; und sie werden ihre Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Legenden zuwenden. Du aber bleibe nüchtern in allen Dingen, erdulde die Widrigkeiten, tue das Werk eines Evangelisten, richte deinen Dienst völlig aus!" (Paulus an Timotheus; 2. Tim. 3,14 - 4,5)

Paulus hat es angekündigt. Viele werden in den letzten Tagen die gesunde Lehre nicht mehr ertragen. Aber was ist das eigentlich, gesunde Lehre? Diese Frage ist nicht schwer zu beantworten. Es handelt sich um die Lehren Gottes, die seine Anweisungen, seine Regeln und seine Gebote einschließen. Das ist, was Gottes Wort, die Bibel enthält. „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort Gottes" (Luk. 4,4). Was bleibt nun, wenn man Gottes Wort, so wie es geschrieben ist, nicht mehr will? Der Abfall. Das Christentum wird zu einer leeren Hülse. Die Gelüste des Fleisches werden unter dem Deckmantel einer zweifelhaften Frömmigkeit angepasst. Schon heute unterliegt das Christentum einem Prozess, der die gesunde Lehre schleichend, aber beständig untergräbt. Der Fürst dieser Welt nutzt jedes denkbare Mittel, um das Wort Gottes zu verfälschen und zu verdrehen. Und es ist die abgefallene Masse in den christlichen Kirchen und Gemeinden, die Anhänger des Antichristen werden und ihn verehren. Der Gegenspieler Gottes bringt den Menschen der Gesetzlosigkeit an die Macht, der abweist, was Gott gesagt hat. Ein wesentlicher Gradmesser für den antichristlichen Zustand unserer Tage ist die Art und Weise, wie die Menschheit bis in christliche Kreise hinein mit dem auserwählten Volk Gottes umgeht. Dass Gott sagte:

„Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matth. 25, 40),

ist weitgehend verloren gegangen.

„Gott erklärte den Israeliten beständig, wenn sie Ihm gehorchten, würden sie gesegnet werden, und wenn sie nicht gehorchten, würden sie die vernichtenden Folgen ihrer Sünden erleiden: ihre Trennung von Gott, und Gottes Trennung von ihnen, der Verlust rechtschaffener Führung und Schutz, und die verschiedenen erzieherischen Taten Gottes, einschließlich dessen, dass sie Seinem Zorn ausgesetzt wurden. Israels Erfahrung in der Wüste bei ihrem Auszug aus Ägypten und durch die Zyklen von Rebellion und Buße im Buch der Richter zeugen von der Tatsache, dass Gott Seinem Wort und Seinen Warnungen treu ist. Das fünfte Buch Mose scheint eine Übung in Redundanz zu sein, indem Mose den Kindern Israels immer wieder Gottes Anweisungen herausgibt und sie warnt, achtsam dem zu gehorchen, was Er geboten hat. Es ging nicht nur um das Gesetz, sondern um das Leben: „da sprach er zu ihnen:

Nehmt zu Herzen alle Worte, die ich euch heute bezeuge, damit ihr sie euren Kindern gebietet, dass sie darauf achten, alle Worte dieses Gesetzes zu befolgen. Denn es ist kein leeres Wort für euch, sondern es ist euer Leben" (5. Mo. 32,46.47).9

Da wir durch das Erlösungswerk von Golgatha in das Heilsgeschehen Israels eingepfropft sind, gilt auch uns Heiden diese Mahnung. Es ist in unserer Verantwortung, nicht abzuweichen zu den nichtigen Götzen dieser Welt, die uns nicht erretten können. Gottes Wort lehrt uns, dass Ungehorsam gleichzusetzen ist mit Bosheit.

„Denn Ungehorsam ist [wie] die Sünde der Wahrsagerei, und Widerspenstigkeit ist [wie] Abgötterei und Götzendienst." (1. Sam. 15,23).

Was wir heute am Dringendsten brauchen ist das biblische Verständnis dessen, was Götzendienst für jeden Einzelnen von uns bedeutet. Das ist deshalb so relevant, weil große Teile des Leibes Christi bereits dem Beispiel Aarons folgen. Aaron meißelte ein goldenes Kalb, baute einen Altar, überwachte die Liturgie, und widmete den Festtag „dem Herrn". Dann sprachen sie:

„Das sind eure Götter, Israel, die dich aus dem Land Ägypten heraufgeführt haben" (2. Mo. 32,4).

Heute geht es wie damals um Götzendienst. Warum ist die Sache mit dem Götzendienst so wichtig? Weil die Bibel Götzen als falsche Götter definiert (Ps. 96, 5). Falsche Götter anbeten ist Selbsttäuschung. Wir erleben heute, wie die Verehrung von falschen Göttern zu Ausschweifungen und Verderbtheit führen. Sie ist ausschließlich auf das „Fleisch“ fokussiert. Die Anbetung, welche Gott von den Israeliten begehrte, Seinem Volk, das Er ausgesondert hatte, um Seinen Messias zu empfangen, steht in völligem Gegensatz zu den religiösen Unterfangen der heidnischen Nationen. Anstatt ihnen Bilder zu geben, sprach Moses zu ihnen die Worte Gottes, und dann schrieb er die Worte in ein Buch.

