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Stille Nacht highlige Nacht
Der Nikolaus, ein menschgewordener Fliegenpilz? Das klingt zunächst befremdlich und weit hergeholt. Seinen ethnologischen Ursprung hat der Weihnachtsmann jedoch schon zu germanischer Zeit: Zum Fest der Wintersonnenwende wurden Fliegenpilze verzehrt, um sich davon zu berauschen und in höhere Dimensionen zu befördern, also der Sonne ein Stück näher zu sein. Christian Rätsch erklärt verblüffende Zusammenhänge und die Hintergründe unseres modernen Weihnachtsrituals: In Wirklichkeit feiern wir nämlich ein heidnisches Fest und der rot-weiß-gewandete Weihnachtsmann entpuppt sich dabei als verkappte Version von Wotan, als heimlicher Schamane und sogar als anthropomorpher Fliegenpilz. Ein schräger Blick auf das bedeutungsvollste aller Feste – wissenschaftlich fundiert und zugleich höchst unterhaltsam.
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Seitenzahl: 145
Veröffentlichungsjahr: 2014
CHRISTIAN RÄTSCH
Abgründige
Weihnachten
DIE WAHRE GESCHICHTE
EINES GANZ UND GAR
UNHEILIGEN FESTES
Bildnachweis:
Sämtliche Fotos und Illustrationen, sofern nicht anders vermerkt: Christian Rätsch (CR)
Hier, hier: Picture Alliance, Frankfurt (dpa Resort)
Hier: GettyImages, München (Spike Mafford/photodisc)
1. Auflage
Originalausgabe
© 2014 Riemann Verlag, München
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Lektorat: Janette Schroeder
Umschlaggestaltung und Layout: Martina Baldauf, herzblut02
Satz: EDV-Fotosatz Huber/Verlagsservice G. Pfeifer, Germering
ISBN 978-3-641- 12547-9
www.riemann-verlag.de
Ein Weihnachtswichtel bringt den Menschen Fliegenpilze, die Symbole des Weihnachtsmanns und des Glücks, als raunächtliches Geschenk.
(Weihnachtskerze aus Deutschland; 21. Jh.)
WARNUNG
Der Fliegenpilz wird in diesem Text überwiegend positiv betrachtet. Der Autor sowie der Verlag sind nicht verantwortlich, wenn die Leser mit psychoaktiven Substanzen unverantwortlich umgehen und gegebenenfalls Schaden erleiden. Niemand soll sich dazu aufgefordert fühlen, riskante Selbstversuche (Bioassays) mit Fliegenpilzen durchzuführen. Wir möchten jedem davon abraten, Selbstversuche mit psychoaktiven Substanzen zu unternehmen, ganz gleich ob sie legal, reguliert oder gesetzlich verboten sind. Allerdings: Wer es wirklich will und heimlich tut, wird nicht nur negative, sondern auch positive Dinge erleben können. Aber Vorsicht bitte! Wir sind nicht für eure psychonautischen Experimente verantwortlich.
Übrigens wird man durch den puren Verzehr von Fliegenpilzen oder Zauberpilzen noch lange nicht zu einem Schamanen … Dazu muss man von der Geisterwelt berufen und von amtierenden Schamanen jahrelang ausgebildet worden sein: Erst wenn sich der Schüler bei der öffentlichen Initiation bewährt und bewiesen hat, dass er in Trance gehen und heilen kann, erst dann wird der Novize als Schamane gelten und vom Stamm anerkannt und angenommen werden.
Meinem Vater
Paul Rätsch gewidmet
Einleitung
Vision I – Ich bin ein Neandertaler
Vision II – Die Wilde Jagd
Räucherwerk für die Wilde Jagd
Der Fliegenpilz – Eine etwas handfeste Mykologie
Das mysteriöse Soma
Der Rausch – Ursprung der Kultur
Die Wirkungen des Fliegenpilzes
Die berüchtigte Dreck-Apotheke
Zubereitungen mit Fliegenpilz
Fliegenpilz-Wodka
Fliegenpilz-Carpaccio – Carpaccio de l’amanita
Kandierte Fliegenpilze
Getrocknete Fliegenpilze
Fliegenpilzbier
Nepalesisches Fliegenpilz-Curry
Der japanische Tengupilz
Pilzberauschte Fliegen
Was die Wilde Jagd uns so alles beschert!
Das Rentier und der Schamane
Perchtenläufe – Die Wilde Jagd im südlichen Brauchtum
Wintersonnenwende und Weihnachten
Unser schamanisches Weihnachtsfest
Neunerlei Weihrauch
Der Weihnachtsmann als anthropomorpher Fliegenpilz
Der Glückspilz an sich
Danksagung
Weiterführende Literatur
Anmerkungen
EINLEITUNG
»Wir müssen Mut aufbringen zu
wissenschaftlicher Kreativität und Phantasie.
Was ist so schlimm daran, sich eventuell einmal zu irren,
wenn sich dadurch ein neuer Horizont erschließt?«1
Der Weihnachtsmann ist weder Gott noch Gottes Sohn, Apostel oder Märtyrer. Er ist ein Symbol – und zwar ein ganz modernes. In unserer globalisierten Welt ist er das Symbol für Freude, Glück und Anteilnahme, für das Schenken und das Beschenktwerden. Er hat seinen überwältigenden Auftritt am Abend des 24. Dezember. Jedes Jahr. Alle Jahre wieder. Alle Kinder glauben an ihn, alle Erwachsenen lächeln über ihn – aber mit Wohlgefallen. Denn sie haben als Kinder ebenfalls hingebungsvoll an den gemütlichen, wohlbeleibten, weißhaarigen, gütigen, vollbärtigen, alten Mann geglaubt. Alle Jahre wieder bringt der Weihnachtsmann den Kindern Geschenke. Ausschließlich, um sie damit glücklich zu machen, obgleich er auch kurz mal ärgerlich aussehen kann, wenn er den weniger braven Kindern seine Rute oder seinen Hexenbesen aus Birkenzweigen unter die Nase hält. Doch ist er stets versöhnlich. Und das ist sein eigentliches Geschenk: Freude bereiten und Fehlverhalten entschuldigen und verzeihen.
Der Weihnachtsmann gehört nicht in das Pantheon einer Religion, er verlangt keine religiösen Riten, fordert keinerlei Liturgie. Er gehört in die Geisteswelt von Kindern, egal, ob sie Christen, Juden, Muslime, Atheisten, Heiden, Hindus oder Buddhisten sind. Er reagiert, ganz frei von einem Glauben, mit dem Gemüt der freudestrahlenden Kinder. Er ist ein Schenker, kein Bestrafer.
Aber woher kommt die international identisch entworfene Gestalt? Jeder Mensch – ganz gleich aus welchem Kulturkreis – erkennt den Weihnachtsmann auf Anhieb. Sein Bild ist stereotyp, auch seine Symbolkraft, obgleich sich seine Gestalt aus den verschiedensten kulturellen Traditionen zusammensetzt. In ihm fließt vieles zusammen: schamanische Rituale, heidnische Naturverehrung, uralte Gottheiten, stammeseigene Geschenkzeremonien, entheogene Opferriten, Wintersonnwendfeiern, nordische Mythen, antike Mysterienfeiern, römische Volksfeste, familiäre Bräuche, fast vergessene Sitten und allgemeinmenschliche Belange.
Geboren wurde das, was heute der Weihnachtsmann ist, aus einem berauschenden Ritual archaischer Schamanen, die einem Fliegenpilzkult frönten. Übrigens: Der Fliegenpilz ist nicht tödlich giftig, er berauscht und kann glücklich machen.
Der rot-weiß gekleidete, Geschenke verteilende Weihnachtsmann ist eigentlich ein Fliegenpilz, genauer gesagt ein anthropomorpher Fliegenpilz, ein gedanklich zu einer Menschengestalt transformierter Fliegenpilz. Warum? Das erfahren Sie in diesem Buch.
Dazu begeben wir uns zunächst in die Steinzeit, genauer gesagt in die Altsteinzeit, in das sogenannte Paläolithikum, in die Zeit vor rund 200 000 Jahren. Zu dieser Zeit lebten in Europa noch keine Homo sapiens(Homo sapiens sapiens), sondern nur die Neandertaler (Homo sapiens neanderthalensis).
VISION I – Ich bin ein Neandertaler
»Wenn Sie wie ein Neandertaler denken wollen,
müssen Sie lernen, in Stein zu denken.«2
Jeder moderne Europäer trägt durchschnittlich drei bis vier Prozent Neandertalergene in sich. Das bedeutet, dass die Neandertaler zu unseren Ahnen gehören. Wir müssen uns dafür nicht schämen. Die Neandertaler waren keine Dummis und weder grunzende, bekloppte Halbaffen noch primitive Höhlenmenschen.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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