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Wurden Garnelen früher höchstens als interessante Ergänzung zum Fischbesatz gepflegt, so haben sie heute schon viele Aquarianer in ihren Bann gezogen. Beim derzeitigen Boom wird zwar leicht übersehen, dass diese Krebstiere bereits seit Jahrzehnten regelmäßig in Süßwasseraquarien gehalten werden, allerdings waren dies meist Vertreter der größerern Arten, die nicht so leicht in Gefahr gerieten, auf dem Speiseplan der Fische zu landen. Due winzigen Zwerggarnelen, die obendrein noch in Spezialaquarien untergebracht werden, sind eine aktuelle und erfreuliche Erscheinung der Aquaristik. Ihren Ansprüchen entsprechend gepflegt, sind Zwerggarnelen der Gattung Caridina und Neocaridina sehr dankbare Aquarientiere. Art für Art stellen Ihnen die Bücher dieser Reihe die beliebtesten Süßwasser-Aquarienbewohner vor. Jeder Band bietet leicht verständliche Informationen über eine bestimmte Gruppe von Aquarienpfleglingen, erläutert die Biologie und beschreibt die Haltung. Experten mit langjährigen Erfahrungen geben detaillierte, praxisnahe Pflegeanleitungen, und Sie finden alle Informationen, die Sie für eine erfolgreiche Haltung brauchen. Das alles durchgängig farbig, großzügig bebildert und attraktiv gestaltet - Art für Art.
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Seitenzahl: 68
Veröffentlichungsjahr: 2017
DIE GATTUNGEN CARIDINAUND NEOCARIDINA
Michael Wolfinger & Jürgen Schmidt
Bildnachweis
Titelbild:Kardinalsgarnele (oben) und Harlekin-Garnele (unten),
Fotos: M. Wolfinger, M. Reif
Rückseite:Blaue Tiger-Garnele Foto: B. Kahl
Bild Seite 1: Macrobrachium kulsiense Foto: M. Wolfinger
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eISBN: 978-3-86659-373-2
© 2009 Natur und Tier - Verlag GmbH
An der Kleimannbrücke 39/41
48157 Münster
www.ms-verlag.de
Geschäftsführung: Matthias Schmidt
Lektorat: Kriton Kunz
Layout: Ludger Hogeback - hohe birken
Vorwort
Beschreibung und Merkmale
Verbreitung und Lebensraum
Das Zwerggarnelenaquarium
Technik und Zubehör
Futter
Eingewöhnung
Vergesellschaftung
Vermehrung
Fortpflanzungstypen
Krankheiten
Innere Infektionen
Äußere Infektionen
Infektionen der Organe
Septikämie (Blutvergiftung)
Behandlungsmöglichkeiten
Weitere wichtige Krankheiten
Artenteil
Gattung Caridina
Gattung Desmocaris
Gattung Neocaridina
Rote Nashorngarnele (Caridina gracilirostris)Foto: J. Schmidt
Wurden Garnelen früher höchstens als interessante Ergänzung zum Fischbesatz gepflegt, so haben sie heute schon viele Aquarianer in ihren Bann gezogen. Beim derzeitigen Boom wird zwar leicht übersehen, dass diese Krebstiere bereits seit Jahrzehnten regelmäßig in Süßwasseraquarien gehalten werden, allerdings waren dies meist Vertreter größerer Arten, die nicht so leicht in Gefahr gerieten, auf dem Speiseplan der Fische zu landen. Die winzigen Zwerggarnelen, die obendrein noch in Spezialaquarien untergebracht werden, sind eine aktuelle und erfreuliche Erscheinung der Aquaristik. Ihren Ansprüchen entsprechend gepflegt, sind Zwerggarnelen der Gattungen Caridina und Neocaridina sehr dankbare Aquarientiere.
Ursprung dieses Trends war vor allem die Tatsache, dass die Tierchen mit großem Eifer Algen von den Wasserpflanzen und der Dekoration abweiden. Spätestens seitdem sich diese Tatsache herumgesprochen hat, steht der zunehmenden Verbreitung der faszinierenden Zwerggarnelen in unseren Aquarien nichts mehr im Wege.
Aquarianer zählen übrigens auch jene Arten zu den Süßwassergarnelen, die als Jugendstadien im Meer oder Brackwasser leben. Später wandern sie beispielsweise die Flüsse aufwärts, wo sie sich dauerhaft aufhalten und auch fortpflanzen. Die Larven gelangen dann mit der Strömung zurück, und der Lebenskreislauf schließt sich.
Viele Neuimporte prächtiger Zwerggarnelen bereichern die Aquaristik ständig, und sicherlich wird die Zukunft noch viele Überraschungen bereithalten. Hoffen wir auf weitere neu und wiederentdeckte Zwerggarnelen aus aller Welt!
Michael Wolfinger & Jürgen SchmidtNürnberg & Ruhmannsfelden,im Herbst 2009
Tigergarnele (Caridina sp. „Tiger“)Foto: J. Schmidt
Garnelen und somit auch die Zwerggarnelen der Gattungen Caridina und Neocaridina gehören zum Unterstamm der Krebstiere (Crustacea; Stamm: Arthropoda, Gliederfüßer) und hier wiederum zur Ordnung der Zehnfußkrebse (Decapoda) – zumindest die aquaristisch relevanten Arten.
Wussten Sie schon?
Mit dem Begriff Garnelen werden unterschiedliche Gruppen bodenbewohnender oder frei schwimmender Krebstiere zusammengefasst, die keine natürliche Abstammungsgemeinschaft bilden. Garnelen sind sowohl als Räuber wie auch als Beutetiere wichtige ökologische Schlüsselgruppen.
Kennzeichnend für Garnelen, die allerdings keine natürliche Abstammungsgemeinschaft bilden, ist beispielsweise, dass die Schwimmbeinpaare am Hinterleib zurückgebildet sind.
Der Körper der Garnelen lässt sich in Kopfbereich (Cephalon), Vorderleib (Thorax) und Hinterleib (Pleon oder Abdomen) unterteilen. Die einzelnen Körperabschnitte sowie deren Segmente sind äußerlich durch eine elastische Membran verbunden. Der Vorderleib besteht aus mehreren miteinander verschmolzenen Segmenten.
Das Außenskelett dieser Wirbellosen besteht aus Chitin. Die ausschließlich das Wasser bewohnenden Zwerggarnelen atmen mit Hilfe von Kiemen. Alle Krebsverwandten zeichnen sich durch ihr Gleichgewichtsorgan aus, die Statozyste, eine mit Flüssigkeit gefüllte Blase, in der ein Kalk- oder Sandkorn liegt, der Statolith. Bei Bewegungen berührt das Körnchen Sinneshärchen an seiner Hülle und reizt sie. Der Reiz wird an das Nervensystem weitergeleitet, ermöglicht auf diese Weise die Feststellung der Schwerkraftrichtung und somit die Orientierung im Raum. Auf diese Weise ist auch die Ermittlung der eingenommenen Position möglich. Die Statolithen werden jeweils nach den Häutungen ersetzt.
Garnelen besitzen drei unterschiedliche Beinarten. Am Hinterleib befinden sich fünf Schwimmbeinpaare, die überwiegend zum Schwimmen eingesetzt werden, wie es ihr Name schon impliziert. Diese Beine können sehr schnell bewegt werden, um einen ausreichenden Antrieb zu gewährleisten. An der Brust sitzen drei Schreitbeinpaare, die zur Fortbewegung am Boden oder zum Klettern dienen. Zwei weitere, umgestaltete Beinpaare unterhalb des Kopfs werden vorwiegend als Fresswerkzeuge genutzt.
Die Garnelen werden einer bestimmten systematischen Auffassung zufolge in zwei Großgruppen unterteilt, sogenannte Unterordnungen, die Geißelgarnelen (Penaeoidea) und die Eigentlichen Garnelen (Caridinea) – hierher gehören mit immerhin gut 3.000 Arten die meisten Süßwassergarnelen. Aquaristisch bekannt sind vor allem unsere Zwerggarnelen der Gattungen Caridina und Neocaridina sowie die Fächergarnelen der Gattung Atya aus der Familie Atyidae. Die recht große Gattung Caridina enthält bisher über 260 Arten, die Gattung Neocaridina gerade einmal 20.
Sumatra-Color-Garnele (Caridina brevicarpalis)Foto: J. Schmidt
Die Red-cherry-Garnele ist eine Zuchtform von Neocaridina heteropoda.Foto: M. Wolfinger
Die Großarmgarnele Macrobrachium sp. „white claw“ ist eine von Aqua-Tropica Nürnberg erst kürzlich neu eingeführte Art.Foto: Aqua-Tropica
Die Felsengarnelen gehören mit rund neun Gattungen und ca. 230 Arten zur Familie Palaemonidae. Allein 180 Arten davon entfallen auf die Großarmgarnelen der Gattung Macrobrachium. Ein wesentliches Merkmal der Großarmgarnelen im Gegensatz zu den Caridina- und Neocaridina-Arten sind ihre langen, dünnen Scherenbeine. Macrobrachien werden meist auch deutlich größer als Zwerggarnelen. Letztere zeichnen sich durch ihre winzig kleinen Scheren aus, die bei den meisten völlig harmlos sind. Mit ihrer Hilfe grasen sie unermüdlich Algen und andere Mikroorganismen von Pflanzen und Gegenständen, ja sogar von Artgenossen ab. Die Unterscheidung von Caridina und Neocaridina mit bloßem Auge ist wesentlich schwieriger. Ursprünglich – und leider falsch – wurde gelegentlich behauptet, dass jene Zwerggarnelen mit großen Eiern, deren Larven gleich nach dem Entlassen zum Bodenleben übergehen, zu Neocaridina gehörten, während jene mit winzigen, stecknadelkopfgroßen Eiern Caridina seien. Zudem bringe Neocaridina auch fertig entwickelte Jungtiere zur Welt, während alle Caridina zum primitiven Fortpflanzungstyp gehörten. Diese Aussagen lassen sich so aber nicht aufrechterhalten. Da sich die Gattungen äußerlich nur schwierig differenzieren lassen, sind ein gutes Mikroskop oder besser eine gute Stereolupe sowie Kenntnisse der speziellen Garnelenanatomie nötig.
Atyopsis moluccensis wird ca. 8–10 cm groß und gehört zu den Fächergarnelen.Foto: M. Wolfinger
Die Crystal-red-Garnele ist eine Zuchtform der Bienengarnele und kommt nicht in der Natur vor.Foto: B. Kahl
Männliche Neocaridina besitzen meist ein rundliches Endopod an den ersten Schwimmbeinen, den Pleopoden. Endopoden sind Körperanhänge an den Gliedmaßen, die als Begattungsorgan fungieren und artspezifisch sind. Weiterhin zeigen viele Neocaridina einen winzigen Dorn, den Pterygostominalwinkel, an der Vorderseite des Rükkenpanzers. Ein weiteres wichtiges Unterscheidungsmerkmal sind Anhänge der Mundwerkzeuge (Maxillipeden).
Fernandos Rückenstrichgarnele (Caridina fernandoi) ist eine von über 260 Arten ihrer Gattung.Foto: M. Wolfinger
Foto: J. Kühne
Süßwassergarnelen sind weltweit verbreitet. Die Zwerggarnelen stammen zwar vor allem aus Asien, es gibt jedoch auch in Europa, Afrika und Amerika sehr ähnliche Formen. Lediglich in Australien und den Polarregionen fehlen sie ganz.
Die meisten Zwerggarnelen bewohnen Pflanzendickichte in langsam fließenden Gewässern. Auch von ihnen besiedelte Seen verfügen über Zu- und Abfluss. Zwerggarnelen leben in größeren Gruppen, auch wenn direkte soziale Kontakte selten sind.
Die Caridina- und Neocaridina-Arten sind im Süß- und Brackwasser im gesamten asiatischen Raum, sowohl auf dem Festland als auch auf den größeren Inseln wie Sri Lanka oder Japan, sowie auf den zahlreichen indonesischen Inseln in Flüssen verbreitet, außerdem im Pazifikraum. Die bekannteste Art unter ihnen, die Amano- oder Yamatonuma-Garnele (Caridina multidentata, früher C. japonica genannt) wurde in Japan und auf verschiedenen Nachbarinseln entdeckt. Dort ist sie vor allem in küstennahen Flüssen beheimatet, die in den Pazifik münden. Vor ein paar Jahren wurde sie auch in Gewässern im östlichen Teil Japans nachgewiesen. Diese Garnele lebt bevorzugt im Ober- und Mittellauf der Flüsse. Ihre Larven dagegen benötigen Brackwasser, um heranwachsen zu können.
Caridina cf. cantonensis, die Bienengarnele, ist beispielsweise in Hongkong weit verbreitet. Sie lebt dort in Bächen, deren Grund mit großen Steinen bedeckt ist, zwischen denen sich Sand und Kiesbereiche befinden. Man trifft die Tiere dort in schattigen Bereichen mit einem pH-Wert um 6, vor allem dort, wo sich Falllaub und Geäst gesammelt haben.
Caridina fernandoi