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Dieser Krimi - Thriller ist etwas besonderes. Er ist spannend - erschreckend und sehr ekelerregend. Wer sich in die "Zone" begibt, muss damit rechen, dass er mit seinem Leben bezahlen muss. Aber es gibt einen Ausweg. Man muss nur wissen wie. Seien sie gespannt.
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Seitenzahl: 100
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Sabrina Whitestrom und Leonardt Johnson in dem Film mit nun sehr rührenden Liebesepos. Minus mal Minus ist plus. Ironischerweise konnten weder Hans-Jürgen noch Nicole diesen Film vermeiden.
*
Der Kinosaal war mit weinroten Vorhängen und bequemen Polstersitzen waren im gleichen Farbton ausgestattet. Der Film lief seit zwanzig Minuten, doch die wenigen Zuschauer wurden jedoch zunehmend unruhiger. Getuschel, flüsternde Worte. Dann irgendwo ein heißeres, aufgebrachtes hey, hey aus Richtung der Leinwand. So wenig Menschen jedoch wie heute Abend hatte Nicole in ihrem Lieblingskino noch nie erlebt. Und besonders, in den vorderen Sitzen herrschte Unruhe, die sich immer weiter aufschaukelte. Zum Glück hatten es sich die zwei im hinteren Drittel des Saals bequem gemacht. Nicole stieß Hans-Jürgen leicht an und deutete nach vorn.
Dieser hob jedoch die Schultern und schüttelte mit dem Kopf.
So schlecht ist der Film nun auch wieder nicht, oder?“
Nicole wandte sich ihm vollends zu. Das Gesicht zu einer vielsagenden Miene verzogen, als sie ein Na ja, von sich gab.
Hans-Jürgen lachte.
Okay, du hast ja Recht. Man hätte die Story nun an manchen Stellen sicher noch optimaler ausreizen können.“
Jetzt war es Nicole, die ein lautes Kichern unterdrücken musste.
Noch optimaler...? Welche Story?“ Ihre Stimme quietschte, so dass sie erschrocken eine Hand auf den Mund legte. Für ein jedoch erstes Treffen, welches Hans-Jürgen und sie hierher geführt hatte, war dieser Film geradezu ein Reinfall.
Ich will nicht übertreiben, aber dieser Streifen ist Gottes schlecht.“ Ich werde dir jedoch nicht widersprechen.“
Auf den vordersten Rängen jedoch wurden wieder Stimmen laut. Nicole zuckte zusammen, als eine Flasche an der Leinwand zerplatzte und einen dunkelbraunen Fleck hinterließ. Ein Mann schrie etwas und rannte fluchend den breiten Mittelgang zwischen den größtenteils leeren Sitzreihen hinauf. Die Augen weit aufgerissen.
Er presste die rechte Hand auf den linken Unterarm. Als er vorbei rannte, blieb Nicole das Lachen im Hals stecken. Das Blut sickerte am Ellenbogen durch den Hemdärmel und hinterließ dunkle Flecke auf seiner hellen Hose.
Was zur Hölle ist denn da vorne nur los ?“
Hans-Jürgen schüttelte nur mit dem Kopf. „Keine Ahnung!“
Den Versuch der Handlung des Films zu folgen hatte er schon lange aufgegeben. Die Bilder rauschten einfach über ihn hinweg. Wir hätten uns von Anfang an für den Film die Killer Bienen, jedoch entscheiden sollen.“
Hans-Jürgen schaute sie nur ganz erstaunt an. „Was?“
Ich wollte nicht gleich, beim ersten Treffen, dich mit so etwas vor den Kopf stoßen.“
Er legte ihr seinen Arm um die Schultern.
Hey, da haben wir doch schon mal was gemeinsam.“
Zehn Minuten später hatten die zwei den Saal verlassen. Nicole atmete auf, als die schwere Metall Tür hinter ihnen zuschnappte.
Ich hätte es keine Sekunde länger ausgehalten.“
Im gedämpften Licht de Ganges konnte Hans-Jürgen erkennen, wie sehr dieser Kinobesuch Nicole mitgenommen hatte. Sie war etwas bleich im Gesicht. Sogar einige Schweißperlen glänzten auf ihrer Stirn, obwohl der Saal klimatisiert war. Es war angenehm.
Diese Spinner!Auch noch nie hatte Nicole zuvor einen Tumult, jedoch, während des Films erlebt. In keinem Kino und schon gar nicht hier in ihrem Stammkino, in dem sie sich mittlerweile jedoch fast, wie zu Hause fühlte. Doch bei der heutigen Vorstellung ist ihr zum ersten Mal im Leben in einem Kino schlecht geworden und ganz sicher nicht nur aufgrund des Films.
Auf dem Weg zwischen den dunklen Sitzreihen entlang die Treppe hinauf zum oberen Ausgang, schien das flaue Gefühl im Magen von ihrem ganzen Körper Besitz zu ergreifen. Ihr Daumen deutete auf die Toiletten.
Entschuldigst du mich kurz, einen Augenblick.“
Hans-Jürgen nickte.
Er wartete, bis sie dann durch die automatisch endlose, langsame, schließende Tür nun verschwunden war.
Schon komisch, wie heute Abend alles lief. Vielleicht ließ sich der Abend ja doch noch retten. Hans- Jürgen wollte den Abend retten. Irgendwie!
Mit einem Klick ließ der, jedoch endlos langsame automatische Türschließer, die von Nicole geöffnete Tür, dann ins Schloss schnappen. Beinahe so, als wollte er den Schrei jedoch von drinnen dämpfen. Hans-Jürgen zuckte zusammen und stürzte Nicole nach. Er riss die Tür zum Raum mit den Waschbecken auf und wäre fast mit Nicole zusammengeprallt, welche ihm kreidebleich entgegen kam. Ein säuerlicher Geruch drang aus dem gekachelten Raum. Der beißende, ekelerregende Geruch von Erbrochenen.
Nicole starrte ihn aus weit aufgerissenen, feuchten Augen an. Im eisigen Licht der blanken Neonröhren wirkten ihre Augen wie dunkle Löcher in der Fassade aus kreidig bleicher Haut.
Was ist denn los?“
Nicole schnappte nach Luft und schob Hans-Jürgen zurück. Dieser versuchte jedoch, einen Blick in den Nebenraum zu erhaschen, doch er wurde bereits rückwärts durch die Tür hinaus bugsiert.
Was ist denn passiert? Komm, sag schon.“
Nicht der Rede wert, es geht schon wieder.“
Nicole holte Luft, als wäre der Sauerstoff hier draußen auf dem Gang sauberer.
Du wirkst aber ganz und gar nicht so, als wäre nichts passiert! Was war denn nur los?“
Er wollte an ihr vorbei, doch sie verstellte ihm den Weg.
Hey, Hans-Jürgen, wolltest du heute Abend nicht eine Travis Bernstein Gänsehaut? Und du bist nun voll darauf reingefallen!... Außerdem ist das hier auch nur, eine Damentoilette.“
Sie erzwang ein Grinsen, aber ihre Stimme klang noch immer zittrig.
Das kauf ich dir nicht ab!“
Er schob sie zur Seite und betrat den Vorraum. Er starrte auf eine Reihe weißer Waschbecken vor einer hellblauen gefliesten Wand, welche vor über zwanzig Jahren modern gewesen war. Ihm wurde übel bei dem sauren Geruch. Hans- Jürgens Schritte durchmaßen den Raum und steuerten dann auf den Durchgang am anderen Ende zu.
Nicole folgte ihm und griff nach seiner Schulter.
Bitte, Hans-Jürgen, gehe dort nicht hinein!“
Anders als vorhin hatte jedoch ihre Stimme, jetzt einen dringlichen, flehenden Klang.
Lass uns verschwinden und diese ganze Angelegenheit vergessen. Es war wirklich nur ein ganz dummer Scherz von mir!“
Hans-Jürgen schüttelte sie jedoch behutsam ab. Vorsichtig näherte er sich den Durchgang.
Hans-Jürgen, komm zurück.
Verdammt noch mal, komm her! Was bringt es dir denn, da hinein zu gehen. Immerhin ist das noch immer die Damentoilette! Lass unseren Abend noch nicht beendet sein, bitte!“
Hans-Jürgen ignorierte ihr Zerren an seinem Arm und schob sich näher heran. Jetzt wo nun Nicole schwieg, war es jedoch plötzlich unheimlich ruhig. Plisch, Platsch...
Irgendwo tropfte Wasser, das nun einzige wahrnehmende Geräusch. Sein Blick strich über die vielen Toilettentüren, welche sich lang, aneinander reihten...
Die meisten waren angelehnt, manche standen einladend offen. Er spürte Nicole hinter seinem Rücken, fühlte ihre Nervosität. Wieder wanderte sein Blick um.
Dann trat er vollends ein und sah sich um.
He Nicole, komm her und sieh dir das an...“
Zögernd kam sie um die Wandecke. Blitzartig drehte sich Hans- Jürgen zu ihr um.
Puh!“ Doch sie erschrak nicht mal ein wenig.
Du bist wirklich gut, Nicole. Ehrlich! Für einen kurzen Augenblick hatte ich echt eine Scheißangst.“
Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Nicole sah sich um. Ihr Gesicht zeigte große Fassungslosigkeit, Bestürzung und auch aufrichtiger Erleichterung. Sie atmete immer noch flach. Hans-Jürgen drückte sie zärtlich an sich.
Du scheinst ein seltsames Original zu sein. Die Vorstellung war auch tatsächlich, bühnenreif.“
Nicole befreite sich aus seinem Griff, rannte von Tür zu Tür und starrte in jede einzelne Kabine. Schließlich blieb sie vor der drittletzten Kabine stehen.
Es war hier, genau hier!“
Sie deutete mit dem Finger auf den gefliesten Boden.
Wer war dort?“
Langsam schlich sich etwas Ärger in seine Stimme.
Nicole zuckte mit den Schultern.
Keine Ahnung was es war. Ich habe es jedoch auch nur durch einen Waschbeckenspiegel im Nebenraum gesehen.“
Ein Mann oder was?“
Ich weiß es wirklich nicht. Da lag etwas auf dem Fußboden, und jetzt ist es weg! Langt das nicht?“
Sie sah sich noch einmal im Raum um.
Vielleicht ist es ja auch durch diese angelehnten Lüftungsklappen dann entkommen.“
Hans-Jürgen blickte sie jedoch mit verzerrten Mundwinkeln an und nickte.
Das glaubst du wirklich, oder? Vielleicht ist auch nur deine überdrehte Phantasie in dieser Stille mit dir jetzt durchgegangen? Du wolltest mir nun einen Ersatz für diesen miserablen Film liefern und das ist dir mehr als nur gelungen. Doch jetzt höre bitte auf damit.“
Verdammt Hans-Jürgen!... Aber wahrscheinlich hast du Recht. Wir sollten die ganze Sache jedoch vergessen.“
Er zog sie erneut zu sich.
Ich mag dich, ehrlich. Du hast schon einen seltsamen Humor, aber das macht nichts. Immerhin hat es Spaß gemacht. Na ja, Spaß ist vielleicht nicht das treffende Wort. Es war deutlich realer, als Bernsteins“ großes Kino. Du kannst ihn locker in den Schatten stellen.“
Nicole zwang sich doch noch, zu einem Lächeln.
Wenn du das sagst. Ich sollte das wohl als ein Kompliment auffassen. Aber lass uns endlich von hier verschwinden, ich will nicht noch länger hier auf den Klos herumlungern...“
Das sie sich noch vor wenigen Augenblicken hier übergeben hatte, verschwieg sie Hans-Jürgen.
Der saure Saft war ihr sogar durch die Nase gekommen und jetzt glaubte sie selbst schon beinahe, dass ihr nur die überspannten Nerven übel mitgespielt hatten.
*
Die Nacht war dunkel und frisch.
Sie verließen das Kino durch den Haupteingang. Hans-Jürgen fragte sich jedoch, ab wann es an diesem schönen Abend angefangen hatte, schief zu laufen. Er gelangte zu keiner brauchbaren Antwort. Lag es an Nicole? Er kannte sie jedoch erst seit wenigen Stunden. Sympathischer Ersteindruck. In manchen Momenten erschien sie ihm sogar beinahe vertraut. Doch dann plötzlich... Das nun schlechte Gefühl, blieb...
Etwa so..Wie wenn man auf einer Autobahn einer pechschwarzen Gewitterfront entgegen fuhr. Man sah das Unheil kommen, konnte aber nicht das Geringste tun, um es aufzuhalten. Hans-Jürgen überlegte, ob er am heutigen Abend nicht irgendwann eine wichtige Abfahrt übersehen hatte. Wo hätte er sich anders entscheiden müssen? Etwa schon ganz zu Beginn?
*
Hans-Jürgen klingelte an der Tür. Der Abend war noch jung. Noch hatte er ein gutes Gefühl bei der Sache. Zum Glück ahnte er nicht, was ihm heute noch alles bevor stand.
Die Kontaktanzeige war ihm sofort aufgefallen. Hoffentlich war Nicole nicht eine dieser Hochstaplerinnen. Aber der fünf Zeilen Text klangen nicht gut, um wirklich wahr zu sein. Gerade die Bescheidenheit, welche aus dieser Hand voll Buchstaben sprach, hatte jedoch seine Aufmerksamkeit erregt. Das war der Grund, weshalb er heute Abend hier war.
Die sengende, schwüle Hitze des Tages lastete noch immer zwischen den Häusern und schmalen Gassen der Kleinstadt. Wahrscheinlich würde in dieser Nacht noch ein heftiges Gewitter alle schlafenden Bewohner jedoch, aus ihren Betten schrecken.
Sein Auto stand bereits über fünf Minuten vor dem Haus mit der Nummer dreiundzwanzig. Eine Seitenstraße. Hier war er richtig!
Noch immer fühlte sich Hans- Jürgen unschlüssig. Schließlich war es das erste Mal, dass er auf eine solche Anzeige geantwortet hatte.
Warum nicht? Was sollte schon passieren? Schlimmer als ein katastrophales Desaster mit Rausschmiss konnte es schließlich nicht werden, oder doch? Er wollte sich lieber nicht vorstellen, was alles passieren mochte. Bis hin zur schizophrenen Psychopathin, die ihn dann fesseln und danach bei lebendigen Leib mit Messer und Gabel verspeiste, kamen ihm tausend Ideen und Einwände, weshalb er nicht an dieser Tür klingeln sollte.
Das ist lächerlich, Hans-Jürgen! Immerhin hast du mit dieser Frau schon weit, an die zehn E-Mails ausgetauscht.
Kann man einen Menschen nicht schon anhand seiner Schreibe einschätzen? Wenigstens etwas? So sehr kannst du dich nicht täuschen, oder? Hans-Jürgen schüttelte alle hässlichen Einwände jedoch ab. Schließlich hätte er sich all die Gedanken bereits auch schon zu Hause machen können. Sein Entschluss stand fest. Er würde jetzt da hinauf gehen und sehen, was ihn erwartete! Er griff nach der einzelnen Rose, welche auf dem Beifahrersitz wartete. Die Autotür fiel ins Schloss und kurz darauf befand er sich auf den Treppenstufen zum Eingang des Reihenhauses.
Über der Klingel war jedoch ein kleines, verschnörkelt, goldfarben Blechschild mit Hinweis montiert:
Nicole Ben Mamas.
Vorsichtig drückte er den Klingel- Knopf. Entfernt war nun das leise Ding - Don zu vernehmen, sonst war es heute Abend still in den Straßen und der drückenden Hitze. Irgendwo begann eine Feuerwehr Sirene ihr klagendes Lied. Der heulende Ton quälte sich durch die zum schneiden dicke Luft über den Dächern und hallte in den engen, gepflasterten Gassen nieder.