10 Wegweiser zur Freiheit - Mathias J. Kürschner - E-Book

10 Wegweiser zur Freiheit E-Book

Mathias J. Kürschner

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Beschreibung

Wie können wir in der modernen Welt überleben? - Die Grundlagen des eigenen Handelns sind einer Gesellschaft, der die großen verbindenden Erzählungen abhanden gekommen sind, immer weniger gewiss. Einen Konsens, was gutes Leben ist, und wie wir so etwas wie Sinnhaftigkeit und Freiheit erfahren, scheint für alle Zeit verloren. Vielleicht hat es uns hinsichtlich dieser grundlegenden Fragestellungen inzwischen die Sprache verschlagen. Institutionensterben und Politikverdrossenheit sind lediglich die Symptome einer viel tieferliegenden Erosion. Zum eisernen Kernbestand unserer abendländischen Tradition gehören die 10 Gebote als Wegweiser in eine Freiheit, die die damals Angesprochenen erst soeben erlangt hatten. Ihnen wurde damit deutlich gemacht, dass diese Freiheit ein zerbrechliches Gut ist, das im Alltag gemeinschaftlich bewährt, bewahrt und immer wieder neu erstritten werden muss. Mathias Kürschner lotet aus, welches Potential jedes der 10 Gebote bietet, sich im 21. Jahrhundert zurecht zu finden und den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen zu sein.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 148

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Mathias J. Kürschner

10 Wegweiser zur Freiheit

Auftauchen ins Leben mit den biblischen Geboten

Impulse aus dem Expowal

© 2024 Mathias J. Kürschner

Umschlag, Illustration: Rebekka Kürschner

Lektorat, Korrektorat: Johanna Müller, Carl Tielker

Weitere Mitwirkende: Der Heilige Geist

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland

ISBN

Paperback

ISBN 978-3-384-14229-0

Hardcover

ISBN 978-3-384-14230-6

e-Book

ISBN 978-3-384-14231-3

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

I. Was uns hält – hält uns was?

II. Schublade auf – Schublade zu. Von der unheimlichen Macht der Bilder

III. „Du weißt schon wer…?!“

IV. Wer hat an der Uhr gedreht? - Vom Umgang mit der Zeit

V. „Ey Alter, was geht!?“ – Wie wollen wir alt werden?

VI. Einfach leben!

VII. Seitensprung – Wo die Liebe hinfällt

VIII. Die Ankunft der Zeitdiebe

IX. Fake News! - Du sollst nicht falsch Zeugnis reden!

X. Die Welt ist nicht genug!

10 Wegweiser zur Freiheit

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Vorwort

X.Die Welt ist nicht genug!

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Vorwort

Ein Buch zu den 10 Geboten. Heute? Ist das nicht ein wenig verstaubt? - Von wegen: Mose war der Erste, der Botschaften von Gott per Tablet aus der Cloud empfangen hat (vgl. 2. Mose 24,12). Aber ernsthaft: Die Frage nach dem, was unserem Leben Richtung gibt bzw. was die Leitplanken des „guten Lebens“ ausmacht, jenseits derer man mit den Abgründen unserer Wirklichkeit in unangenehmer Weise Bekanntschaft macht, scheint uns Menschen zu jeder Zeit anzugehen.

Dafür spricht auch, dass Publikationen mit hilfreichen (Über-)Lebensregeln in unserer Zeit durchaus Konjunktur haben. Man denke allein an den Weltbestseller 12 Rules for Life von dem kanadischen Psychiater Jordan Peterson mit über 10 Millionen Lesern. Es sei ihm nachgesehen, dass er zwölf Anläufe brauchte, um das Essentielle zu formulieren. In der Beschränkung zeigt sich der Meister: Gott macht’s in zehn!

Der mündliche Stil der Impulse ist weitgehend beibehalten und nur, wo unbedingt erforderlich, behutsam angepasst. Auch wenn man in Hannover anderes erwarten, ist das Hochdeutsch durch die Schnoddrigkeit der „Berliner Schnauze“ des Predigers manches Mal in Mitleidenschaft gezogen worden.

Es bleibt – last not least – zu danken: Gott, dass er den Expowal seit 20 Jahren „zum Leben auftauchen“ lässt. Dem ganzen Expowal-Team sowieso, das sich die Sonntage im Einsatz für unsere Gäste um die Ohren schlägt. Im besonders den Mitarbeitern im Ministerium Gottesdienst, welche die zuweilen subversiven Ideen und Impulse für unsere Walsonntage gemeinsam ersonnen haben. Namentlich erwähne ich Johanna Müller und Carl Tielker, die unverdrossen und mit Engelsgeduld Korrektur gelesen haben.

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Mathias Kürschner (leitender Pastor im Expowal)

Expo Park Hannover, vor Ostern 2024

I. Was uns hält – hält uns was?

Impuls: Musikvideo „Hurt“ von Johnny Cash

(im Internet zu finden unter https://www.youtube.com/ watch?v=8AHCfZTRGiI)

In dem Song von Jonny Cash rechnet ein Gezeichneter mit seinem Leben ab, zieht Resümee. Er leiht sich dabei die Worte eines Coversongs, dem er durch seine gebrochene Stimme eine neue Note verleiht. Es ist der alte Johnny Cash, dessen Todestag sich vergangenen Dienstag zum 20. Mal gejährt hat. Wer war Johnny Cash? – Vieles: erfolgreicher Country-Star, Prediger, Kämpfer für Gerechtigkeit, Junkie, Frauenheld. Er hat vermutlich so ziemlich alles erlebt, was im Leben ganz oben und ganz unten so möglich ist. Maximalen Erfolg mit 13 Grammys und über 100 Hit-Singles. Aber auch Beziehungsdramen, Gefängnis, einen Suizidversuch, Tablettensucht, Entzug.

„Was hält uns – hält uns was?“ Das ist eine Frage, die auf Johnny Cash angewandt gar nicht so leicht zu beantworten war. Er spricht vom Leiden als der „einzig wahren Realität“. Leben ist Leiden, sagt er. Er spricht von dem „altbekannten Stachel“ als Metapher für seine Drogenabhängigkeit. Man darf dabei auch getrost die Worte von Paulus im Ohr haben, der „von dem Pfahl im eigenen Fleisch“ spricht (2. Kor 12,7), der sein Leben immer wieder beeinträchtigt. Denn Johnny Cash war auch Paulusbiograph, hatte ein Buch über den „Man in White“ geschrieben, Cash, den sie alle den „Man in Black“ nannten.

Dann sieht man in dem Video auch kurz den Gekreuzigten während er selbst über „Dornenkrone“, „Lügenstuhl“ und „Gebrochenheit“ meditiert. Es ist eine einzige Meditation über die Verfallenheit seiner Welt, über Schmerz und Enttäuschung, Verlust von Freunden, bis zum Verlust seiner Selbst. Der berufliche Erfolg, Glamour und Glanz werden eingedampft auf das „Empire of Dirt“, ein Königreich aus Dreck. 13 Grammys und über 100 Hits, Reichtum, Erfolg – subsummiert unter ein „Königreich aus Dreck.“ Wie muss man das verstehen? Vielleicht ist wieder Paulus der Schlüssel zur Deutung. Der rekapituliert im Philipperbrief (3,8) seine tadellose Herkunft und erfolgreiche Karriere als Pharisäer als etwas, dass er nach seiner Hinwendung zu Christus für – Zitat „Dreck“ erachtet. Auch für Cash spielt der Gekreuzigte eine entscheidende Rolle, offenbar als ein Art Klammer, die die Realität von Schmerz und Leiden auf der einen und den Wunsch nach Leben auf der anderen, irgendwie zusammenhält.