„Da schrieb Mose alle Worte des HERRN nieder.... Darauf nahm er das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volkes" (2. Mo. 24,4.7).

Er sagte ihnen (und schrieb es dann auf), dass das Anfertigen von Bildnissen, um Gott wiederzugeben, verdammt ist:

„Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was in den Wassern unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht" (2. Mo. 20,4.5).

„Gott hat Sich dafür entschieden, Sich der Menschheit gegenüber durch Worte zu offenbaren, nicht durch Bilder. Auf gleiche Weise muss die Anbetung durch Sein Wort sein, nach Seinem Wort. Die Theologie der Bibel dient der Erziehung, sie wird in Worten gegeben, so dass der Mensch sie verstehen kann. „Der Anfang der Weisheit ist: Erwirb Weisheit, und um allen deinen Erwerb erwirb Verstand" (Spr. 4,7). Kein Bild-bezogenes Glaubenssystem kann diese Ansprüche stellen, und wenn die Leute des Buches sich den religiösen Bildern zuwenden, verlassen sie Vernunft und folgen Götzendienst. Das passierte den Israeliten im ganzen Verlauf ihrer Geschichte, sogar als Gott sie anleitete, eine bronzene Schlange als ein Symbol zu machen, das letztendlich auf Christi Tod am Kreuz hinwies, wo Er die Strafe für die Sünden der Welt bezahlt hat. Erstaunlicherweise gleitet die evangelikale Kirche zunehmend in den Götzendienst, indem sie sich von Gottes Wort zu visuellem Bildwerk abwendet. Ein Ziel der amerikanischen Bibelgesellschaft ist es, die ganze Bibel auf Video aufzuzeichnen, um sich an unsere visuell orientierte Generation (welche kaum Interesse am Lesen hat) anzupassen. Der Jesus-Film, eine dramatische Darstellung des Evangeliums nach Lukas, war die Stapelware der evangelikalen Anstrengungen von Campus Crusade im Ausland. Der sehr katholische Film The Passion of the Christ wurde zu einem Bomben Kinohit. Vor allem durch die überwältigende Unterstützung, die er von Evangelikalen erhielt. Biblisch konservative Organisationen wie Gospel for Asia - Evangelium für Asien verwenden Mel Gibsons Hollywood Produktion als Teil ihres Programms, die Leute zu erreichen. Evangelikale Gemeinden kauften Millionen The Passion of the Christ DVDs für ihre Sonntagsschulen, Bibelstudien und Hauskreise. Religiöse Filme erleben einen Aufschwung (zum Beispiel The Nativity Story, One Night with the King), wobei sich Evangelikale mit Hollywood zusammentun und beweisen, dass das ein heißer und profitabler Markt ist. Ein Pastor, dessen Gemeinde ganze Kinotheater für private Vorführungen von „The Passion“ gemietet hatte (welche nur „eine Bekehrung" brachte), tat Buße. Er kam zur Überzeugung, dass seine Gemeinde, anstatt Partner mit Hollywood zu sein, zum „Zuhälter für Hollywood" wurde. So wahr das wohl ist und so löblich seine Buße war, wenn er nicht die bedenkliche Natur (wie oben erklärt) des Versuchs versteht, das Wort Gottes in dramatisch, visueller Form darzustellen, ist er anfällig für eine Wiederholung desselben Irrtums mit visuellem Götzendienst.“10

Biblische Filme sind nur ein Trend von vielen, die dazu beitragen, die Christen vom Wort Gottes zu entwöhnen und nicht belesene Christen zu erzeugen. Es wird abgefallene „Lehrer“ geben, die ihre Lehren von „(…) irreführenden Geistern und Lehren der Dämonen (…)“ (1. Tim. 4,1) beziehen. Bezeichnend dafür ist ein aufkommender Pseudotrend, der sich Emerging Church (zu

Deutsch „Aufstrebende Kirche“) nennt. Diese Emerging Church (EMC) behauptet, für die heutige Kultur über die Relevanz desChristentums und den Wert des Evangeliums von Jesus Christus zu sprechen.

„Die ECM hat keine offizielle Organisation oder Führerschaft, obgleich manche ihrer Anhänger als anerkannte Führer und Sprecher in „Erscheinung getreten" sind. Für viele Förderer der Bewegung kommt die Motivation, „etwas anderes zu versuchen", aus der Frustration ihres eigenen, sehr begrenzten Erfolges, junge Leute zu evangelisieren und als Jünger zu gewinnen. Einige der Führer waren in besucherfreundlichen und visionsgetriebenen Gemeinden, und sahen aus erster Hand, dass ihre auf Gemeindewachstum ausgerichteten Marketingschemen jene in ihren späten Teens, Zwanzigern und frühen Dreißigern nicht anziehen konnten. Die Hauptnahrung der meisten verbrauchergetriebenen Gemeinden besteht größtenteils aus zeitgenössischer Musik mit seichten, sich wiederholenden Liedern, aktuellen 30 oder weniger Minuten Predigten (meist psychologisch orientiert), einer Vielzahl sozialer Programme, um die Verlorenen anzuziehen (und die fleischliche Natur der Christen) und „Bibelstudien", wo über alles außer die Bibel gesprochen wird.“11

