Abschied vom geliebten Hund - Elli H. Radinger - E-Book

Abschied vom geliebten Hund E-Book

Elli H. Radinger

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Beschreibung

Das neue Buch der Spiegel-Bestsellerautorin über den Abschied von unseren Herzenstieren

Als ihre Labradorhündin Shira starb und Elli Radinger ihre Trauer darüber öffentlich machte, erreichten sie tausende Nachrichten: Menschen aus aller Welt erzählten der bekannten Wolfs- und Hunde-Expertin von ihren alten, kranken oder verstorbenen Tieren. Von dem tiefen Kummer, der Verzweiflung und von ihrer Einsamkeit und Hilflosigkeit, weil der Schmerz um ein Tier oft nur begrenztes Verständnis im Umfeld findet. Elli Radinger möchte Betroffenen Kraft geben und sie vorbereiten, wenn sie für einen Hund sorgen, der bald sterben wird oder wenn sie um einen Hund trauern, der sie bereits verlassen hat. Der Abschied von einem Herzenstier muss nicht zwingend nur das Ende von etwas sein, es kann ein Anfang sein, auf jeden Fall aber kann es ein Geschenk sein. Elli Radinger zeigt, welche Stärke und Zuversicht darin liegt, wenn wir uns mutig auf dieses letzte Geschenk unseres Hundes einlassen, und was wir in den letzten Momenten des Lebens von unseren Tieren lernen können. Ein berührendes Buch für alle, die sich und ihren Tieren helfen wollen, Abschied zu nehmen, und ein herzerwärmender Begleiter durch die Traurigkeit und den Schmerz nach dem Tod des Tieres – bis hin zu neuem hoffnungsvollem Mut für das Weiterleben.

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Seitenzahl: 209

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ZUMBUCH

Als ihre Labradorhündin Shira starb und Elli Radinger ihre Trauer darüber öffentlich machte, erreichten sie unzählige Nachrichten: Menschen aus aller Welt erzählten der bekannten Wolfs- und Hunde-Expertin von ihren alten, kranken oder verstorbenen Tieren. Von dem tiefen Kummer, der Verzweiflung und von ihrer Einsamkeit, weil der Schmerz um ein Tier oft nur begrenztes Verständnis im Umfeld findet. Elli Radinger möchte Betroffenen Kraft geben und sie vorbereiten, wenn sie für einen Hund sorgen, der bald sterben wird oder wenn sie um einen Hund trauern, der sie bereits verlassen hat. Sie zeigt, welche Stärke und Zuversicht darin liegen kann, wenn wir uns mutig auf die letzte Lebensphase unseres Hundes einlassen. Ein berührendes Buch für alle, die sich und ihren Hunden helfen wollen, Abschied zu nehmen, und ein herzerwärmender Begleiter durch die Traurigkeit und den Schmerz nach dem Tod des Tieres – bis hin zu neuem hoffnungsvollem Mut für das Weiterleben.

ZURAUTORIN

Elli H. Radinger ist Fachjournalistin und Autorin mit Schwerpunkt Wolf und Hund. Die Naturforscherin und Wolfsexpertin beobachtete 30 Jahre lang wildlebende Wölfe im amerikanischen Yellowstone-Nationalpark. Um ihre 13 Jahre alte Hündin durch die letzten Jahre ihres Lebens zu begleiten, beendete sie ihre Wolfsforschung: »Shira ist meine Familie und hat Priorität. Das habe ich von den Wölfen gelernt.« Im Sommer 2020 starb Shira. Im März 2021 zog Hope, ein Hund aus dem rumänischen Tierschutz, bei der Autorin ein.

ELLI H. RADINGER

ABSCHIED VOM

GELIEBTEN

HUND

Trauern, loslassen, neuen Mut fassen – 

Was uns Hunde über das Sterben

und die Liebe lehren

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

Originalausgabe 03/2022

Copyright © 2022 by Ludwig Verlag, München,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Ulrike Strerath-Bolz

Covergestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich,

unter Verwendung eines Fotos von © Getty Images/Marla Rutherford

Illustrationen: Sabine Fladung-Wagener

Fotos im Innenteil: [>>][>>] Elli Radinger,

[>>] Alamy Stock Foto/TYNZA,

[>>] Alamy Stock Foto/Stockimo/Seachange,

[>>] Alamy Stock Foto/LVRee,

[>>] Alamy Stock Foto/Amelia Martin,

[>>] Sabine Fladung-Wagener,

[>>] Sabine Fladung-Wagener,

[>>][>>] Elli Radinger

Satz: Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-28524-1V002

www.Ludwig-Verlag.de

Charlie Brown: »Eines Tages werden wir alle sterben, Snoopy!«

Snoopy: »Stimmt, aber an allen anderen Tagen nicht.«

(Charles M. Schulz)

INHALT

VORWORT

TEIL EINS

ABSCHIED

DAS LEBEN FEIERN

DIE VORBEREITUNG

Selbstfürsorge

DIE ENTSCHEIDUNG

Der Zeitpunkt

Die Kosten

Die Schuldgefühle

DER LETZTE TAG

Leb wohl, Shira

DAS LEBEN DANACH

TRAUERREISE

Wer bin ich ohne meinen Hund?

Chaos im Kopf

Hoffnungslosigkeit

Endloser Schmerz

Was bleibt

NEUE FREUNDE

Reaktionen der anderen

Ich fühle mich so allein

Andere trösten

ANDERE VERLUSTE

Bei einer Scheidung oder Trennung

Animal Hoarding

Im Katastrophenfall

Wenn ein Tier verschwindet

Alte Menschen

DIE LIEBE BLEIBT

TEIL ZWEI

NEUANFANG

EIN ANDERES LEBEN

EIN NEUER HUND?

Bin ich bereit?

Herzschmelze

Zu alt für einen neuen Hund?

Verantwortung

Das nötige Budget

DOG-DATING

HOPE HEISST HOFFNUNG

ANGEKOMMEN

ABENTEUER TIERSCHUTZHUND

Wer bist du, Streuner?

Liebe ist nicht genug

Mythos Dankbarkeit

HOPES GEHEIMNIS

DANKE

ANHANG

BESTATTUNGSFORMEN

Mitnahme durch den Tierarzt

Begräbnis im eigenen Garten

Tierfriedhof

Einäscherung

Seebestattung

Luftbestattung

Mensch-Tier-Bestattung

Einfrieren, Ausstopfen, Klonen

Diamant, Tierkristall

Virtueller Tierfriedhof

STADIEN DER TRAUER

Leugnen, Schock, Unglaube

Zorn, Schuld

Verhandeln

Depression

Akzeptanz, Neuorientierung

HAUSTIERBETREUUNGSVOLLMACHT, ERBE

Versorgung nach dem Tod des Halters

TIERSCHUTZHUNDE AUS DEM AUSLAND

Streuner in Rumänien

ANMERKUNGEN

BILDTEIL

VORWORT

Shira starb zwanzig Monate nach der Veröffentlichung meines Buches Die Weisheit alter Hunde, in dem ich über mein Leben mit ihr und anderen alten Hunden erzählt habe.

Der Gesundheitszustand meiner Hündin hatte sich in den letzten Monaten immer mehr verschlechtert, und ich musste erkennen, dass uns nicht mehr allzu viel Zeit miteinander blieb. Die zwei weiteren Jahre, die wir noch hatten, waren ein Geschenk, oft ein schmerzhaftes, wenn mir ihre Gebrechlichkeit bewusst wurde, aber meist ein beglückendes, weil ich jede Minute, die wir zusammen verbrachten, intensiv genossen habe.

Shiras Sterben, ihr Tod, meine Trauer und letztendlich auch die Hoffnung, dass ich irgendwann einen neuen Hund und damit ein neues Leben finden werde, waren Erfahrungen, die ich in dieser Tiefe nur im Angesicht des Todes machen konnte.

Ursprünglich habe ich dieses Buch, das Sie jetzt lesen, für mich selbst geschrieben. Als ich nach Shiras Tod in eine tiefe Depression verfiel, half mir das Schreiben dabei, meine Gedanken zu ordnen. Nachdem ich meinen Verlust in den sozialen Medien bekannt gegeben hatte, erreichten mich Hunderte E-Mails, Briefe und Karten von Menschen, die mir ihr Mitgefühl ausdrückten und Trost zusprachen. Menschen aus aller Welt erzählten mir von ihren alten, kranken oder verstorbenen Tieren. Von dem tiefen Kummer, der Angst und der Verzweiflung und von ihrer Einsamkeit und Hilflosigkeit, weil die Trauer um einen Hund oder um eine Katze in unserem Umfeld nur auf begrenztes Verständnis stößt.

Ich erfuhr, dass wir in unserer Liebe zu Tieren, in unserem Mitgefühl und unserer Empathie füreinander verbunden sind. Wir alle, die wir unser Herz verschenken, werden auf die eine oder andere Weise die universelle Erfahrung von Verlust und Trauer machen. Die Anteilnahme der Menschen, die mir Trost zusprachen und Shira und ihr Leben würdigten, erinnerte mich daran, dass großes Leid in vielerlei Hinsicht auch die ultimative Feier des Lebens, der Gemeinschaft und der Liebe ist.

Fast jeder, den ich kenne, hat schon einmal ein Tier verloren. Was uns eint, ist die Leere, die bleibt, wenn das Geschöpf, mit dem wir unser Leben geteilt haben, nicht mehr da ist. Dabei beginnt die Trauer oft schon lange vorher, wenn der bevorstehende Abschied durch das Alter oder eine schwere Krankheit absehbar wird.

Niemand, der um ein Tier trauert, ist »dumm«. Ein Haustier ist selten »nur ein Hund« oder »nur eine Katze«. Es ist oft ein integraler Bestandteil des eigenen Lebens und bietet eine liebevolle, emotionale Verbindung, die in einer komplexen und oft grausamen Welt große Bedeutung hat.

Unterschätzen Sie nicht die Macht Ihrer Gefühle und das Chaos, das der Verlust eines geliebten Tieres in Ihrer Seele anrichten kann. Sie werden sich oft selbst nicht wiedererkennen. Sie brechen auch Monate oder Jahre nach dem Tod Ihres Hundes beim Anblick der gleichen Rasse in Tränen aus. Sie beenden eine langjährige Freundschaft oder reichen die Scheidung ein, weil Sie sich in Ihrem Schmerz nicht verstanden fühlen. Sie buchen urplötzlich eine Weltreise oder verkaufen Ihr Haus, um in eine Hütte in den Wald zu ziehen. Auch ich habe einiges davon getan. Für Außenstehende mag das alles unverständlich sein, aber es ist normal: eine Reaktion auf den Schmerz und Ausdruck unserer Trauer.

Wenn jemand stirbt, den wir sehr lieben, verlieren wir einen Teil von uns selbst. Die Erde dreht sich weiter, während wir verzweifelt versuchen, sie anzuhalten.

Irgendwann hat uns der Alltag wieder. Doch dann hören wir urplötzlich ein Geräusch, sehen oder riechen etwas, ein Jahrestag steht an, der Urlaub am Meer – und wir fühlen wieder diesen Stich im Herzen. An einem Tag geht es uns gut, am nächsten stürzen wir in einen Abgrund der Verzweiflung.

Der Tod eines Haustieres, mit dem wir sein ganzes, viel zu kurzes Leben lang verbunden waren, ist ein intimer, unausweichlicher Teil der Mensch-Tier-Beziehung. Die Bedeutung dieses Verlustes ändert sich mit der Lebenssituation, der Stärke der Bindung an das Tier und mit dem Alter. Je näher ich meinem eigenen Lebensende komme, umso mehr verändert sie sich.

Mit jedem Verlust, den wir durchleben, werden wir ein wenig trauriger. Wir werden den geliebten Hund nie vergessen, er wird immer bei uns sein. Aber wir lernen, unser Leben ohne tierischen Begleiter auszurichten. Vertrauen Sie darauf, dass der Abschied von einem Herzenstier nicht das Ende von etwas sein muss. Es kann ein Anfang sein, ein Tor zur nächsten Erfahrung.

Um von alldem zu erzählen, habe ich dieses Buch auch für Sie geschrieben: für die traurigen Leserinnen und Leser, die einen Verlust erlitten und mit mir geteilt haben. Es soll Ihnen sagen: Sie sind nicht allein. Ich weiß, wie Sie sich fühlen. Ihr Schmerz ist der meine. Ich möchte Ihnen helfen und Sie in Ihrem Kummer unterstützen. Ihnen Kraft geben und Sie vorbereiten, wenn Sie für einen Hund sorgen, der bald sterben wird, oder wenn Sie um eine Katze weinen, die Sie bereits verlassen hat. Lassen Sie uns gemeinsam das Leben unserer Tiere feiern, um sie trauern … und dann in ihrem Sinne weitermachen.

Shiras letzte Jahre haben mir bewusst gemacht, welches Geschenk uns unsere Tiere hinterlassen, wenn sie uns erlauben, sie in dieser wertvollsten Lebensphase zu begleiten. Letztendlich bleiben die Liebe und die Hoffnung.

Dieses Buch ist Shiras Vermächtnis.

TEIL EINS

ABSCHIED

DAS LEBEN FEIERN

13. Juni 2020, Shiras fünfzehnter Geburtstag. Während ich meine eigenen Geburtstage nur sehr selten feiere, habe ich für meine Hunde immer gern ein kleines Fest daraus gemacht. Manchmal fuhr ich mit ihnen irgendwohin, wo es ihnen besonders gut gefallen hatte. Das war bei meinen beiden Labradoren ein See oder das Meer. Ein paar Mal organisierte ich sogar eine Party. Die Zweibeiner trafen sich zu Kaffee und Kuchen, und für die Vierbeiner gab es Leckerlis. Es war ein großer Spaß für alle.

Diesmal jedoch hatte ich keine Pläne; wir blieben allein. Shira hatte eine unruhige Nacht gehabt. Ich war erleichtert, aber auch völlig erschöpft, als endlich die Schmerztablette zu wirken begann und sie einschlief. Es war ungeheuer anstrengend, sich Tag und Nacht um einen kranken Hund zu kümmern. Nach dem gemeinsamen Frühstück – wir teilten uns ein Leberwurstbrötchen – fuhr ich mit dem Auto zu unserer Lieblingswiese. Shira trabte erstaunlich locker durch das Gras, die Nase auf dem Boden. Ich bewunderte ihr Fell, das in der Sonne golden leuchtete. Nach einer halben Stunde hatten wir gemächlich einen leichten Hügel erklommen und machten uns auf den Rückweg. Shira fiel zurück, zu gut roch es überall. Dann hörte ich ein Geräusch hinter mir, das wie die donnernden Hufe einer galoppierenden Mustangherde klang. Ich schaute mich um. Meine alte Hündin preschte mit einem breiten Grinsen und fliegenden Ohren an mir vorbei, drehte drei große Kreise – früher ihre liebste Urlaubschoreografie am Strand. Ein Bild der Lebensfreude. Ich schöpfte Hoffnung. Es ging ihr besser. Vielleicht schaffen wir noch ein Jahr – oder wenigstens ein paar Wochen …

Uns blieben noch zwei gemeinsame Monate.

Shiras fünfzehnter Geburtstag war unser letzter vollständig unbeschwerter Tag. Im Jahr zuvor hatte sich ihr Alter immer deutlicher bemerkbar gemacht. Sie war nun fast taub und sah schlecht. Besonders machten ihr die Arthrose und Spondylose zu schaffen. Sie verschlief ganze Tage, dann wieder war sie voller Energie und rannte durch die Wiesen wie ein junger Hund. Es sah aus, als sammelte sie noch einmal ihre Kräfte, um Abschied zu nehmen. An anderen Tagen trottete sie ein paar Schritte neben mir her, blieb stehen, schaute mich an und drehte um, wollte zurück zum Auto.

Ich konnte die Augen nicht mehr vor der Wahrheit verschließen. Meine große Hundeliebe würde sterben, es war einfach so. Es half nicht, wenn ich so tat, als sei die Welt noch in Ordnung. »Das kriegen wir schon hin. Alles wird gut.« Nichts würde mehr gut werden. Nicht alles lässt sich reparieren, und von manchen Schmerzen gibt es keine Erlösung. Jetzt kam es auf mich an. Darauf, wie ich den Rest unserer gemeinsamen Lebenszeit gestalten würde.

Das Leben mit meiner alten Hündin war unkalkulierbarer, sprunghafter geworden. Es sind die alltäglichen Routinen, die unserem Leben mit Tieren Struktur geben. Füttern, Spielen, Gassigang geben uns auch in schwieriger Zeit Kraft und Halt. Diese Routine begann zu bröckeln. Ich verlor nicht nur meinen Herzenshund, sondern auch den gemeinsamen Alltag, wie wir ihn kannten. Das Leben und unser Tagesablauf veränderten sich, und ich passte mich an.

