200 Jahre Freimaurerei in Österreich - Gustav Kuéss - E-Book

200 Jahre Freimaurerei in Österreich E-Book

Gustav Kuéss

4,8

Beschreibung

Bernhard Scheichelbauer, langjähriger Großmeister der Großloge von Österreich, sowie Gustav Kuéss, langjähriger Großbibliothekar, beleuchten den historischen Hintergrund zur österreichischen Bruderkette. Ein unerläßliches Werk für den Interessierten sowie für den Bruder Freimaurer.

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Gustav Kuéss/Bernhard Scheichelbauer

200 Jahre Freimaurerei in Österreich

Gustav Kuéss/Bernhard Scheichelbauer

200 JAHRE FREIMAUREREI IN ÖSTERREICH

Edition zum rauhen Stein

Die Edition zum rauhen Stein hat sich die Aufgabe gestellt, wertvolle Schriften zur Freimaurerei neu aufzulegen und neue, noch nicht veröffentlichte Texte einem interessierten Personenkreis zugänglich zu machen. Die Neuauflage des Werkes von Bernhard Scheichelbauer und Gustav Kuess ermöglicht einen historischen Überblick über die eigenständige Entwicklung der österreichischen Freimaurerei von ihren Anfängen bis in die jüngste Gegenwart. Die Autoren, beide Brüder Freimaurer, haben alle ihnen damals zur Verfugung stehenden historischen Quellen akribisch recherchiert und leisten einen wertvollen Beitrag zur Erforschung der Ursprünge und Besonderheiten der Österreichischen Kette.

Michael Kernstock, Herausgeber

 

 

 

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Kuess, Gustav: 200 Jahre Freimaurerei in Österreich I Gustav Kuess/Bernhard

Scheichelbauer. - Innsbruck; Wien: Studien-Verl., 1999 (Edition zum rauben Stein; Bd. 2)

ISBN 978-3-7065-5784-9

© 1999 by Edition zum rauhen Stein I StudienVerlag Ges.mb.H.,

Erlerstraße 10, A-6020 lnnsbruck

e-mail: [email protected]

Internet: www.studienverlag.at

Unverändert nach der Ausgabe des Verlags O. Kerry, Wien 1959

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie, Mikrofilm oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Abhängig vom eingesetzten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

Dieses Buch erhalten Sie auch in gedruckter Form mit hochwertiger Ausstattung in Ihrer Buchhandlung oder direkt unter www.studienverlag.at.

VORBEMERKUNG

Dieses Buch verdankt seine Entstehung einer Gemeinschaftsarbeit des Großbibliothekars und des Großmeisters der „Großloge von Österreich“.

Die historischen Quellen von 1742 bis 1918 wurden vom Großbibliothekar Gustav Kuéss (Loge „Lessing“) in eifrigen und langwierigen Forschungen erschlossen. Großmeister Bernhard Scheichelbauer (Loge „Zukunft“) hat das Material redigiert, ergänzt und die Geschichte der Großloge bis zu ihrem 175. Geburtstag im Jahre 1959 weitergeführt. Leider flossen die Quellen für die einzelnen Zeitabschnitte ungleichmäßig, weil der Brand des Justizpalastes und der Vandalismus des nationalsozialistischen Regimes unersetzliche Akten und Belege vernichtet haben.

Dem Großmeister kam es vor allem darauf an, ein Bild der Bestrebungen und des wahren Wesens der viel umlästerten Freimaurerei und ihrer Haltung in den verschiedenen Phasen der Entwicklung Österreichs zu zeigen. Insoferne bringt das Buch auch ein Stück der Geschichte unseres Landes.

In den letzten Kapiteln wird dem Leser wiederholt die Stimme prominenter Brüder unmittelbar zu Gehör gebracht, um direkten Einblick in die Arbeit der Freimaurerei zu gewähren. Daß nur wenige Namen aufscheinen, hat seinen Grund in der zum Unterschied von der übrigen freien Welt in Österreich noch immer praktizierten reaktionären Haltung gegenüber der Bruderschaft. Die Nennung bekannter und einflußreicher Mitglieder aus der Gegenwart ließe daher unsachliche Angriffe erwarten, zu denen die Großloge mit Rücksicht auf die Wahrung des inneren Friedens keinen Anlaß geben will. Dem Großmeister legt sein Amt auf, die Großloge in der Öffentlichkeit zu vertreten. Er und der Großbibliothekar sind in der angenehmen Lage, im Dienste der Wahrheit persönliche Momente übersehen zu können.

Wien, im Juni 1959

EINLEITUNG

Es ist heute historisch einwandfrei nachgewiesen, daß die Freimaurerei zurückgeht auf jene erste Schicht europäischer Wanderarbeiter, die dem Anwachsen der Baubewegung im 11. und 12. Jahrhundert die Möglichkeit zur Verwirklichung ihres Programmes gaben. Da es sich damals in der Hauptsache um sakrale Bauten handelte, wurden die am Dombauplatz errichteten Bauhütten (englisch: Lodges) ihre Stützpunkte. Dort versammelten sich die Architekten und die künstlerisch geschulten Steinmetze, um die Baupläne zu beraten und ihre Anweisungen für den Tag zu erhalten. Die Gesamtheit der Logen fand sich verbunden in der großen „Bruderschaft der Bauleute“, einer Einrichtung, wie sie ähnlich auch anderen Handwerkern des Mittelalters zu eigen war. Sie hielt jährliche Versammlungen unter dem Vorsitz eines Obermeisters ab, welche die ideellen und materiellen Angelegenheiten zu regeln hatten. Als inneres Wesen hebt sich heraus: die aus dem Baugedanken resultierende starke irrationale Komponente und die unmittelbare Verschmelzung höchster Geistesarbeit mit handwerklichem Können.

Aus der Erbauung der Gotteshäuser erwuchs eben den Mitgliedern dieser Korporationen neben einem bedeutenden Fachwissen eine eigenartige Metaphysik, ein besonderes Ethos. Sein Ausdruck sind der „Meister“ und die „Kunst“. Es drang wie ein Licht, wie ein vom Übernatürlichen, dem die Arbeit galt, beseelter Impetus in das Handwerk ein und machte es zum Symbol einer übergeordneten „Arbeit“ an einem „ewigen Werk“. Daraus ergibt sich für die spätere Zeit förmlich ein inneres Gesetz für den Wandel der Werkloge zur spekulativen Loge, die mit der Gründung der Großloge von England im Jahre 1717 die Gegenwartsform der Freimaurerei gebar.

In die Werklogen traten, vergleichbar den Schweizer Zünften, immer mehr allgemein Gebildete, die mit dem materiellen Handwerk nichts mehr zu tun hatten, sondern ihre Bauarbeit in dem Studium der in voller Entwicklung begriffenen Naturwissenschaften und in der Verbreitung von Aufklärung und Bildung im Sinne der Humanität ausübten. Der politische und kirchliche Universalismus des Mittelalters ging dahin; die Ausdehnung der Welt nach dem Osten und dem Westen brachte neue politische und wirtschaftliche Ideen. Die Theorie der Menschenrechte gab dem liberalen Staat seine Grundlage. Eine gewaltige Gärung der Geister, eine lang andauernde Auseinandersetzung zwischen einem neuen persönlichen und Gruppenindividualismus und dem alten Universalismus, zwischen Dogma und Philosophie, Glauben und Wissen, verbunden mit blutigen Erhebungen und Verfolgungen charakterisierten diese Zeit. Die lebendige Kritik vor der Wandlung des Weltbildes wurde die Freimaurerei, die mit den Mitteln der Aufklärung und des Humanismus an einem neuen sakralen Bau, dem „Tempel der Menschenliebe“, zu arbeiten begann. Der Tradition folgend, behielt sie die äußeren Formen der Bauhütte oder Loge und gewisse Riten, die ihr eigentümlich waren, als symbolische Weihehandlungen bei.

Die besten Geister Europas zeigten sich bereit, dem freimaurerischen Grundgedanken der friedlichen Verständigung, der Toleranz in religiösen und politischen Fragen, der Beseitigung der engen Grenzen persönlicher und nationaler Ichbezogenheit ihre Kraft zu leihen. Schon 1725 wurde eine Loge in Paris, 1728 eine in Cadiz und Madrid, 1731 eine in Holland, 1735 eine in Schweden, 1737 eine in Hamburg und 1740 eine in Berlin errichtet. Sie hatten alle von der englischen Großloge ihren Ausgang genommen, die daher mit Recht als Muttergroßloge der Welt bezeichnet werden kann.

Bedeutungsvoll für die Ausbreitung der Freimaurerei in den höheren Schichten Europas war die Aufnahme des Herzogs Franz Stephan von Lothringen, des späteren Gemahles Maria Theresias und römisch-deutschen Kaisers, die am 14. Mai 1731 im Haag durch eine Abordnung der englischen Großloge erfolgte, und die im Jahre 1738 durchgeführte Rezeption des Kronprinzen Friedrich von Preußen, später Friedrich der Große genannt.

Franz Stephan hat seine Wertschätzung der Bruderschaft mehrfach bewiesen. Als Papst Clemens XII. am 28. April 1738 durch die Bulle „In eminenti“ die Freimaurerei fälschlich als eine Sekte verdammte und in Italien und im Kirchenstaate die Freimaurer mit Vermögenskonfiskation und sogar mit dem Tod bedrohte, griff er zu ihrem Schutze ein. Die Quellen berichten dazu: „Als die Regierung von Florenz diese Bulle erhalten, so wurde sie sogleich an den Großherzog nach Wien abgeschickt, um Verhaltungsbefehle einzuholen. Und diese fielen folgender Gestalt aus: man sollte die Bulle, um den päpstlichen Stuhl nicht geradezu zu beleidigen, zwar annehmen, aber sie weiter nicht in Ausübung setzen; indem die Regierung die Freymäurerloge, welche sich ruhig und stille halten würde, gänzlich ignorieren sollte.“ (Freymäurerbibliothek 1738.)

In einem späteren Bericht wird mitgeteilt, wie die hl. Inquisition während der Abwesenheit des Großherzogs (1739) dennoch durch allerlei Ränke einen Befehl erschlichen und daraufhin einige Freimaurer gefänglich eingezogen und bei ihnen vergebliche Hausdurchsuchungen durchgeführt habe, die Gefangenen aber, sobald der Großherzog von dem Vorfall Kenntnis erhielt, sofort in Freiheit gesetzt werden mußten (Europäischer Staatssekretair, Teil 52).

Als Kaiser nahm Franz Stephan nicht mehr persönlichen Anteil am Logenleben, gab aber seine Zugehörigkeit zur Freimaurerei nicht auf. Friedrich der Große blieb auch nach seiner Thronbesteigung ein eifriges Logenmitglied, hielt selbst des öfteren Loge ab und setzte sich für die Verbreitung der Freimaurerei in Preußen sehr ein. Die im Jahre 1741 zu Breslau errichtete Loge „Zu den drei Totengerippen“ unternahm die ersten Schritte, um die Freimaurerei auch in Österreich festen Fuß fassen zu lassen.

I.

UNTER DEM AUFGEKLÄRTEN ABSOLUTISMUS

Die erste Loge Österreichs

Österreich gehörte damals zu den rückständigsten Staaten in Europa. Kein Wunder, daß hier freimaurerische Ideen den besten Boden fanden, denn Maria Theresia, gewiß eine fromme Frau, sah klar, daß durchgreifende Reformen nötig waren, um den Staat zu erhalten und der Bevölkerung Liebe zum Vaterland einzuflößen. Sie gelangte von sich aus zu der Erkenntnis, und die Freimaurer, die ihr als Berater zur Seite standen, vor allem der Staatskanzler Graf Kaunitz, waren treue Diener des Hauses Habsburg-Lothringen. Die Kaiserin konnte nicht vermeiden, daß sie bei der Durchführung der Neuerungen, die dem Zeitgeist entsprechend nur im Sinne der Aufklärung erfolgen konnten, mit dem konservativsten Element, der katholischen Kirche, in Widerspruch geriet. Es beherrschte sie der altkaiserliche Gedanke, als „oberste Schutzfrau der Kirche“ alle schwebenden Fragen zu ordnen. Absolutistisch und entschieden drang sie in den kirchlichen Rechtskreis ein. Sie verlangte die straffe Durchführung des placetum regium (päpstliche Erlässe durften nur mit staatlicher Bewilligung verkündet werden), die Ausdehnung der Steuern auf die Geistlichkeit, die Fixierung kirchlicher Taxen, Einschränkung geistlicher Gerichte, Aufhebung einiger Feiertage usw. Auf den Rat von Franz Stephan, Kaunitz und van Swieten wurden die Jesuiten aus dem Amte des Hof beichtvaters und des Zensors verdrängt. Als Gegenspieler trat ihr Erzbischof Migazzi entgegen. Er konnte aber nicht verhindern, daß kaiserliche Verordnungen die Abschaffung der geistlichen Strafen, der Klosterkerker und der öffentlichen Kirchenbußen, die Aufhebung gewisser Wallfahrten und des Asylrechtes der Kirche, die Überwachung des Kirchenvermögens und die Aufhebung von Klöstern bestimmten. Auch der Beseitigung des Jesuitenordens durch Clemens XIV. (1773) stimmte Maria Theresia zu.

Als Gefäß neuer kultureller Ideen hatte die „Loge“ auf die geistig regsamen „höheren Stände“, die sich ihrer Führeraufgabe bewußt waren, besonderen Einfluß. Es gehört zu den Pikanterien der Geschichte, daß es gerade ein Kirchenfürst gewesen ist, der Erzbischof Graf Schaffgotsch von Breslau, ein führendes Mitglied der dortigen Loge, der im Jahre 1742 den Reichsgrafen Albert Joseph Hoditz und den Grafen Franz de Grossa mit der Bildung und Installierung einer Loge auf Wiener Boden betraute.

Ihre Umgangssprache war, wie die aller Gebildeten der damaligen Zeit, die französische. In dieser Sprache hat die Loge gearbeitet und ihre Protokolle abgefaßt. Ihnen, die nach einer noch nicht ganz geklärten Irrfahrt schließlich im Archiv der Loge „Friedrich zum weißen Pferde“ in Hannover aufgefunden worden sind, ist es zu verdanken, daß über das Innenleben der ersten Wiener Bauhütte vielfach bessere Kenntnis vorhanden ist als über manche jüngere Periode der österreichischen Freimaurerei.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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