Zertifikate spielend beherrschen - Rudi Zagst - E-Book

Zertifikate spielend beherrschen E-Book

Rudi Zagst

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Beschreibung

Zertifikate werden trotz ihres hohen Bekanntheitsgrades bisher nur von wenigen Privatanlegern wirklich verstanden. Ziel dieses Buches ist es, Privatanlegern den sicheren Umgang mit Zertifikaten zu ermöglichen. Die Ausführungen sollen ihnen helfen, Zertifikate sinnvoll in ihre individuelle Anlagestrategie einzubinden. Im Gegensatz zur bisherigen Fachliteratur beschreiben die Autoren ausführlich die Funktionsweise und das Zusammenspiel der einzelnen Bausteine verschiedener Zertifikate. Da Anlageentscheidungen niemals unabhängig voneinander getroffen werden sollten, spielt bei sämtlichen Ausführungen der Portfoliogedanke, d. h. die Wechselwirkung mit anderen Anlageinstrumenten, eine wichtige Rolle. Abschließend wird eine konkrete Anlagestrategie empfohlen, nach der ein Portfolio mit Zertifikaten strukturiert werden kann. Das Standardwerk, um Zertifikate von Grund auf zu verstehen!

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Rudi Zagst • Michael Huber

Zertifikatespielendbeherrschen

RUDI ZAGST / MICHAEL HUBER

ZERTIFIKATE spielend beherrschen

Der Performance-Kick für Ihr Portfolio

FinanzBuch Verlag

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Lektorat: Natascha Lenz-Trautmann Covergestaltung: Melanie Feiler Satz und Druck: Druckerei Joh. Walch, Augsburg

Rudi Zagst/Michael Huber · Zertifikate spielend beherrschen 1. Auflage 2009 © 2009 FinanzBuch Verlag GmbH Nymphenburger Straße 86 80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096

Alle Rechte vorbehalten, einschließlich derjenigen des auszugsweisen Abdrucks sowie der photomechanischen und elektronischen Wiedergabe. Dieses Buch will keine spezifischen Anlageempfehlungen geben und enthält lediglich allgemeine Hinweise. Autor, Herausgeber und die zitierten Quellen haften nicht für etwaige Verluste, die aufgrund der Umsetzung ihrer Gedanken und Ideen entstehen. Die Autoren erreichen Sie unter: [email protected]@finanzbuchverlag.deISBN 978-3-89879-487-9

Weitere Infos zum Thema www.finanzbuchverlag.de

für Edith und Iulia

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Überblick über die Akteure

Abbildung 2: Prinzipielle Funktionsweise von Aktien

Abbildung 3: Aktienkursentwicklung der Deutschen Telekom 2004-2007

Abbildung 4: Kursverläufe von Stammaktien und Vorzugsaktien der Volkswagen AG

Abbildung 5: Aktienkursentwicklung der Deutschen Telekom 1999-2007

Abbildung 6: Funktionsweise einer Anleihe am Beispiel einer Unternehmensanleihe

Abbildung 7: Verkauf einer Anleihe während der Laufzeit

Abbildung 8: Ermittlung der Bonitätsrisikoprämie mit Hilfe von Bundesanleihen

Abbildung 9: Auswirkungen von Kursänderungen auf die Risikoprämie

Abbildung 10: Kursverlauf argentinischer Staatsanleihen 1998-2007

Abbildung 11: Standort einer Immobilie

Abbildung 12: Beispiel für nicht vergleichbare Wohnimmobilien

Abbildung 13: Zusammenhang Verzinsung und Abdiskontierung

Abbildung 14: Gültigkeit der Effektivverzinsung

Abbildung 15: Beispielhafte Kursverläufe einer Aktie und einer Anleihe

Abbildung 16: Kursverlauf DAX 1988 bis 2003

Abbildung 17: Zustandekommen einer Renditeverteilung

Abbildung 18: Bedeutung der Volatilität

Abbildung 19: Aktienkurse mit unterschiedlicher Korrelation

Abbildung 20: Diversifikationseffekt am Beispiel negativ korrelierter Wertpapiere

Abbildung 21: Möglichkeiten der Diversifikation

Abbildung 22: Zusammensetzung des EURO STOXX 50 nach Branchen und Ländern

Abbildung 23: Verlauf des DIX 1996-2005

Abbildung 24: Prinzipielle Funktionsweise eines Investmentfonds

Abbildung 25: Kursverlauf eines ausschüttenden Fonds 2001-2007

Abbildung 26: Kursverlauf eines weltweiten Aktienfonds 2002-2007

Abbildung 27: Kursverlauf Geldmarktfonds, Rentenfonds, High-Yield-Fonds 2001-2007

Abbildung 28: Kursverlauf eines europäischen Immobilienfonds

Abbildung 29: Symmetrische Renditeverteilung

Abbildung 30: Diversifikationseffekt bei verschiedenen Korrelationskoeffizienten

Abbildung 31: Prinzipielle Funktionsweise eines Forwards

Abbildung 32: Auszahlungsprofil eines einjährigen Aktieninvestments

Abbildung 33: Gewinn bzw. Verlust eines Long-Forward bei Fälligkeit

Abbildung 34: Gewinn bzw. Verlust eines Short-Forward bei Fälligkeit

Abbildung 35: Zusammenhang zwischen Spotkurs und Futureskurs

Abbildung 36: Ablauf Margining

Abbildung 37: Prinzipielle Funktionsweise einer Option

Abbildung 38: Gewinn bzw. Verlust eines Call bei Fälligkeit

Abbildung 39: Gewinn bzw. Verlust eines Put bei Fälligkeit

Abbildung 40: Wert eines Call während der Laufzeit

Abbildung 41: Straddle als Kombination zweier Optionen

Abbildung 42: Dichtefunktion einer Standard-Normalverteilung

Abbildung 43: Delta einer Call-Option

Abbildung 44: Delta in Abhängigkeit des Underlyings und der Restlaufzeit

Abbildung 45: Verlauf des Optionspreises bei unterschiedlichem Gamma

Abbildung 46: Gamma in Abhängigkeit des Underlyings und der Restlaufzeit

Abbildung 47: Vega in Abhängigkeit des Underlyings und der Restlaufzeit

Abbildung 48: Grundsätzliche Funktionsweise von Zertifikaten

Abbildung 49: Auszahlungsprofil eines linearen Zertifikats

Abbildung 50: Auszahlungsprofil Partizipations-Garantiezertifikats

Abbildung 51: Auszahlungsprofil Bonus-Garantiezertifikats

Abbildung 52: Nachbildung eines Garantiezertifikats

Abbildung 53: Auszahlungsprofil eines Discountzertifikats

Abbildung 54: Auszahlungsprofil eines Deep-Discountzertifikats

Abbildung 55: Auszahlungsprofil einer Aktienanleihe

Abbildung 56: Nachbildung eines Discountzertifikats

Abbildung 57: Auszahlungsprofil eines Outperformance-Zertifikats

Abbildung 58: Auszahlungsprofil eines Sprint-Zertifikats

Abbildung 59: Auszahlungsprofil eines klassischen Bonuszertifikats

Abbildung 60: Auszahlungsprofil eines Bonuszertifikats mit Cap

Abbildung 61: Rückzahlung eines Expresszertifikats

Abbildung 62: Ablaufdiagramm eines Expresszertifikats

Abbildung 63: Gewinnmaximierungspotenzial der XYZ-Bank

Abbildung 64: Simulierte Kursverläufe (50 Pfade) des DAX über einen Zeitraum von 500 Handelstagen

Abbildung 65: Renditeverteilung des DAX

Abbildung 66: Renditeverteilung eines Discountzertifikats

Abbildung 67: Renditeverteilung eines klassischen Bonuszertifikats

Abbildung 68: Volatilität als Breite einer Renditeverteilung

Abbildung 69: Renditeverteilung eines Discountzertifikats

Abbildung 70: Definition von Downside und Upside

Abbildung 71: Core-Satellite-Strategie

Abbildung 72: Grundstruktur der vorgestellten Core-Satellite-Portfolios

Abbildung 73: Kernportfolios der unterschiedlichen Anlegertypen

Abbildung 74: Portfolio für risikoscheue Anleger

Abbildung 75: Portfolio für risikoneutrale Anleger

Abbildung 76: Portfolio für risikofreudige Anleger

Abbildung 77: Renditeverteilung eines Aktienfonds auf Basis von sechs Messpunkten

Abbildung 78: Renditeverteilung auf Basis von sechs beobachteten Einzelrenditen

Abbildung 79: Simulation eines möglichen Pfades für den DAX

Abbildung 80: S-Kurve aus nach Z-Omega geordneten Portfolios

Abbildung 81: Kernportfolio und Zertifikateportfolio des risikoscheuen Anlegers

Abbildung 82: Kernportfolio und Zertifikateportfolio des risikoneutralen Anlegers

Abbildung 83: Kernportfolio und Zertifikateportfolio des risikofreudigen Anlegers

Abbildung 84: Charakteristische Marktphasen im Kursverlauf des DAX

Abbildung 85: Simulierter Kursverlauf des DAX »leicht aufwärts«

Abbildung 86: Simulierter Kursverlauf des DAX »stark aufwärts«

Abbildung 87: Simulierter Kursverlauf des DAX »leicht abwärts«

Abbildung 88: Simulierter Kursverlauf des DAX »stark abwärts«

Abbildung 89: Simulierter Kursverlauf des DAX »seitwärts«

Abbildung 90: Simulierter Kursverlauf des DAX »seitwärts mit Knick«

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Ratingsymbole und deren Bedeutung

Tabelle 2: Übersicht Nullkuponanleihen DZ Bank

Tabelle 3: Beispielhafte Zahlungsreihe einer Anleihe mit zwei Perioden

Tabelle 4: Skala zur Messung der Korrelation

Tabelle 5: Top-Ten-Unternehmen im DAX, Stand 28.09.2007

Tabelle 6: Beispielhafte Zahlungsreihe einer Blue-Chip-Aktie

Tabelle 7: Beispielhafte Zahlungsreihe einer Small-Cap-Aktie

Tabelle 8: Zustände bei Optionen

Tabelle 9: Einflussfaktoren auf den Optionspreis

Tabelle 10: Zustände bei Discountzertifikaten

Tabelle 11: Schreibweisen für das Bezugsverhältnis

Tabelle 12: Zinsanspruch bei Nullkuponanleihen der DZ Bank

Tabelle 13: Definition möglicher Risikoklassen

Tabelle 14: Ausgangsdaten für die Portfolioberechnung

Tabelle 15: Verwendete Zertifikate mit signifikantem Anteil

Tabelle 16: Eignung von Zertifikaten bei unterschiedlichen Marktphasen

Abkürzungsverzeichnis

AG AktG BaFin bspw. bzw. BVI ca. CME d. h. et al. EURIBOR e.V. f. ff. FTD GE GmbH Hrsg. InsO InvG IPD ISIN KGaA KP LIBOR LEPO LTCM o.J. OTC p.a. REIT S. S&P S.Z. TER USA usw. vgl. WSK z. B. ZP Aktiengesellschaft Aktiengesetz Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht beispielsweise beziehungsweise Bundesverband Investment und Asset Management e.V. circa Chicago Mercantile Exchange das heißt et altera (lateinisch: und andere) Euro Inter Bank Offered Rate eingetragener Verein folgende fortfolgende Financial Times Deutschland Geldeinheit Gesellschaft mit beschränkter Haftung Herausgeber Insolvenzordnung Investmentgesetz Investment Property Databank GmbH International Securities Identification Number Kommanditgesellschaft auf Aktien Kernportfolio London Inter Bank Offered Rate Low Exercise Price Option Long-Term Capital Management ohne Jahr Over The Counter per anno (lateinisch: pro Jahr) Real Estate Investment Trust Seite Standard and Poor’s Stückzinsen Total Expense Ratio United States of America und so weiter vergleiche Wahrscheinlichkeit zum Beispiel Zertifikateportfolio

Einführung

Zertifikate haben in Deutschland innerhalb weniger Jahre sehr stark an Beliebtheit gewonnen und sind mittlerweile ein fester Bestandteil der Geldanlage zahlreicher Investoren.1 Da Zertifikate bislang fast ausschließlich in Deutschland verkauft werden, mag sich vielen die Frage stellen, ob Zertifikate tatsächlich einen Mehrwert stiften oder ob ihre Erfolgsgeschichte nur auf ein geschicktes Marketing der Banken zurückzuführen ist.