Eine der wichtigsten Lektionen, die ich nun lernte, war die Wertschätzung des Lebens, das ich mit Shira führte. Das half, mich auf meine Hündin zu konzentrieren statt auf das Gedankenchaos, das in mir tobte. Wann immer ich bei dem Gedanken an die nahe Zukunft in Panik geriet, zwang ich mich, auf das Hier und Jetzt zu blicken und jeden kostbaren Augenblick mit Shira zu genießen. Wir feierten das Leben und verbrachten viel Zeit miteinander. Zeit, bei der Qualität und nicht Quantität im Mittelpunkt stand.

Unsere Tiere haben uns tonnenweise Liebe geschenkt. Am Ende unserer gemeinsamen Zeit können wir ihnen diese Liebe zurückgeben. Es gibt so viel, was auch mit einem sehr alten oder sterbenden Hund noch möglich ist.

Ich schrieb eine kleine Liste mit allem, was meine Hündin liebte und wozu sie körperlich noch fähig war: gemütliche Spaziergänge, Kuscheln auf der Couch, Schwimmen, (Hunde-)Freunde besuchen. All dies konnte ich mit ihr machen. Lange Wanderungen fielen aus, für kürzere kaufte ich einen Hundebuggy. Wenn Shira müde wurde, stieg sie ein, und ich schob sie, während Madame aus ihrer royalen Kutsche bequem auf die Welt blickte.

Schwimmen war immer die große Leidenschaft meiner Labrador-Hündin gewesen. Mit ihrer altersbedingten Arthrose fiel ihr im Wasser die Bewegung leichter. Wenn wir nun meine Freundin und ihren Flat-Coated Retriever Mr. Darcy am Edersee besuchten, war es das Highlight für Shira, mit ihrem Freund eine Runde im See zu schwimmen und anschließend um die Wette zu schnarchen. Und mir halfen die Gespräche mit meiner Freundin, mich abzulenken und zu entspannen.

Shira apportierte auch im Alter noch mit Begeisterung. Mit erhobenem Kopf und wedelndem Schwanz trug sie stolz die Post oder die Zeitung vom Briefkasten ins Haus. Diese Momente brannten sich fest in mein Gedächtnis ein.

Der Höhepunkt eines jeden Tages war das gemeinsame Kuscheln auf der Couch. Meinen Atem dem meiner schlafenden Hündin anzupassen, ihr weiches Fell zu streicheln und die leichten Vibrationen ihres Schnarchens zu spüren – all das brachte mir einen tiefen inneren Frieden.

Später, nachdem Shira gestorben war, dachte ich oft daran zurück und war dankbar für diese geschenkte Zeit. Allerdings quälte mich die Frage: Hätte ich etwas anders gemacht, wenn ich gewusst hätte, dass uns nur noch zwei Monate bleiben würden? Ich hatte drei Jahre zuvor das Reisen und meine Wolfsforschung in Amerika aufgegeben, um ganz bei Shira zu sein. Mehr ging fast nicht. Hätte ich jede Sekunde an meiner Hündin kleben wollen, sie keinen Schritt mehr allein machen lassen? Vermutlich wäre ich ihr damit mächtig auf den Geist gegangen.

Allzu oft verlieren wir uns im Alltag, sind zu beschäftigt, um uns Zeit für unsere Hunde zu nehmen, mit ihnen spazieren zu gehen oder zu spielen. Wir nehmen ihre Geduld für selbstverständlich. Jetzt, wo Sie wissen, dass Ihre gemeinsame Zeit verrinnt, möchten Sie am liebsten alles anders machen. Aber was geschehen ist, ist geschehen. Es zählt die Zeit, die Sie jetzt mit Ihrem Liebling verbringen. Geben Sie Ihrem Hund größtmögliche Unterstützung, und passen Sie auch auf sich selbst auf. Nur wenn Sie stark, gesund und präsent bleiben, können Sie hundertprozentig für Ihr Tier da sein. Sie werden froh sein, dass Sie das getan haben, und es wird Ihr Leben über alle Maßen bereichern. Feiern Sie Ihr gemeinsames Leben. Es ist so einfach.

Zum Beispiel: Wenn Sie im Eiscafé sitzen, telefonieren Sie nicht und checken Sie nicht Ihr Smartphone. Genießen Sie stattdessen Ihr Eis, während Ihr Hund neben Ihnen liegt und die Menschen auf der Straße beobachtet. Ich habe es immer geliebt, Shira ein Bällchen Vanilleeis im Becher zu bestellen und zuzuschauen, wie sie mit geschlossenen Augen verzückt das Eis schleckte. Wenn Sie sich zu Hause auf der Couch entspannen, vergessen Sie die E-Mails oder nervige Whatsapp-Meldungen: Atmen Sie tief durch, streicheln Sie Ihren Hund und senden Sie ihm liebevolle Energie. Glauben Sie mir, nach seinem Tod werden Sie froh und dankbar sein, weil Sie Ihrem vierbeinigen Liebling diese besondere Art der Aufmerksamkeit geschenkt haben. Und etwaige Schuldgefühle, nicht genug Zeit miteinander verbracht zu haben, werden verschwinden. Denn Sie waren voll und ganz für Ihr Tier da, als es noch gelebt hat.

Mehr als zuvor saugte ich jeden Augenblick mit Shira in mich auf. Wir gingen spazieren und saßen an unseren Lieblingsplätzen. Wenn wir eng beieinander im Gras lagen und ich sie streichelte, entspannte sie sich. Die Kamera wurde mein ständiger Begleiter. Ich baute für uns beide ein Schloss aus Erinnerungen, die Räume konnte ich später betreten.

Von den Fotos und Filmen, die ich von ihr machte, sollte später ein Video besonders wichtig werden, als es darum ging, eine Entscheidung zu treffen. Irgendwann legte ich die Kamera zur Seite. Die letzten Erinnerungen werden in unseren Herzen geformt.

Die erste Seite des Bildteils zeigt zwei Fotos von Shira.

DIE VORBEREITUNG

Tiere in unserem Leben zu haben, ist sehr bereichernd. Wir lernen unglaublich viel von ihnen. Sie schenken vorbehaltlos Liebe, die niemals wankt, und lehren uns erstaunliche Dinge über uns selbst.

Im Laufe unseres Lebens sind wir vielleicht enge Begleiter von mehreren Hunden oder Katzen, und wir sind die Zeugen ihres Lebens und Sterbens. Diese Begrenztheit ihres Daseins ist die größte Tragödie und gleichzeitig das schönste Geschenk. Sie lehrt uns, dass wir nichts festhalten können und loslassen müssen. Je öfter dies geschieht und je mehr unser Herz in Scherben zerbricht, umso besser werden wir darin, die Bruchstücke aufzusammeln und zu einem neuen Herzen zu verschmelzen.

Macht es einen Unterschied, ob der Tod plötzlich und unerwartet eintritt oder langsam? Leiden wir beim schnellen Tod unseres Hundes weniger als bei einer langwierigen Krankheit, wenn jeden Tag ein Teil von uns stirbt?

Evelyn1 hatte mit ihrem Hund Charly einen Termin beim Tierarzt und verfolgte besorgt, wie dieser den kleinen Terrierrüden mit gerunzelter Stirn abtastete und eine Röntgenaufnahme empfahl. Während Charly nach der Prozedur fröhlich in ihre Arme lief, eröffnete der Tierarzt seinem Frauchen, dass er einen Tumor und Metastasen entdeckt hatte. Die schockierende Diagnose: Krebs! Die Prognose: »Schwer zu sagen. Vielleicht ein paar Monate.« Als Evelyn nach Hause fuhr, fühlte sie nur noch eine große Leere.

Wenn unser Hund krank wird, ist die erste Reaktion, ihn retten zu wollen. Schließlich sind wir diejenigen, die für ihn die Verantwortung tragen. Wir geben ihm Spezialfutter und Medikamente, entschließen uns vielleicht zu einer Operation, die ihm helfen soll. Wenn nicht wir die Kontrolle über sein Leben haben, wer dann? Zumindest sollten wir sie haben.

Evelyn war verzweifelt und rasend vor Wut. Der kleine Charly, ihr geliebter Seelenhund, würde an diesem furchtbaren Tumor sterben, den niemand hatte erahnen können. Warum? Hätte sie mehr für ihn tun können? Hätte sie merken müssen, dass ihr Hund so krank war? Als sie später mit ihrem Tierarzt darüber sprach, beruhigte der sie: »Unsere Haustiere sind biologisch darauf programmiert, Schmerzen zu verbergen. Sie können das meist nur erkennen, wenn Sie darauf trainiert sind, so wie wir Tierärzte.«

Evelyn dachte zurück an einen schönen Herbsttag, als Charly sie mit der Leine im Maul zum Spaziergang aufgefordert hatte. »Später!«, hatte sie gesagt, es war noch so viel zu tun. Die traurigen Augen ihres Hundes, als der sich wieder in seinen Korb legte, vergaß sie nie. Doch Schuldgefühle sind ebenso normal wie Trauer angesichts der Tatsache, dass wir bald Abschied nehmen müssen.

Wie soll es weitergehen? Nach meiner Erfahrung hilft es, wenn wir uns so gut wie möglich auf das Alter und den Tod unserer Tiere vorbereiten. Wenn wir wissen, was uns erwartet, können wir schon im Prozess des Abschiednehmens Heilung finden.

Die Natur hat den Körper eines jeden Lebewesens so eingerichtet, dass er sich ständig erneuert. Aber irgendwann hört er damit auf. Leben heißt sterben, und Lieben heißt loslassen. Wir müssen uns nicht nur darüber Gedanken machen und vorbereiten, wie wir leben, sondern auch wie wir sterben wollen.

Es macht keinen Unterschied, ob es Ihr erster Hund ist, den Sie verlieren, oder der zehnte. Ob es einer aus Ihrem Hunderudel ist oder Ihr einziger Liebling. Auch wenn er noch nicht am Ende seines Lebens angelangt ist, sollten Sie sich die Veränderungen bewusst machen, die eintreten werden. Gemeinsam haben Sie die Pubertät und das Flegelalter hinter sich gebracht. In den letzten Jahren haben Sie sich an die Bedürfnisse des Älterwerdens angepasst. Ihr Tagesablauf hat sich bereits verändert und wird es weiter tun.

Damit Sie Ihrem alten, kranken oder sterbenden Tier bestmögliche Unterstützung geben können, müssen Sie vor allem Ihre eigenen Gefühle verstehen und lernen, dass alle Gedanken, Empfindungen und seelischen Erschütterungen, die Sie nun überwältigen, völlig normal und gesund sind. Normal und gesund!

Shira war noch nicht tot. Dennoch trauerte ich schon massiv um sie. Es ist paradox, dass ich immer dann, wenn es ihr gut ging und sie entspannt schlief, von Wellen des Schmerzes und von Schuldgefühlen überschwemmt wurde. Hätte ich nur mehr Zeit mit ihr verbracht, noch weniger gearbeitet oder vermeintlich wichtige Dinge erledigt! Mir schien, als ob mir nach meinem ganzen langen Leben erst jetzt bewusst wurde, was wirklich zählt. Jeder Schicksalsschlag bringt uns dazu, über den Wert, ja die Kostbarkeit des Lebens nachzudenken. Natürlich empfinden wir so bei jedem Verlust und nehmen uns vor, beim nächsten Tier alles anders zu machen. Aber irgendwann sind wir doch wieder im Hamsterrad. Das ist der Kreislauf des Lebens und gehört mit zum Trauerprozess, der schon lange vor dem eigentlichen Tod beginnt.

Wenn Ihnen bewusst wird, dass Ihnen nur noch wenig Zeit mit Ihrem Tier bleibt, wird Ihre Welt zusammenbrechen und Sie in ein Chaos stürzen. Extreme Gefühle von Angst, Traurigkeit und Wut werden sich abwechseln mit völliger Rat- und Hilflosigkeit. Ihr Leben wird sich so komplett verändern, wie Sie es sich niemals hätten vorstellen können. Nichts wird mehr sein, wie es war. Um diese Zeit großer emotionaler Belastung zu überstehen und gestärkt in Liebe daraus hervorzugehen, hilft es, zu wissen, was auf Sie zukommt und wie Sie damit umgehen können. Ich weiß, Sie würden das gerne wegschieben und verdrängen. Auch ich hätte mich lieber nicht damit beschäftigt, aber die Realität ließ sich nicht leugnen. Ich musste sie akzeptieren und das Beste daraus machen.

Medizinisch schöpfte ich alle Behandlungsmöglichkeiten aus. Zur Seite stand mir ein großartiges Team von Fachleuten. Meine Tierärztin nahm sich stets viel Zeit für Shira und mich. Und eine Hunde-Physiotherapeutin konnte das Leben meiner Hündin durch Massagen, Laserakupunktur und mit Bewegung auf dem Unterwasserlaufband um einige Zeit verlängern und vor allem schmerzfrei machen. Nach jeder Behandlung bei ihr schlief Shira entspannt und tief. Das gab mir das beruhigende Gefühl, alles für sie getan zu haben, was möglich war, und half, meine Schuldgefühle in die richtige Perspektive zu rücken. Dass ich mir das alles finanziell leisten konnte, verdanke ich auch Ihnen, die Sie meine Bücher gekauft haben. Ich betrachte dies als großes Geschenk, für das ich sehr dankbar bin.

Besonders schwer waren die Nächte, in denen mein altes Mädchen hechelnd und mit eingeklemmtem Schwanz im Haus umherlief. »Zwangswandern« nannte es die Tierärztin und verschrieb Tabletten. Doch es wurde immer schwieriger, das passende Medikament und die richtige Dosis zu finden. Shira reagierte häufiger mit Durchfall, auch in der Wohnung. Wenn ich vom Einkaufen zurückkam, fand ich die Spuren und einen irritierten und unglücklichen Hund. Still wischte ich alles weg und nahm sie tröstend in den Arm.

Dann fiel es Shira zunehmend schwerer, aufzustehen oder sich hinzulegen. Mit großen flehenden Augen sah sie mich an, und ich wusste, was sie sagen wollte. Vielleicht konnte ich ihr Leben mit weiteren Medikamenten und Prozeduren um ein paar Tage oder Wochen verlängern. Aber sie hatte recht, jetzt war es genug. Ich wollte nicht, dass sie weiter litt. Ich konnte nichts mehr für sie tun und sie nicht für mich. Dieses wunderbare liebevolle Lebewesen sollte die Welt auf würdevolle Weise verlassen. Ich beschloss, sie gehen zu lassen. Ihr Tod würde eine Befreiung für sie sein.

Shira hatte ein gutes Hundeleben gehabt und jeden einzelnen Tag mit den Menschen, die sie liebte, und mit ihren tierischen Freunden verbracht. Dieser Gedanke war ein großer Trost. Ich wollte mich auf die schönsten Seiten unseres Lebens konzentrieren, auf die Liebe, die Treue und die Freude. So würde ich mich immer an dieses besondere Geschöpf erinnern.

Ich begann, Vorbereitungen für Shiras Tod zu treffen. Es ist eine traurige Erfahrung, die niemand machen will. Ich wusste aber, dass mir die Bereitschaft, mich dem Verlust zu stellen, helfen würde. Das hatte ich schon bei Lady, Shiras Vorgängerin, erlebt. Es half mir, das Durcheinander in meinem Kopf auszublenden und ganz für meine Hündin da zu sein.

Das Letzte, worüber Sie wahrscheinlich nachdenken wollen, ist, wie Sie sich auf das Sterben Ihres Hundes vorbereiten können. Was Sie erleben, ist eine der tiefgreifendsten Erfahrungen für jeden Tierbesitzer. Ihre Gefühle der persönlichen Trauer werden unglaublich stark sein, wenn der letzte Tag im Leben Ihres Tieres kommt. Jetzt müssen Sie für Ihren Freund da sein. Vielleicht hat er Schmerzen und Angst, denn er sieht und fühlt, wie Sie sich verändern. Konzentrieren Sie sich ganz auf ihn und seine Bedürfnisse. Sie werden erstaunt sein, wie stark Sie sein können, wenn Sie Ihrem Tier beistehen.

Nun sollten Sie auf die Trauer, die Notfälle und die herausfordernden medizinischen Entscheidungen, die auf Sie zukommen, vorbereitet sein. Das ist das Beste, was Sie für Ihr Tier tun können, und es gibt Ihnen Ihren Seelenfrieden wieder.

Selbstfürsorge