Diese ganze Programmatik soll wachstumsorientiert wirken. Tatsächlich ist festzustellen, dass das in der Bibel dargestellte Wachstum in der Urgemeinde in der EMC gar nicht dargestellt wird. Apostelgeschichte 2, in der uns berichtet wird, dass Petrus in der Kraft des Heiligen Geistes predigte, wodurch Überführung von Sünde, Buße und Glauben geschahen, kommt hier nicht vor. Wenngleich in der EMC-Literatur berechtigte Kritik an der gegenwärtigen Christenheit ausgesprochen wird, ist die Lehre dieser Bewegung dennoch nicht damit zu rechtfertigen, da diese ebenfalls am Wort Gottes vorbei geht. Ansätze zu biblischer Mission unterliegen nicht der Beliebigkeit dieser Welt. Jesaja formulierte das folgendermaßen: „Zum Gesetz und zum Zeugnis [das heißt Gottes Wort]! - wenn sie nicht so sprechen, gibt es für sie kein Morgenrot“ (Jes. 8,20). Gottes Wort widerspricht also eklatant den heutigen Schlachtrufen der Ökumene, die bereits völlig von der EMC unterwandert ist. Es geht nicht um zeitgemäße Verkündigung und Neuinterpretation der Bibel, sondern um das, was Jesus uns nahelegte:

„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater als nur durch mich" (Joh. 14,6).

Was ist mit dem autoritären Jesus, der verkündete,

„Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe" (Joh. 15,10)?

Ist das der Jesus, den ein Postmoderner haben will? Was ist mit dem Jesus, der der Menschheit ein Ultimatum stellte:

„Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohn nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm" (Joh. 3,36)?

Der biblische Jesus passt sich der Postmoderne nicht an. Die gute Nachricht ist:

„Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen" (Joh. 8,31.32).

Dagegen müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass Programme wie das der EMC einen „anderen Jesus" und ein verdorbenes und verwässertes Wort an unsere postmoderne Kultur anzupassen sucht. Die Frage: „Sollte Gott wirklich gesagt haben“ ist auch heute noch eindeutig zu bejahen. Gottes Wort sagt nicht aus, was wir wollen, sondern was Gott will. Hinsichtlich der verführerischen Natur solcher Dinge haben wenige Christen, jung oder alt, eine Verteidigungsmöglichkeit. Zu viele sind biblische Analphabeten, was bedeutet, sie wissen manches über die Bibel und sind in der Lage, sie zu lesen, aber abgesehen davon, dass sie der Lehre ihres Pastors an Sonntagen folgen, haben sie einfach überhaupt keine Anstrengung gemacht. Geistliche Bauernfänger freuen sich über sie. Satans Täuschung Evas begann unmerklich, „Sollte Gott wirklich gesagt haben?" Es war eine Verwirrungstaktik, die sie darauf vorbereitete, eine Lüge zu glauben und Gottes Gebot zurückzuweisen: „Da sprach die Schlange zu der Frau: Keineswegs werdet ihr sterben." Das war sein Knalleffekt, um die menschliche Rasse zu zerstören. Eva fiel darauf rein, Adam war einverstanden. Auffallend ähnlich ist der Ansatz in den Veröffentlichungen von EMC-Führern über die Zerstörung des Glaubens an das Evangelium. Dieses wird noch belegt.

Im weiteren Verlauf dieses Buches soll es darum gehen, den bereits begonnenen geistlichen Abfall im Christum zu entlarven und ihm das gültige Wort Gottes entgegenzuhalten. Dabei muss sich der Umfang auf eklatante Beispiele beschränken, so dass hiermit kein Anspruch auf Vollständigkeit verbunden sein kann. Dieses Buch soll nicht anklagen, sondern durch Aufzeigen von Tatsachen zurückführen zu einem bibeltreuen Glauben und Verständnis des Wortes Gottes.

2. Manipulative Rhetorik

Wir befinden uns im Zeitalter des manipulativen Wettstreits. Leider werden diese Wettbewerbe meist leise ausgetragen und daher von den meisten Menschen nicht bemerkt. Die Bibel spricht von dem, was den Menschen in den Ohren juckt. Gemeint ist damit, dass es heute nicht mehr auf Wahrheit ankommt, sondern auf die Überzeugungskraft, die imstande ist, den Menschen Inhalte vorzulegen, die den Anschein der Wahrheit haben. Ob die Manipulation dabei immer bewusst gewollt ist, spielt bei dem, worum es mir geht, keine Rolle. Manches wird sicher wohlmeinend verbreitet, anderes aber dient dem persönlichen Machtanspruch, dem Bedürfnis, etwas sein zu wollen, oder der Abwiegelung eigener Verantwortlichkeiten auf andere, die sich einwickeln lassen. Vor allem denjenigen, die ein unterentwickeltes Selbstwertgefühl haben und deshalb leistungsorientiert denken erscheint es unmöglich, nein zu sagen. Für ein bisschen Zuwendung tun sie gerne jeden Gefallen, schieben Überstunden oder verzichten auf ihren Urlaub. Die Rhetorik überrumpelt so ihre Opfer mit psychologisch einseifenden Plattitüden, derer sie sich nicht wehren können. Der rhetorische Wettstreit funktioniert meisterhaft nicht nur in der Welt, sondern gerade auch im Christentum. Die religiösen Chamäleons haben sich dem Zeitgeist verschrieben und schicken sich an, süßholzraspelnd diabolisch Gottes Wort immer mehr zu verwässern und aufzulösen. Um diese geht es. Die Zeit ist gekommen, in der antichristliches Gedankengut zum Maßstab aller Dinge geworden ist. Die Sünde nimmt immer mehr überhand. Und hier sind vor allem die zu finden, die bewusst zielgerichtet manipulativ rhetorisch agieren.

