Zuhören - Reinhold Stritzelberger - E-Book

Zuhören E-Book

Reinhold Stritzelberger

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Beschreibung

Zuhören ist die am meisten unterschätzte Kommunikationsart. Reinhard Stritzelberger beschreibt, warum Zuhören so wertvoll und sogleich so schwer ist. Er zeigt, wie wir es (wieder) schaffen, andere ohne Unterbrechungen, Ratschläge oder Besserwisserei sagen zu lassen, was sie zu sagen haben. Sie erfahren, wie der Filter zwischen unseren Ohren funktioniert und was gutes Zuhören fördert, wie man den richtigen Rahmen schafft und Störfaktoren ausschaltet. Leicht umsetzbare Tipps, einfache Übungen und spannende Strategien helfen, bewusst zuzuhören und echtes Interesse am Gesagten zu finden. Inhalte: - Macht und Magie des guten Zuhörens - Acht Gründe, warum Menschen ihrem Gegenüber nicht zuhören - Die richtige innere Einschätzung: Wertschätzung, Interesse und Respekt - Die zehn Gebote des guten Zuhörens - Zwei grundsätzliche Hör-Ansätze - Lernen von Hör-Profis - Zusammenfassende Wiederholung - Zuhören in schwierigen Situationen

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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

InhaltsverzeichnisHinweis zum UrheberrechtmyBook+ImpressumVorwortWarum Zuhören so ­wertvoll istEchtes Zuhören: die meistunterschätzte KommunikationsartDas Zuhör-ExperimentMacht und Magie des guten ZuhörensEin menschliches Ur-Bedürfnis: Verstanden werdenZuhören ist nicht gleich zuhören»Keine Zeit!« ist kein ArgumentZuhören schafft Vertrauen – Vertrauen schafft gute KommunikationZuhören, verstehen, erst dann selbst redenHörst du mir eigentlich zu? Wirkliches Interesse ist spürbarCharakter-Ethik versus Impressions-EthikEinladungen sind Einladungen – nicht mehr, nicht wenigerVerstanden ist nicht gleich einverstandenWarum gutes Zuhören so schwer istZuzuhören ist kein menschliches BedürfnisWir erlernen das Zuhören nichtEchtes Zuhören ist komplexWir leben in einer RedekulturDie Qualität des Zuhörens nimmt abKürzere AufmerksamkeitsspanneMehr AblenkungEine AbwärtsspiraleKlein, mit großer Wirkung: Micro Cheating8 Gründe, warum Menschen ihrem Gegenüber nicht zuhörenEin förderliches MindsetEine Frage der EinstellungWelche Einstellung ist günstig?Der Filter zwischen unseren OhrenJeder macht sich die Welt, wie sie ihm gefälltMissverständnisse vorprogrammiertZuhören, ohne zu werten – geht das?Schon das Wissen zähltFragen Sie – und nehmen Sie die Antwort ernstWider die RechthabereiDas Problem mit der FokussierungDrei weitere Big Points: Interesse, Wertschätzung und RespektInteresseGehen Hand in Hand: Wertschätzung und RespektWas gutes Zuhören fördertDie 10 Gebote des guten ZuhörensZwei grundsätzliche Zuhör-AnsätzeAbsichtsloses ZuhörenDirektives ZuhörenDen richtigen Rahmen schaffenErwartungen klären – Agenda festlegenDer ZeitpunktDie Dauer des GesprächsDer OrtStörungen ausschaltenDie 5 Stufen des ZuhörensStufe 1: IgnorierenStufe 2: So tun, als ob man zuhörtStufe 3: Selektives ZuhörenStufe 4: Iteratives ZuhörenStufe 5: Einfühlsames ZuhörenIn emotionale Resonanz gehenEmotionale Resonanz herstellenMachen Sie einen Bogen um StatementsZuhören leicht gemacht: Tipps, Strategien, ÜbungenFragen statt sagenZum Kern des Problems: weiterführende FragenBesser nicht: die Frage nach dem WarumZur eigenen Lösung mit hypothetischen FragenDie Frage aller Fragen im MitarbeitergesprächSanfter Einstieg ins Zuhören: einfaches WiederholenZusammenfassende WiederholungLernen von Zuhör-ProfisGrundprinzipien erfahrener Psycholog:innenHilfreiche MetapherKurzanleitung für gutes ZuhörenZuhören in der Gruppe: die Talking-Stick-MethodeTipps zur Talking-Stick-MethodeDie Dyade: Einfache, aber sehr wirksame Zuhör-ÜbungDie magischen drei MinutenSchaffen Sie 100 %?Reflexion: Das Zuhör-VorbildÜbung: Ändern Sie die ZielrichtungÜbung: StilleDie Giftpfeil-Methode: Zuhören in schwierigen SituationenReflexion: Schärfen Sie Ihr Bewusstsein für Ihre Motive4 Kurztipps, um richtig gut zu verstehenÜben, üben, üben …Auf den Punkt gebrachtPersönliche WorteLesetippsDer AutorReinhold StritzelbergerIhre Online-Inhalte zum Buch: Exklusiv für Buchkäuferinnen und Buchkäufer!Stichwortverzeichnis

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Reinhold Stritzelberger

Zuhören

2. Auflage, Januar 2025

© 2025 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG

Munzinger Str. 9, 79111 Freiburg

www.haufe.de | [email protected]

Bildnachweis (Cover): © Krakenimages.com, Adobe Stock

Produktmanagement: Jürgen Fischer

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Vorwort

»Es ist das Ohr, das die Dunkelheit durchdringt, nicht das Auge.« Dieses Sprichwort der Massai in Ostafrika bringt die Essenz guten Zuhörens auf den Punkt: Wenn mir jemand ernsthaft zuhört, spüre ich augenblicklich, dass es ihm oder ihr wichtig ist, was ich zu sagen habe. Ich empfinde Wertschätzung. Ich werde wahrgenommen. Das tut unendlich gut.

Zuhören ist die wichtigste Fähigkeit für einen gelingenden Umgang miteinander. Gleichzeitig wird diese Fähigkeit massiv unterschätzt. Dabei kennen wir es alle: Bei einem guten Zuhörer fühlen wir uns angenommen, bedeutend. Wir werden klarer, entlasten uns innerlich; die Gedanken ordnen sich wie von allein. Eine gute Zuhörerin will verstehen, was wir zu sagen haben. Sie nimmt uns ernst.

Nicht gehört zu werden, tut weh. Denn wir alle tragen das tief verwurzelte Bedürfnis in uns, durch und durch verstanden zu werden. Dieser TaschenGuide beschäftigt sich damit, wie wir es (wieder) schaffen, andere ohne Unterbrechungen, Ratschläge oder Besserwisserei sagen zu lassen, was sie zu sagen haben. Denn: Wer wirklich etwas zu sagen hat, hört erst einmal richtig zu.

Viele Impulse beim Lesen wünscht Ihnen

Reinhold Stritzelberger

Gewidmet ist dieses Buch meiner wunderbaren Ehefrau Corinna, im lebenslangen Bestreben, ihr stets eine gute Zuhörerin zu sein.

Warum Zuhören so ­wertvoll ist

Hand aufs Herz: Wie oft hören Sie anderen wirklich zu? Ich meine, so richtig: aufmerksam und interessiert? Wenn Sie jetzt sagen: »Na ja …«, dann sind Sie in bester Gesellschaft. Zuhören ist leider nicht die natürlichste Sache der Welt. Es ist ein Geschenk, das Sie anderen machen. Doch nicht nur das. Auch für Zuhörende hat es unschätzbare Vorteile.

In diesem Kapitel erfahren Sie,

warum Zuhören eine der meistunterschätzten Kompetenzen in unserer Gesellschaft ist,

was aufmerksame Zuhörer:innen alles erreichen können,

was gutes Zuhören auszeichnet.

Echtes Zuhören: die meistunterschätzte Kommunikationsart

Dieser TaschenGuide stellt gutes Zuhören in den Mittelpunkt. Er beschäftigt sich mit wenig Theorie, mit einer wirksamen inneren Haltung und mit vielen hilfreichen Techniken. Natürlich versetzt er Sie nicht in die Lage, nach der Lektüre auf Anhieb perfekt zuhören zu können. Aber Sie kommen wahrscheinlich etwas ins Nachdenken, welchen Stellenwert Zuhören in Ihrem Leben belegt. Vielleicht sehen Sie sich dann in Ihren Zuhörfähigkeiten bestärkt. Oder Sie wollen etwas ändern. Dann finden Sie hier zahlreiche Anregungen, Übungen, weiterführende Links und Literatur.

Übrigens: Dieser TaschenGuide allein kann gar nichts bewirken. Das können vor allem Sie selbst. Setzen Sie um, was Sie für wesentlich halten. Nur das, was Sie umsetzen, hat bleibenden Bestand. Und haargenau das ist das Ziel dieses TaschenGuides: Er möchte Ihnen helfen, ab sofort mit dem besseren Zuhören anzufangen.

Der Wunsch danach ist nicht selbstverständlich. Echtes Zuhören führt ein stiefmütterliches Dasein in unserer Gesellschaft, im Privat- wie im Berufsleben. Persönlich bin ich nach jahrzehntelanger Arbeit mit vielen, vielen Menschen davon überzeugt, dass Zuhören eine der am meisten unterschätzten und gleichzeitig wichtigsten Fähigkeiten ist, um andere Menschen führen und beeinflussen zu können und um tiefe, erfüllte Beziehungen zu leben.

Es ist in unserer Gesellschaft leider noch nicht überall angekommen, welch wohltuende Auswirkungen gutes Zuhören hat. Im Gegenteil: Überzeugte Zuhör-Verweigerer nehmen mehr und mehr Raum ein. Denken Sie zum Beispiel an den ehemaligen US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump.

Zuhören tut Redenden einfach gut. Ihnen wird es allein dadurch besser gehen, dass Sie ihnen zuhören, dass sie sich alles von der Seele reden können. Psychologisch betrachtet ist es so, dass jemand Ihre Argumente überhaupt erst dann akzeptiert, wenn er davon überzeugt ist, dass Sie seine angehört und anerkannt haben.

Das Zuhör-Experiment

In der Ausbildung von Trainer:innen mache ich gerne ein Experiment, das aufzeigt, was Nicht-Zuhören anrichten kann: Einige Teilnehmende sollen eine kurze Präsentation für die Gruppe vorbereiten. Die anderenExperiment bekommen die Rolle der Zuhörenden und werden entsprechend gebrieft: Sie sollen den Vortragenden drei Minuten konzentriert zuhören. Dann, nach exakt drei Minuten, sollen sie sich ganz offensichtlich nicht mehr für das interessieren, was vorgetragen wird. Anschließend werden die nichtsahnenden Redner:innen interviewt, wie es ihnen dabei ergangen ist. Ohne Ausnahme schildern sie in etwa Folgendes: In der Anfangsphase haben sie den Eindruck, sie hätten etwas für alle enorm Wichtiges zu sagen. Sie fühlen sich stark, selbstbewusst, voller Energie. Wenn sich die Stimmung wandelt, kommen Unsicherheit, Angst, Hilflosigkeit auf. Einer der Teilnehmenden meinte, es habe ihm »komplett den Boden unter den Füßen weggezogen«. Manche verloren den Faden, andere versuchten verzweifelt, die Aufmerksamkeit ihres Publikums zurückzugewinnen. Allesamt fühlten sie sich hundsmiserabel. Dies zeigt: Zuhören ist ein mächtiges Mittel der Kommunikation.

