Mein Weg zum Glauben an Gott - Walter Eckel - E-Book

Mein Weg zum Glauben an Gott E-Book

Walter Eckel

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Beschreibung

Der Autor wuchs als Kind in einer liebevollen, aber atheistischen Familie auf. Zunächst fand er Kontakt zum evangelischen Glauben, entschied sich später jedoch für den katholische Glauben. Dennoch übt der Autor Kritik an der evangelischen und an der katholischen Kirche. Danach befasst er sich mit der Allmacht Gottes im Universum, in der Natur und im Leben der Menschheit. Zum Schluss schreibt er über Nahtoderfahrungen, Reiki und Reinkarnation.

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Widmungen: Im Gedenken an den evangelischen Pastor und Theologieprofessor Helmut Thielicke, der die Sehnsucht nach dem Glauben in mir erweckte, und im Gedenken an den katholischen Prior der Jesuiten, Pater Vorspel, der mich mit viel Geduld zum katholischen Glauben führte.

Das Titelbild zeigt das Werk eines Grundschülers im

4. Schuljahr aus dem Kunstunterrichtsbuch

„Noch mehr Bilder mit Pfiff“ von Reina Eckel,

ISBN: 978-3-7322-4317-4, Seite 106

Inhalt

Mein Glaube

Die Weltanschauung meiner Eltern

Meine Kindheit und Jugend

Jugendbegeisterung und Enttäuschungen

Probereise in die DDR

Begegnung mit Prof. Thielicke

Probleme bei der Glaubenssuche

Widerspruch zur protestantischen Rechtsfertigungslehre

Meine Kritik

an Luthers Lehre

Vorbemerkungen zur Kritik

Luthers Lehre und ihre Verbreitung

Kritik: Der Mensch ist verderbt und für die Hölle bestimmt

Kritik: Nur die Hingabe an Jesus rettet die Seele vor der Hölle

Kritik: Nur die Bibel enthält die absolute Wahrheit

Kritik: Alle Beschlüsse von Konzilen sind nichtig

Abschließende Überlegungen zu Luthers Thesen

Kontakt zu Pater Vorspel

Bilder als Gleichnisse

Katholische Gottesdienstbesuche

Zeit zur Entscheidung

Unser Mitwirken in der Kirche

Meine Kritik

an der Katholischen Kirche

Allgemeine kritische Überlegungen

Keine Abhilfe des Priestermangels

Das Verbot der Geburtenregelung

Das Verbot der Wiederheirat Geschiedener

Das Verbot vorehelicher Sexualität

Zusammenfassung meiner Kritik

Ein Zweifel: Jesus, der einzige Sohn Gottes

Evolution: Intelligent Design

Nahtod-Erlebnisse

Regiert Gott unsere Welt?

Reiki: Heilende Hände

Rückführungen in frühere Leben

Ein Schlusswort

Mein Glaube

Ich glaube, dass die schöne Welt regiere ein hoher weiser, nie begriffener Geist.

Ich glaube nicht, wenn wir von Kanzeln hören, der Christenglaube mache nur allein uns selig; wenn die Unduldsamen lehren:

„Verdammt muss jeder Andersdenker sein.“

Das hat der Meister, der uns seine Lehre mit seinem Blut besiegelt, nie gelehrt; das hat fürwahr - dem Herrlichen sei Ehre – kein Jünger je aus seinem Mund gehört!

Er lehrte Schonung, lehrte Duldung üben, Verfolgung war der hohen Lehre fern, er lehrt ohn Unterschied die Menschen lieben, verzieh dem Schwachen, jedem Feinde gern.

Ich glaube an des Geistes Auferstehen, dass, wenn im Tod das matte Auge bricht, geläuterter wir uns dort wiedersehen.

Die Wahrheit, glaub ich, wird sich klar enthüllen, dem Blicke dort, dem hier ein Schleier wehrt.

Ich glaube, dass für dieses Erdenleben, glaub´s zuversichtlich, trotz der Deutlerzunft,

Zwei schöne Güter mir der Herr gegeben: das eine Herz, das andre heißt Vernunft.

Das letz´re heißt mich prüfen und entscheiden, was ich für Pflicht und Recht erkennen soll.

