zusammenarbeiten - Ute Herscheid - E-Book

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Ute Herscheid

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Beschreibung

Was zeichnet eine gute Zusammenarbeit mit Mitarbeitern, Kollegen, Kunden und Lieferanten aus? Warum sollten Unternehmenswerte nicht nur an der Wand hängen, sondern auch gelebt werden? Und warum ist das alles eigentlich sinnvoll? Diese und viele weitere Fragen beantworten die Autorinnen Ute Herscheid und Michaela Morawietz nicht nur auf sehr humorvolle Weise, basierend auf ihren eigenen Erfahrungen, sondern auch aus zwei Perspektiven: Durch die Betrachtung der Führungs- und Mitarbeitersicht entsteht eine sehr hilfreiche Quelle für den Joballtag. In diesem Buch reisen die Hauptfiguren Katharina und Anna durch 52 skurrile und/ oder amüsante Situationen, die so oder so ähnlich wahrscheinlich vielen Lesern bekannt vorkommen. Die anschließenden Ratschläge geben Einblick in eine moderne und ergebnisorientierte Unternehmens- und Mitarbeiterführung und sind somit sowohl für angehende als auch erfahrene Führungskräfte von Bedeutung. Was ZUSAMMENARBEITEN jedoch ausdrücklich von anderen Fachbüchern unterscheidet, ist die Betrachtung der Mitarbeiterperspektive. Auch sie bekommen für jede Situation viele hilfreiche Ratschläge.

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Seitenzahl: 225

Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Vorwort der Autorinnen

Was machen wir mit der Neuen?

Voll daneben ist auch vorbei.

Von Schokobrötchen und low carb

Ich will PAIn sofort

Jeder ist sich selbst der Nächste

Man kann’s ja mal versuchen

Der werde ich’s schon zeigen

Einfach mal full power committen

Wir hier unten und Ihr da oben

Heinz hat ‘nen blauen Frottee-Schlafanzug

Schwierige Zeiten und drastische Maßnahmen

Regie, hallo Regie?

Wer nicht akzeptiert, hat Pech gehabt.

Das ist schon immer so gewesen

Echt jetzt?!

Wir müssen einfach mehr „business“ aussehen

FETTzig scheint nicht zu gehen

Direkt am Anfang mal Minuspunkte sammeln

Das ist so nicht vorgesehen

Reisekostenabrechnungen jetzt in Rupiah

Schweinebauchstimulierungsgeld – wer kennt es nicht?

Ergebnisoffen oder ergebnislos?

Japan jetzt auch in Kleinkleckersdorf

„Du kriegst heute leider kein Foto von mir“

Punkt- vor Strichrechnung

Nach Leistung bewerten wird überbewertet

Bin ich Herzchirurg oder Müsliverkäufer?

Wenn Sie wiedergeboren werden würden…

Clean Desk oder Clean Brain?

Das Passat Phänomen

Ich mach dann mal Home Office

Was denn jetzt, „one team“ oder nicht?

Stell dich nicht so an, das passt schon

Da würde Gauß sich im Grabe umdrehen

Muster sind das neue Gold

Mit mir wird alles anders

Mein Nachbar sieht das auch so

Planung für Realisten

Mein Geschwätz von gestern

Verkauf oder Einkauf – Hauptsache kein Geld

Praktisch denken, Särge schenken

Clever kann eben nur einer sein

Das gute alte Glücksrad

Die etwas andere Saison

Heut‘ morgen hü, heut‘ nachmittag hott

Von Klagenfurt bis Reykjavík

Brieftauben könnten helfen

3 in 1 – Fauna, Frechheiten und Vertrieb

Wer braucht eigentlich diese Gesundheit?

Innovationen verändern die Welt. Leider nur manchmal.

‚Gut am Glas‘ sagt doch genug über Leistung

Empathie grad nicht im Angebot

Glossar

Vorwort der Autorinnen

Zusammenarbeit ist heute das Thema schlechthin. Es kommt in immer mehr Unternehmen auf die Agenda. Sie sind damit beschäftigt, ihre interne Zusammenarbeit zu verbessern, um Potentiale zu heben und die Zufriedenheit zu erhöhen. Und auch in der Kooperation mit Partnern, Händlern, Herstellern scheint noch was zu gehen, um den Herausforderungen einer veränderungsdynamischen Geschäftswelt erfolgreich zu begegnen. Auch die immer selbstbewusster werdenden Kunden fordern die Unternehmen auf, mit ihnen in Dialog zu treten und eine nie dagewesene Zusammenarbeit auf Augenhöhe zu praktizieren. Na dann.

Eine sehr große Herausforderung, wenn man sich den Arbeitsalltag bei der DesasterCompany so anschaut, in der Anna und Katharina ihr Arbeitsdasein fristen. Anna und Katharina sind die beiden Protagonistinnen in diesem Buch. Sie begegnen sich bei DesasterCompany, einem imaginären, amerikanisch geführten Unternehmen der Lebensmittelindustrie. Katharina ist schon ein paar Jahre als Senior PAIn Manager dabei (mehr dazu später) und führt direkt einige Mitarbeiter. Sie weiß schon wo der Hase langläuft und was geht, oder nicht. Anna ist neu. Gerade angefangen bei DesasterCompany, Ende 20 und idealistisch, voller Tatendrang. Sie betreut als Key Account Manager die Schlüsselkunden und steuert den Vertriebsinnen- und außendienst. Beide haben es also schon zu was gebracht. Da sind dann nur noch die drei bis vier konzerntypischen Ebenen über ihnen.

Bei DesasterCompany handelt es sich übrigens um eine frei erfundene Firma. Also keine Sorge, ihr lieben Arbeitgeber, Kolleginnen und Kollegen, Geschäftspartner und Kunden, ihr kommt hier drin gar nicht vor. Ihr Alle habt lediglich mit zahlreichen und vielfältigen Inspirationen die Vorlagen für unsere Geschichten geliefert. Alle Geschichten finden im anderen Kontext statt oder sind neu zusammengebaut. Und auch die Personen, die uns inspirierten, tragen hier andere Namen. Aber letztendlich ist alles so oder so ähnlich ganz im Ernst und tatsächlich passiert.

Die Idee zu diesem Buch entstand beim Wein und es sind bis zum fertigen Werk noch einige, weitere Flaschen geflossen. Dieses Klischee hätten wir schon mal bedient. Die Schublade, die wir allerdings nicht bedienen wollen, heißt Frauen- oder gar Emanzenliteratur. Wir sind zwar zwei Frauen und wahrscheinlich gibt es auch noch nicht so viele Werke zum Thema Zusammenarbeit von Frauen, aber das war nicht unser Antrieb. Uns ging es vor allem darum, unsere Erlebnisse zu beschreiben, die wir eigentlich unabhängig voneinander erlebt haben und dabei die zahlreichen Hürden aufzuzeigen, die erfolgreiche und wertschätzende Zusammenarbeit verhindern.

Denn Anna und Katharina sitzen bei dem Thema in der ersten Reihe. Als sogenannte „Sandwich-Manager“ oder auch „Mitte-Manager“ haben sie Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen mit unterschiedlichen Perspektiven, Interessen oder Egoismen und sind für diverse erfolgskritische Schnittstellen verantwortlich. Das Buch greift 52 Ereignisse aus ihrem Arbeitsalltag auf, die alle so oder ähnlich stattgefunden haben. Die Ereignisse finden sich in diesem Buch in 52 Episoden wieder, die teilweise miteinander in Verbindung stehen, oft aber auch alleine für sich so unglaublich sind, dass sie keiner weiteren Unterfütterung bedürfen, um einen Platz in diesem Buch zu bekommen.

Damit sind wir dann auch direkt beim Aufbau des Buchs: In den Episoden sind zunächst die Ereignisse beschrieben. Am Ende einer jeden Episode folgen konkrete Handlungsempfehlungen, die wir den handelnden Akteuren oder den Lesern, die mit ähnlichen Situationen konfrontiert sind, mit auf den Weg geben möchten. Über die Handlungsempfehlungen erhoffen wir uns Veränderungen. Veränderungen im Umgang miteinander, in der Zusammenarbeit, im gemeinsamen Erfolg und in der Zufriedenheit aller Beteiligten.

Deshalb reflektieren wir die Ereignisse auch aus unterschiedlichen Perspektiven und geben sowohl Handlungsempfehlungen für Mitarbeiter wie auch für Führungskräfte. Und manchmal auch aus Sicht weiterer Akteure, die ihren Beitrag zum Erfolg oder Misserfolg der Zusammenarbeit liefern. Unsere Empfehlungen sind hergeleitet aus anderen, erfolgreich verlaufenen persönlichen Erfahrungen, Prinzipien moderner Unternehmensführung (z. B. agile Führung), mehrjähriger Berufserfahrung und last but not least, gesundem Menschenverstand.

Wir behaupten, dass wir reflektiert, frei von Profilneurosen und auch kritikfähig sind. Somit würden wir uns über viel Feedback, eine angeregte Diskussion und das Kundtun all der anderen Sichtweisen freuen. Oder ihr lobt uns einfach über den Klee. Das geht auch.

Was machen wir mit der Neuen?

Neue Mitarbeiter einzuarbeiten stand wohl für diesen Tag nicht so hoch im Kurs. Anna war jetzt seit zweieinhalb Stunden Key Account Manager im Vertrieb von DesasterCompany und die hatten sich wohl vorgenommen, ihrem Namen von Anfang an alle Ehre zu machen. Annas Freude über den neuen Job trübte jedoch die Tatsache, dass sie bisher weder Laptop, Handy oder gar den Firmenwagen hatte. Das Bereitstellen von Arbeitsmitteln geht halt im Konzernalltag gerne mal unter. In den vier Monaten zwischen der Vertragsunterschrift und heute musste man schließlich hektisch Umsatzlücken schließen, Meetingrekorde aufstellen, das Großraumbüro umräumen und eine ominöse Selbstbeweihräucherungskonferenz veranstalten. Außerdem, wer weiß schon so genau, wer eigentlich alles für dieses Nokia6310 unterschreiben muss. Ordnung muss schließlich sein.

Morgens hatte ihr neuer Chef Klaus sie vom Empfang abgeholt. Der schüttelte ihre Hand mit obligatorischem Vertriebshändedruck, so dass sich der Abdruck ihres Rings deutlich am Mittelfinger abzeichnete. Klaus‘ Einarbeitungsplan für Anna beinhaltete zumindest die Aufklärung darüber, dass sich bei DesasterCompany alle duzen. Neuen Mitarbeitern die Kantine zeigen und sie dann am Schreibtisch mit drei Lebensmittelzeitungen aussetzen, kam auch noch vor. Also las Anna erstmal Zeitung, fühlte sich irgendwie allein und wunderte sich jetzt zusätzlich auch noch darüber, wie man eigentlich jede Woche so viele Themen aus der Lebensmittelwelt findet und dann damit eine ganze Zeitung vollkriegt.

Klaus war zeitgleich wichtig im Meeting, DGT hieß das. Dahin wollte sie ihr neuer Kollege Mike nach dem Mittagessen auch mitnehmen. Spannend. Besonders, wenn man gar nicht weiß, worum es geht…

Lebensmittel Zeitung vor Einarbeitung

Was könnte Anna in der Zusammenarbeit besser machen?

Sie liest die Zeitung zu Hause und nutzt die Zeit im Büro effektiv: Sie kümmert sich schon mal mit der IT-Abteilung um ihren Laptop, knüpft Kontakte und organisiert sich ein Organigramm und Infos zu ihren neuen Kunden.

Anstatt spöttisch die Organisationsunfähigkeit im neuen Unternehmen zu belächeln, bleibt sie entspannt. Sie weiß, dass sie mit etwas Geduld bald alles zur Verfügung hat, was sie benötigt. Ja, genau, mit Geduld.

Was könnte Klaus in der Zusammenarbeit besser machen?

Er kümmert sich im Vorfeld darum, dass der neue Mitarbeiter alle Arbeitsmittel von Beginn an zur Verfügung hat. Er schafft die organisatorischen Rahmenbedingungen, damit der neue Kollege einen guten Start hat. Klingt einfach und logisch, geht aber im Alltag gern unter, weswegen er die Zeit und Mühe im Vorfeld bewusst investiert.

Er bringt dem Mitarbeiter Wertschätzung entgegen, indem er sich an dessen erstem Arbeitstag Zeit nimmt. Er hat Blumen organisiert, stellt den Mitarbeiter in den angrenzenden Abteilungen vor und geht gemeinsam mit ihm zum Mittagessen. Der Mitarbeiter soll ankommen und sich wohlfühlen. Zu dem Meeting kann Annas Chef auch nächsten Monat wieder gehen. Oder aber er nimmt den neuen Kollegen einfach mit.

Voll daneben ist auch vorbei.

Katharinas neue Chefin Birte hatte schon in der Woche zuvor ihren ersten Tag bei DesasterCompany . Katharina hatte sich übrigens schon öfter gefragt, ob es nicht für alle am Einstellungsprozess beteiligten Abteilungen einfacher wäre, wenn DesasterCompany feste Starttermine wie - jetzt wird’s verrückt - jeden Monatsersten hätte. Vielleicht würde es ja sogar bei der Bereitstellung von Arbeitsmaterialien helfen? Zumindest könnten die Neuen untereinander ihre Errungenschaften je nach Bedarf tauschen. Zum Beispiel „Hey, ich geh ins Meeting und soll Protokoll schreiben. Würdest du mir deinen Laptop leihen? Kannst dafür solange meinen Schreibtischstuhl benutzen!“ So lernt man sich ja auch gleich kennen und kann sich die „You will be so happy in the DesasterCompany world, feel welcome and hugged“-Veranstaltung für neue Mitarbeiter sparen.

Birte konnte mit Vollausstattung ins Rennen gehen. Fast. Laptop, Telefon, Auto – alles da. Im Gegensatz zur neuen Key Accounterin fehlte ihr jedoch ein Schreibtisch. Eigentlich verteilt DesasterCompany Ressourcen ja nach Hierarchie. Dann hätte Birte jedoch im ersten Schritt gleich alles gehabt und die neue Key Accounterin Anna nichts. Weil das gemein ist, ging der Schreibtisch an den Vertrieb zu Anna.

Nachdem Birte am ersten Tag durch die Abteilungen geführt wurde, blieb die Arbeitsplatzsuche.

Bei Katharina ist es eigentlich immer aufgeräumt. Den Grad ihrer Auslastung muss sie nicht durch Zeitungsberge und Materialschlachten auf ihrem Schreibtisch dokumentieren. Eigentlich sieht es sogar aus, als würde sie zwei Drittel ihres Arbeitsplatzes gar nicht benutzen. Fehleinschätzung. Im Großraumbüro verschafft ihr diese freie, vermeintlich ungenutzte Schreibtischplatte etwas Abstand zu den vorbeilaufenden Kollegen. Gut, hat an diesem Tag mal niemanden interessiert, deshalb saßen Katharina und Birte letztendlich zu zweit an einem Schreibtisch.

Mal ganz zurückhaltend formuliert nicht so ideal, aber eine gute Gelegenheit, einander kennenzulernen und die anstehenden Themen zu besprechen. Zum Beispiel das monatliche DGT, bei dem Katharinas Abteilung, das Product Activating Insights Management (intern gern „PAIn“ genannt), eine tragende Rolle inne hat. Katharina führte Birte also durch die Präsentation und weil sie bereits wusste, dass Birte einiges anders machen wollte als bisher, stellte Katharina hier und da die Frage nach ihrer Meinung. Da kann es schon mal irritieren, wenn die prompte Antwort „denk doch einfach mal nach, Katharina“ lautet. Man könnte ja annehmen, dass eine erwachsene Kollegin, die im Übrigen sogar eigene Mitarbeiter führt, möglicherweise schon darüber nachgedacht hatte.

Dass es schwierig werden würde mit Birte, hatten so einige Kollegen schnell vermutet. Birtes Vorgänger glaubte an die Selbstverantwortung seiner Leute. Wann, wie, wo sie ihre Jobs machten, da mischte er sich nicht ein. Hauptsache, die Ergebnisse waren top. In Sachen Klamotten galt das Motto „Einheitslook raus, Individualität rein“. Selbstverständlich wurde jeder geduzt und duzte zurück. Dann kam Birte. Im Kostüm. Und siezte alle. Und sagte einleitend, dass sie schon viele große Ideen für die Neuausrichtung der Abteilung hätte. Da hielt sich der Jubel in Grenzen.

Weil es nicht so aussah, als würde sich Klaus aufopferungsvoll um seine neue Mitarbeiterin kümmern, hätten Anna und Katharina ja eigentlich auch mal zusammen in die Kantine gehen können. Die Arme hatte ja nun wirklich lange genug demonstriert, dass sie total cool damit war, dass ihr Chef sie mehr oder weniger ignorierte. Leider kam bei Katharina allerdings heute die Beraterin aus dem Marktforschungsinstitut vorbei. Janine. Katharina hatte sie gebeten, für das DGT auf Basis der letzten Insights und dem, was DesasterCompany gerade als Strategie ausgelobt hatte, ein paar Neuprodukt- und Aktivierungsvorschläge mitzubringen. Weil sie keinen anderen Termin gefunden hatten, planten sie die Vorbesprechung beim gemeinsamen Mittagessen. Oder, wie der Berater sagen würde, beim Business Lunch. Das Kantinenpersonal konnte sich kaum halten, als Janine zu ihrem stillen Wasser nach einem Salat ohne Dressing fragte. Was für ein Exzess! Auf die Präsentation kamen sie dann auch gar nicht zu sprechen, weil Janine nun zu einem Monolog über low carb (DesasterCompany stellt unter anderem Brot her), Transfette in industriell hergestellten Lebensmitteln (klaaaar, gut, dass dein größter Kunde alles in liebevoller Handarbeit mit taufrischen regionalen Zutaten herstellt und danach weltweit vermarktet) und Disziplinlosigkeit ansetzte. „Übrigens“, sagte Janine zu Katharina, „den harten Joballtag könnte ich mit deinem Lebensstil gar nicht schaffen.“

#diepommesprovokativindiemajotunk

Kritisieren vor Nachfragen Was könnte Katharina in der Zusammenarbeit besser machen?

Da die heutige Berufswelt ständige Veränderung bedeutet, zeigt Katharina sich Neuem gegenüber offen. Dies ist bei ihr keine Modeerscheinung, sondern eine Überzeugung. Es nervt sie, dass ihre Eltern immer sagten: „Aber damals hat das gut funktioniert…“. Deswegen ist sie heute erst einmal neugierig: Sie gibt neuen Vorgesetzen eine Chance, ohne sie gleich zu bewerten. Entsprechend ist sie mit Kritik auch zunächst zurückhaltend.

Was könnte Birte in der Zusammenarbeit besser machen?

Sie weiß, dass Sätze, wie „ich werde hier einiges ändern“ Unruhe und Verwirrung stiften; daher nutzt sie solche Aussagen nicht. In dem Moment, wo Birte Ziele und Maßnahmen umsetzen will, kommuniziert sie diese klar und präzise an das Team. Sie tut dies nicht zwischen Tür und Angel, sondern in einem Rahmen, wie einem Jour Fix oder Teammeeting zum Beispiel, um den Themen die entsprechende Würdigung zu geben.

„Denk doch mal nach“ ist für Birte keine konstruktive Kritik, insbesondere nicht für erfahrene Kollegen. Sie fragt motivierender:

„Was ist dein Vorschlag?“

oder

„Was empfiehlst du?“

Das Kostüm als Symbol für Hierarchie legt sie ab. Anstatt neue Barrieren aufzubauen, führt Birte mit geistiger Flexibilität und Offenheit. Sie braucht keine Verkleidung, weil sie mit Persönlichkeit überzeugt.

Von Schokobrötchen und low carb

Mike ging mit Anna in den großen Besprechungsraum zum DGT, klopfte auf den Tisch und rief in die Runde: „Leute, mal herhören. Das ist Anna. Sie hat heute ihren ersten Tag bei uns im Key Account. Benehmt euch und kümmert euch um sie, wenn ich grad mal keine Zeit habe.“ Oder keine Lust?

Anna fand diese Form der Vorstellung schon ungewöhnlich und fühlte sich genötigt, den zwanzig vor ihr sitzenden Leuten vielleicht doch noch was Aussagekräftiges zu ihrer Person mit auf den Weg zu geben. „Hallo zusammen, wie Mike schon sagte, ich bin Anna und für die Regionen von HistoriaHandel und der Schmackofatz AG zuständig. Ich freue mich schon, euch alle kennenzulernen.“

Das Meeting begann mit der diesjährigen Preiserhöhung. Sie würde kommen, soviel stand fest. Für Anna blieb die Frage, warum sie ihre Kunden gleich beim ersten Treffen mit einer Preiserhöhung für sich begeistern musste. Für Katharina war unklar, wieviel Unterstützung ihre Abteilung liefern sollte. In manchen Jahren macht es einem die Welt da ja ganz leicht eine Preiserhöhung zu argumentieren. Die Zuckerpreise steigen, weil die Containerschiffe nicht in den Hafen von Rio einlaufen können, irgendein Despot behält die Kakao-Ernte für sich, die Gewerkschaft hat 12% mehr für die gewerblichen Mitarbeiter verhandelt. Leider war all das in diesem Jahr nicht eingetreten. Allerdings fand Klaus, dass DesasterCompany aufgrund der eigenen Markenstärke auch einfach mal mit selbstbewusster Miene und stolzgeschwellter Brust in die Jahresgespräche gehen konnte. „Wer unsere Produkte haben will, akzeptiert die neuen Preise. Wer nicht, der soll sehen, wo er bleibt. Punkt.“ Na wenn das mal nicht die beste Preiserhöhung der Welt wird. Katharina blieb jedenfalls vorerst die Erstellung einer Argumentation erspart. Aber hatte Klaus da was Realistisches gesagt? Und konnte er das durchziehen? Fragen über Fragen.

Zur großen Freude der Herren Vertriebler, allen voran Mike, kam jetzt Janine an die Reihe. Man erfreute sich sichtlich an der Aussicht auf Beine und Kostüm. Wo der Boden vom Testosteron schon ganz klebrig ist, braucht man sich auch nicht mehr zu verstellen.

Leider konnte ihr Anblick nicht lange davon ablenken, dass die Präsentation voll war mit Neuprodukten, die höchstens bei einer sehr detailverliebten Obduktion marginale Unterschiede zum bestehenden Sortiment offenbart hätten. Auch die Aktivierungen basierten so stark auf denen der vergangenen Jahre, dass erste Plagiatsvorwürfe aufkamen. Die Idee, einfach mal Externe an das Problem der jährlich wiederkehrenden „Innovationen“ zu lassen (wie wär’s wenn wir statt Rosinen mal Sultaninen an die Flocken tun?), hatte nicht gezündet.

Machte ja nix. Der Apparat ist groß genug, der produziert ja auch eigene Ideen. Auftritt Müsli-Marketing. Eine der ausländischen Gesellschaften hatte eine Studie gemacht und über alle Landesgrenzen hinweg verkündet, dass ein Vollkornmüsli mit Kokoschips genau das ist, was dem Verbraucher zu einem perfekten Frühstück noch fehlt. Gut, das weiß der Verbraucher jetzt noch nicht und die Potentialberechnung basierte außerdem auf einem anderen Markt (sehr viel größer), anderen Gegebenheiten (die essen alles mit Kokos, ALLES) und einem anderen Preisgefüge. Aber sonst sauber hergeleitet. Key Accounter sind ja bekanntlich Produktmanager, Marktforschungsguru und Bedenkenträger in Personalunion – deshalb ließ der Einwurf von Mike nicht lange auf sich warten. Kokos würde ja schon stark polarisieren und er glaube nicht, dass er das gelistet kriegt. Vielleicht mit dem ganz großen Vermarktungs-Paket und natürlich TV. Mindestens. Doch selbst dann soll keiner erwarten, er würde das bei all seinen Kunden durchsetzen können. Die sind nämlich so kompliziert!

Die konzerntypischen Meeting-Verlängerungshilfen wie, Diskussionen in denen jeder was zu sagen hat, Kaffeepausen und den Auftritt vom Großverbraucherservice zu Brotaufstrich in Eimern lassen wir grad mal weg. Gehen wir doch direkt über zum Konfitüren-Marketing.

Konfitüre des kommenden Jahres: Brombeer-Vanille. Basierend auf dem Erfolg der diesjährigen Variante Heidelbeer-Vanille. Einwurf Mike, machtlos gegen das bei Vertrieblern genetisch codierte Bedenkenträgertum: „Das ist natürlich auch wieder extrem langweilig, wir brauchen neue Geschichten für die Kunden. Der Wettbewerb ist da viel stärker als wir. Können wir nicht einfach mal eine Knallersorte bringen? Brombeer-KOKOS vielleicht?“

Und da wundern sich die Krankenkassen über den rapiden Anstieg stressbedingter Erkrankungen.

An diese Stelle passt dann auch folgende Anekdote. Als Katharina bei DesasterCompany anfing, sagte man ihr, dass das DGT unter ihrer Moderation stattfinden würde und sie sicherstellen müsse, dass alle relevanten Themen auf der Agenda sind. So weit, so verständlich. Als Katharina dann aber zum noch besseren Verständnis wissen wollte, wofür DGT denn steht, wurden alle ziemlich ruhig. Sogar Mike. Keiner sprach. Es wusste wirklich niemand mehr, warum das Meeting so heißt. Blieb zu hoffen, dass wenigstens irgendwer wusste, warum es überhaupt stattfand. Das traute sich Katharina allerdings nicht zu fragen. Irgendwie fand sie dann im Laufe der Zeit zumindest heraus, dass DGT wohl im Volksmund nur noch für „Don’t Go There“ steht. Wie passend. Und traurig.

Kurz bevor der Tag und die Resilienz aller Teilnehmer sich dem Ende neigten, war die Brotsparte dran. Brot wird seit der Integration der Mühle in den Konzern als relativ unbehelligte Geschäftseinheit geführt und darf auch den Geschäftsführer aus noch älteren Zeiten behalten. Herr Dorfmüller. Die Mühle und spätere Bäckerei sind schon seit Generationen in den Händen der Familie Dorfmüller und mit gutem Recht lässt Herr Dorfmüller das auch alle Beteiligten regelmäßig spüren. Trotz seiner gelegentlichen unzeitgemäßen Aussagen ist er bei allen beliebt. Außerdem brennt er für sein Lebenswerk, das verdient Respekt. Da er jedoch an diesem Tag mit seinen Unternehmerfreunden beim Jagen war, schickte er seinen Marketingleiter in die Bütt. Beim Blick auf das Sortiment sprechen wir über Renner, Penner, strategisch wichtige Penner und außerdem über Artikel, die vom Vertrieb so niedrig geplant wurden, dass dafür niemand mehr eine einzelne Maschine anschmeißen möchte. In diesem Zusammenhang hieß es Abschied nehmen von den Schokobrötchen. 25 Tonnen. Und tschüss.

Dann die Neuprodukte. Vorgestellt wurde ein „veganes Bio-Pastinake-Heuschrecke-Maniok-low carb Brot mit Grünkohl und Algen“. Da schaute sogar mal Janine von ihrem Blackberry hoch und signalisierte Betroffenheit. Sonst aber keiner. Katharina, für Neuprodukt-Potentiale zuständig, versuchte angestrengt, nicht alles direkt non-verbal zu sagen. „Was glaubt ihr denn, wieviel Tonnen das werden?“ Wirklich verbissen um Neutralität im Gesichtsausdruck bemüht. Vergeblich. Das Konzept war aber auch sehr spitz. Die Prognose des Marketings zollte dem sogar Tribut. 15 Tonnen. „Okeeeee“, sagte Katharina, „ihr könnt euch schon an den Schokobrötchen-Exodus von eben erinnern? Die wären dann ja der Turbo-Absatzbringer im Vergleich zu dem hier.“ „Aber der Chef will’s haben.“ Und so hatten wir dann auch alle Feindbilder des Marketings zusammen: Kalkulation, komplizierte Kunden und visionäre Inhaber: „Es ist leichter, das Brot einfach zu backen, als es Dorfmüller wieder auszureden.“

Trotzdem blieb die Frage offen, wie er denn überhaupt auf diese Rezeptur gekommen war. „Naja, er hat einen unserer Außendienstler beim Schützenfest getroffen und der hat gesagt, dass er und dessen Frau sich das total gut vorstellen können.“ Na dann. Gegen eine gut gemachte, repräsentative Marktforschung kann man natürlich nix einwenden. Das Projekt hat dann zwei Controller und drei Einkäufer verschlissen. Das Brot flog vom Markt, da war der Neu-Aufkleber noch auf der Packung. Der Schuldige war schnell gefunden: Vertrieb.

Theater vor Realität Was könnte Katharina in der Zusammenarbeit besser machen?

Sie wird nicht nur denken oder zynisch anmerken, dass die Herleitung des neuen Produkts hätte fundierter sein können. Im Sinne von „Unternehmer im Unternehmen“, formuliert Katharina ihre berechtigten Zweifel und vor allem bietet sie eine Validierung des Marktpotentials an.

Katharina wird die Präsentation der Agentur vor dem eigentlichen Termin ansehen und sie mit der Beraterin besprechen. Neben der Tatsache, dass die schlechte Performance auch auf sie selbst zurückfallen würde, spart Katharina der Beraterin so vor allem einen peinlichen Moment und den anderen Teilnehmern sehr viel Zeit.

Was könnten Birte und Klaus in der Zusammenarbeit besser machen?

Wenn neue Mitarbeiter zum Team stoßen, stellen sie diese im Meeting ausführlich vor und außerdem erläutern sie auch deren Aufgaben. Birte und Klaus wissen, dass diese Situation für neue Mitarbeiter ohnehin schon aufregend genug ist und unterstützen sie daher mit ihrer Anwesenheit im Besprechungsraum. Sie erklären zudem kurz die Funktionen und Aufgaben des Meetings und bitten die Teilnehmer um eine schnelle Vorstellungsrunde, damit auch der neue Mitarbeiter weiß, mit wem er es eigentlich zu tun hat.

Reden um des Redens willen ist für Birte und Klaus reine Zeitverschwendung. Die beiden geben ihren Mitarbeitern das Gefühl, dass sie alles sagen können und nehmen ihnen gleichzeitig den Druck, Redeanteile sammeln zu müssen. Ihre Mitarbeiter sollen Meetings durch logische und konstruktive Beiträge voranbringen. Sie bewerten ihre Mitarbeiter nach der Qualität, nicht der Quantität der Beiträge.

Ich will PAIn sofort

Anna hatte ihren zweiten Tag. Der begann mit zwei Stunden Meeting mit Klaus. Er erzählte ihr von den Umsatzzielen des Unternehmens, die aus seiner Sicht sowieso nicht zu erreichen waren. Aber das sei eben wie jedes Jahr, das sollte sie nicht schocken. Wir seien ja schließlich im Vertrieb und würden da auch das Unmögliche immer wieder möglich machen.

„Es ist natürlich schon ein bisschen unglücklich, dass dein Vorgänger dich nicht mehr einarbeiten kann. Der ist halt schon seit sechs Wochen weg. Ich weiß auch nicht, wieso diese Firma es nie schafft, früh genug einen Nachfolger zu suchen. Da geht immer so viel Wissen verloren, das nervt mich total. Stell dir vor, letztens war eine Kollegin im Marketing schwanger und dann – das brauche ich dir nicht zu erzählen – ist man ja in absehbarer Zeit auch weg, ne?“

„Und das ist dann noch nicht mal überraschend“, pflichtete Anna ihm bei.

„Genau“, sagte er, „und dann kriegen die das in der Personalabteilung nicht gebacken, rechtzeitig einen Nachfolger zu organisieren. Wenn ich der Marketingleiter gewesen wäre, hätte ich da aber Radau gemacht. Aber gut, lassen wir das jetzt. Du sollst ja in einer positiven Stimmung hier anfangen.“

Anna fand, dass Klaus dann ja eigentlich auch wegen der Stelle, die jetzt in seinem Team sechs Wochen lang nicht besetzt war, Radau hätte machen müssen. Oder?

Klaus überreichte ihr dann noch vier Aktenordner ihres Vorgängers mit allen Kundenunterlagen. Da fragte sie sich tatsächlich, wieso sie in Zeiten des papierlosen Büros immer noch soviel ausdrucken, sortieren und abheften müssen?

Da sagte es Klaus auch schon: „Alle Dokumente findest du aber noch mal auf dem Laufwerk. Wir scannen alle relevanten Schreiben und Bestätigungen auch ein. Die Dateien stehen dann auf Laufwerk B, oder war es D? Weiß‘ ich nicht so genau. Da fragst du am besten den Key Account Support von Mike, der ist den Systemen ganz fit.“

Dann starteten sie die Vorstellungsrunde. Klaus ging mit ihr zu allen Abteilungen, mit denen sie Berührungspunkte haben würde und stellte sie vor. So hatte sie schon mal eine kleine Chance, sich Gesichter zu merken; die Kombination aus Namen und Gesichtern schloss sie von vornherein sowieso aus. Gut im Gedächtnis ist ihr jedoch die Abteilung PAIN geblieben. Auch wenn sie allerdings kurz darauf gar nicht mehr wusste, wofür diese Abkürzung eigentlich steht. Katharina hatte jedoch so beschwingt von ihrer Abteilung erzählt, dass sie sich wenigstens die Abkürzung gemerkt hatte. Mit DGT kannte sie jetzt schon zwei Abkürzungen. Vielleicht gab es ja irgendwo ein Glossar? (Anmerkung der Autorinnen: in diesem Buch gibt es zumindest eins)

Später wühlte sie sich genau 10 Minuten durch die Aktenordner, um festzustellen, dass sie alles wegwerfen würde. Und den weiteren Nachmittag versuchte sie sich aus den Dateien von Laufwerk F – es war am Ende nämlich weder Laufwerk B, noch Laufwerk D – eine eigene Struktur zu basteln.

Am nächsten Tag würde sie dann mit dem Außendienst unterwegs sein, um sich Märkte anzuschauen – das war dann übrigens auch der einzige Part, den ihr Einarbeitungsplan hergab. Da sie ja immer noch kein Auto hatte, würde sie also mit dem Zug fahren. Viereinhalb Stunden mit dem Dienstleistungsprimus, der Deutschen Bahn, und dann auch noch zwei Mal umsteigen. Wegen der Möglichkeit, dass man ja gern mal seinen Anschlusszug verpasst, schlug sie Klaus vor, schon abends loszufahren. „Quatsch“, meinte der, „das wird schon alles reichen.“

Tat es natürlich nicht…

Jammern vor Führen Was könnte Anna in der Zusammenarbeit besser machen?

Sie ist motiviert und hat Lust, sich schnell einzuarbeiten. Sie fragt also nach einem Einarbeitungsplan oder zumindest danach, mit welchen Kollegen sie sich ganz zu Beginn unterhalten soll: Wen muss sie kennenlernen, wer ist für ihre Kunden und ihre Arbeit wichtig? Mit wem wird sie eng zusammenarbeiten?

Wenn der Vorgesetzte nicht auf die Idee kommt, sie in die Vision, Ziele und Strategien des Unternehmens einzuweihen, fragt Anna selbst danach. Sie möchte ihre Rolle in dem großen Konstrukt kennen und verstehen, damit sie ihre Aufgaben mit Sinn erfüllen kann. Dazu fragt sie zudem auch ihren Vorgesetzten, welche Erwartungen er an sie hat.

Was könnte Klaus in der Zusammenarbeit besser machen?

Bevor eine neue Mitarbeiterin an Bord kommt, macht Klaus sich Gedanken über einen Einarbeitungsplan. Idealerweise liegen im Unternehmen auch schon Einarbeitungspläne für die verschiedenen Funktionen vor, die nur noch individuell angepasst werden müssen. Wichtig zu Beginn ist nicht nur eine kleine Vorstellungsrunde, sondern auch, dass die neue Mitarbeiterin Einarbeitungsgespräche mit Kollegen aus der eigenen und aus angrenzenden Abteilungen führt: Was ist deren Funktion, welche Rollen haben sie inne? Welche Schnittstellen gibt es? Für welche Themen sind sie Ansprechpartner? Was brauchen und erwarten sie?