24 Monate Irre und immer noch nicht normal - Wilfried Kriese - E-Book

24 Monate Irre und immer noch nicht normal E-Book

Wilfried Kriese

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Beschreibung

Was? Du? Was hast du? Die Menschen, die mich kennen, waren alle sehr überrascht, als ich ihnen erzählte das ich Burnout habe. Dass ich mit Depressionen kämpfe. Selbst ich hätte nie damit gerechnet, dass es mich einmal dermaßen aus der Spur schleudern würde. Ich war immer schon ein Mensch, der aktiv am Leben teilnahm. Egal was es war, sobald ich begeistert für eine Sache war, dann gab ich mein Bestes. Die Energie aus meinem Handeln zog ich generell aus dem was ich tat. Vieles habe ich in meinem Leben erreicht. Einen beispiellosen Lebensweg, vom Legastheniker und einstigen Sonderschüler mit einem starken Sprachfehler, zum Fabrikarbeiter, Haus- und Labordiener, zum Verleger, Schriftsteller, Medienbetriebswirt und Psychologischen Berater mit einer Ehrendoktor-Auszeichnung. Ich stand immer mitten im Leben. Doch dann steckte ich plötzlich in einer Zwangsjacke fest. In diesem Buch erzähle ich die Geschichte meines Burnouts. Aber ich schildere auch, wie ich mich aus meiner Zwangsjacke befreite.

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24 Monate Irre und immer noch nicht normal

TitelseiteUnd plötzlich stecke ich in einer Zwangsjacke festImmer unter Volldampf, immer unter StressWas jetzt – Burnout oder Depression?Guter Psychiater, schlechter PsychiaterZiele – Scheitern – ErfolgswerteIch mache mir die digitale Welt, wie sie mir gefälltIch bin doch kein SupermanZappelphilipp – Wie ein Vogel im KäfigEinfach mal faul seinBehörden-Drecksäue in der gesetzlichen Rentenversicherung und KrankenkassenDie Betrugsfalle der gesetzlichen Rentenversicherung und KrankenkasseMenschen in der Reha und ichIn der Kinder-Psychiatrie 1967 - Klinisches JugendheimTherapeutische Behandlung 1968Nachwort: SpätleseDie Krise-Chancen-MethodeSchreiben Sie Ihr eigenes Krise-Chancen-JournalImpressum

Wilfried Kriese

24 Monate Irre

und immer noch nicht normal

Mein Burnout

Mauer Verlag

Wilfried Kriese

72108 Rottenburg a/N

Buchgestaltung: Wilfried Kriese

Titelbild: Privat

Edition Wilfried Kriese

Erstveröffentlichung 2017

Alle Rechte vorbehalten

www.mauerverlag.de

www.wilfried-kriese.de

Und plötzlich stecke ich in einer Zwangsjacke fest

Was?

Du?

Was hast du?

Die Menschen, die mich kennen, waren alle sehr überrascht, als ich ihnen erzählte das ich Burnout habe. Dass ich mit Depressionen kämpfe. Selbst ich hätte nie damit gerechnet, dass es mich einmal dermaßen aus der Spur schleudern würde.

Ich war immer schon ein Mensch, der aktiv am Leben teilnahm. Egal was es war, sobald ich begeistert für eine Sache war, dann gab ich mein Bestes. Die Energie aus meinem Handeln zog ich generell aus dem was ich tat.

Vieles habe ich in meinem Leben erreicht. Einen beispiellosen Lebensweg, vom einstigen Sonderschüler mit einem starken Sprachfehler, zum Fabrikarbeiter, Haus- und Labordiener, zum Verleger, Schriftsteller, Medienbetriebswirt und Psychologischen Berater mit einer Ehrendoktor-Auszeichnung.

Ich stand immer mitten im Leben. Doch dann steckte ich plötzlich in einer Zwangsjacke fest.

In diesem Buch erzähle ich die Geschichte meines Burnouts. Aber ich schildere auch, wie ich mich aus meiner Zwangsjacke befreite.

Immer unter Volldampf, immer unter Stress

Ich bin immer unter Volldampf, immer unter Strom, Hektik, Stress. Ich finde meine Ruhe nicht mehr. Wenn das Telefon klingelt, kommt Hektik auf, wenn das E-Mail-Postfach wieder einmal überläuft, bricht Stress aus. Die Nutzer-Accounts bei immer mehr Online-Anbieter werden mehr und mehr. Die Computerprogramme ändern sich immer schneller und werden komplexer anstatt einfacher. Der Stresspegel wird von Mal zu Mal immer größer. Doch es kommt noch viel mehr dazu.

Neue Geschäftsfelder erschließen sich. Wenn das Telefon schon wieder Mal klingelt und das E-Mail-Postfach wieder einmal vor lauter Spams überläuft, dann brülle ich laut vor mir her. Ruhe ist nur noch ein Wort. Auszeiten sind kaum mehr möglich. Telefonieren und gleichzeitig am Computer Daten abfragen, Angebote machen, mit Kunden sprechen, was kommt als nächstes? Optimieren und nochmals optimieren, damit alles schneller geht und effektiver wird. 200 Angebote schreiben, 30 bis 40 Beratungsgespräche im Jahr führen. Ich fühle, wie mein Puls schlägt, als würden meine Blutadern gleich platzen. Das Herz schlägt abartig schnell. Doch es geht weiter, immer schneller weiter.

Die Doppel- und Dreifach-Belastung halte ich nicht mehr aus. Familie, die Arbeit an der Universität und dann noch der Verlag, treiben mich unendlich an. Der finanzielle Druck droht mich zu ersticken. Die Steuer inklusive das Finanzamt holt aus mir raus, was es zu holen gibt. Die Bank presst an Zinsen und Bearbeitungsgebühren raus, was nur geht. Als ob das noch nicht genug wäre, zig Stellen halten die Hände auf. Was für ein Irrsinn.

Es scheint einiges außer Kontrolle zu geraten. Die Leistungsansprüche im Verlagswesen steigen, ohne eine Höhe zu kennen.

Ich könnte noch einiges aufzählen. Ja, da ist noch meine Vergangenheit, die mir auch noch zu schaffen macht. Die Gehirnzellen spielen verrückt. Alles im Kopf ist durcheinander. Was kommt jetzt noch alles auf mich zu?

Es ist der 22. Oktober 2014, unser 26. Hochzeitstag. Meine Frau und ich freuen uns. Wir wollten auf der Schwäbischen Alb vier schöne und erholsame Tage verbringen. Doch es kam anders, ja, es kam ganz anders. Ich hätte nie im Traum daran gedacht, dass ich solch einen Albtraum im wachen Zustand erleben würde.

Bereits vier Monate vor unserem Hochzeitstag spürte ich bereits mein Burnout, meine Depressionen. Die letzten Jahren waren einfach zu viel und viel zu hektisch. Der Spritzer Wasser, der das Fass zum überlaufen brachte, war ein Konflikt mit meinem Mieter, der mich hintergangen hatte und einen Schaden von mehreren Tausend Euro verursachte. Er war schlicht gesagt ein verdammter Mietschmarotzer, eine asoziale Drecksau.

Es kam einfach viel zu viel auf mich zu, was ich nicht mehr bewältigen konnte.

Es ist also der 22. Oktober 2014, wir sind in Bad Urach (Baden-Württemberg) auf dem Campingplatz, auf dem wir einen wunderbaren Stellplatz mit einer traumhaften Hütte als Dauercamper besitzen. Das sollte unser Ruhepol sein. Doch es sollte erst einmal ganz anders kommen, als wir uns das gewünscht haben, ruhige Tage ohne Stress und ohne Hektik. Doch dann brach das Chaos aus. Ich ärgerte mich wegen einer Kleinigkeit und flippte total aus. In unserer Berghütte brach ich zusammen. Plötzlich spürte ich in mir einen Erschöpfungszustand, der mir die Luft zum Atmen nahm. Meine Frau wusste nicht mehr ein und nicht mehr aus und sprach mir gut zu. Nach ungefähr zwei Stunden fiel ich erschöpft in einen kurzen Schlaf. Danach ging es mir wieder so weit gut, dass wir nach Hause fahren konnten.

Mir war bewusst, dass das nicht mein erster wirklich massiver Nervenzusammenbruch sein wird. Doch ich ahnte nicht, was noch alles auf mich zukommen würde und spürte in mir, dass ich mich in einem Zustand befand, der mit Sicherheit nicht von heute auf Morgen verschwinden würde. Doch dass mich mein Burnout dermaßen aus der Spur schleudern würde, sodass ich zu gar nichts mehr in der Lage war, hätte ich mir in meinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Ich dachte zuerst, mein Zustand würde schnell vorübergehen. Ich dachte, er dauert vielleicht eine oder zwei Wochen. Doch ich sollte mich gewaltig getäuscht haben.

Was jetzt – Burnout oder Depression?

Was habe ich nun, einen Burnout oder eine Depression? Die Fachwelt, also die Psychoexperten geben darauf keine schlüssige Antwort. Bisher ist Burnout keine medizinische anerkannte Krankheit. Deshalb gibt es auch die Diagnose Burnout im eigentlichen Sinne nicht. Für die Wissenschaft existiert lediglich die Diagnose Depression und selbst hier gibt es Unterschiede. So hat zum Beispiel mein Hausarzt eine andere Depression festgestellt als mein Psychiater.

An dieser Stelle möchte ich nicht auf die unterschiedlichen Arten der einzelnen Depressionen eingehen. Davon gibt es nämlich Dutzende, sondern es ist viel wichtiger, wie sich meine Psyche auf dem Weg in die Depression veränderte. Was passiert mit einem Menschen, der an Burnout/Depression erkrankt ist? Dabei ist es wichtig zu wissen, dass die Merkmale einer Depression ein Prozess ist, der in drei Stufen abläuft. Auf diese möchte ich nun eingehen und werde sie kurz beschreiben. Danach gehe ich darauf ein, wie diese Erschöpfungsspirale sich bei mir auswirkte. Dieses Wissen half mir sehr, um mein Burnout besser zu verstehen.

Stufe 1

Es treten erste Anzeichen der Erschöpfung auf.

Schmerzen aller Art

Schlafstörungen

Energieverlust

Gedanken wie, „Ich kann die Situation nicht verändern“

Stufe 2

Das Verhalten ändert sich, alles dreht sich nur noch um die Arbeit.

Reizbarkeit, Kränkbarkeit, bis hin zu aggressiven Ausbrüchen

Konzentrations- und Gedächtnisprobleme

Mehrarbeit – ich muss meine Aufgaben doch schaffen

Schuldgefühle

Sozialer Rückzug wie zum Beispiel, mein Job lässt mir für meine Beziehungen oder einen freien Abend, Urlaub usw. keine Zeit.

Stufe 3

Leistung und Lebensmut schwinden, Körper und Geist steuern auf die völlige Erschöpfung zu.

Motivations- und Interessenverlust. Es wechseln sich Kampfgeist und Mutlosigkeit ab.

Grübel-Attacken wie zum Beispiel, ich schaffe das nicht, oder ich muss das schaffen.

Starke Stimmungsschwankungen wie, niedergeschlagene Stimmung. - Selbstmord-Gedanken.

Apathie, also man grenzt sich ab vom Leben, verbunden mit quälender innerer Unruhe.

So weit zu den drei Stufen der Depression und deren Merkmale. Nun erzähle ich, wie sich diese Stufen mit den Unterpunkten bei mir bemerkbar machten.

Wenn Sie, liebe Leser, möchten, können auch Sie nach dieser Methode vorgehen, um festzustellen, wie weit bei Ihnen oder bei einem Mittmenschen in Ihrem sozialen Umfeld eine Depression oder ein Burnout fortgeschritten ist.

Nun geht es los mit der Stufe 1.

Bei mir traten immer häufiger erste Anzeichen der Erschöpfung auf. Ich hatte starke Rückenschmerzen, allerdings ist mein Rücken seit über 20 Jahren defekt. Doch während der ersten depressiven Phase traten die Schmerzen bedeutend häufiger und stärker auf. Dazu kamen immer häufiger starke Erkältungskrankheiten. So war ich innerhalb von einem Jahr sechs- bis achtmal an Grippe erkrankt. Im Zusammenhang mit den Rückenschmerzen waren Schlafstörungen die Regel. Oft schlief ich lediglich drei bis vier Stunden an einem Stück. Aber es gingen mir auch viele Gedanken durch den Kopf, die die Arbeit und das Privatleben betrafen. Es kamen Gedanken auf wie, ich pack es einfach nicht mehr, hoffentlich kann ich noch die Situation ändern, in der ich stecke. Meine Lebensenergie schwand immer mehr.

Nun geht es weiter mit der Stufe 2.

Mein Verhalten änderte sich massiv, alles drehte sich nur noch um die Arbeit und um die Leistung, die ich erbringen musste. Ich war mit den andauernden Anforderungen und dem Arbeitstempo überfordert. Ich war immer schneller und häufiger gereizt und hatte starke aggressive Wutausbrüche. Dazu kamen noch heftige Konzentrations- und Gedächtnisprobleme. So war ich zum Beispiel nicht mehr in der Lage, am Computer Programme zu bedienen, die ich zuvor im Schlaf beherrschte. Sehr vieles vergaß ich. Schlicht gesagt, mein Gedächtnis war ein Sieb. Weiter stand ich extrem unter Druck, weil ich meine Aufgaben schaffen musste, aber mir selbst nicht mehr die einfachsten Dinge gelangen. Dabei traten Schuldgefühle auf wie zum Beispiel, ich bin daran schuld, dass jetzt alles schiefläuft. Hätte ich nur dieses oder jenes in der Vergangenheit nicht gemacht, dann wäre jetzt alles besser. Immer mehr zog ich mich zurück in mein Schneckenhaus und kapselte mich von meinem sozialen Umfeld ab. Selbst die mir wichtigen Menschen ließ ich links liegen.

Jetzt geht es weiter mit der Stufe 3.

Meine Leistung und mein Lebensmut verschwanden in ein dunkles Loch. Ich war völlig erschöpft. All das Positive in mir versank in einer dunklen Depression. Die Stimmungsschwankungen wurden immer launischer und ich hatte an nichts mehr Interesse. Selbst mein Aquarium, das zu meinem ältesten und leidenschaftlichsten Hobby zählt, wollte ich abbauen. Die Unruhe in mir wurde immer unerträglicher und meine Depression war auf dem Tiefpunkt angekommen.

Jetzt war es allerhöchste Zeit, durchzugreifen und mich gegen diese deprimierende Situation aufzulehnen. Der Gang zum Psychiater war der erste wichtige Schritt.

Guter Psychiater, schlechter Psychiater

Ich fragte einen Bekannten, ob er mir einen guten Psychiater empfehlen könnte.

Er antwortete: „Ich kann dir einen guten Zahnarzt oder einen guten Steuerberater empfehlen, aber einen guten Psychiater oder Therapeuten, das ist fast aussichtslos.“

Wie wahr diese Erkenntnis sein sollte, erfuhr ich bald selber.

Der erste Psychiater war eine Katastrophe. Von Anfang an der Behandlung machte er fast alles falsch. Bereits nach drei Monaten redete er mir ein, dass ich wieder arbeiten muss und ich bekam eine Wiedereingliederung, mit drei Stunden am Tag. Das ging überhaupt nicht. Ich stand unter Medikamenten mit starken Nebenwirkungen. Sie machten mich sehr müde und meine Augen ertrugen das Tageslicht nicht mehr. Sobald ich Licht ausgesetzt wurde, war es für mich unmöglich, mich im Freiem aufzuhalten, an Autofahren war auch nicht zu denken. Selbst selbstverständliche Alltagsaufgaben, wie einkaufen oder 200 bis 300 Meter zu einem Ziel zu laufen, waren wie ein anstrengender Dauerlauf.

Meine Psyche war unten, ja so weit unten, dass kein Oben mehr zu sehen war. Das Gehirn spielte total verrückt. Selbst das Zähneputzen viel mir schwer, genauso wie viele andere alltägliche Dinge: Einkaufen, halbwegs Ordnung zu halten und mich anzuziehen waren richtige Arbeit. An Autofahren war nicht zu denken. Der Gemütszustand war unerträglich. Die Depression schien mich nicht nur innerlich aufzufressen, sondern sie drohte in mir zu explodieren.

Bei dieser Station des Lebens war klar, dass jetzt Hilfe dringendst nötig war, ich brauchte einen Psychiater, oder was heißt einen Psychiater, ich machte mich auf die Suche nach einem guten Psychiater, der Außergewöhnliches leistet.