Dauerhafte Selbstmotivation - inkl. Arbeitshilfen online - Reinhold Stritzelberger - E-Book
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Dauerhafte Selbstmotivation - inkl. Arbeitshilfen online E-Book

Reinhold Stritzelberger

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Beschreibung

Menschen mit stark ausgeprägter Selbstmotivation arbeiten mit Begeisterung, erzielen bessere Ergebnisse und sind zufriedener mit ihren Arbeitsresultaten. Dieses Buch zeigt, wie Sie Selbstmotivation erlernen und trainieren. Der Autor gilt als "Deutschlands Experte für dauerhafte Selbstmotivation" (ARD). Er zeigt, wie Sie zu einer Einstellung gelangen, die Sie von innen heraus dauerhaft motiviert. Mit praxiserprobten Impulsen und zahlreichen Praxisbeispielen begleitet er Sie Schritt für Schritt. So treiben Sie die wichtigen Dinge mit Energie und Freude voran. Inhalte: - Mentale Fallen, in die selbst kluge Menschen tappen - Warum Leistung unsere Selbstachtung stärkt - Stimmungsmanagement, das funktioniert - Motivation - Strategien für den ersten Schritt - Selbstmotivation als LebenseinstellungArbeitshilfen online: - Anleitung: Zielformulierung - Checklisten und Arbeitshilfen zum eigenständigen Training 

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Hinweis zum Urheberrecht

Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, Freiburg

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Print: ISBN 978-3-648-08527-1 Bestell-Nr. 10166-0001ePub: ISBN 978-3-648-08528-8 Bestell-Nr. 10166-0100ePDF: ISBN 978-3-648-08529-5 Bestell-Nr. 10166-0150

Reinhold Stritzelberger

Dauerhafte Selbstmotivation

1. Auflage 2016© 2016 Haufe-Lexware GmbH & Co. KG, [email protected]

Produktmanagement: Anne Rathgeber

Lektorat: Nicole Jähnichen, München

Satz: kühn & weyh Software GmbH, Satz und Medien, FreiburgUmschlag: RED GmbH, KraillingDruck: BELTZ Bad Langensalza GmbH, Bad Langensalza

Alle Angaben/Daten nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr für Vollständigkeit und Richtigkeit.

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe (einschließlich Mikrokopie) sowie der Auswertung durch Datenbanken oder ähnliche Einrichtungen, vorbehalten.

Vorwort

Dies ist ein außergewöhnliches Buch. Vielleicht so außergewöhnlich, dass Sie beim Kauf gar nicht gewusst haben, worauf Sie sich einlassen, wenn Sie es lesen. Es wird für Sie viel mehr als eine bloße Anleitung sein, ein paar Dinge im Leben voranzubringen. In diesem Buch begleite ich Sie als Coach. Ich helfe Ihnen, das Feuer, die Leidenschaft (wieder) zu entfachen. Nach der Lektüre wissen Sie, dass das Leben mehr Freude macht, wenn man 100 Prozent gibt. Lassen Sie sich darauf ein, werden Sie mit einem höheren Grad an Energie an Ihre wichtigen Aufgaben herangehen können. Dieses Buch unterstützt Sie massiv dabei, Ihre Selbstmotivation zu steigern.[2]

Warum ich das so selbstsicher schreibe? Die Methoden und Strategien in diesem Buch sind von Psychologen bestätigt und für gut empfunden. Zudem haben sie sich bewährt. In den letzten 15 Jahren konnte ich Tausende Menschen in Seminaren, Workshops und Coachings begleiten. Dabei erlebte ich mit, wie sie mit Hilfe meiner Techniken und Strategien Schritt für Schritt ihre Selbstmotivation steigerten und so mehr im Leben erreichten. Als Belege dafür ließen sich zahllose Zuschriften zufriedener Teilnehmerinnen und Teilnehmer anführen – was Sie aber jetzt in keiner Weise weiterbrächte.

Viel wichtiger für Sie ist, selbst in Ihrer Motivation voranzukommen. Und genau dazu möchte ich Ihnen mit diesem Buch verhelfen. Ihr Grad an Selbstmotivation, von mir auch Selbstmotivations-Level, kurz: SML genannt, bestimmt, wie erfolgreich Sie sind. Sie können an einer Sache dranbleiben oder aufgeben. Sie wissen genau, welche Vorgehensweise erfolgreicher ist. Nur, was hindert uns daran, es immer und immer wieder zu versuchen? Mangelnde Selbstmotivation. Und die gehen wir hier an. Wir steigern gemeinsam Ihren SML. Arbeiten Sie intensiv mit diesem Buch, wird dreierlei passieren:

Sie wissen dann, wie Sie sich dauerhaft selbst für diejenigen Ziele motivieren können, die Ihnen wichtig sind und die Sie erreichen wollen.[3]

Sie werden sich durch Rückschläge nicht entmutigen lassen.

Sie werden in der Lage sein, deutlich mehr Ziele zu erreichen als bisher.

Sie finden hier Geschichten und Erkenntnisse zum Schmunzeln, zum Nachdenken, zum Ins-Handeln-Kommen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie dabei entscheidende Impulse erhalten, die Sie Ihren Zielen näherbringen. Bleiben Sie dann weiter dran – und das ist das Hauptziel! –, führen Sie ein durch und durch selbstmotiviertes, leidenschaftliches Leben. Vielleicht können Sie dann mit dem bekannten Regisseur Christoph Maria Schlingensief ausrufen: „Auf der Erde kann man so viel machen, das ist doch ein sensationeller Ort!”

Lassen Sie mich auf dem Weg dorthin Ihr Begleiter sein, zumindest bis zum Ende des Buches.

Legen wir los!

Danksagung

Mein besonderer Dank gilt Martin Benz, einem Bekannten aus Urzeiten, mit dem ich einst unter widrigsten Bedingungen arbeitete. Gemeinsam hielten wir die Fahne unserer Selbstmotivation dauerhaft aufrecht. Er brachte das Manuskript in diese Form, ohne dabei die Begeisterung des Autors allzu sehr zu schmälern.

Alles dreht sich um Ihren SML

In diesem Buch dreht sich alles um einen Begriff, der Ihnen bisher sicherlich noch nicht begegnet ist: um den Selbstmotivations-Level, kurz: SML. Etwas trocken ausgedrückt kann man ihn so definieren: Er ist die Kenngröße zur Bewertung der individuellen, subjektiv wahrgenommenen Leistungsbereitschaft. Weniger wissenschaftlich formuliert: Der SML gibt an, wie sehr Sie zu etwas motiviert sind. Seine Skala reicht von 0 bis 10.[4]

Seriös könnte man definieren, dass 0 eine kaum wahrnehmbare und 10 eine nicht mehr steigerbare Leistungsbereitschaft kennzeichne. Deutlicher wird es jedoch durch folgende Aussagen: Wenn Sie für etwas leidenschaftlich brennen, alles geben würden und das vielleicht auch tun – dann haben Sie einen SML von 10. Glückwunsch! Wenn man Sie keinesfalls hinter dem Ofen hervorlocken kann, dümpeln Sie um den Nullpunkt herum. Gute Nacht! Und wer eben so vor sich hinwurschtelt, wie man im Schwäbischen sagt, der liegt so um die 5.

Die Selbstmotivations-Level
SMLMenschen mit diesem SML …0sind tot1haben überhaupt keine Lust. Ihr Motto: „Das kann ja gar nichts werden.”2sehnen bereits am Montag den Freitag und das Wochenende herbei. Das Fernsehprogramm für die kommende Woche ist das Spannendste in ihrem Leben.3sind nur unter Androhung roher Gewalt hinter dem Ofen hervorzulocken „Für was soll ich mich anstrengen?”, ist ihre Devise.4wissen, dass es auch anders gehen könnte, und bekommen selten, aber immerhin ab und zu die Kurve. Ihr SML schnellt dann auf 7, fällt dann aber meist rasch wieder in gewohnte Gefilde ab.5leben und arbeiten so vor sich hin. Ihr SML ist eher vom Zufall abhängig denn gesteuert und hat daher auch keine Kontinuität. Sie kennen beide Richtungen, also Tendenzen zur Null-Linie ebenso wie in Richtung 7 und darüber.6haben Lunte gerochen, dass es weiter oben mehr Spaß macht und fühlen sich nicht mehr wohl, wenn der SML unter 5 fällt. Gute Tendenz.7haben Spaß am Leben, schnuppern neugierig in Richtung 10er SML, haben die niedrigen Gefilde weit hinter sich gelassen und fühlen sich in Aufbruchstimmung.8sind hochgradig energiegeladen, zumindest für eigene Vorhaben. Manchmal geht die Power flöten, was sie selbst meist völlig unverständlich finden.9sind fast durchgehend top-motiviert und haben nur kleinere Durchhänger, die jedoch ganz hilfreich sind, um festzustellen, dass das keine Alternative ist.10sind lebensbejahende, durch und durch beseelte Menschen, die sich durch nichts unterkriegen lassen.[5]

Liebe Leserin, lieber Leser: Natürlich können wir nicht von frühmorgens bis zum Schlafengehen auf Stufe 10 agieren. Darum geht es in diesem Buch definitiv nicht. Aber das wirkliche Leben spielt sich auch nicht auf den Stufen unter 5 ab. Spaß macht es ungefähr ab Stufe 7. Und mit jeder weiteren Stufe verdoppelt sich der Spaß. Zugegeben: die Anstrengung auch.

Aber das lohnt sich. Lassen Sie sich anstecken. Seien Sie dabei.

1   Was selbst kluge Menschen hemmt

Um das Thema Motivation ranken sich viele Gerüchte und Mythen. In diesem Kapitel räumen wir mit diesen Vorurteilen auf. Sie erfahren, was Selbstmotivation wirklich ausmacht. Ebenso lernen Sie die mentalen Denkfallen kennen, in die wir gerne stolpern, wenn es um unsere Motivation geht.

1.1   Fakten und Gerüchte rund um die Selbstmotivation

1.1.1   Was glücklich sein mit Selbstmotivation zu tun hat

Sie, ich, wir alle wollen glücklich sein in und mit unserem Leben. Doch was ist es, was uns glücklich macht? Die meisten Wissenschaftler sind sich heute einig: Es ist vor allem die Glücksfähigkeit, genauer gesagt, die Fähigkeit, Glück empfinden zu können, die genau dies möglich macht.[6]

Die wichtigste Eigenschaft von Menschen, die ein glückliches Leben führen möchten, ist … nein, falsch: Es ist nicht die Selbstmotivation. Es ist die Glücksfähigkeit. Darin sind sich die meisten Wissenschaftler heute einig. Und wovon, glauben Sie, hängt diese Glücksfähigkeit in hohem Maße ab? Sie vermuten es sicher schon: von unserem Grad an Selbstmotivation.

Genau darum geht es in diesem Buch. Pralle 260 Seiten beleuchten alle wesentlichen Aspekte: Wann haben wir sie, diese lichten Momente voller Tatendrang? Wann haben wir sie nicht? Und warum haben wir sie manchmal überhaupt nicht – und zwar meist genau dann, wenn wir sie am dringendsten bräuchten? Das zentrale Anliegen: Ich möchte Ihnen den Weg aufzeigen, wie Sie Ihre Selbstmotivation verlässlich steigern können. Dazu reicht es nicht, ein paar Entscheidungskriterien oder logische Begründungen anzuführen und zu hoffen, dass Sie diese verinnerlichen. Viel zu oft sind wir der festen Überzeugung, unsere Entscheidungen würden ausschließlich mit klarem Verstand gefällt. Hier erfahren Sie, dass dies nicht zutrifft. Der Verstand arbeitet immer mit dem Unterbewusstsein zusammen. Leider klappt dies nicht immer so, wie es sollte. Mentale Fallstricke hindern uns oft daran, das, was wir wirklich wollen, zu erreichen. Diese Stricke betrachten wir ebenfalls.[7]

1.1.2   Ein selbstmotiviertes Leben ist keine immerwährende Party

Ich führe ein Leben, das zu 100 % aus Selbstmotivation besteht. Meine Selbstmotivation setze ich nicht immer und schon gar nicht wahllos ein – nur für Dinge, die mir wirklich wichtig sind. Das ist ein aufregendes, anstrengendes und erfüllendes Unterfangen – ähnlich einem Marathon, nach dem der Läufer abends erschöpft, aber glücklich ins Bett fällt. Auch Sie können es erleben. Sie werden in diesem Buch erfahren, wie Selbstmotivation funktioniert und wie Sie diese in Ihrem Leben aktivieren können – wie einen Lampenschalter: ein – aus – ein – aus. Wann immer Sie wollen.

Möglicherweise entsteht damit der trügerische Eindruck, das Leben würde dann zu einer großen Party, sofern man es nur schafft, einzuschalten und genügend selbstmotiviert zu bleiben. Dem ist natürlich nicht so. Selbstmotivation ist nicht gleichbedeutend mit dauerhaftem Spaß! Und ich will hier auch gar nicht so tun, als wäre es das Einfachste der Welt, sich einen hohen Grad an Selbstmotivation zuzulegen. Sie ist immer mit Arbeit verbunden, manchmal sogar mit unbequemer Arbeit, auch wenn das einige nicht gerne hören. Und sie ist immer auf etwas gerichtet. Worauf konkret, liegt bei Ihnen: Sie können den Fokus auf Arbeit und Karriere, auf Gesundheit oder vielleicht auf eine Beziehung legen. Es lässt Sie möglicherweise ein wenig schmunzeln, das Thema Beziehung in einem Buch für Fach- und Führungskräfte zu finden. Doch viele Führungskräfte empfinden berufliche Erfolge als schal und unbefriedigend, wenn dabei die Beziehung oder gar die Familie auf der Strecke bleibt.[8]

Ihre Selbstmotivation kann also in viele Richtungen tendieren. Dieses Buch schöpft den Großteil der Beispiele aus dem Arbeitsleben und erlaubt sich ab und an kleinere Abstecher in andere Bereiche. Ganz gleich, welchen (Lebens-)Bereich Sie fokussieren: das Erreichen des Ziels hängt von Ihrer Motivationsstärke ab.

1.1.3   Was Selbstmotivation ist – und was sie nicht ist

Nähern wir uns dem Wesen der Selbstmotivation. Was ist das eigentlich, beziehungsweise, was ist es nicht? Die Teilnehmerin eines Seminars sah es so: Selbstmotivation sei das, was meist die anderen haben und sie nicht. Das bringt ziemlich treffend auf den Punkt, was wir insgeheim oft denken: Wir haben zu wenig davon und hätten gern mehr. Aber „wovon” ganz konkret?

Es ist ziemlich einfach zu sagen, was Selbstmotivation nicht ist:

Sie ist keine Charaktereigenschaft, kein Persönlichkeitsmerkmal.

Sie ist keine wahl- und ziellos ausufernde Kraft, die ins Nirwana zielt.

Sie ist keine Dauerbespaßung.

Sie ist nicht immer da.

Sie ist nicht von anderen Menschen und äußeren Umständen abhängig.

Auch, was Selbstmotivation ist, lässt sich gut einkreisen:

Sie ist eine Energiequelle, eine Kraft, die uns realistische Ziele in die Tat umsetzen lässt.

Sie ist zielgerichtet auf ein bestimmtes Motiv.

Sie ist Arbeit (Leider ist es tatsächlich so, was ich noch öfter erwähnen werde).[9]

Sie ist trainierbar. Man kann sie also steigern.

Sie ist abwechselnd in stärkerem und schwächerem Ausmaß vorhanden.

Sie ist von Ihren Gedanken abhängig.

Etwas vereinfacht lässt sich neudeutsch formulieren: Selbstmotivation ist „Force to Act”. Sie verleiht dem Handeln eine Richtung, gibt ihm Stärke und bleibt (fast immer) dauerhaft. Motivation ist demnach eine Energie, die für eine bestimmte Handlung aktiviert – damit beschäftigen wir uns noch ausführlicher im Kapitel „Wie wir ins Handeln kommen”.

1.1.4   Wer den Prozess durchschaut, kann ihn trainieren

Wichtig und schon hier erkennbar: Selbstmotivation ist nie Selbstzweck. Sie ist immer auf eine Handlung ausgerichtet, hat also immer ein Ziel im Fokus. Nur schaffen es viele Menschen nicht, diese Handlung anzugehen. Übrigens wollen auch Unternehmen die Motivation der Mitarbeiter nicht „einfach so” steigern – dahinter steckt immer ein Ziel: ein Unternehmens-, Abteilungs- oder Projektziel. Die ersten sechs Buchstaben von „Selbstmotivation” verraten, um welche Ziele es geht – um Ihre eigenen.

Die Crux beim Selbstmotivieren liegt meist im Weg zum Ziel, den einzuschlagen wir eigentlich keine Lust verspüren, zumindest nicht im Augenblick. Obwohl wir verstandesmäßig wissen, dass es wichtig wäre, jetzt auf die Prüfung in zwei Wochen zu lernen, jetzt die Präsentation für die Besprechung in drei Tagen vorzubereiten. Aber wir lassen die Sache aus irgendeinem Grund schleifen, um sie kurz vor Toresschluss anzupacken und in deutlich minderer Qualität hinzubiegen. Insgeheim wissen wir aber ganz genau, dass ein vorausschauendes Handeln klüger wäre. Irrig zu glauben, sich erst um die Motivation kümmern zu müssen, wenn wir sie aktuell brauchen. Um Tacheles zu reden: Dann ist es zu spät. Die Grundlagen der Selbstmotivation werden in guten Zeiten gelegt – damit wir in schlechten auf sie zurückgreifen können.[10]

Sie erfahren hier nicht nur, wie Sie sich künftig aus jeder kritischen Phase mit wenig Energie selbst befreien können, sondern auch, wie Sie Zugang gewinnen zur Energie, die Ihre Handlungsimpulse steuert, so dass Sie sie selbst ausrichten und fokussieren können. „Ein bisschen hoch gegriffen für die Absichten eines Autors in einem Buch”, meinen Sie vielleicht. Kann sein. Wobei der entscheidende Akteur in diesem Spiel nicht der Autor ist – Sie sind es. Es geht um Sie. Es geht darum, wie Sie es schaffen, in dieser immer komplexer werdenden Welt konsequent Dinge nach vorn zu bringen, die Sie für richtig und gut halten. Nicht gerade ein Kinderspiel, im Gegenteil: Es geht um nicht weniger als um eine persönliche Schlüsselkompetenz. Der Begriff ist etwas irreführend. Natürlich finden Sie nirgends einen Schlüssel, mit dem Sie rasch eine Tür aufschließen könnten. Es handelt sich um eine Vorgehensweise, einen strategischen Prozess. Wer ihn durchschaut, kann ihn trainieren und anwenden. Mit anderen Worten: Er kann sich selbst motivieren.

1.1.5   Warum Selbstmotivation sogar Einfluss auf die Wahl des Lebenspartners hat

[11]

Wie bedeutend vorausschauende Selbstmotivation und Handlungskompetenz im Alltag sind, bekommen wir tagtäglich gespiegelt. Selbst gute Beziehungen und eine möglichst rasche Genesung sind davon abhängig. Meist fällt es uns gar nicht mehr auf. Hier zwei Beispiele.

Beispiel

Welchem Schüler/Studenten trauen Sie nicht nur eine erfolgreichere Karriere, sondern ein insgesamt erfüllteres Leben zu: einem, der „keinen Bock” hat zu lernen und sich tagtäglich in die Schule quält? Oder einem, der sich für den Lernstoff interessiert, Inhalte kritisch hinterfragt und freiwillig Referate hält?

Wen würden Sie eher als Lebenspartner für sich erwählen: Den, der mal dies anfängt, mal jenes, der kaum etwas zu Ende bringt, sich stets über andere beschwert und der sich, wenn man ihn mal braucht, elegant zurückzieht? Oder jemanden, der seine Sachen auf die Reihe bekommt, fertigmacht, andere mitzieht, Verantwortung übernimmt?

Ich gebe zu, das zweite Beispiel ist etwas dick aufgetragen. Zur Wahl des Lebenspartners gehören natürlich noch ein paar andere Dinge mehr. Lassen wir es trotzdem so stehen. Völlig aus der Luft gegriffen ist jedoch keine der Fragen aus dem Beispiel – die Antworten darauf liegen auf der Hand. Selbstverständlich wird der Motiviertere das Rennen machen. Natürlich wird der Mensch mit mehr Energie bevorzugt, und er wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch ein insgesamt erfolgreicheres Leben führen.

Gestützt werden diese Thesen von der Wissenschaft: Eine Langzeitstudie der Universität von Pennsylvania bestätigt, dass Selbstmotivation letztlich über Erfolg und Misserfolg im Leben entscheidet. Sie verdeutlicht, dass motivierte Kinder auf Dauer die besseren Schüler sind. Sie bekommen später signifikant eher einen Job und werden weniger straffällig. „Hoppla, spielt denn bei all dem Intelligenz überhaupt keine Rolle?”, mag sich mancher fragen. Wurde sie nicht beachtet? Doch, die Studie bezog sie ein. Aber der Selbstmotivationseffekt ist so stark, dass er sogar Unterschiede beim Intelligenzquotienten in den Hintergrund rückt: Weniger intelligente, aber hoch motivierte Kinder sind ebenso erfolgreich wie intelligentere Kinder mit weniger Antrieb. Das ist im Prinzip eine gute Nachricht, zumindest für diejenigen, die sich nicht unbedingt als intellektuelle Überflieger sehen.[12]

1.1.6   Der Spagat zwischen „Glückskeks”-Parolen und Wissenschaft

Im Gegensatz zu Intelligenz lässt sich Motivation steigern. Wir wollen sie steigern. Vielleicht haben Sie deshalb zu diesem Buch gegriffen? Vielleicht stehen in Ihrem Bücherregal bereits mehrere Motivationsratgeber. Dann haben Sie wahrscheinlich auch die Erfahrung gemacht, dass zahlreiche Angebote, die eigene Motivation zu steigern, entweder zu aufwendig und zu kompliziert sind oder zu trivial. Ein Dilemma, das vielleicht für die gesamte Ratgeberliteratur gilt: Ist ein Buch, das zu einem besseren Leben verhelfen soll, zu komplex und zu wissenschaftlich angelegt, liest es kaum jemand oder man kann es nicht anwenden. Ist es so einfach wie möglich geschrieben, scheint es läppisch und wird auf das Niveau von „Glückskeks”-Erkenntnissen herabgestuft. Ich bitte Sie an dieser Stelle, mir einen Vertrauensvorschuss einzuräumen: Gehen Sie davon aus, dass die Ergebnisse dieses Buches gut gesichert sind und aus seriösen Quellen stammen, auch wenn ich sie nicht immer nenne. Es geht schließlich darum, den Spagat zwischen seriöser Vorgehensweise und leichter Anwendbarkeit zu schaffen und sich gegen Tschaka-Parolen und abgedroschene Sinnsprüche abzugrenzen.[13]

Ratgeberbücher gibt es wie Sand am Meer. Aus meiner Sicht haben alle – oder die meisten – ihre Berechtigung. Ich habe tatsächlich schon hunderte Ratgeber gelesen. Nahezu überall finden sich wertvolle Gedanken, die den Anschaffungspreis und die Zeit des Lesens wert sind. Heute liegt es ja fast schon im Trend, gegen Ratgeber zu schimpfen – um dann selbst „einen ganz anderen” zu schreiben. In der Presse wird in schöner Regelmäßigkeit über „bahnbrechende” Methoden berichtet, mit denen man seine Ziele definitiv erreichen wird, bei denen alles ganz anders sein soll, als alles bisher Dagewesene. Nun, diesen Anspruch hat dieses Buch nicht. Das Rad hat der Verfasser nicht neu erfunden. Manches wird Ihnen möglicherweise bekannt vorkommen. Und manches ist vielleicht für Sie neu, aber unter Wissenschaftlern bereits lange bekannt.

Mir geht es darum, alle für die Steigerung der Selbstmotivation relevanten Themen aus den unterschiedlichsten Disziplinen in eine stringente Reihenfolge zu bringen. Daraus abgeleitet eröffnet sich ein Konzept, mit dem Sie sich selbst dauerhaft motivieren können – in guten wie in schlechten Zeiten. Noch poetischer ausgedrückt: Vorhandene Noten werden miteinander in Harmonie gebracht. Darüber hinaus stelle ich diese Erkenntnisse seit vielen Jahren immer wieder intensiv auf den Prüfstand. Ich habe sie an mir sowie gemeinsam mit unzähligen Teilnehmern und Coachees ausprobiert. Sie finden hier also nur Methoden, die funktionieren. Nicht alles klappt bei jedem. Aber für jeden ist etwas dabei. Alles ist so geschrieben, dass es jeder verstehen kann: kein Verstecken hinter Fachbegriffen, Beispiele direkt aus dem Leben; auch unbequeme Wahrheiten kommen zur Sprache. Ebenso wichtig ist mir die Nachhaltigkeit der Sache. Es geht hier nicht um einen Strohfeuereffekt. Veränderungen haben den meisten Wert, wenn sie dauerhaft sind. Klar, das wissen die meisten Menschen. Die meisten Menschen wissen aber auch ganz genau, was gut und richtig für sie wäre – und trotzdem tun sie es nicht, kommen nicht ins Handeln.[14]

1.1.7   Was Selbstmotivation mit Erfolg zu tun hat

Getreu der Aussage von Thomas Henry Huxley: „Das große Ziel des Lebens ist nicht Wissen, sondern Handeln”, lässt sich feststellen: Selbstmotivation ist eine Kraft, eine Energiequelle, um etwas ins Handeln zu bringen und damit zu erreichen, was man möchte: also ein glücklicheres, erfolgreicheres Leben zu führen.

Was bedeutet für Sie persönlich „Erfolg”?

Da der Begriff „erfolgreich” in diesem Buch einige Male fallen wird, eine Abgrenzung: Üblicherweise denkt man bei diesem Wort sofort an Karriere, Statussymbole, Geld, wirtschaftliche Faktoren. Wenn wir in Seminaren über dieses Thema sprechen, wird schnell klar, dass fast alle Teilnehmer persönlich etwas anderes damit verbinden. Erfolg ist so individuell wie es der Einzelne ist. Erfolg ist für jeden etwas anderes. Ein gemeinsamer Nenner könnte lauten: Ein erfolgreiches Leben zu führen bedeutet, dass man Dinge tun kann, die man tun möchte. Das könnte man natürlich noch ausbauen, indem man z. B. zufügt, dass man zufrieden ist und dass die uns wichtigen Menschen uns dabei begleiten. Lassen wir das einfach so stehen: „Erfolg” bedeutet, dass wir ein erfülltes, möglichst selbstbestimmtes Leben führen (können).[15]

1.1.8   Unser Unterbewusstsein als Verbündeter

Wie aktivieren wir die Energiequelle der Selbstmotivation? Was können wir tun, damit sie nicht versiegt, oder wie stärken wir sie? Warum gibt es Menschen, denen dies anscheinend ohne jegliche Anstrengung gelingt und andere, die sich mittlerweile schon gar nichts mehr vornehmen, weil sie zu wissen glauben, dass sie es ohnehin nicht schaffen?

Ich könnte Sie jetzt fragen: Welche Instanz in uns trifft letztlich die Entscheidungen in unserem Leben – unser Verstand oder das Unterbewusstsein? Vermutlich würden Sie die Frage durchschauen, oder Sie kennen die Lösung ohnehin aus einer der vielen Veröffentlichungen über die Hirnforschung. Die Antwort: Es ist das Unterbewusstsein.[16]

Tatsächlich erlangt die Hirnforschung mehr und mehr Klarheit über das Zusammenspiel zwischen dem klaren Verstand und dem Unterbewusstsein. Stets folgte auf diese oft bahnbrechenden neurobiologischen Schlüsse das Erstaunen, wie viele Funktionen das Unterbewusstsein zusätzlich übernimmt, die eigentlich dem Verstand, unserem Bewusstsein, zugeordnet waren. Einige Hirnforscher vertreten die Überzeugung, dass der Verstand nur so etwas ist wie ein „Pressesprecher”. Das Unterbewusstsein analysiert in unfassbarer Geschwindigkeit riesige Datenmengen, fällt die Entscheidungen – und der Verstand darf sie dann verkünden und nachträglich begründen.

Das wäre in etwas so, als wenn ich auf einer Seminarreise einen fetzigen roten Porsche sähe, mich in ihn verguckte und spontan kaufte. Statt mit meinem Sharan-Diesel nach Hause zu tuckern, brauste ich dann mit dem 911er vor. Und wie begründete ich das meiner Frau? Wahrscheinlich erzählte ich ihr etwas von einem einmaligen „Schnäppchen”, vom „Top-Wiederverkaufswert”, dass ich den Wagen steuerlich abschreiben könne und wie gut er doch bei den potenziellen Kunden ankommen würde.

Fällt Ihnen etwas auf? Im Nachhinein findet unser Verstand die wunderbarsten Begründungen für Dinge, die schon zuvor an anderer Stelle, ganz ohne Ratio, entschieden wurden. So läuft das bei Menschen ab – in mindestens 90 % aller Entscheidungen. Darin sind sich die Hirnforscher einig.

Natürlich trägt das Buch dieser Erkenntnis Rechnung. Deshalb ist es kein übliches – oft recht trockenes – Fachbuch geworden. Es versucht, Sie auch über die unterbewusste Schiene zu packen.[17]

1.1.9   Von Schlüsselerlebnissen und Teachable Moments

Zwei Beispiele aus dem echten Leben

Egon Pottler arbeitete als hochrangige Führungskraft in einem baden-württembergischen Mittelstandsunternehmen. Drei Kinder, schönes Haus am Bodensee. Einziges Problem: Er war in hohem Maße alkoholgefährdet, mehr als das: „abhängig”. Eines Abends schlug er am Familientisch vor, am Wochenende mal wieder gemeinsam um den Bodensee zu radeln. Antwort seines achtjährigen Sohnes: „Ach, Papa, das wird doch eh nichts. Da bist du bestimmt wieder betrunken.” Seit diesem Zeitpunkt hat Egon Pottler keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt.

Ein Seminar im Jahr 2009. Marlene Dornhang, 42 Jahre, Teamleiterin mit vier Mitarbeitern, sitzt mir gegenüber (Dialog verkürzt): „Jetzt schufte ich schon seit rund zwei Jahrzehnten. Meine Stellung ist mittelmäßig, mein Gehalt ist mittelmäßig, meine Aussichten sind mittelmäßig. „Ja, und?” „Nun, seit fast 20 Jahren arbeite ich mir die Hacken wund, habe sogar meinen eigenen Chef ausgebildet. Die anderen ziehen vorüber, und mir bleibt nichts als das, was übrigbleibt. Dabei habe ich mindestens drauf, was die so draufhaben.” Wir schwiegen lange. Irgendwann sagte ich: „Habe ich das richtig verstanden: Sie ackern, bereiten den Boden für Wachstum, arbeiten intensiv und müssen mit ansehen, wie andere die Früchte Ihrer Arbeit ernten?” Frau Dornhang nickte nur. 2014 traf ich sie wieder – sie war jetzt Geschäftsführerin eines Tochterunternehmens, strahlte eine unwiderstehliche Energie aus und es ging ihr sichtlich gut. Auf meine Nachfrage meinte Sie: „Dieses Gespräch damals löste in mir etwas aus. Ich weiß nicht genau was, aber war mir klar, dass ich nicht mehr nur für andere das Feld bestellen, sondern selbst die Früchte meiner Arbeit ernten wollte.”[18]

Was haben diese Beispiele miteinander zu tun? Bei beiden gab es einen Auslöser, einen „Trigger”, der dem Leben der Akteure eine andere Richtung gab. Wir kennen es von anderen oder von uns selbst: etwas fast augenblicklich ändern zu können, wenn eine entsprechende Situation eintritt. Der Raucher hört spontan auf mit dem Rauchen, wenn der Kollege an Lungenkrebs erkrankt; der Lebenspartner wird wieder liebevoll und aufmerksam, wenn ein Konkurrent ins Spiel kommt; der Sportler legt sich ins Zeug von dem Tag an, an dem ihm der neue Trainer sagt, dass aus ihm niemals ein guter Leichtathlet wird. Meist sind diese Veränderungen tatsächlich tiefgreifend und von Dauer. Also so, wie man sie gerne hätte. Motivationspsychologen nennen solche Schlüsselerlebnisse „Teachable Moments”. Frei übersetzen kann man das mit Augenblicken, in denen das Leben etwas lehrt und sich ab diesem Zeitpunkt (meist zum Positiven) ändert.

Oft sind diese Ereignisse schmerzhaft und durch Krankheit, Jobverlust oder existenzielle Bedrohung bedingt. Den Betroffenen wird plötzlich bewusst, was sie verlieren oder gewinnen können, sofern sie ihr Verhalten beibehalten bzw. ändern.[19]

Wir können uns diese leidvollen Erfahrungen zumindest teilweise ersparen. Wir können schon vorher die Weichen stellen, um zu verhindern, dass der Zug entgleist. Daher führe ich hier immer wieder Fallbeispiele mit schmerzhaften Erfahrungen auf. Ich hoffe, dass Sie dadurch „Micro-Teachable-Moments„ erfahren und ins Handeln kommen können – ohne diese unangenehmen Erfahrungen selbst machen zu müssen. Dieser Vorgang läuft unterschwellig und unbewusst ab.

1.1.10   Unsere Selbstmotivation hängt nie davon ab, was wir haben

Auf dem Weg zu einem Ziel gibt es eine entscheidende Hürde, derer man sich stets bewusst sein sollte: Inwiefern ist das, was ich anstrebe, wirklich das, was ich möchte? Diese Frage ist keine philosophische. Sie hängt eng mit der eigenen Motivation zusammen.

Viele Menschen glauben, ihre Motivation hinge von äußeren Umständen ab. Dann fallen Aussagen wie: „Bei dem Chef/Wetter/Trainer usw. kann ich mich einfach nicht motivieren”.

Es liegt in der Natur des Menschen, andere für die eigene, unbefriedigende Motivationslage verantwortlich zu machen. Die Aussage, es liege „in der Natur des Menschen” trifft nur eingeschränkt zu, denn diese Haltung ist uns anerzogen. Sie ist integraler Bestandteil unseres Gesellschaftssystems.

Schon kleine Kinder wissen: Tue ich, was Mama und Papa wollen, sind sie lieb zu mir. „Je mehr ich mir leisten kann, desto besser geht es mir”, oder: „Wenn ich den Job/das Haus/das Auto habe, dann habe ich es geschafft”, lauten gängige Formeln, die uns von klein auf berieseln. Keine Sorge, ich rate Ihnen nicht dazu, auszubrechen oder gar ein neues Leben zu beginnen. Es gilt hier nur festzustellen, dass wir, bedingt durch solche Denkmuster, Vieles als gegeben hinnehmen, was hinterfragt werden sollte, z. B.[20]

die Ziele, die wir glauben erreichen zu müssen,

unsere Einstellung zur Arbeit,

woraus wir unsere Selbstmotivation speisen.

All dies ist miteinander verbunden. Es lohnt, diese Muster zu hinterfragen, denn unser Grad an Selbstmotivation hängt nie von dem ab, was wir haben, sondern davon, was wir denken. Mit anderen Worten: Ob Sie ein erfülltes Leben führen und „gut drauf” sind, hängt von der Art und Weise Ihres Denkens ab.

Ihr Denken können Sie beeinflussen! Sie können Ihre Motivation starten wie einen Motor. Ein. Aus. Ein. Dann zapfen Sie Energie, wenn Sie sie benötigen, und müssen bloß noch in die richtige Richtung lenken …

Beispiel

Ich erinnere mich noch gut, wie ich mit 30 Jahren zum ersten Mal erleben durfte, meine Gefühle ändern zu können. Es war bei einem Seminar (ja, Seminare können tatsächlich etwas bewirken!), zu dem mich ein Freund mitgenommen hatte. Ich hatte großen Liebeskummer und bekam ihn nicht weg, obwohl meine verflossene Liebe schon seit zwei Jahren nicht mehr in der Nähe war. An diesem Tag lernte ich zum ersten Mal, dass diese Gefühle veränderbar waren. Konkreter: Schon nach ein paar Stunden wurde mein Schmerz kleiner und erträglicher.

Was möchte Ihnen dieses kleine Beispiel sagen? Nun, dass Sie Ihre Gedanken, Emotionen und Ihre Selbstmotivation selbst steuern können, um Ihren Zielen und Wünschen zuverlässig näher zu kommen.[21]

1.1.11   Ohne Arbeit geht es nicht

Lassen Sie mich, bevor wir uns den mentalen Fallen widmen, noch Eines klarstellen: Es gibt keine Abkürzungen auf dem Weg zum Erfolg. Hinter allem, was so leicht aussieht, stecken (durch Selbstmotivation manifestierte) Übung und harte Arbeit. „Über-Nacht-reich-werden”-Formeln oder „In-einer-Woche-zum-Konzertpianisten”-Konzepte gibt es nicht. Hinter allem steckt harte Arbeit; dies sei immer und immer wieder betont! Wohl ebenso offensichtlich ist aber, dass harte Arbeit allein sicherlich nicht reicht, um glücklich zu werden oder es zu sein.

1.2   Mentale Fallen

Weiter oben haben wir es schon kurz angeschnitten: Unsere gewohnte Art und Weise zu denken, bringt uns oft nicht weiter. Schauen wir uns einmal genauer an, welche mentalen Fallen es sind, die selbst kluge Menschen daran hindern, erfolgreich zu sein – sei es im Beruf oder in einem anderen Lebensbereich.

1.2.1   Mentale Falle Nr. 1: unser Verstand

Nehmen wir Max Mustermann, der überzeugt davon ist, dass gute Ernährung und Bewegung gesund sind. Trotzdem isst er zu viel, zu süß, zu fettig und er bewegt sich kaum. Kennen Sie das auch? Natürlich nicht von sich selbst, sondern von Kollegen und Kolleginnen … Sie wissen dann vielleicht auch, wie Herr Mustermann sich fühlt: Dieses Verhalten gegen besseres Wissen erzeugt in ihm Unbehagen. Die Psychologen nennen das kognitive Dissonanz. Max Mustermann versucht, dieses Ungleichgewicht auszugleichen; ein tief verwurzeltes menschliches Bedürfnis. Er möchte die inneren Werte mit dem äußeren Verhalten in Einklang bringen. Welche Möglichkeiten hat er dazu?[22]

Den inneren Wert ändern: Herr Mustermann könnte beispielsweise mit Menschen reden, die ähnliche Probleme haben. Er könnte sich von einschlägigen Artikeln („Sport ist Mord” oder „Gesunde Ernährung wird völlig überbewertet”) überzeugen lassen, dass Bewegung und gesunde Ernährung doch nicht so bedeutend sind. So legt er sich eine andere Meinung, einen anderen inneren Wert zu, die beide besser mit seinem Verhalten zusammenpassen.

Das Verhalten ändern: Max Mustermann könnte entsprechend seiner Überzeugung handeln, also gesünder essen und sich mehr bewegen. Auch damit könnte er sein Verhalten mit seiner Einstellung in Einklang bringen.

Begründung für das Ungleichgewicht finden: Er könnte für sich selbst schlüssig und fast zwingend logisch nachvollziehbar darlegen, dass es (momentan) gar keinen Sinn macht, sich zu bewegen oder bewusster zu ernähren.

Was machen die meisten Menschen? Genau, Sie ahnen es: Sie wählen den dritten Weg. Im Klartext: Sie greifen zu einer Ausrede – keine banale, nein, es muss schon eine sein, die sie wenigstens halbwegs annehmen können. Und hier kommen wieder die Hirnforscher ins Spiel, die herausgefunden haben, dass der Mensch kein rationales, sondern ein rationalisierendes Wesen ist (siehe dazu auch das Porschekauf-Beispiel weiter oben). Das schließt auch ein, dass wir sehr gut für uns begründen können, warum wir dies oder jenes tun. Psychologen sprechen hier ganz sachlich von Dysrationalität: Obwohl wir klar denken können und die oft schwerwiegenden negativen Folgen kennen, tun wir Sachen, von denen wir wissen, dass sie nicht gut sind für uns. Nicht wenige Menschen praktizieren das über eine lange Zeit. Anfangs lässt es sich noch ganz gut aushalten und mit ein paar flotten Sprüchen übertünchen. Wer aber ehrlich zu sich selbst ist, ahnt schon zu diesem Zeitpunkt, dass er sich selbst belügt. Die Farbe bröckelt ab. Es tut ein wenig weh, kaum wahrnehmbar. Etwas später spürt der Betreffende einen deutlicheren inneren Schmerz – ein stärkeres Signal, dass er etwas ändern sollte. Dieses Signal ist an und für sich eine großartige neurologisch-biologische Funktion, die den Menschen dazu bringen könnte, etwas zu ändern. Dummerweise brauchen wir aber nichts zu ändern, wenn sich der Schmerz ja auch betäuben lässt, mit Alkohol, Drogen, anderen Ablenkungen und Süchten. Je stärker die Betäubung ist, desto größer wird das Ungleichgewicht; je weniger haltbar die eigenen Ausreden, desto größer der Konsum an „Betäubungsmitteln”.[23]

Fast schon ein Teufelskreis. Ich betone: fast.

Denn jetzt tritt der Wille auf den Plan: Die Entscheidung, etwas anzupacken, etwas zu ändern, zu verstärken oder bleiben zu lassen – diese Entscheidung können Sie jederzeit treffen. In jeder Sekunde. Beispielsweise JETZT, genau in diesem Augenblick, da Sie diese Zeilen lesen und sich Ihre Gedanken machen. Das ist kein Scherz: Spüren Sie beim Lesen dieser Zeilen, dass da etwas ist, das Sie schon lange machen oder lassen wollten, legen Sie das Buch zur Seite und gehen Sie es jetzt sofort an. Nutzen Sie den Moment. Dieses „Jetzt-sofort-Loslegen” kann man sich angewöhnen; es ist das Gegenteil der bequemen Variante, sich von anderen motivieren zu lassen – dem nächsten Fallstrick.[24]

1.2.2   Mentale Falle Nr. 2: „Ich lass’ mich dann mal motivieren”

Seit 2001 erstellt das über alle Zweifel erhabene Gallup-Institut einen „Engagement Index„ für die Bundesrepublik Deutschland. Jahr für Jahr misst das Institut dafür mittels Studien, wie stark Mitarbeiter und Führungskräfte in ihren Unternehmen engagiert sind, also wie hoch ihr Selbstmotivations-Level, ist. Die immer wieder gleichen Ergebnisse erschrecken: Über zwei Drittel der Befragten freuen sich schon am Montag auf Freitag, machen Dienst nach Vorschrift und hoffen darauf, dass die Woche mit möglichst wenig und möglichst leichter Arbeit möglichst schnell vorübergehen möge. Nur rund 15 % der Mitarbeiter und Führungskräfte in Deutschland sind „hoch motiviert”.

Als Unternehmer frage ich mich bei solchen Ergebnissen: „Wie kann man denn anders als hoch motiviert durchs Leben kommen?” Wenn ich einen Trainer engagiere, dann muss dieser selbstredend über Expertise in seinem Fachbereich verfügen. Er muss auch sein didaktisches Repertoire aus dem Effeff beherrschen. Aber im gleichen Maße wichtig ist mir, mit welchem SML er agiert, also wie sehr er sich engagiert. Ich kann doch langfristig keinen Trainer einsetzen, der ebenso pflichtgemäß wie lustlos sein Programm runterspult und sich kaum für die Teilnehmer interessiert. Ebenso fehl am Platze wäre ein Kollege, dem Kunden signalisieren, dass Bedarf an weiteren Seminaren besteht – und der daraufhin nichts tut. Genau das aber ist Alltag in vielen deutschen Unternehmen. Die meisten Menschen engagieren sich nicht oder nur ein bisschen. Natürlich gibt es dafür eine Vielzahl von Gründen. Gallup hält etliche parat: Da sind die üblichen Verdächtigen, wie „ungenügende Kommunikation” oder „mangelnde Wertschätzung”. Hier stellt sich seit Jahren die Frage: Wenn das so offensichtlich ist und den Unternehmen jährlich Milliardenkosten durch Fehltage und mangelndes Engagement entstehen – warum ändern sie es nicht?[25]

Gallup tappt hier ziemlich im Dunklen, obwohl die Experten dort sich schon so lange damit beschäftigen. Und auch ich kann diese Frage nicht beantworten.

1.2.2.1   Wie soll ich motiviert sein bei so einem Chef?

Sehr wohl habe ich aber Antwort auf die folgenden Fragen: Glauben Sie, dass man nur unter optimalen Bedingungen im Unternehmen hoch motiviert arbeiten kann? Glauben Sie, dass all diese Faktoren wie Wertschätzung und Kommunikation gegeben sein müssen, um hochgradig selbstmotiviert arbeiten zu können? Nein, natürlich nicht! Jeder hat seinen SML selbst in der Hand.

Für manche ist das eine schlechte Nachricht. Schließlich lässt sich dann anderen nicht mehr der Schwarze Peter zuschieben. Bislang konnte man sich noch selbst aus der Verantwortung stehlen mit Sätzen wie: „Wie soll ich motiviert sein, wenn mein Chef mich nie lobt?”, oder: „Die in der Zentrale verderben mir mit ihrer Bürokratie das Geschäft!” Alles klar. Der Chef ist schuld. Die Zentrale ist schuld.[26]

Vor kurzem traf ich einen Trainerkollegen, der vor ein paar Monaten das Rauchen aufgegeben hatte. Als er qualmend an mir vorüberging, fragte ich ihn, warum er wieder angefangen habe: „Du, es kam in letzter Zeit so viel zusammen – da musste ich einfach wieder anfangen”. Als Gründe führte er seinen kranken Schwiegervater an sowie die verschärfte Auftragslage. Im Alltag lassen wir solche Aussagen stehen, haben Verständnis und machen uns vielleicht nicht einmal Gedanken darüber. Unter dem Gesichtspunkt der Selbstmotivation müssen wir aber fragen: Das sollen triftige Gründe sein? Ein kranker Schwiegervater und eine „verschärfte Auftragslage”? Sollten dies die wahren Gründe sein für einen SML von Nullkommanull – puh, dann müssten Sie und ich schon längst kettenrauchende Alkoholiker sein!

1.2.2.2   Wenn selbst die Pep-Guardiola-Methode nicht mehr hilft

Der Mensch neigt dazu, anderen die Schuld zu geben. Jetzt könnte man meinen, dass dies nur deshalb geschieht, um selbst besser dazustehen. Dem ist nicht so. Fast alle, die zu ihrem Kollegen sagen: „Du, ich mache nur noch Dienst nach Vorschrift – bei dem[27] Chef kann ich nicht anders!”, sagen das genauso auch zu sich selbst. Der Schwarze Peter liegt irgendwo – aber nicht bei einem selbst. Als logische Folge werden sie nichts ändern. Schuld haben ja das Unternehmen, der Kollege, der Lebenspartner oder eben die Umstände. Deshalb können sie gar nichts ändern, selbst wenn sie wollten.

Traurig dabei, dass sich das ursprünglich niemand so vorgenommen hatte. Selbst die vielgescholtenen Lehrer, die ihre 14 Ferienwochen – Verzeihung, ihre 14 Wochen unterrichtsfreier Zeit – genießen und wie eben der Durchschnitt der Bevölkerung wenig engagiert ihrer Tätigkeit nachgehen, wollten das ehemals nicht so. Fast alle angehenden Lehrer starten euphorisch in ihr Berufsleben, wollen den Kindern begeistert etwas weitergeben, etwas besser machen, etwas bewirken. Und eines Tages ertappen sie sich, wie sie nur noch das Nötigste tun und froh sind, ihre Ruhe zu haben. Das betrifft selbstredend alle Branchen und Sparten, nicht nur Lehrer.

Beispiel

Irene Koberlein, eine mittlerweile wieder in die Spur gekommene und voll motivierte 37-jährige Führungskraft, meinte treffend während eines Coachings: „Wenn ich daran denke, wie ich damals in meinen ersten Arbeitstag gestartet bin und das Gefühl hatte, die große Welt stehe mir offen – dann frage ich mich schon manchmal, wo das alles hin ist.”

Manch einer versucht es dann mit „Unternehmens-Hopping” und springt von Job zu Job oder einem sog. Sabbatical, einer Auszeit. Doch auch das hilft auf Dauer nicht: Viele Arbeitnehmer stellen ein paar Monate oder Jahre später frustriert fest, dass sie wieder im selben Hamsterkäfig ihre Runden treten. Deshalb wohl scheint der neueste Trend die Pep-Guardiola-Methode zu sein: ein paar Jahre intensive Höchstleistungen bringen, dann ein Jahr Auszeit nehmen.[28]

Dabei wäre es viel sinnvoller und so einfach, mit anderen Vorstellungen im Berufsleben zu agieren.

1.2.2.3   Kaffee und Tee weg – Motivation weg

Über eines sollte man sich im Klaren sein: Unsere Motivation hängt erst in zweiter Linie von externen Faktoren ab. In erster Linie ist man selbst für sie verantwortlich. Wobei es in der Tat immer schwieriger wird, dies überhaupt zu erkennen. Unternehmen buhlen um die besten Fachkräfte. Sie warten mit Leistungen auf, bei denen manch einer vor Neid erblasst: Dienstwagen und das neueste Smartphone sind selbstverständlich, hinzu kommen etwa Wäscheservice, Kindertagesstätte, Frisör oder Fitnessstudio. Mancherorts sind Massagen am Arbeitsplatz ebenso gang und gäbe wie Quigong-Kurse während der Arbeitszeit. Nein, wir reden nicht von den USA, wo Apple und Google ihren Mitarbeiterinnen das Einfrieren von Eizellen finanzieren, damit diese sich nicht zwischen Karriere und Kindern entscheiden müssen, sondern erst das eine und dann, vielleicht, das andere angehen. Wir reden hier von deutschen Unternehmen, die fast alles dafür tun, ihre Wunschkandidaten für sich zu gewinnen. Das ist nicht verwerflich, sondern Teil des Wettbewerbs. Als Umworbener kann man angesichts dessen freilich schon auf die Idee kommen, dass das Unternehmen sich ganz schön ins Zeug legen sollte, um die Motivation dauerhaft aufrechtzuerhalten …[29]

Wehe, wenn sich die Zeiten ändern und Unternehmen Leistungen an die Mitarbeiter abbauen (müssen)! Dann geht es auch mit der eigenen Motivation abwärts.

Beispiel

Über mehrere Jahre betreute ich ein fränkisches Unternehmen als Trainer und gewann dabei ein gutes Gespür für die Motivationsbereitschaft der Mitarbeiter. Die sank eines Tages rapide in den Keller. Was war geschehen? Ein Unternehmensberater glaubte etliche Möglichkeiten zur Kosteneinsparung erkannt zu haben. Alles wurde auf den Prüfstand gestellt. Eingespart wurden unter anderem alle bislang kostenlosen Getränke (Softdrinks, Tee und Kaffee) ebenso Kekse, Obst und das Budget für Blumen über 50 Euro monatlich pro Abteilung.

Kaffee und Tee weg – Motivation weg.

„Von der Selbst- zur Fremdmotivation„ betitele ich es in Vorträgen. Wie schnell und heimlich so etwas vonstattengeht! Ist man sich dessen nicht bewusst, kann man sich kaum dagegen wehren. Gerade war man noch ein hoch motivierter, aufstrebender Studienabgänger – kaum ins System integriert, geht sukzessive die Verantwortung für die Motivation flöten, bis sie schlussendlich nur noch am Unternehmen, am Vorgesetzten oder der mangelnden Perspektive klebt. Kaffee und Tee weg – Motivation weg? Freilich fällt Engagement ohne Wertschätzung oder bei Abbau der lieb gewonnenen Unternehmensleistungen schwer. Natürlich ist es nicht selbstverständlich, beständig Hochleistung zu erbringen, wenn das Betriebsklima im Minusbereich liegt. Ja, selbstredend, engagiert zu bleiben wird dann schwieriger. Aber es ist möglich.[30]

1.2.2.4   „Streng dich ordentlich an – und motivier mich!”

Pointiert ausgedrückt lautet die gängige Formel: „Motivier mich mal!” Dieser Haltung begegne ich so manches Mal in Seminaren und Workshops. Mitarbeiter wie Führungskräfte sitzen dort mit der Anspruchshaltung, dass da vorn einer (das bin dann ich) sich richtig (aber so was von richtig!) anstrengen soll, damit sie als Teilnehmer zumindest ein bisschen motiviert werden. Die identische Haltung bringen viele Mitarbeiter ihrem Unternehmen entgegen: „Streng dich an mit deinen Leistungen – motivier mich”. Wir können es auch auf dieses Buch – und alle anderen Ratgeber – übertragen: Eine Person, die in der Überzeugung lebt, ein Buch oder ein Seminar könne sie motivieren, begibt sich dadurch in eine Abhängigkeit. Sie ist dann auf andere angewiesen. Die Situation erinnert an den Mann, der vor seinem Kamin sitzt und sagt: „Wärme mich, dann gebe ich dir Holz”.

Kein Scherz: Zweieinhalb Jahre nach einem sehr positiv aufgenommenen Dreitages-Seminar rief mich der Fachleiter der Abteilung an und bat um ein persönliches Gespräch. Es stellte sich heraus, dass er unzufrieden war, weil sich im Lauf der Zeit wieder alte Verhaltensweisen im Team eingeschlichen hätten. Wie ich mir dies erkläre könne? Nun, ich war diplomatisch – hier darf ich etwas offener sein: Wenn ein Trainer ein Seminar durchführt und durchgehend herausragende Rückmeldungen erhält; wenn er für einen möglichst hohen Praxistransfer gesorgt hat; wenn drei Tage Seminar Veränderungen für viele Monate in die Wege geleitet haben – bei wem liegt dann die Verantwortung zur dauerhaften Etablierung der Verbesserungen? Die Antwort liegt hier natürlich auf der Hand. Im Alltag schiebt man die Verantwortung aber schon mal schnell dem Trainer, Lebenspartner, Autor zu. Seien Sie sich gewiss: Ich gebe hier mein Bestes. Sie bekommen alles, was Sie benötigen, um sich selbst zu motivieren und diese Selbstmotivation dauerhaft zu etablieren. Verantwortlich dafür, ob Sie es beim Lesen belassen oder tatsächlich umsetzen, sind Sie.[31]

Die Psychologie nutzt seit einigen Jahren als Gegeninitiative das Konzept des sog. Empowerment. Auf einen kurzen Nenner gebracht strebt es die folgenden Ziele an: Wir müssen den Menschen helfen, wieder anzuerkennen, dass sie ihr Leben steuern. Sie entscheiden selbst, in welche Richtung es geht. Sie selbst gestalten ihr Leben – auch und gerade im Unternehmen.

Subjektives Erleben ist stärker als objektive Wahrheiten

Bei all dem geht es nicht um die objektive Wahrheit, so es sie überhaupt gibt. Es geht um das sog. subjektive Erleben, um die subjektive Überzeugung.

Hat ein Manager eine hohe Verantwortung und Eigenmacht, selbst aber das Gefühl, in einem Hamsterkäfig zu agieren und „nichts wirklich bewegen” zu können – dann hat er aus seiner Sicht natürlich recht. Es hilft ihm dann nicht viel, wenn man ihm veranschaulicht, was er alles selbst entscheiden kann.[32]

Teilen sich zwei Mitarbeiter den identischen Arbeitsplatz, kann der eine überzeugt sein, nur ein kleines Rädchen im Getriebe zu sein und im Hamsterrad zu treten, ohne jedoch voranzukommen. Der andere Mitarbeiter ist der – vielleicht irrigen – Ansicht, er bewirke tatsächlich etwas mit seiner Arbeit. Vielleicht denkt er sogar wahnwitziger Weise, er sei unersetzbar oder seine Arbeit sei für das Unternehmen ungeheuer wertvoll. Unabhängig davon, ob einer der beiden Recht hat – welche Einstellung würden Sie wählen? Welche Einstellung hilft dem Einzelnen wohl mehr? Selbstredend fühlt sich der Mitarbeiter besser, der aktiv ist, der verändert, der agiert.

Wer also meint, er könne etwas ändern, fühlt sich stärker als jener, der glaubt, „dass die da oben” mit ihm „machen, was sie wollen”.

1.2.3   Mentale Falle Nr. 3: das Prinzip der ausgleichenden Gerechtigkeit

Was haben eine Einladung zu einem Kindergeburtstag und Sabotage im Unternehmen miteinander zu tun? Mehr als Sie denken. Nach diesem Kapitel werden Sie es wissen. Und Sie werden erfahren, welche Rolle unsere Selbstmotivation dabei spielt.

Fangen wir mit dem Kindergeburtstag an: Max lädt Paul zu seinem siebten Geburtstag ein. Sie feiern ein schönes Fest. Drei Monate später hat Paul Geburtstag. Wen lädt er unter anderem ein? Ja, aller Wahrscheinlichkeit nach auch Max. Mal abgesehen davon, dass es vielleicht sein Freund ist – warum tut er das? Die Antwort lässt sich leichter finden, wenn man eine weitere Frage anschließt: Was würde passieren, wenn er Max nicht einlädt? Alles schon erlebt: Irgendwann steht die Mutter von Max mit ernstem Gesicht vor Pauls Eltern und fragt, ob alles in Ordnung sei oder ob sich die beiden Kinder ernsthaft zerstritten hätten … weil, nun ja, weil eben der Max den Paul ja eingeladen hatte, aber der Paul nicht den Max.[33]

Dieses scheinbare Ungleichgewicht möchte man am liebsten ausgleichen – das ist das Prinzip der ausgleichenden Gerechtigkeit. Die Soziologie spricht von Reziprozität.

Schaut man nach, was sich hinter diesem sperrigen Begriff verbirgt, wird es spannend: Wir möchten alles ausgleichen. Sie bekommen ein Geschenk von Ihren Nachbarn? Dann haben Sie das Bedürfnis, etwas zurückgeben zu müssen. Die Bedienung im Restaurant ist sehr aufmerksam und freundlich? Ein hohes Trinkgeld gleicht es aus. Sie dürfen an der Käsetheke probieren, so viel Sie wollen? Genau: durch den Kauf einer „angemessenen” Menge Käse können Sie es regulieren. Ein Vertreter spendiert Ihnen einen Platz in der VIP-Lounge Ihres Lieblingsvereins? Dann … tja, was ist dann? Das können Sie ja gar nicht ausgleichen? Das nennt sich dann Compliance, was sich sehr frei auch mit Willfährigkeit übersetzen lässt. Genau deshalb gibt es in allen großen Unternehmen Compliance-Regeln, damit derartige Leistungen nicht angenommen und vor allem nicht ausgeglichen werden dürfen. Einfach, weil der Mensch das tiefe Bedürfnis hat, etwas zurückgeben zu müssen, und deswegen nicht mehr neutral sein kann, etwa bei einer Auftragsvergabe. Mit dieser soziologisch-psychologischen Erkenntnis im Hinterkopf versteht man nun, warum beispielsweise Ärzten „Fortbildungslehrgänge” im Luxushotel auf einer schönen Insel angeboten werden – finanziert von einem Pharma-Unternehmen. Und nun verstehen wir auch, warum der Paul den Max einladen wird.[34]

1.2.3.1   Wer sein Unternehmen schädigt, schädigt sich selbst

Was hat dies alles aber mit Sabotage am Arbeitsplatz und mit Selbstmotivation zu tun? Nun, das Prinzip der ausgleichenden Gerechtigkeit funktioniert nicht nur im Guten, sondern auch im Schlechten. Sägt Ihnen der böse Nachbar den schönsten Ast Ihres Lieblingsbaumes an der Grundstücksgrenze ab, weil dieser ihn schon lange störte, haben Sie das tiefe Gefühl, selbst eine Pflanze des Nachbarn oder gar ihn selbst zurechtstutzen zu müssen. Nimmt Ihnen die Firma etwas weg, dann haben Sie das Gefühl, dem Unternehmen auch etwas wegnehmen zu müssen, und sei es etwas von Ihrer Arbeitsleistung. Man könnte entgegnen: „Ja, und? Ich passe meine Leistung eben der Gegenleistung an.” Diese Haltung bringt fast alle oben erwähnten Faktoren ans Licht: Passe ich meine Leistung der Gegenleistung an, dann bin ich nicht der Aktive, sondern der Passive. Ich agiere nicht, ich reagiere. Und was viel schlimmer ist: Mit dieser Einstellung gebe ich nicht nur das Heft des Handelns aus der Hand – ich gerate zudem in eine Abwärtsspirale.