Zeig uns den wahren Jesus - Arne Kopfermann - E-Book

Zeig uns den wahren Jesus E-Book

Arne Kopfermann

0,0

Beschreibung

Dieses Buch enthält Andachten für jede Woche des Jahres, die seine Leser herausfordern, tiefer zu graben. Keine typischen, verkürzten Ratschläge, sondern ehrliche Reflexionen über Glauben, Leben und die Tiefe unserer Beziehung zu Gott. Das Besondere: Jede Andacht ist mit einem der Songs von Arne Kopfermann verknüpft, umrahmt von Wochensprüchen und inspiriert von den Erfahrungen einer Lebensreise, die von Höhen und Tiefen geprägt ist. Mit den enthaltenen QR-Codes gelangt man direkt zu den Videos und Streaming-Links aller Songs. So werden die Andachten zu einem vielschichtigen multimedialen Erlebnis. Dieses Buch ist für alle, die in ihrem Glauben wachsen und ihn aus neuen Blickwinkeln betrachten möchten.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 264

Veröffentlichungsjahr: 2025

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über den Autor

Arne Kopfermann, Jahrgang 1967, ist ein bekannter christlicher Musiker, Produzent und Referent, der in den vergangenen 25 Jahren auch unzählige Lieder für Kirchengemeinden geschrieben, übersetzt und produziert hat. Im September 2014 starb seine 10-jährige Tochter Sara an den Folgen eines Autounfalls. Arne Kopfermann lebt mit seiner Frau im Taunus. Sie haben mit Tim einen erwachsenen Sohn. Arne engagiert sich ehrenamtlich in der Frankfurt CityChurch, ist seit 2005 musikalischer Botschafter für World Vision und seit 25 Jahren Dozent an der Worship Academy in Schwäbisch Gmünd, ehemals Altensteig. Er ist seit 2011 Freiberufler, seit seiner Kindheit leidenschaftlicher Fußballfan, versucht sich beinahe täglich fortzubilden und weiß einen guten Rotwein sehr zu schätzen.

www.arnekopfermann.de

Arne Kopfermann

Zeig uns den wahren Jesus

52 Andachten über die Kunst, in Lebens- und Glaubensfragen tiefer zu graben

Gerth Medien

Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß § 44b UrhG („Text und Data Mining“) zu gewinnen, ist untersagt.

© 2025 by Gerth Medien in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Berliner Ring 62, 35576 Wetzlar

Wenn nicht anders angemerkt, wurden die Bibelzitate der folgenden Bibelübersetzung entnommen: Hoffnung für alle®, Copyright © 1983, 1996, 2002, 2015 by Biblica Inc.®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung von Fontis – Brunnen Basel. Alle weiteren Rechte weltweit vorbehalten.

Erschienen im März 2025

ISBN 978-3-96122-684-9

Umschlaggestaltung: Hanni Plato

Umschlagmotiv: Unsplash, Robert Richarz

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

www.gerth.de

INHALT

Das begeistert andere an diesem Buch

Vorwort

Woche 1: Gott macht sich zu uns auf

Woche 2: Gott ist mit uns

Woche 3: Weil sich Gott zu uns Menschen stellt

Woche 4: Ehre sei Gott in der Höhe

Weihnachten: Stern über diesem Stall

Woche 5: Ursprung und Ziel

Woche 6: Wenn alles gesagt ist

Woche 7: Der Tag erzählt der Nacht

Woche 8: Wir sind willkommen

Woche 9: Über dem Meer

Woche 10: Groß ist deine Barmherzigkeit

Woche 11: Stimme in der Nacht

Woche 12: In Wein und Brot

Woche 13: An einem Kreuz

Woche 14: Interstellar

Woche 15: Wie weit würd ich gehen?

Woche 16: Schönheit aus der Asche

Woche 17: Dieses Kreuz

Woche 18: Das Leben ist ein Geschenk

Woche 19: Der Herr ist auferstanden

Woche 20: Feuerblüter

Woche 21: Ein Wort von dir

Woche 22: In Christus allein

Woche 23: Dir sei die Ehre

Woche 24: Du weißt

Woche 25: Glück

Woche 26: Ich bin bei dir

Woche 27: Breite deine Flügel aus

Woche 28: Zeig uns den wahren Jesus

Woche 29: Kommt zu mir

Woche 30: 99

Woche 31: Wir bitten

Woche 32: Liebe ohne Ende

Woche 33: Leinen los

Woche 34: Heimat

Woche 35: WYSIWYG

Woche 36: Bewahren

Woche 37: Auf zu neuen Ufern

Woche 38: Alle Schätze der Erkenntnis

Woche 39: Licht am Horizont

Woche 40: Ganz anders

Woche 41: So einzigartig

Woche 42: Regenbogen

Woche 43: Jesus, Fels der Zeiten

Woche 44: Nur eine kleine Sache

Woche 45: Die Freiheit lieben

Woche 46: Kintsugi-Herz

Woche 47: Gerecht leben

Woche 48: Allergie

Woche 49: Du bist Gott, wir sind es nicht

Woche 50: In deinem Frieden

Woche 51: Auf einem Auge blind

Woche 52: Dann seh ich dich

Copyright der verwendeten Lieder

Anmerkungen

DAS BEGEISTERT ANDERE AN DIESEM BUCH

„So ein Andachtsbuch gibt es bisher noch nicht: 52-mal Poesie und Inspiration ohne Plattitüden. Arne Kopfermann legt ein spirituelles Begleitbuch für jede Woche des Jahres vor. Impulse, die sich mit den hehren, aber manchmal seltsam hohl anmutenden Phrasen einer Lobpreis-Popkultur nicht abspeisen lassen. Hier spricht und singt ein Glaube, der dem Zweifel in die Augen gesehen hat – und dennoch glaubt. Tiefsinnig. Ansprechend. Inspirierend.“

Steffen Kern, Präses des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und Mitglied der EKD-Synode

„Ein ehrliches Andachtsbuch voller autobiografischer Bezüge. Hier begegnet Lebensrealität biblischen Zusagen. Hier schreibt einer nicht über etwas Abstraktes, sondern reflektiert biblische Sätze in Bezug auf die eigene Lebensrealität. Statt vollmundiger euphorischer Superlative werden Fragen und Zweifel nicht unter den Teppich gekehrt. Dieses Buch in 53 Teilen ist eine Einladung, Gegenwart Gottes in guten, aber auch in schmerzvollen Zeiten zu suchen und zu erleben. Ein Andachtsbuch – jesuszentriert, lebensnah, politisch, der Welt und den Menschen zugewandt.

Ekkehart Vetter, ehemaliger Präses im Mülheimer Verband und Vorsitzender der Deutschen Evangelischen Allianz

„Wer Jesus sieht, der sieht den Vater! In Jesus zeigt sich das Wesen Gottes in vollkommener Weise. Darum ist es so wichtig, dass uns Jesus immer wieder vor Augen gemalt wird. Arne Kopfermann will genau das tun. In seinem Andachtsbuch ‚Zeig uns den wahren Jesus‘ werden uns die Anliegen, der Herzschlag und der Charakter Jesu deutlich gemacht. Und er macht das auf die typische Arne-Art: nicht mit einfachen Antworten oder Plattitüden, sondern vielstimmig, weitherzig, differenziert und tiefgründig. Gleichzeitig sind seine Texte an der Praxis orientiert und leicht verständlich. Und durch alles hindurch strahlt Arnes eigene Glaubensreise, die von Höhen und Tiefen geprägt ist. Hier schreibt ein Mann, der mit seinem Gott schon so vieles durchgemacht und bewältigt hat. Das macht seine Andachten zu einer echten Inspiration.“

Martin Benz, Theologe, Autor, Podcaster („Movecast“)

„Arne Kopfermann verbindet in diesem Buch, was zusammengehört: poetische Liedtexte und theologische Gedanken, staunende Begeisterung über die Liebe Gottes und ehrliche Klage über das Leiden der Menschen. Dieses Buch ist ein höchst anregender Begleiter durch das Kirchenjahr und mehr: auch durch die Höhen und Tiefen unseres Lebensweges vor und mit Gott.“

Thorsten Dietz, Professor für systematische Theologie, Podcaster („Das Wort und das Fleisch“, „Karte und Gebiet“)

„Wer erwartet, dass Arne Kopfermann in seinem Buch den ‚wahren Jesus‘ zeigt, der wird enttäuscht werden, denn dieser Anspruch war nie seine Absicht. Wer aber erfrischende, tiefgründige und persönliche Andachten über Jesus erwartet, der wird voll auf seine Kosten kommen. Besonders der inhaltlich abgestimmte Dreiklang ein Lied, ein Text, ein Gedanke hat mir dabei sehr gut gefallen.“

Tobias Faix, Professor für praktische Theologie, Podcaster („Karte und Gebiet“) und Rektor an der CVJM Hochschule

„In diesem Andachtsbuch kommen mehrere Schätze zusammen: Liedtexte, die unseren Gottesdiensten in den Tiefen und Höhen des Glaubens eine Sprache geben, ein Autor, dessen Lebens- und Glaubenserfahrung den Texten Authentizität verleiht, und der Fokus auf Jesus, der in den Stürmen des Alltags Halt gibt. Also eine echte Fundgrube an ermutigenden Gedanken und Liedtexten, die berühren.“

Franziska Klein, Pastorin der Frankfurt CityChurch, Autorin und Bloggerin

„Es ist immer ein Vergnügen, wenn ich mich mit Arne über Glauben und Leben austausche. Klug und differenziert, verbindend und hoffnungsvoll, emphatisch und mit der gebotenen Vorsicht deutet er nicht nur seine eigene Geschichte, sondern auch die Entwicklung vieler von der ersten Begeisterung für Gott über einen engen zu einem weiten und reifen Glauben. Seine Lieder und Bücher begleiten viele auf dieser Reise. Nun legt er mit seinem Andachtsbuch eine komprimierte und aktuelle Version seiner Gedanken hinter seinen Liedtexten vor. Wertvoll und inspirierend!“

Albert Frey, Songwriter & Musikproduzent

„,Es sind die kleinen Dinge, alltägliche Taten von gewöhnlichen Leuten, die die Dunkelheit auf Abstand halten – einfache Taten aus Güte und Liebe.‘ Diese Aussage stammt zwar nicht von Arne Kopfermann, sondern von Gandalf aus ‚Der Herr der Ringe‘, aber sie beschreibt sehr gut die Kraft, die von diesem Buch ausgehen kann. Die vielen Texte und ihre Entstehungsgeschichten zu lesen, wird die ‚alltäglichen Taten‘ von uns ‚gewöhnlichen Leuten‘ inspirieren, um die ‚Dunkelheit auf Abstand zu halten‘. Ich bin mehr als dankbar, dass die Serie, die ich manage und liebe, auch ihren Beitrag geleistet hat, den Song hinter dem Titel dieses Andachtsbuches bekannt zu machen. Wer bis Woche 28 liest, stößt auf den inspirierenden Text, der super zum Anliegen von ‚The Chosen‘ passt und den Launch von Staffel 4 in deutschen Kinos begleitet hat.“

Lukas Furch, Manager der Serie „The Chosen“ in Deutschland

„,Zeig uns den wahren Jesus‘ ist eher eine Entdeckungsreise als ein Andachtsbuch. Arne Kopfermann nimmt uns mit auf seinen faszinierenden Weg, sich (buchstäblich) einen Reim zu machen auf das Leben in seinen schönsten und schlimmsten Dimensionen, auf Kirche, Jesus und einen Glauben, der trägt. Die Songtexte, Musik, Bibelworte, Erfahrungsberichte, Anekdoten und Gebete formen sich zu einem kunstvollen Ganzen, das uns zum Lachen, Weinen, Denken und Danken, Beten und (Weiter-)Glauben anregt.“

Kris Madarasz, Musiker, Songwriter und Pastor der Frankfurt CityChurch

„Was für eine Perle! Schon seit Langem empfinde ich die Lieder von Arne Kopfermann als Ausnahmeerscheinung auf dem christlichen Musikmarkt. Sie atmen eine Tiefe und Weite, wie sie selten sind. Nun reichert dieser begabte Künstler einige seiner großartigen Texte mit wertvollen Impulsen an. Und auch hier paaren sich Ehrlichkeit, reife Gedanken und eine wohltuende Einladung hin zu Gott. Wenn ein Andachtsbuch, dann dieses!“

Thomas Härry, Theologe, Autor und Berater von Führungskräften

„Immer wieder muss ich mir eingestehen, dass mein Bild von Jesus und Gott unscharf ist. Dass der Jesus, zu dem ich bete, anders ist, als ich geglaubt habe. Dass er mehr ist und nicht weniger. Deshalb brauche ich Menschen, die mich herausfordern, den wahren Jesus ins Blickfeld zu bekommen und neu zu entdecken. Dieses kreative und persönliche Andachtsbuch hilft mir dabei, mich dem wirklichen Jesus zu nähern. Die Liedtexte, Gedanken und Impulse von Arne Kopfermann geben mir neue Anregungen für diese stetige Entdeckungsreise!“

Evi Rodemann, Theologin, Eventmanagerin, Earl-Grey-Trinkerin

VORWORT

Der Titel Zeig uns den wahren Jesus – 52 Andachten über die Kunst, in Lebens- und Glaubensfragen tiefer zu graben ist sicher etwas ungewöhnlich für eine Publikation in einem Genre, das manche etwas spitzbübisch zur „christlichen Erbauungsliteratur“ zählen würden. Wenn ich ganz ehrlich bin: Auch ich selbst bin kein typischer „Andachtsbuchleser“. Wohl deswegen, weil mir viele Ausführungen und Lebensratschläge in solchen Büchern ein wenig arg verkürzt und weichgezeichnet vorkommen. Sicher: In einem immer komplexer werdenden Leben sehnen sich mehr und mehr Menschen nach einfachen Antworten, die Licht in den Dschungel der Orientierungs- und Rastlosigkeit werfen. Aber es sind gerade diese einfachen Antworten, an denen Glaubende in Krisenzeiten oft verzweifeln, weil sie ihrer eigenen Wirklichkeit nicht mehr standhalten.

Warum schreibe ich also selbst ein Andachtsbuch? Unter anderem, weil mir über die Jahre viele Menschen gespiegelt haben, dass sie meine Liedtexte sehr schätzen. Immer wieder wurde ich gefragt, ob ich nicht mal die Storys und Gedanken hinter den Songs aufschreiben könnte. Das lässt sich gut mit einem Andachtsbuch machen und so enthält das vorliegende Buch tatsächlich meine Gedanken zu 53 eigenen Liedtexten – für jede Woche des Jahres plus eine Bonusandacht für die Weihnachtstage.

Für den zweiten Grund muss ich kurz ausholen. Obwohl mein Vater ursprünglich als Pastor in der evangelischen Landeskirche gearbeitet hat und ich es als Kind und Jugendlicher gewohnt war, Gottesdienste und andere Veranstaltungen der altehrwürdigen St. Petri Hauptkirche in Hamburgs Innenstadt zu besuchen, habe ich doch meine überwiegende Lebenszeit in freikirchlichen Gemeinden verbracht. Dabei habe ich mir bewusst solche ausgesucht, die ihre Veranstaltungen zeitgemäß und lebensnah gestalten wollen. Diese Kirchen legen oft nicht allzu großen Wert auf eine feste Liturgie, also auf wiederkehrend gleiche Gestaltungsformen und Abläufe ihrer Veranstaltungen. Riten und Symbole scheinen dort auf den ersten Blick weniger wichtig. Sakral anmutende Räume mit Kreuzen, Kerzen, Weihrauch, liturgischen Gewändern und Gesängen sowie Kirchenbänken werden gegen eine moderne Mehrzweckhalle mit Kinosesseln, Spotlights, Verstärkern, Multimediashow und einen Predigenden in legerer Freizeitbekleidung eingetauscht. Auf den zweiten Blick entdeckt der aufmerksame Gast aber, dass sich hinter der größeren äußeren Lebendigkeit genauso viele wiederkehrende Muster verbergen.

Als einer der Protagonisten einer deutschsprachigen „Worship-Kultur“ habe ich in den vergangenen 30 Jahren die musikalischen Ausdrucksformen vieler solcher Gemeinden mit beeinflusst. Und mit der Zeit begann ich, darunter zu leiden, dass diese Formen oft thematisch zu Einseitigkeit neigen und andere wichtige Aspekte des Evangeliums aus dem Blick verlieren. Eine moderne Liedkultur in unseren Gottesdiensten – auch wenn diese noch so viel Zulauf von jüngeren Menschen haben – muss sich mit der Frage auseinandersetzen, ob sie alle Aspekte geistlichen und menschlichen Lebens abdeckt! Sie muss sich inhaltlich an den Psalmen messen lassen; an den über Jahrhunderte gewachsenen Schätzen in der Liturgie der etablierten Kirchen und auch an den Kirchenliedern, die sich über Generationen bewährt haben. Mit zunehmendem Lebensalter habe ich liturgische Formen zu schätzen gelernt, die den Test der Zeit bestanden und zahllose Christinnen und Christen auf ihrem Glaubensweg begleitet haben. Ich habe einen Großteil meines Lebens damit verbracht, Worte für die Beziehung zu einem ewigen und unsichtbaren Gott zu finden. Dabei sind mir die Worte aus Prediger 5,1-3 eine Mahnung:

Denk erst nach, bevor du betest, sei nicht zu voreilig! Denn Gott ist im Himmel, und du bist auf der Erde – also sei sparsam mit deinen Worten! Man sagt doch: „Wer zu geschäftig ist, träumt bald unruhig, und wer zu viel redet, sagt leicht etwas Dummes.“ Wenn du vor Gott ein Gelübde abgelegt hast, dann zögere nicht, es zu erfüllen! Menschen, die leichtfertige Versprechungen machen, gefallen Gott nicht – darum tu, was du ihm geschworen hast!

Meine eigene Glaubensreise wurde in den vergangenen beinahe 20 Jahren mehr und mehr vom Konzept „christlicher Mystik“ geprägt. Der Begriff entstand im 17. Jahrhundert, obwohl das Gedankengut christlicher Mystik schon durch die gesamte Kirchengeschichte hindurch beobachtet werden kann. Es geht auf das altgriechische Wort mystikos zurück, das „geheim, heimlich“ bedeutet. Im Kern geht es um die Erfahrung einer Polarität von Nähe und Ferne, Präsenz und Entzogenheit Gottes.

Der Lobpreis und die Anbetung Gottes sind für mich seit vielen Jahren ein Lebensthema. Aber so sehr ich es als Teil unserer Bestimmung ansehe, dass unsere Existenz von dem dreieinigen Gott ausgeht und wir zu ihm hin geschaffen sind, so kritisch sehe ich es mittlerweile, dass in der Anbetungskultur viel mit Verallgemeinerungen, Vereinfachungen und Verkürzungen gearbeitet wird. Da wird die Nähe Gottes zur unhinterfragten Selbstverständlichkeit, und die Deutungsmuster für ihr Ausbleiben sind nicht selten verstörend geringschätzend denen gegenüber, die unter temporärer Gottesferne leiden. Wie anders klingen da die Worte, die der englischen Mystikerin Evelyn Underhill zugeschrieben werden: „Wenn Gott klein genug wäre, um ihn zu verstehen, wäre er nicht groß genug, um ihn anzubeten.“ Mir liegt sehr daran, eine zu positivistische Dynamik aufzubrechen und damit auch leidenden Menschen neue Zugänge zum Glauben zu erschließen.

Die großen etablierten Kirchen haben über die Jahrhunderte eine Liturgie erarbeitet, die nicht nur die Gottesdienste prägt, sondern auch das gesamte Jahr in liturgische Segmente aufteilt. Jüngere Bewegungen sollten versuchen, von diesen liturgischen Überlegungen zu profitieren, anstatt den Versuch zu unternehmen, das Rad komplett neu zu erfinden. Und so habe ich mich entschlossen, in diesem Andachtsbuch nicht nur die Texte einiger meiner Songs zu vertiefen, sondern den Inhalt auch nach den Wochensprüchen des Kirchenjahres zu gliedern – in der Hoffnung, damit auch ein breiteres Themenspektrum zur Sprache bringen zu können. Eine Besonderheit dieses Andachtsbuches: Die bei jeder Andacht abgebildeten QR-Codes enthalten die Streaminglinks aller Songs. Ich empfehle, diese jeweils begleitend zur jeweiligen Andacht anzuhören. Am Ende jeder Andacht sind ein paar Fragen aufgeführt, die dabei helfen können, noch tiefer in die einzelnen Themen einzutauchen.