„Rhetorisch manipulieren bedeutet, ausgewählte Personen bewusst und zielgerichtet unter Anwendung von Manipulationstechniken nach einem vorgefassten Plan von der Lüge zu überzeugen.“12

Bevor wir uns mit dem religiösen Abfall beschäftigen, der uns nach Gottes Wort das Endzeitgeschehen unserer Tage verdeutlicht, möchte ich zunächst einige Manipulationsmethoden aufzeigen, die uns, ohne dass wir es merken, schleichend von der Wahrheit, die uns der lebendige Gott vorlegt, wegführen. Zunächst ist zu sagen, dass Methoden, die uns über die Sprache manipulieren, immer Machtausübung bedeuten. Über anderen zu stehen, überlegen zu sein und eigene Ziele zu erreichen, das streichelt das eigene Ego. Das kann und muss man üben. Rhetorikseminare, die eigentlich den Zweck haben, die Kommunikation untereinander zu optimieren, werden zu Machtinstrumenten. Manche dieser Techniken sind von Grund auf böse. Sie bündeln die täglichen Gemeinheiten mit kleinen Tricks, die schließlich nicht mehr fair sind. Wer aber mit unfairen Mitteln attackiert wird, ändert schließlich sein Denken und Handeln. Wir sollten daher zuerst begreifen, wer hinter dieser List steckt. Es ist der Durcheinanderbringer, Luzifer, der mit Hinterlist und Täuschung Menschen nicht nur verführt, sondern sie dazu bringt, auch andere zu verführen. Schauen wir uns einige Verführungsmechanismen an:

2.1 Die Aberglauben-Technik

In der religiösen Welt spielt Aberglaube eine große Rolle. Vor allem im Katholizismus, aber auch im Protestantismus und bis hinein in den Evangelikalismus und die Charismatik ist er vorzufinden.

„Tatsächlich hat das >Allensbacher Institut für Demoskopie< herausgefunden, dass 64% aller Erwachsenen in Westdeutschland an das Repertoire des volkstümlichen Aberglaubens vom vierblättrigen Kleeblatt bis hin zur schwarzen Katze glauben. Und jeder zehnte Erwachsene glaubt sogar an Gespenster“.13

In weitem Kreis der Bevölkerung kann dies also mittels einer Technik ausgenutzt werden, die zum Ziel hat, Menschen zu verunsichern und gegen seine eigenen Interessen zu handeln.

„Als Aberglaube bezeichnet man Glaubenssätze oder Praktiken, die eigentlich unbegründet sind und die dem Kenntnisstand nicht entsprechen, den die Gesellschaft, zu der man gehört, erreicht hat.“14

Die Aberglauben-Technik ist eine klassische Manipulationstechnik, die darauf beruht, mit gezielten Hinweisen auf bestimmte Symbole Personen zu steuern, die eine Neigung zum Aberglauben aufweisen. Nur bei diesen Menschen wirkt diese Methode. Wer sich mit Horoskopen und unerklärlichen Phänomenen oder Dingen beschäftigt, wird zum Opfer von rhetorischer Manipulation. Hat man das entsprechende Opfer gefunden, wird dieses zunächst in seinem bereits vorhandenen Aberglauben bestätigt. Es wird seine Vorstellung hervorgehoben, die Deutung bestimmter Zeichen sei eine wirksame Methode, sich im Leben zu orientieren. Die Bestärkung im Aberglauben erfolgt in der Regel sehr diskret, aber sie ist wirkungsvoll. Im christlichen Umfeld wird diese Methode genutzt, um Menschen zu einer Richtungsänderung zu animieren, z. B. zur Mystik oder zu einer neuen Missiologie.

2.2 Die Abhängigkeits-Technik

Abhängigkeit bedeutet Unselbstständigkeit. Wer abhängig ist, der ist auf etwas oder jemanden angewiesen. Er kann nicht aus sich heraus selbst glücklich sein. Wie werden Menschen abhängig? Der amerikanische Soziologe Richard Emmerson vertritt die Auffassung,

„(…) dass ein Mensch dann von einem anderen Menschen abhängig wird, wenn dieser über Ressourcen verfügt, die der andere haben will und nirgend woanders bekommen kann“.15

Über Menschen, die abhängig sind, kann man Macht ausüben. Mit der Macht kommt die Manipulation. Man kann Einfluss auf andere nehmen und damit den eigenen Selbstwert steigern. Das persönliche Prestige wächst, wenn man durch rhetorische Distanz die Voraussetzung für langfristige Manipulation legt und sich dabei die eigene Unabhängigkeit bewahrt. Die schleichende Umsetzung der Abhängigkeitstechnik besteht darin, dass man die Abhängigkeit damit einleitet, seinem Gegenüber ein Stück dessen zu geben, was dieser so dringend benötigt. Man wird sozusagen angefüttert. Eine Steigerung besteht darin, eine Ressource in Aussicht zu stellen und sie nachher doch nicht oder nur teilweise zu gewähren. Die Manipulation besteht nun darin, dass man den Manipulierten in der Angst belässt, man könnte ihm die ihm überlassene Ressource wieder entziehen. So wird wirksam Einfluss darauf genommen, den anderen zu willfährigem Handeln zu bewegen. Die Arglistigkeit wird ausgenutzt, mit Lügen wird Vertrauen missbraucht, und Menschen werden so als Werkzeuge eingesetzt.

2.3 Die Attraktivitäts-Technik

Der Begriff Attraktivität kommt aus dem lateinischen Wort „attrahere“ und bedeutet wörtlich „heranziehen“. Attraktive Menschen sind Menschen, die anziehend wirken. Aber diese Anziehungskraft hat nicht zwangsläufig etwas mit Optik zu tun, vielmehr ist sie auch durch Rhetorik erreichbar. Man kann Menschen durch verbale Strategien so täuschen, dass diese Sympathien für den empfinden, der manipuliert. Attraktivität kann vorgetäuscht werden, indem vermittelt wird, man hätte ähnliche Werte und Einstellungen. Die Bedürfnisbefriedigung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Sie führt dazu, dass der Manipulierende nicht nur attraktiv empfunden wird, sondern man wird ihm Zuneigung, Achtung und Respekt entgegenbringen. Das Fundament zur Manipulation ist gelegt. Das Vortäuschen von Gemeinsamkeiten schafft Nähe und leitet den schleichenden Prozess des Umdenkens ein. In der Politik wie in den Kirchenleitungen ist dieses Vorgehen als Tagesordnung erkennbar. Besonders hinterhältig wird diese Manipulation dann, wenn man vorgibt, Vorurteile für wahr zu nehmen und Zustimmung und Gemeinsamkeiten vorzutäuschen. Auch in dieser Technik wird Arglosigkeit ausgenutzt und durch Lügen Zuneigung vorgetäuscht.

2.4 Die Autoritäts-Technik

Autorität und Gehorsam sind wesentliche ‚Elemente des Gemeinschaftslebens. Den Anweisungen einer Autorität muss man gehorchen. Der Begriff Autorität stammt aus dem lateinischen und kann mit Vollmacht, Einfluss, Glaubwürdigkeit und Ansehen übersetzt werden. Daraus kann man eine Machttechnik entwickeln. Macht kann durch Zwang durchgesetzt und aufrecht erhalten werden. Autoritäre Einflussnahme kennt keine Grenze. Man kann nicht nur Einzelne sondern auch Menschenmassen damit manipulieren.

„Das Milgrim-Experiment macht das deutlich. Schon in den sechziger Jahren wurde an der Yale-Universität unter der Leitung des Psychologen Stanley Milgrim ein Experiment durchgeführt, an dem mehrere tausend Teilnehmer beteiligt waren. Die Versuchsanordnung war folgende: Eine freiwillige Versuchsperson kommt in ein psychologisches Laboratorium und erhält den Befehl, eine andere Person, die hinter einer Glasscheibe sitzt, auf Anordnung des Versuchsleiters mit Stromstößen wachsender Stärke für ein angebliches Fehlverhalten zu bestrafen. Die Kernfrage war, wie lange sich die Versuchsperson den Anordnungen des Versuchsleiters fügt, bevor sie sich weigert, die geforderten Handlungen auszuführen. Das Ergebnis: Über die Hälfte der Versuchspersonen verweigerte den Gehorsam sogar dann nicht, wenn sie annehmen musste, einem anderen Menschen einen tödlichen Stromstoß zu versetzen. Von vierzig Versuchspersonen waren sechsundzwanzig so gehorsam, dass sie ohne Vorliegen einer besonderen Ausnahmesituation auf Befehl der Autoritätsperson bereit waren, zu töten.“16

Selbst widerspenstige Personen können durch Manipulation gefügig gemacht werden, indem man sie zu Sündenböcken macht, Gerüchte oder Intrigen über sie verbreitet. Entzieht man sich dieser Machtmanipulation nicht, dann ist man den Machtmenschen aufgrund ihres Amtes, ihrer persönlichen Autorität und dessen Funktion ausgeliefert. Vorgesetzte genießen in ihrer Umgebung Anerkennung, wenn sie über Fachwissen verfügen. Wenn diese nun ihre Autorität ausnutzen, hilft kein opponieren. Der Missbraucher hat seine Umgebung hinter sich, wenn der Missbrauch höflich rhetorisch kommuniziert wird. Für gewöhnlich brauchen Autoritätspersonen ihre Anordnungen nicht begründen. Die Hierarchie zwingt zum Gehorsam. Opposition würde Feindbilder erzeugen. Man findet diese Technik in der Politik, beim Militär und ebenso in autoritär geprägten religiösen Kirchen und Sekten.

2.5 Die Charisma-Technik

In der Wirtschaft gibt es einen Fortbildungslehrgang, der sich „Führungspsychologie“ nennt. Darin wird vermittelt, dass ein „charismatischer Führer“ mit dem unmittelbaren Gehorsam seiner Arbeitnehmer rechnen kann.

„Der Begriff „Charisma“ leitet sich vom altgriechischen ab und bedeutet so viel wie „gern geben oder schenken“. Eine charismatische Person handelt scheinbar uneigennützig und erfährt aus diesem Grund Bewunderung.“17

Das Entscheidende bei charismatischen Menschen ist, dass man ihnen besondere Fähigkeiten, Ausstrahlung und geheimnisvolle Kräfte zuschreibt. Daher werden sie glorifiziert und zu wertvolleren, kompetenteren Persönlichkeiten hochstilisiert. Tatsächlich steckt häufig eine Selbstinszenierung mit dem Ziel, Anerkennung zu erhalten, dahinter. Charisma kann man sich erarbeiten und als Manipulationswerkzeug nutzen. Sie kann mehr Schauspielerei als Realität beinhalten. Besonders in bestimmten Freikirchen ist zu beobachten, dass sich die Grenzen zwischen gespielter Rolle und Wirklichkeit auflösen. Durch die rhetorische Distanz zwischen charismatischen Persönlichkeiten und dem normalen Volk können sich Manipulierer meist über einen längeren Zeitraum halten. Sie müssen nur ungewöhnlich handeln und dies ihren Zielpersonen gegenüber rhetorisch darstellen. Neuerungen bewirken Erstaunen. Auch die Optik spielt eine wesentliche Rolle. Gut gekleidet, den Blick himmelwärts gerichtet, das erzeugt Ehrfurcht. Marketingmethoden machen Menschen zu Visionären. Dass häufig übergreifend mit weiteren Techniken wie Abhängigkeit, Intrigen, Feindbild, Lügen, Sprachmanipulationen und Sündenbock-Technik operiert wird, merken die Anhänger nicht und runden das charismatische Bild ab, das in der Realität nichts anderes macht, als ein Diktat über andere auszuüben.

2.6 Die Prediger-Technik

Prediger, gleich welcher Religion haben sich im Lauf der Jahrhunderte effektvolle Tricks zur Beeinflussung von Personen angeeignet. Ihr missionarischer Eifer ist schier grenzenlos. Für die meisten Zuhörer ist ein Prediger ein rhetorisches Vorbild. Vor allem radikale amerikanische Evangelisten erzielen durch ihre Rhetorik erstaunliche Erfolge. Erweckungsgeschichten imponieren. Dabei merkt man nicht, dass volle Hallen durch ein inszeniertes, verdrehtes Evangelium mit Erweckung nichts zu tun haben. Versprechen für eine persönliche Zukunft faszinieren derart, dass die Realität auf der Strecke bleibt. Man schafft Gemeinsamkeiten, weil Gemeinsamkeit Nähe bewirkt. Nähe wiederum bewirkt Sympathie und diese erhöht die Glaubwürdigkeit. Tatsächlich wird aber schleichend eine Gruppendynamik erzeugt, mit der man Sekten erschaffen kann. Den Menschen wird vermittelt, dass sie in der Gruppe sicher sind und gebraucht werden. Dann arbeitet man und finanziert die charismatische Leitungsfigur gern, denn man wird ja gelehrt, für das Gute, das man empfangen hat, auch etwas zurückzugeben. Der Prediger steht schließlich über allen anderen in der Gemeinde.

2.7 Die Sprachmanipulations-Technik

Die Wirkungsweise dieser Technik beruht auf typischen Verhaltensweisen von Zuhörern.

„Bestimmte Worte rufen vorhersehbare Assoziationen hervor. Modulation von Stimmhöhe und Sprechgeschwindigkeit bewirken berechenbare Reaktionen. Die Manipulation besteht darin, dass dadurch ein zielgerichteter Einsatz ermöglicht wird.“18

Sprachmanipulation bedeutet, durch eine gezielte Sprach- und Wortanwendung Inhalte zu rechtfertigen und zu legitimieren. So werden religiöse und ideologische Thesen angegeben, um ein gleichförmiges Verhalten und Denken, sowie berechenbare Wirkungen zu erzeugen. Kommen eine unkritische Hörerschaft und eine kontrollierte Anwendung von Sprache zusammen, hat es der Manipulierer leicht, seine Ziele zu erreichen. Er braucht nur darauf zu achten, dass seine Überlegenheit gegenüber den Zuhörern nicht verloren geht. Um dieses zu vermeiden, verunsichert man die Hörer in Bezug auf Andersdenkende, indem gezielt Zweifel geweckt werden. Durch Verunsicherung wird die eigene Position der Überlegenheit gestärkt. Diese wird in der Dominanz noch gestärkt, wenn man Personen auffordert, etwas zu erzählen, um sie dann ins Leere laufen zu lassen. Das Bloßstellen von Menschen fördert den Eindruck der Überlegenheit.

Die hier genannten Manipulationswerkzeuge sind eine Auswahl von Möglichkeiten, Autorität und Überlegenheit zu erzwingen. Man könnte hier noch vieles hinzufügen. Entscheidend ist: Wer manipulieren will, kann dies von Grund auf erlernen. Die Methoden sind einfach, aber sie sind oft nicht leicht erkennbar. Dennoch finden sie statt, nicht nur in der Welt, sondern in immer größerem Ausmaß auch im Leib Christi. So findet eine schleichende, kaum merkbare religiöse Umerziehung von Christen statt, die fatale Folgen hat, weil sie immer weiter vom Wort Gottes, das uns in der Bibel vorliegt, wegführt. Dies gilt es zu erkennen und umzukehren zu einem schriftgemäßen Glauben. Vergegenwärtigen wir uns nun, was im Leib Christi passiert.

3. Das goldene Kalb Zeitgeist

In weiten Teilen des Christentums in unserem Land haben wir es inzwischen mit religiösen Gutmenschen zu tun, für die der Glaube nicht mehr ist, als eine religiöse Charity-Organisation, in der das Wort Gottes immer schön politisch passend und dem Zeitgeist gemäß ausgelegt wird. Es geht nicht mehr um das Bemühen, Menschen in die Gegenwart Gottes zu bringen, sondern um die Bequemlichkeit des Alltags. Gott wird zurechtgeschneidert, und eine von Menschen erfundene Regierungs- und Gesellschaftsform wird zu etwas Heiligem hochstilisiert. Immerhin wird dabei deutlich, welche Götzen hierzulande angebetet werden. Was wir erleben, hat nichts mehr mit christlicher Liebe und Nähe zu tun, sondern mit Überheblichkeit und Pharisäertum. Immer mehr Menschen wenden sich vom Christentum ab, weil die Kirchen nicht nur nichts mehr den Menschen zu sagen haben, was ihnen Mut und Zuversicht gibt, sondern weil sie das Wort Gottes zu Gunsten fremder Götter und ausgeprägter Unmoral immer dreister öffentlich demontieren. Sie haben schlicht nichts Erbauendes mehr zu verkünden. Die Anbiederung an den Zeitgeist und die Political Correctness sowie die Heucheleien und die Selbstverleugnung vieler christlicher Repräsentanten – von der Verleugnung des Auftrags ihres Herrn und Meisters selbst ganz zu schweigen – ist wahrhaftig nicht mehr zu überbieten! So findet man keine Achtung, sondern nur noch Verachtung. Am besten beschreiben kann man viele heutige Kirchen und Gemeinschaften mit dem Begriff „Säkularreligion“. Der Mensch ist der Maßstab aller Dinge geworden und was der Mensch für richtig hält, wird zur Religion erklärt. Besonders deutlich wird dies in den jährlich stattfindenden Kirchentagen, unabhängig davon, ob sie evangelisch, katholisch oder ökumenisch abgehalten werden. Von Glaubensverkündigung, von Katechese für Kinder und Jugendliche, von missionarischem Eifer, vom Schutz des ungeborenen Lebens, von der Durchdringung der zeitlichen Ordnung mit der christlichen Idee, vom Widerstand gegen die sich ausbreitende Säkularreligion ist nirgends die Rede. Stattdessen findet unter dem Deckmantel christlicher Gemeinschaft und Einheit beispielsweise die Durchsetzung homosexueller Lebensweisen statt. "Sünde und Perversität" erhalten hier mit Billigung und Unterstützung der deutschen Bischöfe eine öffentliche Plattform. Schon Martin Luther hatte das homosexuelle Ansinnen der Bewohner Sodomas als „Sünde gegen die Natur sowie als Perversität" gewertet. Der Reformator hatte festgestellt, ihre eigentliche Wurzel habe diese Verkehrung „in der Anstiftung des Teufels" erhalten. Das Ergebnis ist Orientierungslosigkeit und Verwirrung. Das biblische Menschenbild hat ausgedient zugunsten ideologischer Irreführung. Kirchliche Veranstaltungen leben nicht mehr von der Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott, sondern sind zu Kirmesveranstaltungen verkommen. Der Autor Norbert Bolz zog folgende Schlussfolgerung: "Eine Religion, die sich ernst nimmt, ist dogmatisch".19 Der Religionswissenschaftler Bolz erläutert in seinem lesenswerten Buch die zeitgeistige Verlagerung, den Zustand der modernen, säkularisierten, dadurch trivialisierten Gesellschaft, in der das Christentum sich auf eine bloße "Weltanschauung" reduziert hat. Er stellt fest, dass metaphysische Sehnsucht, Verlangen nach Sinn und Transzendenz Grundbedürfnisse menschlicher Existenz seien. Gott sei zwar tot, wirke aber dafür umso mächtiger im Unbewussten. Gott, der aus dem Himmel verdrängt wurde, kehrt als Idol des Marktes wieder, diagnostiziert er. Der moderne Mensch meine wohl, ohne Religion leben zu können, schaffe sich aber ständig Ersatzreligionen und Ersatzrituale. Er verlagere sein religiöses Bedürfnis und erhoffe sich Erlösung nun von einer "gerechten Gesellschaft", von "heiler Natur" oder der Entdeckung des "wahren Selbst". Das goldene Kalb, um das heute getanzt wird, ist der Götze Mensch. Oder: "Man liebt die Menschheit, um Gott verdrängen zu können."20 Der Konsens darüber, was gut und was böse ist, schwindet, in der Politik spielt das Gemeinwohl kaum eine Rolle, in der Wirtschaft dominiert der Eigennutz. Wir sind zunehmend ein Volk ohne Moral! Es fehlt das Unrechtsbewusstsein. Die ethischen Maßstäbe des Handelns sind weitgehend abhanden gekommen.

"Moral im modernen Sprachgebrauch", definiert der aktuelle Große Brockhaus, "ist die Sammelbezeichnung für die als verbindlich akzeptierten ethisch-sittlichen Normen des Handelns und der Werturteile, der Tugenden und Ideale einer bestimmten Gesellschaft."

Wer heute das Wort Moral auch nur in den Mund nimmt, läuft Gefahr, als Spießer oder Spaßverderber, als "politisch inkorrekt"21 oder als Ewiggestriger verspottet zu werden. Ausgerechnet das "Kursbuch", ehemals politisch-moralischer Wegweiser unter den deutschen Vordenker-Magazinen, fordert in seiner Juni-Ausgabe 1999: "Schluss mit der Moral". Dass es heutzutage schon ausreicht, eine Erwägung als "moralisch" zu kennzeichnen, um sie zu diffamieren, dass "moralisch" automatisch als "moralisierend" zu denunzieren ist, zeigt sich symptomatisch an dem Aufsatz der Politikwissenschaftlerin Antonia Grunenberg über "Moral und Politik" im "Kursbuch". Der Spiegel schreibt dazu in seiner Ausgabe vom 20.12.1999:

„Moral und Politik" im "Kursbuch". Da wird fast ausschließlich von "moralisieren", von "moralischem Rigorismus" und gar allerliebst von "Hypermoralisierung" und "Hypermoral" gesprochen. Der moralische Kitt, der die Gemeinschaft solidarisch zusammenhält, beginnt zu bröckeln. Eigentlich ist es immer dieselbe Geschichte, und sie ist uralt. Als Mose vom Berg Sinai hinabstieg, wo er 40 Tage mit Gott zugebracht hatte, stieß er auf eine Horde betrunkener Israeliten, die um ein goldenes Kalb tanzten. Kaum war ihr Anführer fort, hatten die Juden sich von dem Gott, dem sie die Befreiung aus der ägyptischen Knechtschaft verdankten, abgewandt, aus dem Schmuck ihrer Frauen das Kalb gegossen und es zu ihrem neuen Gott ausgerufen. Als Mose das Treiben seiner Landsleute sah, zerbrach er voll Zorn die beiden steinernen Tafeln, in die der Gott Jahwe eben erst eigenhändig die ehernen Gebote menschlicher Moral eingeritzt hatte. "Dann nahm er das Kalb, das sie gemacht hatten, verbrannte es und zerrieb es zu Staub." Und brachte sein Volk wieder auf den rechten Weg. Das war vor über 3000 Jahren. Die biblische Erzählung vom Tanz um das goldene Kalb musste durch die Zeiten immer wieder als Synonym herhalten für die moralvergessene menschliche Gemeinschaft. Auf den vom wütenden Mose zerdepperten Tafeln standen die unverrückbaren Regeln für den Umgang der Menschen miteinander: Du sollst Vater und Mutter ehren; Du sollst nicht töten, nicht Unzucht treiben, nicht stehlen, nicht lügen, nicht begehren Deines nächsten Frau oder sein Hab und Gut. Jahrtausende haben sich die Menschen - jenseits aller Religionen und Konfessionen, Gläubige wie Ungläubige - darauf verständigt, dass dieser Benimmkodex gilt. Und in allen Religionen ist die dazu passende goldene Regel überliefert, die Jesus in der Bergpredigt so formuliert hat: "Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun, das sollt auch ihr ihnen tun."22

Der christliche Glaube ist in unserer Gesellschaft zum Problem geworden. Der „Fels in der Brandung“ wurde in den Vorruhestand befohlen. Das Christentum scheint einem Modernisierungszwang zu unterliegen. Gottes Wort wird behandelt wie ein Parteiprogramm. Die Wahrheitsfrage wird demokratisch entschieden. Die Mehrheitsmeinung wird zum Göttlichen erhoben, was der Mehrheit widerspricht ist intoleranter Fundamentalismus. Die größten Sünden entsprechen der Freiheit einer modernen Gesellschaft. „Fit for fun“ ist der Maß- stab, in dem jeder Mensch denken und handeln kann, wie er will. Widerspruch ist antidemokratisch. Gottesfurcht wird verlacht und verspottet. Wo ist unser Land geistlich hingekommen? In der Schwäbischen Zeitung vom 23.4.2012 ist zu lesen, dass die SPD Abgeordneten des bayrischen Landtags sich mit bayrischen Bischöfen trafen, um darüber zu diskutieren, wie man Schaden von den Kirchen und den Gläubigen abwenden könne. So skurril ist es inzwischen geworden, dass nicht die Christen, sondern die SPD den Kniefall vor dem Zeitgeist beklagt. Die politische Klasse fordert ein Mindestmaß an religiösem Anstand von den Bischöfen ein. Tatsächlich ging es der SPD allerdings darum, die christlichen Feiertage zu erhalten. In der Schwäbischen Zeitung war demnach folgerichtig zu lesen: