Zwischen den Welten - Mirjam Wiesemann - E-Book

Zwischen den Welten E-Book

Mirjam Wiesemann

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Beschreibung

Schriftsteller Alexander, der nach der Trennung von seiner Frau vorübergehend in einem kleinen Hotelzimmer lebte, wo er seine Geschichten schrieb, ist nun in eine kleine Wohnung gezogen. Dort stapeln sich eine Unmenge von Kartons mit Inhalten seines bisherigen Lebens. Doch er ist nicht in der Lage, sie zu öffnen und zu sortieren. Eine bleierne Müdigkeit überfällt ihn, sobald er in deren Nähe kommt, und es ist ihm unmöglich, diese zu überwinden. Plötzlich taucht ein Mann in einem schwarzen Anzug aus einer der Kisten auf! Alexander ist außer sich. Droht er, verrückt zu werden? Wer ist der Fremde? Wieso sucht er Alexander heim? Wieder eine Figur, die sich in seine Geschichten einschleichen will? Schnell muss der Schriftsteller feststellen, dass der unheimliche Fremde ihn mehr und mehr bedrängt.

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Table of Contents

Title Page

Impressum

Zwischen den Welten

Die Autorin

 

Mirjam Wiesemann

 

Zwischen den Welten

Der Namenlose

 

Zweiter Teil der Trilogie rund um das Leben des Schriftstellers Alexander

 

 

PhantastikNovelle

Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Copyright © 2024 dieser Ausgabe by Ashera Verlag

Ashera Verlag GbR

Hochwaldstr. 38

51580 Reichshof

[email protected]

www.ashera-verlag.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.

Covergrafik: pixabay

Innengrafiken: pixabay

Coverlayout: Atelier Bonzai

Redaktion: Alisha Bionda

Lektorat & Satz: TTT

Vermittelt über die Agentur Ashera

(www.agentur-ashera.net)

 

Zwischen den Welten

 

Ein blaues, nervös blinkendes Licht. Das Geheul einer Sirene. Alexander öffnete die Augen einen Spaltbreit. Sein Nacken schmerzte. Der Schriftsteller war vor Erschöpfung auf einem nach Staub und Feuchtigkeit riechenden Teppich zwischen seinen Kisten eingeschlafen. Sie schienen näher an ihn herangerückt zu sein. Eine optische Täuschung, die vermutlich dem Zwielicht des Morgengrauens zu verdanken war. Er blieb reglos liegen und durchstreifte den Raum mit seinen Blicken. Die kahlen Wände. Die hohe Decke. Die billige Stuckleiste aus Styropor, die Wertigkeit suggerieren sollte, ihm jedoch das Gegenteil vermittelte. Die Hände des Schriftstellers waren eiskalt, beinahe taub vor Kälte. Der modrige Geruch des Teppichs erinnerte ihn an seine Kindheit. Warum? Für Millisekunden wehte ein vergilbter Vorhang an seinem inneren Auge vorüber. Alexander hatte noch kurz den Blick auf ein geöffnetes Fenster erhaschen können, auf eine winkende Hand, die ins Bild ragte, deren Anblick im selben Augenblick ein Gefühl tiefer Trauer und schmerzlichen Verlustes hinterließ.

Dann war der Spuk vorüber. Eine ihm vertraute Stimme schien im Nachhall zu erklingen, während er weiter seine Umgebung mit Blicken abtastete. Den kleinen, rechteckigen Raum, wie ein Sarg aus weißem Beton. Seltsamerweise fühlte er sich genau richtig, dort, wo er war.