Bevor wir nun tiefer in die Welt des Zuhörens eintauchen, habe ich noch zwei gute Nachrichten und eine schlechte für Sie. Die guten zuerst:

Richtig zuhören ist ganz einfach.

Es lässt sich erlernen.

Die schlechte Nachricht: Effiziente Zuhör-Techniken und -Methoden machen uns noch nicht zu guten Zuhörenden – echtes Zuhören muss man nämlich wollen, von innen heraus.

Bereit dafür? Dann kann es losgehen!

Macht und Magie des guten Zuhörens

Es ist erstaunlich, wie sehr einfaches Zuhören andere Menschen beeinflussen, ja, sogar verändern kann. In der Psychologie nennt man es TransformationTransformation: Der aufgeregte Mitarbeiter spricht plötzlich klarer, selbstsicherer. Man spürt förmlich, wie er innerlich wächst, weil die Führungskraft an seiner Meinung interessiert ist. Die unzufriedene Kundin, die unser Unternehmen einen »Sau­laden« genannt hat, wird ruhiger und nachsichtiger, während sie registriert, dass man ihre Beschwerde ernst und sich zu Herzen nimmt. Und das Kind beginnt offen zu erzählen, wenn es merkt, dass man es nicht ausfragen will, sondern sich wirklich dafür interessiert, was ihm auf der Seele brennt. Für mich haben solche Transformationen immer etwas Magisches an sich.

Ein menschliches Ur-Bedürfnis: Verstanden werden

Zuhören ist noch viel mehr. Es ist auch ein mächtiges Führungsinstrument. Das leuchtet nicht auf den ersten Blick ein, da es als passiver Prozess erscheint, bei dem man bloß darauf wartet, was das Gegenüber sagt. Ein Trugschluss, wie Sie gleich noch lesen werden.

Richtiges Zuhören ist nämlich nicht nur eine sehr aktive Angelegenheit. Es entfaltet auch Lenkungskraft. In der Tat: Verstanden zu werden ist eines der elementarsten Bedürfnisse unserer Seele. Christian Morgenstern zufolge sind wir »nicht da daheim, wo wir unseren Wohnsitz haben, sondern da, wo wir verstanden werden«. Ähnlich formuliert es der russische Dichter Leo Tolstoi: »Zu den qualvollsten Leiden gehört die Situation, wenn Menschen dich nicht verstehen und du dich mit deinen Gedanken hoffnungslos einsam fühlst.« In jeder Beziehung, auch im Berufsalltag, geht es darum, dass wir uns von unserem Gegenüber verstanden fühlen. Wir wünschen uns insgeheim, dass es nicht nur aufs Ergebnis schaut, sondern auch darauf, wie es zustande gekommen ist. Wenn ein Mitarbeiter den erhofften Auftrag nicht kriegt und das seiner Führungskraft berichtet, möchte er erklären können, warum das so gelaufen ist, wie sehr er sich dafür eingesetzt hat usw. Darf er nur das negative Ergebnis berichten, fühlt er sich unverstanden. Ich gehe noch einen Schritt weiter: Ich wünsche mir von Menschen, die mir wichtig sind, dass sie nicht nur Verständnis für meine positiven Seiten haben, sondern auch für meine Unzulänglichkeiten.

Zuhören ist nicht gleich zuhören

»Ein guter Zuhörer zu sein, ist nicht so leicht, wie es scheint. Längere Zeit interessiert dreinzublicken, ermüdet die Augenbrauen ungemein.« Dieser ironische Sinnspruch bringt auf den Punkt, was viele denken: Dass es genügt, wenn ich so tue, als ob ich zuhörte. Das genügt nicht! Natürlich nicht. Jeder Mensch spürt deutlich, ob ihn jemand wirklich verstehen will oder ob da jemand nur so tut, als ob er ein Gegenüber vor sich hat, das ihn mit seinem vermeintlichen Zuhören sogar manipulieren ­möchte.