Viel Inspiration beim Lesen, Hören, Durchdenken und Beten!

Arne Kopfermann, im Winter 2024

Woche 1 GOTT MACHT SICH ZU UNS AUF

1. Advent

Wochenspruch: Seht, euer König kommt zu euch! Er ist gerecht und bringt euch Rettung (Sacharja 9,9a).

Gott macht sich zu uns auf

Gott macht sich zu uns auf,

Den weiten Weg zum Stall nach Betlehem.

Weil wir bedürftig sind,

Wird er uns Menschen gleich als kleines Kind.

Tief im Winter, bettelarm;

Ein paar Decken halten ihn nur warm.

Ohne Krone, ohne Geleit

Kommt das Licht der Welt in unsre Zeit.

Die Engel singen laut;

Die Sterne tanzen wild im Himmelszelt.

Weil Gott uns gnädig ist,

Kommt dort im Stall die Liebe selbst zur Welt.

In die Schwärze unsrer Nacht

Hat uns Gott sein helles Licht gebracht.

Ohne Krone, ganz unscheinbar

Macht er sein Versprechen an uns wahr.

Es ist ein langer Weg

Von diesem Stall zum Kreuz auf Golgatha.

Was dort im Stroh begann,

Zieht dann am Kreuz die ganze Welt in Bann.

Er, der ohne Sünde war,

Bringt uns Menschen nun den Himmel nah.

Wenn wir werden so wie ein Kind,

Sehn wir, dass wir dort zu Hause sind.

Das Kirchenjahr beginnt mit Advent und Weihnachten. Das mag uns auf den ersten Blick etwas fremd erscheinen, denn laut unserem Kalender findet das „Fest der Liebe“ ja am Ende des Jahres statt! Wer also ein Andachtsbuch aus Gewohnheit im Januar zu lesen beginnt, sollte gleich zu Woche 5 vorblättern und die ersten Andachten hintanstellen.

Was ist nicht alles über die „most wonderful time of the year“ geschrieben worden, die in den Supermärkten spätestens in der zweiten Septemberhälfte, in der Volksseele aber mit dem ersten Adventswochenende beginnt! Wenn es in der kalten und dunklen Jahreszeit kein „Fest der Lichter“ gäbe, müsste man es erfinden. Ganz besonders, wenn man ein paar Jahrhunderte zurückgeht, wo es weder gut isolierte Häuser noch elektrisches Licht gab.

Dabei sind das Warten auf das Christkind und die Geburt Jesu in der Bibel gar kein Schwerpunktthema. Im Markus- und im Johannesevangelium gibt es ja nicht einmal Berichte darüber. Sicher ist nur, dass die frühen Christen nicht vor dem 2. oder 3. Jahrhundert begannen, der Geburt Jesu zu gedenken. Denn wann Jesus geboren wurde, weiß man nicht genau. Der exakte Termin findet sich weder in der Bibel noch in den Aufzeichnungen der ersten Christen. Die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche war anfänglich ein heißer Kandidat. Diese wird traditionell zwischen dem 20. und dem 22. März gefeiert. Erst im 4. Jahrhundert setzte sich dann langsam der späte Dezember durch; die ersten Aufzeichnungen zu dem Fest am 25. Dezember stammen aus dem Jahr 336 nach Christi Geburt. Der wahrscheinlichste Grund ist die Wintersonnenwende, die laut dem julianischen Kalender auf den 25. Dezember fiel.

Wenn wir als Christinnen und Christen also Jahr für Jahr das Kommen Christi in unsere Welt feiern, dann geht es uns nicht in erster Linie um das Wann und Wo, sondern um das Warum. Gott solidarisiert sich bis aufs Äußerste mit uns. Er will nicht außen vor bleiben, will das Weltgeschehen nicht nur aus der Vogelperspektive beobachten oder von der himmlischen Schaltzentrale aus steuern. Er wählt den langsamsten und beschwerlichsten Weg hinab zu uns in unsere reale und empfundene Dunkelheit. Nicht, um dort die Regierung an sich zu reißen und mit Waffen seine Interessen durchzusetzen, sondern um unsere Herzen zu gewinnen. Jedes Herz einzeln. Denn Jesus verfolgte auf dieser Erde eine klare Agenda: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich bedienen zu lassen. Er kam, um zu dienen und sein Leben als Lösegeld hinzugeben, damit viele Menschen aus der Gewalt des Bösen befreit werden“ (Matthäus 20,28).

Das Böse hat viele Gesichter. Es ist nicht mit Händen zu greifen, aber sein Einfluss hinterlässt immer wieder einen unangenehmen Nachgeschmack. Nicht selten fühlen wir uns hilflos, ausgeliefert und den zerstörerischen Einflüssen dieser Welt nicht gewachsen. Wir wünschen uns Helden wie die von Marvel und DC an unsere Seite, furchtlos und mit Superkräften. Jesus mag oberflächlich betrachtet mit Wasser-zu-Wein-Verwandlung, Fisch-und-Brot-Vermehrung, Sturmstillung, Auf-dem-See-Genezareth-Laufen und diversen Krankenheilungen auch einem Helden-Klischee entsprechen. Aber wer tiefer in die Evangelien hineinhorcht, ahnt schnell, dass all diese Wunder nur Ausdruck einer tieferen Empathie und Zugewandtheit sind, die gar keine Special Effects benötigen, um sich abzusetzen von allem anderen, was wir jemals in einem Menschen gesehen haben.

In den folgenden Wochen des Advents will ich dem Geheimnis der Menschwerdung von Jesus ein wenig tiefer nachgehen.

Vertiefende Fragen

Was bedeutet es für mich, dass Gott sich „auf den langen Weg“ in meine Welt begibt?Warum ist es wichtig, dass Jesus „ohne Krone und ganz unscheinbar geboren wurde?

Woche 2 GOTT IST MIT UNS

2. Advent

Wochenspruch: Seid zuversichtlich – mit festem Blick und erhobenem Haupt! Denn eure Rettung steht kurz bevor (Lukas 21,28b).

Gott ist mit uns

Das Volk, das im Finstern wandert,

Es sieht ein großes Licht

Und in der Dunkelheit scheint es hell.

Denn uns ist ein Kind geboren.

Gott schenkt uns seinen Sohn

Und die Herrschaft, sie ruht auf ihm.

Er heißt Wunderrat,

Ewigvater, Friedefürst.

Gnadenvoll, barmherzig und gut,

Immanuel, Gott ist mit uns.

Gott selbst wohnt als Kind auf Erden

Und wird uns Menschen gleich.

In unsre Zeit fällt die Ewigkeit.

Gott wird aller Menschen Diener

Und baut sein Friedensreich.

Er ist unsre Gerechtigkeit.

Mein Liedtext zitiert beinahe wörtlich drei Verse aus Jesaja, einem Buch der Propheten im Alten Testament. Dort heißt es: „Das Volk, das in der Finsternis lebt, sieht ein großes Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind. […] Denn uns ist ein Kind geboren! Ein Sohn ist uns geschenkt! Er wird die Herrschaft übernehmen. Man nennt ihn ‚Wunderbarer Ratgeber‘, ‚Starker Gott‘, ‚Ewiger Vater‘, ‚Friedensfürst‘. Er wird seine Herrschaft weit ausdehnen und dauerhaften Frieden bringen. Auf dem Thron Davids wird er regieren und sein Reich auf Recht und Gerechtigkeit gründen, jetzt und für alle Zeit. Der HERR, der allmächtige Gott, wird dies eintreffen lassen, leidenschaftlich verfolgt er sein Ziel“ (Jesaja 9,1.5-6).

Das Buch Jesaja ist eines der faszinierenden Bücher der Bibel. Fast die gesamte Bibelwissenschaft geht davon aus, dass es 200 Jahre vor Christi Geburt fertiggestellt wurde, und doch sagt es schon viele Details in seinem Leben voraus: dass der Messias ein Nachkomme Isai sei, von einer Jungfrau geboren und von einem Rufer in der Wüste angekündigt. Dass er, vom Heiligen Geist erfüllt, in Gleichnissen reden, Wunder vollbringen, Blinde sehend, Taube hörend und Stumme redend machen würde. Dass er Kranke heilen würde, weil er mitfühlend wie ein Hirte ist, aber dass man ihm trotz seiner Wunder keinen Glauben schenken würde. Dass er vor seinen Anklägern schweigen, Leiden und Schmerzen erdulden, mit Verbrechern gleichgesetzt, gegeißelt und misshandelt werden und für die Sünden anderer zur Verantwortung gezogen würde. Aber Jesaja sagt auch voraus, dass er zum Eckstein unseres Glaubens und zu einem Licht für die Völker werden würde.

Als Siebenjähriger wurde ich Teil des Kinderchores an der Hauptkirche St. Petri in Hamburg. Und jede Weihnachtszeit war geprägt davon, dass wir mal allein auf dem Weihnachtsmarkt vor der Kirche, mal zusammen mit dem renommierten Bach-Chor der Erwachsenen in Adventskonzerten aufgetreten sind. Den Höhepunkt bildete der Heiligabend, an dem wir oft in der Christvesper um 14 Uhr, 16 Uhr und 18 Uhr gesungen haben. Das haben mein Bruder und ich ganz freiwillig gemacht! Danach ging es schnell nach Hause zum Essen und einer nur kurzen Bescherung, denn um 23 Uhr stand als Höhepunkt noch die spätabendliche Christmesse an. Ich habe mich später ab und zu gefragt, ob das für ein Kind nicht des Guten zu viel gewesen ist. Aber in meiner Erinnerung habe ich nie darunter gelitten, dass die Adventszeit und der Heiligabend ganz im Zeichen des Anlasses standen. Im Gegenteil: Bewusster habe ich in meinem ganzen Leben nie wieder Weihnachten gefeiert.

Eines der klassischen Stücke, mit denen wir in unseren schmucken Chorgewändern und mit langen Kerzenstielen in der Hand ganz langsam schreitend in die sonst noch ins Dunkel getauchte altehrwürdige und bis auf den letzten Platz gefüllte Kirche eingezogen sind, war eine A-cappella-Version dieses Jesaja-Textes. Sie baute sich ganz allmählich auf, bis dann die Schlusspassage zu einem gewaltigen Crescendo anschwoll: „… auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Throne Davids, auf dem Throne Davids und seines Königreichs. Dass er’s zurichte und stärke mit Gericht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.“ Es war so eine Art „Herr der Ringe“-Moment vor meinem geistigen Auge, und dieses Gefühl von Ehrfurcht ist mir so viele Jahre in Erinnerung geblieben, dass ich mich 2006 entschlossen habe, eine moderne Version des Jesaja-Textes zu verfassen, die man auch mit Bandbegleitung singen kann.

Vertiefende Fragen

Was bedeutet es für mich persönlich, dass Gott als „Immanuel“ – „Gott ist mit uns“ – in mein Leben tritt, besonders in Zeiten, in denen ich Dunkelheit und Unsicherheit erlebe?Wie prägt ein Messias, der „Gerechtigkeit und Frieden“ bringen soll, mein Verständnis davon, was echte Stärke und Macht bedeuten?Wie helfen mir gemeinschaftliche Erlebnisse und Rituale, Gottes Nähe zu spüren und meinen Glauben tiefer zu erleben?

Woche 3 WEIL SICH GOTT ZU UNS MENSCHEN STELLT

3. Advent

Wochenspruch: Bahnt dem HERRN einen Weg durch die Wüste! Baut eine Straße durch die Steppe für unseren Gott. Der HERR kommt als ein mächtiger Gott. […] Er herrscht mit großer Kraft. (Jesaja 40,3.10)

Weil sich Gott zu uns Menschen stellt

In die Nacht unsrer Sorgen und die Schatten der Angst,

Das Dunkel von Sünde und Leid,

Dringt die Stimme der Engel: „Kommt und fürchtet euch nicht!

Der Retter, er ist nicht weit.“

Denn der Gott, den kein Auge je sah,

Wird geborn als ein Kind, kommt uns nah.

Und er bringt Frieden, der jedem hier gilt,

Weil sich Gott zu uns Menschen stellt.

In der Nacht unsrer Sorgen und den Schatten der Angst

Lässt Gott uns nie allein.

Große Freude und Hoffnung dringt in unsere Zeit,

Denn Gott kommt, um uns zu befrein.

Seht den Retter der Welt dort im Stroh, dort im Stall,

So hilflos, so arm und klein.

Unser Gott, den kein Auge je sah,

Wird geborn als ein Kind, kommt uns nah.

Und er bringt Frieden, der jedem hier gilt,

Weil sich Gott zu uns Menschen stellt.

Große Freude und Hoffnung dringt in unsere Zeit.

Gott macht sich für uns klein.

Wir stehn hier an der Krippe und wir beugen die Knie

Vor Gott, der sich selber verschenkt.

Was wir haben und sind: Es soll Jesus gehörn,

Weil er unser Schicksal lenkt.

Unser Gott, den kein Auge je sah,

Wird geborn als ein Kind, kommt uns nah.

Und er bringt Frieden, der jedem hier gilt,

Weil sich Gott zu uns Menschen stellt.

Wir stehn hier an der Krippe und wir beugen die Knie,

weil Gott sich selbst verschenkt.

Sicher hat sich schon der eine oder andere einmal die Frage gestellt, warum Gott als kleines Kind auf die Erde kommen musste. Schließlich prägen Begriffe wie „Macht“, „Herrschaft“ oder „Königreich“ seit Jahrhunderten ein bestimmtes Gottesbild, das die ferne und autoritäre Seite Gottes in den Mittelpunkt stellt. Vielleicht wurde das Bild vom alten Mann mit Bart, der auf einer weißen Wolke sitzt und gütig auf uns herablächelt, nur deshalb in die Welt gesetzt, damit sich wenigstens kleine Kinder noch nicht vor Gott fürchten. In der Bibel finden wir es jedenfalls nicht.

Doch irgendwann vollzieht sich im Leben von vielen Menschen ein Wandel, wie ihn Milan Kundera in seinem Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ beschreibt: „Als ich klein war und mir das für Kinder nacherzählte Alte Testament anschaute, das mit Radierungen von Gustave Doré illustriert war, sah ich den lieben Gott auf einer Wolke sitzen. Er war ein alter Mann, hatte Augen, eine Nase und einen langen Bart, und ich sagte mir, wenn er einen Mund hat, muss er auch essen. Und wenn er isst, muss er auch Därme haben. Der Gedanke jedoch hat mich erschreckt, denn ich fühlte, obwohl ich aus einer eher ungläubigen Familie stammte, dass die Vorstellung von göttlichen Därmen Blasphemie ist.“[1]

Das zweite der Zehn Gebote birgt ein tiefes Geheimnis: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist“ (2. Mose 20,4; Luther). Wir können Gott mit keinem unserer menschlichen Bilder erfassen. Gleichzeitig verlangt das Bilderverbot aber auch etwas Unmögliches von uns, denn wenn wir als Menschen Gott begegnen wollen, müssen wir ihn uns zwangsläufig auch veranschaulichen. Und schon stecken wir mitten in dem Dilemma, einen nicht fassbaren Gott in ein Bild einengen zu wollen. Gott verbietet es, ein Bild von ihm zu machen, und kommt uns gleichzeitig in der Bibel in vielfältigen Gestalten und Bildern entgegen. Wenn wir von Gott sprechen, müssen wir zwangsläufig Symbole und Metaphern verwenden. Wie sonst sollten wir von etwas oder jemandem sprechen, das, der oder die unser Denken übersteigt und über unseren Erfahrungshorizont hinausgeht? Also begegnet uns Gott in der Bibel u. a. als Atem und Wind, Wasser und Strom, Feuer und Glut, Öl, Wein und Brot, in Wüste und Hochzeitsmahl, Saat und Ernte und natürlich Mann und Frau!

