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Wie bewahrt man ein Geheimnis, das das Internet bereits kennt? Damian trifft auf dem Pride-Festival auf einen Mann, den er nur als DarkDom_Adam aus dem Internet kennt. Die Faszination für ihn ist riesig – und Damian brennt darauf, Mr. Heiß und Verführerisch nach Hause zu begleiten und mit ihm all die Dinge vor der Kamera zu tun, für die der dunkle Dom bekannt ist. Was mit einem Funken beginnt, entfacht rasend schnell ein loderndes Feuer. Doch bald begegnet Damian seinem heißen Liebhaber in einem Umfeld, in dem Abenteuer dieser Art verboten sind. Was sie einst im Verborgenen taten, gelangt plötzlich an die Öffentlichkeit. Wer weiß noch davon? Und wird es zuerst Damian oder Mr. Heiß und Verführerisch das Genick brechen? ~ Dieses Buch ist Teil einer Reihe, die Geschichte kann aber unabhängig von den anderen gelesen werden. Hauptcaraktere der anderen Bücher tauchen hier als Nebencharaktere auf und vice versa. ~
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Footprints in the Sand
AIDEN & DAMIAN
Jessica Graves
Inhalt
Impressum
Inhaltswarnung
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Epilog
Nachwort und Dank
Über Jessica Graves
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Die anderen Bücher der Reihe
DYLAN & MARC
CADE & REECE
ASH & INDIGO
RUBEN & SHANE
RYAN & JORDAN
Jessicas Bücher
Deutschsprachige Erstausgabe Juni 2023
Copyright © 2023 Jessica Graves
Jessica Graves
c/o WirFinden.Es
Naß und Hellie GbR
Kirchgasse 19
65817 Eppstein
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische und sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung, wozu auch die Verbreitung über »Tauschbörsen« zählt.
Covergestaltung: Ian J. Rimes (Adrian Schönknecht)
Coverbilder:
@w20er via Deposit
@Pgiam via Canva.com
@f11photo (Getty Images) via Canva.com
Buchsatz: Jessica Graves
1. Auflage
Footprints in the Sand
Alles begann mit dem Pride …
Jedes Jahr feiert Ocean's View, ein kleiner beschaulicher Küstenort auf Cape Cod, am Strand Pride. Doch dieses Jahr finden nicht nur die Wellen ihre Bezwinger, die Besucher leckeres Essen, ausgezeichnete Musik und hervorragende Stimmung, sondern manch einer trifft auch unverhofft die Liebe seines Lebens.
Begleitet sechs Paare durch ihre Geschichten, die mehr sind als nur Fußspuren im Sand.
DYLAN & MARC – Karo Stein
CADE & REECE – Tomke Jantzen
AIDEN & DAMIAN – Jessica Graves
ASH & INDIGO – Elisa Schwarz
RUBEN & SHANE – Lili B. Wilms
RYAN & JORDAN – Adrian Schönknecht
Inhaltswarnung
Liebe Lesende,
die Geschichte um Aiden und Damian ist im Allgemeinen vor allem heiß und romantisch. Dennoch werden folgende Themen angesprochen:
Toxische Beziehungsmuster, häusliche Gewalt, Stalking, Erpressung
Fluchen und derbe Sprache
Erwähnung diverser BDSM-Praktiken im gegenseitigen Einvernehmen
Die Geschichte ist für ein Publikum ab 16 Jahren bestimmt.
Kapitel 1
Damian
Sobald mir der verführerische Duft in die Nase stieg, war ich glücklich. Es hatte sich definitiv gelohnt, herzukommen. Trotz der Massen an Menschen um mich herum, trotz des Gegröles, des Lärms und der unsäglichen Sommerhitze, die verlässlich dafür sorgte, dass mein Shirt innerhalb weniger Minuten vollkommen durchgeschwitzt war.
