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In meinem Sachbuch "100 Jahre medialer Sexismus" untersuche ich ausgewählte Trivial- und Hochkultur-Klassiker aus Literatur, Filmschaffen und Fernsehlandschaft um die Jahre 1900, 1930, 1960, 1990 und um/ab 2000. Es sind Analysen und Interpretationen in Bezug auf das Image der Frau in der Gesellschaft, wobei ich vier Grundmythen herausarbeite, die noch heute gelten, bedient werden und das Bild der Frau verzerren: Der Dirnen-Myths, der Vamp-Mythos, der Gewalt-Mythos und der Lolita-Mythos. In einem Anflug von Weltverbessertum mache ich am Ende (in einem Epilog, der viel weiter führt, als ich geplant hatte) einige gesellschaftliche Vorschläge zur Besserung der Gesamtlage. Denn die Gleichstellung von Mann und Frau ist nicht zu erreichen, ohne alles andere mit zu verändern.
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Seitenzahl: 1093
Veröffentlichungsjahr: 2020
Es war etwas,
das du, Lea,
sagtest,
was mich bewog,
dies alles
niederzuschreiben....
Hinweis:
Dieser Text wurde schon bis Mitte 2018 geschrieben,
deshalb bezieht sich der Autor auf das Jahr 2020
als Zukunft (im Sinne der nächsten „Sprungmarke“).
Alle als Quelle erwähnten Webseiten sind somit ebenso
Stand bis Mitte 2018.
Vorwort
Einleitung
Wie ist meine Auswahl?
Von abstürzenden Piloten, männl. Helden, Paradoxien u. der nichtsnutzigen Frau
Loblied auf die Männer - Eine Satire als Einstieg
Das Geschlechterparadox: was wollen intelligente selbstständige Frauen?
Das Pech, Mann zu sein
Hauptteil 1
Ich bin ein Tverd
Exkurs: Die „Matrix-Zwiebel“
Filme sind Kunst: künstlerisch wie künstlich
Religion als erste große Gender-Matrix
Hauptteil 2
: Kunst als ideologische Massenbeeinflussung
Vorgehensweise
Erste Sprungmarke
: 1900, die „guten alten Zeiten“
Das christliche Erbe: Die christliche Ehe als lustloser Weg durch die Hölle
Zwei auflagenstarke Theoretiker um 1900 formulieren intellektuell 4 Mythen
Zweite Sprungmarke
: 1930, die „wilden Zeiten“
Die literarische Einführung des Phalluskultes
Exkurs warum Pornographie Faschismus ist
Der Blaue Engel singt sein Lied
Rolle, Typ, Image;, einige Begriffe aus der Theaterwelt
Die Ikone Marilyn Monroe
Dritte Sprungmarke
: 1960, die prüden Zeiten
Lolita. Das Buch
Frühstück bei Tiffany: Wie ein Sugarbabe Rolemodel wird
Danella und ihre rothaarige Heldin
Kurz nach 1960
Doris Day - das brave Mädchen
Lulu - das schlimme Mädchen
Lolita I – das laszive Mädchen - Der erste Film
Bond – der schlimme Finger
Belle de Jour – das gelangweilte Mädchen
Violett – das Mädchen im Bordell
Coogan – der seltsame Junge
Kurz vor der vierten Sprungmarke
Harry und Sally
Hera Lind
Dann kam Gaby Hauptmann
Brainsex 1989
Die Zirkellogik des „Es musste so kommen, weil es so ist“
Das Sein bestimmt das Bewusstsein
Gerne jung genießen
Die Harmlosen und die Verdächtigen
Vierte Sprungmarke
: 1990, die modernen Zeiten
Pretty Woman als Aufguss von Aschenputtel
1997, Lolita II, die „moderne“ Version; der zweite Film
Die Welt nach 1990
.
Schönheit und Pronofizierung; der Backlash.
Die Schönheit im Dienste des Systems
Basic Instinct: Blondes Gift und kleiner Mann
Amélie Fried und noch mal Hera Lind
Genereller Exkurs: Ist Unterhaltung unterhaltend oder schädlich?
Kurzer Hinweis zu einem unsäglichen Buch
Bridget Jones – Abbild der modernen Frau
Nach 1997 – Postmoderne Zeiten und Sextalk, Sex and the City
Das Ehepaar Pease und ihr Urzeit-Weltbild
Eva Herman und ihr Urzeit-Weltbild
Nach der vierten Sprungmarke
: die 2000er
Das erste IT-Girl und der moderne IT-Girlismus
Catherine Hakim und ihre Weltsicht der allgemeinen Käuflichkeit
Germanys Next Top-Model; der Sieg der Schönheitsdiktion
Der Unterbau des Model-Ruhms
Gewalt gegen Frauen : Ally McBeal, der Pilotfilm
Entwicklung einer zweifelhaften Ratgeberliteratur
Wie heirate ich einen Millionär?
Illouz zum Thema: „Fifty Shades of Grey“
Hart ist männlich und geil. „Fifty Shades of Grey“ und „Twilight“
Ehe als fiktives Liebesspiel-Vertragswerk
Die dunkle Seite des Sexappeals
Die psychologische Seite des Sexus
Die Normalität der „Verhurung“
Erstes Beispiel: Wie junge Frauen Geld verdienen, „Jung und schön“
Zweites Beispiel: Eine deutsche Abend-Filmkomödie
Hauptteil 3
: Resultat aller Analysen: Die totale Umkehrung der Werte
Die Infamie der Harmlosigkeit: Be a princess
Das Aufkommen der „Psychotiker“ als Mainstream-Charaktere
Geschichte der Psychotiker und Sonderlinge
Die Tragik dahinter
Paulo Coelho fasst literarisch die Lage der Frau zusammen
„Tagebuch“ aus Allegra badet in Sex-Klischees
Talk mit Titten
Der Wahnsinn der Normalität
Egozentrismus und Zynismus der Plutokratenkinder
Filmbeispiel: Drei Frauen so liebreizend wie räudige Straßenköter
Die Frau als traditionelle Ehefrau und Sextoy im Jahr 2012
Der große Selbstbetrug: Heirat als Inszenierung eines erfundenen Gefühls
Die Künstlich-operative Selbstvervollkommnung
Wer ist Nutznießer der Ungleichheit
Ist Kultur schädlich? – Sell yourself
Wer hat Schuld?
Exkurs: Wer hat an der Uhr gedreht… oder: Cui bono?
Allgemeine Gesellschaftskritik
Die Welt als so gewollte, geplante und umgesetzte Matrix
Filmkunst als Spiegel der Realität bzw. einer Ideologie
Was muss getan werden, um das zu ändern?
Die antike Erfindung der Ehe erhält die Ungleichheit
Prostitution und Ehe erhalten die Ungleichheit
Die Missverständnisse zwischen den Geschlechtern, ein Beispiel
Tempora mutantur – aber nicht zum Besseren
Was ist also zu tun?
Kleine hypothetische Menschheitsgeschichte
Beide Geschlechter müssen sich verändern
Extra-Epilog Homo consumens consumptus
Pessimistischer Ausblick auf die Zukunft
Wie also schaffen wir das?
Utopie: die Umwertung aller Werte
Utopie: das Stoppen der „Megamaschine“
Die Welt von morgen
Revolution des Bestehenden
Die Pathologie der Normalität
Beispiel einer anderen Denkweise
All you need is love, von der Suche nach Anerkennung
All you need is equality; vom Nutzen der Gleichheit
Die utopische Weltordnung
Abbildung 1: „Die Matrix-Zwiebel“
Literaturverzeichnis
Beim Niederschreiben dieses Werkes
wurde mir eines ganz klar:
Ich habe eindeutig
zu viel Fernsehen geschaut.
Filme sind irrwitzig komisch. Ich liebe Fernsehen. Ich bin ein Nerd. Ein TV-Nerd - ein Tverd also. Aber ich liebe auch Logik und Sinnhaftigkeit.
Philipp Walulis bringt es auf den Punkt:„Fernsehen macht blöd, aber unglaublich viel Spaß.“ Nur durch einen emotionslosen, aufgeweckten Geist und grundlegenden Zweifel an allem konnte ich der Verblödung entgehen. Wer mit wachem Verstand Filme schaut, wird vielleicht nicht so viel Spaß an der Geschichte haben, aber an den Filmen selber.1
Winzige bis grobe Unstimmigkeiten sind oft haarsträubend, aber deshalb - neben den vom Drehbuch vorgegebenen Gags- lustig.
In „Liebesgrüße aus Moskau“, dem zweiten James Bond Film (1963), wird Bond nach dem Aufdrehen des Badewassers in seiner Hotelsuite abgelenkt und in das Nebenzimmer der russischen Agentin Romanova gelockt, wo er die Nacht bleibt, um mit ihr zu schlafen (na, was sonst?). Die Überschwemmung, die er somit verursacht haben muss (bei voll aufgedrehtem Wasser - sehr wahrscheinlich trotz Überlauf), ist kein Thema am nächsten Morgen.
Als „geheimes“ Klopfzeichen an der Tür des Abteils im Zug Richtung Grenze (mit der gestohlenen Dechiffriermaschine „Lector“) verabredet er mit der Agentin Romanova ein dreimaliges Klopfen. Dreimal klopfen? Das ist das normalste, üblichste Klopfsignal an egal welchen Türen, das ich kenne. Wie blöd ist das denn? Sogar Sheldon Cooper2 klopft dreimal!
Völlig absurd wird es, als der Gegner Bond erwischt und ihn mit der Waffe in Schach hält und ihm den Plan der Organisation „Spectre“ enthüllt. Als krönender Abschluss soll ein Liebesdrama inszeniert werden, bei dem Bond und die Agentin durch die eigene Schusswaffe sterben. Die Zeitungen würden -so der Bösewicht- dann etwas in dieser Art berichten:
„British agent murders beautiful Russian spy, then commits suicide.”3
Welche Zeitung berichtet überhaupt über Agententätigkeiten? Werden die nicht immer verheimlicht? Und wer kann schon die beiden Toten identifizieren, wenn es „geheime“ Agenten sind? Die wahrscheinlicheren Meldungen wären: „Zwei unbekannte Tote in Zug entdeckt“ oder „Unaufgeklärtes Selbstmorddrama im Zug“.