Was hält uns? - Offenbar empfinden und bewerten Menschen vom Ende her betrachtet ihr Leben anders als von der Mitte her. Der gegenwärtige Spiegel-Bestseller der australischen Sterbebegleiterin BRONNIE WARE mit dem Titel „Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“ deutet darauf hin, dass bei dieser Thematik offensichtlich Bedarf besteht. Die Bibel sagt es ja auch eindrücklich: „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“ (Ps 90, 12). Und im Kern geht es bei diesem erhofften Klugheitsgewinn um die Frage nach dem, was uns hält und unserem Leben wirklich Wert verleiht.

Und ich habe mir jetzt gedacht: Wir reden ja in beruflichen Zusammenhang immer so gern von „Best practiceBeispielen“. Dabei geht es allerdings immer nur um sehr partielle Dinge: Wie jemand einen bestimmten Prozess gut moderiert oder ein Problem löst. Best practice aufs ganze Leben angewandt – das ist uns in der Regel eine Nummer zu groß. Das Thema ist zu heiß.

Der Bibel aber glücklicherweise nicht. Ich habe heute „zufällig“ eine dabei. Ich lese uns ein Best-practice Beispiel vor, was sich dann aber als unerwartet problematisch darstellt. Die Rede ist hier von einem hoffnungsvollen jungen Mann, der in seinem Leben aufs Ganze gehen will, der die richtigen Fragen stellt und dann doch irgendwie mit leeren Händen dasteht. Da heißt es im Evangelium nach Markus im 10. Kapitel:

17 Als Jesus sich auf den Weg machte, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder und fragte ihn: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich das ewige Leben ererbe? 18 Aber Jesus sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. 19 Du kennst die Gebote: »Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsch Zeugnis reden; du sollst niemanden berauben; ehre Vater und Mutter.« 20 Er aber sprach zu ihm: Meister, das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.

21 Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb und sprach zu ihm: Eines fehlt dir. Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib's den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm und folge mir nach! 22 Er aber wurde unmutig über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.

23 Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! 24 Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus

antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist's, ins Reich Gottes zu kommen! 25 Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme. 26 Sie entsetzten sich aber noch viel mehr und sprachen untereinander: Wer kann dann gerettet werden? 27 Jesus aber sah sie an und sprach: Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott; denn alle Dinge sind möglich bei Gott.

Ich glaube, man macht es sich sicherlich zu einfach, wenn man jetzt hergeht und sagt: „Siehste wohl, ich hab’s immer gewusst. Die Reichen haben doch alle Dreck am Stecken. Konnte ja nix werden mit dem und Jesus…“ Denn eine Sache sollten wir nicht überhören: Jesus hat seinen Gesprächspartner lieb. Und als Liebender sieht er sehr genau hin. Er sieht, was schon da ist: Nämlich eine gute und zielgerichtete Frage. Aber er sieht auch, was fehlt.

Zunächst die gute Frage: Wie erlange ich ewiges Leben? Wir finden diese Perspektive immer wieder in der Bibel. Menschen fragen nach dem ewigen, beständigen, guten Leben, etwa, wenn die Frau am Jakobsbrunnen nach einer Quelle fragt, die keinen Durst mehr hinterlässt. In der Bibel begegnen wir nämlich Menschen, die aufs Ganze gehen. Denen es nicht reicht, ihre Lebenssehnsucht mit Shoppen gehen kurzfristig abzuspeisen, wie mancher Teenie, der im Angesicht des neuen, langersehnten Handys nun fantasiert (ich habe das als Vater selbst erlebt), irgendwie sei das Reich Gottes ja jetzt angebrochen – und dann nach ein paar ekstatisch durchgezockten Nächten feststellen muss, wie doch irgendwie Gewöhnung eintritt und das Neue nun doch nicht mehr ganz so sensationell und prickelnd ist.

Oder wie der Arbeitnehmer, der sich in die Arbeit stürzt und deshalb die Frage nach dem „Wozu?“ nie verspürt. Denn er hat ja eine ganze Liste von dringlichen Dingen, die am besten gestern abzuarbeiten sind. Da erscheinen solche Fragen nach dem Warum und dem Sinn ja auch irgendwie sperrig und aus der Zeit gefallen. Da macht man kein Fass auf, sondern begnügt sich mit Etappenantworten, die bis nächste Woche reichen – wenn überhaupt. Würden wir bei unseren Urlaubsreisen vermutlich nicht machen. Wenn wir gefragt werden: „Na, wohin geht’s im Urlaub?“ – „Och ja, wir fahren erstmal zum Kirchhorster Dreieck und dann schauen wir mal…“ Aber ausgerechnet bei der Lebensreise, da sind wir meist ein bisschen arg bescheiden. Wie der reiche junge Mann würden wir vielleicht nicht fragen.

Aber der fragt und Jesus findet das gut. Der Mann hatte nämlich erkannt, dass das gute Leben nicht schicksalhaft über einen kommt, sondern irgendwie im Zusammenhang mit guter Planung und beherztem Tun steht. Klar. Von nix kommt nix. Ob seine beeindruckende Selbsteinschätzung der Fremdbeurteilung Jesu standhält, sei erst einmal dahingestellt. Aber soviel ist sicher: Der junge Mann ist keine Zockernatur, kein Glücksritter. Vermutlich hat er seinen Reichtum auf dem Wege einer soliden protestantischen Arbeitsethik erworben. Dagegen ist nichts einzuwenden!

Und Jesus geht jetzt noch einmal die Checkliste mit ihm durch. Das klingt ganz harmlos, als er so die einzelnen Gebote durchgeht. Doch die Nuancen in der geradezu katechismusartigen Darbietung des Lehrstoffes machen den Unterschied. Das 10. Gebot, nicht den Besitz des Nächsten zu begehren, wird erstaunlicherweise ausgespart, dafür aber das „Du sollst nicht stehlen“ in leichter Abwandlung sogar wiederholt. So ist das, wenn Gott selbst uns die Gebote vorliest: Dann hört man das, was einen selbst betrifft so deutlich, als wäre es zweimal gesagt worden. Für unseren wohlhabenden Mann geht es um den Umgang mit fremdem und eigenem Besitz. Das war offenbar schon immer ein haariges Thema für ihn…

Und es wird noch pointierter: Jesus sagt: „Eins fehlt dir noch…“ Ein Satz, der mich neidisch auf den Mann schauen lässt: Nur eins? Respekt! Mir fehlt noch so vieles. Unser junger Mann ist schon ganz heiß: „Ach ja, eins fehlt mir noch…? - Sag schon, damit ich das auch noch machen kann. Ich bin handlungsorientiert. Ich bin's gewohnt die Dinge zu wuppen. Ich bin ein Macher. Und so habe ich mir meine ganze Knete ja auch ehrlich verdient. Das gibt einem eine gute Basis, von der man solide und unabhängig operieren kann." Verständlicher Plan!

„Eins fehlt dir noch…“ – Verkaufe alles…“ Was Jesus hier sagt, ist ja paradox, aber von der Strategie des jungen Mannes her zu verstehen. Dir fehlt was. Also gib noch mehr ab… Was das bedeutet, kommt so etwa dem gleich, was Jürgen Klopp mal in einem Interview nach einem schlechten Spiel gesagt hat: „Wir hätten noch fünf Stunden weiterspielen können und hätten kein Tor gemacht.“ Richtig! Es gibt Situationen, da ist nicht die vermehrte oder justierte Variante des Alten die Lösung. Da braucht es nicht die Version 1.1, sondern die Version 2.0. Es gibt sogar Situationen, da führt der Weg zum Glück über das Lassen von Dingen, auch über das Loslassen. Entrümpelung ist angesagt!