Eine generelle Antwort auf diese Frage zu finden, scheint angesichts des immensen Angebots von mehr als 170.000 Zertifikaten eine nahezu unlösbare Aufgabe.2 Damit ein Anleger die Eignung von Zertifikaten zur Erreichung seiner persönlichen Anlageziele bestimmen kann, ist es unabdingbar, dass er die prinzipielle Funktionsweise dieser neuen Anlageinstrumente versteht. Dabei ist es nicht ausreichend, einzelne Zertifikate für sich alleine genommen zu betrachten. Ziel muss es vielmehr sein, sich das Zusammenspiel unterschiedlicher Anlageformen zu Nutze zu machen, indem eine ausgewogene Mischung der Geldanlage angestrebt wird. Eine solche Mischung unterschiedlicher Anlageformen wird als Portfolio bezeichnet.

Im Laufe dieses Buchs wird ein solides Grundwissen im Bereich der privaten Geldanlage vermittelt, wobei der spezielle Fokus stets auf das Thema Zertifikate gerichtet ist.

In Kapitel 1 werden mit Aktien, Renten und Immobilien zunächst klassische Anlageklassen getrennt voneinander betrachtet. Sie stellen die wichtigsten Bestandteile klassischer Portfolios dar und werden gleichzeitig bei vielen Zertifikaten als Grundbausteine verwendet.

Kapitel 2 zeigt anschließend, welchen Mehrwert eine Kombination der vorgestellten Anlageklassen in einem Portfolio hat und wie einfache Portfolios in der Praxis durch Fonds und Indizes umgesetzt werden.

Während die Kapitel 1 und 2 Möglichkeiten der direkten Investition in eine bestimmte Anlageklasse beschreiben, werden in Kapitel 3mit Forwards, Futures und Optionen Wege des indirekten Investments aufgezeigt. Dieser Schritt ist notwendig, weil die Eigenschaften von Zertifikaten zu großen Teilen auf die Eigenschaften indirekter Investitionsformen zurückzuführen sind.

Kapitel 4umfasst eine Beschreibung der wichtigsten Zertifikatearten, um mögliche Funktionsweisen anhand konkreter Beispiele zu veranschaulichen. Die Ausführungen beschränken sich dabei bewusst auf einige wenige Standard-Produkte, um die Übersichtlichkeit nicht zu gefährden.

In Kapitel 5werden aufbauend auf den vorhergehenden Kapiteln mögliche Portfoliostrukturen für unterschiedliche Anleger vorgestellt. Zusätzlich wird eine Methode beschrieben, mit deren Hilfe es möglich ist, den Erfolg eines Portfolios entsprechend des individuellen Anlageziels eines Investors zu messen.

Ergänzt werden die einzelnen Kapitel jeweils um einen mathematischen Teil, der hellblau hinterlegt ist. Die mathematischen Teile sind zum Verständnis dieses Buchs nicht zwingend notwendig. Sie sollen versierten Lesern mit mathematischen Vorkenntnissen dazu dienen, ein tiefer gehendes Verständnis der Materie zu erlangen.

Um den Zusammenhang der einzelnen Kapitel besser zu verdeutlichen, wird ihre Abfolge durch die Geschichte eines angehenden Fußballmanagers Namens Bruno untermalt. So wie ein Anleger ein ausgewogenes Portfolio erreichen möchte, will Bruno eine erfolgreiche Fußballmannschaft aufbauen. Bruno stehen bei seinen Entscheidungen zwei Spezialisten zur Seite: der Trainer Mr. Drill und der Spieltheoretiker Dr. Quant. Während Mr. Drill wichtige Tipps, Einschränkungen oder Hinweise nochmals explizit hervorhebt und damit leichter auffindbar macht, vermittelt Dr. Quant theoretisches, mathematisch fundiertes Wissen. Abbildung 1 zeigt die Akteure im Überblick.

Abbildung 1: Überblick über die Akteure.

Ziel dieses Buchs ist es, Anleger »fit für Zertifikateportfolios« zu machen und ihnen ein grundsätzliches Verständnis bezüglich der Eigenschaften von Zertifikaten zu vermitteln. Dieses anhand ausgewählter Beispiele erlangte Wissen lässt sich dann auf die gesamte Vielfalt der am Markt befindlichen Zertifikate anwenden. Es ist zu beachten, dass alle Betrachtungen vor Steuern erfolgen. Auch auf die Berücksichtigung fremder Währungen wurde verzichtet.

Die Begriffe Anlage und Investition sowie Anleger und Investor werden synonym verwendet.Zertifikateweb (2008), Stand 01/2008.

Kapitel 1 Fit für Anlageklassen

Bruno steht am Beginn seines Vorhabens, der Manager seiner eigenen erfolgreichen Fußballmannschaft zu werden. Nachdem er bereits einen Trainer und einen Spieltheoretiker eingestellt hat, macht er sich nun mit ihrer Hilfe daran, die richtigen Spieler für sein Team zu suchen. Dabei ist es Bruno wichtig, den Sturm, das Mittelfeld und die Abwehr mit Spielern zu besetzen, die auf diese Positionen spezialisiert sind.