Laut schlägt das erste bei des Bruders Freuden, nicht minder, wenn er leidet, warm und voll.

So will ich denn mit regem Eifer üben, was ich als Recht, was ich als Pflicht erkannt.

Will brüderlich die Menschen alle lieben, am Belt, am Hudson und am Gangesstrand.

Durch Taten glaub ich würdig zu verehren den Geist, der mich wie sie erschuf.

Und tret´ ich einst dann aus des Grabes Tiefen hin vor des Weltenrichters Angesicht, so wird er meine Taten strenge prüfen, doch meinen Glauben – nein, das glaub ich nicht!

(Aus dem Glaubensbekenntnis von Pfarrer D. Schulz, von mir gefunden im Nachlass meines Vaters)

1. Die Weltanschauung meiner Eltern

Meine Mutter wuchs als Tochter eines Briefträgers in einem Dorf auf. Die Familie lebte in einem eigenen Haus, aber bei acht Kindern war das Geld immer knapp, obwohl sie Ziegen und Hühner hatten. Sie lebten in Armut, aber nicht im Elend, und der Vater als Briefträger war im Dorf angesehen. Meine Mutter wurde im evangelischen Glauben erzogen.

Mein Vater wuchs in der Altstadt von Hamburg in recht elenden Verhältnissen auf, weil sein Vater durch einen Berufsunfall gestorben war und seine Mutter nur eine sehr geringe Rente erhielt.

Im Hinterhof seiner Wohnanlage gab es nur Arbeiterwohnungen ohne Wasser und ohne Toiletten. Dazu mussten die Bewohner zum Innenhof der Wohnanlage gehen, wo sich Wasseranschlüsse und Toiletten befanden.

Dort hat mein Vater viel Elend kennengelernt. Er selbst musste, als er älter wurde, frühmorgens vor der Schule Zeitungen austragen.

Mein Vater war sehr intelligent und lernfreudig. Deshalb durfte er nach dem 8. Schuljahr die sogenannte „Selecta“ besuchen, die einzige Möglichkeit für die einfache Bevölkerung, eine bessere Bildung zu bekommen und auch Englisch zu lernen. Für die Realschulen und Gymnasien musste viel Schulgeld bezahlt werden.

Auch mein Vater war evangelisch erzogen worden, doch durch das alltägliche Elend, das er vor Augen hatte, wurde sein soziales und politisches Interesse geweckt, und so wurde er schon in seiner Jugend Mitglied der Sozialdemokratischen Partei, und er trat aus der Kirche aus, weil er diese für zu konservativ hielt, die nur die Interessen der Reichen vertrat.

Als meine Eltern sich kennenlernten und ineinander verliebten, nahm meine Mutter in bedingungsloser Liebe die Auffassungen meines Vaters an, wurde auch Mitglied der SPD und trat aus der Kirche aus.

Mein Vater war absolut dominant, und meine Mutter widersprach ihm nicht und akzeptierte seine Meinungen. Nie habe ich in meiner Kindheit und Jugend einen Streit zwischen meinen Eltern gehört.

Mein Vater hatte feste Grundsätze. Er hat bestimmt nie meine Mutter betrogen, und er war immer hilfsbereit allen Menschen gegenüber. Er ließ sich auch durch die schönsten Verlockungen der Nazis nicht in seiner Weltanschauung irritieren.

Mein Vater leitete jahrelang einen großen Lebensmittelladen mit vielen Verkäuferinnen in der Konsumgenossenschaft „Produktion“. Weil ihn diese Arbeit allmählich nervlich zu sehr belastete, wechselte er als Lagerhalter in die Zentrale der Produktion über. Er sollte dort nach dem Ausscheiden eines älteren Kollegen Lagermeister werden.

Doch dann kamen 1933 die Nazis an die Macht und übernahmen auch die Leitung der Produktionsgenossenschaft. Da mein Vater kein Mitglied der Nazipartei werden wollte, blieb er als Lagerarbeiter in der Zentrale und verdiente dann so wenig Geld, dass er nicht mehr Lohn erhielt, als wenn er mit vier Kindern eine Arbeitslosenunterstützung erhalten hätte.

Nach dem Krieg wechselte mein Vater an die Landesversicherungsanstalt und wurde dort wegen seiner sozialen Einstellung und Hilfsbereitschaft zum Vorsitzenden des Betriebsrates gewählt.

Das am Anfang dieses Buches stehende lange Gedicht über den Glauben, das ich im Nachlass meines Vaters fand, entsprach wohl sehr seiner Lebensauffassung, dass es auf die guten Taten im Leben ankommt und nicht so sehr auf den Glauben.

Meine Mutter fand ihre Lebensaufgabe als Hausfrau in der liebevollen Hingabe an ihren Mann und ihre vier Kinder. Sie litt unter unserer Armut, und doch schaffte sie es mit viel Mühe, uns alle satt zu bekommen.

Unsere Mutter ging erst gegen Ende der Marktzeit auf den Markt und kaufte dort billig Restbestände an Gemüse und Obst, die manchmal schon etwas angefault waren. Am Fischstand kaufte sie oft Bücklinge, die zerbrochen waren, für wenig Geld. Zu Hause entfernte sie die Gräten und machte Fischfrikadellen daraus.

Meine Mutter verwöhnte unseren Vater sehr gerne. Ein typisches Bild beim Abendbrot: Da mein Vater oft sehr spät von der Arbeit kam, akzeptierte sie es, dass er beim Essen die Zeitung las. Damit er dies ungestört tun konnte, beschmierte sie ihm die Brotscheiben und schnitt sie in kleine Imbisshäppchen, dass mein Vater sie neben dem Lesen in den Mund stecken konnte.

Unser dominanter Vater sagte beim Abendbrot oft: „Hört mal alle her!“ Dann mussten wir Kinder unsere Gespräche sofort unterbrechen. Mein Vater las danach einen Abschnitt aus der Zeitung vor, den er für besonders wichtig hielt. Dann las er weiter; eine Diskussion über den Text erwartete er nicht, und wir Kinder durften uns wieder leise unterhalten.

Ich selbst wurde als jüngster Sohn Ende 1932 geboren; meine drei Brüder waren 7, 9 und 12 Jahre älter als ich. Eine Schwester gab es nicht.

Meine Eltern waren in Glaubensfragen sehr tolerant. Nie hörte ich sie etwas Negatives über Religionen und Kirche sprechen. Aber das Thema gab es in unserer Familie gar nicht. Nie wurde über religiöse Fragen diskutiert. Für mich war das Christentum, von dem ich nichts wusste, nicht viel anders als der Götzenglaube irgendwelcher Negerstämme in Afrika. Und natürlich war keiner von uns vier Brüdern kirchlich getauft worden.

Obwohl auch meine Mutter nie mit mir über religiöse Fragen gesprochen hat, entsprach ihr Austritt aus der evangelischen Kirche wohl nicht ganz ihrer inneren Auffassung. Ihr Austritt war wohl nur aus Solidarität mit meinem Vater erfolgt. Ich erinnere mich aus meiner Kleinkindzeit, dass meine Mutter, wenn sie mich ins Bett gebracht hatte, noch für mich ein Kindergebet sprach.

Im Jahr 1944, mein ältester Bruder war schon gefallen, meine beiden anderen Brüder und mein Vater waren Soldat, lebten meine Mutter und ich allein in der fremden Stadt Plauen, wohin wir wegen der Bombenangriffe 1943 geflohen waren. Das war wohl die schlimmste Zeit im Leben meiner Mutter.

Zu Weihnachten 1944, ohne die Bevormundung durch meinen Vater, ging meine Mutter mit mir zum Weihnachtsgottesdienst in eine evangelische Kirche.

Das war für mich das einzige Mal, dass ich in meiner Kindheit und Jugend an einem Gottesdienst teilgenommen hatte. Allerdings hatte es mir nichts gebracht. Wir waren zu spät gekommen; die Kirche war überfüllt; wir standen beide in der Nähe der Kirchentür, und ich sah als Kind nichts weiter als die Rücken der vor mir stehenden Leute, und von der Predigt verstand ich schon gar nichts.

Im Alter von 67 Jahren, nachdem mein Vater gestorben war, trat meine Mutter wieder in die Evangelische Kirche ein. Aus gesundheitlichen Gründen, sie war schwer herzkrank, konnte sie jedoch nicht zur Kirche gehen, und sie bat weder meinen Bruder noch mich, sie zu einem Gottesdienst zu fahren.

Als ich kurz vor ihrem Tod zu ihr ins Schlafzimmer wollte, hörte ich ungewollt, dass sie laut betete. So hat sie wohl doch trotz eines überaus schweren Lebens zum Schluss wieder zum Glauben gefunden.

2. Meine Kindheit und Jugend

Als Kind wuchs ich in der Nazizeit auf. Die Nazis duldeten die Kirchen nur, ihr Ziel war die Erziehung zum Kampf und Heldentum. Da meine Eltern mich als ungetauften Sohn nicht mit religiösen Fragen behelligten, war Gott und alles, was mit ihm zusammenhing, für mich nicht existent.

In der Schule gab es zu der Zeit für mich auch keinerlei Religionsunterricht, und im Jungvolk wurde zwar über den Heldentod gesprochen, aber nicht darüber, was danach vielleicht geschehen könnte.

In unserer Wohnung in Hamburg-Eimsbüttel blickten wir zwar vom 4. Stockwerk auf die evangelische Apostelkirche; aber diese war für uns nur für den Blick auf die genaue Uhrzeit interessant. Das Glockengeläut am Sonntagmorgen riss mich oft ärgerlich aus dem Schlaf, wenn ich mal die Gelegenheit nutzen wollte, richtig auszuschlafen. Ansonsten war die Kirche für mich uninteressant.

In den letzten Jahren meiner Schulzeit auf dem Gymnasium hatten wir zwar einen Religionsunterricht, an dem ich auch teilnahm, weil ich mich von den anderen Schülern nicht isolieren wollte.

Aber der Religionslehrer machte keinerlei Versuche, uns mit existentiellen Fragen dem Christentum näherzubringen, sondern er informierte uns ganz nüchtern über die Reisen des Apostels Paulus, über Christenverfolgung und der weiteren Ausbreitung des Christentums.

Das war für mich eine Art Geschichtsunterricht, der mich nur am Rande interessierte. Es war immer eine gemütliche Schulstunde ohne Aufgaben, die ich zum Ausruhen benutzte.

Da meine Eltern Mitglieder der SPD waren und mein Vater mich mit gelegentlichen politischen Gesprächen über demokratischen Sozialismus, sozialen Einsatz für Mitmenschen und über den Pazifismus unterrichtete und beeinflusste, wurde ich mit 15 Jahren Mitglied in der sozialistischen Jugend „Die Falken“.

Dort fand ich Freunde, die ich vorher nur selten hatte, und die wöchentlichen Gruppenabende, an denen immer ein bestimmtes Thema behandelt wurde, interessierten mich.

Ganz besonders freute ich mich über die gelegentlichen Wochenendausflüge meiner Gruppe zu einer Jugendherberge in der Nähe Hamburgs. Und einmal im Jahr gab es im Sommer eine zweiwöchige Großfahrt zu einem entfernteren schönen Ziel.

„Die Falken“ standen als eine Jugendorganisation der SPD nahe, waren jedoch von ihr unabhängig. Meine Gruppenmitglieder waren alle einfache Arbeiter und Angestellte; ich war der einzige Oberschüler. Dennoch behandelten wir auf den Gruppenabenden nur relativ selten politische Themen.

Aber einmal im Jahr, am 1. Mai, marschierten alle Mitglieder der Falken in einem eigenen Zug laut singend durch die Straßen zum Gewerkschaftshaus. Ganz vorne marschierte ich, da ich mit meinem Akkordeon neben anderen die Lieder begleitete.

Bald nach meinem Eintritt bei den „Falken“ wurde ich von meiner Gruppe schon mit 16 Jahren zum Gruppenleiter gewählt und musste die Gruppenabende gestalten und leiten. Das machte mir viel Freude, und meine Zeit war gut ausgefüllt.

Schon vorher war ich mit einem anderen Klassenkameraden zum Klassenvertreter gewählt worden, trat mit Bitten meiner Klasse als Vermittler an die Lehrer heran, und gleichzeitig wurde ich Mitglied des Schülerrates meiner Schule. Eineinhalb Jahre vor meinem Abitur wurde ich dort zum Vorsitzenden des Schülerrates gewählt und vertrat so die ganze Schülerschaft meiner Schule.

Auch in dieser Funktion war ich aktiv, nahm Kontakt zum Amerikahaus auf und organisierte lehrhafte Filmveranstaltungen, ganz kostenlos in Verbindung mit den Vertretern des Amerikahauses, die diese Veranstaltungen als Werbung für Amerika unterstützten, und immer war der dortige Vorführungssaal mit meinen Schülern voll besetzt.

Mit der Vorbereitung auf mein Abitur war meine Zeit voll ausgefüllt; ich war zufrieden und machte mir keine Gedanken über andere Probleme.

Nach dem Abitur entschied ich mich zum Studium als Volkschul- und Realschullehrer an der Hamburger Universität. Vor dem Studium und in den Semesterferien arbeitete ich meist als Arbeiter in verschiedenen Bereichen, um mir für das Studium Geld zu verdienen.

Nach einigen Semestern hatte ich das Glück, als Einhüter einen Job in einem alleinstehenden Kindergarten zu bekommen, der abends und nachts nicht besetzt war. In diesem Haus hatte ich ein kleines, eigenes Zimmer und schlief dort auch. So verdiente ich pro Tag zwei Mark und bekam zusätzlich eine große Portion vom Mittagessen zum Aufwärmen.

Nun war ich finanziell völlig unabhängig von meinen Eltern, die ich nur sonntags besuchte, bis ich um 19 Uhr wieder im Kindergarten sein musste.

Werktags kostete in der Mensa eine große Schüssel mit einem Eintopfgericht 50 Pfennige. Nachmittags kaufte ich mir für 20 Pfennig zwei Punschschnitten, und abends und morgens aß ich das Essen vom Kindergarten. So hatte ich pro Tag noch 1,30 Mark übrig für allen Kleinkram, der noch nötig war.

3. Jugendbegeisterung und Enttäuschungen

Beeinflusst durch mein Elternhaus sehnte ich mich nach einer bedeutenden Aufgabe, die über das normale Leben in Beruf und späterer Familie hinausging. Dies begann in der Mitte meines Studiums im Alter von 21 Jahren.

Nach den starken zeitlichen Anforderungen durch Abitur und Studienbeginn hatte ich etwas mehr Zeit, zu einer inneren Besinnung zu kommen.

Außerdem musste ich ja jeden Abend um 19 Uhr in dem Kindergarten als Einhüter anwesend sein, werktags, sonntags und auch feiertags. Da hatte ich viel Muße zum Nachdenken über mein künftiges Leben.

Doch vorerst dachte ich noch gar nicht an Religion, sondern eher an ein politisches Engagement, das mich begeistern und seelisch ausfüllen sollte.

Als ich Jahre später meinen Weg zum katholischen Glauben gefunden hatte, schrieb ich einen langen Bericht über meinen Glaubensweg mit all seinen Problemen.

Ich wollte keine Distanzierung von meinem Elternhaus und von meinem Bruder Erwin. Deshalb schrieb ich für meine Verwandten und Freunde diesen langen Bericht über meine innere Wandlung.

Seitdem sind über 55 Jahre vergangen, und viele Einzelheiten meines Glaubensweges sind mir erst durch das Lesen dieses langen Briefes wieder bewusst geworden. Und so halte ich es für richtig und authentischer, wesentliche Teile meiner geistigen Entwicklung in meiner Jugend original aus diesem Brief zu entnehmen. Ich zitiere jetzt daraus:

„Eine religiöse Wandlung vollzieht sich nie dadurch, dass man seine Vergangenheit über Bord wirft mit allem, was man bis dahin geglaubt und erstrebt hat. Die alte Weltanschauung kann zusammenbrechen und einem neuen, völlig anderen geistigen Gebäude Platz machen.

Aber die aus Lebenserfahrungen gewonnenen Bausteine des bisherigen Lebens finden, erweitert und vervollständigt, mit Verwendung. Sie beeinflussen auch das Bild der neuen Lebensschau; allerdings nicht die Bausteine, sondern die Art ihrer Verwendung sind für den geistigen Neubau entscheidend.