Ziegensittiche - Lysann Haustein - E-Book

Ziegensittiche E-Book

Lysann Haustein

0,0

Beschreibung

Es sind außergewöhnliche Vögel, diese grünen Geschöpfe mit den fremden Lauten und dem hühnerähnlichen Gebaren. In Neuseeland, ihrer Heimat, sind sie bereits fast ausgestorben, aber in der Welt gibt es überall Menschen, die an Ziegensittichen Gefallen gefunden haben und sie erfolgreich züchten. Doch was muss man bei der Haltung beachten, was fressen diese Sittiche und wo lauern Gefahren? Die Autorin gibt eine Einführung in die Besonderheiten dieser Vogelart und erklärt umfassend, welche Haltungsbedingungen man schaffen muss, damit Ziegensittiche sich wohl fühlen.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 82

Veröffentlichungsjahr: 2015

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Für meinen Vater, der uns die Sonne schickte, als wir um ihn weinten

Inhaltsverzeichnis

Die Unterarten des Ziegensittichs

Die Merkmale des Ziegensittichs

Was man vor dem Kauf beachten sollte

Haltungsbedingungen

Die Nahrung der Ziegensittiche

- Obst

- Gemüse

- Getreide und Sämereien

- Wildkräuter

- Beeren

- Zusätzliche Futtermittel

Brut und Zucht

Krankheiten

- Verhaltensstörungen

- Rupfen und Mausern

- Nichtinfektiöse Krankheitsursachen

- Vergiftungen

- Stoffwechselstörungen/Mangelzustände

- Organische Krankheitsursachen

- Legenot

- Parasiten

- Bakterielle Infektionen

- Viruserkrankungen

- Pilzerkrankungen

Ergebnisse einer Studie

Literaturverzeichnis

Manchmal hört man Gemecker und wundert sich. Denn es sind doch nicht immer die Frauen oder die Ziegen auf der Weide, die solche Laute von sich geben können. Wenn jemand meckert und man dann mit einem Luftzug einen Vogel vorbeiflattern hört, kann man sich fast sicher sein, dass man den doch relativ seltenen Ziegensittich vor sich hat. Da er eigentlich aus Neuseeland stammt, kann es sich nur um eine Zuchtform handeln, aber gerade die Züchter bewahren diesen schönen Vogel vor dem Aussterben. Damit Sie als Liebhaber oder Züchter auch wissen, wie Sie mit Ziegensittichen umgehen müssen und was zu beachten ist, um diese possierlichen Tierchen glücklich zu machen, wurde dieses Buch geschrieben.

Die Unterarten des Ziegensittichs

Wo kann man den Ziegensittich einordnen? Sittich sagt ja schon viel, aber warum „Ziegensittich“? Wenn man einmal nachschlägt, entdeckt man, dass der Ziegensittich in die Ordnung der Papageien (Psittaciformes) gehört. Diese Ordnung wird weiter abgestuft in die Familie der Eigentlichen Papageien (Psittacidae), dann in die Unterfamilie der Plattschweifsittiche (Platycercinae) und diese wiederum wird der Gattung der Laufsittiche (Cyanoramphus) untergeordnet. Wenn man zu einem Züchter kommt oder sich etwas beliest wird auffallen, dass der Ziegensittich umgangssprachlich in die Gruppe der „Großsittiche“ gesteckt wird, die man auch als „langschwänzige Papageien“ bezeichnet. Der wissenschaftliche Name des Ziegensittichs hat den wohlklingenden Namen Cyanoramphus novaezelandiae, welcher schon auf den Ursprungsort des seltenen Vogels verweist: Neuseeland.

Die Laufsitticharten sind im Englischen als „Kakariki“ bekannt. Dieses bedeutet in der Sprache der neuseeländischen Ureinwohner – der Maori – „kleiner Papagei“. Der Ziegensittich wird auch als „Red-fronted“ bzw. „Red-crowned“ oder „New Zealand Par(r)akeet“ bezeichnet.

Letzteres bedeutet „Kleiner, langschwänziger Papagei“ und ist als ein Anglizismus des französischen Wortes „Perroquet“ für Papagei anzusehen. Die Begriffe „parrot“ und „Pa(r)akeet“ werden im Englischen synonym gebraucht, es existiert keine wissenschaftliche Differenzierung der beiden Bezeichnungen.

Nun noch eine kleine Auflistung, wie der Ziegensittich in verschiedenen Ländern genannt wird.

Frankreich: Perruche de la Nouvelle Zélande à bandeau oder Perruche de Sparrman

Holland: Nieuw Zeeland Parkiet oder Roodvoorhoofdkakariki

Italien: Kakariki an fronte rossa und Parrochetto della Nuova Zelanda

Spanien: Periquito cabecirrojo

Dänemark: New Zealandsk gedeparakit

Englisch: New Zealand Parakeet, Red-crowned Parakeet, Red-fronted Parakeet.

Finnland: Uudenseelanninviherkajja

Deutschland: Ziegensittich

Schweden: nyzeeländsk springparakit, rödpannad kakariki, rödpannad springparakit.

In älterer Literatur: Cyranorampus Novae Guinae, Euphema Novae Zeelandiae, Lathamus Sparrmanni, Psittacus pacificus und Platycercus pacificus.

Der Ziegensittich wird erstmals von Cook 1774 erwähnt und wurde bereits 1864 aus seiner Heimat Neuseeland nach Europa (in den Londoner Zoo) importiert. In Deutschland erhielt Dr. Karl Ruß (Berlin) von Fräulein Hagenbeck 1874 das erste Paar dieser Art.

Es ist anzunehmen, dass es in Europa von 1914 bis in die 60er Jahre keine Ziegensittiche gab, da damals keine Volierenstämme aufgebaut wurden. Der Grund dafür war, dass die damalige Reichsregierung 1934 das Gesetz zur Bekämpfung der Papageienkrankheit erließ. Aufgrund eines Höhepunktes seuchenhafter Erkrankungen des Menschen wurde angewiesen, dass die Vögel durch Fußringe gekennzeichnet werden mussten. Alle erkrankten Bestände wurden getötet und es gab ein Einfuhrverbot für Psittaziden, welchem auch die Ziegensittiche unterlagen.

Da der Ziegensittich hochgradig gefährdet war, wurde er 1976 in das „Red-Data-Book der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) und damit auch in den „Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommens“ („ernsthaft von der Ausrottung bedroht, Handel verboten“) aufgenommen. Die Ursachen für den Rückgang der Art werden später noch erläutert.

Die Meinung der Autoren über die Anzahl der Unterarten variiert von acht bis zu neun. Leider leben von diesen Arten nur noch sechs und diese sind auf Neuseeland und den umliegenden Inseln beheimatet. Nach dem „Washingtoner Artenschutz – Übereinkommen“ sind Ziegensittiche schutzbedürftige Tiere.

Cyanoramphus novaezelandiae novaezelandiae ist die Nominatform der seit 1900 stetig zurückgehenden Population. Die „Nominatform“ ist sozusagen die Grundform, die als Muster dient, um Abweichungen besser klassifizieren zu können. Seit etwa 1993 lebt diese Grundform stabil im nördlichen und südlichen Neuseeland, den Stewart-Inseln, den Auckland-Inseln und auf den meisten umliegenden Inseln. Die Nominatform ist 27 – 30 cm groß (inklusive seines 14 – 18 cm langen breiten und abgestuften Schwanzes) und wiegt durchschnittlich etwa 70 Gramm. Die Gewichtsangaben für die freilebenden Tiere schwanken zwischen 45 – 90 Gramm für Weibchen und 60 – 113 Gramm für männliche Tiere. Die Flügel messen jeweils 13 – 15 cm und die Schnabelgröße beträgt ca. 17 – 21 mm. Die Spezies weist relativ wenig Farbmutationen auf, so dass Anzeichen für das Beschreiten des Weges der Domestikation (Veränderungsprozess von Wildtieren) zwar vorhanden, aber nicht sehr ausgeprägt sind. Dies lässt laut Schumann (1997) den Schluss zu, dass das Verhalten der Tiere in Menschenhand doch nicht allzu sehr von dem der Freilebenden abweicht.

Die Stirn und der Vorderkopf des Männchens sind rot und von dort aus zieht sich ein roter Streifen über das Auge und das Ohr. Der Rand der Handdecken, ein Teil der großen Schwingen und die Schwanzfedern sind blau. Das restliche Gefieder leuchtet kräftig grün. Der Schnabel hat eine bleigraue bis bläulich graue Farbe, die Beine sind grau und die Iris ist orangerot. Das Weibchen ähnelt dem Männchen, allerdings sind der Körper, der Schnabel und der Kopf erkennbar kleiner und die rote Stirn ist nicht so ausgeprägt.

Auch der Streifen über dem Auge ist etwas kürzer als beim Männchen.

Als Jungvogel ist der Ziegensittich viel kleiner, die roten Farben des Gefieders wirken blasser und weniger ausgedehnt und er hat auch noch keine roten Flanken. Die Iris ist dunkel, der Schnabel noch hornfarben und die Schwanzfedern grün. Die Ausfärbung der Iris erfolgt mit zirka zwei Monaten, die Flanken brauchen allerdings einige Monate länger, um rot zu werden. Die Schwanzfedern färben sich auch erst mit der Zeit blau.

Laut Angaben einer Züchterin gibt es die Farben der Nominatform in Europa nur noch ziemlich selten, weil bei der Nachzüchtung des Vogels die Farben gemischt wurden.

Im Kapitel „Brut und Zucht“ werden zu den Farben und Vererbung noch genauere Angaben gemacht.

Die Unterart Cyanoramphus novaezelandiae subflavescens Salvadori gilt heute leider als ausgestorben, seit 1869 gab es keine Sichtmeldung mehr. Früher wurde diese Art auf der Lord-Howe-Insel in Australien gesichtet. Sie war 32 cm groß, hatte ein gelblicheres Gefieder als die Nominatform – besonders auf Wangen und Unterseite – und das Rot des Vorderkopfes war weniger ausgedehnt. Diese Unterart starb aus, weil sie von Ratten, Katzen und den Bewohnern der Insel gejagt und vernichtet wurde.

Der Cyanoramphus novaezelandiae erythrodis starb auch aus. Er war auf den Macquarie-Inseln in Australien beheimatet, allerdings gab es hier seit 1913 keine Sichtmeldung mehr. Er wurde auch Macquarie-Ziegensittich genannt, ähnelte der Nominatform, war 30 cm groß, mit blasserem und gelblicherem Gefieder. Die Schwingen waren blassblau und von einem verwaschenen Grün.

Die Unterart Cyanoramphus novaezelandiae cookii gilt als stark gefährdet, eine letzte Zählung im Jahre 1990 ergab zirka 32 Tiere, welche sich auf der Norfolk-Insel in Australien aufhielten. Diese Art wird Norfolk-Ziegensittich genannt, ähnelt der Nominatform, ist aber 31 cm groß. Benannt wurde sie nach James Cook.

Cyanoramphus novaezelandiae aucklandicus ist, wie der Name schon sagt, auf den Auckland-Inseln zu finden und die Unterart Cyanoramphus novaezelandiae chathamensis gibt es noch auf den Chatham-Inseln. Letztere wird auch umgangssprachlich als Chatham-Ziegensittich bezeichnet. Er ähnelt der Nominatform und ist 28 cm groß, mit leuchtend grünem Gesicht.

Der Cyanoramphus novaezelandiae cyanurus kommt auf der Raoul-Insel der Kermadekgruppe vor, wird deshalb auch Kermadec-Ziegensittich genannt und ist ebenfalls der Nominatform ähnlich, sowie 29 cm groß. Seine Färbung ist weniger gelblich, die Flügelfedern von einem dunklen Blau und die Schwanzoberseite blaugrün.

Der Cyanoramphus novaezelandiae hochstetteri ist nur noch begrenzt auf den Antipoden-Inseln zu sichten. Er ist 30 cm groß und gelblicher als die Nominatform, rote Partien sind bei ihm orangerot.

Eine andere Unterart des Ziegensittichs, die Cyanoramphus novaezelandiae saissetti ist noch auf Neu-Kaledonien ansässig.

Er ist nur 26 cm groß, die Kopfseiten, Brust und Unterseite sind gelblicher als bei der Nominatform und das Rot des Vorderkopfes blasser und breiter.

Die Merkmale des Ziegensittichs

Im Folgenden soll einmal darauf eingegangen werden, was den Ziegensittich von allen anderen Sitticharten unterscheidet. Wir schauen uns dabei verschiedene Merkmale an.

Ziegensittiche sind sehr gute und ausdauernde Flieger. Sie können rasch und steil in die Luft aufsteigen und haben Spaß am Fliegen. Ihr Flugverhalten schließt schnelle flache Flügelschläge, durchsetzt von Gleitphasen mit ausgebreiteten Flügeln, ein. Sie fliegen abwechselnd schnell, sowie auch wellenförmig und gleitend.

Die Bezeichnung des Vogels hat nicht etwa etwas mit dem Aussehen zu tun – weit gefehlt. Im Flug oder in Aufregung geben diese Sittiche ein anhaltendes, charakteristisches, ziegenähnliches „Meckern“ („kek-kek-kek-kek“) von sich, welches ihnen den deutschen Namen „Ziegensittich“ einbrachte. Die weiteren Lautäußerungen der Vögel sind ebenfalls gut zu unterscheiden: Während der Nahrungsaufnahme wird gelegentlich ein gedämpftes „kek-kik“ oder „kek-kik-kek“ geäußert, von sich putzenden Ziegensittichen wurde manchmal ein schriller dreisilbiger Ton oder ein leises „tu-tu-tu-tu“ vernommen. Grahl (1974) beschreibt die Lautäußerungen wie folgt: Schreckensruf „tü-tü-tü-tü“, Lockruf „ti-pi-wi“ und ein „ki-ki-ki“ während des Fluges sowie das arttypische „Meckern“. Paare unterhalten sich über viele Stunden leise miteinander, ihre sanften Melodien erinnern an Töne, wie sie beim leichten Drücken eines Baby-Quietschballes aus Gummi entstehen.

Die Lautstärke der Ziegensittiche ist gerade im Vergleich zu einem Schwarm von Wellensittichen und dem Schrei des Nymphensittichs wesentlich angenehmer.