Der Leser befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Bruno. Auch er möchte ein erfolgreiches Team (Portfolio) aus Anlagealternativen zusammenstellen und dieses anschließend managen. In diesem Kapitel werden mit Aktien, Anleihen und Immobilien die wichtigsten Grundbausteine vieler Anlagestrategien vorgestellt. Für das spätere Verständnis von Zertifikaten sind insbesondere Kapitel 1.1 »Fit für Aktien« sowie Kapitel 1.2 »Fit für Anleihen« von großer Bedeutung.

Der erste Schritt in Brunos Teamzusammenstellung besteht in der Auswahl des Torwarts. Er muss immer dann einspringen, wenn alle anderen Mitspieler vor ihm versagt haben und ein Gegentor droht. Der Torwart muss deshalb hundertprozentig zuverlässig sein. Innerhalb der Anlagestrategie eines Investors wird die Position des Torwarts von Sparanlagen übernommen, die in einem ersten Exkurs beschrieben sind:3

EXKURS: Sparanlagen Sparanlagen stellen in Deutschland die sicherste und zugleich beliebteste Anlagealternative dar. Ihr Anteil am Gesamtvermögen privater Haushalte in Deutschland belief sich 2005 auf etwa 17,5%.4 Die Besonderheit dieser Anlageform besteht darin, dass das investierte Kapital durch verschiedene Mechanismen geschützt wird. So ist jede Bank, die ihren Kunden Sparanlagen anbietet, gesetzlich dazu verpflichtet, sich einer Entschädigungseinrichtung anzuschließen. Sollte eine Bank nicht mehr zahlungsfähig sein, werden dem Anleger Sparanlagen bis 20.000 Euro durch diese Einrichtung zu 90% erstattet.5

Zusätzlich sind fast alle Banken Mitglied privater Sicherungsfonds, die Sparanlagen über die gesetzlichen Leistungen hinaus zu 100% absichern.6 Als Beispiele für diese Sicherungsfonds seien der Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken, der Haftungsverbund deutscher Sparkassen sowie die Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes deutscher Volks- und Raiffeisenbanken genannt.

1.1 Fit für Aktien

Bei der Auswahl seiner Spieler möchte Bruno gleich zu Beginn die Positionen im Sturm besetzen. Bruno ist davon überzeugt, dass Stürmer durch das Erzielen von oft spektakulären Toren den größten Anteil am Ausgang eines Spiels haben. Dr. Quant weist Bruno darauf hin, dass die große Popularität von Stürmern manchmal dazu führt, dass für sie völlig überhöhte Preise bezahlt werden. Bruno solle sich deshalb auf Spieler konzentrieren, deren Potenzial noch nicht voll entwickelt ist.

Innerhalb der Investitionsstrategie eines Anlegers nehmen Aktien die Position der Stürmer ein und sorgen für lukrative Renditen. In Deutschland waren Aktien 2005 mit einem Anteil von ca. 3,8% am Gesamtvermögen privater Haushalte deutlich unterrepräsentiert.7 Die geringe Beliebtheit von Aktien könnte sich daraus erklären, dass viele Anleger nur wenig Erfahrung auf dem Gebiet der Aktienanlage haben. Das folgende Kapitel soll ein solides Grundverständnis für diese Anlageklasse schaffen und damit fit für Aktien machen.

1.1.1 Allgemeine Funktionsweise

Aktien sind Teilhaberpapiere, die Anteile an einem Unternehmen verbriefen.8 Der Kauf einer Aktie macht einen Anleger zu einem Aktionär. Er ist damit Miteigentümer eines Unternehmens und an dessen Erfolgen bzw. Misserfolgen beteiligt. Bietet ein Unternehmen Aktien zum Verkauf an, kann das im Wesentlichen aus zwei unterschiedlichen Motivationen heraus geschehen. Entweder möchten die bisherigen Besitzer ihre Unternehmensanteile und damit auch ihr unternehmerisches Risiko reduzieren oder aber das Unternehmen benötigt neues Kapital, um zukünftiges Wachstum zu ermöglichen.9 Abbildung 2 veranschaulicht vereinfacht die Funktionsweise von Aktien. Die Position der bisherigen Besitzer bleibt hierbei unberücksichtigt.

Abbildung 2: Prinzipielle Funktionsweise von Aktien.

In Deutschland gibt es zwei Unternehmensarten, von denen Aktien gekauft werden können: die Aktiengesellschaft (AG) und die Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA).10 Da KGaAs für Privatanleger in der Regel keine Rolle spielen, werden sich die folgenden Überlegungen auf von Aktiengesellschaften ausgegebene Aktien beschränken.

EXKURS: Aktiengesellschaften Der Begriff Aktiengesellschaft (AG) beschreibt eine bestimmte Rechtsform eines Unternehmens. Das bedeutet, dass für Unternehmen in der Form einer AG gewisse gesetzlich verankerte Rechte und Pflichten gelten. Die Besonderheiten einer AG sind:

Grundkapital Um wirtschaftlich handeln zu können, benötigt ein Unternehmen in aller Regel ein Startkapital. Das Startkapital, das bei der Gründung einer AG aufgebracht werden muss, wird als Grundkapital bezeichnet. Seine Höhe beträgt mindestens 50.000 Euro und kann nach der Gründung jederzeit erhöht werden. Aktien verbriefen einen bestimmten Anteil am Grundkapital, sodass der Anteil eines Aktionärs an der AG auch als sein Anteil am Grundkapital bezeichnet wird. Es ist zu beachten, dass sich der Wert einer Aktie nicht aus der Höhe des durch sie verbrieften Grundkapitals ergibt.

Rechtspersönlichkeit Eine AG gilt im Sinne des Gesetzes als juristische Person. Das heißt, dass sie vom Gesetz ähnlich wie ein einzelner Bürger behandelt wird. So kann eine AG Vermögen besitzen, gesetzliche Klagen einreichen und auch verklagt werden. Die Haftung einer AG ist stets auf ihr gesamtes Unternehmensvermögen beschränkt. Für die Aktionäre bedeutet das, dass keine Verluste eintreten können, die ihr eingesetztes Kapital übersteigen.

OrganeDie Geschicke einer AG werden von drei sogenannten Organen gelenkt: dem Vorstand, dem Aufsichtsrat und der Hauptversammlung. Der Vorstand, der auch als leitendes Organ bezeichnet wird, ist für das operative Management und somit für alle das Geschäft betreffenden Entscheidungen verantwortlich. Die Aufgabe des Aufsichtsrats, als überwachendes Organ, besteht darin, den Vorstand zu wählen und ihn bei der Erfüllung seiner Aufgaben zu kontrollieren. Die Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats beziehen Gehaltszahlungen von der AG. Sie können deshalb als »Angestellte der Aktionäre« gesehen werden.

Die Hauptversammlung als beschließendes Organ besteht hingegen aus allen Aktionären und damit aus den Besitzern der AG. Die Hauptversammlung trifft für das Unternehmen grundlegende Entscheidungen. Sie wählt den Aufsichtsrat, genehmigt den Jahresabschluss und entscheidet über die Verwendung angefallener Gewinne.11

Als Miteigentümer des Unternehmens sind Aktionäre durch das Aktiengesetz (AktG) mit bestimmten Rechten ausgestattet. Diese lassen sich in Mitgliedschaftsrechte und Vermögensrechte unterteilen.

MitgliedschaftsrechteZu den Mitgliedschaftsrechten eines Aktionärs gehören alle in Verbindung mit der Hauptversammlung stehenden Rechte. Neben dem Teilnahmerecht an Hauptversammlungen ist insbesondere das Stimmrecht zu nennen. Dieses Recht ermöglicht es einem Aktionär, die Entscheidungen der Hauptversammlung bei Abstimmungen mit zu beeinflussen. Grundsätzlich entfällt dabei auf jede Aktie eine Stimme.12

Um den effektiven Einsatz des Stimmrechts zu ermöglichen, bestehen außerdem ein Auskunftsrecht bezüglich der auf der Hauptversammlung angesprochenen Tagesordnungspunkte sowie ein Anfechtungsrecht bei Verdacht auf nicht ordnungsgemäß durchgeführte Abstimmungen.13

Hinweis Mr. Drill Hat ein Privatanleger nicht die nötige Zeit bzw. Lust, seine Mitgliedschaftsrechte bei Hauptversammlungen auszuüben, kann er diese Rechte entweder einer Bank oder einer Aktionärsvereinigung übertragen, die dann auf der Hauptversammlung seine Interessen vertritt.

Vermögensrechte Zu den Vermögensrechten zählen alle Rechte, die die finanzielle Stellung eines Aktionärs beeinflussen. Eine besonders wichtige Rolle kommt dabei dem Recht auf die Unternehmensgewinne zu. In der Regel werden die Gewinne entweder in Form einer Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet oder wieder in das Unternehmen investiert.14

Möchte eine AG neue Aktien ausgeben, ändert dies die Anteile der Altaktionäre am Unternehmen und verwässert ihr Mitbestimmungsrecht, was zu Kursrückgängen der Aktien führen kann. Um Altaktionäre davor zu schützen, sind sie mit einem Bezugsrecht ausgestattet, das ein Vorkaufsrecht auf neu ausgegebene Aktien ist.15

Im Falle der Auflösung einer AG steht den Aktionären schließlich ein Recht auf Beteiligung am Liquidationserlös (Auflösungswert) zu, nachdem die Forderungen sämtlicher Gläubiger erfüllt sind.16

Der Handel von Aktien erfolgt in der Regel über die Börse. Ist eine Aktiengesellschaft nicht börsennotiert, d. h. sind ihre Aktien nicht zum Börsenhandel zugelassen, findet der Handel direkt zwischen den beteiligten Parteien statt. Da nicht börsengehandelte Aktien für Privatanleger meist schwer zu erwerben bzw. zu veräußern sind, werden sie im Folgenden keine Rolle spielen.

Der Erwerb von Aktien über die Börse hat in der Regel keine finanziellen Auswirkungen auf das betroffene Unternehmen. Dieses erhält lediglich dann Zahlungen, wenn es sich entschließt, neue Aktien auszugeben oder Aktien aus dem eigenen Bestand zu veräußern.

Preis Aktienkurse sollten prinzipiell den heutigen Wert aller zukünftigen Gewinne eines Unternehmens darstellen. Die über ein Geschäftsjahr anfallenden Unternehmensgewinne werden laufend in den Aktienkurs eingerechnet. Bei der Ausschüttung von Gewinnen in Form von Dividenden reduziert sich der Wert einer Aktie in etwa um den Betrag der Dividende.17 Damit bedeutet eine Dividendenausschüttung ohne Berücksichtigung von steuerlichen Effekten und Transaktionskosten keine Veränderung des Vermögens eines Investors.18 Zusätzlich zu den Gewinnen eines Unternehmens hat auch die allgemeine Marktstimmung einen erheblichen Einfluss auf den Kurs einer Aktie.

Hinweis Mr. Drill

Theoretisch stellt der Kurs einer Aktie den heutigen Wert aller zukünftigen Rückflüsse aus dem Investment dar. Aktienkurse sind auf Grund ihrer zahlreichen Einflussfaktoren jedoch nicht vorhersagbar.

Rendite Die Rendite von Aktien setzt sich sowohl aus Gewinnausschüttungen in Form von Dividendenzahlungen als auch aus realisierten Kursgewinnen zusammen, wobei Letztere in der Regel deutlich stärker ins Gewicht fallen.

Der auf Dividenden zurückgehende Renditeanteil darf aber dennoch nicht unterschätzt werden. Betrachtet man beispielsweise ein dreijähriges Investment in die dividendenstarken Aktien der Deutschen Telekom, so wird deutlich, dass im betrachteten Zeitraum von 2004 bis 2007 die gesamte erwirtschaftete Rendite auf Dividendenzahlungen zurückzuführen ist. Aus Abbildung 3 ist zu erkennen, dass der Kurs der Telekom-Aktie über den Betrachtungszeitraum ca. 1 Euro gefallen ist, was einem Verlust von 7% gegenüber dem Ausgangswert entspricht. Berücksichtigt man jedoch die Dividendenzahlungen desselben Zeitraums, die sich in Summe auf ca. 2 Euro belaufen, so ergibt sich ohne Beachtung von Steuern und Zinsen ein Gewinn von ca. 1 Euro bzw. 7%.

Abbildung 3: Aktienkursentwicklung der Deutschen Telekom 2004-2007 (Quelle: Ariva (2007)).

Risiken Aktien ermöglichen es Investoren, sehr hohe Renditen zu erzielen, bergen jedoch gleichzeitig auch sehr hohe Risiken. Besonders wichtig ist das Kursrisiko, das die Gefahr von Kursschwankungen beschreibt. Der Kurs einer Aktie ist abhängig von der Marktnachfrage, die sich wiederum aus dem Erfolg des Unternehmens sowie der Marktstimmung zusammensetzt. Während sich der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens sehr stark durch die Qualität des Managements beeinflussen und damit in gewissen Teilen vorhersagen lässt, handelt es sich bei der Marktstimmung um eine nicht vorherzusehende Größe. Die Marktstimmung kann mit dem Wort »Kauflust« umschrieben werden und hat einen erheblichen Einfluss auf den Kurs einer Aktie. In den Boomjahren der New Economy war die Kauflust der Anleger völlig losgelöst vom tatsächlichen wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens und führte damit zu irrationalen Kursbewegungen.

Mit dem Kursrisiko eng verbunden, besteht bei Aktien außerdem ein Dividendenrisiko. Dieses Risiko beschreibt die Gefahr, dass ein Unternehmen keine Gewinne erwirtschaftet und damit nicht in der Lage ist, Dividenden an seine Aktionäre auszubezahlen. Das Dividendenrisiko ist sehr eng mit dem Kursrisiko verknüpft, da die Unternehmensergebnisse, wie beschrieben, einen starken Einfluss auf den Kurs einer Aktie haben.

Zusätzlich zum Kursrisiko und zum Dividendenrisiko weisen Aktien noch eine Reihe weiterer Risiken auf. Entscheidend ist dabei insbesondere das Liquiditätsrisiko, das sich auf die Handelbarkeit eines Aktieninvestments bezieht. Je nach Marktlage kann es bei der Erteilung von Kauf- und Verkaufsaufträgen zu zeitlichen Verzögerungen kommen, wenn sich kein entsprechender Verkäufer bzw. Käufer findet. Benötigt ein Anleger nun sehr kurzfristig liquide Mittel in Form von Bargeld, so kann eben diese Verzögerung schädlich für ihn sein. Ein Liquiditätsrisiko tritt häufig bei kleinen Aktiengesellschaften (Small Caps) mit geringen Börsenumsätzen auf. Investiert ein Anleger hingegen in große AGs mit hohen Börsenumsätzen (Blue Chips), so ist das Liquiditätsrisiko zu vernachlässigen.19

1.1.2 Ausgestaltungsformen

Entscheidet sich ein Unternehmen für einen Börsengang, stehen ihm bei der Ausgestaltung der Aktien verschiedene Möglichkeiten offen. Da im Wesentlichen nur die Unterscheidung zwischen Stamm- und Vorzugsaktien einen Einfluss auf die Investitionsentscheidung eines Anlegers hat, werden sich die folgenden Ausführungen auf diesen Aspekt beschränken.20

Üblicherweise werden Aktien als sogenannte Stammaktien ausgegeben, was bedeutet, dass sie mit allen Aktionärsrechten ausgestattet sind. Möchte ein Unternehmen die Rechte seiner Aktionäre einschränken, so hat es die Möglichkeit, Vorzugsaktien auszugeben.21 Hier sind verschiedene Ausgestaltungsformen denkbar, wobei Vorzugsaktien in der Regel das Stimmrecht der Aktionäre ausschließen. Im Gegenzug erhalten die Besitzer von Vorzugsaktien eine bevorzugte Behandlung bei der Dividendenausschüttung. Das bedeutet, dass Vorzugsaktionäre eine Dividende in bestimmter Höhe ausbezahlt bekommen, bevor Stammaktionäre bei der Gewinnverteilung berücksichtigt werden. Ist es einem Unternehmen auf Grund schlechter Ertragslage nicht möglich, Dividendenzahlungen zu leisten, müssen diese für Vorzugsaktien in der Folgeperiode nachgeholt werden. Sollte dies nicht geschehen, leben die ausgeschlossenen Rechte für eine bestimmte Zeit wieder auf. Auf Grund der Einschränkung der Mitgliedschaftsrechte weisen Vorzugsaktien in der Regel einen Kursabschlag gegenüber Stammaktien auf.22 Dies wird auch bei Betrachtung von Abbildung 4 deutlich, die die Kursverläufe der Stammaktien und der Vorzugsaktien der Volkswagen AG zeigt.

Abbildung 4: Kursverläufe von Stammaktien und Vorzugsaktien der Volkswagen AG von Sep. 2006 bis Sep. 2007 (Quelle: Ariva (2007)).

1.1.3 Investieren in Aktien

Investiert ein Anleger in einzelne Aktien, kann er damit einerseits eine sehr hohe Rendite erreichen, geht andererseits allerdings ein sehr hohes Verlustrisiko ein. Da die Einschätzung der zukünftigen Marktstimmung nur sehr schwer möglich ist, kann ein Anleger seine Chancen bei einem Aktienkauf nur dadurch erhöhen, dass er auf eine besonders positive wirtschaftliche Entwicklung eines Unternehmens setzt.

Tipp Mr. Drill

Möchte ein Anleger direkt in Aktien investieren, ist ihm anzuraten, die tägliche Wirtschaftspresse über einen längeren Zeitraum hinweg intensiv zu verfolgen. Hierdurch kann er sich ein Bild bezüglich der aktuellen Marktlage sowie aktueller Themen verschaffen.

Die Beurteilung der zukünftigen Lage eines Unternehmens ist eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe. So müssen neben der Beurteilung des eigentlichen Unternehmens auch Faktoren wie die Höhe des Aktienkurses, die aktuellen Entwicklungen verschiedener Branchen sowie die gesamtwirtschaftliche Lage berücksichtigt werden. Banken beschäftigen hierfür professionelle Analysten, die Kauf- und Verkaufsempfehlungen aussprechen. Zum Zeitpunkt, zu dem ein Privatanleger von einer solchen Empfehlung erfährt, ist diese jedoch in der Regel bereits in den Preis der Aktie eingeflossen und damit nicht mehr aktuell. Generell lässt sich festhalten, dass Privatanleger gegenüber professionellen Investoren, wie zum Beispiel Banken, stets ein Informationsdefizit haben. Sie sollten es deshalb vermeiden, kurzfristigen Trends hinterherzulaufen.

Doch auch Investitionen in langfristig solide erscheinende Unternehmen bergen sehr hohe Risiken. Investierte ein Anleger beispielsweise zu Beginn des Jahres 2000 in die als solide erachtete »Volksaktie« der Deutschen Telekom, so verlor er, wie ausAbbildung 5 ersichtlich, bis September 2007 etwa 85% seines eingesetzten Kapitals.

Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, dass André Kostolanys Börsenweisheit »Kaufen Sie sich ein paar gute Aktien und eine Packung Schlaftabletten und nach einigen Jahren wachen Sie als reicher Mann wieder auf« eben nicht zwangsläufig und insbesondere nicht auf Einzelinvestments zutreffen muss.23

Vor schmerzhaften Verlusten kann sich ein Anleger bei Einzelinvestments am einfachsten dadurch schützen, dass er sich beim Kauf einer Aktie über den für ihn maximal akzeptablen Verlust Gedanken macht und diesen dann durch ein sogenanntes »Stop Loss Limit« fixiert. Das Setzen eines

Abbildung 5: Aktienkursentwicklung der Deutschen Telekom 1999-2007 (Quelle: Ariva (2007)).

Stop Loss Limits bedeutet die Erteilung eines vorbehaltlichen Verkaufsauftrags, der dann automatisch zur Ausführung kommt, sobald der Kurs der Aktie einen bestimmten Wert erstmals unterschreitet.

Die zweite Möglichkeit, das Risiko eines direkten Aktieninvestments zu verringern, besteht darin, viele unterschiedliche Aktien zu kaufen, sodass sich positive und negative Ausreißer in den einzelnen Renditen gegenseitig ausgleichen. Dieser Effekt wird unter der Bezeichnung Diversifikationseffekt ausführlich in Kapitel 2.1 beschrieben.

Zusammenfassung Mr. Drill

Investitionen in einzelne Aktien bieten zwar sehr hohe Renditechancen, sind jedoch gleichzeitig auch mit sehr hohen Risiken verbunden. Vor einer Investitionsentscheidung sollte sich der Anleger deshalb sehr gut über das jeweilige Unternehmen und die Marktstimmung informieren. Eine Risikoreduktion lässt sich durch die Verwendung von Stop Loss Limits oder durch Investitionen in genügend viele unterschiedliche Aktien erreichen.

1.2 Fit für Anleihen

Nachdem Bruno den Torwart und die Stürmer ausgewählt hat, möchte er sich als Nächstes nach Mittelfeldspielern umschauen. Dr. Quant gibt Bruno den Hinweis, dass es sich bei Mittelfeldspielern um Allrounder handeln sollte, die je nach Bedarf sowohl den Sturm als auch die Abwehr verstärken können. Mr. Drill merkt an, dass viele ihm bekannte Mittelfeldspieler keine echten Allrounder sind, sondern entweder eine starke Neigung zur Abwehr oder zum Sturm haben, und dass Bruno bei seiner Auswahl sehr sorgfältig vorgehen muss.

Bei der Geldanlage eines Investors übernehmen Anleihen die Rolle der Mittelfeldspieler. Anleihen erwirtschaften meist sehr konstante Renditen, die je nach Marktphase mehr oder weniger zum Gesamtergebnis eines Portfolios beitragen. Entsprechend der Ausgestaltung einer Anleihe bestehen unterschiedlich hohe Renditechancen und Risiken. In Deutschland erfreuen sich Anleihen einer höheren Beliebtheit als Aktien und machten im Jahr 2005 ca. 5,0% des Gesamtvermögens privater Haushalte aus.24

1.2.1 Allgemeine Funktionsweise

Anleihen, oft auch Renten, Bonds oder Obligationen genannt, gehören zur Gruppe der verzinslichen Wertpapiere.25 Sie sind Schuldverschreibungen und dienen öffentlichen Einrichtungen, Unternehmen und Banken dazu, sich große Summen von Geldern am Kapitalmarkt zu beschaffen. Ihre grundsätzliche Funktionsweise ist mit der von Kreditverträgen vergleichbar. Kauft ein Anleger eine Anleihe, so stellt er dem Emittent der Anleihe, also der Institution, die die Anleihe ausgibt, Geld in Form eines Kredits zur Verfügung.26 Die Anleihe weist dabei eine feste Laufzeit auf,27 innerhalb derer sich der Emittent dazu verpflichtet, dem Anleger Zinszahlungen zu leisten. Am Laufzeitende, also bei Fälligkeit, wird die Anleihe dann in Form einer meist einmaligen Tilgungszahlung durch den Emittent zurückbezahlt. Der Käufer einer Anleihe ist somit in der Position des Gläubigers und der Emittent in der Position des Schuldners.

Anleihen können auf Basis unterschiedlichster Kriterien charakterisiert werden.28 Eine einfache Gliederung wäre zum Beispiel: öffentliche Anleihen, Unternehmensanleihen und Bankschuldverschreibungen, je nachdem, wer der Emittent ist. Abbildung 6 veranschaulicht die prinzipielle Funktionsweise von Anleihen am Beispiel einer Unternehmensanleihe mit einmaliger Zins- und Tilgungszahlung am Laufzeitende.

Abbildung 6: Funktionsweise einer Anleihe am Beispiel einer Unternehmensanleihe.

Anleihen entstehen vereinfacht gesagt dadurch, dass die gesamte vom Emittenten benötigte Kreditsumme in viele kleine Stücke zerteilt wird, die anschließend einzeln verbrieft werden. Somit bezieht sich jede Anleihe auf einen bestimmten Geldbetrag, der auch als Nominalwert oder Nennwert bezeichnet wird.

Der Vorteil dieses Verfahrens besteht für den Emittenten darin, dass er durch die Aufteilung der Kreditsumme Gelder von verschiedenen Gläubigern bekommt. Dies schwächt zum einen deren Verhandlungsmacht und ermöglicht es dem Emittenten zum anderen, auch sehr große Kredite aufzunehmen.

Doch auch für die Gläubiger bringen Anleihen im Vergleich zu klassischen Kreditverträgen einige Vorteile. Sie schaffen für Privatanleger die Möglichkeit, mit bereits kleinen Summen in lukrative Großkredite der Industrie zu investieren, und bieten dabei auf Grund ihrer Handelbarkeit ein sehr hohes Maß an Flexibilität. So hat der Besitzer einer Anleihe jederzeit die Möglichkeit, durch einen Verkauf seiner Papiere aus einer laufenden Kreditvereinbarung auszusteigen bzw. sich durch den Kauf einer Anleihe an einer bereits bestehenden Kreditvereinbarung zu beteiligen. Der Handel von Anleihen findet zum einen über Börsen und zum anderen direkt zwischen den beteiligten Parteien statt.29 Privatanleger haben meist nur Zugang zu börsengehandelten Papieren.

PreisDer Preis einer Anleihe wird nicht als Absolutbetrag, sondern als Prozentzahl des Nominalwerts angegeben. Der Nominalwert entspricht dabei stets 100%. Liegt der Kurs einer Anleihe bei 100%, so wird er als »zu pari« (gleichwertig) bezeichnet. Kurse unterhalb bzw. oberhalb 100% gelten entsprechend als »unter pari« bzw. »über pari«. Zinsvereinbarungen bei Anleihen beziehen sich stets auf den Nominalwert und werden deshalb auch als Nominalzinsen bezeichnet. Der periodische Zinsanspruch des Anlegers wird in der Regel in sogenannten Kupons verbrieft.

Erwirbt ein Investor eine Anleihe während der Laufzeit, so muss er dem vorherigen Besitzer einen Ausgleich für die bis zu diesem Termin aufgelaufenen und noch nicht ausbezahlten Nominalzinsen leisten. Diese Zinsen werden als Stückzinsen bezeichnet und sind nicht im Kurs der Anleihe berücksichtigt. Erfolgt die nächste Zinszahlung des Emittenten, so steht diese vollständig dem neuen Besitzer der Anleihe zu. Abbildung 7zeigt die Funktionsweise eines Anleiheverkaufs am Beispiel einer Unternehmensanleihe mit dreijähriger Laufzeit, jährlichen Zinszahlungen von 10% und einmaliger Tilgung am Laufzeitende, die am Start des Betrachtungszeitraums zu pari ausgegeben wurde.

Investor 1 verkauft seine Anleihe nach 1,5 Jahren an Investor 2. Da der Kurs der Anleihe zu diesem Zeitpunkt bei 102% und damit über pari liegt, realisiert Investor 1 einen Kursgewinn von 2%. Investor 2 bezahlt insgesamt 107 Geldeinheiten (GE), welche sich aus dem Kurswert der Anleihe (Clean Price) in Höhe von 102 GE und den Stückzinsen (S.Z.) seit der letzten Kuponzahlung (0,5 Jahre vor dem Verkauf) in Höhe von 5 GE (0,5 · 10) zusammensetzen. Er erhält hierfür sämtliche zukünftige Zahlungsströme aus der Anleihe. Die gesamte Kaufsumme von 107 GE wird in Abgrenzung zum Clean Price häufig als Dirty Price bezeichnet.30

Abbildung 7: Verkauf einer Anleihe während der Laufzeit.

Rendite Die Rendite von Anleihen hängt, wie aus dem Beispiel in Abbildung 7 ersichtlich, im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: dem Nominalzins der Anleihe und dem Kurs der Anleihe zum Kaufs- bzw. Verkaufszeitpunkt.

Während der Nominalzins meist festgeschrieben ist und sich damit während der gesamten Laufzeit nicht ändert,31 sind leichte Kursschwankungen keine Seltenheit. Kursschwankungen von Anleihen haben nur dann Auswirkungen auf die Rendite eines Investors, wenn dieser sich entschließt, seine Papiere vorzeitig zu verkaufen.

Hält er seine Anleihen hingegen bis zum Laufzeitende, so sind die hieraus erwarteten Zahlungsströme bereits im Zeitpunkt der Investitionsentscheidung bekannt und werden durch die Effektivverzinsung ausgedrückt. Die Effektivverzinsung rechnet die Zins- und Tilgungszahlungen einer Anleihe in eine durchschnittliche jährliche Rendite um und ist damit ein Vergleichsmaßstab für die Vorteilhaftigkeit verschiedener Anlagealternativen mit gleichem Laufzeitende. Die genaue Berechnung dieses Renditemaßes wird im mathematischen Kapitel 1.4.2 beschrieben.

Hinweis Mr. Drill

Die Effektivverzinsung einer Anleihe vernachlässigt das Risiko, dass eine Wiederanlage der Kuponzahlungen eventuell nur zu einem niedrigeren Zinssatz erfolgen kann. Bei langen Laufzeiten kann sie sich damit deutlich von der Gesamtrendite des Investments unterscheiden, bei der dieser Zinsertrag aus der Wiederanlage eine wichtige Rolle spielt.

RisikenIm Vergleich zu klassischen Sparanlagen versprechen Anleihen zwar deutlich höhere Renditechancen, sind allerdings auch mit höheren Risiken behaftet. An erster Stelle ist hierbei das Bonitätsrisiko