Das ist im Übrigen auch die Crux bei den meisten Techniken, mit denen Zuhören gelingen soll. Wenn ich merke, dass Sie im Gespräch mit mir irgendeine Technik benutzen, dann unterstelle ich Ihnen insgeheim, dass Sie mich manipulieren wollen. Ich mache sofort dicht, zumindest emotional, denn ich traue Ihnen nicht mehr. Folglich werde ich Ihnen auch nichts mehr anvertrauen. Rein technisches Zuhören bewirkt deshalb oft genau das Gegenteil des gewünschten Ergebnisses. Das ist übrigens auch der Grund, warum einer Führungskraft im Mitarbeitergespräch selten zugetraut wird, dass sie wirklich verstehen ­möchte. Meist haben die Mitarbeitenden das berechtigte Gefühl, dass der oder die Vorgesetzte nur zuhört, um sie anschließend in die gewünschte Richtung steuern zu können. Wenn Sie dieses Pro­blem kennen: In den Kapiteln »Was gutes Zuhören fördert« und »Zuhören leicht gemacht« finden Sie Anregungen, wie solche Gespräche besser klappen können.

»Keine Zeit!« ist kein Argument

SpürenZeitargument Sie bitte einmal nach, wie gut solch ein Satz tut: »Lass dir Zeit, so viel du willst, ich höre dir zu.« Natürlich sagt man so etwas kaum in unserer schnelllebigen Businesswelt. Doch jeder Mensch will verstanden – zutiefst verstanden – werden. In zahlreichen Coachings begegnet mir dabei oft als Einwand: »Zuhören kostet doch so viel Zeit!« Ja, das stimmt. Es ist aber eine Investition, die sich später vielfach auszahlen wird. Eine Ärztin muss, wenn sie einen guten Behandlungsplan erstellen möchte, eine fundierte Diagnose erstellen. Sie kann nicht sagen: »Ich habe keine Zeit. Machen wir es kurz mit der Diagnose. Nehmen Sie dreimal täglich diese Tabletten.« Und der Bauer beschwert sich ja auch nicht, weil das Hegen und Pflegen des Saatguts so zeitintensiv sind. Er weiß, dass er eines nicht mehr fernen Tages die Ernte einfahren wird.

Ist es in einer Beziehung, egal, ob im persönlichen Bereich oder im Business, anders? Ich bin überzeugt davon, dass es hier genauso ist wie bei der Arztdiagnose oder in der Landwirtschaft: Die zu Beginn investierte Zeit rentiert sich irgendwann und trägt Früchte.

Beispiel: Zuhören kann Leben retten

Es gibt ein berührendes Beispiel für die Macht und Magie, die durch einfaches Zuhören entfacht werden können. Ein junges Mädchen in England, Sophie, wurde von ihrem Vater und seinen Freunden sexuell missbraucht. Sie litt wie ein Hund, war selbstmordgefährdet und der Verzweiflung nahe. In ihrer Not wählte sie eines Nachts die Nummer der Telefonhotline der Samariter, einer ehrenamtlichen Organisation, die allen Anrufenden absolute Vertraulichkeit zusichert. Der Mann am anderen Ende der Leitung hörte Sophie zu. Er hörte nur zu. Er stellte keine Fragen. Er versuchte nicht, sie zu irgendetwas zu bewegen. Er hörte einfach nur zu.

Sophie Andrews sagt heute, dass dies ihr Leben rettete. Sie sagt: »Ein offenes Ohr und jemand der da ist – manchmal genügt dies, um ein Menschenleben zu retten.« Später trat Sophie Andrews übrigens den Samaritern bei und wurde dann sogar für mehrere Jahre deren Vorsitzende. Scannen Sie den QR-Code, sehen Sie ein kurzes Video, in dem Sophie Andrews einen tiefen Eindruck hinterlässt.