Zur Zufriedenheit gesund im hohen Alter - Walter Eckel - E-Book

Zur Zufriedenheit gesund im hohen Alter E-Book

Walter Eckel

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Beschreibung

Manche Erkrankungen sind im hohen Alter unvermeidlich; aber man kann vieles tun, um Krankheitsfolgen zu begrenzen, damit man auch im hohen Alter noch Freude am Leben haben kann. Dieses Buch schildert eigene Erfahrungen, Gesundheitsrisiken und Erfolge.

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Seitenzahl: 177

Veröffentlichungsjahr: 2017

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Widmung:

Mein Dank gilt meinem Internisten Herrn Richard Rustad Schubert und meinen Physiotherapeutinnen Frau Andrea Westphal und Frau Astrid Schulz

Inhalt

Vorwort

Was ist eine befriedigende Gesundheit im hohen Alter?

Gibt es ein lebenswertes Dasein im Rollstuhl?

Ungerechte Sozialgesetze

Die Krankenkassen:

Die Rentenversicherung

Die Pflegeversicherung

Der Niedergang meiner Gesundheit

Ernährungsumstellung und Ende meiner Depressionen

Ärztliche Fehler und ihre Folgen

Fall 1: Kein Zuhören des Arztes

Fall 2: Auch verehrte Ärzte können Fehler machen

Fall 3: Lebensgefahr wegen der unterlassenen Belehrung eines Pflegers durch den Arzt.

Fall 4: Lebensgefahr durch Unwissenheit mancher Assistenzärzte

Fall 5: Eine Notaufnahme ohne Arzt.

Fall 6: Lebensgefahr durch Falschdiagnose

Fall 7: Lebensgefahr durch eine falsch gesetzte Betäubungsspritze

Fall 8: Verspäteter Blutaustausch bei einem Baby mit Rhesusfaktor

Fall 9: Nichtbeachtung gefährlicher Herzaussetzer

Die Fehler im System der Krankenhäuser

Ein abenteuerlicher kurzer Aufenthalt in einer privaten Klinik

Die alte Krankenhausfinanzierung nach der Aufenthaltsdauer der Patienten.

Die neue Fallpauschale, der Verkauf Hamburger Kliniken und die Folgen daraus

30.000 vermeidbare Todesfälle jährlich in deutschen Kliniken durch Zeitmangel

Vermeidung von Arztfehlern und Wahl einer guten Klinik

Die meisten Ärzte sind gute Ärzte

Unnötige Operationen

Fall 1: Die geplante Operation einer Geschwulst

Fall 2: Die geplante Prostataoperation

Fall 3: Die angekündigte große Knieoperation

Fall 4: Die unsinnige Magensonde kurz vor dem Tod meines Bruders

Die Konsequenzen aus diesen Fällen

Wie weit helfen Naturheilmittel?

Altersdemenz ist vermeidbar

Körperliche Beweglichkeit durch regelmäßiges Training

Wichtige Entscheidungen vor dem Ende

Ein Ende vor wichtigen Entscheidungen

Testamente

Sorgerechtsverfügungen

Patientenverfügungen

Streit um das Recht auf Sterbehilfe

Arztgespräche, etwas humorvoll geschildert

Der Neurologe

Der Internist

Der Kardiologe

Der Hals-Nasen-Ohrenarzt

Der Urologe

Der Augenarzt

Eine kurze Zusammenfassung meiner Arztgespräche

Letzte Entwicklungen

Entscheidung des Bundesgerichtshofes zur Sterbehilfe

Neue Forschungen zum Thema: Ein hohes Alter in Gesundheit zu erreichen

1.Vorwort

In diesem kleinen Buch will ich nicht langatmig über meine Erkrankungen schreiben. Ich will nur schildern, was von allgemeinem Interesse sein kann, um bis ins hohe Alter wenigstens eine befriedigende Gesundheit zu erhalten.

Manche Erkrankungen sind im hohen Alter unvermeidlich; aber man kann vieles tun, um Krankheitsfolgen zu begrenzen, damit man auch im hohen Alter noch Freude am Leben haben kann.

Ich schreibe dieses kleine Buch auch für meine vier erwachsenen Kinder und ihre Partner, von denen jetzt einige das kritische Alter von 50 überschritten haben. Bis zu diesem Alter versucht der Körper, noch viele Sünden wie Übergewicht und zu wenig Bewegung auszugleichen. Doch ab 50 ist die ohnehin brüchige Garantie der Natur für eine einigermaßen gute Gesundheit abgelaufen.

Es drohen dann viele Gefahren, wie ich sie selber in meinen fünfziger Jahren erleiden musste. Ich wünsche meinen Kindern und Schwiegerkindern, dass sie rechtzeitig falsche Gewohnheiten ändern, damit sie später viele Leiden wenigstens begrenzen können.

In diesem Buch werde ich keine Namen von Firmen oder Medikamenten nennen. Nur wenn Privatpersonen nach dem Lesen dieses Buches zur Linderung ihrer eigenen gesundheitlichen Probleme schriftlich oder telefonisch eine genaue Auskunft erbitten, werde ich ihrem Wunsch entsprechen.

Ich schrieb dieses kleine Buch in Kladde in großen Druckbuchstaben auf Din-A-3-Papier, da ich wegen meiner Sehbehinderung am Computer nicht mehr gut arbeiten kann. Somit ist dieses Buch nach vielen von mir geschriebenen und veröffentlichten Werken die letzte Schrift, die ich mit meinen 84 Jahren noch in Druck geben werde.

Ich schrieb so, wie mir meine eigenen Gedanken und Erfahrungen in den Sinn kamen. Weitreichende Änderungen sind mir wegen meiner Sehbehinderung nicht mehr möglich. Kleine Fehler und Unrichtigkeiten wird meine Frau vor der Drucklegung verbessern.

Deshalb bitte ich um Nachsicht, wenn es in meiner Erzählweise gelegentlich zu Wiederholungen kommt, die manchmal aber auch notwendig sind.

Ein Kapitel zum Thema: „Ungerechte Sozialgesetze“ hat mit meinen eigenen Erfahrungen nicht so viel zu tun. Doch ich schrieb es, weil das Thema zu den großen Risiken im Leben und besonders im hohen Alter gehört. Es sollte ein Normalverdiener wissen, dass z.B. die Riesterrente keine gute Möglichkeit zur Altersversorgung ist, falls die spätere Rente unter dem Satz der Grundsicherung liegen wird; das gilt erst recht für Geringverdiener.

In großer Ausführlichkeit schrieb ich über die Themen: „Ärztliche Fehler und ihre Folgen“ und „Unnötige Operationen“. Die zahlreichen Fälle habe ich alle selbst erlebt, bei mir oder bei mir bekannten Personen. Diese Fehler zu erkennen und zu vermeiden gehört zu den notwendigen Voraussetzungen, um ein hohes Alter in einer befriedigenden Gesundheit zu erreichen.

2. Was ist eine befriedigende Gesundheit im hohen Alter?

In diesem Abschnitt will ich schildern, welche gesundheitlichen Möglichkeiten nötig sind, um von einer ausreichenden bis befriedigenden Gesundheit noch sprechen zu können. Dies schreibe ich in einer langen Reihe von Voraussetzungen. Dazu nenne ich zu Beginn die allerwichtigsten Bedingungen, um dann allmählich zu den erfreulicheren Möglichkeiten zu gelangen.

Meine Frau und ich sitzen noch nicht im Rollstuhl. Wir können uns im Bad und auf der Toilette noch selbst versorgen. Wir haben keine dauernden Schmerzen. Wir können in unserem Haus noch alles selbst tun, was nötig ist. Wir brauchen noch keine Hilfen, mit Ausnahme einer Person, die einmal die Woche zu uns kommt, um den Garten zu pflegen, die Räume unseres Hauses zu säubern und kleinere Reparaturen zu erledigen.

Wir sind noch in der Lage, selbst einzukaufen und die Waren nach Hause zu bringen. Meine Frau darf noch Auto fahren. Wir haben viele gute Kontakte zu anderen Personen, in der Familie, im Freundeskreis und zu Bekannten. Bis vor einem Jahr sangen wir noch in einem Kirchenchor. Wir spielen noch Blockflöte in einem Kurs der Volkshochschule. Im Seniorenkreis unserer Kirchengemeinde sind wir mit Vorträgen noch aktiv. Wir gehen langsam und noch ohne Schmerzen die Treppen in unserem Haus rauf und runter.

Wir sind im Alter von 82 und fast 84 Jahren noch per Flugzeug für sechs Wochen nach Korsika geflogen und haben am Meer in unserem Wohnwagen gelebt. Wir haben, wenn die Wellen nicht zu hoch waren, dreimal am Tag ca. 30 Minuten im Meer geschwommen. Wir haben in den Bergen Korsikas auf unebenen Wegen eine dreistündige Wanderung geschafft.

Meine Frau und ich haben in den letzten Jahren mehrere Sachbücher geschrieben und veröffentlicht. Mein bisher letztes Buch schrieb ich mit 83 Jahren.

Bei diesen vielen Möglichkeiten könnte der Eindruck entstehen, als seien meine Frau und ich noch kerngesund. Doch wie fast alle Menschen über 80 Jahre haben auch wir gesundheitliche Probleme.

Meine Frau leidet an einer durch Histamin bedingten Erkrankung, dass sie viele Nahrungsmittel nicht essen darf. Außerdem hat sie ein fast ständiges Brennen der Haut, sobald sie sich einmal ausruhen will, was besonders ihren nächtlichen Schlaf sehr beeinträchtigt.

Ich selber habe Asthma und Herzprobleme, die allerdings durch eine gute Medizinversorgung kaum Einfluss auf mein Leben haben. Nervenleiden an den Füßen lassen mich oft nur schwer einschlafen. Aber meine größte Behinderung ist meine Makuladegeneration, durch die ich nur noch sehr große Schrift lesen kann, und durch die ich belebte Straßen ohne Begleitung nur beim Zebrastreifen überqueren darf.

Aber durch besondere Maßnahmen, die ich in diesem Buch schildern möchte, haben wir es erreicht, dass die gesundheitlichen Beeinträchtigungen nicht unseren Alltag bestimmen, so dass wir trotz allem noch ein erfülltes Leben in befriedigender Gesundheit führen können.

Und im Sommer 2017 werden meine Frau und ich nach 60 Jahren einer liebevollen Ehe unsere Diamantene Hochzeit feiern können.

3. Gibt es ein lebenswertes Dasein im Rollstuhl?

Natürlich ist meiner Frau und mir klar, dass das schöne und abwechslungsreiche Leben in befriedigender Gesundheit nicht auf Dauer bestehen bleiben kann. Ob wir in diesem Jahr noch nach Korsika reisen können, steht in den Sternen. Wir planen nur noch für kurze Zeitspannen. Irgendwann werden auch wir pflegebedürftig, sofern uns nicht ein gnädiges Schicksal im Schlaf die ewige Ruhe bringen wird.

Doch ist ein Leben im Rollstuhl noch lebenswert? Es kann noch durchaus so bleiben, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden.

Wer pflegebedürftig in einem „normalen“ Pflegeheim landet, findet diese Voraussetzungen überwiegend nicht. Wenn nach dem Motto „sauber und satt“ nur noch das Notwendigste an Pflege geleistet werden kann, dann wartet der alte Mensch in tödlicher Langeweile nur noch auf die nächste Mahlzeit.

Meine Schwiegermutter musste im hohen Alter in ein Altersheim, weil sie nicht mehr allein in ihrem Haus leben konnte, und meiner Frau war es mit vier Kindern und Berufstätigkeit nicht möglich, sie in unserem Haus zu pflegen.

Das Altersheim war ein recht gutes, und die Mutter meiner Frau lag pflegebedürftig in einem geräumigen Zweibettzimmer, und das Pflegepersonal war sehr freundlich. Doch wenn meine Frau sie besuchte, bat ihre Mutter oft, dass ihre Tochter sie zur Toilette führen möge.

Das Dasein kann kaum noch lebenswert sein, wenn die alten Leute wegen Zeitmangels des Personals stundenlang mit einer der modernen Großwindeln in ihren Ausscheidungen liegen bleiben müssen.

Und dabei hat meine Frau dafür gesorgt, dass ihre Mutter aus einem der normalen und sehr lauten Sechsbettzimmer in ein teures Zweibettzimmer mit Terrasse verlegt wurde. Und selbst die hohe Witwenpension ihres verstorbenen Mannes, der ein Oberstudiendirektor am Gymnasium gewesen war, reichte für dieses Zweibettzimmer nicht aus, sodass noch zugezahlt werden musste.

Von wenigen sehr teuren Pflegeheimen abgesehen kann ein pflegebedürftiger alter Mensch kein würdiges Leben mehr führen, wenn er in einer dieser Großwindeln seine Notdurft verrichten muss. Und das ist das späte Schicksal fast aller heute noch aktiven Menschen.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten, diesem später so schrecklichen Schicksal zu entgehen, sofern man nicht rechtzeitig vorher stirbt.

Die eine Möglichkeit ist, dass ein enger, meist jüngerer Familienangehöriger die häusliche Pflege übernimmt. Dies ist in ca. Zweidrittel der Fälle von Pflegebedürftigkeit der Fall.

Das ist ein hohes Opfer für die Pflegenden, die dafür oft jahrelang auf eine eigene Lebensgestaltung verzichten müssen. Es ist erstaunlich, dass dennoch die Mehrzahl pflegebedürftiger alter Menschen auf diese Weise in Liebe und Würde versorgt werden.

Es ist ein Skandal in der Politik, dass diese häuslichen Pfleger und Pflegerinnen nur einen Bruchteil der Gelder aus der Pflegeversicherung bezahlt bekommen, die ansonsten an Pflegeheime für eine meist schlechtere Betreuung gezahlt werden.

Viele häusliche Pfleger und Pflegerinnen müssen auf unbestimmte Zeit ihren Beruf aufgeben und sind dann auf die geringen Beträge der Sozialhilfe angewiesen. Für die häusliche Pflege müsste die gleiche Summe bezahlt werden, die die Pflegeheime von der Pflegeversicherung bezahlt bekommen.

Wenn auch nur ein Teil der häuslichen Pfleger und Pflegerinnen ihre Angehörigen in Pflegeheime schicken täte, würde das gesamte System der Pflegeheime zusammenbrechen.

Und da bei der miesen Bezahlung der Pflegekräfte in Heimen nur wenige junge Menschen diesen Beruf ergreifen werden, und da die Menschen in Deutschland zwar immer älter, aber auch immer kränker werden, ist auch in Zukunft keine Besserung zu erwarten.

Die zweite Möglichkeit für alte Menschen, in Würde und in guter Betreuung ihre letzten Jahre zu verbringen, ist leider nur wenigen Pflegebedürftigen möglich. Sie müssen wenigstens einigermaßen wohlhabend sein oder eine sehr gute Altersversorgung haben, um eine fremde Pflegekraft bezahlen zu können. Diese meist weiblichen Pfleger werden aus Kostengründen meist aus Osteuropa geholt, weil dort die Löhne weitaus niedriger sind als in Deutschland.

Dabei gibt es wiederum zwei Möglichkeiten, eine illegale und eine legale. Wenn man über Mittelspersonen gute Kontakte zu einem Land in Osteuropa hat, kann man illegal eine Pflegekraft finden, die für ca. 1000 bis 1500 Euro im Monat bar auf die Hand die Pflege übernimmt, Kost und Logis eingeschlossen.

Der Nachteil: Wenn die Pflegerin, meistens sind es ja Frauen, krank wird oder einen Urlaub in ihrer Heimat verbringen will, hat man keinen Ersatz.

Ein zweiter Nachteil ist die Gefahr, dass die Schwarzarbeit aufgedeckt wird. Dann ist neben einer saftigen Geldstrafe auch eine teure Nachzahlung an Sozialbeiträgen und Steuern fällig. Ein weiterer Nachteil besteht darin, dass man bei einer Schwarzarbeit keine Kosten für Arbeitslohn und Unterkunft von der Steuer absetzen kann.

Bei der legalen Arbeit einer Pflegekraft gibt es diese Nachteile nicht. Es gibt mehrere Agenturen, die osteuropäische Pflegekräfte vermitteln. Es werden Steuer- und Sozialabgaben fällig.

Der Vorteil besteht darin, dass bei einer längeren Erkrankung der Pflegekraft kurzfristig eine Ersatzperson gestellt werden kann, desgleichen bei einem Heimaturlaub der Pflegerin.

Für die Dienste einer solchen Agentur müssen im Monat ca. 2500 Euro bezahlt werden. Das ist sehr viel Geld, und das Ärgerliche daran ist, dass die Pflegekräfte nach dem Lohnstandard in ihrem Heimatland bezahlt werden, das sind oft nur ca. 500 Euro im Monat. Sie bleiben offiziell in ihrem Heimatland angestellt, auch Steuern und Sozialabgaben werden an das Heimatland überwiesen. Das meiste Geld streichen die Agenturen ein.

Vorteilhaft für alte Leute die eine Pflegekraft legal anstellen, könnte evtl. sein, dass sie die Kosten für die Pflegekraft am Jahresende von den Steuern absetzen können, auch die Ausgaben für Unterkunft und Ernährung. Dadurch können die Kosten für die Pflege auf bis zu 1500 Euro im Monat sinken, sofern ansonsten hohe Steuern bezahlt werden müssten. Es sollte allerdings für die Pflegerin ein eigenes Zimmer zur Verfügung stehen.

Die Pflegekräfte sind offiziell nur Haushilfen, die einkaufen, Essen kochen und die Zimmer reinigen, usw. Für eine medizinische Pflege, sofern diese notwendig ist, stehen die offiziellen Pflegedienste zur Verfügung, die durch die Pflegeversicherung bezahlt werden, nachdem die Pflegestufen 1 bis 3 durch die Sozialbehörde festgelegt worden sind.

Allerdings reichen die bewilligten Gelder für die vollständige Pflege durch die Pflegedienste oft nicht aus, wie ich über meinen älteren Bruder erfahren musste, der wegen Parkinson auf Dauer bettlägerig war. Trotz der notwendigen intensiven Pflege kam der Pflegedienst nur einmal täglich von Montag bis Freitag. An den Wochenenden mussten die Frau und die Tochter meines Bruders die Pflege voll übernehmen.

Meine Frau und ich hoffen, dass wir diese Pflegedienste noch auf längere Zeit nicht benötigen werden. Doch es könnte sein, dass wir für Einkäufe, Arztbesuche, Essenkochen und Reinigungsarbeiten eines nicht allzu fernen Tages eine tägliche Hilfe benötigen werden, auch wenn wir uns noch allein anziehen, das Bad benutzen und uns noch bewegen können.

Dann werden wir über eine der Agenturen eine ausländische Hilfskraft anfordern, die uns im Notfall auch bei Krankheiten versorgen kann. Wir hoffen, dass wir uns eine solche Pflegerin auch auf Dauer werden leisten können. Da wir bei vier Kindern ein großes Haus benötigten, haben wir im 2. Stockwerk zwei Zimmer mit Kochmöglichkeit und eigener Toilette mit Waschgelegenheit zur Verfügung.

Nun ergibt sich die Frage, wie weit auch bei einer guten Pflege das Leben noch lebenswert sein kann, wenn man bewegungsunfähig im Rollstuhl sitzen muss.

Ein bekannter Abenteurer und Weltenbummler, der inzwischen in die Jahre gekommen ist, hat in einem Interview gesagt, wenn er ein Pflegefall werden sollte, würde er sich erschießen. Er möchte nicht eine Pflegerin „mit bezahltem Lächeln“ an seinem Bett sitzen sehen, und er möchte nicht von seiner jüngeren Frau die Windeln gewechselt bekommen.

Meiner Meinung nach hat sich dieser Mann als künftiger Pflegefall wie einen Hund gesehen. Für die Lebensfreude eines Hundes ist das Laufen können eine entscheidende Voraussetzung. Wenn ein Hund im Alter nicht mehr laufen kann und nur noch vor sich hindämmert, ist es richtig, ihn einschläfern zu lassen.

Aber der Mensch ist kein Hund. Auch im Rollstuhl behält er im Normalfall seine Sehkraft und Hörfähigkeit, wenn auch manchmal eingeschränkt. Aber vor allem behält er noch seine Sprache und kann Wünsche äußern und sie erfüllt bekommen, sofern er im Alter noch nicht schwer dement ist.

Voraussetzung für eine Lebensfreude auch im Rollstuhl ist allerdings, dass der Pflegebedürftige nicht in einem der „normalen“ schlechten Pflegeheime nach dem Motto „satt und sauber“ allein gelassen wird und hilflos in grenzenloser Langeweile nur noch vor sich hindämmern kann.

Wenn aber ein jüngeres Familienmitglied oder eine tüchtige Pflegekraft sich richtig für einen Pflegebedürftigen einsetzt und für frohe Abwechslungen sorgt, kann ein Leben auch noch im Rollstuhl viele Freuden bringen, vorausgesetzt, dass der alte Mensch nicht dement ist und nicht unter dauernden starken Schmerzen leiden muss.

Auch ich möchte in keinem Fall, dass meine Frau im Pflegefall meine Windeln wechseln müsste; aber bei einer gelernten Pflegekraft, für die diese Arbeit eine Selbstverständlichkeit ist, hätte ich dagegen keine Probleme.

Wenn die tägliche Versorgung durch einen Pflegedienst vorbei ist und ich im Rollstuhl sitze, möchte ich noch vieles erleben, was mir Freude bringen kann:

Ich würde gerne mit meiner Frau Gespräche führen, die Fotos unserer Reisen anschauen und besprechen, meine geliebte klassische Musik hören, gute Fernsehsendungen sehen, und was mir sonst noch an schönen Dingen bliebe.

Das wäre z.B., bei gutem Wetter im Garten zu sitzen, oder durch einen Sohn in meinem Rollstuhl durch den nahen Wald gefahren zu werden.

Dies alles für mich ermöglichen zu können, wäre die Aufgabe einer guten Pflegekraft. Sie könnte Dias von unseren vielen Reisen aus dem Keller holen, in einen Projektor einladen, eine Leinwand aufstellen und uns viele erinnerungsträchtige Dias zeigen, die ich auf der Leinwand auch mit meinen schlechten Augen noch erkennen könnte, um nur ein Beispiel für die Aufgaben einer guten Pflegerin zu nennen.

Die Aufgabe einer medizinischen Pflegekraft eines Pflegedienstes wäre, viele schwere und zum Teil auch unangenehme Arbeiten zu erledigen, wie z.B. mich aus dem Bett in den Rollstuhl zu heben, oder im Falle einer Inkontinenz mich zu säubern. Das wären ihre Aufgaben, für die sie bezahlt würde und für die sie auch ausgebildet wurde.

Selbst die letzten Wochen vor dem Sterben können für die Betroffenen, wenn sie gut betreut und schmerzfrei gehalten werden, zu einer der wertvollsten Zeiten werden. Das wäre in erster Linie ein langsames Abschiednehmen von den Angehörigen, in vielen intensiven Gesprächen über Gott und die Welt und in dem Zeigen der Liebe kurz vor dem Tod.

Mein Anliegen war, in diesem Kapitel darzustellen, dass ein schönes Leben nicht zu Ende gehen muss, wenn eine ausreichende Gesundheit eines Tages in die Pflegebedürftigkeit übergehen muss. Voraussetzung dafür ist eine gute und liebevolle Be treuung durch jüngere Angehörige oder durch eine bezahlte Pflegekraft.

Und trotzdem kann es passieren, dass doch noch die Aufnahme in ein Pflegeheim unumgänglich wird. Das kann aus medizinischen Gründen geschehen, oder falls ein Ehepartner zu alt für die Pflege ist und kein Geld für eine bezahlte Pflegekraft vorhanden ist.

Aber dann sollten die Angehörigen wenigstens so oft wie irgend möglich den Pflegebedürftigen in dem Pflegeheim besuchen, ihm die Hand halten und Gespräche führen.

Erfahrungen haben gezeigt, dass in Pflegeheimen diejenigen Patienten am besten betreut werden, die oft oder sogar täglich von ihren Angehörigen besucht werden. Falls die Betreuung im Heim mangelhaft ist, sollen diese Mängel möglichst nicht von den besuchenden Angehörigen erkannt oder vielleicht öffentlich gemacht werden. Für die übrigen Pflegebedürftigen gibt es nicht eine so gute Betreuung. Bei dem Personalmangel wegen der schlechten Bezahlung und dem Stress und wegen der steigenden Zahl immer älter werdender pflegebedürftiger Menschen wird sich daran wohl nichts ändern.

In den Altenheimen arbeiten ausgebildete Pflegerinnen und Pflegehelferinnen. Die Letzteren haben eine kürzere Ausbildungszeit und später einen geringeren Lohn als die ausgebildeten Pflegekräfte.

Um mehr Pflegekräfte trotz der geringen Bezahlung und den ungenügenden Arbeitsbedingungen zu werben, wurden von den Behörden finanzielle Förderprogramme für die Ausbildung von Pflegerinnen und Pflegehelferinnen geschaffen. Voraussetzung für eine solche finanzielle Förderung war der Nachweis, dass diese Kräfte später auch einen Arbeitsplatz haben werden.

Der Etat für die Ausbildung von Pflegehelferinnen wurde oft in Anspruch genommen. Aber der Etat für die Förderung künftiger Pflegerinnen und Pfleger wurde wenig benutzt. Für künftige Pflegerinnen wurde nur selten die spätere Übernahme der Auszubildenden an einem festen Arbeitsplatz zugesichert. Für Pflegeheime, die Gewinn abwerfen sollen, genügt es wohl, dass später einmal nur die Leiterinnen eines Heimes als Pflegerin ausgebildet werden müssen. Für die meisten anderen Pflegekräfte möchte man die geringer bezahlten Pflegehelferinnen anstellen. Es soll eben für die Heimbetreiber möglichst billig sein.

4. Ungerechte Sozialgesetze

Um ein lebenswertes Dasein im hohen Alter gestalten zu können, muss man Kenntnis haben über die wesentlichen Sozialgesetze für die Krankenversicherung, Rentenversicherung und Pflegeversicherung. Leider gibt es in allen drei Bereichen große Ungerechtigkeiten zugunsten der Besserverdienenden und zum Schaden der Normalverdiener.

Gesetze werden von den Ministern und ihren hohen Beamten vorbereitet und im Parlament beschlossen. Doch alle diese Personen gehören zu den Besserverdienenden, die Vorrechte haben wie z.B. eine private Krankenversicherung, die weitaus günstigere Zahlungen leisten als die gesetzlichen Krankenkassen.

Eine Befragung der Abgeordneten im deutschen Bundestag hat ergeben, dass mit einer Ausnahme sämtliche Parlamentarier eine private Krankenversicherung hatten, auch die von den Linken, die sich wortreich für die Interessen der Geringverdiener einsetzen. Und bei der einzigen Ausnahme hatte der Abgeordnete nur vergessen, die Kasse zu wechseln. Wie können sich diese Volksvertreter hineinfühlen in die Lage der geringer Verdienenden und deren oft bedrängenden Probleme? Und alle diese finanziell besser Gestellten wollen natürlich auf ihre Privilegien nicht verzichten.

Es ist ein Irrtum, wenn Normalverdiener glauben, ihre gewählten Vertreter würden sich für ihre Interessen einsetzen. Bei jeder Wahl hat nur der eine Chance, der am besten reden kann, und der eine höhere Bildung hat. Und nach der Wahl wird er sehr oft nicht die Interessen seiner Wähler vertreten.

In Hamburg sollten seinerzeit sehr demokratisch alle Eltern und Lehrer gemeinsam über die Ferientermine entscheiden. Dazu fanden Wahlen statt. In jeder Klasse gab es zwei Elternvertreter, die ihrerseits die Schulvertreter wählten, und so fort. Es wur