Zwischen Himmel und Erde - Roland Richter - E-Book

Zwischen Himmel und Erde E-Book

Richter Roland

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Beschreibung

Es gibt zahlreiche Gartenbücher auf dem Markt – also warum noch eins? Dieses eBook lädt Sie zu einer interaktiven Reise ein und zeigt Ihnen, wie Sie Ihre eigene grüne Oase gestalten können, ohne komplizierte Anleitungen oder aufwendige Baupläne. Im ersten Teil begleiten Sie mich auf meinem Weg vom leidenschaftlichen Gärtner zum kreativen Gestalter, der die Schönheit der Natur neu interpretiert. Lassen Sie sich inspirieren, eigene Wege der Naturverbundenheit zu entdecken. Im zweiten Teil finden Sie praxisnahe Tipps und tiefere Einblicke, die durch zahlreiche interaktive Links zu weiterführenden Beiträgen und Artikeln ergänzt werden. Diese Verlinkungen ermöglichen es Ihnen, noch tiefer in die Themen einzutauchen und individuelle Ideen direkt umzusetzen. Tauchen Sie ein und erleben Sie, wie mühelos und vielseitig Gartenpflege sein kann!

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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Roland Richter

Zwischen Himmel und Erde



Gärtnerwissen:

Die Kunst des pflegeleichten Gartens



©2024 Roland Richter

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk - einschließlich aller seiner Inhalte - ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronische Systeme.

Für jene, die die Gartenpflege nicht als ständige Last, sondern als harmonisches Zusammenspiel mit der Natur erleben möchten, ist dieses Buch ein Wegweiser zur natürlichen Schönheit im Garten.



PROLOG In meiner Kindheit prägte die kleine Gärtnerei, in der ich aufwuchs, mein Leben mit ihrem geschäftigen Treiben. Trotz der beanspruchenden Arbeit in der Gärtnerei entfaltete sich meine Fantasie in den scheinbar alltäglichen Handlungen. Während andere Kinder spielten, flüchtete ich in faszinierende Welten, inspiriert durch das Fernsehen oder zwischen den Seiten eines Buches und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Nach meiner Ausbildung zum Landschaftsgärtner folgte ich zunächst den überlieferten Methoden, die mir vermittelt wurden. Doch das unschuldige Staunen meiner Kindheit und die Erfahrungen aus der Gärtnerei blieben tief in mir verankert. Mit der Zeit begann ich, diese traditionellen Gestaltungsprinzipien zu hinterfragen.

Durch scharfsinnige Beobachtung und dem Lernen von der Natur heraus entstand eine neue Sichtweise auf die Gartenkunst. Mir wurde bewusst, dass ein naturverbundener Garten nicht nur eine Quelle der Ruhe und Schönheit ist, sondern auch eine unerlässliche Rolle im Schutz unserer Umwelt spielt. "Fantasie ist wichtiger als Wissen." Dieses Zitat von Einstein bekräftigt meinen Weg des Umdenkens und zeigt wie wichtig es ist, Mut zur Fantasie, sowie Kreativität zu haben, um neue Wege zu beschreiten und gleichzeitig die Welt um uns herum zu verstehen. Obwohl mich mein Weg zeitweilig davon abbrachte, blieb die Faszination und die Liebe zur Natur stets in meiner Brust. Letztendlich führte mich mein Pfad zurück zu den Ursprüngen, tief verwurzelt in der Kunst des Gärtnerns. Hier fand ich Wege Gärten zu gestalten, die wenig Aufwand erfordern und gleichzeitig die Vielfalt der Natur fördern. Dieses Buch zielt darauf ab, die Sehnsucht nach naturverbundenem Gärtnern zu wecken. Es soll verdeutlichen, warum ich dieses Konzept des Gärtnerns empfehle, ohne auf Bilder zurückzugreifen, denn jeder Garten ist einzigartig und es gibt zahlreiche Werke zu jedem Thema.

In diesem Gartenbuch findest Du Tipps und Ratschläge, die sich in der Praxis bewährt haben. Auch wenn manchmal emotionale Aspekte zum Vorschein kommen, bin ich ein rationaler Mensch, der Wert auf Ergebnisse legt. Für mich ist es entscheidend, ob etwas tatsächlich funktioniert. Meine Beobachtungen und Erfahrungen im gärtnerischen Bereich haben mich zu der Überzeugung geführt, dass die vorgestellten Methoden effektiv sind. Das Buch ist in zwei Hälften geteilt: Zunächst teile ich meine persönliche Geschichte, gefolgt von einem praktischen Teil, der dir helfen soll deinen einen eigenen Garten zu gestalten.

Möge dieses Buch dir die Lust auf naturverbundenes Gärtnern vermitteln und Sie darin bestärken, weshalb ich diese Art des Gärtnerns von Herzen empfehle.

Über den Autor

Roland Richter, geboren 1966 in der ehemaligen DDR, ist ein Künstler und Autor mit einer tiefen Verbundenheit zur Natur. Nachdem er seine Ausbildung zum Gärtnermeister absolvierte, entschloss er sich seine Liebe zur Natur mit seiner künstlerischen Ader zu verbinden.

Mit einem einzigartigen Blick auf die Welt und einem unerschütterlichen Engagement für sein Handwerk, vermag Roland Richter seine Leserinnen und Leser zu berühren und zum Nachdenken anzuregen. Sein Schreiben ist ein Spiegel seiner persönlichen Erfahrungen und Beobachtungen, das inspirierende Geschichten hervorbringt.

Inhaltsverzeichnis:

Der verborgene Baum

Zeit

In der Ruhe

Aufbruch

Neue Wege: Mut zum Wandel

Geduld

Beobachten

Der Garten als Mediation oder doch nicht?

Das Leben lässt sich nicht immer planen

Neue Wege

Wegegabelungen

Am Scheideweg

Das zarte Wunder der Natur

Die richtigen Fragen stellen

Ein Gärtner Herz

Gärtnern im Einklang mit der Natur

Zweiter Teil

Einleitung

Drei Wege, einen Garten oder Grünfläche zu gestalten und zu pflegen

Die Planung eines Gartens beginnt in deiner Vorstellung.

Räume gestalten

Die Bereiche einteilen

Wasser im Garten

Wege und Plätze

Einrichtung des Gartens

Bäume

Sträucher

Auszeit

Wechsel der Perspektive

Kompost

Die Möglichkeiten einen pflegeleichten ökologischen Garten zu gestalten

Blühwiese

Gestaltung einer Blühwiese

Wiesenbeet

Wildstaudenbeet

Staudenbeet

Kiesgarten

Steingarten

Nutzgarten

Pflege des Gartens

Die gute alte Hacke

Ein Schritt weiter

Gärten sind keine Inseln

Der Garten des Seins – Eine Einladung zur Selbstreflexion

Ausblick

Teil 1

Der verborgene Baum

An einem nebligen Morgen erwachte ich mit einem seltsamen Gefühl. Die vertrauten Geräusche der Gärtnerei klangen heute anders, fast wie ein fernes Flüstern. Obwohl ich den alten Baum im hintersten Winkel der Gärtnerei schon immer gekannt hatte, schien er heute etwas Magisches an sich zu haben, das mir bisher verborgen geblieben war.

Mein Bewusstsein erwachte aus einer langjährigen Trance. Plötzlich sah ich die Welt um mich herum mit neuen Augen. Die alten Pfade, die mich sonst wenig interessierten, schienen nun voller Geheimnisse zu sein. Nach der Schule, als ich wie immer den Schulranzen ablegte, fühlte ich mich unwiderstehlich zu dem Baum hingezogen, der mich heute zu rufen schien.

Der Baum stand da majestätisch und alt, seine knorrige Rinde mit Moos überzogen und seine Äste wie Arme in den Himmel gestreckt. Das Licht, das durch das dichte Blätterdach fiel, hatte einen goldenen Schimmer, als würde der Baum selbst leuchten. Ich trat näher und spürte eine Wärme, die mich durchdrang. Eine Wärme, die ich seit langem vermisst hatte.

Obwohl der Baum schon immer dort gestanden hatte, erkannte ich nun seine wahre Natur. Ich sah, wie die Blätter im Wind flüsterten, als würden sie mir Geschichten erzählen. Einige Blätter schienen im Licht zu glühen, andere bewegten sich sanft, als würden sie atmen. Der Baum lebte auf eine Weise, die ich nie zuvor wahrgenommen hatte. Mein Vater, ein strenger Mann, regierte die Gärtnerei mit eiserner Hand. Für Gefühle oder Zuneigung war in seiner Welt kein Platz. Der einzige Wert, den er kannte, war die Arbeit. Ich spürte die emotionale Kälte meines Vaters wie einen eisigen Wind, der durch die Gärtnerei wehte. Jeder Tag war ein Kampf gegen die Unnachgiebigkeit dieses Mannes, der in meinen Augen wie ein strenger Monarch über das kleine Reich der Gärtnerei herrschte. Doch hier, unter dem alten Baum, fand ich eine Zuflucht. In den verborgenen Augenblicken, wenn mein Vater nicht hinsah, vertiefte ich mich in kleine Hefte oder verlor mich im Anblick der vorbeiziehenden Wolken. Diese heimlichen Eskapaden waren meine Rettung, meine Flucht in eine Welt, die mir Wärme und Freiheit versprach – Dinge, die ich in der Gegenwart meines Vaters vermisste.

Ironischerweise bin ich meinem Vater heute dankbar, denn diese heimlichen Ausflüge prägten mein Vorstellungsvermögen. Unter dem alten Baum in stiller Abgeschiedenheit begann meine wahre Reise – eine Reise, die mich zu einem Gärtner werden ließ, der die Welt mit einer einzigartigen Perspektive betrachtet, fernab von gängigen Gärtneransichten.

Doch dies alles sollte erst viele Jahre später zum Tragen kommen. Ich verließ mein Dorf, um eine Ausbildung zum Obstbauern anzufangen.

Zeit

Ich war ein junger Mann geworden, der oft über die Mysterien der Zeit nachdachte. In den Tiefen der Mystik und des Unfassbaren fand ich ein faszinierendes Konzept - die Zeit. Ein immaterielles Gefüge, das alles umspannt und dennoch so schwer zu begreifen ist. Die Zeit, die unaufhörlich voranschreitet und uns gleichzeitig formt und verändert, bleibt ein Rätsel, das sich dem menschlichen Verstand entzieht

Für mich war die Zeit mehr als nur eine Abfolge von Ereignissen. Sie war ein unsichtbarer Fluss, der unaufhaltsam vorwärts strömt, seine Schleier der Vergangenheit schwer über die Gegenwart legt und die Zukunft ungewiss erscheinen lässt. War die Zeit nur eine Illusion, erschaffen von unseren Geistern, um Ordnung in das Chaos des Lebens zu bringen? Oder barg sie ein unendliches Universum an Möglichkeiten, das sich ständig vor unseren Augen entfaltet?

Ich fand mich oft in Gedanken vertieft, während ich über die alten Weisen und Mystiker nachdachte, die sich an der Grenze der Zeit gewagt hatten. Die Zeit, die es braucht, aus einem Samen einen Baum zu machen, der irgendwann Früchte trägt, spiegelt sich auch im Leben eines Menschen wider. Diese Analogie zwischen dem Wachsen einer Pflanze und dem menschlichen Leben ist tiefgreifend und bedeutungsvoll. Ich betrachtete mein eigenes Leben oft in aus dieser Perspektive. Es half mir. Ich sah, wie Geduld und Pflege notwendig waren, um aus den Samen meiner Träume und Ambitionen etwas Starkes und Fruchtbares entstehen zu lassen. Wie bei einem Baum brauchte es Zeit, um Wurzeln zu schlagen, zu wachsen und sich zu entwickeln.

Ich erkannte, dass jeder Schritt meines Lebens eine Phase darstellte, die durch Geduld, Ausdauer und richtige Pflege geprägt war. Wie ein Baum, der über die Jahre hinweg wächst und reift, so entwickelte auch ich mich stetig weiter, lernte aus Erfahrungen und formte meine Zukunft.

Für mich war die Zeit nicht nur ein linearer Fortschritt, sondern auch eine Reise des persönlichen Wachstums und der inneren Entfaltung. Ich verstand, dass das Erreichen von Früchten im Leben ebenso wie bei einem Baum Zeit, Engagement und den Glauben an das Potenzial der eigenen Entwicklung erforderte.

Ich fand mich zerrissen zwischen den Welten und fragte mich, wie all das zusammenpassen sollte. Mit ungeduldiger Entschlossenheit stürzte ich mich ins Berufsleben, während ich langsam begann, mich von meinem Vater innerlich zu distanzieren, auf der Suche nach meinem eigenen Weg.

Bei einem Besuch saß ein gebrochener Mann vor mir und zwischen uns herrschte eine stille Distanz, als ob ein tiefes Geheimnis uns umgab. Ich spürte, dass in den Augen meines Vaters ungesagte Worte lagen, verborgen hinter einer Mauer aus Schweigen. Ich wartete innerlich auf eine Entschuldigung für die verlorene Kindheit, doch mein Vater vermochte es nicht oder wollte es nicht aussprechen.

Die Zeiten hatten sich verändert und ich begriff, dass manchmal die größten Mysterien in den ungesagten Worten und den unausgesprochenen Gefühlen verborgen lagen.

Nachdem ich meine Lehre im Obstbau abgeschlossen hatte, wurde ich Traktorist. Meine Tage verbrachte ich damit, die steilen Hänge der Obstplantagen hinauf- und hinabzufahren. Diese Plantagen lagen oft an den Hängen, da die flachen Gebiete für andere landwirtschaftliche Zwecke genutzt wurden.

Ich liebte es, Traktorist zu sein. Das Gefühl der Kontrolle über die mächtige Maschine gab mir ein Stück Selbstvertrauen zurück, das mir mein Vater genommen hatte. Während ich die steilen Hänge meisterte, spürte ich, wie sich mit jedem geschafften Aufstieg auch in mir etwas aufrichtete.

Die Arbeit war hart und fordernd, aber sie lehrte mich Ausdauer und Durchhaltevermögen. Ich fand Freude daran, die Bäume zu pflegen und das Land, als ob jede Fahrt über den Hang mich etwas freier atmen ließ. Es war auf diesen steilen Hängen, dass ich lernte, nicht nur die Natur, sondern auch mich selbst zu bezwingen.

Dieser Abschnitt meines Lebens, als ich auf den Obstplantagen arbeitete, war mehr als nur eine berufliche Etappe. Es war die Zeit, in der ich mein Selbstvertrauen Stück für Stück zurückgewann und meiner inneren Stärke bewusst wurde.

Man sagt, die Zeit heilt alle Wunden, doch ist es die Liebe und die Geduld die die Narben verblasen lassen. Und insbesondere neue Erfahrungen.

Letztendlich sind es die Wunden, die zwar schmerzen, aber auch stärker machen.

In der Ruhe

Mit dem selbstgewonnenen Selbstvertrauen wagte ich mich weiter vor und erklomm die Meisterstufe im Zier- und Gemüseanbau, trotz unerwarteter Widerstände, die mir entgegengebracht wurden. Parteifunktionäre hatten entdeckt, dass ich in ihren Augen in die falsche Fachrichtung gegangen war. Sie stellten mich vor die Wahl: Entweder ich höre auf oder ich suche mir einen anderen Ausbildungsbetrieb. Doch mit zunehmendem Selbstvertrauen war ich bereit, für meine Überzeugungen einzustehen. Sie hatten ja auch recht da sie die Ausbildung bezahlten und erwarteten, dass ich mich im Obstbau einbringen sollte.

Allerdings zu meiner Entschuldigung möchte ich erwähnen, dass neben der Obstproduktion auch Zierpflanzen und Gemüse im Betrieb produziert wurde.

Damals war ich der Meinung, dass ein Gärtner ein Gärtner ist und sich erst spezialisiert, wenn er den Beruf praktisch ausübt und sich spezialisiert. Na ja, ich war auch ein bisschen starrköpfig und sah alles sehr locker. Was ich nicht wusste, war, dass im Sozialismus alle Kanäle vernetzt waren und sie Informationen austauschten.

Ich bekam den neuen Job nur, weil ich versprochen hatte, der Partei beizutreten, was ich eigentlich nicht wollte, aber mir irgendwie auch gleichgültig war. Sicherlich gab es auch ein paar Argumente dafür, und Gorbatschow faszinierte mich. Innerlich glaubte ich wohl auch an eine moderne sozialistische Gesellschaft.