Das alles kümmerte mich im Augenblick nicht. Mit einem breiten Grinsen wippte ich auf den Fußballen auf und ab. Mein Magen knurrte, weil ich mir den Hunger für dieses Essen hatte aufsparen wollen. Ich konnte es schon sehen, wenn ich auf die Zehenspitzen ging: Käse, der himmlisch lange Fäden zog. Knusprig gebackener Teig. Genau die richtige Menge an gedünstetem Gemüse.
Ungeduldig biss ich mir auf die Unterlippe. Das würde so lecker werden!
Vielleicht war es ein schräges Hobby, den weiten Weg nur für einen Foodtruck auf mich zu nehmen, aber ich konnte nicht anders. Denn ich hatte eine große Leidenschaft: Käse.
Da konnte ich fast vergessen, dass mich meine Freunde versetzt hatten. Dass ich allein nach Ocean's View gekommen war – ein paar Tage nach meinem Geburtstag. Ein Stich fuhr mir ins Herz. Ich kam mir verraten vor. Einsam.
Nein, davon würde ich mir jetzt nicht die Stimmung verderben lassen! Ich hätte zu Hause bleiben können, doch stattdessen war ich hergefahren, weil ich von diesem Foodtruck schon so viel gehört hatte.
Für einen Moment löste ich den Blick vom begehrten Essen. Ich ließ ihn übers Gelände wandern. Es war recht gut besucht. Voller als die letzten Jahre.
Ich war nicht das erste Mal auf dem Festival. Bevor ich nach New York City gezogen war, war ich jedes Jahr hier gewesen. Vom Haus meiner Eltern hatte ich entspannt herlaufen können.
Die vielen bunten Fähnchen und Flaggen lösten ein nostalgisches Gefühl in mir aus. Um uns herum tanzten die Leute zur lauten Musik.
Schmunzelnd wandte ich mich zurück zum Foodtruck. Ich war nicht allein. Wenn ich auf dem Festival war, fühlte ich mich von der Community so weich in Watte gepackt, dass es meine Batterien wieder auflud. Hier waren alle wie ich – oder wenigstens nicht gegen mich. Es war wie Nachhausekommen.
Die Schlange rückte ein Stück vor. Meine Vorfreude stieg.
Der Foodtruckbesitzer backte sein eigenes Brot – bevor er es mit dem besten Käse der Region verfeinerte. Ocean's View war berühmt für seinen Cheddar. Und ich LIEBTE diesen Cheddar!
Schon seit ich wusste, dass der Foodtruck das Wochenende über hier sein würde, hatte ich mir den Termin rot im Kalender eingekreist. Dass er damit auf dem Pride-Festival stand, war ein Pluspunkt.
Über die Köpfe der Wartenden hinweg beobachtete ich den Koch bei seiner Arbeit. Der Mann war hochkonzentriert. Er arbeitete schnell. Kein Wunder, die Schlange war endlos. Es hatte sich wohl rumgesprochen, dass es hier das beste Essen gab.
Während ich ihm verträumt dabei zusah, wie er die Bestellungen zubereitete, fragte ich mich, wieso ich nicht selbst eine kulinarische Karriere eingeschlagen hatte. Der Gedanke ließ mich grinsen. Das wäre zu viel des Guten. Ich liebte Essen, ja. Vor allem gutes Essen. Vor allem Käse. Seit meiner Kindheit hatte ich sogar ein Käse-Poster im Zimmer hängen. Spätestens da hatten meine Eltern begriffen, wie ernst mir diese Sache war.
Also wie hätte ich meinen Job in einer Küche behalten sollen, wenn ich ständig den Käse weggenascht hätte? Das wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen.
Dass ich mich für meine zweite Leidenschaft entschieden hatte, Kunst und ihre Geschichte, war sicher die bessere Entscheidung für alle Beteiligten. So blieb Käse der Genuss. Mein Ausgleich. Mein Stress-Essen an schlechten Tagen.
Jetzt war nur noch ein Pärchen vor mir. Mit einem Ohr hörte ich zu, wie sie Tacos bestellten. Banausen. Dieser Käse gehörte auf frisch gebackenes Brot, das seine Konsistenz und den Geschmack zur Geltung brachte.
Endlich gingen sie zur Seite und ich war an der Reihe.
Mein Herz schlug schneller, als ich an den Foodtruck herantrat. »Hi«, grüßte ich in bester Laune. »Ein überbackenes Brot mit Pilzen, bitte.«
Ein knappes Nicken. Ich zückte meine Brieftasche. Scheine wechselten den Besitzer.
Wenige Sekunden später hielt ich ein herrlich dampfendes Brot in den Händen, dessen Duft mir das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Ich war so gespannt, so freudig erregt, so glücklich in diesem Moment!
Fast schon ehrfürchtig nahm ich den ersten Bissen. Unwillkürlich entfuhr mir ein Stöhnen. O Gott, das war himmlisch. Die weiche, fließende Geschmeidigkeit des Käses, die mit der fluffigen Fülle des Brotes und dem sanften Aroma der Pilze zu einer perfekten Einheit verschmolz. Ich wollte mich reinlegen!
Ich verschlang meinen Schatz, als gäbe es kein Morgen – bis ich plötzlich wieder mit leeren Händen dastand.
Halb glücklich über diese Erfahrung, halb enttäuscht, dass sie schon vorbei war, blieb ich neben dem Foodtruck stehen und sah mich unschlüssig um. Für die Musik war ich nicht hier. Vorhin hatte ich mir ein paar Songs der aktuellen Band angehört. Vom Hocker gehauen hatte es mich nicht.
Jetzt spielte ich mit dem Gedanken, entweder zur Bühne zurückzugehen oder mich erneut für eins der Brote anzustellen.
Meine Freunde würden mich schräg ansehen, wenn ich ihnen erzählte, dass ich von der Musik heute kaum etwas mitbekommen hatte. Andererseits kannten sie mich gut. Sie würden sich ihren Teil sicher denken können.
Mit einem schweren Seufzen schob ich die Hände in die Hosentaschen. Meine Freunde … Iris war übers Wochenende verreist, um die anstehende OP mit den Ärzten zu besprechen. Von ihr hatte ich nicht erwartet, dass sie käme. Auf Justin und Maxwell hatte ich allerdings gesetzt. Jetzt ohne sie dazustehen, war ätzend.
Man wurde nur einmal einundzwanzig. Ich hatte mit ihnen gemeinsam meinen ersten offiziellen Alkohol kaufen und das Erlebnis feiern wollen! Abwesend spielten meine Finger mit dem grünen Festivalbändchen, das mir am Handgelenk hing.
Mein Blick fiel auf einen Mittdreißiger im Anzug, der bedrohlich torkelte. Okay, vielleicht brannte ich nicht SO sehr auf Alkohol. Diese Festivals waren schon immer ein Grund für die Besucher gewesen, sich zu betrinken. Ich hatte früher heimlich das eine oder andere Bier hier getrunken, aber ich hatte mich nie so abgeschossen wie dieser Kerl.
Der stieß gegen ein paar Leute, entschuldigte sich lallend und schlurfte weiter. Sein Gesicht war grünlich. Er war blass um die Nasenspitze. Und dieser Anzug! Wer kam denn in einem Anzug auf ein Festival am Strand? Das musste unheimlich heiß sein bei diesem Wetter. Armer Kerl, er konnte einem leidtun.
Sicher, er war nicht der einzige Besoffene auf dem Festival. Ich kannte auch die Morgen danach. Wenn man den Strand entlanglief und an jeder Ecke jemand in den Dünen oder neben den Ständen lag und seinen Rausch ausschlief.
Trotzdem. Als er der Länge nach in den Sand fiel und sich mühsam wieder aufrappelte, bekam ich Mitleid. Noch mehr, als er seinen neugewonnenen aufrechten Gang dafür nutzte, ein paar Schritte aufs Meer zuzulaufen, an einem Mülleimer stehenzubleiben, sich vorzubeugen und sich sehr eindrucksvoll in diesen zu übergeben. Besser raus als rein.
Ich warf ein Blick zum Foodtruck. Die Schlange war immer noch endlos. Aber bei dem Stand daneben war es leerer. Und sie hatten Wasser.
Wenn ich hier eh nur rumstand und anderen Leuten beim Feiern (und Leiden) zusah, konnte ich dieses halbverkorkste Wochenende auch mit einer guten Tat aufpeppen. Also stellte ich mich an und kaufte eine kleine Flasche Wasser. Bei der Hitze wäre jeder dankbar dafür. Gerade dann, wenn man sich eben die Seele aus dem Leib gekotzt hatte.
Ich machte mich auf die Suche nach dem Unglücklichen.
Er war nicht weit gekommen. Ein Stück vom Mülleimer entfernt saß er im Sand und schaute verloren aufs Meer hinaus.
Mein Mitleid wurde größer. Er wirkte so einsam und alleingelassen. Ich ahnte, wie er sich fühlen musste. Vielleicht war auch er versetzt worden.
»Hey«, sprach ich ihn an und als er verwirrt aufsah, reichte ich ihm die Wasserflasche. »Trink Wasser. Es ist echt heiß heute.«
Er streckte die Finger danach aus. Sie verfehlten die Flasche.
Geduldig griff ich sein Handgelenk und drückte ihm das Wasser in die Hand. Um sicherzugehen, schraubte ich den Verschluss ein Stück auf. Ich traute dem Typen nicht zu, dass er die Kraft aufbrachte, ihn selbst zu öffnen.
Während ich ihn losließ, öffnete er die Flasche ganz und begann, in so großen Zügen zu trinken, als sei er am Verdursten gewesen. Wow, er hatte das echt gebraucht.
Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter und trat einen Schritt zurück. Er würde klarkommen. Die Sonne knallte nicht mehr so sehr wie zur Mittagszeit.
Ich wandte mich wieder zu den Menschenmassen um, die sich unter bunten Wimpeln und Fähnchen ihrer Pride-Freude hingaben. Aus den Augenwinkeln machte ich eine Gruppe aus, die ein Stück abseits im Sand saß. Ich spähte zu ihnen hin. Surfer. Ein ganzer Haufen, allesamt großgewachsen, braungebrannt und mit stylisch zerzaustem Haar. Sie rissen irgendwelche Witze und grölten.
Augenrollend wandte ich mich ab. Von dem Kaliber Mensch hatte ich mich stets ferngehalten. Zu laut, zu grob, zu arrogant.
Ganz in der Nähe war die Surfschule. Vermutlich kümmerte es sie einen Scheiß, dass an diesem Wochenende das Pride-Festival war, sie waren nur zum Saufen hier.
Zügig bewegte ich mich zu den Ständen. Lieber keine Angriffsfläche bieten.
Als ich mitten unter den Besuchern war, ging es mir gleich besser. Um die Anspannung zu vertreiben, ließ ich die Schultern kreisen. Wo ich auch hinsah, war es bunt, glitzerte und schrie nach Aufmerksamkeit. Ich grinste. Vielleicht war doch nicht alles schlecht. Statt zu grummeln, weil mich meine Freunde im Stich gelassen hatten, sollte ich das Beste draus machen.
Ich ließ mich von der Menge mittragen, bis sie mich vor die Bühne schwemmte. Dort hatte die Band inzwischen gewechselt und die neue brachte ordentlich Stimmung. Es war schwer, eisern stehenzubleiben, wenn einen der Song so mitreißen wollte. Ich begann zu tanzen, angesteckt von der guten Laune der anderen. Mir rann der Schweiß in Strömen.
Ich kannte hier niemanden. