Zero Waste Home -Glücklich leben ohne Müll! - Bea Johnson - E-Book

Zero Waste Home -Glücklich leben ohne Müll! E-Book

Bea Johnson

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Beschreibung

Bea Johnson erzählt in diesem Buch, wie sie ihr Leben vereinfachte, indem sie ihren Müll zu Hause drastisch reduzierte. Heute produzieren Bea, ihr Ehemann und ihre zwei Söhne nur noch ein Glas voll Abfall im Jahr, und ihr Leben hat sich positiv verändert: Sie haben mehr Zeit zusammen, ihre jährlichen Ausgaben haben sich um bemerkenswerte 40 % verringert, und sie sind gesünder, als sie es je waren. Bea Johnson beschreibt hier alle ihre Erfahrungen, gibt Insider-Tipps und Tricks und viele hunderte praktische Ratschläge, die es jedem ermöglichen, zu Hause ohne Müll zu leben: wie man einkauft und ohne Abfall kocht; wie man Kleidung wäscht und seinen Körper pflegt; wie man Geschenke gestalten kann und seinen Urlaub genießt, ohne überall konsumieren zu müssen. Dieses Buch ist der ultimative Ratgeber für einen neuen Lebensstil, der Stufe für Stufe zeigt, wie man durch das Reduzieren des Mülls sein Leben neu gestaltet und positiv verändert, seine Gesundheit schützt, Geld spart und eine bessere Zukunft für sich, seine Familie und den gesamten Planeten schafft. Der Bestseller von Bea Johnson jetzt auch in deutscher Sprache!

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Bea Johnson Zero Waste Home

Glücklich leben ohne Müll!

Reduziere deinen Müll

und vereinfache dein Leben

übersetzt vonAnne-Mirjam Kirsch

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation inder Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografischeDaten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Das Werk ist in allen seinen Teilen urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung durch elektronische Systeme.

German Translation copyright © 2016 by Verlag Ludwig

Zero Waste Home

Copyright © 2013 by Bea Johnson

All Rights Reserved.

Published by arrangement with the original publisher, Scribner, a Division of Simon & Schuster, Inc.

Verlag LudwigHoltenauer Straße 14124118 KielTel.: 0431-85464Fax: 0431-8058305

[email protected]

Übersetzung: Dr. Anne-Mirjam Kirsch

Lektorat: Dr. Jennifer Lorenzen-Peth

Gestaltung & Satz: Hauke Heyen

Alle Abbildungen und Zeichnungen: Bea Johnson

ISBN 978-3-86935-307-4

ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-86935-292-3

Diese Veröffentlichung enthält die Meinungen und Ideen der Autorin und soll zu den behandelten Themen hilfreiches und informatives Material zur Verfügung stellen. Sie wird in dem Einvernehmen verkauft, dass Autorin und Verlag in diesem Buch keinerlei persönliche professionelle Hilfeleistungen ärztlicher, gesundheitlicher oder sonstiger Art erbringen. Der Leser/die Leserin sollte seinen/ihren Arzt, professionellen Gesundheitsberater oder sonstigen Experten hinzuziehen, bevor er/sie irgendeinen der Vorschläge in diesem Buch übernimmt oder Schlüsse daraus zieht.

Die in diesem Buch veröffentlichten Ratschläge wurden mit großer Sorgfalt erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden, weder von der Autorin noch vom Verlag. Ebenso wird eine Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden ausgeschlossen.

Die in diesem E-Book angelegten Seiten- und Querverweise führen Sie durch Antippen/Anklicken an die entsprechenden Stellen im E-Book, zeigen aus technischen Gründen jedoch die Seitenzahl der Stellen im Printbuch an.

Für Max und Léo

Einleitung

Vor nicht allzu langer Zeit war alles anders: Ich besaß ein 280 m²-Haus, zwei Autos, vier Tische und 26 Stühle. Ich füllte wöchentlich eine 240 l-Tonne Müll.

Heute fühle ich mich umso reicher, je weniger ich besitze. Und ich muss keinen Müll rausbringen!

Alles änderte sich vor ein paar Jahren. Weder brannte das große Haus nieder, noch wurde ich ein buddhistischer Mönch.

Hier ist meine Geschichte.

Ich wuchs in der Provence in Frankreich auf, in einem 08/15-Haus in einer Sackgasse: ganz anders als mein Vater auf einem kleinen Bauernhof oder meine Mutter auf einer französischen Militärbasis in Deutschland. Mein Vater machte das Beste aus seinem Streifen Stadtrand-Land. Im Einklang mit seinen bäuerlichen Wurzeln verbrachte er in den warmen Monaten seine gesamte Freizeit im Garten, mühte sich mit dem Anbau von Gemüse und tränkte die Erde mit seinem Schweiß. Im Winter wechselte er in die Garage, an deren Wänden sich Schublade an Schublade voller Schrauben, Bolzen und anderer Kleinteile reihte. Auseinandernehmen, Reparieren und Wiederverwenden waren seine Hobbys. Er war (und ist immer noch) ein Mensch, der ohne Zögern am Straßenrand anhält, wenn er dort einen weggeworfenen Staubsauger, ein Radio, einen Fernseher oder eine Waschmaschine entdeckt. Falls ihm die Sache reparierbar erscheint, wirft er sie hinten ins Auto, nimmt sie auseinander, setzt sie wieder zusammen und bringt sie irgendwie zum Laufen. Er kann sogar ausgebrannte Glühbirnen reparieren! Mein Vater ist talentiert, aber seine Fähigkeiten sind nichts Besonderes in der Gegend, in der er lebt. Franzosen auf dem Land haben ein handwerkliches Talent, mit dessen Hilfe sie die Lebensdauer ihrer Habe verlängern können. Als ich ein Kind war, montierte mein Vater zum Beispiel die Trommel aus einer alten Waschmaschine und machte sie zu einer Schneckenfalle, während ich, wie mich erinnere, die leere Hülle der Maschine als (ziemlich kleines und heißes) Spielhaus nutzte.

Damals schien mir mein Zuhause eine moderne Version von Unsere kleine Farm zu sein, einer Fernsehserie, deren Wiederholungen ich als Kind andächtig schaute. Obwohl wir in einem Vorort lebten, waren meine beiden Brüder und ich nicht so hilfsbereit wie die Ingalls-Sippe (mein älterer Bruder hatte sogar eine Spülschwamm-Phobie). Mein Vater war der geschickte Typ und meine Mutter die versierte Hausfrau mit begrenztem Budget. Genau wie Laura Ingalls’ Mutter drehte sich die Woche meiner Mutter um Kirche, Kochen, Backen, Saubermachen, Bügeln, Stricken und saisonales Einmachen. An Donnerstagen hielt sie auf dem Wochenmarkt nach guten Gelegenheiten zum Kauf von Stoffen und Garn Ausschau. Nach der Schule half ich ihr, Schnittmuster zu markieren und schaute ihr dabei zu, wie sie den Stoff in raffinierte Kleidungsstücke verwandelte. In meinem Schlafzimmer ahmte ich sie nach und machte meinen beiden Barbie-Puppen Kleidung aus alten Nylonstrümpfen und Gaze (die meine Eltern vom Blutspenden mitbrachten). Mit zwölf nähte ich mein erstes Kostüm, mit dreizehn strickte ich meinen ersten Pullover.

Von gelegentlichen Geschwisterkämpfen abgesehen, schienen wir eine glückliche Familie zu sein. Aber meinen Brüdern und mir waren die tiefen Unstimmigkeiten zwischen meinen Eltern entgangen, die aus ihrer Ehe schließlich einen traurigen Scheidungskrieg machten. Mit achtzehn brauchte ich eine Pause vom seelischen und finanziellen Elend und ging für ein Jahr als Au-pair-Mädchen nach Kalifornien. Ich hatte keine Ahnung, dass ich mich in diesem Jahr in meinen Traummann verlieben würde, den Mann, den ich später heiraten würde, Scott. Er war nicht der Surfertyp, von dem junge französische Mädchen träumen, aber er war ein mitfühlender Mensch, der mir den dringend benötigten emotionalen Halt bot. Wir reisten zusammen um die Welt und lebten im Ausland. Als ich schwanger wurde, kehrten wir auf meinen Wunsch in die Vereinigten Staaten zurück: Ich wollte das Leben einer »Taxi-Mama«1 ausprobieren, das ich aus dem Fernsehen kannte.

Mein amerikanischer Traum: Pleasant Hill

Unsere Söhne Max und, bald nach ihm, Léo wurden in das Prunkstück meines amerikanischen Traums geboren: ein modernes 280 m²-Haus in Pleasant Hill, einem entfernten Vorort von San Francisco, in einer Sackgasse gelegen und komplett ausgestattet mit hohen Decken, Familien- und Wohnzimmern, begehbaren Kleiderschränken, einer Dreifachgarage und einem Koi-Fischteich. Wir besaßen einen SUV, einen riesigen Fernseher und einen Hund. Wir bestückten zwei große Kühlschränke und füllten mehrmals die Woche eine Waschmaschine und einen Wäschetrockner in Industriegröße. Das heißt nicht, dass unser Haus je vor Sachen überquoll oder dass ich alles neu kaufte. Ich habe die Sparsamkeit meiner Eltern geerbt und kaufte Kleidung, Spielzeug und Einrichtungsgegenstände in Gebrauchtwarenläden ein. Trotzdem schluckte die übergroße Mülltonne neben dem Haus übriggebliebene Fassadenfarbe und Berge wöchentlichen Mülls. Gleichzeitig fühlten wir uns im Blick auf unseren ökologischen Fußabdruck gut, weil wir recycelten.

Innerhalb von sieben Jahren kletterte Scott auf der Unternehmensleiter in ein sehr komfortables Leben mit halbjährlichen Auslandsurlauben, verschwenderischen Partys, häufigem, teurem Fleisch, der Mitgliedschaft in einem privaten Schwimmbad, wöchentlichen ausgedehnten Einkaufstrips und Regalmetern voller Einweg-Gegenständen. Wir hatten keine finanziellen Sorgen. Das Leben zog ohne Anstrengungen vorbei und spendierte mir platinblondes Barbie-Haar, künstliche Bräune, aufgespritzte Lippen und eine Botox-Stirn. Ich probierte sogar Haarverlängerungen aus, Fingernägel aus Acryl und »europäische Wickel« (Lagen eng am Körper anliegender Frischhaltefolie, in denen ich auf dem Heimtrainer strampelte). Wir waren gesund und hatten wunderbare Freunde. Wir schienen alles zu haben.

Aber irgendetwas stimmte nicht. Ich war 32 und tief drinnen entsetzt über den Gedanken, dass mein Leben in einer festen Form erstarrt war. Wir waren sesshaft geworden. In unserer Trabantenstadt mit breiten Boulevards und Einkaufsmeilen verbrachten wir zu viel Zeit im Auto und zu wenig zu Fuß. Scott und ich vermissten das aktive Leben und das Umherstreifen in den Straßen der Hauptstädte, in denen wir im Ausland gelebt hatten. Uns fehlten Spaziergänge zu Cafés und Bäckereien.

Ein Schritt in Richtung Einfachheit

Wir beschlossen, auf die andere Seite der Bucht nach Mill Valley zu ziehen, einen Ort mit einem lebendigen Zentrum europäischer Art. Wir verkauften unser Haus, zogen übergangsweise mit dem Nötigsten in ein Appartment und lagerten den Rest ein. Der Plan war, schließlich ein Haus zu finden, in dem wir meinen maurischen Einrichtungsstil und jede Menge passender Einrichtungsgegenstände unterbringen konnten.

In dieser Übergangszeit bemerkten wir, dass wir ohne so viele Sachen mehr Zeit für die Dinge hatten, die uns Freude machten. Weil wir nicht mehr jedes Wochenende damit verbrachten, den Rasen zu mähen und uns um unser riesiges Haus und seinen Inhalt zu kümmern, zogen wir als Familie los: Wir machten Fahrradtouren, wanderten, picknickten und entdeckten unsere neue Küstenregion. Es war befreiend. Scott verstand endlich, was sein Vater mit den Worten meinte: »Ich wünschte, ich hätte nicht so viel Zeit mit der Pflege meines Rasens zugebracht.« Als ich an die zahlreichen Essgruppen dachte, die ich für die Küchenecke, das Esszimmer und die beiden Terrassen im Garten unseres alten Hauses angeschafft hatte, musste ich an die Bemerkung meines guten Freunds Eric denken: »Wie viele Sitzbereiche braucht ein einzelnes Haus?«

Mir wurde klar, dass wir die meisten eingelagerten Dinge nicht vermissten, und dass wir zahllose Stunden und unzählige Ressourcen dafür verbraucht hatten, ein Haus mit Unnötigem auszustatten. Für das alte Haus einzukaufen, war ein (nutzloser) Zeitvertreib geworden, ein Vorwand, in unserer Pendlerstadt unterwegs und beschäftigt zu sein. Ich stellte fest, dass das meiste von dem, was wir jetzt eingelagert hatten, keinen wirklichen Nutzen gehabt hatte, außer den, große Räume zu füllen. Wir hatten zu viel Wert auf Dinge gelegt und uns wurde klar, dass ein Wandel hin zu mehr Einfachheit unser Leben erfüllter und sinnvoller machen würde.

Wir brauchten ein Jahr und 250 Hausbesichtigungen, bis wir schließlich das richtige Zuhause fanden: ein 140 m²-Cottage aus dem Jahr 1921, ohne Rasen und einen Steinwurf weit vom Zentrum entfernt, von dem uns ursprünglich gesagt worden war, dass wir dort in unserer Preisklasse nichts finden würden. Die Quadratmeterpreise in Mill Valley waren doppelt so hoch wie in Pleasant Hill, und der Verkauf unseres alten Zuhauses finanzierte uns das halbe Haus. Es war unser Traum, in fußläufiger Entfernung von Wanderwegen, Büchereien, Schulen und Cafés zu leben, und wir waren bereit, uns zu verkleinern.

Als wir einzogen, waren Garage und Keller vollgestopft mit dem Hausrat aus unserem alten Leben, aber wir verkauften nach und nach, was nicht ins neue, kleine Haus passte. Was wir nicht wirklich nutzten, brauchten und liebten, kam weg. Das wurde unser Entrümpelungs-Motto. Nutzten, brauchten und liebten wir wirklich den Fahrradanhänger, den Kajak, die Inlineskates, die Snowboards, die Taekwondo-Kleidung, die Boxhandschuhe, die Fahrradträger, die Kickboards, den Basketballkorb, die Boccia­kugeln, die Tennisschläger, die Schnorchel, die Campingausrüstung, die Skateboards, den Baseballschläger und -handschuh, das Fußballnetz, das Federballset, die Golfschläger und die Angelruten? Scott fiel es anfangs schwer, sich zu trennen. Er liebte Sport und hatte hart gear­beitet, um sich all diese Dinge leisten zu können. Schließlich sah er aber ein, dass es besser war, sich darüber klar zu werden, woran er wirklich Freude hatte, und sich auf weniger Aktivitäten zu konzentrieren, als Staub auf Golfschlägern zu sammeln. So trennten wir uns innerhalb einiger Jahre von 80 Prozent unseres Besitzes.

Von Einfachheit zu Müllreduzierung

Beim Entrümpeln und Vereinfachen ließ ich mich von Elaine St. James’ Büchern über Einfachheit leiten und schaute nach langer Zeit wieder in Laura Ingalls Wilders Buchreihe Unsere kleine Farm. Diese Bücher regten uns dazu an, unser Alltagsverhalten weiter auf den Prüfstand zu stellen. Wir zogen den Stecker des Fernsehers und kündigten Katalog- und Magazinabonnements. Ohne die Zeitfresser Fernsehen und Shopping hatten wir jetzt die Zeit, uns mit den Umweltfragen zu beschäftigen, die bislang im Hintergrund gestanden hatten. Wir lasen Bücher wie Öko-Kapitalismus: Die industrielle Revolution des 21. Jahrhunderts, Cradle to Cradle und Lebens-Mittel und schauten auf Netflix Dokumentarfilme wie Earth und Home, die heimatlose Eisbären und desorientierte Fische zeigten. Wir erfuhren von den weitreichenden Folgen ungesunder Ernährung und verantwortungslosen Konsums. Uns ging zum ersten Mal ein Licht auf, nicht nur, wie hochgradig gefährdet unser Planet ist, sondern auch, wie unsere gedankenlosen Alltagsentscheidungen die Lage schlimmer machten für unsere Welt und für die, die wir unseren Kindern hinterlassen würden.

Wir nutzten das Auto sehr häufig, packten Mahlzeiten in Einweg-Plastikbeutel, tranken Wasser aus Plastikflaschen, verwendeten (großzügig) Papiertücher aller Art und benutzten zahllose giftige Produkte, um das Haus zu reinigen und unsere Körper zu pflegen. Die zahlreichen Mülltonnen, die ich in Pleasant Hill mit Lebensmittelverpackungen gefüllt hatte, und die Fertiggerichte, die ich in ihren Plastikverpackungen in der Mikrowelle erhitzt hatte, kamen mir wieder in den Sinn. Mir wurde klar, was für gedankenlose Bürger und Verbraucher wir geworden waren, während wir alles Drum und Dran des amerikanischen Traums genossen hatten. Wie hatten wir die Folgen unseres Handelns so sehr ausblenden können? Hatten wir sie je wahrgenommen? Wie erzogen wir unsere Jungen, Max und Léo? Was wir jetzt erfuhren, ließ uns einerseits Tränen in die Augen treten und machte uns wütend darüber, dass wir so lange im Dunkeln getappt hatten. Andererseits gab es uns die Kraft und die Entschlossenheit, um der Zukunft unserer Kinder willen unsere Konsumgewohnheiten und unseren Lebensstil radikal zu ändern.

Scott lag sehr daran, seine Theorien in die Praxis umzusetzen. Obwohl die Wirtschaft in einer Rezession steckte, kündigte er seinen Job und gründete eine Unternehmensberatung für Nachhaltigkeit. Wir nahmen die Kinder aus der Privatschule, die wir uns nicht mehr leisten konnten, und ich ging daran, unseren Haushalt umweltfreundlicher zu machen.

Mit dem neugewonnenen Wissen, dass Recycling nicht die Antwort auf unsere Umweltkrise war und dass Plastik unsere Ozeane zugrunde richtete, wechselten wir von Einweg- zu wiederverwendbaren Wasserflaschen und Einkaufsbehältnissen. Ich musste nur daran denken, sie mitzunehmen, wenn ich sie brauchte. Einfach. Dann begann ich, in Bioläden einzukaufen, und stellte fest, dass die Auswahl lokaler und biologischer Erzeugnisse den Extradollar wert war und dass ich verschwenderische Verpackung in der Abteilung für lose Waren ganz vermeiden konnte. Ich füllte Waren in Wäschenetze und nähte Stoffbeutel aus alten Laken, um Loses zu transportieren. Ich nähte sie so, dass keine Wegwerf-Verschlüsse nötig waren. Während meine Sammlung leerer Flaschen und Konservengläser wuchs, reduzierte ich allmählich unseren Verbrauch verpackter Waren und hatte bald eine Vorratskammer voll von Unverpacktem. Ich wurde regelrecht süchtig nach dem Einkauf loser Waren und fuhr auf der Suche nach Anbietern weite Strecken innerhalb der Bay Area. Ich nähte ein Dutzend Geschirrtücher aus einem alten Laken und stoppte unsere Nutzung von Papiertüchern durch die Anschaffung von Mikrofasertüchern. Scott baute im Hinterhof einen Komposthaufen; ich meldete mich für Botanikkurse an, um etwas über den Nutzen der Wildpflanzen zu erfahren, die wir auf unseren lokalen Wanderungen entdeckten.

Während ich mich in den Küchenmüll hineingesteigert hatte, hatte ich das Badezimmer übersehen. Bald testete ich aber auch dort müllfreie Alternativen. Sechs Monate lang wusch ich mir mit Natron die Haare und spülte sie mit Apfelessig. Als Scott den »Duft der Vinaigrette« nicht länger im Bett ertrug, griff ich auf in Glasflaschen abgefülltes loses Shampoo und Pflegespülung zurück. Der Kick, den mir in Pleasant Hill das Shoppen gegeben hatte, gab mir jetzt die Suche nach neuen Wegen, unseren Haushalt umweltfreundlicher zu machen und das Geld einzusparen, das wir wegen Scotts Start-up und der Notwendigkeit, den Gürtel enger zu schnallen, nicht mehr hatten.

Max und Léo trugen ihren Teil bei, fuhren mit dem Fahrrad zur Schule, wetteiferten um kürzeres Duschen und achteten darauf, das Licht auszumachen. Eines Tages begleitete ich Léos Klasse auf einen Ausflug zum lokalen Bioladen. Im Gang für lose Ware bekam ich mit, wie er über die Frage seines Lehrers stolperte: »Warum ist es umweltfreundlich, unverpackt zu kaufen?« In dem Moment dämmerte es mir: Die Kinder wussten noch nichts von unseren Bemühungen, Müll zu reduzieren. Über ihrem täglichen hausgemachten Keks hatten sie das Fehlen von Fertigkeksen gar nicht bemerkt. An diesem Abend erläuterte ich ihnen die Warums und Wies unserer ungewöhnlichen Speisekammer und redete mit ihnen über die anderen Veränderungen, die sie sich bereits unbewusst zu Eigen gemacht hatten. Jetzt waren die Kinder im Bild und die ganze Familie aktiv an Bord: Jetzt konnten wir Zero Waste2 anpeilen.

Ich war diesem Begriff auf der Suche nach müllfreien Alternativen in Bezug auf Industriepraktiken begegnet. Ich schlug seine Definition nicht nach und kümmerte mich auch nicht darum, was er für die Industrie bedeutete – die Idee machte einfach »klick«. Damit konnte ich quantitativ über meine Bemühungen nachdenken. Wir wussten nicht, ob wir jedes bisschen Müll würden vermeiden können. Null anzupeilen, gab aber ein Ziel vor, dem wir so nah wie möglich kommen, auf das hin wir unseren Müllstrom eingehend untersuchen und auch die kleinsten Dinge angehen konnten. Wir hatten einen Wendepunkt erreicht.

Zero Waste extrem

Was sollte als Nächstes dran sein? Ich inspizierte unsere Mülltonnen. Im Restmüll waren Verpackungen von Fleisch, Fisch, Käse, Brot, Butter, Eis und Toilettenpapier. In den Recyclingtonnen lagen Papier, Tomatendosen, leere Weinflaschen, Senfgläser und Sojamilch-Kartons. Ich nahm mir vor, das alles ab jetzt zu vermeiden.

Ich begann, mit Einmachgläsern an der Fleischtheke meines Lebensmittelgeschäfts zu erscheinen, was zu Blicken, Fragen und Kommentaren von Kunden und Angestellten führte. »Ich habe keine Mülltonne«, wurde meine Standarderklärung für die Person hinter der Theke. Der Kissenbezug, den ich zur Bäckerei mitnahm, um meine Wochenbestellung Brot abzuholen, erntete anfangs Bemerkungen, wurde aber rasch Routine. Als ein neuer Wochenmarkt öffnete, versuchte ich mich am Einmachen und verwandelte frische Tomaten in einen Wintervorrat Konserven. Ich entdeckte ein Weingut, das unsere Flaschen Rotwein wieder befüllte, brachte mir bei, aus den Schulkopien der Kinder Papier zu schöpfen und bekämpfte jede Werbesendung, die in unserem Briefkasten landete. In der Bücherei gab es nichts über Müllreduzierung, also war ich offen für Vorschläge und suchte im Internet nach Ersatz für die Dinge, für die ich keine verpackungsfreie Lösung finden konnte. Ich lernte, Teig zu kneten, Senf zu mischen, Joghurt anzusetzen, zu käsen, Sojamilch abzuseihen, zu buttern und Lippenbalsam zu schmelzen.

Eines Tages stand ein wohlmeinender Gast mit einem abgepackten Nachtisch vor meiner Haustür. Da wurde mir klar, dass wir unser Zero Waste-Ziel niemals ohne die Hilfe unserer Familie und Freunde erreichen würden. Ich begriff, dass Zero Waste außerhalb des Haushalts beginnt, vor allem im Laden beim Kauf unverpackter Ware und Mehrweg- statt Einwegprodukten. Es beginnt aber auch damit, Freunde zu bitten, bei einem Besuch keinen Müll ins Haus zu bringen und unnötige Gratisgeschenke abzulehnen. Wir fügten »ablehnen« zu unserem Nachhaltigkeitsmantra »reduce, reuse, recycle, rot«3 hinzu, und ich startete einen Blog, um die Logistik unseres Lebensstils zu teilen, damit unsere Freunde und Familie wussten, dass unsere Anstrengungen echt waren und unsere Zero Waste-Ziele ernst. Ich betete, keine weiteren abgepackten Kuchen zu bekommen, kleine Party-Aufmerksamkeiten oder Werbepost. Und ich gründete eine Beratungsfirma, um meine Ideen zu verbreiten und anderen beim Vereinfachen zu helfen.

Bald bestand unser Recycling-Aufkommen nur noch aus gelegentlicher Post, Schulkopien und leeren Weinflaschen. Ich liebäugelte damit, Zero Recycling anzupeilen, und träumte beim Aufbruch zu unserer jährlichen Frankreich-Reise davon, nach unserer Rückkehr Zero Waste auf eine neue Ebene zu heben und die Straßensammlungen zum Recycling abzubestellen.

Die Balance finden

Der Anblick der Müllmengen am Flughafen und im Flugzeug brachte mich schnell zurück auf den Boden der Tatsachen. Ich hatte in einer Blase gelebt. Die Welt war so voller Müll wie immer. Ein paar Monate im »normalen« Haushalt meiner Mutter gaben mir die nötige Auszeit, um zu entspannen, Urteile und Enttäuschungen hinter mir zu lassen. Ich konnte einen Schritt zurücktreten und einen umfassenderen Blick auf meinen verzweifelten Versuch werfen, Zero Waste zu leben. Mir wurde deutlich, dass viele meiner Verhaltensweisen sozial hinderlich und zeitintensiv geworden waren und daher unhaltbar. Buttern war kostspielig angesichts der wöchentlich gebackenen Keksmenge und Käsen aufwendig und unnötig, da ich losen Käse an der Theke kaufen konnte. Mir wurde klar, dass ich Zero Waste zu weit getrieben hatte. Ich hatte Moos gesucht, um es statt Toilettenpapier zu verwenden, um Himmels willen!

Wir würden eher bei Zero Waste bleiben, wenn wir uns nicht überforderten, sondern eine Balance fanden. Zero Waste war eine Entscheidung für einen Lebensstil. Wenn wir ihn auf Dauer durchhalten wollten, mussten wir ihn den Realitäten unseres Lebens anpassen. Es war wieder Zeit für Vereinfachung.

Als ich nach Hause kam, machte ich mich daran, die Extreme bleiben zu lassen, ohne unsere Fortschritte in der Müllvermeidung aufzugeben. Ich ließ es, weite Strecken für Unverpacktes zu fahren, und freute mich stattdessen an lokalen Angeboten. Ich hörte auf, Speiseeis selbst zu machen, und ließ mir stattdessen ein Glas im lokalen Eisladen befüllen. Wir nahmen Wein von Besuchern an und gaben die Idee eines Zero Recycling auf. Ich hörte auf zu buttern und kompostierte stattdessen das im Laden gekaufte Einwickelpapier. Butter war (und ist immer noch) das einzige Lebensmittel, das wir verpackt kauften. Innerhalb eines Monats wurde Zero Waste einfach, leicht, stressfrei und machte Spaß.

Scott trieb seit geraumer Zeit die Angst um, dass meine Vorliebe für Wochenmärkte, umweltfreundlichere Alternativen und unverpackte Bioware mit dem Ziel, Verpackungsmüll zu vermeiden, an unseren Finanzen zehrte. Er nahm sich die Zeit, unsere Haushaltskosten zu analysieren. Er verglich die Ausgaben unseres alten (2005) und neuen (2010) Lebensstils, sah alte Kontoauszüge durch und berücksichtigte, dass unsere beiden Jungs inzwischen deutlich mehr aßen (da sie fünf Jahre älter waren). Das Ergebnis war besser, als wir es zu hoffen gewagt hatten: Wir sparten fast 40 Prozent der jährlichen Haushaltskosten! Diese Zahl und die Menge an Zeit, von der er wusste, dass wir sie sparten – durch einen einfacheren Lebensstil und weniger Einkaufstouren –, machten Schluss mit seiner Angst.

Heute sind wir mit Zero Waste im Reinen. Wir vier haben uns in unserem Alltag Verhaltensweisen zu eigen gemacht, und wir können die Vorteile des Lebensstils voll auskosten, weit über die offensichtlichen ökologischen »Wohlfühl«-Effekte hinaus. Die Einführung von Zero Waste-Alternativen hat unbestreitbare Verbesserungen in unser Leben gebracht: neben merklichen gesundheitlichen Vorteilen beträchtliche finanzielle und zeitliche Einsparungen. Wir haben erfahren, dass einem Zero Waste nichts vorenthält, im Gegenteil: Zero Waste hat mir ein Gefühl von Bedeutung und Sinn gegeben. Mein Leben hat sich verändert – es basiert eher auf Erlebnissen als auf Sachen; darauf, Wandel mit offenen Armen zu begrüßen und sich nicht in Verweigerung zu verstecken.

Über dieses Buch

Die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesundheit unseres Landes sind in einer Krise. Natürliche Ressourcen gehen zur Neige, die Wirtschaft ist instabil, unser allgemeiner Gesundheitszustand verschlechtert sich und unser Lebensstandard ist auf einem Rekordtief. Was kann ein einzelner Mensch angesichts dieser gewaltigen Probleme tun? Die überwältigende Realität dieser Fakten kann lähmend wirken, aber wir dürfen nicht vergessen, dass das Handeln Einzelner einen Unterschied macht und dass es an uns liegt, die Dinge zu ändern.

Die natürlichen Ressourcen gehen zur Neige, aber wir kaufen Produkte auf Mineralöl-Basis. Die Wirtschaft ist schwach, aber wir schwelgen in Produkten aus dem Ausland. Unser allgemeiner Gesundheitszustand verschlechtert sich, aber wir versorgen unsere Körper mit industriell verarbeiteten Lebensmitteln und bringen giftige Produkte nach Hause. Was wir konsumieren, hat unmittelbare Folgen für unsere Umwelt, unsere Wirtschaft und unsere Gesundheit: Es fördert bestimmte Produktionsweisen und schafft Nachfrage nach mehr. Anders gesagt: Einkaufen ist wählen gehen, und die Entscheidungen, die wir täglich treffen, haben Folgen. Wir haben die Wahl, unserer Gesellschaft entweder Schaden zuzufügen oder sie zu heilen.

Viele von uns müssen nicht davon überzeugt werden, grün zu leben, aber wir sehnen uns danach, auf einfache Weise mehr zu tun, über Recycling hinaus … Zero Waste lässt uns unsere eigene Kraft, etwas zu bewegen, spüren, indem es die Herausforderungen, vor denen wir stehen, frontal angeht.

Dieses Buch führt weit über die typischen umweltfreundlichen Alternativen hinaus, mit denen sich andere Veröffentlichungen eingehend beschäftigen. Es möchte Sie dazu ermuntern, zu entrümpeln und weniger zu recyceln, nicht nur, damit es der Umwelt besser geht, sondern auch Ihnen. Es bietet praxistaugliche und erprobte Lösungen, erfüllter und gesünder zu leben, indem wir die nachhaltigen, müllfreien Ressourcen nutzen, die wir heute haben. Dabei hält es sich, in dieser Reihenfolge, an ein einfaches System: ablehnen (was wir nicht brauchen), reduzieren (was wir brauchen), wiederverwenden, recyceln (was wir nicht ablehnen, reduzieren oder wiederverwenden können), und den Rest verrotten lassen (kompostieren).

Die letzten Jahre haben mir gezeigt, dass jeder unsere Lebensweise anders sieht. Einigen ist sie zu extrem, weil wir zum Beispiel keine Fertiggerichte kaufen. Anderen ist sie nicht extrem genug, weil wir Toilettenpapier kaufen, einmal die Woche Fleisch essen und gelegentlich fliegen. Wichtig ist uns nicht, was andere denken, sondern, wie gut wir uns mit dem fühlen, was wir tun. Zero Waste ist nicht wegen angeblicher Einschränkungen ein lohnendes Thema, sondern weil wir darin unbegrenzte Möglichkeiten entdeckt haben. Und ich bin begeistert von der Perspektive, das, was wir gelernt haben, mit anderen zu teilen und ihnen dabei zu helfen, ihr Leben zu verbessern.

Dies ist kein Buch mit dem Ziel, absolutes Zero Waste zu erreichen. Angesichts der gegenwärtigen Produktionsmethoden ist absolutes Zero Waste heute nicht machbar. Zero Waste ist ein idealistisches Ziel, eine Mohrrübe vor der Nase, der es so nahe wie möglich zu kommen gilt. Nicht jeder, der dieses Buch liest, wird in der Lage sein, alles umzusetzen, was ich beschreibe, oder das jährliche Müllaufkommen seines Haushalts auf einen Liter zu reduzieren, wie meine Familie dies getan hat. Wenn ich das Feedback meiner Blog-Leser anschaue, spielen geographische und demographische Unterschiede eine Rolle dabei, wie nah man Zero Waste kommen kann. Wie viel Müll jemand erzeugt, ist aber auch nicht wichtig. Wichtig ist, die Folgen unserer Kaufkraft auf die Umwelt zu erkennen und entsprechend zu handeln. Jeder kann mit den Veränderungen beginnen, die in seinem eigenen Leben möglich sind. Und jede kleine Veränderung hin zu mehr Nachhaltigkeit wird einen positiven Effekt auf unseren Planeten und auf unsere Gesellschaft haben.

In Anbetracht meines Standpunkts mögen viele meine Entscheidung fragwürdig finden, ein gedrucktes Buch zu veröffentlichen. Aber sollten wertvolle Informationen nur denen zugänglich sein, die elektronische Bücher lesen? Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist ein gedrucktes Buch der beste Weg für mich, eine maximale Leserschaft zu erreichen. Ich fühle mich moralisch verpflichtet, Zero Waste so weit wie möglich bekanntzumachen, alles zu tun, um die Verhaltensmuster unseres Überkonsums zu ändern, und Unternehmen dazu anzuspornen, Verantwortung zu übernehmen für die Produkte und Entscheidungen, die sich auf unsere Gesundheit auswirken und unsere begrenzten Ressourcen verbrauchen. Ich habe lange und sehr genau über diese Entscheidung nachgedacht. Aufgrund meiner Kosten-Nutzen-Analyse glaube ich, dass sich die Umweltkosten eines Buches absolut lohnen, wenn es einen Menschen dazu bringt, seine tägliche Müllmenge zu reduzieren. Ich würde mich scheinheilig fühlen, es nicht zu drucken, und da ich ein großer Freund von Büchereien bin, möchte ich Sie dazu ermuntern, dieses Buch Ihrer Bücherei zu spenden oder es einem Freund weiterzugeben, wenn Sie es nicht mehr brauchen.

Dies ist kein wissenschaftliches Buch. Statistiken, Zahlen und Fakten sind nicht mein Gebiet. Zahlreiche Autoren haben hier großartige Arbeit geleistet, mit dem Ergebnis, dass unsere Gesellschaft Zero Waste bitter nötig hat. In Garbology enthüllt Edward Humes die hässliche Wahrheit hinter unserem Müllproblem, in Slow Death by Rubber Duck schaffen Rick Smith und Bruce Lourie ein Bewusstsein für die Giftigkeit alltäglicher Haushaltsartikel. Dieses Buch ist anders. Es ist ein praktischer Führer, der sich auf meinen eigenen Erfahrungen stützt.

Es ist mein Ziel und mein Ehrgeiz, Lesern die bewährten Wege zu zeigen, die mir geholfen haben, Zero Waste in meinem Haushalt so nah wie möglich zu kommen. Ich teile mit Ihnen das, was funktioniert hat, und das, was jämmerlich fehlgeschlagen ist. Einige mögen nur ein wenig hineinschnuppern, andere sich vornehmen, bis ins Extrem zu gehen. Was auch immer Ihr Weg sein wird: Meine Hoffnung ist, dass Sie einige nützliche Alternativen finden, ganz gleich, wie Ihre persönlichen oder geografischen Umstände sind.

Das Zuhause sollte ein geschützter Raum sein. Wir – Mütter, Väter und Bürger – haben das Recht, wenn nicht die Pflicht, und auf jeden Fall die Macht, die Welt durch unsere täglichen Entscheidungen und Handlungen positiv zu verändern.

Eine bessere Zukunft beginnt zu Hause! Willkommen zu Zero Waste.

1 Im Original »soccer mom«: Mutter, die ihre Zeit damit verbringt, ihre Kinder zu außerschulischen Aktivitäten zu fahren. (Diese und alle weiteren Fußnoten Anm. d. Ü.)

2 »Null Müll und null Verschwendung« (»waste« bedeutet sowohl »Müll« als auch »Verschwendung«)

3 »reduzieren, wiederverwenden, recyceln, verrotten«

Die fünf Schritte und die Vorteile des Zero Waste-Lebensstils

Es ist leicht für dich, zu Hause zu sitzen, vor deinem Fernseher, zu essen, was immer du willst, alles in den Müll zu werfen und ihn draußen auf die Straße zu stellen, damit das Müllauto ihn abholt. Aber wohin kommt der Müll?

— Magna, ehemalige Müllsammlerin auf der Mülldeponie Jardim Gramacho in Rio de Janeiro im Dokumentarfilm Waste Land

Wir ziehen die Mülltonne abends an den Straßenrand, und wenn wir morgens aufstehen, sind die Müsliverpackungen und schmutzigen Papiertücher wie von Zauberhand verschwunden. Aber was meinen wir eigentlich, wenn wir sagen: »Wir haben etwas weggeworfen«? »Weg« schafft den Müll aus dem Blickfeld, aber deswegen sollte er uns noch nicht aus dem Sinn gehen. Unsere Abfälle lösen sich schließlich nicht in Luft auf, nur weil der Müllmann sie abholt. Was wir wegwerfen, landet auf unseren Mülldeponien und ruiniert unsere kostbare Umwelt. Giftige Verbindungen verdunsten in die Luft und versickern im Boden, die Ressourcen, die gebraucht wurden, um das Weggeworfene herzustellen, werden verschwendet, und die Verarbeitung von Müll kostet uns jährlich Milliarden Dollar.

Deswegen ist Zero Waste entscheidend. Also: Was ist Zero Waste? Zero Waste ist eine Philosophie, der es darum geht, durch bestimmte Verhaltensweisen so viel Müll und Verschwendung wie möglich zu vermeiden. In der Produktherstellung führt das zu Cradle-to-Cradle-Design4, zu Hause zu einem verantwortungsbewussten Verhalten der Verbraucher. Viele denken irrtümlich, dass Zero Waste ausschließlich umfangreiches Recycling bedeutet. Das ist nicht der Fall. Ganz im Gegenteil: Zero Waste fördert nicht Recycling. In Anbetracht seiner Unwägbarkeiten und der Kosten, die dabei entstehen, ist Recycling im Zero Waste-Modell lediglich eine Alternative im Umgang mit Abfall (gegenüber, idealerweise, seiner Vermeidung) und der letzte Ausweg vor der Mülldeponie (wie die Kompostierung).

Was bedeutet Zero Waste für den eigenen Haushalt? Hausmüll zu verringern, ist ziemlich leicht, wenn Sie sich an diese fünf einfachen Schritte halten:

Lehnen Sie ab, was Sie nicht brauchen; reduzieren Sie, was Sie brauchen; nutzen Sie, was Sie brauchen, immer wieder; geben Sie zum Recycling, was Sie nicht ablehnen, reduzieren oder wiederverwenden können; und lassen Sie den Rest verrotten (durch Kompostierung).

Wie die folgende Grafik5 zeigt, führen diese fünf Schritte in dieser Reihenfolge zu sehr wenig Müll. Der erste und zweite Schrittbeschäftigen sich mit Müllvermeidung, der dritte mit durchdachtem Konsum, der vierte und fünfte Schrittmit der Verarbeitung der Abfälle.

1. Schritt: Ablehnen {was wir nicht brauchen}

Als wir als Familie den Zero Waste-Weg begannen, war schnell klar, dass Zero Waste zu Hause mit unserem Verhalten außerhalb des Hauses beginnt.

Konsum einzuschränken, ist wichtig, um Müll zu reduzieren (was wir nicht konsumieren, muss am Ende nicht weggeworfen werden). Aber Konsum ist nicht nur, und das überdeutlich, Einkaufen. In unserer Gesellschaft beginnen wir in dem Moment mit dem Konsum, in dem wir aus der Tür treten und einen Werbehänger von der Türklinke nehmen oder eine Plastiktüte mit einer Topfblume und einem Faltblatt für Gartengestaltung aus dem Vordergarten holen. Bei der Arbeit werden Visitenkarten nach links und rechts verteilt, und wir verlassen die Besprechung mit einer Handvoll. Bei einer Konferenz nehmen wir eine der Tüten mit Werbematerial, schauen hinein, und obwohl wir bis an unser Lebensende genügend Stifte zu Hause haben, denken wir: »Toll! Ein Stift!« Auf dem Nachhauseweg kaufen wir eine Flasche Wein: Sie wird zusammen mit dem Kassenbon doppelt eingepackt, bevor wir den Mund öffnen und etwas sagen können. Danach entfernen wir den Flyer, den uns jemand unter den Scheibenwischer der Windschutzscheibe geschoben hat. Zu Hause werfen wir einen Blick in den Briefkasten: vollgestopft mit Werbepost.

Zero Waste nimmt sowohl direkte als auch indirekte Formen des Konsums in den Blick. Der erste Schritt (Ablehnen) betrifft die indirekten Formen: die Kopien, Unterlagen und Werbematerialien, die sich in unser Leben stehlen. Wir könnten sie recyceln, aber bei Zero Waste geht es nicht um mehr Recycling: Es geht darum, sich gegen unnötigen Müll zu wehren und ihn gar nicht erst ins Haus zu lassen.

Alles, was wir annehmen oder mitnehmen, schafft eine Nachfrage nach mehr. Das heißt: Annehmen (im Gegensatz zum Ablehnen) billigt stillschweigend verschwenderisches Verhalten und verstärkt es. Wenn wir zulassen, dass der Kellner unser Glas mit Wasser füllt, das wir nicht trinken werden, und einem Strohhalm hineinstellt, den wir nicht nutzen werden, sagen wir damit: »Wasser ist nicht wichtig«, und: »Bitte stellen Sie mehr Einweg-Strohhalme her!« Wenn wir eine »kostenlose« Shampooflasche aus einem Hotelzimmer mitnehmen, wird nach mehr Öl gebohrt, um für Nachschub zu sorgen. Wenn wir einen Werbeflyer gleichgültig annehmen, wird irgendwo ein Baum gefällt, um mehr Flyer zu drucken, und wir verbringen unsere Zeit unklug, uns mit Belanglosem zu beschäftigen und es zum Recycling zu geben.

In einer konsumorientierten Gesellschaft gibt es eine Fülle von Gelegenheiten, etwas abzulehnen. Hier sind vier bedenkenswerte Bereiche:

Einweg-Plastik: Einweg-Plastiktüten, -flaschen, -becher, -deckel, -strohhalme und -besteck. Die Dreißig-Sekunden-Nutzung eines Plastikartikels fördert giftige industrielle Herstellungsmethoden, unterstützt das Eindringen schädlicher Chemikalien in unsere Böden, unsere Nahrungskette und unseren Körper und subventioniert die Herstellung von Artikeln, die oft weder recycelt werden noch überhaupt könnten und die nie biologisch abgebaut werden. Diese Produkte verursachen die Meeresverschmutzung, die sich im riesigen pazifischen Müllstrudel zeigt, und die uns täglich an Straßenrändern, in unseren Städten und in Parks und Wäldern begegnet. Dieses Problem ist überwältigend groß. Kanalisieren Sie Ihren Frust in die Ablehnung von Einweg-Plastik und in den Schwur, nie wieder etwas davon zu benutzen – so ein Schwur kann sehr effektiv sein, um Ziele zu erreichen. Mit etwas Planung und Wiederverwenden lässt sich Einweg-Plastik leicht vermeiden (s. »3. Schritt: Wiederverwenden«).Gratisgeschenke: Körperpflegeartikel in Hotelzimmern, Party-Aufmerksamkeiten, Mini-Portionen Essen, Giveaway-Tüten bei Konferenzen/Preisverleihungen/Veranstaltungen/Festivals (einschließlich nachhaltiger Veranstaltungen). Ich höre Sie sagen: »Oh, aber die gibt’s doch gratis!« Wirklich? Gratisgeschenke sind meist aus Plastik und billig hergestellt, das heißt, sie halten nicht lange (Party-Aufmerksamkeiten halten oft nicht länger als Einweg-Plastikprodukte). Jedes industriell hergestellte oder Plastikprodukt hat eine schlechte CO²-Bilanz, mit allen damit verbundenen Kosten für die Umwelt. Die Ansammlung von Gratisgeschenken im Haushalt führt zu zunehmender Unordnung und steigenden Lagerungs- und Entsorgungskosten. Gratisgeschenke abzulehnen, braucht einen starken Willen. Nach ersten Versuchen werden Sie sich aber bald über die Verbesserungen freuen, die sich in Ihrem Leben zeigen werden.Werbepost: Zahllose Menschen geben Werbepost ohne nachzudenken aus dem Briefkasten direkt ins Altpapier. Diese einfache Handlung hat kollektive Folgen: Dann gehen weiter 100 Milliarden Stück Werbesendungen pro Jahr in die Post. Werbepost trägt zur Entwaldung bei und verbraucht in der Herstellung kostbare Energieressourcen. Wofür? Im Endeffekt, um unsere Zeit und unser Steuergeld zu verschwenden. Ich bin der Meinung, dass eine Null-Toleranz-Haltung (s. »Werbepost« auf Seite 206) der beste Weg ist, um sie zu bekämpfen. Mit den Versandmöglichkeiten, die der U. S. Postal Service zur Zeit anbietet, ist es leider nicht möglich, sie vollständig zu vermeiden.6 Wie Sie auf den kommenden Seiten lesen werden, zog ich gegen Werbepost in den Krieg. Obwohl ich ihn überwiegend gewonnen habe, war dieser Krieg der frustrierendste Teil meines Zero Waste-Wegs. Es will mir nicht in den Kopf, dass ich mein Haus frei von Müll halten kann, aber nicht meinen Briefkasten.Nicht nachhaltiges Verhalten: Hierhin gehört, einzeln verpackte Snacks zu Veranstaltungen und besonderen Ereignissen der Kinder mitzunehmen/-geben, weil das so »Tradition« ist; Quittungen, Belege und Visitenkarten anzunehmen, die wir nie brauchen werden; überbordende Verpackungen zu kaufen und sie wegzuwerfen, ohne den Hersteller zu einem Wandel zu drängen. Hier bietet sich die Gelegenheit, das Wort zu ergreifen und sich einzumischen (s. a. »Aktiver Müll« auf Seite 309). Dann können unsere einzelnen Handlungen einen enormen Effekt haben. Verbraucher können abfallintensive Vorgänge ändern, wenn sie Hersteller und Händler wissen lassen, was sie wollen. Wenn Bons und Belege kollektiv abgelehnt werden, entstehen Alternativen, etwa, die Belege nicht zu drucken und/oder sie stattdessen als E-Mail zu schicken.

Von den fünf Schritten, die wir in diesem Kapitel behandeln werden, könnte das Ablehnen der schwierigste sein, den Sie in Ihrem sozialen Umfeld erreichen können, insbesondere für Haushalte mit Kindern. Niemand möchte jemanden vor den Kopf stoßen oder ruppig sein, wenn etwas gutgemeint angeboten wird. Mit etwas Übung und kurzen Begründungen fällt es aber leicht, auch das höflichste Angebot abzulehnen. Sie müssen nur sagen: »Ich habe keine Mülltonne«, »Es tut mir leid, aber ich habe mich entschieden, auf Papier zu verzichten«, » Es tut mir leid, aber ich versuche, mein Leben zu vereinfachen« oder: »Es tut mir leid, aber wir haben schon zu viel zu Hause.« Die meisten Menschen verstehen oder respektieren eine solche persönliche Entscheidung und insistieren dann nicht weiter. In einigen Fällen hat uns aber auch eine proaktive Haltung am meisten weitergeholfen – etwa, unseren Namen aus Verteilerlisten zu streichen, bevor Werbepost versendet wird.

Ablehnen soll nicht dazu führen, dass wir uns im Umgang mit anderen fehl am Platz fühlen. Es soll uns dazu bringen, über unsere Alltagsentscheidungen nachzudenken, über den indirekten Konsum, an dem wir beteiligt sind, und die Macht, die wir kollektiv als Gemeinschaft haben. Ein einzelnes Ablehnen bringt den Müll nicht zum Verschwinden, aber es schafft eine Nachfrage nach Alternativen. Ablehnen ist eine Haltung, die auf die Macht der Gemeinschaft baut: Wenn wir alle Hotel-Gratisartikel ablehnen, werden diese nicht länger angeboten; wenn wir alle Belege ablehnen, werden sie nicht länger gedruckt. Ein typisches Beispiel sind viele Einzelhandelsgeschäfte (z. B. Apple) oder Hotelketten: Dort gibt es schon jetzt die Möglichkeit, eine Rechnung per E-Mail zugesandt anstatt einen Beleg ausgedruckt zu bekommen. Geben Sie dem Ablehnen eine Chance. Die Gelegenheiten dazu sind unendlich.

Vor ein paar Jahren war ich für die mit 25.000 Dollar dotierten Green Awards7nominiert. Die Veranstaltung war von Green Giant gesponsert, das mir anbot, mich und einen Gast meiner Wahl zur Verleihung nach Los Angeles zu fliegen. Ich nahm meinen Sohn Max mit und flog mit dem Plan los, mögliche Giveaway-Tüten und den Preis taktvoll abzulehnen (ohne dabei meinen großzügigen Gastgeber vor den Kopf zu stoßen). Erstere abzulehnen, war leicht. Als mein Name aber am darauffolgenden Abend durch den Saal hallte, nahm ich, geblendet vom Hochgefühl und den Scheinwerfern, den gläsernen Globus an (in diesem Rahmen gab es keine Möglichkeit für eine taktvolle Ablehnung). Mit dem Preis in der Hand posierte ich für die Presse. Den Rest des Abends trug Max ihn stolz unter dem Arm: Er »hatte immer schon einen Pokal haben wollen.« Ich erinnerte ihn daran, dass wir nicht gekommen waren, um einen materiellen Gegenstand zu gewinnen, sondern wegen der Chancen, die das Preisgeld ermöglichen würde. Er bestand trotzdem darauf, den Pokal mit nach Hause zu nehmen. Nach ein paar Monaten schwand mit der Aufregung, gewonnen zu haben, auch seine Anhänglichkeit an den Preis.

»Kann ich ihn an Green Giant zurückschicken, damit sie ihn für die Teilnehmer nächstes Jahr wiederverwenden?«, fragte ich.

»Nur zu«, sagte mein Sohn.

Und das machte ich. Er hat es nicht einen Moment bereut, und ich auch nicht. Der fantastische Abend bleibt uns durch die Fotos, die an diesem Abend gemacht wurden, unsere Erinnerungen und die sinnvollen Vorhaben, die das Preisgeld finanziert hat, im Gedächtnis. Und ich muss nichts abstauben!

2. Schritt: Reduzieren {was wir brauchen und nicht ablehnen können}

Wer wenig im Leben hat, scheint wenig Sorgen zu haben. Wer viel hat, scheint viel zu verlieren zu haben.

— Rick Ray in seinem Dokumentarfilm 10 Questions for the Dalai Lama

In unserer Umweltkrise ist Reduzieren eine Soforthilfe. Es geht die Kernfragen unseres Müllproblems an und berücksichtigt dabei die drohenden Umweltfolgen des Bevölkerungswachstums, den damit verbundenen Konsum und die endlichen planetarischen Ressourcen, die die Bedürfnisse der Welt nicht stillen können. Reduzieren führt zudem zu einem vereinfachten Lebensstil, der auf Qualität statt auf Quantität und auf Erlebnisse statt auf Sachen setzt. Es ermuntert dazu, die Notwendigkeit und den Nutzen älterer, jetziger und künftiger Anschaffungen zu hinterfragen. Die Dinge, die Sie besitzen, besitzen Sie, weil Sie sie brauchen.

Hier sind drei Verhaltensweisen, die wir bei uns zu Hause eingeführt haben, um aktiv zu reduzieren:

Prüfen Sie ältere Anschaffungen: Bewerten Sie den wahren Nutzen und die Notwendigkeit jedes einzelnen Gegenstands im Haus. Trennen Sie sich vom Unnötigen, indem Sie sich auf das Nötigste beschränken. Stellen Sie sich der Herausforderung: Überlegen Sie, sich von Dingen zu trennen, die Sie immer zu brauchen glaubten. Wir haben auf diese Weise zum Beispiel herausgefunden, dass wir keine Salatschleuder brauchen. Stellen Sie alles in Ihrem Zuhause auf den Prüfstand. Sie werden viele Entdeckungen machen.Sich aufs Nötigste zu beschränken, verbessert die Einkaufsgewohnheiten: Die Zeit und Arbeit, die wir in die Prüfung älterer Anschaffungen gesteckt hatten, ließ uns zweimal überlegen, bevor wir etwas Neues ins Haus brachten. Dabei lernen wir, von einer ressourcen-erschöpfenden Anhäufung von Dingen wegzukommen und (reparierbare) Qualität vor (Wegwerf-)Quantität zu wählen.Sich aufs Nötigste zu beschränken, fördert das Teilen mit anderen:Ältere Anschaffungen zu spenden oder zu verkaufen unterstützt den Secondhand-Markt und die Secondhand-Gemeinschaft (s. »3. Schritt: Wiederverwenden«). Durch das Teilen von Res­sour­cen, die bereits genutzt wurden, und den Zuwachs an Gebrauchtwaren (die sich dann leichter gebraucht – statt neu – kaufen lassen) fördert es kollektive Großzügigkeit.Sich aufs Nötigste zu beschränken, macht Zero Waste überschaubar: Vereinfachen erleichtert die Planung und Organisation der Zero Waste-Logistik. Weniger bedeutet weniger zum sich Sorgen machen, Reinigen, Lagern, Reparieren oder später Entsorgen.Dämmen Sie jetzigen und künftigen Konsum ein: Einkäufe (von Neu- oder Gebrauchtwaren) zu beschränken, schont ganz klar wertvolle Ressourcen. Es spart Ressourcen, die für die Fertigung neuer Produkte benötigt werden, und macht gebrauchte Gegenstände anderen zugänglich. Hierhin gehören die Punkte Verpackungen reduzieren (Kann ich stattdessen lose einkaufen?); Autonutzung (Kann ich mehr Rad fahren?); Hausgröße (Kann ich mich verkleinern?); Gegenstände des persönlichen Bedarfs (Brauche ich das wirklich?); Technik (Kann ich ohne auskommen?) und Papierverbrauch (Muss ich das ausdrucken?). Kann ich weniger kaufen (vielleicht in konzentrierter Form)? Ist die Menge oder Größe für meinen Bedarf passend? Hinterfragen Sie mögliche Anschaffungen, bedenken Sie ihre Lebensdauer und wählen Sie Produkte, die Sie am besten wiederverwenden oder wenigstens recyclen können (s. »4. Schritt: Recycling« über das Auswählen von recycelbaren Produkten auf Seite 33).Reduzieren Sie Tätigkeiten, die Verbrauch unterstützen oder dazu führen: Medienkonsum (Fernsehen, Zeitschriften) und Einkaufsbummel können eine Menge Anregungen bieten; die gezielte Werbung, die die Medien finanziert, und die clevere Vermarktung, die unser Kaufverhalten beeinflusst, zielt aber darauf ab, dass wir uns unfähig, uncool und minderwertig fühlen. Diese Gefühle führen leicht dazu, Verlockungen nachzugeben, um vermeintliche Bedürfnisse zu stillen. Uns dem nur noch kontrolliert auszusetzen, kann einen enormen Effekt nicht nur auf unseren Konsum haben, sondern auch auf unser Glück. Finden Sie Zufriedenheit in dem, was Sie bereits haben.

Die Haltung des Ablehnens ist eine ziemlich eindeutige Angelegenheit. Sagen Sie einfach Nein. Reduzieren ist dagegen eine viel persönlichere Sache. Schätzen Sie Ihr Komfortbedürfnis in Hinblick auf Ihr Familienleben, Ihre finanzielle Situation und lokale Faktoren ein. Wo kein öffentlicher Nahverkehr verfügbar ist, wird man in ländlichen Gegenden zum Beispiel nicht aufs Auto verzichten können. Aber Reduzieren ermuntert uns zu überlegen: Brauchen wir vielleicht nur ein Auto? Können wir einfach weniger fahren? Reduzieren macht vor allem momentane Konsumgewohnheiten bewusst und findet Wege, nicht nachhaltige zu reduzieren.

Auf meinem Zero Waste-Weg ist Reduzieren der aufschlussreichste Aspekt und die »wirkungsvollste geheime Zutat« gewesen. Selbstgewählte Einfachheit hat viele Vorteile, darunter auch unvorhergesehene.

Als Scott seinen Arbeitsplatz kündigte, um mitten in der Großen Rezession eine nachhaltige Unternehmensberatung zu gründen, waren wir bereits mitten auf dem Weg zu selbstgewählter Einfachheit. Aus finanziellen Gründen waren wir dazu gezwungen, unsere Ausgaben weiter zu reduzieren. Wir konnten uns nicht länger die Familienferien und Ausflüge leisten, die unser Leben aufregend machten, uns eine mentale Atempause von der Arbeit boten und einen frischen Blick auf unsere Gesellschaft. Wir trösteten uns mit den erkennbaren Vorteilen der Zero Waste-Lebensweise. Verkleinern hatte uns ein besseres Wohnviertel beschert, Vereinfachung machte die Haushaltsführung leicht. Und eines Tages begriffen wir, dass diese kombinierten Vorteile zu einer unerwarteten Zugabe führten: zur gelegentlichen Vermietung unseres Hauses. Als wir das Haus zum ersten Mal verließen, brauchte es etwas Vorbereitung: Schilder und eine »Gebrauchsanweisung zum Zero Waste-Haus« mussten geschrieben, die Müll- und Recyclingtonnen für die Mieter wieder aufgestellt werden. Wir wurden für unsere Anstrengungen reichlich belohnt: Unser Haus zu vermieten, deckte die Kosten für unsere Flüge und Unterkünfte in Frankreich, um meine Familie zu besuchen und die Kinder ihre zweite Sprache vertiefen zu lassen. Unser Haus verfügbar zu machen, hat uns seitdem Wochenendausflüge und sogar Ferienurlaube in warmen Ländern ermöglicht. Das ist ein Vorteil, den wir von diesem Lebensstil nicht erwarteten!

Möglichkeiten zum Reduzieren

Wohltätigkeitsläden wie Goodwill und die Heilsarmee8 können ein bequemer Weg sein, um sich von ersten überflüssigen Gegenständen zu trennen. Es gibt aber auch viele andere Möglichkeiten, die für die gebrauchten Dinge oft besser passen. Hier sind ein paar Beispiele:

Amazon.comAntiquitätenlädenAuktionshäuserBasarverkäufe für einen guten ZweckBüchereien (Bücher, CDs und DVDs)Craigslist.org (Großes, Umzugskartons, Artikel zum Verschenken)Crossroads Trading Co. (modische Kleidung)9Diggerslist.com (Heimwerkerbedarf)10Dress for Success (Geschäftskleidung)11Ebay.com (Kleines von Wert)FlohmärkteFreecycle.org (Kostenloses)FreundeGaragen- und HinterhofverkäufeHabitat for Humanity (Baumaterialien, Möbel und/oder Haushaltsgeräte)Ihr Straßenrand mit einem »Zu verschenken«-SchildKindergärten und Vorschulen (Decken und Spielzeug)Kirchenlokales Tierheim (Handtücher und Laken)Obdachlosenunterkünfte und FrauenhäuserOptiker (Brillen)Schrottplätze, Abfallwirtschaftshöfe (Baumaterialien)Schulen (Kunstbedarf, Zeitschriften, Geschirr, um Einwegware bei Klassenfesten zu vermeiden)Secondhand-Läden (für Qualitätsware)Tafeln (Lebensmittel)Wartezimmer (Zeitschriften)Waschsalons (Zeitschriften und Waschmittel)Weihnachten im Schuhkarton (neue Artikel in einer Schuhschachtel)WeiterschenkenWerkzeug-Genossenschaften (Werkzeug)

3. Schritt: Wiederverwenden {was wir verbrauchen und nicht ablehnen oder reduzieren können}

Nutz es ab, brauch es auf, komm aus oder verzichte drauf.

— Altes Sprichwort

Viele Menschen verwechseln die Begriffe Wiederverwenden und Recyceln. Dabei unterscheiden sie sich in punkto Umweltschutz sehr. Recycling verarbeitet ein Produkt, um ihm eine neue Form zu geben. Wiederverwenden dagegen gebraucht das Produkt mehrfach in seiner ursprünglich hergestellten Form, maximiert damit seinen Nutzen und verlängert seine Lebensdauer. Das spart Ressourcen, die im Recyclingprozess verlorengehen.

Wiederverwendung hat einen schlechten Ruf: Es wird mit einem »Hippie«-Lebensstil und dem Horten von Gegenständen assoziiert. Ich pflegte Umweltschutz mit dem Hamstern von Ressourcen zu verwechseln und stellte mir Zero Waste als Masse von Behältern vor, die meine Küchenflächen übersäten. Aber so muss es nicht sein! Wiederverwenden kann einfach und wunderschön sein.

Da Ablehnen und Reduzieren Unnötiges vermeidet, optimieren die fünf Zero Waste-Schritte das Wiederverwenden. Einkaufstüten aus Plastik können weiterverwendet werden (etwa als Verpackungsalternative zu Luftpolsterfolie oder um dreckige Schuhe zu transportieren). Da sie aber auch einfach abgelehnt werden können, muss ein Zero Waste-Haushalt sie nicht lagern oder Verwendungen für sie finden. Reduzieren bis zu dem Punkt, an dem tatsächliche Bedürfnisse erfüllt werden, begrenzt die Menge des Wiederverwendbaren. Wie viele wiederverwendbare Beutel brauche ich wirklich? Durch Reduzieren habe ich meine Gewohnheiten geprüft und herausgefunden, dass ich nur drei Einkaufstaschen brauche.

Wiederverwenden ist der Kipppunkt von Zero Waste: Es blickt sowohl auf den Konsum als auch auf Umweltschutzbemühungen und bietet einen letzten Ausweg vor dem Wegwerfen. Es kann wirksam (1) verschwenderischen Konsum verhindern, (2) Ressourcenverbrauch vermindern und (3) die Nutzungsdauer von Anschaffungen verlängern.

Vermeiden Sie müllintensiven Konsum: Wiederverwendbares kann den Bedarf an Verpackungen und Einwegprodukten vermeiden, indem Sie:Mit Wiederverwendbarem einkaufen: Wiederverwendbares zum Einkaufen mitzunehmen, verringert oder vermeidet die Notwendigkeit, auf Verpackungen zurückgreifen zu müssen.Einweg- durch Mehrwegprodukte ersetzen: Für jedes Einwegprodukt auf dem Markt gibt es auch eine Mehrweg- oder wiederauffüllbare Alternative. Die praxisorientierten Kapitel werden sich damit eingehend beschäftigen. Für den Anfang tut es die Checkliste »Grundausstattung Wiederverwendbares« auf der nächsten Seite.Verringern Sie Ressourcenabbau durch:Kokonsum (Teilen): Viele unser Konsumartikel bleiben stunden- oder sogar tageweise ungenutzt (Rasenmäher, Autos, Häuser usw.). Durch Leihen, Tauschen oder privates Vermieten können wir ihren Nutzen maximieren und sogar Gewinn machen. Beispiele sind etwa Autos (RelayRides.com)12, Häuser und Wohnungen (Airbnb.com), Büroflächen (desksnearme.com)13 und Werkzeug (localtools.org)14.Gebrauchtkäufe: Secondhand- und Gebrauchtwarenläden, Garagenflohmärkte, Antiquitätenmärkte, Craigslist, Ebay und Amazon sind großartige Quellen für Gebrauchtwarenkäufe. Ein Einkauf sollte immer hier beginnen.Cleveres Einkaufen: Halten Sie nach Produkten Ausschau, die wiederverwendbar/wiederbefüllbar/wiederaufladbar sind, reparierbar, vielseitig und haltbar. Lederschuhe sind beispielsweise langlebig und können leichter repariert werden als Schuhe aus Synthetikmaterial.Verlängern Sie die Lebensdauer der Dinge des täglichen Bedarfs durch:Reparieren: Ein Gang zum Baumarkt oder ein einfacher Anruf beim Hersteller erledigt das Problem in den meisten Fällen.Umdenken: Trinkgläser können als Stifthalter dienen; Geschirrtücher können, gewickelt und geknotet, Zero Waste-Mahlzeiten verpacken und tragen.Zurückgeben: Drahtbügel können zur Wiederverwendung an die Textilreinigung zurückgegeben werden.15Retten: Versandkartons und einseitig bedrucktes Papier können vor dem Recycling noch weiterverwendet werden. Verschlissene Kleidung kann als Putzlappen dienen, bevor sie in den Müll wandert.

Checkliste: Grundausstattung Wiederverwendbares

Einkaufstaschenisolierte Becher mit weitem RandVorratsgläserFlaschenStoffbeutelLumpenGeschirrtücherStoffserviettenStofftaschentücherAkkus

4. Schritt: Recyceln {was wir nicht ablehnen, reduzieren oder wiederverwenden können}

Recycling ist ein Aspirin, das einen ziemlich großen kollektiven Kater lindert … Überkonsum.

— William McDonough, Cradle to Cradle

Wenn Menschen auf Partys mitbekommen, dass ich einen Zero Waste-Haushalt führe, erzählen sie mir gern, dass auch sie »alles recyceln.«

Inzwischen wissen Sie, dass sich in einem Zero Waste-Haushalt nicht alles um Recycling dreht und dass der Umgang mit Müll außer Haus mit dem Zügeln des Konsums beginnt. Das wiederum vermeidet eine Menge Recycling und reduziert die damit verbundenen Probleme sehr. Zu diesen Problemen gehört, dass für Recycling nicht nur viel Energie benötigt wird, sondern auch Regelungen fehlen, um die Anstrengungen von Herstellern, Kommunen, Verbrauchern und Recyclingunternehmen zu steuern und zu koordinieren. Recycling hängt zur Zeit von zu vielen Variablen ab, als dass es eine verlässliche Lösung für unsere Müllprobleme sein könnte. Es ist zum Beispiel darauf angewiesen, dass:

Hersteller sich mit Recycling-Firmen in Verbindung setzen, Produkte entwerfen, die lange haltbar sind, aber auch in hohem Maße recycelbar (Mischprodukte sind teuer zu trennen; wegwerfen ist oft billiger als recyceln; manches wird in einer Stadt recycelt, in einer anderen nicht), und ihre Recyclingfähigkeit und ihren Recyclinganteil kennzeichnen (zur Zeit ist diese Kennzeichnung freiwillig)Verbraucher die lokalen Recycling-Richtlinien kennen, verantwortungsvoll recyceln, aber auch entsprechend einkaufen und Recyceltes kaufen, damit ein Markt dafür entstehtKommunen Straßensammlungen zum Recycling und Sammelstellen für schwer Recycelbares anbieten16 und bei der Information der Bürger mit den Abfallunternehmen kooperieren (einfache Grafiken und Feedback am Straßenrand haben sich als wirkungsvoll erwiesen)17Abfallunternehmen mit den Kommunen zusammenarbeiten, um den Bürgern passende und finanziell attraktive Dienste anbieten zu können (etwa mengenabhängige Müllgebühren), und angemessene Schulungen von Wertstoffhöfen erhalten (s. u.), um Kundenfragen beantworten zu können (Müllmänner sind üblicherweise der einzige Kontakt, den Kunden zu Recyclingdiensten haben)Wertstoffhöfe vorhanden sind, um das Angelieferte bestmöglich zu sortieren und möglichst sortenrein anzubieten (d. h. mit der geringsten Verunreinigung mit anderen Stoffen), Kundenfragen zu beantworten und Verträge mit lokalen Recyclingunternehmen zu schließen (wenn Müll ins Ausland geschickt wird, kommt zum Recycling ein ganz neuer Satz Variablen hinzu)Recyclingunternehmen sich mit Herstellern in Verbindung setzen, um ihre Produkte sichtbar und weithin erhältlich zu machen, und statt des Downcycling-Markts (d. h. Umwandlung in ein minderwertigeres, unrecycelbares Produkt) den für Upcycling und Recycling zu fördern.

Bei jedem Einkauf sollte der gesamte Lebenszyklus des Produkts geprüft werden, inklusive seiner Recycelbarkeit. Plastik ist nicht nur giftig in der Herstellung, im Verbrauch (durch Ausgasen von Schadstoffen und Ausschwemmung von Partikeln) und im Recycling: Das Plastik, das recycelt wird (üblicherweise die Nummern 1 und 2),18 verliert dabei an Qualität, wird zu nicht recycelbaren Produkten (downgecycelt) und landet daher schlussendlich im Müll.

Ein weiteres Problem ist das Ergebnis der sich entwickelnden neuen grünen Wirtschaft. In dieser stellen Firmen Produkte mit rätselhaften Materialmischungen her (etwa »biologisch abbaubare« oder »kompostierbare« Kunststoffe). Diese Produkte führen bei verantwortungsvollen Verbrauchern und in der Recyclingwirtschaft zu Verwirrung und verderben letztendlich oft den Recyclingstrom. Wenn Recycling den Sinn hat, unsere Müllkreisläufe verantwortungsvoll zu schließen, dann müssen die Abläufe vereinfacht werden, um dieses Ziel zu erreichen. In einer Zero Waste-Welt wäre Recycling rund um den Globus standardisiert oder, noch besser, Produkte würden auf Wiederverwendbarkeit und Reparierfähigkeit hin entwickelt, so dass Recycling gar nicht mehr nötig wäre oder zumindest sehr reduziert werden könnte.

Noch sind wir nicht an diesem Punkt.

Die großartige Nachricht ist, dass wir Verbraucher die Probleme, die am Recycling hängen, stark abmildern können, wenn wir die fünf Schritte in ihrer Reihenfolge anwenden. Wenn wir abgelehnt haben, was wir nicht brauchen, reduziert haben, was wir brauchen, und wiederverwendet haben, was wir bereits gebraucht haben, muss nicht mehr viel recycelt werden. Das vereinfacht auch das Rätselraten im Recycling (nicht mehr nötig herauszufinden, ob ein Einwegbecher recycelbar ist oder nicht) und verringert die Fahrten zu Wertstoff- und Abfallwirtschaftshöfen.

Wenn es unbedingt notwendig ist, ist Recycling eine bessere Alternative als die Mülldeponie. Es spart Energie, schont natürliche Ressourcen, entzieht den Mülldeponien Material und schafft Nachfrage nach wiederaufbereiteten Materialien. Es ist zwar eine Form der Entsorgung, aber mit dem Wissen, was am besten recycelbar ist, können wir kompetenter einkaufen. Bei einem Neukauf sollten wir nicht nur Produkte mit hohem Wiederverwendungswert wählen, sondern auch gleichzeitig solche aus Materialien mit hohem Wiedergewinnungswert, die mit den Recyclingprogrammen unserer Gemeinden kompatibel sind und möglichst immer und immer wieder recycelt werden können (z. B. Stahl, Aluminium, Glas oder Papier), nicht downgecycelt (z. B. Plastik).

Ich würde jetzt liebend gern schreiben, dass wir in unserem Haushalt nah an Zero Recycling sind. Angesichts unserer Anschaffungen vor unserem Start in den Zero Waste-Lebensstil und der gegenwärtigen Herstellungsmethoden habe ich mich damit abgefunden, dass das noch nicht machbar ist (genauso wie absolutes Zero Waste noch nicht machbar ist). Wir haben es versucht, aber es war zu einschränkend (wir mussten von Freunden mitgebrachte Weinflaschen ablehnen), zu zeitaufwendig (um die Schulkopien unserer Kinder zu recyceln, musste ich Papier schöpfen) und langfristig nicht nachhaltig (zum Beispiel kann die heimische Haushaltsführung nicht allein aus der Wiederverwendung von Material bestehen). Durch den Versuch habe ich aber angefangen, Fragen zu stellen, und eine Menge über den gesamten Vorgang gelernt. Als wir ein paar Trinkgläser zerbrachen, wollte ich herausfinden, wo ich sie am besten entsorgen konnte: auf der Mülldeponie oder im Recycling? Meine Internet-Recherche war nicht eindeutig und tendierte in Richtung Mülldeponie, aber ich wollte ganz sicher gehen. Ich besuchte zwei verschiedene Recyclinghöfe, kontaktierte 21 Personen und schickte Scherben der zerbrochenen Gläser an mein Glasrecyclingunternehmen (dieses Unternehmen zu ermitteln, war nicht leicht), mit dem Ergebnis, dass meine Trinkgläser doch recycelbar waren (Kristallglas ist es nicht, weil es bei anderen Temperaturen schmilzt als das meiste andere Glas). Ich will damit nicht sagen, dass auch Sie Ihr Glas in den Container werfen sollen (informieren Sie sich zuerst, wie Ihre lokalen Gegebenheiten sind). Mir ist wichtig, dass Sie sich darüber klar werden, wie kompliziert das System ist, dass aber, wenn Recycling erfolgreich sein soll, Antworten leicht zu finden sein sollten. Recyceln Sie bis dahin, wenn es nötig ist, aber setzen Sie zuerst auf die anderen Schritte.

Checkliste: Recycling im Haushalt

Haben Sie immer parat, was Ihre Gemeinde am Straßenrand zum Recycling sammelt und was nicht. Bei mir werden zum Beispiel keine Glühbirnen, Spiegel, Kristallglas, Pyrex-Glas, Steingut oder Fotopapier gesammelt.19Überlegen Sie, Ihren lokalen Wertstoffhof zu besuchen oder sich über die Recycelbarkeit von Plastik zu informieren. Verlassen Sie sich nicht einfach auf den Grünen Punkt. Manche Produkte damit sind recycelbar, andere nicht.20Suchen Sie sich in der Küche (am besten unter der Arbeitsfläche) und im Arbeitszimmer geeignete Plätze für Recyclingbehälter. Ein Zero Waste-Badezimmer oder -Schlafzimmer braucht keine.Ermitteln Sie Sammelstellen für schwer recycelbare Produkte (Korken, abgetragene Schuhe und Kleidung) und Sondermüll (Batterien, Farbe, Motorenöl)21. Earth911.com und seine iRecycle-App sind ein hervorragendes Hilfsmittel.Nutzen Sie verschiedene Behälter, für jede Sammelstelle einen.

5. Schritt: Verrotten {den Rest kompostieren}

Mein ganzes Leben habe ich damit verbracht, auf eine Erleuchtung zu warten, eine Offenbarung von Gottes Gegenwart, ein transzendentes, märchenhaftes Erlebnis, das dich den eigenen Platz im großen Ganzen sehen lässt. Genau das hat mir mein erster Komposthaufen beschert.

– Bette Midler, zitiert in der Los Angeles Times

Verrotten beschreibt den Vorgang des Kompostierens: des Recyclings von organischem Material.

Kompostieren ist das Recycling der Natur: Organische Abfälle zersetzen sich mit der Zeit und geben ihre Nährstoffe an den Boden zurück. Im Haushalt sorgt eine Kompostierung für ideale Bedingungen, um Küchen- und Gartenabfälle beschleunigt zu zersetzen. Sie landen dann nicht auf Mülldeponien, wo ihr natürlicher Zerfall behindert wird und zur Luft- und Bodenverschmutzung beiträgt. Ein Drittel des Hausmülls ist organisch: Kompostieren ist also im Hinblick auf Müllreduzierung absolut sinnvoll.22

Ich finde Kompostieren befriedigend. Es ist sichtbar: Geben Sie Gemüsereste in einen Wurmkompostierer, schauen Sie den Würmern dabei zu, wie sie organische Stoffe in nährstoffreiches Material verwandeln, und nutzen Sie das handfeste Endprodukt. Wir kennen das Resultat unserer Kompostierung: nährstoffreicher, fetter Boden,