Und nicht nur zu Beginn der beiden Evangelien, sondern auch am Anfang der vielleicht ältesten Weihnachtsgeschichte begegnet uns Gott in Jesus zuallererst als kleines, schutzloses Kind. Denn um die 25 Jahre, bevor die Evangelien von Matthäus und Lukas verfasst wurden, schrieb Paulus (der die Evangelien also noch gar nicht kannte) in seinem Brief an die Galater: „Als aber die von Gott festgesetzte Zeit kam, sandte er seinen Sohn zu uns. Christus wurde wie wir als Mensch geboren und den Forderungen des Gesetzes unterstellt. Er sollte uns befreien, die wir Gefangene des Gesetzes waren, damit wir zu Kindern Gottes werden und alle damit verbundenen Rechte empfangen konnten. Weil ihr nun seine Kinder seid, schenkte euch Gott seinen Geist, denselben Geist, den auch der Sohn hat. Jetzt können wir zu Gott kommen und zu ihm sagen: ‚Abba, lieber Vater!‘“(Galater 4,4-7; Hervorhebungen des Autors).

Menschliche Niedrigkeit und göttlicher Glanz – das war von Jesu Geburt an so angelegt. Am Anfang der Stall, am Ende der Galgen. Am Anfang der Stern in der Nacht, am Ende die Sonne des Ostermorgens. Schon ganz zu Beginn wird deutlich: Gott musste als kleines Kind zu uns kommen, damit wir verstehen, dass wir wie kleine Kinder zu ihm kommen dürfen. Ohne Angst und Versagensängste. Wenn das keine gute Nachricht ist …

Vertiefende Fragen

Was sagt es über Gott aus, dass Jesus aus Liebe das einfache Leben wählt und in meine Alltagsrealität tritt?Weil Gott mir als Kind begegnet: Fällt es mir dadurch leichter, ihm mit einem „Kinderherzen“ zu begegnen?

Woche 4 EHRE SEI GOTT IN DER HÖHE

4. Advent

Wochenspruch: Freut euch zu jeder Zeit, dass ihr zum Herrn gehört. Und noch einmal will ich es sagen: Freut euch! Der Herr kommt bald. (Philipper 4,4-5b)

Ehre sei Gott in der Höhe

Ehre sei Gott in der Höhe

Und Frieden den Menschen auf Erden,

Denn der Retter der Welt ist geborn.

Nehmt das als sicheres Zeichen:

Ihr findet ein Kind in der Krippe,

Es ist Christus, der Herr: Er ist da!

Freut euch und fallt vor ihm nieder,

Gott kommt zu uns, erlöst sein Volk.

Singt eure fröhlichsten Lieder,

Christus, der Retter, ist da!

Ehre sei Gott in der Höhe

Und Frieden den Menschen auf Erden,

Denn der Retter der Welt ist geborn.

Damit alle, die an ihn glauben,

Niemals verloren gehen,

Sondern leben in Ewigkeit.

Es gibt ein Wortspiel, das ich in einer der Anmoderationen meiner Konzerte gern verwende: „Viele Christen machen Ernst mit der Freude.“ Wann immer ich diesen Satz sage, ist es sehr interessant, von der Bühne aus zu beobachten, wie die Leute reagieren. Manche fangen sofort zu grinsen oder sogar lauthals zu lachen an. Andere schauen etwas pikiert zu Boden, als fühlten sie sich ertappt, und wieder andere scheinen nicht zu wissen, wovon ich spreche.

Freude ist kein theoretisches Konstrukt. Wenn wir uns freuen, beschleunigt sich unser Herzschlag. In unserem „Belohnungszentrum“ wird Dopamin ausgestoßen. Dieses Glückshormon wird von den Nervenzellen in das Vorderhirn und in das Frontalhirn weitergeleitet. Es bewirkt, dass unser Gehirn besser funktioniert und wir aufmerksamer werden. Wir können uns wie berauscht fühlen. Wir lachen oder albern herum. Freude ist im gesamten Körper bis in die Finger- und Fußspitzen spürbar. Kinder „wissen“, wie man sich von ganzem Herzen freut. Sie denken darüber nicht großartig nach, sondern leben den Moment aus und folgen einfach ihren inneren Empfindungen.

Was aber kann ich machen, wenn sich diese Freude über meinen Glauben nicht mehr so recht einstellen mag? Ich lese im Wochenspruch: „Freut euch, der Herr kommt bald“ und denke vielleicht: