366 mal Hoffnung - Roland Werner - E-Book

366 mal Hoffnung E-Book

Roland Werner

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Beschreibung

366 tiefgehende Gedanken und Impulse hat Roland Werner hier zusammengestellt. Kurze Gedanken und Auslegungen, die Oasen sein wollen: Orte der Ruhe im Wüsten-Alltag, die dazu einladen, Jesus neu zu begegnen und seine erfrischende Kraft und Gegenwart zu erfahren.

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ROLAND WERNER

366 mal

HOFFNUNG

Geistliche Impulse

zum Denken und Leben

INHALT

Cover

Titel

Impressum

1. JANUAR

2. JANUAR

3. JANUAR

4. JANUAR

5. JANUAR

6. JANUAR

7. JANUAR

8. JANUAR

9. JANUAR

10. JANUAR

11. JANUAR

12. JANUAR

13. JANUAR

14. JANUAR

15. JANUAR

16. JANUAR

17. JANUAR

18. JANUAR

19. JANUAR

20. JANUAR

21. JANUAR

22. JANUAR

23. JANUAR

24. JANUAR

25. JANUAR

26. JANUAR

27. JANUAR

28. JANUAR

29. JANUAR

30. JANUAR

31. JANUAR

1. FEBRUAR

2. FEBRUAR

3. FEBRUAR

4. FEBRUAR

5. FEBRUAR

6. FEBRUAR

7. FEBRUAR

8. FEBRUAR

9. FEBRUAR

10. FEBRUAR

11. FEBRUAR

12. FEBRUAR

13. FEBRUAR

14. FEBRUAR

15. FEBRUAR

16. FEBRUAR

17. FEBRUAR

18. FEBRUAR

19. FEBRUAR

20. FEBRUAR

21. FEBRUAR

22. FEBRUAR

23. FEBRUAR

24. FEBRUAR

25. FEBRUAR

26. FEBRUAR

27. FEBRUAR

28. FEBRUAR

29. FEBRUAR

1. MÄRZ

2. MÄRZ

3. MÄRZ

4. MÄRZ

5. MÄRZ

6. MÄRZ

7. MÄRZ

8. MÄRZ

9. MÄRZ

10. MÄRZ

11. MÄRZ

12. MÄRZ

13. MÄRZ

14. MÄRZ

15. MÄRZ

16. MÄRZ

17. MÄRZ

18. MÄRZ

19. MÄRZ

20. MÄRZ

21. MÄRZ

22. MÄRZ

23. MÄRZ

24. MÄRZ

25. MÄRZ

26. MÄRZ

27. MÄRZ

28. MÄRZ

29. MÄRZ

30. MÄRZ

31. MÄRZ

1. APRIL

2. APRIL

3. APRIL

4. APRIL

5. APRIL

6. APRIL

7. APRIL

8. APRIL

9. APRIL

10. APRIL

11. APRIL

12. APRIL

13. APRIL

14. APRIL

15. APRIL

16. APRIL

17. APRIL

18. APRIL

19. APRIL

20. APRIL

21. APRIL

22. APRIL

23. APRIL

24. APRIL

25. APRIL

26. APRIL

27. APRIL

28. APRIL

29. APRIL

30. APRIL

1. MAI

2. MAI

3. MAI

4. MAI

5. MAI

6. MAI

7. MAI

8. MAI

9. MAI

10. MAI

11. MAI

12. MAI

13. MAI

14. MAI

15. MAI

16. MAI

17. MAI

18. MAI

19. MAI

20. MAI

21. MAI

22. MAI

23. MAI

24. MAI

25. MAI

26. MAI

27. MAI

28. MAI

29. MAI

30. MAI

31. MAI

1. JUNI

2. JUNI

3. JUNI

4. JUNI

5. JUNI

6. JUNI

7. JUNI

8. JUNI

9. JUNI

10. JUNI

11. JUNI

12. JUNI

13. JUNI

14. JUNI

15. JUNI

16. JUNI

17. JUNI

18. JUNI

19. JUNI

20. JUNI

21. JUNI

22. JUNI

23. JUNI

24. JUNI

25. JUNI

26. JUNI

27. JUNI

28. JUNI

29. JUNI

30. JUNI

1. JULI

2. JULI

3. JULI

4. JULI

5. JULI

6. JULI

7. JULI

8. JULI

9. JULI

10. JULI

11. JULI

12. JULI

13. JULI

14. JULI

15. JULI

16. JULI

17. JULI

18. JULI

19. JULI

20. JULI

21. JULI

22. JULI

23. JULI

24. JULI

25. JULI

26. JULI

27. JULI

28. JULI

29. JULI

30. JULI

31. JULI

1. AUGUST

2. AUGUST

3. AUGUST

4. AUGUST

5. AUGUST

6. AUGUST

7. AUGUST

8. AUGUST

9. AUGUST

10. AUGUST

11. AUGUST

12. AUGUST

13. AUGUST

14. AUGUST

15. AUGUST

16. AUGUST

17. AUGUST

18. AUGUST

19. AUGUST

20. AUGUST

21. AUGUST

22. AUGUST

23. AUGUST

24. AUGUST

25. AUGUST

26. AUGUST

27. AUGUST

28. AUGUST

29. AUGUST

30. AUGUST

31. AUGUST

1. SEPTEMBER

2. SEPTEMBER

3. SEPTEMBER

4. SEPTEMBER

5. SEPTEMBER

6. SEPTEMBER

7. SEPTEMBER

8. SEPTEMBER

9. SEPTEMBER

10. SEPTEMBER

11. SEPTEMBER

12. SEPTEMBER

13. SEPTEMBER

14. SEPTEMBER

15. SEPTEMBER

16. SEPTEMBER

17. SEPTEMBER

18. SEPTEMBER

19. SEPTEMBER

20. SEPTEMBER

21. SEPTEMBER

22. SEPTEMBER

23. SEPTEMBER

24. SEPTEMBER

25. SEPTEMBER

26. SEPTEMBER

27. SEPTEMBER

28. SEPTEMBER

29. SEPTEMBER

30. SEPTEMBER

1. OKTOBER

2. OKTOBER

3. OKTOBER

4. OKTOBER

5. OKTOBER

6. OKTOBER

7. OKTOBER

8. OKTOBER

9. OKTOBER

10. OKTOBER

11. OKTOBER

12. OKTOBER

13. OKTOBER

14. OKTOBER

15. OKTOBER

16. OKTOBER

17. OKTOBER

18. OKTOBER

19. OKTOBER

20. OKTOBER

21. OKTOBER

22. OKTOBER

23. OKTOBER

24. OKTOBER

25. OKTOBER

26. OKTOBER

27. OKTOBER

28. OKTOBER

29. OKTOBER

30. OKTOBER

31. OKTOBER

1. NOVEMBER

2. NOVEMBER

3. NOVEMBER

4. NOVEMBER

5. NOVEMBER

6. NOVEMBER

7. NOVEMBER

8. NOVEMBER

9. NOVEMBER

10. NOVEMBER

11. NOVEMBER

12. NOVEMBER

13. NOVEMBER

14. NOVEMBER

15. NOVEMBER

16. NOVEMBER

17. NOVEMBER

18. NOVEMBER

19. NOVEMBER

20. NOVEMBER

21. NOVEMBER

22. NOVEMBER

23. NOVEMBER

24. NOVEMBER

25. NOVEMBER

26. NOVEMBER

27. NOVEMBER

28. NOVEMBER

29. NOVEMBER

30. NOVEMBER

1. DEZEMBER

2. DEZEMBER

3. DEZEMBER

4. DEZEMBER

5. DEZEMBER

6. DEZEMBER

7. DEZEMBER

8. DEZEMBER

9. DEZEMBER

10. DEZEMBER

11. DEZEMBER

12. DEZEMBER

13. DEZEMBER

14. DEZEMBER

15. DEZEMBER

16. DEZEMBER

17. DEZEMBER

18. DEZEMBER

19. DEZEMBER

20. DEZEMBER

21. DEZEMBER

22. DEZEMBER

23. DEZEMBER

24. DEZEMBER

25. DEZEMBER

26. DEZEMBER

27. DEZEMBER

28. DEZEMBER

29. DEZEMBER

30. DEZEMBER

31. DEZEMBER

Weitere Bücher

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86506-840-8

© 2015 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers

Für die Bibeltexte wurde neben der Lutherbibel 1984 die Übersetzung „dasbuch.

NT und Psalmen“ verwendet.

Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers

Titelfoto: fotolia Vera Kuttelvaserova

Satz: Brendow Web & Print, Moers

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

366 mal Hoffnung

Geistliche Impulse zum Denken und Leben

Denken und Glauben gehören zusammen.

Verstehen und Tun sind nicht zu trennen.

Das, wovon wir überzeugt sind, prägt unser ganzes Leben.

Wer Gottes gutem Geist Raum in seinem Herzen schafft, erlebt eine Erneuerung seines Denkens.

Wer sich von Gottes Wort bewegen lässt, kann auch in der Welt etwas bewegen.

Gewährt der Botschaft des Messias in euch einen weiten Raum! Helft einander,sie in ihrer ganzen Weisheit zu verstehen, und ermutigt einander dadurch! (Kolosser 3, 16)

So ermutigt Paulus die Christen in der Stadt Kolossä.

Dass die Botschaft des Messias auch in unserem Leben, unserem Denken und Herzen Raum gewinnt, dazu soll auch dieses Buch helfen. 366 geistliche Impulse sind darin zu finden, einer für jeden Tag des Jahres.

Die Gedanken zu Bibeltexten und Themen ersetzen natürlich nicht die eigene Bibellese. Die Bibel hat den absoluten Vorrang.

Wenn diese Texte also etwas bewirken sollen, dann dieses: Die Freude an der Bibel zu stärken und die Lust zu wecken, selbst in ihr zu forschen.

Und uns immer tiefer zu gründen in Glaube, Liebe und Hoffnung, die ihren Ursprung in Jesus haben.

Roland Werner

1. JANUAR

Danken, Loben, Segnen

Was ich dir versprochen habe, Gott, will ich erfüllen, meinen Dank will ich dir bringen. Denn du hast mein Leben dem Tod entrissen und meinen Fuß vor dem Fallen bewahrt! So werde ich mein Leben vor dir führen, o Gott, im Licht der Lebendigen.

PSALM 56, 13-14

Danken will ich für die Zeiten

Die du mir gegeben hast

Danken für dein gutes Leiten

Auch in Tagen voller Hast.

Loben will ich deine Gnade

Die an jedem Morgen neu

Loben die gebahnten Pfade

Deine Hand, so fest und treu.

Trauen will ich deinen Worten

Ganz verlässlich und ganz wahr

Trauen dir an allen Orten

Deinem Licht, so hell und klar.

Preisen will ich deine Werke

Überall in deiner Welt

Preisen dich für deine Stärke

Die der Welten All erhält.

Segnen will ich deine Leute

Deine Menschen, groß und klein

Segnen, gestern und auch heute

Und auch morgen bei dir sein.

2. JANUAR

Genug für ein ganzes Leben

Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.

2. KORINTHER 12, 9

Dieser Satz ist ein Kraftpaket für jeden Tag. Proviant für lange Wegstrecken. Eine Zusage für die Tiefpunkte unseres Lebens. Ein Motto, das durchträgt.

Paulus hatte das erfahren. Er, der Völkerapostel, hatte große Ziele. Er war hochmotiviert, beseelt von dem Wunsch, möglichst vielen die gute Nachricht von Jesus Christus zu bringen. Scheinbar unbegrenzt waren seine Kraftreserven, seine Bereitschaft, sich einzusetzen. Unermüdlich zog er immer weiter. Damaskus, Jerusalem, Antiochien, Tarsus, Arabien, Kleinasien, Galatien, Phrygien, Ephesus, Milet, Troas, Philippi, Beröa, Thessalonich, Korinth, Athen – Stationen seines Wirkens. Überall, wo er hinkam, nahmen Menschen seine Botschaft an und wurden zu Nachfolgern von Jesus.

Und dann das. Die Kraft schwindet. Ein Leiden macht Paulus zu schaffen, schränkt ihn ein. Kann das Gottes Wille sein? Wo liegt der Sinn, wenn er sich nicht mit ganzer Kraft für seinen Auftrag einsetzen kann? Was seine Krankheit oder Schwäche war, sein „Pfahl im Fleisch“ – wir wissen es nicht. War es ein körperliches Leiden oder eine seelische Bedrängnis? Auf jeden Fall war es ein echtes, großes Problem für den Völkerapostel.

Dreimal betet er, dreimal fleht er darum, dass diese Last von ihm genommen werde. Die Antwort: „Lass dir an meiner Gnade genug sein, denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit!“ Keine Antwort, die leicht zu akzeptieren war. Aber eine Antwort, die ihm die Richtung zeigte und die ihm Frieden brachte. Gottes Kraft kommt zum Zug – mitten in Schwachheit.

Diese Zusage gilt auch uns. Angesichts unserer Grenzen und Schwächen und unserer Kraftlosigkeit. Gottes Kraft ist da, mitten in unserer Schwachheit. Kein leeres Versprechen, sondern echte Kraft. Genug für jeden neuen Tag. Genug für jede Herausforderung. Genug für ein ganzes Leben.

3. JANUAR

Es geht um das Herz

Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht!

HEBRÄER 3, 15

Das Herz ist in biblischer Sprache das Zentrum der Persönlichkeit. Es ist der Ort, wo Entscheidungen getroffen werden, der Sitz des Willens und des Gewissens. Wenn die Bibel vom Herzen spricht, meint sie also nicht zuerst unsere Gefühlswelt, sondern die innerste Ausrichtung unserer Persönlichkeit.

Wir Menschen sind mehr als unsere Emotionen. Wir sind geschaffen im Ebenbild Gottes mit der Möglichkeit, uns für das Richtige zu entscheiden, ganz egal, was unsere Gefühle uns sagen. Wichtig ist das Ziel, das wir erreichen wollen. Das Ziel motiviert. Ein Polarforscher kämpft sich durch alle Witterungen und Widrigkeiten hindurch, bis zu seinem Ziel. Sein Wille überwindet Müdigkeit und Lustlosigkeit.

„Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, so verstockt eure Herzen nicht!“ Mit dieser Aufforderung stellt der Hebräerbrief seine Leser vor die Entscheidung. Die Juden, die an Jesus glaubten, waren unter großem Druck. Damals formierte sich der jüdische Volksaufstand gegen die Römer. Der Druck auf die Judenchristen war sehr stark, sich ihrer Umgebung anzupassen und sich von Jesus abzuwenden.

Gerade das ist die Gefahr der Verstockung. Gemeint ist die grundsätzliche Abkehr von Jesus, verbunden mit mangelnder Umkehrbereitschaft und Unkorrigierbarkeit. Das Gefährliche ist, dass solch eine Verhärtung des Herzens schleichend geschieht. Fast unmerklich verändert sich unser Inneres. Aus Freude am Glauben wird Gewohnheit. Begeisterung wird zur Mittelmäßigkeit. Statt Sehnsucht nach Gott macht sich Gleichgültigkeit breit.

Wir leben in einem reichen Land, in dem es alles im Überfluss gibt. Scheinbar brauchen wir Gott nicht. So stehen auch wir in der Gefahr, dass unsere Herzen sich verhärten. Umso wichtiger ist diese Warnung: Verhärtet eure Herzen nicht! Darin ist eine Einladung: Gott öffnet uns jederzeit die Chance zur Umkehr und zu einem Neuanfang.

4. JANUAR

Was Gott wirklich wichtig ist

Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.

LUKAS 19, 10

Ein kurzer Satz, der es in sich hat. Immer, wenn Jesus vom „Menschensohn“ spricht, spricht er über sich selbst. Er spricht von seiner Sendung, seinem Auftrag, seiner Identität. Der Menschensohn ist es, dem Gott seine Herrschaft übertragen hat.

Ganz feierlich sagt Jesus, was sein Auftrag ist. Drei Verben stecken in diesem Satz: Gekommen, suchen, selig machen. Diese drei Wörter fassen das ganze Evangelium zusammen. Drei Handlungswörter, die zeigen, was Gott wirklich wichtig ist.

Zuerst: Der Menschensohn ist gekommen. Das heißt: Gott bleibt nicht fern. Er hat sich auf den Weg zu uns gemacht. In Jesus ist er in diese Welt gekommen. Hat sie erlebt und erlitten. Ist an ihr zu Tode gekommen.

Dann: … um zu suchen. Nicht nur die, die auf ihn warten und nach ihm fragen, will er zu sich holen. Sondern: Jesus ist auf der Suche nach denen, die sich verstecken. Nach denen, die von ihm weglaufen. Nach den Gleichgültigen. In Jesus zeigt sich der Menschen-suchende Gott, er, der unterwegs ist zu uns. Unglaublich. Aber wahr.

Und zuletzt: … und selig zu machen. In heutiger Sprache müssten wir es anders ausdrücken. Retten, befreien, herauslösen. Denn es geht nicht um ein Gefühl der Glückseligkeit, sondern um Rettung aus der Verlorenheit, aus der Gottesferne.

Das ist unsere Chance auf echtes Leben, in Zeit und in Ewigkeit. Ohne das Eingreifen Gottes bleiben wir verloren. Aus eigener Kraft können wir uns nicht erlösen. Und so gilt es für alle Menschen: Jesus ist gekommen, um uns zu suchen und zu retten.

Wenn wir das begreifen, wird unser Leben neu. Wir verstehen, was Gott wirklich wichtig ist. Und dann wird uns auch das immer wichtiger: In seinem Namen gehen wir hin zu den Menschen und laden sie ein zu Jesus. Zu ihm, der gekommen ist, um uns alle zu suchen und selig zu machen.

5. JANUAR

Das Geschenk der Gnade

Aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.

EPHESER 2, 8

Dieser Spitzensatz des Apostels Paulus hat es in sich. Dass alle vier Hauptwörter in der Lutherübersetzung mit einem „G“ beginnen, ist sicher eine Besonderheit der deutschen Sprache. Diese vier Worte fassen auf eindrückliche Weise das zusammen, was das Evangelium ausmacht. Was als „gute Nachricht“, als unerhörte Neuigkeit, die alte römisch-griechische Kulturwelt und auch die jüdische Volksgemeinde aufrüttelte. Es sind die vier Worte: Gnade, Glaube, Gott, Gabe.

Gnade: Die Nachricht, dass Gott nicht käuflich ist, dass seine Gunst nicht erlitten oder erstritten werden muss, bewirkte ein großes Aufatmen in der antiken Welt, die von Angst vor den Launen der Götter geprägt war. Gott ist für uns. Er, der Schöpfer und Vater, der Erlöser und Bruder, er, der Erneuerer und kraftvolle Gottesgeist, will uns beschenken mit seiner Gnade. Diese Erkenntnis, noch mehr, diese Gewissheit befreit Menschen zum Leben mit erhobenem Haupt.

Glaube: Als Geschöpfe Gottes, ja noch mehr, als seine über alles geliebten Kinder leben wir unter seiner Gnade. Wir begegnen ihm im Glauben, im Vertrauen, dass er es gut meint und dass er uns niemals aus den Augen verlieren wird.

Gottes Gabe: Dass Gott uns aus Gnade annimmt, als unverdientes Geschenk, war auch der Auslöser für die geistliche Bewegung, die vor fünfhundert Jahren Europa veränderte. Die umwälzende Entdeckung der Reformation war nichts anderes als eine Wiederentdeckung dieser vier „G“s: Gott schenkt uns seine Gnade als unverdiente Gabe. Das können wir im Glauben ergreifen und so einen festen Grund für unser Leben finden. Und eine Hoffnung, die über den Tod hinaus aufleuchtet.

Wer das begreift, kann sein Leben als Christ zugleich entspannt und engagiert leben. Die Gnade Gottes ist dann kein leerer Glaubenssatz, sondern eine Erfahrung, die das Leben umfasst und beflügelt.

6. JANUAR

Begegnung in Bethlehem

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht.

JESAJA 9, 1

Es war schon spätabends. Ich war eingeladen, mit einer Gruppe junger Leute von Jerusalem hinüber nach Bethlehem in die Geburtskirche zu fahren. Dort feierten die orthodoxen und die orientalischen Christen ihr Weihnachtsfest, in der Nacht vom 6. zum 7. Januar. Dieses Datum geht auf eine alte Tradition zurück, älter noch als die westliche, die die Geburt des Erlösers am 25. Dezember feiert.

Die kurze Busfahrt führte uns über den Militärposten an Rahels Grab, und bald hielten wir vor der Geburtskirche mitten in Bethlehem. Wie gewaltig dieser Bau ist, erkennt man erst, wenn man durch die kleine Tür eintritt, bei der man sich bücken muss. Die Kirche wurde im vierten Jahrhundert auf Veranlassung von Helena, der Mutter von Kaiser Konstantin, errichtet. Der Monumentalbau erhebt sich über der Höhle, von der die ortsansässigen Christen berichteten, dass hier Jesus geboren wurde. Es gibt keinen Grund, diese Aussage anzuzweifeln, denn hier wohnten von Anfang an ohne Unterbrechung Nachfolger von Jesus. Die ersten von ihnen waren noch Zeitgenossen von Maria und den Aposteln.

In dieser Nacht war die Kirche voller Menschen. An vielen Stellen wurden gleichzeitig die Gottesdienste gefeiert. Die Griechisch-Orthodoxen neben den Syrern, die Kopten neben den Armeniern. Es war wunderbar, das Sprachengewirr mitzuerleben, das Gotteslob in den verschiedensten Sprachen. Und mittendrin wir.

In dieser Nacht erlebte ich es wieder, das Wunder von Bethlehem. Mir wurde neu klar: Die Geburt von Jesus, unscheinbar vor zweitausend Jahren in einer Höhle, ist ein Ereignis von weltumspannender Bedeutung. Das hilfsbedürftige Kind in der Krippe ist der König der Welt.

„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht!“ So hat es der Prophet vorausgesagt. Hunderte Jahre später wurde es wahr. Dort in Bethlehem. Und seitdem scheint das Licht Gottes, Jesus selbst, hinein in die Dunkelheit der Welt.

7. JANUAR

Es geht um alle

Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.

JOHANNES 12, 32

Mitten in den Wirren der letzten Tage seines Lebens macht Jesus diese erstaunliche Aussage. Vorausgegangen war sein triumphaler Einzug in Jerusalem. Vorausgegangen war auch der Abend in Bethanien, an dem Maria, die Schwester von Marta und Lazarus, Jesus mit dem kostbaren Nardenöl gesalbt hatte, als Vorbereitung für sein Begräbnis. Unmittelbar zuvor hatte Jesus davon gesprochen, dass er sein Leben geben wird wie ein Weizenkorn, das in die Erde fällt.

„Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen!“ Jesus geht es um alle. Alle sollen zu ihm finden. Der Schlüssel dafür, dass das möglich wird, ist seine „Erhöhung“. Damit ist zunächst gemeint: Sein Sterben am Kreuz. Dort hing er erhöht, angenagelt zwischen Himmel und Erde. Und zugleich ist es das Wort für seine Auferstehung und seine Thronbesteigung.

Das ist das Geheimnis: Dass Leiden und Herrlichkeit, Niederlage und Sieg zusammengehören. Bei Jesus und auch bei uns. Der erhöhte Jesus will die Menschen zu sich ziehen. Wie er das tut? Auf viele wunderbare Weisen. Und letztlich durch seinen Geist.

Aber auch: Durch uns. Wir dürfen mithelfen, dass Menschen zu ihm kommen. Wie damals die Jünger am See Genezareth die Netze noch einmal auswarfen und dann erlebten, dass sie übervoll waren, so geschieht es immer wieder: Wo sie am Ende sind und im Namen von Jesus noch einmal die Netze auswerfen, wird auf einmal ein großer Fang eingeholt. 153 Fische zählen sie (Johannes 21, 11). Das war nach damaliger Auffassung die Zahl aller Fischarten. Das bedeutet: Alle sollen zu Jesus finden. Jesus will alle zu sich ziehen.

Wie das geschehen kann, das bleibt ein Geheimnis. Aber dass das geschehen wird, das ist unsere Hoffnung. Und so steht am Ende die Frage im Raum: Haben wir alle Menschen im Blick? Wir sollen und dürfen es, weil Jesus alle im Blick hat.

8. JANUAR

Wo Glaube und Hoffnung sich treffen

Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt.

1. JOHANNES 2, 8B

Dass es in unserer Welt viel Dunkles gibt, ist uns ständig vor Augen. Die Nachrichten sind voll davon: Kriege und militärische Konflikte, Hungersnöte und Ausbeutung, Unterdrückung der Armen und Schwachen – die Liste ist endlos. Die Finsternis ist allgegenwärtig und greift nach uns, auch in unserem persönlichen Leben.

In diese Wirklichkeit hinein kommt die Nachricht, die wir uns selbst nicht sagen können. Es ist ein Satz voller Hoffnung und voller Glauben. „Die Finsternis vergeht, und das wahre Licht scheint jetzt!“ Starke Worte. Zuversichtlicher geht es kaum. Können wir darauf vertrauen?

Auf den ersten Blick scheint es wie ein Widerspruch: Ist das Licht schon da? Oder muss die Finsternis erst noch vergehen? Beides ist wahr. Wenn am Morgen die ersten Vorboten des neuen Tages erscheinen, ist es noch dunkel. Erst ganz langsam, fast unmerklich, wird es heller. Es gibt diese Spannung, diesen Augenblick, wo es fast aussieht, als ob es niemals hell werden will. Und doch ist der Sonnenaufgang nicht aufzuhalten. So ist es auch mit Gottes Herrschaft. Sie kommt fast unmerklich, wie Hefe, die den Teig durchzieht. Und doch: Niemand kann sie aufhalten.

Das Licht, das schon jetzt scheint, ist Jesus. Er ist das Licht der Welt. Vielen verborgen und doch wirklicher und wirksamer als alle Dunkelheit. Das Licht scheint jetzt schon. Daran haben die ersten Christen festgehalten. Das war ihr Glaube und ihre Hoffnung. Gegen alle Übermacht des römischen Staates, gegen alle Macht feindlicher Ideologien, gegen alle ethische Verwirrung und religiöse Verblendung hält Johannes daran fest: Das wahre Licht scheint schon jetzt!

Glaube und Hoffnung öffnen uns die Augen, beides zu sehen: Das langsame, aber unaufhaltsame Kommen des Reiches Gottes, das aufscheinen wird wie die Sonne am Morgen. Und die Wirklichkeit seines Lichtes schon hier und jetzt.

9. JANUAR

Auf die Frucht kommt es an

Lebt als Kinder des Lichts, die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.

EPHESER 5, 8B-9

Die Ausgrabungen in Qumran im Jordantal haben es gezeigt: Die Gemeinschaft der Essener, die dort ihr Hauptzentrum hatte, unterschied die Menschen in „Kinder des Lichts“ und in „Kinder der Dunkelheit“. Am Ende der Zeit, so wurde dort gelehrt, werden die Söhne des Lichts in einem Entscheidungskampf die Söhne der Finsternis endgültig besiegen. Die Kinder des Lichts, das waren in ihren Augen sie selbst. Sie mussten sich bereithalten für diesen letzten Kampf zwischen Gut und Böse.

Paulus nimmt diese Begriffe auf. Doch er macht deutlich: Der entscheidende Kampf gegen das Dunkel besteht nicht im Krieg gegen andere Menschen. Der Kampf findet ganz woanders statt: In unserem eigenen Herzen, in unserem Denken, Fühlen und Wollen. Christusnachfolger sollen nicht gegen andere Menschen kämpfen, sondern den Kampf gegen die Sünde und Ungerechtigkeit im eigenen Leben aufnehmen.

Als „Kinder des Lichts“ zu leben bedeutet, dass wir uns nach Jesus ausrichten, nach ihm, der von sich sagte: „Ich bin das Licht der Welt!“ (Johannes 8, 12). Jesus ist unser Meister, unser Lehrer, unser Vorbild. Er lebte ein Leben voller Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Das ist der Maßstab für uns als Jesusleute. Das soll auch unser Leben prägen.

Wenn auch, im Bild gesprochen, die Frucht letztlich von allein wächst, so können wir doch die Voraussetzungen zum Wachstum schaffen. Dazu braucht es Disziplin, Übung und Einübung. Als „Kinder des Lichts“ zu leben fordert uns ganz.

Der Geist unserer Zeit prägt uns in eine andere Richtung. Da geht es um den eigenen Vorteil, um unser Wohlergehen und unseren Genuss. So bleibt die Frage, wie wir uns entscheiden. Ob wir nach dem Vorbild von Jesus leben wollen und uns nach seinem Licht ausstrecken. Dort ist das wahre Leben zu finden. Denn: „Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.“ (1. Johannes 1, 5)

10. JANUAR

Heller als die Sonne

Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erstrahlt über dir.

JESAJA 60, 2

Ein seltsamer Satz. Irgendwie stimmt hier etwas nicht: „Über dir geht auf der Herr!“ Wie soll das gehen? Wie kann Gott „aufgehen“? Vielleicht hat dieser Satz ursprünglich anders gelautet. Vielleicht stammt er aus einem Morgenlied, einem Lied zum Lobpreis der Sonne: „Über dir geht auf die Sonne, ihr Glanz strahlt auf über dir.“ Und vielleicht kannte Jesaja dieses Lied als Kind und hat sich daran erfreut, dass die Sonne aufgeht und mit ihren Strahlen alles erhellt und erwärmt.

Vielleicht hat er dann, als er erwachsen war und sein Leben von Gott in Beschlag genommen wurde, dieses Lied umgedichtet und statt des Wortes „Sonne“ „der HERR“ eingesetzt. Warum? Weil er inzwischen wusste, dass es Dunkelheiten und Finsternisse gibt, die auch durch den hellsten Sonnentag nicht vertrieben werden. Weil er die Tiefen von Bosheit und Gottlosigkeit, Schuld und Verlorenheit kennengelernt hatte. Weil er allem erdenklichen und unausdenkbaren Bösen begegnet war: Krieg und Vertreibung, Gewalt und Elend, Flucht, Hunger und Tod.

Da hilft die Sonne allein nicht mehr! Nein, ein größeres, stärkeres, helleres Licht muss her. Nur dann kann ein neuer Tag des Heils anbrechen. Dieses größere Licht hatte Jesaja gesehen. Als er einen Blick in den Thronraum Gottes tun konnte, wurde alles ins rechte Licht gerückt. Er sah Gott als souveränen Herrscher, ihn, den Herrn, als Richter und König auf dem Thron, aber auch als Erbarmer und Erlöser.

Und dann sah er, dass dieser Gott, dieser Herr, der sich seinem Volk und dem Einzelnen zuwendet, über ihnen erscheint wie das Licht der Sonne. Das Erstaunliche ist, dass Gott uns Menschen nahe kommt. Er ist und bleibt der ewige Weltenlenker und ist doch auch unser Heiland und Freund. Kein Wunder, dass Jesaja dieses freudige Loblied auf ihn singt, auf den Herrn, dessen Wahrheit und Liebe heller strahlen, als jede Sonne es kann.

11. JANUAR

Keine bloße Erscheinung

Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.

1. JOHANNES 3, 8B

Als Sprachwissenschaftler beschäftige ich mich mit der Wirkung von Worten. Es ist erstaunlich, wie unterschiedlich sie klingen. Das Wort „Erscheinung“ wirkt auf den ersten Blick wie ein schwaches Wort. Eine Erscheinung ist irgendwie unkonkret und unbestimmt. Jedenfalls berührt mich dieses Wort nicht so stark wie zum Beispiel die Worte „Schokolade“, „Ringkampf“ oder „Liebeslied“.

Doch die Erscheinung, von der Johannes hier spricht, ist keine blasse, farblose Theorie. Ganz im Gegenteil, sie ist ein unvergleichliches Geschehen. Ein Ereignis, das alles verändert: Gott selbst kommt in unsere Welt.

Als Jesus auf die Erde kam, war das zunächst ziemlich unscheinbar. Jesus, das Baby in einer Krippe, geboren von einer jungen Frau auf einer Reise. Niemand hätte das besonders bemerkt. Doch Jesus, der Mann, tat dann unglaubliche Dinge: Blinde konnten wieder sehen, Gelähmte gehen, vom Aussatz Gezeichnete wurden gesund. Für viele war das sicher das größte Wunder: Menschen, die von Dämonen geplagt waren, wurden frei. Sie konnten ihr Leben wieder in die eigene Hand nehmen. Die bösen Geister hatten keine Macht mehr über sie. Alle konnten es sehen: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre.“

Doch Jesus vertrieb nicht nur böse Geister aus einzelnen Menschen, sondern überwand die Quelle des Bösen, den Teufel selbst. Am Kreuz und in der Auferstehung wurde das endgültig wahr, was in seinen machtvollen Taten schon aufleuchtete: Jesus ist erschienen, um die Werke des Teufels grundlegend zu vernichten.

Wer in seiner Nachfolge lebt, wird sich deshalb beherzt gegen die Werke der Finsternis stellen, gegen Lüge, Ausbeutung, Ungerechtigkeit und Gesetzlosigkeit. Weil Jesus den Sieg über das Böse erkämpft hat, können wir uns frei von Furcht vor bösen Mächten und voller Vertrauen einsetzen für Gottes gute Herrschaft in der Welt.

12. JANUAR

Was wirklich wesentlich ist

Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.

2. KORINTHER 5, 17

Was sich wie hohe Theologie anhört, steht in einem ganz praxisorientierten Zusammenhang. Die Christen in Korinth hatten viele Fragen. Wie können wir die Botschaft von Jesus weitersagen? Was ist unser Auftrag als Nachfolger von Jesus? Was sollen wir weitergeben, was und wie sollen wir verkündigen?

Doch hinter den Fragen standen massive Konflikte. Die Christen in Korinth kamen aus ganz unterschiedlichen Hintergründen. Unter ihnen fanden sich Juden, einheimische Griechen und auch Zuwanderer aus allen Teilen des römischen Reichs. Freie Bürger und Leibeigene, Reiche und Arme gehörten dazu. Gemeinsam wollten sie ihren Glauben in ihrer Umgebung leben. Doch vieles war unter ihnen noch ungeklärt, und es gab Streit über viele Fragen.

Paulus, der die Gemeinde in Korinth gegründet hatte, geht auf ihre Fragen ein. Eine nach der anderen beantwortet er. Doch immer wieder lenkt er den Blick auf das Wesentliche, auf das, was wirklich wichtig ist. Deshalb finden sich mitten in den praktischen Ratschlägen ganz grundsätzliche Aussagen, geistliche Spitzensätze. Man spürt, wie es aus Paulus hervorbricht. Es ist, als wolle er die Korinther mit einem Trompetenstoß aufwecken. In allem, was euch beschäftigt, vergesst nicht die großartige Tatsache: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden!“

Paulus will den Christen in all ihren Fragen dieses Eine ganz klarmachen: Ihr seid Teil der neuen Schöpfung Gottes. Wer das begriffen hat, kann sich auch mit den Einzelfragen beschäftigen. Und dann auch Antworten finden. Gott hat uns in Jesus zu neuen Menschen gemacht. Das klärt noch nicht alle Fragen. Aber es gibt uns die Grundlage, auf der unser Leben gelingt – als Einzelne und als Gemeinschaft.

13. JANUAR

Neu denken

Darum … verändert euch durch die Erneuerung eures Denkens!

RÖMER 12, 1

Im Denken fängt es an. Das Gute wie das Böse. Je nachdem, wie wir denken, gestalten wir unser Leben. Was wir tun, wie wir Menschen beurteilen, wie wir sprechen, was wir unterlassen – alles hängt an dem, was wir denken.

Ohne die Erneuerung des Denkens bleibt unser Leben als Christ halbherzig, oberflächlich und gespalten. Diese geistliche Disziplin, diese innere Selbsterziehung, kann uns niemand abnehmen. Kein Pastor, kein Seelsorger und kein Gottesdienstbesuch können diese Arbeit stellvertretend für uns tun.

Neu denken, das ist die Aufgabe. Paulus spricht konkrete Einstellungen und Verhaltensweisen an, die die Christen im geistlichen Erziehungsprogramm angehen sollen. Statt zu lügen, sollen sie lernen, die Wahrheit zu sprechen. Statt sich vom Zorn beherrschen zu lassen, sollen sie lernen, ihren Zorn zu begrenzen. Statt zu stehlen, sollen sie einüben zu arbeiten, um auch andere unterstützen zu können. Statt Negatives zu reden, sollen sie zur Sprache bringen, was andere fördert und aufbaut. Statt Bitterkeit, Wut, Zorn und negativen Gedanken und Gefühlen Raum zu geben, sollen sie lernen, anderen gegenüber gütig zu sein und einander zu vergeben.

Darum geht es in der Erneuerung des Denkens. Paulus wollte Menschen nicht nur oberflächlich bekehren. Nein, nach der grundlegenden Hinwendung zu Jesus musste ein ganzes Lernprogramm folgen, ein geistliches Training. Diese Disziplin des neuen Lebens führt vom erneuerten Denken zu neuem Reden und Handeln und schließlich auch zu neuen Gefühlen. Denn wer positiv über den anderen denkt, gut über ihn redet und versucht, ihm Gutes zu tun, bei dem ändern sich auch die Gefühle dem anderen gegenüber zum Guten.

Paulus wollte keine geistlichen Babys produzieren. Sein Ziel war, dass die jungen Christen sich zu geistlich reifen Persönlichkeiten entwickeln durch die Erneuerung ihres Denkens. Genau das brauchen wir auch heute.

14. JANUAR

Askese, die sich lohnt

Die Frucht des Geistes ist Liebe, Friede, Freude, Geduld, Freundlichkeit, Gerechtigkeit, Glaube, Sanftmut und Keuschheit.

GALATER 5, 22

Keuschheit. In unserer Zeit ein sperriges Wort. Wir können es auch als Selbstbeherrschung, Enthaltsamkeit oder Askese übersetzen. Die Grundbedeutung ist: Sich im Griff, sich in der Gewalt haben. Doch diese Begriffe sind ja nicht unumstritten. Häufig regen sie unter Christen zu heftigem Widerspruch an: „Wir leben doch von der Gnade! Wir müssen uns doch Gottes Annahme nicht mehr verdienen!“

Natürlich stimmt das. Gottes Gnade wird uns umsonst geschenkt. Seine Liebe gilt ohne jede Vorbedingung. Sie erschließt sich uns im einfachen Glauben, im Vertrauen auf das, was Gott in Jesus für uns getan hat. Gottes Gnade ist und bleibt die Grundlage für alles.

Doch ist das wirklich ein Argument gegen geistliche Lebensordnungen? Gegen das Einüben geistlicher Gewohnheiten, gegen Askese im Sinn von Konzentration auf Gott? Im Sudan habe ich ein eindrückliches Bild gesehen: Wenn das Wasser vom Nil hochgepumpt wird, kommt es zuerst in einen einfachen, aus dem Erdreich aufgeschütteten Kanal, in dem es weite Strecken fließt, bis es zu dem Feld gelangt, das es bewässern soll. Wenn dieser Kanal nicht da wäre oder zu viele undichte Stellen hätte, würde das Wasser nie an seinem Bestimmungsort ankommen.

Es stimmt: Das Wasser ist das Geschenk, das wir uns nicht erarbeiten können. Doch es braucht einen Kanal, um am Ziel anzukommen. In diesem Sinne richtet auch geistliche Konzentration unser Leben auf ein Ziel aus. Askese und Maß halten hängen mit unseren Prioritäten zusammen. Was ist uns wirklich wichtig? Was ist so bedeutsam, dass wir dafür andere Möglichkeiten bewusst ausschalten? Jesus hat einmal seinen Jüngern eine solche Zielvorgabe gegeben: „Trachtet zuerst nach Gottes Reich und nach seiner Gerechtigkeit!“ (Matthäus 6, 33)

Es gibt kein geistliches Leben ohne Askese, ohne Verzicht. Nur wenn ich auf manches verzichte, finde ich die Zeit, mich für andere einzusetzen. Nur durch bewusste Entscheidung und Konzentration finde ich Zeit und Kraft für meine Familie, für Freunde und für das Zwiegespräch mit Gott.

15. JANUAR

Ein ungewöhnlicher Wunsch

Ihn möchte ich erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tod gleichgestaltet werde.

PHILIPPER 3, 10

Das Ziel, das Paulus nennt, scheint seltsam. Er wünscht sich zu leiden? Das klingt ungewohnt, ja vielleicht sogar krankhaft. Wie kann er das meinen? Was ist seine Sicht vom Leiden? Wenn wir genau hinschauen, verstehen wir Paulus besser.

Erstens: Seit Jesus am Kreuz gelitten hat, hat das Leiden eine ganz neue Qualität. Durch sein Sterben und Auferstehen hat er den Totalitätsanspruch des Negativen aufgehoben. Leiden und Tod verlieren für Christen den Schrecken, weil wir wissen, dass Jesus, der Auferstandene, am Ende den Sieg davonträgt. Darüber jubelt Paulus: „Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg?“ (1. Korinther 15, 55)

Zweitens: Leid gehört zu unserem Leben dazu. Auch Christen sind nicht aus Krankheit, Schmerzen, Enttäuschung, Trauer, Angst und Verzweiflung herausgenommen. Aber weil Jesus in das Leiden gegangen ist, wird auch unser Leiden angestrahlt von seinem erlösenden Leiden. Unser Leiden ist hineingenommen in die Gemeinschaft mit Jesus. Deshalb können wir Ja sagen zum Leiden. Jedes Leiden, auch das scheinbar willkürliche, kann zu einer Quelle der Kraft werden, wenn es in der Verbundenheit mit Jesus getragen wird.

Drittens: Wir brauchen uns das Leid nicht selbst zu suchen. Nicht das Leiden an sich, aber auch nicht das Erleben der Kraft Gottes an sich sind endgültiges Ziel für uns Christen. Beides gehört dazu. In beidem geht es um die Identifikation mit Jesus. Um das Nachbuchstabieren seiner Botschaft, um das Nachstolpern seines Weges. Die Gemeinschaft mit dem Gekreuzigten ist ein Ziel, das es wert ist, dass wir uns ganz darauf ausrichten.

Und so bleibt die Zuversicht: Alles, was uns begegnet – Kraft und Schwachheit, Erfolg und Versagen, Leben und Tod –, kann uns nur noch stärker verbinden mit Jesus, der Alles in Allem ist.

16. JANUAR

Worte, die das Leben erneuern

Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.

JOHANNES 8, 31-32

Es war die Aufgabe der Jünger von Jesus, seine Aussagen auswendig zu lernen und sie zu verstehen. So taten es damals alle Schüler. Da die meisten keine Bücher besaßen, versuchten sie, sich alle Lerninhalte einzuprägen. Am Ende ihrer Ausbildung konnten sie lange Texte fehlerfrei aus dem Gedächtnis wiedergeben.

Um dieses Auswendiglernen zu erleichtern, gab es verschiedene Methoden. Meist erklärte der Rabbi ein Thema und fasste am Ende das Gesagte noch einmal in einem Merksatz zusammen. Das sehen wir auch bei Jesus. Die Bergpredigt enthält genau diese kurzen, auf das Wesentliche reduzierten Merksätze.

Die Evangelien sind voll von solchen verdichteten, zugespitzten Aussagen von ihm. Seine Schüler lernten sie auswendig und konnten sie Jahre später noch genau wiedergeben. Deshalb sind die Aussagen in den Evangelien verlässlich. In ihnen sind die wirklichen Worte von Jesus überliefert.

Ein Jünger lernte die Lehraussagen seines Meisters auswendig. Wenn wir heute Schüler von Jesus sein wollen, sollten wir das genauso halten. Natürlich sind wir in einer anderen Situation als damals. Jeder von uns hat zumindest eine Bibel. Aber die Frage ist, was wir damit tun. Es kommt darauf an, dass die Worte von Jesus wirklich in uns Raum haben, in unserem Denken und in unserem Herzen. Das ist ein Training, das das ganze Leben umfasst.

Das ist unsere Herausforderung: Dass wir die Worte von Jesus in uns bewahren. Dass wir „in seinen Worten bleiben“. Das ist in Wirklichkeit keine lästige Pflicht. Denn die Worte von Jesus sind voller Kraft und Wahrheit. Was Jesus seinen Nachfolgern als Wegweisung anvertraut, eröffnet den Weg zu einem Leben voller Freude und Liebe. Jesu Worte erneuern unser Leben und zeigen uns den Weg zur Freiheit.

17. JANUAR

Kein schönes Gebet

Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.

PSALM 22, 3

Nein, das ist kein schönes Gebet. Es eignet sich nicht für erhabene Augenblicke im Gottesdienst. „Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.“ Resignation liegt in diesen Worten, ja, Verzweiflung. Wie eine Endabrechnung mit Gott, so klingen sie. Es bringt ja doch nichts, zu beten, zu schreien, zu hoffen. Du, Gott, schweigst! Da ist keine Antwort, die in meine Nacht hinein zu hören ist.

Dass der Psalmbeter, David, nun nicht seinerseits das Gespräch abbricht, muss einen Grund haben. Es ist sicher nicht seine Glaubensstärke und auch nicht, dass er seine Worte nicht so ernst meint oder seine Verzweiflung nur vorspielt. Seine Klage kommt aus tiefstem Herzen. Er ist vollkommen am Ende: „Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch, ein Spott der Leute und verachtet vom Volke. Alle, die mich sehen, verspotten mich, sperren das Maul auf und schütteln den Kopf.“ (Psalm 22, 6) So klagt er. Er ist umgeben von Feinden, ausgeliefert, unfähig, sich selbst zu verteidigen.

Doch etwas hält ihn in aller Verzweiflung. Es ist die Erfahrung, die sich in den beiden Eingangsworten ausdrückt: „Mein Gott!“ Das bleibt, wenn nichts mehr bleibt: Die Gewissheit, dass allem Anschein zum Trotz Gott sein Gott ist. Mitten in der Angst, ja in der Todesnot, ist Gott noch da.

Kein Wunder, dass Jesus am Kreuz diesen Psalm betete. Auch in der Todesnot blieb Gott, sein Vater, sein Gott. So ist dieses Gebet ein Zeugnis von Vertrauen und Zuversicht mitten in der größten Verzweiflung.

Der ganze Psalm ist ein alttestamentlicher Blick auf Jesus. Jesus ist es, der in allem Leiden und sogar durch den Tod hindurch an Gott festhielt. Er ist es, der durch seine Auferstehung neues Leben in die Welt brachte. Seit er den Tod überwunden hat, können auch wir Hoffnung haben in den Todesnächten unseres eigenen Lebens.

18. JANUAR

Lernen und lehren

Die da lehren, werden leuchten wie des Himmels Glanz, und die viele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne des Himmels für immer und ewig.

DANIEL 12, 3

Lehrer sind ja nicht überall beliebt. Fast jeder hat Geschichten über seine Lehrer zu erzählen. Gute und weniger gute, witzige und seltsame. Aber auch ermutigende. Viele erinnern sich voller Dankbarkeit an manche Lehrer, die sie geprägt haben. Und selbst da, wo nicht so gute Erfahrungen mit Lehrern erzählt werden, lebt die Vorstellung, dass Lehrer eigentlich all dieses sein sollten: Vorbilder und Wegweiser, Wissensvermittler und Wegbegleiter, Mentoren und Förderer, ja sogar, wenn möglich, Freunde. Da, wo Lehrer das wollen und anstreben, und auch, wenn es nicht immer gelingt, ist ihr Lohn Dankbarkeit und Anerkennung.

Es gibt sie, die Sehnsucht nach Lehrern, die andere „zur Gerechtigkeit weisen“. Auch heute suchen gerade junge Leute nach solchen Vorbildern, nach Menschen, die sie an die Hand nehmen und die durch ihr Vorbild und ihre Worte zeigen, wie das Leben gelingen kann.

Wir haben die Chance und den Auftrag, solche Menschen zu werden. Als Nachfolger von Jesus, als seine Jünger. Schüler von Jesus zu sein und von ihm zu lernen ist der Weg, auf dem wir selbst Durchblick auf das bekommen, was wirklich zählt. Unser Denken, unser Handeln und auch unser Fühlen werden erneuert, wenn wir Jesus zu unserem Lebensmeister machen, wenn wir uns ihn zum Lehrer und Vorbild nehmen.

Von Jesus zu lernen, das ist ein lebenslanger Prozess. Dazu braucht es das immer neue Studium der Evangelien, die uns sein Leben vor Augen führen. Wenn wir seine Worte und seine Werte in uns aufnehmen und uns darum bemühen, sie in unserem Leben umzusetzen, dann können wir auch selbst zu glaubwürdigen Vorbildern und Lehrern werden. Zu Menschen, die nicht nur angelesene Weisheiten von sich geben, sondern das anderen weiterschenken, was für sie selbst zum Weg des Lebens geworden ist.

19. JANUAR

Wahrer Reichtum

Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.

MATTHÄUS 6, 19-21

Hunderte Menschen hatten sich um Jesus versammelt. Gespannt lauschten sie seinen Worten. Wir können sie heute noch lesen, in der Bergpredigt. Jesus sprach über das Leben. Über das alltägliche und über das ewige Leben. Darüber, wie unser Leben gelingen kann. Er sprach von Hoffnung und Freiheit, von Glaube und Liebe. Mittendrin sprach er auch über Geld: „Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.“

Es geht Jesus um unser Herz. Denn da fängt alles an. Das Herz, das bedeutet das Zentrum des Menschen, unser Fühlen, Denken und Wollen. Woran denken wir am meisten? Worum machen wir uns Sorgen? Wonach streben wir? Eine ehrliche Antwort zeigt uns, was uns wirklich wichtig ist.

„Geld regiert die Welt.“ Dieser Satz gründet auf Erfahrung. Geld regiert das Leben vieler Menschen. Egal, ob sie Geld haben oder nicht. Das Streben nach Geld und die Sorge um Geld können uns gleichermaßen im Griff haben. Doch die Gleichsetzung von Reichtum und Glück erweist sich als trügerisch. Nicht die Geldmenge, die wir besitzen, entscheidet darüber, ob wir unglücklich oder glücklich sind, sondern welchen Stellenwert das Geld in unserem Leben hat.

Jesus warnt nicht nur davor, dass wir uns vom Streben nach Reichtum bestimmen lassen, sondern zeigt uns auch einen neuen Weg. Den neuen Schatz, nach dem es sich zu streben lohnt. Dazu braucht es eine Erneuerung unseres Herzens durch sein Wort. Bei Jesus finden wir einen anderen Schatz: Reichtum der Liebe und der Hoffnung. Genug, um davon weiterzugeben. Und um dabei zu entdecken, dass wir immer mehr zurückbekommen, als wir weggeben.

20. JANUAR

Thora statt Torheit

Die Vorschriften des HERRN sind zuverlässig und geben Weisheit den Unverständigen.

PSALM 19, 8

„Thora statt Torheit!“ Mit diesem etwas gewagten Wortspiel könnte man die Aussage aus Psalm 19 überschreiben. Es geht um das Lob der Thora. Mit dem hebräischen Wort Thora sind alle Gebote, Vorschriften und Wegweisungen umfasst, die in den fünf Büchern Mose enthalten sind. Der Psalmbeter preist die Thora, die Wegweisung Gottes, mit immer neuen Vergleichen. Die Thora gibt uns Kraft. Sie macht uns weise und zeigt uns den Weg, auf dem unser Leben gelingt.

Doch passt diese Aussage noch in unsere Zeit? Die wenigsten Menschen suchen in den Gesetzen des Alten Testaments eine Quelle für Lebensenergie. Viele Menschen sehen in den Geboten eher Einschränkungen. Gottes Gebote und gelingendes Leben – diese Begriffe packen wir nicht in die gleiche Kategorie.

Einer der Gründe dafür liegt in unserer geistesgeschichtlichen Tradition. Die große Wiederentdeckung der Reformation, dass Gott uns aus Gnade rechtfertigt, ist tief in unser Bewusstsein eingegraben. Und das ist gut so. Doch die Kehrseite dabei ist, dass viele denken, dass damit die Gebote Gottes nicht mehr so wichtig seien. Doch das ist ein Missverständnis. Wir dürfen Gottes Gnade nicht dazu benutzen, seine Gebote auszuhebeln. Gottes Gnade will uns dazu befreien, dass wir von ganzem Herzen, nicht aus Furcht oder Zwang, seine Gebote halten.

So bleibt es bestehen: Gottes Gebote zeigen den Weg zu einem gelingenden Leben. Dabei wissen wir: Der Rücken ist frei. Gottes Gnade, seine Vergebung, seine Liebe, trägt uns, auch wenn wir versagen. Denn das ist der tiefste Sinn der Thora: Sie weist uns auf Jesus hin, den Erlöser. Er hat das Gebot Gottes vollkommen erfüllt. So können wir frei und ohne Furcht leben. Wir sind nicht Knechte Gottes, die in Angst leben müssten, ja nichts falsch zu machen. Durch Jesus sind wir seine geliebten Kinder, die an seiner Hand auf seinen guten Wegen gehen können.

21. JANUAR

Eine Stimme für Gottes Botschaft

Des HERRN Wort geschah zu mir: Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker. Ich aber sprach: Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung. Der HERR sprach aber zu mir: Sage nicht: „Ich bin zu jung“, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR.

JEREMIA 1, 4-8

Es war keine leichte Zeit, in der Jeremia aufwuchs. Das spiegelt auch sein Name wider. Jeremia heißt: „Der Herr möge sich erbarmen!“ Gott hatte eine besondere Berufung in ihn gelegt. Ob Jeremia sich das gewünscht hatte, ist nicht klar. Auf jeden Fall ist es etwas Besonderes, wenn ein junger Mensch so deutlich wahrnimmt und versteht, was Gott von ihm möchte.

Wie Jeremia Gottes Reden hörte, wird nicht erzählt. Doch das ist klar: Jeremia soll seine Stimme erheben. Er soll als Botschafter Gottes, als sein Sprachrohr, die Menschen seiner Zeit ansprechen. Er soll ihnen sagen, was bei ihnen falsch läuft, und sie zu Gott zurückrufen. Keine leichte Aufgabe für den jungen Jeremia. Eine große Verantwortung liegt auf ihm. Doch Gott traut es ihm zu. Wie jung oder alt jemand ist, spielt für Gott keine Rolle. Er sucht Leute, die bereit sind, ihre Stimme zu erheben und das, was sie begriffen haben, weiterzusagen. Jeremia war dazu bereit. Wie steht es mit uns heute?

Auch damals nahmen nur wenige die Botschaft ernst. Doch Jeremia sagte Ja zu Gottes Auftrag. So erhob er seine Stimme laut und deutlich. Er stand auf für Gottes Wort und veränderte dadurch die Geschichte. In allen Anfeindungen erlebte er, wie Gott ihm beistand. Darauf konnte er sich verlassen. Das trug ihn durch: „Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR.“

22. JANUAR

Der Name ist Programm

Ich werde sein, der ich sein werde.

2. MOSE 3, 14

Mose hatte in einer Gefühlsaufwallung einen Menschen ermordet und floh daraufhin aus Ägypten. Vier Jahrzehnte lebte er in der Wüste. Dann erlebte er eine neue Berufung. Gott begegnete ihm auf eindrückliche und einzigartige Weise. Im Wunder des brennenden Dornbuschs erkannte er das Reden Gottes. Der Auftrag, den er erfährt, war gewaltig. Wie kann er ihn ausführen? Wie konnte er seine Landsleute überzeugen, dass Gott ihn wirklich beauftragt hatte? Was ist der Name Gottes, unter dem sie ihn anrufen können? Wer ist Gott für sie? Und für Mose persönlich?

Eine neue Aufgabe braucht eine neue Vergewisserung. So fragt Mose den, der ihn ruft, nach seinem Namen. Die Antwort, die er bekommt, ist mehr als merkwürdig. „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Oder auch: „Ich bin der, der ich bin!“

Ein seltsamer Name! Wie sollen wir ihn verstehen? Ist er eine Offenbarung – oder nicht doch eine Verhüllung? Gibt Gott sich Mose in die Hand, macht er sich ansprechbar, oder verbirgt er mit diesem geheimnisvollen Namen nicht seine Identität?

Die alten Völker glaubten, dass sie mit dem Namen das Wesen erfassen und den so Benannten damit dingfest machen konnten. Dasselbe glaubten sie in Bezug auf die Götter. Den Namen zu kennen bedeutet, Macht zu haben über den Genannten.

Auch Mose will Gott dingfest machen. Doch der Name, der ihm gegeben wird, ist keine dingliche Beschreibung, sondern eine Zusage. „Ich werde sein, der ich sein werde!“ Ob die Zusage stimmt, wird sich in Zukunft erweisen. Das ist das Wagnis, das Mose eingehen muss, und mit ihm das ganze Volk.

Gott: Sein Name ist Programm. Er ist keine leere Theorie, kein stummer Götze, keine philosophische Idee. Er ist der Lebendige, der Gott der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Er ist der Gott, der mit seinem Volk ist und sein wird. Alle Tage, bis an der Welt Ende. Weil Mose darauf vertraute, ging er zurück nach Ägypten und führte das Volk in die Freiheit.

23. JANUAR

Reden ist Silber. Richtig reden ist Gold.

Redet, was gut ist und erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören!

EPHESER 4, 29

Der Vers erinnert an die drei Siebe, die der Philosoph Sokrates einmal als Regeln zum richtigen Reden genannt haben soll: „Ist es wahr? Ist es hilfreich? Ist es nützlich?“

Hier, in den Ratschlägen von Paulus, hört sich das ähnlich an. In diesem einen Satz findet sich eine ganze Ethik des Redens. Die Frage, wie wir richtig reden können, spielt im Neuen Testament eine große Rolle. So ermahnt Jakobus: „Ein Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn!“ (Jakobus 1, 19)

Dass wir reden müssen, ist klar. Wir können die Gedanken anderer Menschen nur in Ausnahmefällen erahnen. Reden ist eine Grundform menschlicher Kommunikation. Es ist schlimm, wenn jemand die Fähigkeit zum Reden verliert, z.B. durch einen Schlaganfall. Und wie mühsam ist es, wenn wir in einem fremden Land keine gemeinsame Sprache haben, mit den Menschen dort zu sprechen.

Reden ist notwendig. Und dennoch ist auch jedes Reden gefährdet. Immer besteht die Gefahr, dass wir einander missverstehen oder aneinander vorbeireden. Worte können missbraucht werden, um andere zu manipulieren und Macht auszuüben.

Jesus redete mit Vollmacht (Matthäus 7, 28). Das erstaunte die Menschen. Auch die Männer der Tempelwache sagten das: „Noch nie haben wir einen Menschen so reden hören!“ (Johannes 7, 40) Sie sollten Jesus gefangen nehmen und kamen doch unverrichteter Dinge zurück, verändert durch die Macht seiner Worte.

Wie sollen wir also reden? Paulus nennt hier vier statt nur drei Regeln: „Redet, was gut ist und erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.“ Das sind Maßstäbe, die sich an Jesus orientieren. Unser Reden soll gut, aufbauend, auf das Nötige konzentriert sein und vor allem anderen Segen bringen. Solches Reden ist wirklich mehr wert als Silber und Gold.

24. JANUAR

Von Herzen angenommen?!

Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob!

RÖMER 15, 7

Wer kennt sie nicht, Menschen, in deren Nähe man sich grundsätzlich wohlfühlt? Menschen, die uns das Gefühl geben, einfach angenommen und geliebt zu sein? Meine Tante Charlotte war so ein Mensch. Impulsiv, herzlich, engagiert, manchmal laut, aber auf jeden Fall fröhlich und zugewandt. Sie war jemand, die mit ihrem ganzen Leben ausdrückte, wovon unser Vers spricht.

Wie kommt es eigentlich, dass der eine Mensch Herzlichkeit und Annahme ausstrahlt und ein anderer eher Kritik und Kontrolle? Dieser Satz von Paulus enthält eine Antwort auf diese Frage. Er zeigt auch, wie wir von der einen zur anderen Einstellung wechseln können: Die Erfahrung, selbst angenommen zu sein, befähigt uns dazu, andere annehmen zu können.

Das war bei meiner Tante der Fall. Schon ihr Vater war ein zutiefst annehmender Mensch. Dabei war sein Leben nicht einfach. Als Zweitgeborener ging die väterliche Mühle nicht an ihn. Seine Frau, Erbin eines Bauernhofs, starb in jungen Jahren an Tuberkulose. Er blieb mit zwei kleinen Kindern zurück. Den Hof konnte er nicht allein bewirtschaften und verkaufte ihn auf Anraten von Verwandten, um in der Stadt ein neues Leben aufzubauen. Die Inflation der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts fraß alles Geld auf. Als ungelernter Arbeiter fand er eine Anstellung in Duisburg bei Thyssen. Dort lernte er seine zweite Frau kennen, meine Großmutter. Seine Kinder aus der ersten Ehe starben beide, als sie Mitte zwanzig waren. Auch das trug und ertrug mein Großvater und blieb ein positiver Mensch. Die Kraft dafür fand er im Glauben an Jesus Christus.

„Nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zum Lob Gottes!“ Die Gewissheit, von Gott angenommen zu sein, war für meine Tante, meinen Onkel, meine Großeltern und Eltern die tragende Grundlage ihres Lebens. Auf dieser Grundlage kann auch ich immer wieder einüben, mich selbst und andere anzunehmen.

25. JANUAR

Der Weg des Friedens

Gott richte unsere Füße auf den Weg des Friedens!

LUKAS 1, 79

Die Sehnsucht nach Frieden verbindet Menschen über alle Grenzen hinweg. Das wünschen wir uns: Frieden mit den Nachbarn, Frieden innerhalb der Familie, Frieden zwischen den Völkern, Frieden im eigenen Herzen.

Im Namen des Friedens werden Lieder gedichtet und Konferenzen abgehalten. Für den Frieden schließen sich Aktionsgruppen zusammen und werden Resolutionen verfasst. Im Namen des Friedens werden Kriege geführt, um, wie man sagt, dauerhaften Frieden zu ermöglichen.

Die Suche nach Frieden bewegt die Menschheit seit jeher. Und doch ist dauerhafter Friede gefährdet. Immer wieder brechen Konflikte auf, die zu Kämpfen führen und sich manchmal zu weltumspannenden Krisen ausweiten. Das 20. Jahrhundert, am Anfang als Goldenes Zeitalter besungen, entpuppte sich als eines der grausamsten in der Menschheitsgeschichte. Und auch in unserem 21. Jahrhundert ist es nicht weit her mit dem Frieden.

Woher rührt die Neigung von uns Menschen, den Streit zu suchen, wo Versöhnung doch der bessere Weg wäre? Woher stammt unser Bemühen, recht haben und recht behalten zu wollen? Und wie wird Frieden möglich, trotz allem?

Auch in der Bibel ist der Frieden ein wichtiges Thema. Schonungslos berichtet sie von Kriegen und Vernichtung. Sie erzählt, wie Menschen einander von Anfang an bekämpften und umbrachten. Die Bibel zeigt aber auch Wege zur Gerechtigkeit und zum Frieden. Sie zeigt uns, wie Friede möglich wird, weil Gott selbst Frieden und Versöhnung schenkt.

Die Bibel ermutigt uns zu einem Leben im Frieden. Wir sollen nach dem Frieden trachten und darum beten. Denn Gott allein kann bleibenden Frieden schaffen. Wer sich nach Frieden sehnt, kommt nicht an Jesus, dem Friedefürsten, vorbei: „Er ist unser Friede.“ (Epheser 2, 14) Er hat ganz auf Gewalt verzichtet und sein Leben am Kreuz gegeben. Er ist es, der unsere Füße auf den Weg des Friedens richtet.

26. JANUAR

Das Geschenk der Gerechtigkeit

Gerechtigkeit erhöht ein Volk, aber die Sünde ist der Leute Verderben.

SPRÜCHE 14, 34

Gott liebt das Recht. Er selbst ist gerecht und erwartet von seinem Volk Gerechtigkeit. „Gerechtigkeit erhöht ein Volk … “ Das biblische Denken ist ganzheitlich. So ist auch Gerechtigkeit in der Bibel nie losgelöst zu verstehen. Gerechtigkeit und Frieden hängen eng zusammen und damit verbunden Gottesfurcht und Recht.

Gerechtigkeit ist mehr als Chancengleichheit oder bloße Umverteilung von Gütern. Sie hat ihre Wurzel in der Gottesbeziehung und wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus. Gott will Gerechtigkeit, gerade im Leben der Menschen, die sich auf ihn berufen. Er ist ein Gott, der das Recht der Armen schützt und sie vor der Willkür der Reichen bewahrt. Wer mit Gott leben will, muss deshalb auch gerecht leben. So bedeutet das Wort „gerecht“ im Hebräischen auch „fromm“ und „gottesfürchtig“.

Im Neuen Testament wird das Thema Gerechtigkeit noch grundlegender angesprochen. Kann ein Mensch aus eigener Kraft überhaupt gerecht leben? Die Wirklichkeit unseres Lebens zeigt: Kein Mensch ist ganz gut oder gerecht. Nicht nur unsere Worte und Handlungen, sondern auch unsere innersten Motive sind von Selbstsucht und Egoismus gekennzeichnet. Paulus macht deutlich: Wir sind angewiesen auf Gottes Vergebung. Wir können nicht auf unsere eigene Gerechtigkeit vertrauen, sondern darauf, dass er uns seine Gerechtigkeit zueignet durch Jesus, der allein ohne Sünde war (Römer 3, 20-24).

Dass Gott uns durch Jesus aus Gnade gerecht spricht, soll aber nicht dazu führen, dass wir unser Leben einfach so führen, wie es uns gerade einfällt. Vielmehr führt uns das Geschenk der Gnade, die Gabe der Gerechtigkeit, die Gott uns zurechnet, dazu, unsererseits danach zu streben, gerecht zu leben. So sollen wir Gottes guten Willen in unserem Leben widerspiegeln, so dass er geehrt wird. (Matthäus 5, 11-16)

27. JANUAR

Gottes gute Forderungen

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten, Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

MICHA 6, 8

Darf Gott das? Das könnte die erste Frage sein, die wir uns beim Hören dieses Bibelwortes stellen. Darf Gott, der Herr, etwas fordern? Sicher werden manche das verneinen. Wer ist Gott, dass er mir etwas zu sagen hätte? Gibt es ihn überhaupt?

Der Prophet Micha redet zunächst einmal zu den Menschen, die Gott als ihren Herrn anerkennen. Sie, die Angehörigen des Volkes Israel, stehen in einer besonderen Beziehung zu ihm. Diese Zugehörigkeit bringt zugleich besondere Verpflichtungen mit sich. Gottes Volk zu sein bedeutet, sich auch nach Gottes Willen zu verhalten.

Daran erinnert Micha die Israeliten seiner Zeit: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr dein Gott von dir fordert … “ Darf Gott etwas von seinem Volk fordern? Ja, das darf er. Und zwar aus zwei Gründen. Erstens, weil er Israels HERR ist, der Befreier und Erlöser, der sich mit ihnen für immer verbindet als ihr Gott. Und zweitens, weil das, was er fordert, nichts Willkürliches ist, sondern wahrhaft gut und lebensfördernd. So hat sich Gott gezeigt: Als Gerechter und als Helfer, barmherzig, treu, verlässlich, gütig, gnädig. Er, der wahre Gott, ist ganz anders als die Götter der Völker. Er verlangt keine Selbstverstümmelung und keine Kindesopfer. Was er fordert, ist etwas völlig anderes: Eine neue Herzenshaltung. Sein Volk soll „Gottes Wort halten“, „Liebe üben“, „demütig sein vor seinem Gott“. Gerechtigkeit, Güte, Demut. Diese Grundwerte spiegeln Gottes Wesen und Willen wider.

Um zu erkennen, was gut und lebensfördernd ist, brauchen wir die Bereitschaft, Gottes Wort ernst zu nehmen. Wir brauchen die Bereitschaft, es zu achten und zu beachten. Wir brauchen den Willen, ihm zu gehorchen und unser Verhalten von Güte und Demut prägen zu lassen: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der HERR von dir fordert … “

Was machen wir mit Gottes Forderungen, mit der Erwartung, die er an seine Leute hat? An der Antwort auf diese Frage entscheidet sich, ob unser Glaube echt ist und unser Leben seine Gerechtigkeit, Freundlichkeit und Güte widerspiegelt.

28. JANUAR

Hier und heute himmlisch leben

Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe.

1. JOHANNES 4, 21

Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten gehören zusammen. Daran erinnert Johannes und beruft sich dabei auf Jesus: „Dieses Gebot haben wir von ihm … “ Es stimmt: Jesus hat seinen Jüngern deutlich gesagt, dass dies ihre Aufgabe ist. Noch am letzten Abend vor seiner Hinrichtung wusch er ihnen die Füße und sagte: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“ (Johannes 13, 15) Glaube und praktische Liebe, Vertrauen auf Gott und Dienst für den Nächsten gehören zusammen.

Selbstverständlich ist das nicht für uns. Tief in der westlichen Kultur ist die Trennung zwischen Glauben und Leben verankert. Wir sehen unseren Glauben als Privatsache an. Doch Glaube ist immer eine Gemeinschaftssache. Zur Gottesliebe gehört die Nächstenliebe.

Gott ist Liebe! In diesem Satz bündelt sich die ganze biblische Offenbarung: Gott ist Liebe. Ganz und gar und uneingeschränkt. Gott ist von Ewigkeit her Liebe, unverbrüchlich und treu. In der Liebe sind Vater, Sohn und Heiliger Geist untrennbar und unteilbar verbunden. Das ist das Geheimnis der Dreieinheit Gottes.

Es ist unglaublich, aber wahr: Wir sollen eintreten in diese ewige Beziehung der Liebe. Nein, wir werden nicht zu Gott. Die Unterscheidung bleibt, da ist ein Abstand, der nicht überwunden wird. Aber wir können etwas widerspiegeln vom Wesen Gottes, das Liebe ist. Das tun wir, indem wir einander in Liebe begegnen.

Das bedeutet nicht, dass Christen keine Konflikte untereinander erleben. Auch Jesus hat nicht zu allem, was seine Jünger taten, Ja und Amen gesagt. Liebe kann auch konfrontativ sein. Dennoch bleibt die Frage, ob wir uns auch bei Meinungsverschiedenheiten um Liebe bemühen und unser Handeln danach ausrichten. Dann können wir schon hier und jetzt ein Stück Himmel auf der Erde erleben. Denn die Liebe ist die einzige Währung, die Bestand hat, in Zeit und Ewigkeit.

29. JANUAR

Leben im Licht

Wenn wir im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.

1. JOHANNES 1, 7-9

Wahre Gemeinschaft mit Gott und untereinander entsteht nur, wenn wir heraustreten aus der Ecke, in die wir uns allzu oft zurückziehen. Wenn wir es wagen, in das Licht zu treten, weil Gott Licht ist. Ins Licht treten heißt ehrlich werden – vor uns selbst und vor den anderen. Das wagen wir nur, wenn wir tief im Herzen verstanden haben, dass Gott uns liebt, wirklich und persönlich und unbegrenzt, trotz unserer Fehler und unseres Versagens. Sein Licht ist nicht das Neonlicht einer ungemütlichen Amtsstube, sondern das wärmende Licht des Kaminfeuers, wo wir ganz zu Hause sein können und ganz geborgen sind.

Das ist das Ziel unserer Gemeinschaft mit Gott und untereinander: „Und das schreiben wir, damit unsere Freude vollkommen sei.“ (1. Johannes 1, 4) Vollkommene, selbstvergessene Freude, wie bei einem großen Fest. Gemeinschaft mit Gott – das ist das Fest der Versöhnung, das Fest der Wiedereinsetzung als Söhne und Töchter. Es ist das Fest der Heimgekehrten, das Fest der Abgebrannten, die nichts zu bringen haben als sich selbst. Und die alles geschenkt bekommen. Die Vergebung und Annahme erleben, gerade, weil sie Sünder sind.

So öffnet das Eingeständnis unserer Schuld die Tür zu echter Gemeinschaft. Das kann direkt vor Gott geschehen. Aber tiefe Gemeinschaft zwischen Menschen entsteht, wenn wir es auch wagen, ins Licht vor andere zu treten und voreinander unsere Schuld zu bekennen.