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Haben Sie schon einmal Cannabis genossen und sind neugierig, was noch alles möglich ist? Oder haben Sie keine Erfahrung und wollen auch keine machen, aber es interessiert Sie, warum Cannabis so viele Liebhaber hat? Und genau das fehlt in den jahrelangen weltweiten Diskussionen um die Legalisierung: Was bringt der legale Zugang zu Cannabisprodukten für die Gesellschaft und die Menschen Positives? Der Cannabisrausch muss etwas zu bieten haben! Selbst wenn Sie noch nie Cannabis konsumiert haben und vielleicht auch nie konsumieren werden, erfahren Sie in diesem Buch, was Menschen am Cannabisrausch attraktiv finden: 101 Gründe, Cannabis zu lieben, vielfältige Aspekte der Wirkung, Kultur und Geschichte von Cannabis sowie Einblicke in die Biografien prominenter Cannabisliebhaber. Reich und durchgehend vierfarbig illustriert. WEITERE INFORMATIONEN UND AUSZUG AUS DEM BUCH
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Seitenzahl: 173
Veröffentlichungsjahr: 2025
Michael Carus und Dr. med. Franjo Grotenhermen
WIRKUNG, KULTUR UND GESCHICHTE VON CANNABIS
Die Verbreitung dieses Produkts durch Funk, Fernsehen oder Internet, per fotomechanischer Wiedergabe, auf Tonträgern jeder Art, als elektronisches beziehungsweise digitales Medium sowie ein über das Zitier-Recht hinausgehender auszugsweiser Nachdruck sind untersagt. Jegliche öffentliche Nutzung bzw. Wiedergabe setzt die ausdrückliche, schriftliche Genehmigung der Nachtschatten Verlag AG voraus.
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Herstellung:
Bookwire GmbH
Voltastraße 1
60468 Frankfurt am Main
Deutschland
Verlag:
Nachtschatten Verlag AG
Kronengasse 11
4500 Solothurn
Schweiz
Impressum
Nachtschatten Verlag
Kronengasse 11
CH-4500 Solothurn
www.nachtschatten.ch
© 2025 Nachtschatten Verlag
© 2025 bei den beitragenden Autoren
Der Nachtschatten Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit einem Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2025 unterstützt.
Alle Beiträge ohne Quellenverweis wurden eigens für diese Anthologie verfasst.
Produktionsleitung: Roger Liggenstorfer
Korrektorat: Inga Streblow, Agnes Karl
Layout: Jan Vanek, Nina Seiler
Umschlaggestaltung: Nina Seiler
Druck: Druckerei & Verlag Steinmeier GmbH & Co. KG, Deiningen
ISBN: 978-3-03788-697-7
eISBN: 978-3-03788-705-9
Auslieferung EU:
Agorando Technologies GmbH
An der Südspitze 1–12, D-04571 Rötha
Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronische Medien und auszugsweiser Nachdruck sind vorbehalten.
Vorwort
VORBEMERKUNG
Risiken des Cannabiskonsums
A
MEDIZIN
Abhängigkeit: Geringes Risiko im Vergleich zu anderen Drogen
MEDIZINPSYCHE
ADHS: Therapeutischer Nutzen von Cannabis
GESCHICHTE
Ägypten: Cannabis im Land der Pyramiden
PSYCHE
Albträume: Weniger (Alb-)Träume durch Cannabis
MEDIZINPSYCHE
Ältere Menschen und Cannabis
MEDIZIN
Alkohol oder Tabak sind gefährlicher als Cannabis
MEDIZIN
Anti-Aging: Wie Cannabis zu gesundem Altern beitragen kann
GESCHICHTE
Assassinen: Meuchelmörder für Cannabis
MEDIZINPSYCHE
Autismus: Cannabis kann hilfreich sein
B
GESCHICHTEBIOGRAFIE
Berühmte Cannabisliebhaber
MEDIZIN
Bessere Lebensqualität und Wohlbefinden chronisch Kranker
C
CHEMIE
Cannabinoide im Hanf
CHEMIE
Cannabinoide in anderen Pflanzen als Hanf
GESCHICHTE
Cannabiskonsum weltweit
KULTUR
Cannabispfeifen: Die Kultur des Cannabiskonsums
CHEMIE
CBD: Cannabidiol
GESCHICHTE
Cannabis wird seit mindestens 2500 Jahren zu rituellen und medizinischen Zwecken verwendet
KULTUR
Cheech und Chong, das kiffende Comedyduo
GESCHICHTE
China: Hanf ist schon seit 12 000 Jahren bekannt
GESCHICHTE
Club des Hachichins: Selbstversuche im Pariser Klub der Haschischesser
RELIGION
Christentum und Cannabis
MEDIZIN
Chronische Darmentzündungen: Cannabis lindert
MEDIZIN
COVID-19 und Cannabis
D
PSYCHE
Denken: Kreativität und divergentes Denken
PSYCHE
Depressionen und Angstzustände: Cannabis kann helfen
KULTUR
Deutscher HipHop und Cannabis
KULTUR
Deutsche HipHop-Texte
MEDIZIN
Diabetes: Cannabis reduziert das Risiko
CHEMIE
Duftstoffe: Wie beeinflussen sie das Aroma verschiedener Cannabissorten?
E
PSYCHE
Empathie wird stärker nach Cannabiskonsum
MEDIZIN
Endocannabinoid-Mangel-Syndrom: Fibromyalgie, Migräne, Reizdarm
MEDIZIN
Endocannabinoidsystem: Ein Kommunikationssystem zur Stressregulierung
GESCHICHTE
Entdeckung von THC
WIRKUNGPSYCHE
Entspannung
F
PSYCHE
Fantasie und Wachträume
BIOGRAFIE
Fitz Hugh Ludlow: Der Haschischesser
KULTUR
Freak Brothers: Die Marihuana-Comic-Helden
G
WIRKUNG
Geschmackserlebnis
WIRKUNG
Gründer und Start-ups
MEDIZIN
Gute Langzeitverträglichkeit ohne Schädigung innerer Organe
H
KULTUR
Hanfparade: Die jährliche Demonstration in Berlin für die Legalisierung von Hanf und Cannabis
BIOGRAFIE
Hans-Christian Ströbele: »Gebt das Hanf frei! Und zwar sofort!«
BIOGRAFIE
Hans-Georg Behr: Theaterregisseur, Psychologe und Drogenexperte
MEDIZIN
Hautkrankheiten: Therapeutisches Potenzial
WIRKUNG
Hedonistische Erfahrungen durch Endocannabinoide
WIRKUNGMEDIZIN
Heißhunger nach Cannabiskonsum
WIRKUNG
Heiterkeit
PSYCHE
Hier und Jetzt: Cannabis hilft, im Jetzt anzukommen
PSYCHE
High sein: Euphorie und gesteigerte Sinneswahrnehmung
GESCHICHTE
Hippies: Sie brachten Cannabis in die westliche Welt
J
KULTURGESCHICHTE
Joint: Die häufigste Konsumform
MEDIZIN
Juckreiz: Cannabis kann ihn lindern
RELIGION
Judentum und Cannabis
K
KULTUR
Kifferwitze
MEDIZIN
Kombinationstherapie bei älteren Menschen
KULTUR
Konfekt
KULTURWIRKUNG
Konsumgründe und Wirkungen
GESCHICHTE
Kraut und Knaster: Schwaches Hanfkraut in Deutschland
PSYCHE
Kreativität durch Cannabis: Mythos oder Tatsache?
MEDIZIN
Krebsrisiko: Verringerung durch Cannabis
MEDIZIN
Krebs: CBD und THC können hilfreich sein
L
WIRKUNG
Lachen und Albernheit
KULTUR
Legalisierung – geht das gut?
POLITIK
Legalisierung: Wo ist der Cannabiskonsum legal?
BIOGRAFIE
Louisa May Alcott: Gefährliches Spiel
M
WIRKUNG
Mathematik: Cannabis hilft, sich auf Mathematik einzulassen
GESCHICHTEMEDIZIN
Medizinische Verwendung von Cannabis im Europa des 19. Jahrhunderts
PSYCHE
Migräne: Cannabis kann helfen
PSYCHE
Motivation: Cannabiskonsum ohne Einfluss
KULTURWIRKUNG
Musik und Cannabis: Der Raum zwischen den Noten
GESCHICHTE
Die 1960er und 1970er Jahre – ein Nährboden für gute Weed-Musik
O
MEDIZIN
Opioide: Reduzierung des Bedarfs bei chronischen Schmerzen
PSYCHEWIRKUNG
Orgasmen: Frauen erleben bessere mit Cannabis
P
WIRKUNG
Psychedelische Drogen
PSYCHE
Psychose-Risiko: Erhöhung durch Cannabis?
R
RELIGION
Rastafaris: Marihuana-Rauchen als religiöser Akt
WIRKUNG
Raum: Veränderte Raumwahrnehmung
S
RELIGION
Schamanismus und Cannabis
MEDIZINPSYCHE
Schizophrene Psychosen: CBD unterstützt die Behandlung
WIRKUNGPSYCHE
Schlafstörungen: Weniger durch Cannabis
MEDIZIN
Schmerzmittel
PSYCHEWIRKUNG
Sex: Mehr Spaß und intensiveres Erleben
RELIGION
Shiva: Hindu-Gott des Cannabis
WIRKUNG
Sich-Einlassen-Können – der Kern des Cannabisrausches?
KULTUR
Smoke-in: Entstanden in den 1960er Jahren, heute fest etabliert
RELIGION
Spiritualität: Cannabis als Weg zur Gotteserfahrung
WIRKUNG
Stimmungsaufhellung
WIRKUNG
Stoned sein: Tiefe körperliche Entspannung
WIRKUNG
Straßenverkehr: Die Unfallgefahr durch Cannabis im Vergleich zu Alkohol ist vernachlässigbar
WIRKUNG
Stressbewältigung mit hohen Dosen CBD
RELIGION
Sufis
T
CHEMIE
THC (Tetrahydrocannabinol)
MEDIZINPSYCHE
THC: Umfangreiches therapeutisches Potenzial wie kein anderes Molekül
MEDIZIN
Toleranz: Das Gehirn passt sich an
U
KULTUR
Urlaubsziele für Cannabisfreunde I
KULTUR
Urlaubsziele für Cannabisfreunde II
V
KULTUR
Vaporizer
WIRKUNG
Verzauberung der Welt
W
BIOGRAFIE
Walter Benjamin: Deutscher Philosoph und Schriftsteller
KULTUR
Welt-Cannabis-Tag
GESCHICHTE
Wilhelm Busch – Krischan mit der Piepe
Y
KULTUR
Yoga und Cannabis
Z
WIRKUNG
Zeit: Verlangsamte Zeitwahrnehmung durch intensive Gedankenströme
Danksagung
Autoren
Bildquellen
Inge Kamps, Cannabis (aus der Werkgruppe »Heimische Entheogene«), Cyanotypie/Tusche/Buntstift auf Coton, 56×76 cm, 2024
was erwarten Sie von diesem Buch? Haben Sie schon einmal Cannabis genossen und sind neugierig, was noch alles möglich ist? Oder haben Sie keine Erfahrung und wollen auch keine machen, aber es interessiert Sie, warum Cannabis so viele Liebhaber hat?
Und genau das fehlt in der jahrelangen Diskussion um die Legalisierung in Deutschland völlig: Was bringt der legale Zugang zu Cannabisprodukten für die Gesellschaft und die Menschen Positives? Es wird fast ausschließlich über mögliche Nebenwirkungen, mögliche psychische Schäden und Suchtgefahren diskutiert.
Der Cannabisrausch muss doch etwas zu bieten haben. Warum sonst rauchen weltweit 4,3 Prozent der erwachsenen Bevölkerung (219 Millionen) Cannabis, obwohl der Konsum in vielen Ländern noch immer mit hohen Strafen geahndet wird und die weit überwiegende Mehrheit – über 90 Prozent – nicht von der Droge abhängig ist? Irgendetwas muss der Cannabisrausch ja zu bieten haben!
Selbst wenn Sie noch nie Cannabis konsumiert haben und vielleicht auch nie konsumieren werden, erfahren Sie in diesem Buch, was Menschen am Cannabisrausch attraktiv finden: 101 Gründe, Cannabis zu lieben, vielfältige Aspekte der Wirkung, Kultur und Geschichte von Cannabis sowie prominente Cannabisliebhaber.
Viel Spaß und viele Erkenntnisse wünschen IhnenMichael Carus und Dr. med. Franjo Grotenhermen
Dieses Buch konzentriert sich umfassend auf die positiven Aspekte von Cannabis, die in der öffentlichen Debatte oft vernachlässigt werden. Aber wie bei allen Drogen gibt es auch Schattenseiten, Risiken und Missbrauch.
Cannabis wirkt auf viele Organsysteme, sodass eine Vielzahl von Nebenwirkungen auftreten kann. Mögliche Schäden spiegeln sich auch in den Kontraindikationen für eine Therapie mit cannabisbasierten Medikamenten wider. Cannabis darf medizinisch nicht eingesetzt werden bei Allergien gegen Cannabisinhaltsstoffe und bei akuten schizophrenen ›Psychosen, da sich diese verschlechtern können. Dies sind absolute Kontraindikationen.
Daneben gibt es relative Kontraindikationen, bei denen sehr streng geprüft werden muss, ob Nutzen oder Risiko überwiegen. So können THC und CBD den Embryo und Fötus schädigen, sodass Schwangere möglichst kein Cannabis konsumieren sollten. Gleiches gilt für stillende Mütter. Es treten zwar keine Missbildungen auf, aber die Schwangerschaftsdauer kann verkürzt sein, mit einem durchschnittlich niedrigeren Geburtsgewicht von etwa 200 bis 300 Gramm.
Stillende Mütter sollten möglichst kein Cannabis konsumieren.
Auch wenn Kinder von Cannabis konsumierenden Müttern im Vergleich zu anderen Kindern keinen niedrigeren Intelligenzquotienten aufweisen, konnte in zwei Langzeitstudien in den USA und Kanada gezeigt werden, dass es im Verlauf der Schulzeit zu Beeinträchtigungen bei komplexen kognitiven Aufgaben kommen kann, insbesondere bei den sogenannten exekutiven Funktionen,
Kinder und Jugendliche sind aufgrund ihres noch nicht ausgereiften Gehirns besonders anfällig für mögliche Schädigungen durch legale und illegale Drogen, die die normale Entwicklung des zentralen Nervensystems beeinträchtigen können. Das Risiko, durch Cannabiskonsum eine Psychose zu entwickeln, ist bei Kindern und Jugendlichen sowie bei Personen mit entsprechender genetischer Disposition erhöht. Langfristige Auswirkungen auf Herz-Kreislauf-System, insbesondere auf das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko, werden in der Wissenschaft kontrovers diskutiert.
Um dem Lesenden eine Einordnung zu erleichtern, geben die beiden Tabellen auf Seite 14 und 15 einen kurzen Überblick über die Gefahren legaler und illegaler Drogen.
Bernhard Roques (* 22. Juli 1935), war Professor an der Universität Paris V (Descartes) und ehemaliger Direktor einer Forschungseinheit des französischen INSERM (Institut national de la santé et de la recherche médicale, dt. Nationales Institut für Gesundheit und medizinische Forschung), und des CNRS (Centre national de la recherche scientifique, dt. Nationales Zentrum für wissenschaftliche Forschung). Er verfasste den sogenannten Roques-Bericht im Auftrag des französischen Gesundheitsministeriums.
Die Tabelle von Wayne Denis Hall (* 24. Februar 1951) stammt aus einem Bericht für die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Hall war Gründungsprofessor und Direktor des Zentrums für Jugend-Substanzmissbrauchsforschung an der University of Queensland und zuvor Professor für Public Health Policy in der School of Population Health (2005–2010) an der University of Queensland.
Weitere Informationen siehe ›Abhängigkeit, ›Alkohol und Tabak, ›Psychose, ›Schizophrene Psychosen, ›Straßenverkehr
Quellen
Grotenhermen F. The toxicology of cannabis and cannabis prohibition. Chem Biodivers 2007;4(8):1744-69.
Grotenhermen F. Non-psychological adverse effects. In: Pertwee R, ed. Handbook of Cannabis. Oxford: Oxford University Press, 2014, p. 674-691.
Hall W, Room R, Bondy S. Comparing the health and psychological risks of alcohol, cannabis, nicotine and opiate use. In: Kalant H, Corrigan W, Hall W, Smart R, eds. The health effects of cannabis. Tronto: Addiction Research Foundation, 1999.
Roques B. Problemes posées par la dangerosité des drogues. Rapport du professeur Bernhard Roques au Secrétaire d‘Etat à la Santé. Paris, 1998.
Die Diagnose einer Abhängigkeit wird anhand von psychischen und körperlichen Verhaltensmerkmalen gestellt, die mit dem wiederholten Gebrauch von Suchtmitteln einhergehen. Auf der einen Seite steht das Suchtverhalten, d. h. die psychischen Abhängigkeitssymptome. Dazu gehören der starke Wunsch, die Substanz zu konsumieren, Schwierigkeiten, den Konsum zu kontrollieren und die Fortsetzung des Substanzkonsums trotz ungünstiger gesundheitlicher oder sozialer Folgen. Der Substanzkonsum wird zu einem wichtigen Bestandteil der Lebensgestaltung.
Andererseits können sich auch Zeichen einer Abhängigkeit entwickeln, insbesondere die Bildung einer ›Toleranz, d. h. eine Abnahme der Stärke der Drogenwirkungen und Entzugssymptome.
Das Risiko einer Abhängigkeit ist bei Cannabiskonsum deutlich geringer als bei Nikotin, Heroin, Kokain oder auch Alkohol (›Alkohol und Tabak). Körperliche Entzugserscheinungen treten auch nach längerem und täglichem Cannabiskonsum allenfalls in vergleichsweise leichter Form auf, z.B. als kurzzeitige Schlafstörungen, vermehrtes Schwitzen, Appetitlosigkeit oder Unruhe.
Studien zeigen, dass fünf bis zehn Prozent der Cannabiskonsumenten die Kriterien einer Abhängigkeit erfüllen (›Risiken des Cannabiskonsums).
Zu berücksichtigen ist aber auch, dass Cannabis vor allem in Europa häufig in Kombination mit Tabak als ›Joint geraucht wird und das Nikotin im Tabak eine bedeutende zusätzliche Ursache für das Suchtverhalten, den mehrmaligen Konsum am Tag, darstellt und nicht allein das ›Cannabinoid›THC. Es wird daher empfohlen, Cannabis pur zu konsumieren, in speziellen ›Cannabispfeifen, als tabakfreie Purjoints (›Joint) oder noch besser in ›Vaporizern.
Die ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) zählt zusammen mit Autismus, Zwangsstörungen, Ticstörungen und dem Tourette-Syndrom zu den neurobiologischen Entwicklungsstörungen. Alle diese Erkrankungen sprechen häufig sehr gut auf eine Therapie mit ›THC-reichem Cannabis an.
Studien mit Mäusen und Ratten zeigen, dass das ›Endocannabinoidsystem, ein im ganzen Körper verbreitetes Kommunikationssystem aus körpereigenen Cannabinoiden und Bindungsstellen für ›Cannabinoide an der Entstehung der ADHS beteiligt sein könnte. Bisherige Untersuchungen legen nahe, dass ein Mangel an Cannabinoid-1-Rezeptoren (CB1-Rezeptoren) oder eine reduzierte Funktion bestimmter genetischer Varianten des CB1-Rezeptors das Risiko für eine ADHS bzw. eine Zunahme von Impulsivität bewirken könnten. In einem Rattenmodell für die ADHS normalisierte die Aktivierung des CB1-Rezeptors die Impulsivität.
Menschen, die an einer ADHS leiden, konsumieren Cannabis häufiger als andere Personen, und sie geben an, von einer Selbstmedikation mit Cannabis zu profitieren.
In einer placebokontrollierten Studie erhielten 30 erwachsene ADHS-Patienten zufällig verteilt entweder einen Cannabisextrakt oder ein Placebo. Die Untersuchung wurde von einer Arbeitsgruppe am Kings-College London durchgeführt. Cannabis war mit einer signifikanten Verbesserung der Hyperaktivität und Impulsivität verbunden, sowie mit einem Trend zu einer Verbesserung der mangelnden Aufmerksamkeit und emotionalen Labilität. Die Forscher schrieben, dass »Erwachsene mit ADHS eine Untergruppe von Personen darstellen könnten, die nach Cannabiskonsum eine Reduzierung der Symptome und keine kognitiven Beeinträchtigungen erlebt«.
ADHS gehört zum Spektrum der neurobiologischen Entwicklungsstörungen.
Quellen
Adriani W, Caprioli A, Granstrem O, Carli M, Laviola G: The spontaneously hypertensive-rat as an animal model of ADHD: evidence for impulsive and non-impulsive subpopulations. Neurosci Biobehav Rev. 2003;27(7):639-51.
Cooper RE, Williams E, Seegobin S, Tye C, Kuntsi J, Asherson P: Cannabinoids in attention-deficit/hyperactivity disorder: A randomised-controlled trial. Eur Neuropsychopharmacol. 2017;27(8):795-808.
Lee SS, Humphreys KL, Flory K, Liu R, Glass K: Prospective association of childhood attention-deficit/hyperactivity disorder (ADHD) and substance use and abuse/dependence: a meta-analytic review. Clin Psychol Rev.
Cannabis spielte im alten Ägypten sowohl in medizinischer als auch in kultureller Hinsicht eine wichtige Rolle. Die Verwendung von Cannabis als Heilmittel in Ägypten lässt sich bis etwa 1700 v. Chr. zurückverfolgen:
– Im Papyrus Ramesseum (1700 v. Chr.) wird Cannabis zur Behandlung von Grünem und Grauem Star erwähnt.
– Der Papyrus Ebers (1550 v. Chr.), eines der umfangreichsten medizinischen Dokumente der Antike, enthält Rezepte für Cannabisarzneimittel.
– Cannabis wurde vermutlich zur Behandlung von Vaginalblutungen, Hämorrhoiden und sogar zur Linderung von Krebssymptomen verwendet.
– In die Vagina eingebrachtes Cannabis wurde zur Schmerzlinderung bei Geburten eingesetzt.
– Cannabis wurde auch zur Behandlung von Entzündungen, rheumatischen Schmerzen und Verstopfung verwendet.
Im alten Ägypten hatte Cannabis daneben auch eine wichtige kulturelle und rituelle Bedeutung:
– Spuren von Cannabis wurden in mumifizierten Überresten gefunden, was auf eine mögliche rituelle oder medizinische Verwendung hindeutet.
– Die Gottheit Seshat, zuständig für Schrift, Weisheit und Wissen. Sie wird oft mit einem siebenblättrigen Blatt gezeigt, das dem Hanfblatt sehr ähnlich sieht, weshalb sie auch »Göttin des Hanfs« genannt wird.
– Es gibt Hinweise darauf, dass Cannabis bei Totenritualen und als Opfergabe verwendet wurde.
Eine Figur der Göttin Seshat, die auf der Rückseite des Throns der sitzenden Statue von Ramses II. eingraviert ist.
Spätere Entwicklungen in Ägypten: Die arabische Medizin erreichte im 10. Jh. nach Christus ihren Höhepunkt. Während in der Antike noch das Opium die größere Bedeutung als Heil- und Rauschpflanze besaß, war es nun Cannabis bzw. Haschisch. Auch der berühmteste aller arabischen Ärzte, Ibn Sina (981 bis 1037 n. Chr.), der oft mit seinem lateinischen Namen Avicenna bezeichnet wird, erwähnt die Pflanze in seinem etwa um das Jahr 1000 n. Chr. entstandenen Werk al-Qanun at-Tibb, dessen Hauptteil aus fünf Büchern bestand. Es wurde im 12. Jahrhundert ins Lateinische (Canon medicinae) übersetzt und galt noch bis ins 17. Jahrhundert hinein als wegweisendes und vollständigstes Werk der Medizin.
Seit dem 7. Jahrhundert wurde Cannabis von ›Sufis konsumiert, um spirituelle Ekstase zu erreichen. Ende des 18. Jahrhunderts, während der französischen Besatzung, wurde der Cannabiskonsum erstmals verboten. Trotz seiner langen Geschichte und seiner kulturellen Bedeutung ist Cannabis im heutigen Ägypten illegal, wobei die Gesetze auch in anderen arabischen Ländern mit langer Cannabiskultur – beispielsweise Marokko und Tunesien – oft nicht durchgesetzt werden.
Menschen, die gerade abends größere Mengen Cannabis rauchen, haben weniger und weniger intensive Träume. Delta-9-THC verkürzt die Verweildauer in der REM-Phase des Schlafs und intensiviert dagegen die vierte Phase des Nicht-REM-Schlafs. Diese Interaktion mit dem Schlafzyklus unterdrückt die Traumaktivität. Es kann dazu beitragen, dass sich die Benutzer ausgeruhter fühlen.
Im Allgemeinen durchläuft man in der Nacht vier bis sechs traumreiche REM-Phasen. Wenn man weiterschläft, erinnert man sich allerdings normalerweise nicht an seine Träume. Die letzte REM-Phase kurz vor dem Aufwachen ist die längste und man erinnert sich nur an die Träume, die man zu dem Zeitpunkt hatte.
Der Einfluss von ›THC auf den REM-Schlaf kann Menschen mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTSD) helfen, weniger Albträume zu bekommen, die durch vergangene traumatische Erlebnisse ausgelöst werden. Die Wirkung beruht zum einen auf dieser Fähigkeit von THC, Träume zu unterdrücken. Zum anderen macht THC es leichter für das Gehirn, unangenehme Erinnerungen zu vergessen. Auf diese Weise verschwinden nicht nur die Albträume während der Nacht, sondern auch Flashbacks während des Tages.
Es ist daher kein Zufall, dass die Legalisierung von Cannabis in solchen Ländern begann, in denen es besonders viele Veteranen gibt, die vor lauter Albträumen und Flashbacks dienstunfähig werden: Israel und USA. Zudem sind Veteranen häufig eher konservativ, was es konservativen Politikern erschwert, ihren Wunsch nach legalem Zugang zu Cannabis abzuweisen.
Mehrere klinische Studien zeigen, dass sowohl ›THC als auch ›CBD bei ›Schlafstörungen von Nutzen sein können. Allerdings kann CBD bei einigen Personen auch die Wachheit fördern.
Quellen
Bonn-Miller MO, Brunstetter M, Simonian A, Loflin MJ, Vandrey R, Babson KA, Wortzel H. The Long-Term, Prospective, Therapeutic Impact of Cannabis on Post-Traumatic Stress Disorder. Cannabis Cannabinoid Res. 2022;7(2):214-223. doi: 10.1089/can.2020.0056.
Narayan AJ, Downey LA, Rose S, Di Natale L, Hayley AC. Cannabidiol for moderate-severe insomnia: a randomized controlled pilot trial of 150 mg of nightly dosing. J Clin Sleep Med. 2024;20(5):753-763. doi: 10.5664/jcsm.10998.
Vivek K, Karagozlu Z, Erridge S, Holvey C, Coomber R, Rucker JJ, Weatherall MW, Sodergren MH. UK Medical Cannabis Registry: Assessment of clinical outcomes in patients with insomnia. Brain Behav. 2024;14(2):e3410. doi: 10.1002/brb3.3410.
Das Thema ältere Menschen und Cannabis gewinnt zunehmend an Bedeutung, nachdem in vielen Ländern die medizinische Verwendung von Cannabis möglich ist und in manchen Ländern auch die legale nicht-medizinische Nutzung.
Ältere Menschen leiden oft an mehreren Erkrankungen, bei denen Cannabis helfen kann, darunter ›Schmerzen, ›Schlafstörungen, ›Depressionen, Unruhe bei Demenz und Appetitlosigkeit (›THC). Oft nehmen ältere Menschen deshalb eine Vielzahl von Medikamenten, von denen jedes auf die Linderung eines Symptoms abzielt. Die Einnahme von vielen Medikamenten führt häufig zu unübersichtlichen Wechselwirkungen – oft kann Cannabis hier mehrere Medikamente ersetzen (›Kombinationstherapie).
›Cannabinoide haben in Studien am Menschen die Lebensqualität und das allgemeine Wohlbefinden verbessert und können zur ›Anti-Aging-Therapie eingesetzt werden.
Auch in der Hospiz- und Palliativversorgung gewinnt Cannabis zunehmend an Bedeutung, gerade auch in Deutschland. Seit 2017 können Ärzte in Deutschland medizinisches Cannabis unter bestimmten Voraussetzungen verschreiben. Für Palliativpatienten gelten erleichterte Bedingungen: verkürzte Genehmigungsfrist von drei Tagen bei spezialisierter ambulanter Palliativversorgung (SAPV) und Entfall der Genehmigungspflicht bei Verordnungen durch SAPV-Teams. Neue Regelungen des Gemeinsamen Bundesausschusses von 2023 zielen darauf ab, »insbesondere in palliativen Behandlungssituationen eine möglichst bürokratiearme Versorgung mit medizinischem Cannabis« zu ermöglichen. Die Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten, wenn andere Therapien ausgeschöpft sind und eine Verbesserung der Symptome zu erwarten ist.
Siehe auch ›Bessere Lebensqualität und Wohlbefinden für chronisch Kranke
Einige Studien haben die Gefahren der gebräuchlichsten legalen und illegalen Drogen verglichen. Besondere Aufmerksamkeit erzielte ein im Auftrag des französischen Gesundheitsministeriums angefertigter Bericht, der so genannte Roques-Report von Professor Bernhard Roques und seinen Mitarbeitern aus dem Jahre 1998, sowie eine vorbereitende Studie für einen WHO-Bericht von Professor Wayne Hall aus Australien, die 1999 in einem Buch veröffentlicht wurde. Zusammenfassend kamen beide Berichte zu dem Schluss, dass starker, reiner Cannabiskonsum geringere gesundheitliche Schäden verursacht, als der starke Konsum der gebräuchlichsten anderen legalen und illegalen Drogen, darunter Tabak und Alkohol.
Alkohol ist nach einer Untersuchung eines britischen Forscherteams aus dem Jahr 2010 die gefährlichste Droge, wenn die Gesamtschäden für den Konsumenten selbst und sein Umfeld betrachtet werden. Professor David Nutt hat mit seinem Team hierzu ein Multikriterien-Bewertungssystem entwickelt, das physische und psychische Schäden sowie soziale Umfeldeffekte erfasst. Drogen konnten nach dem Bewertungssystem maximal 100 Punkte erreichen, was die größte Gefährlichkeit darstellen würde. In der Bewertungsskala steht Alkohol mit 80 Punkten an erster Stelle, gefolgt von Heroin (55), Crack/Kokain (54), Kokain (27), Amphetamine (23) und dann erst Cannabis mit 20 Punkten (um nur die wichtigsten Drogen zu nennen).
Cannabisprodukte führen, im Gegensatz zu Alkohol und Tabak, auch bei einer langzeitigen Verwendung zu keinen Organschäden (›Gute Langzeitverträglichkeit) und zeigen ein geringes ›Abhängigkeitsrisiko.
Schadenspotenzial geläufiger Drogen
Nach David Nutt, 2010
Quellen