Ich muss an einen Kollegen aus meiner westfälischen Heimatkirche denken. Der war früher mal DDR-Dissident, hatte 14 Monate in diesem DDR-Horrorknast Bautzen eingesessen, wurde später Pfarrer und musste auf einmal seinen Beruf aufgeben. Was war geschehen: Er hatte gerade die Weihnachtsgottesdienste hinter sich gebracht und war auf dem Weg nach Hause. Da bemerkt der Mann, gerade Anfang 60, dass er die Treppe zum Pfarrhaus nicht mehr hochkommt. Geht nicht mehr! Rien ne va plus! Diagnose Erschöpfungsdepression oder gemeinhin Burnout. Und der Satz, der mich in dem Interview, wo ich davon erfuhr, am meisten erschaudern ließ, war sein Feststellung, dass 14 Monate Bautzen ihn nicht so kaputt gemacht hätten, wie die permanente Überbeanspruchung im beruflichen Dienst.

Das Schlimme daran ist, dass wir alle mitwirken an dieser Kultur, weil wir insgeheim alle das eine Dogma teilen: Viel hilft viel. Arbeite mehr und es wird besser. Dann sind die Leute zufriedener. Dein Ansehen steigt. Dein Kontostand auch. Also, merke: Soll es besser werden, kremple noch mehr die Ärmel hoch. Schauen sie sich das an: Die Frage des jungen Mannes im Predigttext geht selbstverständlich davon aus, dass im Mehr-Tun der Schlüssel zum ewigen, zum gelungenen Leben läge. „Was soll ich tun…“ fragt er. Nicht: „Was soll ich lassen?“

Das wird bei ihm in Form seines Besitzes plastisch und konkret. Besitz ist gut. Wenn ich mehr tue, gewinne ich noch mehr davon. Aber Jesus sieht das anders. Das Problem bei diesem Mann ist der Besitz. Der Besitz kann nämlich Bürde sein, Fessel. Sich darum zu kümmern, kostet Zeit. Es erzeugt Sorgen und Ängste. Du hast nämlich immer das Problem mit der Fallhöhe. Ausgerechnet Leute mit überdurchschnittlich viel Geld haben viel häufiger diesen Angstimpuls, dass sie plötzlich verarmen könnten. Und es mag für den, der kein Geld hat, absolut kontraintuitiv erscheinen, aber es stimmt: Geld kann uns daran hindern, das wahre Leben zu finden. „Geld allein macht nicht glücklich.“, weiß der Volksmund. Aber glauben wir das wirklich? – Lediglich im Fitnessbereich scheint sich diese Erkenntnis bisher wirklich durchgesetzt zu haben, dass weniger oft mehr ist, dass Abnehmen eine gute Sache sein kann.

Eins fehlt dir noch, sagt Jesus: Verkaufe alles, was du hast! – Oh hah. Jetzt wird es ungemütlich. Ja, abnehmen ist schwer. Bei der Diät haben wir das aber akzeptiert, beim Geld hingegen leuchtet uns das nicht ein. Für den großen Gewinn des Lebens muss ich mich möglicherweise von Geld und Besitz trennen, ausgerechnet von jenem Lebenselixier? Das ist doch kein Gewinn. Das wäre doch ein Opfer!? Geld muss man doch sammeln, anhäufen. Geld ist doch wie zu Instant-Pulver gewordene Lebensqualität, multiple Möglichkeiten auf Abruf, um dann bei Bedarf das Glückslevel wieder zu erhöhen. Finanziell flüssig zu sein, das ist Leben – so lautet doch die allbekannte Klugheitsregel oder nicht? Der Mann kennt sich doch aus mit dem Leben. Er ist ein Macher. Er hat doch alles, was es braucht, um in unserer Gesellschaft zu landen! Alles richtig gemacht oder nicht? Man könnte regelrecht ärgerlich werden über den Kerl: Warum stellt der reiche Bengel überhaupt so ärgerliche, offensichtlich blödsinnige Fragen? Der muss das Leben doch haben! Der hat doch Zugang zu allen Chancen, die das Leben bietet. - Na ja, anscheinend war es das noch nicht für ihn - trotz allen Reichtums! Er fragt Jesus, den „guten Lehrer“ nach dem „wahren Leben“. Ja, Kohle habe ich genug. Aber da muss es doch noch was anderes geben…“