Die Wende rettete mich aus der anstehenden Mitgliedschaft und ich bin froh darüber. Trotz mancher Vorzüge die es im Sozialismus gab war dies kein Weg eine bessere Gesellschaft aufzubauen.

Wie erzählt habe ich Obstbauer gelernt und meinen Meisterabschluss in Gemüse- und Zierpflanzenbau abgeschlossen.

Meine Meisterarbeit widmete ich den Thema Rosen.

Ich erinnere mich noch genau an die Zeit, als ich die verschiedenen Rosensorten untersuchte und die Vielfalt ihrer Farben, Formen und Düfte entdeckte. Die Eleganz und Anmut der Rosen faszinierten mich von Anfang an. Ich verbrachte unzählige Stunden in den Gärten, beobachtete ihr Wachstum und lernte, wie man sie richtig pflegt.

Dennoch hatte es mich nun in den Gemüseanbau verschlagen. Dabei war ich in einer privilegierten Stellung. Ich hatte mit einem ausgebildeten Gartenbauingenieur, Volker, nur drei Gewächshäuser zu pflegen. Volker war - wie ich - gelernter Obstbauer, der dann seinen Ingenieurabschluss gemacht hatte. Er war aber in Ungnade gefallen, weil er sich fachlich gegen den Bezirksleiter gestellt hatte und daraufhin freiwillig sich hier beworben hatte, um Ruhe zu finden.

Und tatsächlich, die hatten wir. Ein Meister und ein Ingenieur – wie witzig – hatten drei Gewächshäuser und wir hatten Zeit, viel Zeit. Wir schauten manchmal nur der Beregnung zu oder analysierten das Unkraut, das um die Gewächshäuser wuchs.

Unsere Aufgabe brachte uns noch andere angenehme Begleiterscheinungen mit und erklärt, wie die DDR funktionierte. Die Bonzen besuchten uns, da wir die ersten waren, die Tomaten, Gurken und Paprika im Jahr anzubieten hatten. Sie brauchten diese, um irgendwie Leute zu schmieren – Geld war nicht so wichtig. Aber Tauschware umso mehr.

Naja, wir hatten unsere Ruhe und so funktionierte die DDR nun mal. Es war ein stilles Einvernehmen, das die Ränder des Alltags umgab. In unserer kleinen Gemeinschaft war das Prinzip des Tauschs eine unausgesprochene Regel. Ein Kilo Tomaten gegen ein Ersatzteil fürs Auto. Es war ein ständiges Geben und Nehmen, das die sozialen Gefüge stabil hielt.

So funktionierte die DDR – nicht durch die großen Reden und Paraden, sondern durch die leisen, alltäglichen Abmachungen und die Kunst des Tauschens. Wir lebten in einem System, das auf Ideologie basierte, aber wir navigierten es mit Pragmatismus und einem Augenzwinkern.

Unser kleines Paradies war nicht perfekt, aber es war unser eigenes. Zwischen den Reihen von Tomaten und Paprika schufen wir eine Welt, in der wir die Regeln bogen, ohne sie zu brechen. Und in dieser kleinen Welt waren wir frei.

Aufbruch

Aber wie jede schöne Zeit, geht sie vorbei. Wenn ich mir vorstelle, dass mein ganzes Leben so verlaufen wäre, wäre es wohl auch irgendwie langweilig geworden. Inzwischen habe ich privat einen großen Garten bekommen, wo ich viel Gemüse anbaue, nicht nur aus Leidenschaft, sondern auch mit einem klaren Ziel vor Augen: Irgendwann ein eigenes Auto zu besitzen.

Ein gebrauchter Trabi war zu DDR-Zeiten teurer, als ein nagelneuer. Die Wartezeit auf ein neues Auto betrug damals über 15 Jahre.

Inmitten der turbulenten Zeiten, als die Unzufriedenheit in der Luft lag und die Sehnsucht nach Veränderung spürbar war, erwachte in der DDR ein Gefühl der Unruhe. Das Gras schien anderswo grüner zu sein, besonders auf der anderen Seite der Grenze. Ungarn wagte den ersten Schritt, brach die Mauern auf und ebnete den Weg für viele DDR-Bürger, die über Nacht verschwanden.