Doch was Bond dann von ihm angedroht wird, widerspricht aller Vernunft, denn der Böse will ihn vorher noch ein bisschen quälen und leiden lassen:
„The first one [=bullet, CRS] won't kill you. Not the second. Not even the third.
Not till you crawl over here and you kiss my foot.”4
Richtig! Ein Agent, der Selbstmord begeht, indem er viermal auf sich schießt! Am besten noch aus einem Meter Entfernung - so weit saß der Schurke von ihm entfernt. Selten so gelacht!
Der normale Zuschauer mag diese Fehler nicht bemerken oder bewusst ausblenden, aber ich sehe die Dinge mit klarem Blick und hinterfragendem Sinn. Manchmal leide ich auch unter allzu groben Fehlern und Unsinnigkeiten (und ich leide viel). Dann bin ich versucht abzuschalten. Nur mein großes Leidenspotential hält mich dann noch zurück.
Denn ich bin ein Tverd. Und ein Tverd-Philosoph.
Ich bin ein Analytiker. Ich bin ein Kritiker. Ich bin ein Ideologie-Forensiker.
Mit dieser Einstellung ist dieses Buch geschrieben.
Und ja, ein letztes Wort zur Güte. Eines muss ich zugeben… Ich habe ein Y-Chromosom. Ich bin biologisch ein Mann. Dennoch bin ich seit 30 Jahren durch und durch Feminist und auf der Seite der Frauen.
Ich kann ihre Argumente durchaus nachvollziehen und finde ihre Sache unterstützenswert. Was ich auf diesen Seiten letztlich (wenn man als LeserIn bis zum Ende durchhält) beweisen werde.
C. R. Schletter
1 Ich schaue auch die „Schlechtesten Filme aller Zeiten“ („Schefaz“ auf Tele5) – zu oft.
2 Sheldon Cooper, der quasi-asperger-autistische Nerd aus „The Big Bang Theory“, hat die Gewohnheit, immer drei Mal zu klopfen mit Nennung des Namens der Person, an deren Tür er klopft - das Ganze auch dreimal. Wird dieses Ritual unterbrochen führt es zu Verwirrung bei ihm.
3 Quelle: www.script-o-rama.com/movie_scripts/f/from-russia-with-love-script.html
4 Ebd. - Derselbe Fehler ist auch in „Der Morgen stirbt nie“ (1997), d.h. die Drehbuchautoren lernen auch nie dazu.
Sind Frauen anders?
Ja.
Wer kennt sie wirklich?
Niemand.
Was wollen Frauen?
Ein Blick in die bunte Magazinwelt gibt rasch einen erschöpfenden Überblick. „Wie Träume wahr werden“ (Donna), „Lebe ich mein Leben?“ (Allegra) und „Wir machen sie schön“ (Brigitte) sind drei Titel aus demselben Monat, zugegebenermaßen nicht ganz wahllos und unvoreingenommen aus dem Zeitungsstand herausgegriffen.
Die Fragen, mit denen sich die moderne Frau beschäftigt oder beschäftigen soll, gemäß den Redaktionen der bunten Blätter, lauten: Bin ich glücklich? Bin ich ich? und Bin ich schön?
Und die wohlfeilen, kaum überraschenden Antworten werden gleich handlich in leicht lesbarem Ratgeberdeutsch verpackt mitgeliefert:
Glücklich? - Werden Sie aktiv, alles ist erlaubt. Und: Nichts ist umsonst.
(Eine gelernte Journalistin, die sich zum anerkannten, gut bezahlten „Selbstfindungs-Coach“ hochgearbeitet hat, gibt Haushaltsweisheiten von sich.)
Ich? - Impulse spüren. Und: Verwirklichen Sie sich selbst.
(Die Journalistin des anderen Magazins schwadroniert unter Heranziehung einer Philosophin und einer Psychologin über die Suche nach sich selbst im Kaffeekränzchen-Plauderton.)
Schön? - Gewinnen Sie folgende Produkte.5
Aktionismus, Individualismus und Konsumismus sind die Lösungen der drei drängenden Frauenfragen in der Moderne.
Wie passend, dass wir in einer Gesellschaft leben, die genau das anbietet: ständige Aktionen (für die Freizeitgestaltung), das Loblied auf die individuelle Note (durch die Körper- und Kleidergestaltung) und eine der vielfältigsten Warenwelten, die es je auf Erden gegeben hat. Wer da nichts für sich findet, ist entweder zu einzigartig oder wählerisch für diese Welt (eine verwöhnte Zicke vom Stern Nichts-ist-gut-genug-für-mich!) oder ein gottverdammter weltverbesserischer Konsum-Verweigerer der Post-Wachstums-Ära.
Schon vor 53 Jahren beschrieb Betty Friedan in ihrem Buch „Der Weiblichkeitswahn“, dass Frauenmedien ihr Augenmerk nur auf Äußerlichkeiten legen. In der (Anfang der 60er) auflagenstärksten amerikanischen Frauenzeitschrift McCall’s würden „ausgiebig […] Essen, Trinken, Kleidung, Kosmetik, Möbel und die Körper junger Frauen in Wort und Bild behandelt“6. Ein Unterschied zu heute ist kaum auszumachen.
Ein weiteres Merkmal unserer Zeit wird in den Magazinen nicht thematisiert, sondern feiert im Fernsehen seinen erstaunlichen Erfolg: der Wettbewerb, bzw die Konkurrenz.
Obwohl es auch schon früher „Spiel ohne Grenzen“ (ein internationales, kindisches Sportspielfest) gab, ist heutzutage der Wettbewerb in alle Lebensbereiche eingesickert.
Sportliche Aktivitäten: „Ninja Warrior Germany“, „Schlag den Star“;
Musik: „Popstars“, „Deutschland sucht den Superstar“, „The Voice of Germany“;
Mode: „Germany’s next Topmodel“, „Shopping Queen“, „Geschickt eingefädelt - Wer näht am besten?";
Küche: „Kochduell“, „Die Küchenschlacht“, „Grill den Henssler“, „Kampf der Köche“,
„The Taste“;
Tanz: „Let’s Dance“, „Deutschland tanzt“;
Wissen: „Gefragt - Gejagt“, „Wer weiß denn so was?“, „Hirschhausens Quiz des Menschen“; 500 - Die Quiz-Arena“, der „Super-Pauker“, „Paarduell“, „RuckZuck“;
Essen und Diät: „Das perfekte Dinner”, „The Biggest Loser“;
Geschäftsideen: „Mein Lokal, dein Lokal - Wo schmeckt’s am besten?“, „Mein himmlisches Hotel“;
Kuppelei: „The Bachelor“ und „The Bachelorette”, „Take-me-out“, “Naked Attraction”;
Kindergarten-Spielchen: „Jungen gegen Mädchen“, „Das Sommerhaus der Stars - Kampf der Promipaare“.
Sogar die Heirat wird ein Wettbewerb in „4 Hochzeiten und eine Traumreise“.
Nicht zu vergessen das sogenannte Dschungelcamp sowie das bis zum Ende erfolgreiche „Schlag den Raab“7.
Aber aus dem Wettbewerb ist keinerlei Romantik und weitere Konsumaufforderung herauszudestillieren, weswegen er wahrscheinlich für die bunten Blätter uninteressant ist. Wettbewerb haben die Leserinnen, die in der Ehe festsitzenden wie verlassenen Mütter; und hippen unterbezahlten Teilzeitangestellten und Mehrfachjobberinnen, schon genug im Beruf oder bei der Kindeserziehung. Wenn frau z.B. wieder ihre Überstunden nicht bezahlt bekommt oder ihr Kind mit dem anderer Mütter vergleicht. Sollte das eigene vielleicht doch nicht hochbegabt sein?
Aktionismus, Individualismus, Konsumismus und Rivalismus sind demgemäß die heutigen Grundwerte. Diese postmoderne Leitkultur ist Folge der vor 200 Jahren etablierten Wirtschaftsform, die dem Feudalismus folgte, also des Frühkapitalismus, plus des Fordismus, des Amerikanismus nach dem Zweiten Weltkrieg und der Globalisierung. Unternehmertum, Wirtschaftlichkeit und Profitdenken haben unsere Welt auf Gedeih und Verderb zusammengeschweißt und geformt, - und so wie sie aussieht, nicht immer zum Besten.
Die adäquate Arbeitsmoral (Disziplin, Ordentlichkeit, Firmenloyalität, Leistungswillen und Karrieredenken) hat aus den einstigen Bauern, die je nach Saison und Wetterlage Arbeit hatten, und den heimischen Kleinbetrieben, die auf genauem Einzelauftrag arbeiteten, ein Heer von gut lenkbaren, nach Bedarf einzustellenden und zu feuernden, Massenwaren ausstoßenden, dem Profit der Firmenbesitzer dienenden Lohnarbeiter gemacht. Sie wurden im Laufe der fortschreitenden Produktentwicklungen und technischen Errungenschaften auf der anderen Seite mehr und mehr zum „König Kunden“, der den ganzen in immer kürzerer Zeit herausgepressten Warenauswurf konsumieren muss, um die ökonomische Weltmaschine in Gang zu halten. Sie wurden zum Spielball der Marketing-Manipulateure, Opfer von Telefonterror, Adressaten von Werbeblöcken, Wurfsendungen, Werbebeilagen, Teleshopping-Unternehmen, Productplacement, unterschwelligen Botschaften, Punktesammelsystemen, Plakatschlachten, millionenschweren Werbe-Kampagnen, - steter visueller und akustischer Belästigung im Dienste des Verkaufes.
Obwohl seit Capras „Wendezeit“ und „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome jeder weiß, dass das alles auf ein unsagbar quälendes, furchtbares (wahrscheinlich gewalttätiges) Ende hinsteuert, halten die Steuermänner eisern an ihrem Kurs fest und die bisher relativ gut weg gekommenen Lohnsklaven der Ersten Welt verschließen die Augen, in der Hoffnung, dass wenigstens doch die Bootslenker das Unheil sehen und abwenden müssten. Aber eine Kursänderung ist nicht in Sicht - was relativ unklug ist und Zweifel aufkommen lässt am homo sapiens.
Trotzdem nennen wir dieses labile (für die Dritte Welt auch Menschen ausbeuterische, Natur zerstörende) Konstrukt immer noch „Zivilisation“. Der Mensch arbeitet länger und konzentrierter als je zuvor auf dem Feld oder in der Heimwerkstatt, was ihn verschleißt und mürbe macht; der Mensch ist mehr Gefahren ausgesetzt (vom irren Straßenverkehr bis zu den allgegenwärtigen (erlaubten) Giften im Essen und dem Terrorismus) als der Bauer und Handwerker vor 200 Jahren; und er dient dem Weltgetriebe nur noch als Produzent und Konsument - ohne metaphysiche Dimension. Die Menschen im Mittelalter hatten wenigstens noch Gott und Hölle neben der körperlich anstrengenden Arbeit. Aber selbst diese metaphysichen Konstrukte bröckelten.
Im Frühkapitalismus gab es den echten produzierenden „Malocher“. Die Masse der Menschen war Malocher, die kaum das 60ste Lebensjahr erreichten (deshalb konnte Bismarck auch großzügig die Rente ab 70 einführen). Heute ist die Mehrheit der einstigen Malocher Bildschirmarbeiter oder im Dienstleistungssektor (mit immer mehr Beratertätigkeiten) beschäftigt. Vom Produzieren zum Programmieren, vom Anpacken zum Anquatschen, vom Land-Bestellen zum Pakete-Bestellen. Maschinen, Automatismen und Roboter nehmen uns das meiste ab (was oft ja auch gut ist). Algorithmen errechnen unsere Vorlieben und Wünsche. Wissenschaftler arbeiten daran, einen Menschen in Bits und Bytes zu verwandeln, um ihn unsterblich zu machen.
Schon Jeremy Rifkin schrieb in seinem Buch „Vom Ende der Arbeit“ (1995), dass in Zukunft nur noch für 20 Prozent der Bevölkerung Arbeit im Sinne einer Lohnbeschäftigung da sein werde. Die Technik hat den Menschen wegrationalisiert. Aber was sollen diese Überzähligen dann machen? Erstens, um zu überleben, oder zweitens, um sich die Zeit zu vertreiben?
Die neueste Richtung ist die, sichere Lebenzeit-Arbeitsplätze ganz abzuschaffen. War der Malocher früher noch sicher, dass er nach der Ausbildung im Betrieb bis zum Tode bei der Firma arbeiten konnte, so muss der moderne Mensch sich ständig umorientieren, neu einordnen, neu verdingen; oft in unbezahlten Praktika, Teilzeitjobs, Minijobs, Werkverträgen, befristeten Kurzjobs, Ich-AG-Jobs, Scheinselbständigkeit…
Es ist keine durchgehende Erwerbsbiographie mehr möglich, die Grundlage für die Rente im Alter sein soll, was bedeutet, dass ohne Änderung der Gesetze alles auf eine versteckte Rentenkürzung im Alter hindeutet. Aber was kümmern Politiker die Probleme in 30 Jahren?
Den Frauen erging’s in den letzten 70 Jahren genauso. Nicht nur, dass sie alle Arbeitsmarktentwicklungen genauso mitmachen duften (für weniger Geld), nein, sie sind jetzt auch noch auf sich selbst gestellt, weil sie heutzutage die Männer, die sie in der Ehe nerven, wieder loswerden können. Warum auch sollte frau an einen lebenslangen Fehler gebunden sein? Scheidungsrecht sei Dank! Aber allein mit Kindern? Bei dieser Wirtschaftslage! Damals „Schande“, heute ein Armutsfaktor. Ist das der Fortschritt?
Doch es hat sich auch einiges verbessert für sie: seit 150 Jahren dürfen Frauen studieren, seit 100 Jahren wählen, seit 70 Jahren rechtlich alle Berufe ergreifen, die ein Mann auch wählen kann, seit 50 Jahren selber ein Konto eröffnen und bestimmen, ob sie arbeiten gehen wollen. 1976 sprach zum ersten Mal eine Frau (Dagmar Berghoff) die Nachrichten der „Tagesschau“… eine FRAU!!! Und seit 11 Jahren werden Frauen sogar deutsche Kanzlerin.
Der Feminismus hat gesiegt.
Hat er das?
Während unsere postmodernen Frauen ihrem anempfohlenen Individualismus hinterherhecheln, ihr privates Glück in Yoga, Zumba, Kindern, Groschenromanen oder Promiskuität suchen und im andressierten Konsumrausch die überflüssigsten, meist Schönheit und Glück versprechenden, Körper und Heim schmückenden Produkte kaufen, haben Frauen in anderen Weltteilen immer noch elementare Probleme:
Warum darf ich nicht wählen, Auto fahren und meine Haare im Wind wehen lassen?
Warum gilt meine Aussage vor Gericht nur halbsoviel wie die eines Mannes?
Warum muss ich das Haus verlassen und abseits bleiben, solange ich menstruiere?
Warum dürfen meine Brüder zur Schule gehen und ich nicht?
Warum behandelt man mich in Gotteshäusern wie ein Mensch zweiter Wahl?
Warum dürfen meine Eltern für mich einen Mann bestimmen, den ich heiraten muss?
Warum darf mein Mann weitere Frauen ehelichen und ich nur ihn - auch wenn er mich nicht befriedigt?
Warum kann mein Ehemann mich leichter (z.B. durch dreimaliges Aussprechen der Scheidungsformel) loswerden als ich ihn?
Warum lässt die Gesellschaft, in der ich lebe, zu, dass ich als Kinderprostituierte meine Familie ernähren muss?
Warum muss ich mein Hymen operativ wiederherstellen lassen, um einen Ehemann zu bekommen?
Warum werden die Männer, die mich vergewaltigt haben, nicht angemessen bestraft?
Warum kann ich ohne Gefahr für Leib und Leben nicht gegen den Menschenhändler, der mich zur Prostitution gezwungen hat, aussagen?
Warum erlauben sich Ehemänner ohne jahrelange Gefängnisstrafe, uns mit Säure zu übergießen oder anzuzünden?
Warum verstümmeln Angehörige meine Vulva?
Fragen, die immer noch rund um den Globus gestellt werden8. Dagegen ist Europa ein El Dorado für Menschen mit Menstruationshintergrund.
Denn Fragen wie „Was soll ich anziehen?“, „Passen die smoky eyes zum Kleid?“, „Wie werde ich schlank in drei Wochen?“ oder „Wo ist der Deinhardt?“ sind dagegen ziemlich lässig zu beantworten.
Die Zeiten der internationalen Frauensolidarität und des Feminismus der 70er sind vorbei. Alice Schwarzer schlägt sich nur mittelmäßig gegen Verona Feldbusch im Fernsehduell (2002), aber schon damals konnte sie in einem Streitgespräch zu Esther Vilar nicht durchdringen (1975).
Die jungen Frauen von heute begreifen die Feindbilder und Mühen der frühen Kämpferinnen nicht mehr, aber sie profitieren erheblich davon. Verona Feldbusch hat -was sie betont- für sich entschieden, ein „Weibchen“ zu sein, ganz frei und selbstbestimmt, so wie es Alice Schwarzer immer für die Frauen vorgesehen hatte. Die Frage bleibt: auch wenn es „frei“ ist, ist das (gesellschaftlich) hilfreich?
Die heutigen Generationen (bis auf z.B. „Femen“) sind einfach zu weit davon entfernt, die politischen, ideologischen Hintergründe zu verstehen, und zu freizeit- und spaßzentriert, um die letzten Fesseln anzugehen, denn das wäre ja mühevoll. Und Mühe hat man im Beruf schon genug, oder dabei, die aufgezwungene Freizeit, da es keine Perspektiven oder Arbeitsplätze gibt, zu gestalten. Die Veteraninnen wirken oft (immer noch) verbissen ideologisch, mit ihren Metaebenen, in denen sie denken, abgehoben und selten attraktiv (nicht vom Äußeren her, sondern als Gesprächspartnerinnen in Talkshows etc.). Schwarzer übernimmt schnell mal die Gesprächsführung bei „Maischberger“ und fällt unhöflich den männlichen Dummschwätzern ins Wort. Ähnliches passiert auch Jutta Ditfurth regelmäßig.
Und mit der Zeit hat sich klammheimlich eine gesellschaftlich weite Gegenbewegung eingeschlichen, die alte sexistische Klischees aufwärmt (Gray, Pease bis in die Comedy: Mario Barth) und wissenschaftlich fundiert (Moir, Pinker, Brizendine). Ist das ein eklatanter Rückschritt, angetrieben von reaktionären Kräften, oder deprimierende Einsicht in die bedauerliche Uneingreifbarkeit in die Wesensnatur des Menschen?
Was geht hier ab?
Dieses Buch will einen Blick auf Frauenbilder werfen. Ja, Frauenbilder, Images , denn letztlich -so auch eine These des Buches- bestimmen Ideologien, also Bündel von Ideen (von sogenannten „Memen“), das Bewusstsein von Menschen und somit auch die Ausprägung der irdischen Erscheinungs- und Existenzweisen, das Sein. Wir leben in der „Matrix“ unserer eigenen Vorstellung. Und es gibt eine, die den Frauen sagt, wie sie zu sein haben, wenn sie Frauen sein wollen, und auch eine, die es den Männern vorgibt. Aber ich will mich auf die Frau konzentrieren, um dem Feminismus wieder Feuer zu geben. Die Gruppe „Femen“ und viele Einzelkämpferinnen spüren, dass das Ende noch nicht erreicht ist. Ich auch.
Doch ich werde politisch unkorrekt sein, gegen Männer und Frauen schießen, wenn es angebracht ist, und manchmal in satirische Bemerkungen und Kapitel verfallen, wobei ich versuchen werde, nicht allzu „beleidigend“ zu werden. Denn ich schreibe keine formale wissenschaftliche Arbeit, sondern würde gern ein lehrreiches Buch präsentieren, dass sich jede Frau mit Schmunzeln durchliest. Das soll nicht heißen, dass es nicht auf Fakten basiert, sondern nur, dass es lesenswert sein will. Polemik halte ich nicht für einen Abbruch der Qualität. Ein lesbarer Stil soll nur die Zielgruppe erhöhen, damit keine Frau sagen kann, ich hätte sie nicht informiert.
Die meisten Filme, die ich anspreche, haben auch die meisten Menschen in unseren Breiten gesehen, da es Filmklassiker oder erfolgreiche Serien sind, die immer wieder mal gezeigt werden und ins kollektive Gedächtnis eingebrannt sind. Einige Bücher sind heute nicht mehr so gefragt, aber echte Bücherwürmer werden sich auch an sie erinnern.
Dennoch bitte ich schon im Vorfeld, mein Reden frei nach Schnauze zu entschuldigen. Das ein oder andere „böse“ oder anzügliche Wort wird fallen und bei einigen Dingen gehen bei mir manchmal etwas die Pferde durch. Ich bin auch nur ein Mensch.
Es gäbe so viel zu untersuchen, zu beschreiben, zu analysieren, aber man kann ja nur eine kleine Auswahl bringen, um nicht ein Mega-Werk von 10 Bänden à 700 Seiten vorzulegen, das keiner lesen kann und will.
Interessant -und als Grundlage anderer Bücher geeignet- wären unter anderem folgende Themen.
Wie Bedeutungen von Wörtern durch den laxen oder kontextfremden Gebrauch verwässert oder gar destruiert werden. Während man sich schon damit abgefunden hat, dass sich die „Liebe“ vermehrt auf Objekte bezieht („Wir lieben Autos.“, „Wir lieben Lebensmittel.“, „Ich liebe Schuhe.“ etc.), bekommen ähnlich große Wörter einen kommerziellen fahlen Anstrich. Z.B. „Wunder“. Jesus hat Wunder getan. In „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn…“9 war es noch die vage Zukunftshoffnung eines homosexuellen Texters, der durch seine Kunst vor den Nazi gerettet wurde, aber schon in „Das Wunder von Bern“ (Fußball 1954) ging es abwärts. Heute heißen Schönheitsprodukte „Miracle Sleeping Cream“ und irgendein Gel wird beworben mit „More than a miracle“. Von Fructis gibt es die „Wunder Butter“.
Besonders ein Wort wird entwertet und aufs Höchste bagatellisiert: Revolution. Der politisch-gesellschaftliche Umsturz, die Umwertung aller Werte zur Besserung der Lebensverhältnisse der breiten Masse, ist verkommen zur Ankündigung einer „Neuentwicklung“ in der Schönheitsmittelindustrie. Die textliche Beschreibung von „Derma-Spa“ wird mit „Unsere Revolution…“ eingeleitet, ebenso wie Pantene Pro-V als „Pflege-Revolution“ oder die Haarfärbung von „John Frieda“ als „Revolution“ bezeichnet wird. Barbara Schöneberger preist eine Zahnbürste als „revolutionär“ an und Colgate verkündet: „Die Revolution für weiße Zähne.“ Überall wimmelt es von „Revolutionen“; gemeint sind lediglich Produktverbesserungen bei (meist uralten) Gebrauchsgegenständen, was nicht wirklich eine völlige Umwertung von Werten darstellt. Was für eine Farce! Was soll aus einer Generation werden, die dann die Französische Revolution für die Einführung der French Nails hält?
Die neueste absurde Masche: eine Anti-Aging Creme bewirbt sich mit dem Satz „So intelligent, sie kennt die Bedürfnisse ihrer Haut.“ Jetzt sind Cremes also schon mit „Geist“ begabt. Und weiter sagt der Werbetext:„Ihre Haut ist einzigartig und unsere Creme weiß das.“ Intelligenz? Wissen? Obwohl natürlich der Wissensstand nichts mit Intelligenz zu tun hat! So schwierig der Begriff „Intelligenz“ zu fassen ist, er ist auf alle Fälle nicht einfach messbar in der Höhe des individuellen Wissens wie z.B. bei „Wer wird Millionär“. Dieses leere abfragbare Wissen ist nicht Intelligenz. Abgesehen von diesem Fehler (Werbefachleute sind ja eh ziemlich schmerzbefreit, was Realität und Logik angeht), ist also die nächste geistesbegabte Spezies neben dem Menschen nicht etwa ein stammesgeschichtlich Verwandter wie der Schimpanse oder Gorilla à la „Planet der Affen“, sondern eine Creme in einem Döschen: der cremo sapiens.
Auch ein sehr dankbares Gebiet für eine Untersuchung wären Schlagertexte. Die Schlagerwelten bestehen zumeist aus selbstbezogener und theatralisch verpackter Hyperemotionalität in leeren Worthülsen und plattesten Sprachbildern mit höchststufigem Pathos. Herz-Schmerz-Sülze in Alles-oder-Nichts-Attitüde. Aber welche Klischees werden benutzt? Welche Stilmittel? Welche Gefühle erzeugt? Und welche Rollenbilder untermauert? Z.B. das Klischee der ewig verzeihenden, d.h eigentlich unbelehrbaren Frau:
„Du hast mich 1.000 mal belogen
Du hast mich 1.000 mal verletzt
[…]
Ich würd es wieder tun
Mit dir
Heute Nacht“
Ein Berg voll Müll! Wie bescheuert muss eine Frau sein, diesen überbordenden Betrug und diese häufigen Verletzungen mitzumachen, sogar tausendmal, und dann noch auch nur in Betracht zu ziehen, wieder eine Nacht mit diesem Blender zu verbringen? Die Hymne an die Blödheit? Oder an den weiblichen Masochismus? Aber alle Weiber bestätigen durch den Kauf dieser erfolgreichen Platte, dass sie einen Nerv bei ihnen getroffen hat. - Die haben Nerv. Nur… welchen? In noch deutlicherer Sprache brüht dasselbe Klischee Christina Stürmer für die jüngere Generation auf. Etwas mehr Pep und Schmiss und schon gibt es wieder einen Nerventreffer:
„Du bist die Qual, - ich war schon immer Masochist, bringst mir kein Glück, ich bin und bleibe Pessimist.
Schmeckst bittersüß, - saugst mich aus wie ein Vampir, ich bin verhext, - komm einfach nicht mehr los von dir…“10
Ach, wo wären die Männer, wenn die Frau nicht über eine so große Leidensfähigkeit und -bereitschaft verfügte?
Die ausufernde Ratgeberliteratur wäre auch interessant zu beleuchten. Zukunftsforscher glauben, dass die Tätigkeit der Beratung und persönlichen Dienstleistung noch zunehmen wird, in Zuge des weiteren Abbaus von produzierendem Gewerbe und sogar pflegerischen, helfenden Berufen, auch im Zuge der „Wirtschaft 4.0“. Es wird immer mehr Berater für alle Bereiche des Lebens geben11. (Das setzt auch voraus, dass die einzelnen Menschen immer dümmer oder unselbstständiger werden in diesen Bereichen.) Aber wer kann diese dann noch bezahlen, wenn nur noch 20 Prozent der Menschen Arbeit, also Lohneinkünfte, haben?
Und was den Frauen z.B. ernsthaft angeraten wird, sieht man an den Büchern („Das Uschi-Prinzip“, „Erotisches Kapital“ und „Täglich zu Tiffany“), die ich später exemplarisch analysiere. Absurd!
Werbung, Schlagertexte und Ratgeberliteratur sind also ein weiterer aufdringlicher Bestandteil unserer zivilisierten „Leitkultur“, können in diesem kleinen Werk aber nicht adäquat berücksichtigt werden. Leider.
Ebenso wenig wie ganze Genres des Films, als da wären: Western, Science-Fiction, Slapstick, Heimatfilme, Liebesfilme, (Anti-) Kriegsfilme, Actionfilme, Horrorfilme - und natürlich Erotikfilme bzw. Pornos.
Bei der Literatur fallen heraus: Groschenromane, Unterhaltungsliteratur im Liebes- und Krimibereich, Kinderbücher und die meisten der 80.000 Neuerscheinungen pro Jahr. Wer hat die Zeit, das alles zu lesen?
Wenn Hollywood jährlich bis zu 400 Filme ausschüttet, und in den Anfangsjahrzehnten noch mehr, eben die vielen Schwarzweiß-Kurzfilme, dann muss ich mich beschränken. Wobei ich dann noch keinen einzigen europäischen, asiatischen oder indischen Film gesehen hätte. Wie ist das Frauenbild in jenen? Und dann fehlten noch sämtliche Fernsehproduktionen, Daily Soaps, Pilcher-Liebesfilme, Familiendramen und was sonst noch alles so kreucht und fleucht in der heimischen Flimmerkiste. Dieses Leben ist einfach zu kurz für alle Bewegtbilder-Medien. Und obwohl man nur einen winzigen Bruchteil davon sieht, beeinflusst dieser schon unser Weltbild, unsere Einstellung zu wichtigen Themen; uns selber in der Eigenwahrnehmung und die Welt, wie wir sie sehen, und unser Verhältnis zum anderen Geschlecht. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Die Matrix ist eröffnet…
In 30-Jahres-Sprüngen werde ich in diesem Buch durch das vergangene Jahrhundert ziehen und im Heute landen, um zu zeigen, dass sich seltsamerweise weniger geändert hat als vermutet. Oder anders gesagt: dass moderne Trends die Fortschritte zunichtemachen, die vielleicht in Ansätzen schon gegeben waren. Oder anders. Dass das Neandertal noch nicht überwunden ist, nur im neuen Gewande vor uns steht. Der Affe in hippen Markenklamotten.
Jeweils um die Jahre 1900, 1930, 1960 und 1990 werde ich exemplarisch einige bemerkenswerte Werke aus Literatur und Kino bzw. Fernsehen herausgreifen, analysieren und somit aufzeigen, dass die Zivilisation in Bezug auf die Geschlechterverhältnisse nicht immer ihren Namen verdient hat (in Bezug auf andere Bereiche leider auch nicht).
Denn der Teufel liegt im Detail. Es sind oft nicht die großen schreienden Ungerechtigkeiten, die Missstände hervorrufen oder zementieren (so wie die Kinderehen, die Witwenverbrennung in Indien oder die Mädchenbeschneidung in Afrika), sondern die vielen kleinen verteilten Spitzen, die sich summieren und üble Auswirkungen zeitigen können - auch für die moderne Frau. Um diese zu finden, muss man manchmal genauer hinschauen. Manchmal aber springen auch sie einen an.
Natürlich liegt das daran, dass Frauen und Männer eben nicht (gesellschaftlich) gleichberechtigt sind. Nirgendwo auf der Welt.
So gibt es selbst in unserer modernen Demokratie -trotz Grundgesetz- für Frauen und gleiche Arbeit ein paar Prozente weniger Lohn. So sind viel mehr Frauen in (unterbezahlten) pflegerischen, dienenden und eben nicht leitenden Berufen tätig. So bedeutet „alleinerziehend“ bei Frauen heute doppelte Niedriglohn-Arbeit und später Altersarmut. So sind Frauen viel auffälliger das Opfer von herrschenden Schönheitsidealen und Adressaten für die Werbung der Schönheitsindustrie. So sind mehr Frauen (halb-) nackt auf Magazinen und Plakaten zu sehen als Männer. So tanzen weit mehr Frauen an Stangen für Kunden. Und… die Prostitution ist weiblich.
Natürlich bilden Filme diese Realität ab, sie spielen eben nicht auf einem fernen Planeten, in einer anderen Dimension, aber genau damit schaffen sie keine Anknüpfungspunkte, keine neuen Ideen für Veränderungen (der Film „Avatar“ war wohl in jeder Hinsicht einzigartig in seiner philosophischen Meta-Botschaft, bis auf die Gewaltanwendung am Ende).
Filme sind die Abbilder der Matrix, die Matrix der Matrix. Aber nicht weniger realitätsrelevant.
Hinweis für die Schnelleinsteiger/in
Falls eine Leserin Probleme mit Satire und harten Worten gegen die holde Weiblichkeit hat, kann sie direkt beim Hauptteil zu lesen beginnen. Ansonsten könnten einige vorgetragene Meinungen der Einleitung sie verunsichern und vermuten lassen, ich stünde voll und ganz auf der Seite der „Herren der Schöpfung“.
Was nicht so ist.
Der größte Teil des Hauptteiles wird auch ohne die Einführung verständlich sein. Deshalb könnte man/frau auch dort mit der Lektüre beginnen.
Es war der Rückflugtag eines Schüleraustausches und nun drängelten sich die 15 Schüler, gefolgt von ihren Lehrern, in die Maschine, die in Barcelona auf sie wartete. Einige Schüler kämpften um die besten Plätze an den kleinen Fenstern, um den Ausblick von oben genießen zu können. Viele Spanier und einige andere Staatsbürger waren ebenso an Bord, in wenigen Minuten alle in Richtung Düsseldorf unterwegs. Ein routinemäßiger Flug, Barcelona - Düsseldorf.
Der Take-Off gelang, das Wetter war gut, die Flughöhe wurde ohne Komplikationen erreicht, der Pilot hielt die übliche Ansprache, die Schüler sahen die Welt von oben.
Nur wenige Stunden und sie würden wieder zuhause sein.
Dann ging der Pilot zur Toilette und das Verhängnis begann. Der Co-Pilot ließ niemanden mehr ins Cockpit, verweigerte jede Kommunikation mit der Flugzeugmannschaft und dem Luftraum überwachenden Bodenpersonal - und setzte über den französischen Alpen zum Sinkflug an. Der Pilot wird dies zuerst bemerkt haben und alles versucht haben, um wieder ins Cockpit zu kommen, aber diese waren ja nach den Terroranschlägen absolut einbruchssicher gemacht worden.
Die Maschine zerschellte und die Schüler und alle anderen starben. Der Co-Pilot, ein junger Mann von 27 Jahren, der schon vorher mit seelischen Problemen bei Ärzten war und von einigen als „fluguntauglich“ diagnostiziert wurde, hat in seinem selbstmörderischen Amokflug 149 Unschuldige mit in den Tod gerissen.
Heute erinnert ein Gedenkstein an der Unglücksstelle daran.
In einer wohl nicht nur satirisch gemeinten Anmerkung empfahl die Linguistin Luise Pusch auf ihrem Internetblog den Fluggesellschaften, mehr weibliche Piloten einzustellen, um die Wahrscheinlichkeit eines solchen Vorfalls zu verringern. Sie schrieb:
„Die Lufthansa sollte sich nicht nur für ihren Aufsichtsrat, sondern auch für ihre Cockpits eine Frauenquote verordnen. Höchste Zeit ist es allemal, denn zurzeit gibt es bei der Lufthansa nur 6 Prozent Pilotinnen. (…)
Amokläufe werden nahezu ausschließlich von Männern begangen.
Amokläufe und so genannte Familienauslöschungen, die gern zu ‚erweitertem Selbstmord’ und ‚Mitnahme-Selbstmord’ verharmlost werden, sind Verbrechen, die nahezu ausschließlich von Männern begangen werden. Für Amokflüge, die offenbar häufiger vorkommen, als der Öffentlichkeit bewusst ist, gilt dasselbe.
Die Lufthansa sucht verzweifelt nach Maßnahmen, um Katastrophen wie die mutmaßlich durch ihren Germanwings-Co-Piloten verursachte in Zukunft auszuschließen oder wenigstens unwahrscheinlicher zu machen. Auf das Nächstliegende - Frauenquote im Cockpit erhöhen - kommt niemand.“
Auch auf den Seiten von emma.de wurde diese Anregung diskutiert und mit weiteren Fakten und Aussagen von Psychologen unterlegt. Auf die Fakten im Buch von Susan Pinker, die ähnliches berichtet und die Ursachen dafür auf eine genetisch-hormonelle Basis zu stellen versucht, kommen wir noch zu sprechen. Um einen kurzen Einblick in den Emma-Text zu geben, sei dies zitiert:
„Zahlreiche Studien belegen: Amokläufe (meist inklusive anschließendem Selbstmord des Täters) werden in der Regel von Männern begangen. Die Liste ist leider lang, hier nur einige Beispiele: Montréal 1989 (14 Opfer); Colombine 1999 (13 Opfer); Erfurt und Eching 2002 (19 Opfer); Emsdetten 2006 (5 Opfer); Virginia 2007 (32 Opfer); Winnenden 2009 (16 Opfer); Utöya 2011 (88 Opfer); Newtown 2012 (28 Opfer); Santa Barbara 2014 (6 Opfer).
Weibliche Amokläufer sind (bisher) quasi inexistent. Nicht etwa, weil Frauen die besseren Menschen wären. Sondern, weil Frustration und Aggression von Frauen sich traditionell anders Bahn brechen als bei Männern - nämlich eher nach innen statt nach außen, weniger physisch und eher psychisch, eher selbstzerstörerisch als zerstörerisch.“12
Es mag also etwas dran sein, dass Männer aggressiver, narzisstischer und für „Ehre“, ihr Selbstwertgefühl und „Prinzipien“ (seien es politische oder religiöse) geneigter sind, andere anzugreifen und zu töten (nur 8% der Gewaltverbrecher in den Gefängnissen sind Frauen), aber in mir brodelte nach diesen „feministischen“ Ideen etwas auf, das sich in eine große Männer verherrlichende Replik ergoss.
Die will ich trotz ihrer abschreckenden Wirkung auf (wahrscheinlich eher) Leserinnen zum Besten geben.
5 Wobei die Werbung, die zu zwei Dritteln auf Schönheitsmängelbehebung zielt, eher den KAUF empfiehlt. Auch soll nicht unterschlagen werden, dass 5-10 von jeweils 170180 Seiten auch einem ernsten Thema gewidmet waren.
6 Betty Friedan, Der Weiblichkeitswahn oder die Selbstbefreiung der Frau, S..32
7 Auffallend, dass so viele Sendungen, die den besten Deutsche n in einer bestimmten Sparte finden wollen, einen rein englischen Titel haben. Aber selbst die erste gecastete deutsche Girlgroup mit 5 Sängerinnen hatte einen englischen Bandnamen und nur zwei Mädchen dabei, die einen deutsch klingenden Namen hatten. Eine sah sogar „deutsch“ aus.
8 Wer’s nicht glaubt, lese: Christine Ockrent, Das Schwarzbuch zur Lage der Frauen. Eine Bestandsaufnahme, 2007
9 aus „Die große Liebe“, Nazi-Propagandafilm, 1942
10http://www.magistrix.de/lyrics/Christina%20St%C3%BCrmer/Ich-Lebe-7060.html
11 Siehe: http://www.sueddeutsche.de/thema/Zukunft_der_Arbeit, Abruf Mai 2016
12http://www.emma.de/artikel/amokpilot-war-es-kalter-hass-329923, Dez.2015
Ja, es hat ein durchdrehender Mann Unschuldige mit in den Tod gerissen, und ja, das ist schlimm. Aber schauen wir erst einmal auf die Welt, wie sie ist, und überlegen uns, was es positiv über Männer zu sagen gibt, was wir ihnen zu verdanken haben.
Ich sehe in den Flugzeughallen keine Frauen, die Flugzeuge zusammenschweißen, keine Frauen die etliche Kilometer Kabel ziehen für die Elektronik, keine Frauen in den Ingenieurbüros für Luftfahrttechnik, die Flugzeuge kreieren, keine Luftfahrtpionierinnen, die ihr Leben riskiert haben.
Nachdem Dädalus und Ikarus es vorgemacht hatten, glaubte schon im 15. Jahrhundert Leonardo da Vinci daran, dass man fliegen können müsste, Otto Lilienthal gab mit 48 Jahren bei den ersten echten Flugversuchen in der Menschheitsgeschichte sein Leben, die Gebrüder Wright waren halt Brüder (keine Schwestern), die Erfinder des Düsenantriebs waren Männer (ein Engländer und ein Deutscher gleichzeitig) und Charles Lindbergh flog als erster medienwirksam ganz allein die Strecke von Amerika nach Frankreich, um dem Flugzeug die Bahn zu ebnen. Der Herr Präsident Kennedy entschloss sich, die Strecke bis zum Mond zu schaffen, und Neil Armstrong und Edwin Aldrin waren (falls man widersprechende Verschwörungstheorien ablehnt) auf dem Mond.
Männer haben das Fliegen möglich gemacht, die Technik erfunden, ihr Leben eingesetzt, um sie zu verbessern, die Fluggeräte gebaut, zusammengelötet, verdrahtet, und sich als Piloten einen Namen gemacht. Nun hat einer einen unverzeihlichen Fehler begangen…
Machen wir uns nichts vor: ich glaube kaum, dass man beim Pyramidenbau Frauen die Steine hat schleppen lassen (keine Grabwandmalerei belegt dies); dass sie die Obelisken transportiert haben, dass sie die Millionen Tonnen Gestein bewegt haben, die hübsch zusammengestellt die Tempelanlagen, Königspaläste und Metropolen ergeben, die wir in den Hochkulturen der Vorzeit sehen. Dass all die großen steinernen Monumentalbauten und Städte - von Babylon bis Beijin, von Chichen Itza bis Angkor- von zarten Frauenhänden errichtet worden sind. So wie auch heute relativ wenig Frauen in den Steinbrüchen schuften, auf dem Bau zu sehen sind, an den Hochöfen malochen, in LKWs sitzen und Riesenstaudämme, Prachtbauten und Wolkenkratzer hochziehen.
Männer zogen, zerrten, schleppten, behauten und stapelten die Steine, Säulen, Ziegel und Statuen zu imposanten Gesamtkunstwerken. Sie -ob als Architekt von Imhotep über Archimedes, Vitruvius, Andrea Palladio bis hin zu Le Corbusier oder einfacher Arbeitssklave- ersannen und bauten die Städte und Tempel, die Straßenwege und Parks, die Saunen und Bäder, die Stadien und Türme, sowie Schiffe und Kriegsmaschinen.
Denn auch sie bildeten die Heere.
Der Größenwahn und Geltungsdrang von Königen und Tyrannen ließ aus Stämmen, Stadtstaaten und lockeren politischen Allianzen Völker bzw. Nationen entstehen, die sich von anderen abhoben. Sie gründeten Reiche und verteidigten und erweiterten ihren Einflussbereich.
Wie viele Großreiche hat die eurasische Hemisphäre nicht schon gesehen?
Das ägyptische, das babylonische, das assyrische, das minoische, das phönizische, das persische, das griechische, das römische, das osmanische, das mongolische, die Kolonialreiche, nun das amerikanische (ganz zu schweigen von denen in anderen Breiten: die Maya, Inka, Azteken, Khmeer, Arier in Indien -von Montezuma bis Chin Shi Chuan Di etc.).
Und seit Jahrtausenden stehen diesen Staatsgebilden Männer vor. Grausame oft, gewalttätige, psychopathische… ja, aber auch Einheit gebende, Kultur fördernde.
Und einfache Männer aus dem Volk trieben diese Reiche weiter voran. Sie kämpften und starben in den Heeren der Pharaonen, Könige, Kaiser, Usurpatoren und Herrscher. Und sie griffen zu den Waffen und wehrten sich als Angegriffene und Bedrängte gegen die Großmächte, als Rebellen, Freiheitskämpfer und Widerständler, sei es in Massada oder Alesia, am Little Big Horn oder in Deutsch-Südwestafrika. Auf jeder Seite waren sie es, die die Welt veränderten.
Sie waren Garant für die Verbreitung von neuen Sprachen, Ideen, Kulturgütern, Techniken und Waffen.
Männer erfanden Hebetechniken, Wasserschrauben, Baumaschinen, Waffentechniken; sie bauten Aquädukte, um Großstädte wie Rom möglich zu machen; sie erdachten tausend alltägliche nützliche Dinge (auch für Frauen) und leider auch tödliche Geräte. Vielleicht sollte man auch davon ausgehen, dass sie das Rad erfanden.
Jeder kennt die Namen unserer deutschen Erfinder: Benz, Daimler, Bosch, Siemens, von Braun, Hahn, Thyssen, Röntgen…
Thomas Edison hält über 1000 Patente, Nobel über 300 etc. Der Spitzenreiter ist der noch lebende Kia Silverbrook mit über 8000 Patenten weltweit (ein Mann).
Gutenbergs Buchdruck hat die Welt verändert, Hargreaves Spinnmaschine, Watts Dampfmaschine, Jacquards programmierbarer Webstuhl, Faradays Generator, Reis’ Telefon (Bells Telefon?), Nipkows Fernseher, Benz’ Benzin-Auto, Zuses „Computer“, Siemens’ Dynamo usw. „Nerds“ entwickelten den Computer, die graphische Oberfläche und Maus (damit auch DAUs damit hantieren können), das Internet, die E-Mail, HTML, MP3, JPG, das Smartphone usw.
Carl von Linné bringt Ordnung in die Welt der Natur, Julius Meyer mit seinem Periodensystem Ordnung in die Welt der Chemie, Grimm in die Märchenwelt, Einstein in die Welt der Vorstellung von Raum und Zeit.
In der Liste der Erfinder auf Wikipedia ist kaum eine Frau zu finden.13
Was haben Frauen erfunden? Ach ja… die Filtertüte, die Autoscheibenwischanlage, die Wegwerfwindel, den Minirock und Tipp-Ex.
Was haben die Männer derweil erfunden?
Alles, was uns das Leben heute so angenehm, bequem und leicht macht. Vom Buchdruck bis zum Internet. Wahrscheinlich auch die Schrift. Von der römischen Fußbodenheizung bis zur Fotovoltaik-Technik. Vom Sattel bis zum Sattelschlepper usw.
Nicht zu vergessen: den Staat, das Recht und die Juristerei. Die Philosophie und die Religion.
Die Gesetzbücher, die Regeln und die Winkelzüge, das Debattieren und Diskutieren, das Auslegen und Interpretieren, das Tradieren und Reformieren. Von Solon und Sokrates, Platon bis hin zum napoleonischen Codex, dem deutschen Grundgesetz, Kant und Schopenhauer bis hin zu ontologischen Schwätzern wie Heidegger und modernen Salonphilosophen wie Sloterdijk und Safranski.
Echnaton erfand den Monotheismus, Abraham und Mose schufen das Judentum, Mani schuf den Manichäismus, Gautama den Buddhismus, Mahavira den Jainismus, Lao Zi den Daoismus, Kong Zi den Konfuzianismus, Jehoshua und Paulus das Christentum, Mohammad den Islam, Joseph Smith das Mormonentum, Baha’ullah das Bahaitum, Aleister Crowley den modernen Satanismus, L.R. Hubbard Scientology und Bhagwan die Hippie-Sektenkultur.
Männer gaben der Welt metaphysische Ideen, Gottesbilder, moralische Lehre und die Liebe zur Weisheit. Ob als verwirrter Religionsstifter, Yogi, Eremit, Massenbeweger, Volksheld, Schriftgelehrter oder Philosoph. Die ersten „Denker“ waren Männer. Die ersten Schulen waren für Männer, die ersten Universitäten Denkfabriken für Männer.
Und wo wir schon beim Denken sind: Männer schrieben all die großen Heldenepen und Göttersagen, Theaterstücke und Romane, sei es Homer, Aristophanes, Snorri Sturlunson, Wolfram von Eschenbach, Shakespeare, Voltaire, Goethe, Hugo, Dickens bis Thomas Mann, Tolkien und Steven King.
In der Liste „Die 100 besten Bücher der Weltliteratur“ (Auswahl der „Zeit“, natürlich subjektiv) ist eine einzige Frau vertreten. Vielleicht zwei, wenn man genau wüsste, von wem die Erzählungen aus 1001 Nacht sind.14
Männer überliefern in ihren Geschichten Weltanschauungen, Gebräuche, alte Sprachen, Jenseitsvorstellungen und verschollene Kulturleistungen.
Fast die ganze Kultur, sei es Schriftstellerei, Malerei und Bildhauerei, ist männlich. Wer weiß, ob die Musik es nicht ebenso ist?
Männer veränderten und verändern die Welt, sei es durch Gewalt mit Eroberungskriegen, Königsmorden, Landnahmen, Völkerwanderungen, Rivalitäten; oder Ideen wie Echnaton (als Erfinder des Monotheismus), Gautama, Christus, Kopernikus, Kepler, Luther, Marx, Einstein oder die philosophischen Vorväter der französischen Revolution: Voltaire, Diderot, Rousseau.
Sie, Männer , schufen und schaffen diese Welt, äußerlich in den Prachtbauten und Technologien, Gesetzen und Staatsgebilden, innerlich durch Kontemplation, Werte, Kultur, Philosophie und Weltanschauungen.
Seien wir mal ehrlich: alles, was wir haben, haben wir Männern zu verdanken, sei es den Ingenieuren, die es sich ausgedacht haben, bzw. den Denkern, die darüber debattiert haben, oder den Bauleuten, die den Beton anrühren, die Kräne lenken und die Kelle in der Hand halten.
Dies ist durch und durch eine Männerwelt.
Auch die Fliegerei. Selbst Gott (im Monotheismus) wurde stets als männlich angesprochen, dargestellt und verehrt.
Liebe Frau Pusch, biblisch gesprochen: wir Männer haben es gegeben und wir Männer können es auch nehmen. Schlimm, dass es einer gemacht hat, aber wie groß war bisher der Vorteil, die Fliegerei überhaupt erfunden zu haben. Dank der Männer.
Diese ganze Welt, so wie sie ist, scheint eine 98 % Männerveranstaltung zu sein.
Was haben die Frauen derweil getan? Zum großen Weltganzen beigetragen?
Sie haben sich vorwiegend geschminkt (seit dem frühen Ägypten), hübsch, d.h. halbnackt und verführerisch getanzt und auch musiziert sowie sich fein gemacht (für die Männer). Und natürlich darf man eines nicht vergessen ihnen anzurechnen: sie haben uns Männer geboren und aufgezogen. Kurz: sie haben sich schön und nebenbei Männer gemacht. Das ist es.
Alles Schwere, Aufwendige, Gefährliche, Nervige haben wir ihnen abgenommen, sodass Esther Vilar zu der Überzeugung gelangt, dass es den Frauen viel besser geht als den Männern und sie keinerlei „Emanzipation“ brauchen. Denn was sie gewinnen könnten, ist lediglich schweres Schleppen, beschwerliches Handwerken, weltfremdes Nachdenken, heftiges Debattieren, jahrzehntelanges Geldranschaffen für Frau und Kinder sowie -in den leider zu häufigen Gewaltakten- Kampf, Verletzung und Tod. Frauen sollten lieber ihr parasitäres Schönleben weiterführen und sich freuen, dass sie Frauen sind und keine Männer.
Doch wo wären wir ohne den männlichen Geist, das männliche Getrieben-Sein, die männliche Erfindungsgabe?
Wenn wir den männlichen Beitrag zur heutigen Welt abziehen und uns nur auf Frauen-Erfindungen stützen würden, säßen wir immer noch in irgendwelchen Höhlen und sammelten Beeren, um uns zu ernähren. Immerhin hätten die Frauen Kajal drauf, und wir vielleicht das ein oder andere Tischdeckchen herumliegen… und natürlich Tipp-Ex.
Was also haben uns als Menschheit die Frauen geschenkt? Was ist ihr Beitrag zu all dem, was wir haben und was uns heute ausmacht?
Das kann man leicht eruieren, wenn man sich auf den Wänden der Ägypter umschaut, oder die Kunstwerke der alten Griechen studiert, oder das Leben im alten Rom betrachtet, oder das europäische Mittelalter durchforstet.
Was sehen wir auf den Wandgemälden der Ägypter? Frauen, die Musik machen, tanzen und einfache Dienertätigkeiten sowie die Schönheitspflege für andere Frauen übernehmen. Sie bestellen nicht die Äcker, sie bauen nicht die Tempel und Pyramiden, sie malen und bildhauern nicht die Kunstwerke, sie schreiben nicht in Hieroglyphen, sie kämpfen nicht in Heeren…
Sie sind entweder Göttin, Pharaonin (selten) oder sonst -und das vorwiegend-Unterhaltungsprogramm für die echten Menschen, die alles andere machen, anbauen, herstellen, bestimmen und erkämpfen. Die letzte wichtige Bastion, die ihr niemand wegnehmen kann, beherrschen sie seit Urzeiten und ist ihr letztes sinngebendes Refugium: die Mutterschaft. Da macht ihr keiner was vor. Und mal so gefragt: hat sie nicht -neben dem bisschen Musizieren und Getanze- auch genug Zeit, um das zu erledigen?15
Die griechische Frau war vor allem „Hausfrau“, d.h. Herrin und Verwalterin des Hauses, in das sie mit jungen Jahren (14) -aus der Vormundschaft ihres Vaters nun als bevormundete Ehefrau eines anderen Mannes- umgezogen ist. Falls sie zur ärmeren Bevölkerungsschicht gehörte, durfte sie, nein, musste sie selber einige Tätigkeiten, die sie in die Öffentlichkeit trug, übernehmen, ansonsten hatte sie keinen Grund, sich draußen herumzutreiben. Eine Teilnahme an politischen Dingen, wie der damals existierenden „Demokratie“, die letztlich nur eine militaristische Plutokratie war, war nicht vorgesehen.
Die andere Seite der ehrbaren, im Hause verborgenen Ehefrau war die irgendwo geraubte oder sonstwie durch Krieg oder Verschuldung in Sklaverei geratene Frau, die als Dienerin, wenn sie Glück hatte, oder Hure arbeiten musste. Die Edelhuren, die sogenannten Hetären, konnten sich mit Klugheit, Schönheit und Strategie einen höheren Status und sogar Reichtum erschlafen. Die Waffe der Frau war letztlich nur sie selbst als sexueller Vergnügungspark des Mannes:
„Ihrer rechtlichen und praktischen Fremdbestimmung zum Trotz waren die Frauen im Athen des 6. bis 4. Jahrhunderts v. Chr. nicht nur bedauernswert: Dies jedenfalls ist die Meinung von Komödiendichtern wie des Aristophanes in seiner ‚Lysistrata’. Schon damals verstanden es die Frauen unter Einsatz ihrer erotischen Reize und ihrer Findigkeit, für sich – und letztlich wohl auch für die Männer und für den Staat – das Beste aus ihrer Situation herauszuholen.
Was allerdings nur gelingen konnte, solange sie jung, schön und gesund waren.“16
Das Folgeimperium des griechischen hatte kaum Verbesserungen für die Frau. Aber man senkte die Ehefähigkeit auf 12 Jahre. Ein wahres Fest für alle Humberts dieser Welt (wie man im Kapitel zu „Lolita“ sehen wird).
Sie war jeweils rechtlich unterstellt ihrem Vater, einem anderen männlichen Verwandten oder später dann dem eigenen Ehemann. Sie war Verfügungsmasse des Familienoberhauptes, der auch den Ehemann auswählte. Politisch war sie nicht-existent. Aber im Haus, wenn sie in einem reichen lebte, hatte sie das Sagen über alle Haussklaven, worunter auch andere Frauen fielen. Leider auch -je nachdem- einige Sexsklavinnen ihres Mannes. Aber da man (bzw. frau) ja ohnehin nicht aus Liebe geheiratet hatte, war dies auch egal oder manchmal sogar erwünscht.
Dann kam das dunkle Mittelalter. Ich nenne es dunkel, weil die christliche Religion ihr unheilvolles Hungertuch über es gebreitet hat. Mit Mord und Mission überfiel sie die germanischen Völker und zerstörte ihre Kultur, damit sie alle an einen jüdischen Sektierer, einen „Wander-Guru“ glauben, der 1000 Kilometer weiter als Verbrecher von den Römern -angeblich auch für „sie“-hingerichtet wurde und der sich auf einen noch älteren Gott berief, der sich ganz eindeutig für ein anderes Volk als „sein“ Volk ausgesprochen hatte (zum Zeichen des „Bundes“ war dieses sogar beschnitten). Man nehme mir meine Urteile über diese „Religion“ nicht zu übel, aber sie hatte im alten Germanien nichts zu suchen.
Als das Christentum in Europa seinen Orientalismus ausbreitete, war es schon theologisch soweit ausgearbeitet, dass die Lehre mehr galt als alles andere. Wer nicht mit der Lehre übereinstimmte, war des Teufels und gehörte nicht nur exkommuniziert, sondern auch gleich exterminiert, wie die Waldenser, Albigenser, Katharer und Begarden. In der jüdischen Bibel und Theologie kam die Frau nicht gut weg: Lilith die erste Frau Adams, war selbstbewusst und dominant, eine echte „Emanze“, die Gott und Adam wieder loswerden wollten, und Eva, die zweite -endlich fügsame-, hat Adam dann doch zur Sünde verführt, und damit für alle kommenden Generationen das Paradies verspielt. Das ist kein Apfel wert! Obwohl der damals bestimmt noch „bio“ war.
In der christlichen Lehre sollte sie „in der Gemeinde“ schweigen und dem Manne Untertan sein, weil sie anfällig für die sündhaften Einflüsterungen von Paradies-Schlangen und gefallenen Engeln, also Dämonen, sei. Ihre attestierte Triebhaftigkeit wurde ihr später zum Verhängnis, als sie der Unzucht mit Teufeln angeklagt und dann als Hexe verbrannt wurde. Das Werk „Eunuchen für das Himmelreich“ von Uta Ranke-Heinemann ist für dieses Thema sehr aufschlussreich. Sie zitiert -neben allen anderen Frauenverächtern der Kirche- z.B. Albertus Magnus mit folgenden Worten:
„Die Frau ist zur Sittlichkeit weniger (als der Mann) geeignet. […] Die Frau kennt keine Treue. Glaube mir, wenn du ihr Glauben schenkst, wirst du enttäuscht werden. […] Die Frau ist ein mißglückter Mann und hat im Vergleich zum Mann eine defekte und fehlerhafte Natur. Darum ist sie in sich unsicher. Was sie selber nicht erhalten kann, versucht sie zu erreichen durch Verlogenheit und teuflische Betrügereien. […] Ihr Gefühl treibt die Frau zu allem Bösen, wie der Verstand den Mann zu allem Guten hinbewegt.“17
Um sie zu zähmen, blieb nur, sie unter die rigide Leitung der vernunftbegabten, gottergebenen Männer zu stellen: als Tochter sowieso, als Ehefrau, als Mutter, auch als Nonne, d.h. sie in irgendein Haus (bzw. Kloster) zu sperren, falls man ihre Arbeitskraft nicht aushäusig brauchte.
Teilhabe an Entscheidungen, besonders politisch oder kirchlich, war für das gesamte Frauengeschlecht nicht vorgesehen, und wenn erhalten, dann hart von einer der wenigen Emanzennonnen erkämpft, oder vom Gegenteil, einer Hure wie Marozia in orgiastischen Nachtsitzungen erschlafen.
Wenn die Frau nicht in ein Kloster gesteckt wurde, dann hatte sie die Aufgabe, Kinder zu gebären (darin lag ihr „Heil“), die erst kleine Hilfsarbeitskräfte, dann Erben sind; und weitere (männliche) Menschen, die wirklich die Welt voran bringen würden. Denn so, wie im alten Ägypten die Männer schon alles selber machen mussten, was mit Kultur zu tun hatte, so auch im Mittelalter. Sie bauten Kathedralen und Großstädte, trieben weltweiten Handel, erfanden die doppelte Buchführung und das heliozentrische Weltbild, sie schrieben Heldensagen und Geschichte usw.18
Man könnte also sagen: „Aller Fortschritt geht vom Manne aus.“ Und der Beitrag der Frauen beschränkte sich in 5000 Jahren größtenteils darauf, Männer zu belustigen, zu unterhalten und -entweder zum reinen Vergnügen oder zur Erbenproduktion- die Beine breit zu machen.
Aus diesem Grund gibt es den Mythos vom ältesten Gewerbe der Welt, das die Frauen innehaben: die Prostitution.
Doch muss man sich auch fragen (und eben besonders man), ob die Frauen es so schlecht getroffen haben mit dieser Arbeitsteilung. Während die Männer alle schwere Arbeit übernahmen, und wirklich alle: von der denkerischen bis zur schleppenden, haben Frauen (seltsamerweise meist die reichen und die Sklavinnen, nicht die Mittel- bis obere Unterschicht) ihren Körper gepflegt, musiziert, getanzt und Liebe gemacht.
Ist das so schlimm?
Männer lassen Weltreiche entstehen und vergehen und Frauen machen… „Späßchen“? Vertändeln ihre Zeit mit Spiel, Spaß und Gesang? Körperpflege und Liebesspiel? Roten Lippen und Eselsmilchbädern? Schleiertänzen und Orgien?
Und natürlich ist dieses Haremsleben -abgesehen von den internen Intrigenein schönes Ruhekissen:
„Es war eine Überraschung sogar für mich. Ich bin mit der Überzeugung aufgewachsen, dass die Berufswelt etwas Wunderbares ist. Nachdem ich das Leben meiner Mutter beobachtet hatte, die nie berufstätig war, war ich überglücklich, dass ich einen Beruf hatte. Ich dachte, die Arbeitswelt wäre ein Ort, an dem man sich selbst verwirklichen kann. Aber ich war naiv. Arbeit ist einfach Arbeit.“19
So wird Sandra zitiert, eine erfolgreiche Juristin, die ihren Beruf aufgegeben hat, im Buch „Das Geschlechterparadox“ von Susan Pinker. Eine andere Anwältin, die auch hingeschmissen hat, wolle ihrer Tochter, die Gefahr liefe, denselben Weg einzuschlagen, offen sagen: „Das ist kein Leben.“
Ach?! Das ist also kein Leben?! Wir (Männer) sollen also die Scheißarbeit machen? Die uns stresst und entnervt bis zum Burn-Out. Stehen wir nicht schon in der Kanalisation für euch, im Bauschutt für euch, in dreckigen Lagerhallen für euch, in stinkenden Werkstätten für euch, in todlangweiligen Parlamentsverhandlungen für euch usw.? WIR machen doch schon alles!
Oh… das ist aber „Arbeit“, höre ich Sandra sagen! Natürlich ist es das. Unser (männliches) Leben ist immer Arbeit, weil wir nicht nur die gesamte Kultur und Technik hervorbringen, sondern auch noch eine Spezies mit durchfüttern, die musiziert, tanzt und Liebe macht - oder machen will, weil „Arbeit einfach Arbeit“ ist und damit körperlich schwer, anstrengend, belastend, enervierend, langwierig und oft langweilig, aufreibend, strapaziös, stressig, - kurz gesagt: scheiße.
„Aber was ist, wenn Frauen andere Ziele haben?“20, fragt Pinker zu Recht.
Ist es nicht bezeichnend, dass Jungen, nach ihren Zielen befragt, häufig antworten „Ich will reich werden“, Mädchen hingegen meistens früher oder später diesen Satz fallen lassen: „Ich will gern einen reichen Mann heiraten“?
Dass Mädchen also gar nicht in den Sinn kommt, selber etwas zu schaffen, selber zu arbeiten, bis sie reich sind. Sondern dass sie ganz natürlich davon ausgehen, dass sie ihr Leben lang am Reichtum eines anderen teilhaben können, und als ganze Gegenleistung… -ja, was?- erbringen. Dass sie ihn „lieben“? Ihm treu sind? Ihn nicht arm machen? Ihm wenigstens seinen Haushalt führen oder was?
Als ich zum ersten Mal Esther Vilars „Der dressierte Mann“ las, schrieb ich noch ab und zu an den Rand „Satire“, aber so ernst, wie sie es meint (wie ich mit Erstaunen feststellen musste), so ernst ist die ganze Angelegenheit.
„Es ist ganz logisch, dass der Mann, der die Frau für seinesgleichen hält und dabei mitansehen muss, was für ein stupides Leben sie neben ihm führt, glaubt, er unterdrücke sie. Doch solange man sich erinnert, ist die Frau nicht mehr zu irgendeiner Unterwerfung unter den Willen des Mannes gezwungen worden, im Gegenteil: Es sind ihr alle Möglichkeiten zur Verfügung gestanden, sich unabhängig zu machen. […]
Die Frauen können wählen, und das ist es, was sie den Männern so unendlich überlegen macht: Jede von ihnen hat die Wahl zwischen der Lebensform eines Mannes und der eines dummen, parasitären Luxusgeschöpfes - und so gut wie jede wählt für sich die zweite Möglichkeit. Der Mann hat diese Wahl nicht.“21
Esther Vilar unterstellt den Frauen, sich ganz wunderbar in diese rosarotversorgte Ehe-Ringelpiez-Muttersein-Welt eingerichtet zu haben und auch gar nicht weiter denken und handeln zu wollen. Warum auch, wenn man durchs Leben kommen kann, indem man einen anderen, der einen Beruf hat und sich abmüht, nämlich einen (Ehe-) Mann, für sich malochen lassen kann?
„Die Frauen lassen die Männer für sich arbeiten, für sich denken, für sich Verantwortung tragen. Die Frauen beuten die Männer aus“22, schreibt Esther Vilar.
Der „Zauber“ der Frauen sei nur ein Schleier über den Augen des Mannes, da er sie nicht verstehe und von seiner Geilheit abgelenkt sei. Da seine stärkste Lust Sex sei, biete die Frau genau das und nichts weiter. Sie selbst sei eigentlich mit der Eheschließung damit durch, da sie nun habe, was sie immer wollte, einen (meist lebenslangen) Geldsklaven, mache aber aus Mitleid oder um ihn bei der Stange zu halten, manchmal doch Liebe mit ihm. Ansonsten erschöpfe sich ihr Horizont aufs Haus, ihr Aussehen und die Meinung anderer Frauen, also sinnfreies Eitelkeits-Geschnatter. Vilars Urteil ist hart aber fair: „Frauen taugen zu überhaupt nichts.“23
Das Eheverhältnis, bei dem ein dümmlicher, arbeitsscheuer (aber sexuell reizender) Part aufgrund seiner Liebesdienste von einem fleißigen sein Leben lang durchgefüttert wird, gilt Vilar ebenso als Prostitution wie die direkte Barzahlung bei Einzelbeschlafungen:
„Spätestens mit 12 Jahren - einem Alter, in dem die meisten Frauen beschlossen haben, die Laufbahn von Prostituierten einzuschlagen, das heißt, später einen Mann für sich arbeiten zu lassen und ihm als Gegenleistung ihre Vagina in bestimmten Intervallen zur Verfügung zu stellen, hört die Frau auf, ihren Geist zu entwickeln.“24
Man findet selbst bei ausgewiesenen Frauenverächtern wie Paul Julius Möbius oder Otto Weininger, die ich später noch zitieren werde, kaum schlimmere Äußerungen über die Frau als bei Vilar. Und dabei fragte ich mich persönlich beim Lesen ihres Buches immer mehr: Ist sie nun eine geniale Parodistin, die auf die Kabarettbühne gehört, oder eine ernstzunehmende Whistleblowerin, die uns Männer aus dem Inneren des „Zirkels“ zu warnen wagt?
Aber es gibt anscheinend einige Wahrheiten, die auch andere zum Grübeln bringen. Wie kommt es, dass Mädchen, die als Kinder schneller lernen, durchgehend besser in der Schule sind, oft 50% der Studentinnen ausmachen und ein gutes Studium hinlegen, nicht längst alle wichtigen Positionen in Wirtschaft, Technik und Politik besetzt haben? (Oder zumindest die Hälfte.) Das ist die Frage von Susan Pinker in „Das Geschlechterparadox“. Kann es sein, dass sie eben gar nicht die „Scheiß-Berufe“ der Männer machen wollen? Dass „Frauen andere Ziele haben“? Dass sie sich lieber auf Mutterschaft zurückziehen und den Mann das Geld ranschaffen lassen wollen? Dass sie deshalb immer den etwas „über“ ihnen stehenden Mann suchen (nach Status und Kontostand)?
„Hochbezahlte berufstätige Frauen und ehrgeizige Studentinnen ziehen ebenfalls Männer mit glänzenden Karriereaussichten vor. […]
Männer mit hohem Status und hohem Einkommen gelten bei den Frauen als die attraktivsten. […]
Doch wenn Frauen zwischen dem Äußeren und den Ressourcen wählen müssen, gewinnen anders als bei den Männern immer die Ressourcen.“25
In den seltensten Fällen heiraten Ärztinnen Krankenpfleger, Unternehmenschefinnen ihren Sekretär, Top-Anwältinnen ihren Anwaltsgehilfen, Abteilungsleiterinnen den Pförtner, Schlossbesitzerinnen den Chauffeur. Dass die Sprechstundenhilfe den Arzt heiratet, ist schon realistischer; die Sekretärin den Chef etc. Tausendfach in elenden Fernseh-Schmonzetten (Pilcher etc.) verfilmt und als „Mem“ bestätigt.
„Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass hübsche junge Frauen eher selten einen geschiedenen 50-jährigen Arbeitslosen mit drei Kindern heiraten? Dass sich 60-jährige Männer mit Bauch zwar gern mit einer 20-jährigen Schönheit schmücken, aber reiche 20-jährige Schönheiten so gut wie nie einen verarmten 60-Jährigen zum Partner wählen? […]
Frauen heiraten immer noch nach oben, sie suchen offensichtlich nach wie vor unbewusst vor allem den Ernährer, Versorger für sich und ihre (potenziellen) Kinder.“26
Ist es nicht verständlich, dass Frauen „gute Partien“ haben wollen? Aber ist das nicht ziemlich billig? Und sieht das nicht nach einem permanenten, vertraglich abgesicherten „Beischlafdiebstahl“ aus? Frauen schlafen sich immer nach oben.
Und wenn es so gut klappt wie bei Friede Springer, Johanna Maria Quandt oder Liz Mohn, ist das nur noch ein Ansporn mehr dazu. Spottet Volker Pispers nicht ganz zu Recht über Frauen, die sich die reichen Männer wegschnappen und sie überleben, damit sie das ganze Erbe bekommen:„Das ist das Modell ‚Schwarze Witwe‘. Sehr viel erfolgreicher als Feminismus.“27
Es sei denn, die Frauen sind selber so weit oben, dass es einfach zu schwierig ist, noch einen zu finden, der höher steht und verfügbar ist, z.B. bei Stefanie von Monaco, die sich gerne in die „Unterschichten“ begab, um zu heiraten. Andere stehen so weit abseits der Norm, dass es ihnen egal sein kann, mit wem sie verkehren, z.B. Madonna mit ihren Toy-Boys. Die durchschnittliche Frau aber sieht schon zu, dass es bergauf geht, oder veranlasst den Mann, den sie erwählt hat, sich darum zu bemühen. Daher heißt es, dass hinter jedem erfolgreichen Mann eine Frau stehe. Richtig wäre: Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine Frau, die mehr Geld ausgeben möchte.
Dieser knallharte weibliche Realitätssinn, den Evolutionsbiologen dem tierischen Bruttrieb zuschreiben, grenzt -im menschlichen Bereich- an Prostitution. „Ich verschenke mein Herz nur, d.h. ich verkaufe mich nur an den Höchstbietenden.“ Was ist das für ein Wesen, das sich ständig fragt: Was gibt es rauszuholen? Wie lang und gut kann der Mann mich (und meine Brut) voraussichtlich finanzieren?
Frauen sind in dieser Hinsicht irritierend geschäftstüchtig, wenn man nicht sagen will: Zuhälter in eigener Sache, und man ist widerwillig versucht, Vilar letztendlich Recht zu geben.
Wenn man die Geschichte ab altem Ägypten bis vor 70 Jahre zusammenfassen will, kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass sich Weiblichkeit besonders in „Gebärfähigkeit, Käuflichkeit und Schwachsinn“28 - wie Vilar sagt- erschöpft hat.