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Nach fast fünf Jahrzehnten der Nahtod-Forschung, hat Dr. Raymond Moody endlich die Antwort auf die drängendste Frage der Menschheit: Was passiert, wenn wir sterben?
In »Proof of Life After Life« zeigen Moody und Co-Autor Paul Perry, dass das Bewusstsein nach dem Tod des Körpers überlebt. Mit ausführlichen Fallstudien, den neuesten Forschungsergebnissen und aufschlussreichen Interviews mit Experten erkunden sie alles, von gewöhnlichen paranormalen Zeichen bis hin zu gemeinsamen Todeserfahrungen und vielem mehr.
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Seitenzahl: 360
Veröffentlichungsjahr: 2024
Buch
Nach fast fünf Jahrzehnten der Nahtod-Forschung, hat Dr. Raymond Moody endlich die Antwort auf die drängendste Frage der Menschheit: Was passiert, wenn wir sterben?
In »7 Gründe, warum wir an ein Leben nach dem Tod glauben dürfen« zeigen Moody und Co-Autor Paul Perry, dass das Bewusstsein nach dem Tod des Körpers überlebt. Mit ausführlichen Fallstudien, den neuesten Forschungsergebnissen und aufschlussreichen Interviews mit Experten erkunden sie alles, von gewöhnlichen paranormalen Zeichen bis hin zu gemeinsamen Todeserfahrungen und vielem mehr.
Autoren
Raymond A. Moody ist der führende Experte auf dem Gebiet der Nahtoderfahrungen und Autor mehrerer Bücher, darunter des bahnbrechenden Titels »Life After Life«. Er erwarb seinen Abschluss in Medizin am College of Georgia und promovierte an der University of Virginia. Moody ist Gründer des Life After Life Institute und hält weltweit Vorträge zu diesem Thema. Mehr zu seiner Forschung gibt es auf LifeAfterLife.com zu lesen.
Paul Perry ist als Autor und Dokumentarfilmer tätig. Er ist der Co-Autor mehrerer New York Times-Bestseller, darunter »The Light Beyond« und »Evidence of the Afterlife«. Perry ist außerdem Absolvent der Arizona State University und der Antioch University.
Raymond Moody
Paul Perry
7 Gründe,
warum wir an ein
Leben
nach dem
Tod
glauben dürfen
Mit einem Vorwort von Eben Alexander
Dieses Buch erschien 2023 unter dem Titel »PROOF OF LIFE AFTER LIFE: 7 Reasons to Believe There Is an Afterlife« bei Atria Books, einem Imprint von Simon & Schuster, Inc., New York.
Alle Ratschläge in diesem Buch wurden vom Autor und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.
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Deutsche Erstausgabe Oktober 2024
Copyright © 2023 by Raymond A. Moody and Paul Perry
Copyright © 2024 der deutschen Ausgabe: Wilhelm Goldmann Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Umschlag: Uno Werbeagentur, München
Umschlagmotiv: © FinePic®, München
Redaktion: Ingrid Lenz-Aktas
Satz: Satzwerk Huber, Germering
LG ∙ CB
ISBN 978-3-641-32087-4V001
Ich widme dieses Buch voller Liebe meiner Frau Cheryl und den Kindern in unserem Leben: Carter, Carol, Avery, Samuel und Ray Junior.
Raymond Moody
Für meine Frau Darlene und die Kinder und Kindeskinder, die unsere Welt sind.
Paul Perry
Inhalt
Vorwort
Einleitung: Beweismaterial
Einführung: Über die Nahtoderfahrung hinaus
1 Geteilte Nahtoderfahrungen
2 Grund 1: Außerkörperliche Erfahrungen
3 Grund 2: Präkognitive Ereignisse
4 Grund 3: Das transformative Licht
5 Grund 4: Die Klarsicht am Lebensende
6 Grund 5: Der Musenkuss, Spontanheilungen und neue Fähigkeiten
7 Grund 6: Licht, Nebelschleier und Musik
8 Grund 7: Das Psychomanteum
Fazit
Häufig gestellte Fragen
Wie Sie Ihr eigenes Psychomanteum einrichten
Danksagung
Über die Autoren
Anmerkungen
Vorwort
Es war ein riesiges Geschenk an die Menschheit, als Dr. Raymond Moody 1975 sein bahnbrechendes Buch Leben nach dem Tod veröffentlichte. Die Inspiration dazu hatte er, der von der griechischen Antike begeisterte Professor der Philosophie, von so herausragenden Denkern wie Platon bezogen, der uns Berichte von Menschen hinterlassen hat, die stark für ein Weiterleben nach dem Tod sprechen.
Was Professor Moody schließlich zur Veröffentlichung seines gesammelten Materials bewogen hatte, war eine Reihe von bemerkenswerten Geschichten von über hundert Patienten, die von ihren Erfahrungen an der Schwelle zum Tod berichteten und uns so einen faszinierenden Einblick gaben in die modern gefasste Wirklichkeit eines Lebens nach dem Tod, wie es von jenen frühen griechischen Philosophen behauptet wurde. Nichtsdestotrotz war ihm bewusst, dass diese Berichte naturgemäß höchst subjektiv waren, stammten sie doch ausschließlich von den Erlebenden selbst. Was die rational denkende Welt schlussendlich fordern würde, wäre eine Bestätigung in Gestalt einer hinreichenden Anzahl objektiver, nachprüfbarer Beweise.
Obwohl er in den darauffolgenden Jahrzehnten einige weitere Bücher geschrieben hat, die sich explizit mit der Frage des Lebens nach dem Tod beschäftigen, ist dennoch das Buch, das Sie jetzt in Händen halten, das erste, das sich gezielt darum bemüht, ein vielfältiges, sich in vielen Punkten deckendes Beweismaterial zusammenzutragen und so dem, was an diesem Material objektiv für die Realität des Weiterlebens nach dem Tod spricht, mehr Gewicht zu verleihen.
Millionen Menschen in aller Welt wissen um Dr. Moodys Beiträge zu einem Forschungsfeld, das er selbst begründete, als er 1975 den Begriff der »Nahtoderfahrung (NTE)« prägte. Deutlich weniger Menschen jedoch kennen sein Buch Zusammen im Licht: Was Angehörige mit Sterbenden erleben, das 2011 erschienen ist. Dieses Buch befasst sich ausschließlich mit geteilten Todeserfahrungen (GTEs). Diese weisen viele der außergewöhnlichen Merkmale einer NTE auf, allerdings mit dem Unterschied, dass sie von ganz normalen, gesunden Außenstehenden entweder direkt am Bett eines sterbenden Menschen oder auch räumlich getrennt davon erlebt werden.
Im vorliegenden Buch befasst Dr. Moody sich nun ausführlich mit dem Konzept der geteilten Todeserfahrung und zeichnet akribisch nach, warum es auf so vielfältige Weise objektive Beweise für die Behauptung liefert, dass das Bewusstsein nicht an die Grenzen von Körper und Gehirn gebunden ist. Er bestätigt uns, dass unsere Vorstellungen über die Seele zutreffen und Beziehungen zu geliebten Menschen über den physischen Tod hinaus fortdauern können.
In seine umfassenden Darstellungen sind auch wichtige neue Bereiche der Nachtodforschung eingeflossen, so zum Beispiel moderne Dokumentationsverfahren zu außerkörperlichen Erfahrungen und zu Vorahnungen, die eine spirituelle Dimension beinhalten (darunter einige sehr persönliche Erfahrungen, die Dr. Moody beziehungsweise seine Familie und Freunde betrafen). Außerdem geht er noch auf Fälle terminaler (oder paradoxer) Luzidität ein. Sie tritt auf bei Menschen, die als irreparabel eingeschätzte Hirnschäden erlitten haben und scheinbar noch einmal kurz ins Leben zurückkehren, wobei sie ihre kognitiven, emotionalen und kommunikativen Fähigkeiten wiedererlangt zu haben scheinen, obwohl eine derartige Klarheit bei ihnen eigentlich nicht mehr möglich ist. Und diese Fälle sind noch nicht einmal selten.
Weitere Themen sind die transformierende Kraft des Lichts, medizinisch nicht zu erklärende Spontanheilungen und das Erlangen völlig neuer Fähigkeiten infolge einer Nahtoderfahrung. In einem besonders faszinierenden Kapitel teilt er seine Erfahrungen mit dem Psychomanteum mit uns, einer Technik des Spiegelsehens, die aus dem alten Griechenland stammt und die sich, wie der Autor festgestellt hat, als sehr nützlich erwies, um die Tore zur Kommunikation mit lieben Verstorbenen aufzustoßen.
Alles in allem stellt dieses Buch eine reiche Sammlung aus Fallberichten und umfassenden Analysen dar. Mit ihm legt der Autor eine Zusammenfassung seines Lebenswerks vor, die das 1975 mit seinem Buch Leben nach dem Tod gemachte Versprechen zu hundert Prozent einlöst. Dieses Buch liefert in der Tat belastbare Beweise für ein Leben nach dem Tod! Viel Freude beim Lesen!
Dr. Eben Alexander
Ehemaliger Neurochirurg an der Universität Harvard
Autor von Blick in die Ewigkeit, Vermessung der Ewigkeit und Tore ins unendliche Bewusstsein
Einleitung: Beweismaterial
1984 trat mein Literaturagent Nat Sobel mit dem Vorschlag an mich heran, gemeinsam mit Dr. Raymond Moody ein Buch zu schreiben. Was mich vor ein Problem stellte. Ich war zwar Chefredakteur von American Health, einem gut laufenden Gesundheitsmagazin, hatte aber nicht die leiseste Ahnung, wer dieser Raymond Moody war, geschweige denn, was es mit diesen Nahtoderfahrungen (NTEs) auf sich hatte.
Nat Sobel war fassungslos. »Was? Du hast noch nie von seinem Buch Leben nach dem Tod gehört?«, wollte er wissen. »Schaust du denn nie Oprah an?«
Wir saßen gerade beim Mittagessen, das wir zur Hälfte vertilgt hatten, und weil ich nicht wusste, wer dieser Dr. Moody war und womit er sich beschäftigte, senkte sich ein Schleier des Schweigens über unseren Tisch. Ich kam mir, nun ja, ein wenig dumm vor.
Nat wechselte das Thema, und ich dachte, die Diskussion über Dr. Moody und sein ungeschriebenes Buch wäre damit vom Tisch. War sie aber nicht. Nat aß seinen Burger auf, fischte eine Notiz aus seiner Jackentasche und warf sie auf den Tisch. »Das ist Moodys Nummer. Ruf ihn an«, sagte er. »Du musst diesen Mann und dieses Thema mal kennenlernen. Das wird sehr lehrreich sein.«
Also rief ich Dr. Moody noch am selben Abend an. Er erwies sich nicht als der steife Doktor, den ich erwartet hatte, sondern als lockerer und freundlicher Mensch. Er sagte, ich solle ihn »Raymond« nennen, und als er erfuhr, dass ich weder von ihm noch von Nahtoderfahrungen jemals das Geringste gehört hatte, war er ehrlich begeistert. »Dann können wir uns ja unbelastet ans Werk machen«, meinte er. In der Woche darauf nahm ich eine Maschine nach Georgia, um ihn zu treffen, und er holte mich vom Flughafen ab. Auf der über einstündigen Fahrt Richtung Westen vom Flughafen zu ihm nach Hause hatten wir reichlich Gelegenheit, über alle möglichen Themen zu sprechen: verborgene Schätze, kriminelles Verhalten (Raymond ist schließlich Psychiater), Politik und, na klar, Nahtoderfahrungen (NTEs). Als wir bei ihm zu Hause ankamen, hatte ich mich schon dazu bereit erklärt, bei dem, was unser erstes Buch werden sollte, als Co-Autor mitzumachen. Die ganze Thematik war für mich faszinierendes Neuland. Bei der Arbeit an Das Licht von drüben lernte ich die Grundlagen dessen, was eine NTE ausmacht: dass viele Menschen, die beinahe gestorben wären, in diesem Zeitraum ihren Körper verlassen; dass sie oft geliebte Menschen, die schon gestorben sind, sehen und dass die meisten einem Licht begegnen, das Güte und Weisheit ausstrahlt. Ich hatte Feuer gefangen. Und so beschloss ich, es mir zur Aufgabe zu machen, eine Bibliothek von Weisheitsbüchern zu schaffen, die ganz Raymond und seinem profunden Wissen über NTEs gewidmet sein sollte.
Diese Bibliothek ist nun zum größten Teil fertiggestellt. Zählt man 7 Gründe, warum wir an ein Leben nach dem Tod glauben dürfen mit, so haben wir jetzt sechs Bücher zusammen geschrieben, zwei Filme gedreht und daneben pflegen wir ein Audioarchiv mit mehreren hundert Fallgeschichten. Diese Aufnahmen sind wirklich etwas Besonderes, verbinden sich darin doch das Rauschen des Baches hinter Raymonds Haus in der ländlichen Abgeschiedenheit Alabamas und das rollende Geräusch seines Schaukelstuhls mit seinen Stegreifvorträgen, was sie umso eindringlicher macht. Jedes Mal, wenn ich mir eine dieser Aufnahmen anhöre, werde ich zurückversetzt zu dem Tag, an dem das Interview gemacht wurde, und ich spüre wieder das Gefühl der Dankbarkeit, das ich hatte, weil ich damals dabei sein durfte.
Was mich beim Anhören dieser Aufnahmen immer wieder verblüfft, ist, welch tiefgehender Wandel sich in Raymonds Ansichten über das Leben nach dem Tod vollzogen hat. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit hatte er die Idee, Nahtoderfahrungen könnten der Beweis für ein Weiterleben nach dem Tod sein, weit von sich gewiesen. Die Gründe für seine Skepsis lagen auf der Hand: NTEs werden nur von der Person erlebt, die sie hat, was sie zu einer durch und durch subjektiven Erfahrung macht. Um eine so kühne Überzeugung wie die Behauptung, das Bewusstsein würde den physischen Tod überleben, tatsächlich beweisen zu können, müsste eine solche Erfahrung zumindest von einer anderen Person bezeugt werden. Und damit meine ich nicht, dass man dabeisteht und zusieht, wie jemand stirbt, sondern die Erfahrung, die der sterbende Mensch real macht, auf welche Art auch immer objektiv miterlebt. Diese Art der Zeugenschaft wird als geteilte Todeserfahrung (GTE) bezeichnet, was bedeutet, wie Sie in diesem Buch noch erfahren werden, dass ein Lebender irgendwie an dem teilhat, was einer oder einem Sterbenden widerfährt.
Solche GTEs können in unterschiedlichster Form auftreten: Man sieht beispielsweise einen »Nebel«, der den Körper des Sterbenden verlässt, oder man kommuniziert mit der Sterbenden telepathisch aus der Ferne und dergleichen mehr.
Raymond und ich haben so um das Jahr 2005 angefangen, uns ernsthaft mit GTEs zu befassen, waren aber schon gut zehn Jahre zuvor auf dieses Phänomen gestoßen, sowohl in mehrere hundert Jahre alten schriftlichen Aufzeichnungen als auch in mündlichen Berichten unserer Tage. Wir haben sie sogar schon in unserem ersten Buch erwähnt, darunter einige sehr aussagekräftige GTEs, die wir auch in dieses Buch wieder aufgenommen haben. Und dann, eines Tages, überkam uns in unseren Schaukelstühlen die Erkenntnis: GTEs sind der Beweis für ein Leben nach dem Tod. Diese plötzliche Einsicht verschob den Fokus unserer künftigen Nachforschungen auf das Sammeln, Analysieren und Kategorisieren von GTEs.
Nach unserem Dafürhalten liefert das auf diesen Seiten zusammengetragene Material den Beweis, dass das Bewusstsein den physischen Tod überlebt. Raymond geht sogar noch einen Schritt weiter: Er glaubt, dass es aufgrund der schieren Masse an objektiven Belegen, die uns die GTEs liefern, nicht mehr an uns ist, Beweise für ein Weiterleben nach dem Tod zu suchen –, dass vielmehr die Beweispflicht jetzt bei all denen liegt, die nicht an ein Leben nach dem Tod glauben.
»Dass der Mensch von einem Weiterleben nach dem Tod ausgeht, ist durch und durch rational«, meint Raymond. »Ich sehe nicht, wie man sich den Beweisen dafür verschließen könnte. Ich habe es versucht, aber ich sehe keine Möglichkeit. Also ja, an ein Leben nach dem Tod zu glauben, ist durch und durch rational.«
Die entsprechenden rationalen Beweise finden Sie auf den nun folgenden Seiten.
Paul Perry
Einführung: Über die Nahtoderfahrung hinaus
Denn niemand weiß, was der Tod ist, nicht einmal, ob er nicht für den Menschen das größte ist unter allen Gütern. Sie fürchten ihn aber, als wüssten sie gewiss, dass er das größte Übel ist.
Platon, Des Sokrates Verteidigung1
Es ist schwer vorstellbar, dass die Nahtoderfahrung (NTE) als solche keinen klaren Beweis für ein Leben nach dem Tod darstellen soll.
Ich zweifle nicht an Nahtoderfahrungen. Schließlich habe ich sie 1975 so benannt und definiert.2 Ich persönlich glaube, dass Nahtoderfahrungen zumindest ein teilweiser Beleg für das Leben nach dem Tod sind. So viele Menschen haben mir berichtet, wie sie ihren Körper verlassen haben, verstorbenen Verwandten begegnet sind und ein helles, mit Intelligenz begabtes Licht gesehen haben, dass ich mit William James übereinstimme, dem großen Philosophen und Psychologen des 19. Jahrhunderts, der nach seiner Nahtoderfahrung Folgendes sagte: »Er sieht, aber er kann das Licht nicht definieren, das ihn umflutet und durch das er die Gegenstände sieht, die seine Verwunderung erregen. Wenn wir das physische Licht nicht erklären können, wie können wir das Licht erklären, das die Wahrheit selbst ist? […] Aber ist es Dein Wille, Herr, dass ich in lahme und trockene Worte Gefühle fassen soll, die allein das Herz verstehen kann?«3
Doch mit Abschluss der Nachforschungen für mein Buch Leben nach dem Tod wurde mir bewusst, dass meine Arbeit die Frage, die Platon als die wichtigste überhaupt betrachtete und die viele Leser sich stellten, noch nicht beantwortet hatte: Was passiert, wenn wir sterben?
Die NTE selbst ist eine subjektive Erfahrung, die nur von der Person erlebt wird, die sie macht. Und obwohl Nahtodgeschichten von vielen Menschen als Beweis für ein Leben nach dem Tod akzeptiert werden, ist eben die subjektive Natur dieser Erfahrung der Grund, warum sie von keinem Gericht der Welt als zweifelsfreier Beweis anerkannt würde. Mit anderen Worten: Es ist schwierig, an eine Nahtoderfahrung zu glauben und an das Jenseits, auf das sie verweist, solange man selbst noch keine hatte.
Die Grenzen der Nahtoderfahrung
Ich glaube, dass NTEs ein Leben nach dem Tod beweisen, aber ich weiß auch, dass es sich dabei um sehr subjektive Erfahrungen handelt, ohne jeden objektiven Beweischarakter. Das hat zur Folge, dass ich und andere »Glaubende« aus dem subjektiven Herzen sprechen und nicht aus unserem logisch-objektiven Verstand heraus.
Bei meinen frühen Untersuchungen interpretierte ich mein Material so objektiv wie möglich – ich analysierte ein interessantes medizinisches Phänomen und betrachtete es als meine Pflicht als Wissenschaftler, es zu benennen und zu definieren. Nach meinen Gesprächen mit den Menschen, die dieses Phänomen erlebt hatten, befand ich subjektiv mit dem Herzen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. »Objektiv« an der ganzen Sache war nur meine Absicht, objektiv zu sein. Ich hatte keinen tragfähigen Beweis, der dem standgehalten hätte, was ich als Doktorand der Medizin gelernt hatte. Außerdem mag ich es nicht, anderen Menschen zu sagen, was sie glauben sollen, schon gar nicht bei so einem wichtigen Thema. Also behielt ich meine persönliche Meinung für mich, damit die Leser sich anhand der von mir gesammelten »Belege« selbst ein Bild machen konnten.
Ich sah mir alle Fallstudien genau an, die ich zusammengetragen hatte. Im Sommer 2014 leitete ich daraus vierzehn gemeinsame Merkmale ab, die charakterisierten, was ich später als »Nahtoderfahrung« oder NTE bezeichnete.
Unbeschreibbarkeit: Diese Erfahrungen waren unbeschreibbar, weil wir in unseren Sprachen keine Begriffe haben, um das Bewusstsein zum Zeitpunkt des Todes zu beschreiben. Menschen, die eine NTE hatten, sagen oft: »Es gibt keine Worte für das, was ich zu erzählen versuche.« Das ist natürlich ein Problem, denn wenn jemand nicht beschreiben kann, was er erlebt hat, dann kann er anderen Menschen auch kein Verständnis seiner NTE vermitteln. Das Hören der Todesnachricht: Viele haben mir erzählt, sie hätten gehört, wie ihre Ärzte sie für tot erklärt hätten. Gefühle von Frieden und Ruhe: Oft gaben die Betroffenen an, sie hätten sich während dieser Erfahrung wunderbar gefühlt, obwohl man sie für tot erklärt hatte. Ein Mann mit einer schweren Kopfverletzung, bei dem keinerlei Lebenszeichen mehr feststellbar waren, berichtete, dass aller Schmerz verging, als er in die Dunkelheit eintrat und ihm klar wurde: »Ich muss tot sein.«Das Geräusch: Viele Betroffene berichten von ungewohnten Geräuschen, mit denen sie konfrontiert waren, wie einem lauten Dröhnen oder einem Klingeln. Manche empfanden das Geräusch als angenehm, andere als störend. Ein dunkler Tunnel: Viele Nahtoderfahrende erzählen von dem Gefühl, mit großer Geschwindigkeit in einen dunklen Ort hineingesaugt zu werden, den viele als Tunnel beschrieben. Ein Mann erlitt schwere Verbrennungen und Sturzverletzungen. Er berichtet, er sei in eine »dunkle Leere« eingetreten, in der er durch den Raum schwebte und taumelte.Außerkörperliche Erfahrung: Während dieser Erlebnisse hatten viele Menschen, meist kurz nach dem dunklen Tunnel, das Gefühl, ihren Körper zu verlassen und auf ihn hinunterzublicken. Manche beschrieben das, als wären sie »die dritte Person im Raum« oder als »stünden sie auf einer Bühne«. Diese Erfahrungen wurden immer sehr detailliert beschrieben. Viele schilderten die medizinischen Maßnahmen, die für sie ergriffen wurden, und das so detailgenau, dass die später dazu befragten Ärzte sicher waren, dass der im Koma liegende Patient tatsächlich gesehen hatte, was während der NTE abgelaufen war.Die Begegnung mit anderen: Auf die außerkörperliche Erfahrung folgte häufig die Begegnung mit anderen »spirituellen Wesen« in der unmittelbaren Umgebung. Wesen, die gekommen waren, um ihnen beim Übergang in den Tod zu helfen oder ihnen zu sagen, dass es für sie noch nicht Zeit war, zu sterben. Ein Lichtwesen: Das unglaublichste gemeinsame Element dieser Erfahrungen, das auf die Betroffenen die stärkste Wirkung ausübte, war die Begegnung mit einem sehr hellen Licht, das häufig als »Lichtwesen« bezeichnet wurde. Wiederkehrend wurde es beschrieben als ein anfangs mattes Leuchten, das aber schnell stärker wurde und eine überirdische Leuchtkraft entwickelte. Waren die Betroffenen religiös, nannten sie dieses Wesen häufig »Jesus«, »Gott« oder »Engel«. Das Licht kommunizierte mit den Betroffenen (häufig in einer Sprache, die sie noch nie gehört hatten). Es fragte oft, ob sie »zum Sterben bereit« wären oder »was sie in ihrem Leben vorweisen konnten«. Doch diese Frage wurde keineswegs vorwurfsvoll gestellt. Es handelte sich eher um eine sokratische Frage, die dem oder der Betroffenen zu mehr Klarblick verhelfen sollte, damit er oder sie den Pfad der Wahrheit und Selbstverwirklichung weiter beschreiten konnte. Eine Rückschau: Die Fragen des Lichtwesens waren meist der Auslöser einer Rückschau auf das eigene Leben, ein Augenblick von extremer Eindringlichkeit, in der ihr Leben noch einmal panoramaartig vor den Betroffenen ablief. Diese Rückschau verlief schnell und in chronologischer Ordnung, gleichzeitig war sie außergewöhnlich lebendig und real. Manchmal wurde sie sogar als »dreidimensional« geschildert. Andere Betroffene berichten, sie sei »hoch aufgeladen« gewesen mit Emotionen. Sie hätten dabei verstehen können, was jeder an der jeweiligen Situation Beteiligte gedacht habe.Die Grenze: In einigen Fällen erzählten die Betroffenen, sie hätten sich einer »Grenze« oder »Schranke« genähert: Würden sie diese überschreiten, gäbe es für sie kein Zurück mehr. Diese Grenze konnte beispielsweise ein Wasserlauf sein, ein grauer Nebelschleier, eine Tür, ein Zaun in einem Feld oder sogar nur eine einfache oder imaginäre Linie. In einem Fall wurde die Person vom Lichtwesen zu einer solchen Linie geleitet und gefragt, ob sie sterben wolle. Als sie antwortete, sie wisse nichts über den Tod, sagte das Lichtwesen: »Wenn du diese Linie überschreitest, wirst du es erfahren.« Als der Mann das tat, hätte er »das wunderbarste Gefühl« von Frieden und Ruhe überhaupt entwickelt. Alle Sorgen seien von ihm abgefallen.Die Umkehr: Die von mir befragten Menschen waren natürlich in ihr irdisches Leben zurückgekehrt. Einige wollten das gar nicht und wären lieber in diesem wunderbaren Zustand verblieben. Andere wiederum berichten von der Rückreise durch den Tunnel in ihren Körper. Doch nach der Rückkehr waren sie noch lange Zeit in gehobener Stimmung und von positiven Gefühlen erfüllt. Viele waren positiv verwandelt, sodass ihr altes Selbst aus der Zeit vor der NTE nicht mehr zu erkennen war. Anderen nichts sagen können: Die Menschen, mit denen ich sprach, waren durchweg ganz normal und hatten eine funktionierende und ausgeglichene Persönlichkeit. Doch da sie Angst hatten, als anormal oder geistig krank angesehen zu werden, erzählten sie niemandem oder nur nahestehenden Menschen von ihrem Erlebnis, zumal es keine Sprache gab, um ihre Begegnung mit dem Tod zu schildern. Erst als die Ergebnisse meiner Forschungen zur Nahtoderfahrung bekannt wurden, waren sie bereit, von diesen Erfahrungen zu berichten. Gerade die NT-Erlebenden, die schon lange Zeit geschwiegen hatten, dankten mir häufig, nachdem sie mir ihre Geschichte erzählt hatten: »Vielen Dank für Ihre Arbeit. Jetzt weiß ich wenigstens, dass ich nicht verrückt bin.«Positive Folgen für das Leben: Obwohl viele Betroffene über ihr Erlebnis schwiegen, hatte es massive und sichtbare Auswirkungen auf ihr Leben. Viele sagten mir, dass sie seitdem eine umfassendere Sicht auf das Leben hätten, dass sie über vieles mehr nachdenken würden und netter zu ihren Mitmenschen wären. Ihre Vision hatte ihnen neue Ziele, neue moralische Prinzipien aufgezeigt und sie mit einer ganz neuen Entschlossenheit erfüllt, auch nach diesen zu leben.Ein neuer Blick auf den Tod: Alle Betroffenen erzählten, dass sie den Tod nun ganz anders sehen würden als vorher. Sie fürchteten sich nicht mehr davor, hatten aber das deutliche Gefühl, dass sie noch einiges an persönlichem Wachstum zu leisten hätten, ehe sie ihre stoffliche Hülle verließen. Sie waren auch sicher, dass es im Leben nach dem Tod keine »Strafe oder Belohnung« gebe. Das Lichtwesen hatte ihnen vielmehr gezeigt, welchen Grund ihre »Sünden« hatten und dass das Leben ein einziger Lernprozess sei, kein Vorspiel für ein späteres Gottesurteil.Diese allgemeinen Merkmale einer NTE waren das wichtigste Ergebnis meiner damaligen Forschung und – wenn ich so nachdenke – vermutlich auch die wichtigste Leistung meines Lebens. Vorher hatte niemand diese Erlebnisse systematisch studiert, obwohl jedes einzelne NTE-Element bekannt war, seit es historische Aufzeichnungen gibt. Das Phänomen lag offen vor aller Augen und doch hatte niemand es erforscht und der Öffentlichkeit vermittelt.
Die Arbeit, die ich für Leben nach dem Tod leistete, stieß die Tore zu neuen Forschungsarbeiten weit auf. Medizin und Philosophie beschäftigten sich fortan mit dem Thema »Tod«. Und was dabei herauskam, hatte enorme Auswirkungen auf alle Menschen, die solche verwirrenden Erfahrungen gemacht hatten. Von ihnen wurde eine Last genommen, weil sie jetzt wissen, dass sie nicht allein sind.
Doch viele, die mein Buch gelesen haben, dachten es weiter. Sie glaubten, dass ich endlich den Code gefunden hätte und beweisen könne, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Das war sicher nicht der Fall. So faszinierend diese vierzehn Merkmale sind, es fehlt ihnen doch an einem – an Objektivität.
Eine verständliche Schlussfolgerung
Ich verstehe, warum die Menschen in NTEs einen Beweis für das Leben nach dem Tod sehen. Wenn man sich diese vierzehn Merkmale der Reihe nach ansieht, findet man viele Elemente des Lebens nach dem Tod, wie sie in fast allen Religionen diskutiert werden. Doch sie werfen auch Fragen auf. Fragen, welche die Natur der NTE an sich betreffen, ihre Subjektivität und das Problem, ob sie tatsächlich etwas anderes sind als die hoffnungsvollen Träume Sterbender. Mir war schnell klar, dass es dazu noch mehr Nachforschungen brauchte. Ich war mir aber nicht sicher, ob ich das tatsächlich machen wollte.
Denn zum einen war ich nie der Typ, der sich solchen Spekulationen hingab. Ich habe von Anfang an deutlich gesagt, dass NTEs subjektiv sind und aus wissenschaftlicher Sicht nichts weiter belegen als die Erfahrungen der Betroffenen. Aber ich denke eben auch, dass die Menschen ihre eigenen Schlüsse ziehen dürfen. Und eines ist durchaus klar: Geschichten über Menschen, die den klinischen Tod erlebt haben, ihren Körper verließen, verstorbenen Lieben begegnet sind und ein liebevolles Lichtwesen kennengelernt haben, beflügeln durchaus die Fantasie.
Hinweise auf geteilte Sterbeerfahrungen
Lange Zeit ging ja die Mär, dass meine Professoren am Med-ical College in Georgia mich sozusagen verfemt hätten, weil ich so ein »seltsames« Buch geschrieben hatte. Das stimmt nicht. Tatsächlich haben sie mich und meine Arbeit voller Interesse unterstützt. Es ging selten eine Woche vorüber, in der nicht zwei oder drei Ärzte bei mir vorbeischauten und wissen wollten, ob sie die Tonbandaufnahmen der zu ihren NTEs Befragten nicht auch mal anhören dürften. Diese interessierten Ärzte machten bei der Gelegenheit häufig die Feststellung, dass die Interviewten Dinge schilderten, die sie selbst oder ihre Patientinnen und Patienten schon einmal erlebt hatten. Vieles von den Erfahrungen dieser Ärztinnen passte zu den Geschichten, die ich in meinem Buch versammelt hatte.
Doch bemerkten meine Kollegen auch, dass nicht alle Berichte, die ich ihnen vorgespielt hatte, zur Standarddefinition einer NTE passten. Tatsächlich passten diese Fälle zu nichts, was mir persönlich bekannt gewesen wäre. Bei ihnen handelte es sich zum Beispiel um Erfahrungen, die einer NTE ähnlich waren, doch nicht von Kranken oder Sterbenden erlebt wurden, sondern von Personen, die den Sterbeprozess begleiteten. Einige dieser Menschen erzählten zum Beispiel von verstorbenen Verwandten, die am Totenbett standen, um der oder dem Sterbenden »hinüberzuhelfen«. Andere hörten »Sphärenklänge«, als der geliebte Mensch starb. Und gewöhnlich standen mehrere Personen am Sterbebett, als diese Phänomene auftraten. In diesen Fällen waren mindestens zwei Personen anwesend, wenn nicht sogar die ganze Familie. Und alle erlebten dieselbe übernatürliche Erscheinung.
Eine parallele Erfahrung
Die Geschichten rund um das Sterben, die ich von Patientinnen und Patienten oder Angehörigen erfuhr, beinhalteten objektive Elemente, die zu einer NTE gehörten, aber keine solche waren. Sie gehörten einer anderen Kategorie an, bei der die Erfahrung, die gewöhnlich die oder der Sterbende macht, irgendwie auf einen Menschen überging, der in diesem Moment zugegen war und sie »stellvertretend« miterlebte.
Diese geteilten Erfahrungen stellten sich aber nicht nur direkt am Sterbebett ein. Viele wurden in einiger Distanz von der oder dem Sterbenden gemacht, manche sogar am anderen Ende der Welt. Einige nahmen die Form höchst akkurater Träume oder Visionen an, die den Tod eines lieben Menschen vorhersagten.
Auf viele solcher Erfahrungen stieß ich, während ich medizingeschichtliche Forschungen betrieb. Einen meiner Funde machte ich in den Archiven der Society for Psychical Research (SPR) in England, deren Gründer im 19. Jahrhundert ähnliche Nachforschungen angestellt hatten. Die SPR veröffentlichte ihre Ergebnisse als zweibändiges Werk mit dem Titel Phantasms of the Living, das von den Pionieren dieser Forschungsarbeiten Edmund Gurney, Frederic W. H. Myers und Frank Podmore herausgegeben wurde. Darin sind mehr als 700 Fälle von paranormalen Erfahrungen versammelt, darunter Visionen auf dem Sterbebett oder etwas, das ich bald als SDEs beziehungsweise GTEs bezeichnen sollte: shared death experiences (»geteilte Todeserfahrungen«). Keiner der Herausgeber hatte Erfahrung in der wissenschaftlichen Forschung, doch ihre Technik des Faktensammelns und -überprüfens war einwandfrei. Die drei scheuten keine Mühe, um zu jeder der Fallgeschichten mehr als nur eine Person zu befragen.
Ein weiteres Buch, Death-Bed Visions: The Psychical Experiences of the Dying, veröffentlichte die Arbeit von Sir William Barrett, einem Professor für Physik am Royal College of Science in Dublin. Das Buch wurde zwar erst 1926, also nach Barretts Tod, publiziert, aber es handelte sich dabei um die erste wissenschaftliche Studie zum Geist der Sterbenden. Barrett gelangte unter anderem zu der Schlussfolgerung, dass sterbende Patientinnen und Patienten häufig klar und rational denken, auch wenn das, was sich um sie herum abspielt, spirituell und übernatürlich ist.
Ein neues Modell für Todeserfahrungen
Viele der Erfahrungen, die von den frühen Forschenden gesammelt wurden, passen in dieses Modell. Sie wurden von Menschen erzählt, die den Sterbenden nahestanden und viel Zeit mit ihnen verbrachten. Mir war klar, dass diese Erfahrungen eine eigene Kategorie bildeten, weil es um Sterbeerfahrungen ging, die mit den Lebenden geteilt werden konnten.
Ich hielt die GTE-Geschichten damals nicht fest, weil ich immer noch Nahtoderfahrungen sammelte. Aber ich machte mir dazu Notizen dort, wo ich Ideen für künftige Projekte skizziere. Schließlich nannte ich sie »GTEs«, weil dieser Begriff alles umfasste, was mir unter dieser Rubrik begegnete: Erlebnisse, bei denen ein Mensch, der lebendig und bei guter Gesundheit ist, die Todeserfahrung einer oder eines gerade Sterbenden teilt.
Eine persönliche GTE
An dieser Stelle möchte ich Ihnen eine persönliche Fallgeschichte erzählen. Leser, die meine Bücher schon seit längerer Zeit verfolgen, kennen sie vielleicht. Trotzdem möchte ich sie hier wiederholen, denn sie hat mir in puncto GTE die Augen geöffnet.
Neunzehn Jahre nachdem ich angefangen hatte, über GTE nachzudenken, machte ich selbst eine solche Erfahrung:
Unsere Mutter erhielt im Alter von 74 Jahren die Diagnose Non-Hodgkin-Lymphom. Diese Tumorerkrankung der weißen Blutkörperchen hatte sich, als sie erkannt wurde, bereits so stark ausgebreitet, dass eine Chemotherapie sinnlos war. Der Arzt meinte, unsere Mutter hätte noch zwei Wochen zu leben.
Unsere Mom war die tragende Säule der Familie, jetzt aber mussten wir sie unterstützen. Wir versammelten uns alle in Macon in Georgia, wo sie lebte und nun ins Krankenhaus kam. Dort sollte sie ihre letzten Tage verleben. Wir waren zu sechst – Geschwister und Ehepartner mitgerechnet. Wir bemühten uns sehr, es ihr so bequem wie möglich zu machen und ihr all unsere Liebe zu schenken. Wir hatten sie ein paar Tage zu Hause versorgt, bis sie dafür zu krank wurde. Dann gingen wir mit ihr ins Krankenhaus, damit sie nicht allein war.
An dem Tag, der ihr letzter sein sollte, versammelten wir uns wieder alle in ihrem Krankenzimmer. Meine Frau Cheryl und ich; mein Bruder, der Polizist, und seine Frau; und unsere Schwester und ihr Gatte, ein Seelsorger. Die letzten beiden Tage hatte Mom im Koma gelegen. Jetzt aber wachte sie auf und versuchte, durch ihre Sauerstoffmaske mit uns zu sprechen.
»Bitte sag das noch mal«, bat meine Schwester Kay.
Sie schob die Maske vom Gesicht und sagte mit schwacher Stimme: »Ich liebe euch alle so sehr.«
Dieser Moment der Klarheit schenkte uns Hoffnung. Vielleicht würde sie doch noch einen oder zwei Tage länger leben. Aber nur wenige Minuten nach diesen Worten sank sie in die Kissen zurück, und es wurde klar, dass das Ende nahe war.
Wir standen im Kreis um ihr Bett und hielten uns an den Händen, während wir auf den letzten Atemzug warteten. Plötzlich aber veränderte sich der Raum – und wir nahmen das alle wahr. In meinen Augen nahm er die Form einer Sanduhr an. Vier von sechs Anwesenden hatten das Gefühl, in einem durchsichtigen Aufzug vom Boden abzuheben. Ich spürte einen starken Zug nach oben, wie zwei der übrigen fünf Anwesenden.
»Schau«, sagte meine Schwester plötzlich und zeigte auf das Bettende. »Dad ist da! Er ist gekommen, um sie zu holen.«
Mehrere Anwesende sahen ihn. Und wenn ich sage »sahen ihn«, dann meine ich: Wir nahmen ihn so klar wahr, als stünde er in Fleisch und Blut direkt vor uns.
Alle berichteten, dass das Licht im Raum eine weiche, unscharfe Struktur angenommen hatte. Es war milchig wie das Licht in einem Swimmingpool bei Nacht.
Diese mystischen Erlebnisse waren keineswegs beängstigend. Es schien eher, als bekämen wir eine Botschaft aus einer anderen Welt, die unsere Trauer fortwischte und uns mit großer Freude erfüllte. Mein Schwager ist methodistischer Geistlicher, und er fasste zusammen, was wir alle fühlten: »Ich hatte das Gefühl, als würde ich meinen stofflichen Körper verlassen und mit ihr auf eine andere Ebene gehen. Nichts, was ich je erlebt habe, lässt sich damit vergleichen.«
Nachdem Mom gestorben war, brachten wir die nächsten Tage damit zu, alles Nötige zu regeln, was nach einem Todesfall zu tun ist. Wir verglichen unsere Erfahrungen und stellten fest, dass der Tag, der einer der traurigsten unseres Lebens hätte sein müssen, in Wirklichkeit einer der schönsten war. Wir waren uns einig, dass wir zumindest einen Teil des Weges gemeinsam mit unserer Mutter gegangen waren und dass wir – auch angesichts des Besuchs von unserem Vater – wohl eine Reihe ihrer Sterbeerfahrungen geteilt hatten. Es war die einzige Schlussfolgerung, die uns möglich schien.4
Beweise für ein Leben nach dem Tod
Von dieser persönlichen GTE einmal abgesehen, wäre ich selbst zwei Mal beinahe gestorben. Aufgrund meiner Studien und persönlichen Erfahrungen habe ich keine Angst mehr vor dem Tod. Aber der eigene Glaube reicht nicht aus, um andere Menschen zu überzeugen. Das bringt uns zu der Frage, wie ich Sie davon überzeugen kann, dass es ein Leben nach dem Tod gibt.
Als Professor der Philosophie habe ich an vielen Universitäten Seminare über die Möglichkeit abgehalten, dass das Bewusstsein den Tod überlebt. Meine Kurse haben sich nicht auf Argumente konzentriert, die dies vielleicht hätten belegen können. Es ging vielmehr um die Einwände und Schwierigkeiten, die große Denker gefunden und eloquent formuliert hatten.
Es ist sinnlos, mit dieser wichtigen Forschungsarbeit fortzufahren und nur einfach nach möglichen Gründen zu suchen, warum es ein Leben nach dem Tod geben sollte oder eben nicht. C. S. Lewis sagte einmal: »Wer die Wahrheit sucht, findet am Ende vielleicht auch den Trost. Wer den Trost unbedingt haben will, wird weder Trost noch Wahrheit finden, am Anfang vielleicht nur Geschwätz, am Ende aber Verzweiflung.«5
Intellektuelle Redlichkeit und Güte gegenüber unseren Mitmenschen verlangen, dass wir genau und bewusst formulieren, was wir als Beweis für ein Leben nach dem Tod akzeptieren können. Was ist überhaupt ein Beweis? Ein Beweis ist ein Instrument der Vernunft, das jeden, der denselben Weg geht, zu der gleichen logischen Schlussfolgerung führt. Doch mittlerweile gibt es ein ganzes Spektrum unterschiedlicher Bedeutungen, die mit diesem Begriff verbunden sind. Wir müssen also präzisieren.
Bedauerlicherweise ist Beweis ein Begriff, den man immer wieder in den Schlagzeilen von Boulevardmedien liest, der nach Sensationsgier schmeckt und Emotionen zum Kochen bringen will. Natürlich wollen wir diese sensationshungrige Art der Verwendung des Begriffs vermeiden, denn das Leben nach dem Tod ist ein Thema, das viele verletzliche Menschen trifft. Wir müssen daher Vorsicht walten lassen, wenn es um den Beweis für ein solches Leben geht.
Wie kann ich aber belegen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, und sowohl respektieren, was der Begriff »Beweis« bedeutet, als auch, was Menschen fühlen und glauben? Indem ich so verfahre, wie ich es bei den NTEs getan habe: die Geschichten der Menschen erzählen, Studien von Forscherkolleginnen und -kollegen zu solchen Erfahrungen auswerten und darauf basierend schlüssige Argumente formulieren, die unsere Schlussfolgerung stützen.
Geschichten, die die Geschichte erzählen
All das – der Beginn meiner Studien zu GTEs, die Erkenntnis, dass GTEs der fehlende objektive Beleg dafür sein können, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, meine stets weiter wachsende Sammlung von GTE-Geschichten von Menschen aus aller Welt sowie meine persönlichen Erfahrungen – hat dazu geführt, dass ich mir zum Ziel gesetzt habe, die Existenz eines Lebens nach dem Tod zu beweisen.
Dieses Buch stellt Ihnen den neuen Bereich der Nahtodstudien vor, der sich auf die Natur des Bewusstseins konzentriert und die Gewissheit, dass dieses sich im Tod vom Körper löst. Entsteht das Bewusstsein aus Neuronen (Nervenzellen im Gehirn) und ist es fähig, unabhängig von der Gehirnmaterie zu existieren, vor allem in Momenten extremer Belastung wie dem Tod? Wenn ja, entspricht dieses Bewusstsein, das sich vom Gehirn gelöst hat, der Seele? Und geht die Seele in eine neue Seinsebene über?
Vielleicht können diese Fragen durch das Zusammentragen objektiver Informationen beantwortet werden. Das ist jedenfalls das Ziel des GTE-Studiums. Sie werden in diesem Buch eine große Auswahl von Geschichten finden, die die eigentliche Geschichte umreißen, die 7 Gründe, warum wir an ein Leben nach dem Tod glauben dürfen erzählt. Einige davon kennen Sie vielleicht aus meinen anderen Büchern – ich betrachte sie sozusagen als meine »größten Hits«. Andere habe ich in den Veröffentlichungen anderer Forschender gefunden, die sich vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart ziehen. Einer der Gründe, warum ich so viele Berichte aufgenommen habe, die einen so langen Zeitraum umspannen, ist, dass diese 200 Jahre alten Berichte die gleichen Elemente enthalten wie die aus unserer Zeit. Diese Geschichten galten also damals schon als etwas Besonderes. Jetzt möchte ich die Menschen ehren, denen diese Geschichten gehören, und die Forschenden, die sie über die Jahrhunderte gesammelt haben, denn sie werden meine These stützen, dass das Bewusstsein den Tod des Körpers überlebt.
1
Geteilte Todeserfahrungen
Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben. Entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder.
Albert Einstein6
Nach dem Tod meiner Mutter wusste ich also, wie es war, eine geteilte Todeserfahrung (GTE) zu haben. Ich wusste auch, dass es sich dabei um eine reale Erfahrung handelte, denn weitere fünf Anwesende, die mental durchaus stabil waren, hatten dasselbe erlebt.
Ich fühlte mich von diesem Erlebnis auf seltsame Weise erhoben. So, als wäre ich endlich auf jenen wunderbaren Weg gelangt, von dem ich immer schon wusste, dass es ihn gibt. Nur hatte ich ihn jetzt eben selbst gesehen. Das erinnerte mich an etwas, das ein Mann gesagt hatte, als er mir von seiner Nahtoderfahrung berichtete: »Niemand glaubt diese Dinge, bevor er sie nicht selbst erlebt hat. Danach sind alle echte Gläubige und sie reden über nichts anderes mehr.«
Genauso war es bei mir. Das Gefühl, die Nahtoderfahrung meiner Mutter geteilt zu haben, war in meinen Augen der Beweis für so viele Dinge, die ich an Todeserfahrungen erforscht und vermutet hatte. Nun war ich Teil eines Geschehens gewesen, das tatsächlich objektive Beweise lieferte. Natürlich hätte ich mich damit an dieser Stelle zufriedengeben können. Schließlich hatte ich in einer GTE einen Beweis der lebendigen Seele bekommen. Was gab es da noch zu erforschen?
Eine ganze Menge, wie sich herausstellen sollte.
Erstens wollte ich mehr GTE-Geschichten aus erster Hand erfahren. Mit dem Ergebnis, dass ich bei jeder Gelegenheit danach fragte. Meine Vorträge veränderten sich. Ich flocht immer mehr Fragen nach GTEs in sie ein. Ich erzählte, was ich beim Tod meiner Mutter erlebt hatte, und gab den Zuhörern eine Definition der GTE: »Eine geteilte Todeserfahrung kann aus den gleichen Elementen bestehen, die wir aus Nahtoderfahrungen kennen. Der Unterschied ist, dass die Erlebenden nicht selbst an der Schwelle zum Tod stehen. Sie sind weder krank noch verletzt. Aber sie befinden sich in Gegenwart eines sterbenden Menschen. Und während sie zu Zeugen des Sterbeprozesses werden, erleben sie die Erfahrungen der sterbenden Person so hautnah mit, dass ich diese Erlebnisse als empathisch bezeichne.«
Ich fragte meine Zuhörerinnen und Zuhörer, ob sie bereits derartige Erfahrungen gemacht hätten. Üblicherweise hob einer von fünfzehn Anwesenden die Hand. Dann erzählte ich die Geschichte meiner Mutter, sodass für die Beteiligten nachvollziehbar war, worum es bei der GTE ging. Dann fragte ich erneut, ob jemand solche Erfahrungen gemacht hätte. Worauf sich deutlich mehr Hände hoben: drei von fünfzehn. Das erstaunte mich, denn gewöhnlich meldeten sich auf meine Frage, wer schon eine Nahtoderfahrung (NTE) gemacht hätte, ebenso viele Zuhörer.
Es handelte sich also um unerforschtes Gebiet und das fand ich faszinierend. Wie bei meinen anfänglichen NTE-Studien gab es keine modernen medizinischen Forschungsarbeiten zur GTE. Wenn Erlebnisse dieser Art überhaupt je erwähnt wurden, dann als Nebenerscheinung einer NTE. Im Wesentlichen waren GTEs ein Thema ohne Namen, das mitunter diskutiert, aber nicht eigenständig erforscht wurde. Den wenigen Forschenden, die sich damit beschäftigten, war klar, dass sie auf eine Goldader gestoßen waren: GTEs nämlich waren der objektive Beweis, dass die Seele sich vom Körper lösen kann. Sie waren der Beweis für die Möglichkeit der Telepathie und geteilter Erinnerungen. All das wurde durch diese eine Erfahrung belegt.
Da ich mich seit jeher mit Philosophie beschäftige, führten meine Studien mich zurück in die Welt der alten Griechen. Die griechischen Denker nämlich interessierten sich leidenschaftlich für das Leben nach dem Tod. Sokrates bezeichnete die Beschäftigung mit dieser Frage als »Fürsorge für die Seele«7. Diese wiederum gehörte in seinen Augen zu den wichtigsten Dingen, die ein Mensch tun konnte.
Dieses Thema war Sokrates so wichtig, dass er auf seinem Totenbett seinem Schüler Simmias nicht widersprach, als der sagte:
Denn ich denke, o Sokrates, ungefähr wie du: dass etwas Sicheres davon zu wissen in diesem Leben entweder unmöglich ist oder doch gar schwer; dass aber, was darüber gesagt wird, nicht auf alle Weise zu prüfen, ohne eher abzulassen, bis einer ganz ermüdet wäre vom Untersuchen nach allen Seiten, einen gar weichlichen Menschen verrät. Denn eines muss man doch in diesen Dingen erreichen: entweder lernen oder erfinden, wie es damit steht, oder, wenn dies unmöglich ist, die beste und unwiderleglichste dermenschlichen Meinungen darüber nehmen.8
Führung durch Platon
Der Ansatz, den ich mir zur Erforschung der GTE auserkor, war der gleiche, den Platon verwendet hatte: Das Studium individueller Erfahrungen war seiner Ansicht nach der Schlüssel zum Verständnis des jenseitigen Lebens. Ohne diese Erfahrungen gibt es ihm zufolge nichts, was es uns näherbringen könnte.
Und Platon war es mit der Erforschung des Lebens nach dem Tod sehr ernst. Im Phaidon definiert Sokrates den Tod als »Trennung der Seele von dem Leib« und ist hocherfreut, dass sein Tod unmittelbar bevorsteht – daran gab es keinen Zweifel, denn er hatte ja gerade auf seinem Totenbett den Giftbecher geleert.9
Platon gelangte zu dem Schluss, dass das Studium solcher Geschichten der einzige Weg sei, um einen Beleg für das Leben nach dem Tod zu finden. Seine Untersuchungen führten Sokrates (in Platons Worten) zu folgendem Schluss: »Denn eins von beiden ist das Totsein: entweder so viel wie nichts sein noch irgendeine Empfindung von etwas haben, wenn man tot ist; oder, wie auch gesagt wird, es ist eine Versetzung und Umzug der Seele von hinnen an einen anderen Ort. […] Wenn also der Tod etwas solches ist, so nenne ich ihn einen Gewinn, denn die ganze Zeit scheint ja auch nicht länger auf diese Art als eine Nacht.«10
Ich stimme Platons Genialität zu, zumindest dann, wenn es um den Wert der Fallberichte geht. Auch meine Forschungen beruhen ganz auf ihnen, denn ohne sie gäbe es keine Möglichkeit, irgendetwas zu erforschen.
Durch das Sammeln und Auswerten von Fallstudien, die die unterschiedlichsten Formen der GTE schildern, stieß ich auf mehrere objektive Gründe, warum wir an ein Leben nach dem Tod glauben dürfen.
Über die NTE hinaus
Die Erforschung des Nachlebens, wie sie heute betrieben wird, scheint bei der Nahtoderfahrung haltzumachen. Vielleicht sollte sie mit der Nahtoderfahrung beginnen, aber nicht dort aufhören. Obwohl die Nahtoderfahrung ein tiefgreifendes Erlebnis ist, das gewöhnlich alle Elemente aufweist, die man von einer zutiefst mystischen Erfahrung (als die viele den Tod betrachten) erwarten kann, so ist sie doch ein subjektives Erleben, das nur einer Person geschieht und außer ihr von niemand anderem miterlebt werden kann.
Die subjektive Natur der Nahtoderfahrung ist der Grund, warum sie allerhöchstens als Indizienbeweis gewertet werden kann. Sie ist kein über allen Zweifel erhabener Beweis und kann uns daher nicht liefern, was wir suchen.
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