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Das eigentliche Gespräch findet zwischen den Zeilen statt, die eigentliche Geschichte zwischen den Worten und das eigentliche Leben zwischen den Welten. (Die Namenlose) Unfassbar! Da ist sie gerade erst in seiner Geschichte erschienen und schon serviert ihr Schöpfer, der Schriftsteller Alexander, sie einfach wieder ab. Nicht einmal einen Namen hatte er ihr gegeben. Er lässt sie von der Treppe stürzen und auf direktem Weg aus seinem Buch verschwinden. Die Namenlose irrt orientierungslos Zwischen den Seiten umher und sucht nach ihrem Platz. Wenn sie ihn nicht findet, wird sie sterben. Mit allen Mitteln versucht sie, den Autor auf sich aufmerksam zu machen. Ohne Erfolg. Da taucht eine geheimnisvolle Frau in seinem realen Leben auf, die alles verändert.
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Title Page
Impressum
Für Tara
Zwischen den Seiten
Mit Dank an meine Entdeckerin und Mentorin Alisha und meine Wegbegleiterin Sylvia.
Die Autorin
Mirjam Wiesemann
Die Namenlose
Phantastiknovelle
Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.
Copyright © 2022 dieser Ausgabe by Ashera Verlag
Ashera Verlag GbR
Haupstr. 9
55592 Desloch
www.ashera-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertungen – auch auszugsweise – nur mit Genehmigung des Verlags.
Covergrafik: pixabay
Innengrafiken: pixabay
Szenentrenner: pixabay
Coverlayout: Annika Dick
Redaktion: Alisha Bionda
Lektorat & Satz: TTT
Vermittelt über die Agentur Ashera
(www.agentur-ashera.net)
Für Tara
Vertane Zeit.
Wieder eine überflüssige Seite, die gestrichen werden musste. Alexander verzweifelte an sich selbst. Aus der Luft gegriffene Fantasien, die ihn ereilten und denen er eine Bedeutung für seine Geschichte beizumessen versuchte, boykottierten seine Anstrengung, Zeichen zu generieren. Er sollte sich auf den Hauptstrang der Erzählung konzentrieren, war aber nicht dazu in der Lage. Alles lenkte ihn ab, selbst die Stille. Die sportlichen zwanzigtausend Zeichen pro Tag, die einem Umfang von circa dreitausend Wörtern entsprachen, zweihundertsiebzig Zeilen und sechs Seiten, hatte er auf zehntausend und zuletzt auf fünftausend Zeichen pro Tag reduziert. Selbst die waren an jenem Tag noch längst nicht geschrieben. Er saß an dem Hotelschreibtisch aus abgewetztem Massivholz, dessen Oberfläche seine jahrzehntealte Geschichte durch Einkerbungen, Kaffeeränder, Kritzeleien und Flecken verschiedenster Herkunft dokumentierte. Der große Poet fügte den Gebrauchsspuren, ohne sich dessen bewusst zu sein, noch weitere mit der Spitze seines Kugelschreibers hinzu, den er angespannt und mit Nachdruck wieder und wieder an verschiedenen Stellen ins Holz bohrte, bis eine kleine, Kraterlandschaft entstanden war. Seine Gedanken irrten ziellos umher. Wenn die Kinder jetzt da wären, würden sie sich unter dem Schreibtisch verstecken, die Wände mit seiner kostbaren Tinte bespritzen, die Filzpantoffeln von seinen Füßen ziehen und sie zusammenbinden. Die Gedanken an seine Familie – seine ehemalige Familie – lenkten ihn vom Schreiben ab.
Das Bild seiner Frau tauchte auf. Es war einfach da, ohne dass es ihn die geringste Anstrengung gekostet hätte. Im Gegenteil, es drängte sich regelrecht auf. Nicht nur das Bild, auch das Gefühl, das ihn durchflutete, wenn sie ihn ansah. Seine Figuren hingegen, die blassen Protagonisten seines neuesten Romans, musste er regelrecht herbeizwingen. Sie blieben schemenhaft.
Er hatte seine Geschichte nicht im Griff. Nicht die seines Lebens und auch nicht die von Herbert und Rita. Alexander fühlte sich wie ein Hochstapler. War zum Schreiberling verkommen. Seine Erzählungen sagten ihm nichts mehr. Die Reisen durch seine Geschichten waren eintönig geworden, wie die täglichen Fahrten eines Pendlers zwischen zwei Orten. Es gab kaum noch Überraschungen auf dem Weg.