Wieder einmal in einem Zustand zwischen Ende und Neubeginn. Wie viele Tode einen im Laufe eines einzigen Lebens ereilen konnten. Nein, vor dem Tod hatte er keine Angst. Im Gegenteil, er sehnte sich nach Ruhe. Einer tiefen, endgültigen Ruhe. Doch sein Geist konnte nicht anders, als Bilder, Gedanken und Ideen zu produzieren, die sich im besten Fall zu neuen Geschichten zusammensetzten und im schlimmsten Fall ziellos in seinem Inneren umherstreunten und ihm schlaflose Nächte bescherten. Im Grunde mochte er das unwillkürliche Auftauchen und Verschwinden der Erscheinungen. Den freien Flug und Fall der Bilder und Gedanken, das Spiel der Erscheinungen und Illusionen. Doch in der jüngsten Vergangenheit gesellten sich immer wieder Sequenzen seines vergangenen Lebens hinzu, die seinen Schreibprozess störten. Sein altes Zuhause zog in abstrakten Bildern an ihm vorüber. Seine Frau, seine Kinder. Der Hund. Die Räume. Sie alle waren fester Bestandteil seiner Erinnerung, doch sehr weit fort, so weit, dass er sich fragte, ob sie jemals real gewesen waren, oder lediglich Fotos eines alten Familienalbums entsprangen. Wie vergilbte Abbilder einer verstorbenen Generation, der er niemals angehört hatte.

Das Hotel, in dem er sich einige Wochen lang aufgehalten hatte, bevor er nun in dieser Bleibe gelandet war, erschien ihm dagegen greifbarer, lebendiger. Dort hatte er den neuesten Band seines Mehrteilers mit Rita und Herbert, seinen beiden Hauptfiguren, geschrieben. Sie hatten Zuwachs erhalten durch die Namenlose und Oda, eine große Liebe in zwei Erscheinungen, die ihn unerwartet heimgesucht und seine ihm langweilig gewordenen Protagonisten aufgemischt hatten. Sein Werk war mit Befremden, Verwirrung und Ablehnung von vielen seiner treuen Leser aufgenommen worden. Was hatte er anderes erwartet? Manche hatten es ihm übelgenommen, dass er sie mit unerwarteten Inhalten überrascht und offensichtlich auch überfordert hatte. Er hatte geglaubt, den kritischen Reaktionen mit stoischer, ja, herablassender Gleichgültigkeit begegnen zu können, was jedoch nicht der Fall war. Im Gegenteil, seit der Niederlage hatte der erfolgsverwöhnte Schriftsteller keinen vernünftigen Satz mehr zustande gebracht. Er kannte es, gelangweilt zu sein von seinen eigenen Schöpfungen, getrieben von den Erwartungen der Leser und der Verlage, angeödet von seinen abgenutzten Figuren und immergleichen Geschichten. Aber er kannte es nicht, die Sprache zu verlieren. Nun war ihm genau dies passiert. Er fand keine Worte mehr. Sein persönlicher Stil war ihm abhandengekommen. Nicht nur das, es fiel ihm schwer, die einfachsten Sachverhalte zu formulieren, geschweige denn, komplexere Situationen und Empfindungen wortgewandt zu schildern. Er hätte es nicht einmal mehr fertiggebracht, eine gut formulierte Gebrauchsanweisung für ein Küchengerät zu erstellen oder eine Geburtstagskarte zu schreiben. Und die nächste Deadline rückte bedrohlich näher. Er war noch längst nicht so weit. Ihm war von Seiten des Verlags auferlegt worden, wieder zum alten Schema zurückzukehren. Wie lange würde er dem Druck noch standhalten können? Wie lange schrieb er nun schon das, was von ihm erwartet wurde? Er fühlte sich wie ein Musiker, der immer davon geträumt hatte, Jazzsänger zu werden, jedoch als Schlagerstar Erfolge feierte. Nun war er einmal aus dem Raster ausgeschert, und schon wurde das Ergebnis geahndet. Dabei war die Veränderung seines Schreibmusters durch die Namenlose und Oda nur der Anfang gewesen. Eine viel tiefere Sehnsucht nach etwas anderem, das er noch nicht zu fassen wusste, aber in einem hinteren Winkel seines Bewusstseins erahnte, brodelte in ihm. Wie gerne würde er eine Zäsur machen.

---ENDE DER LESEPROBE---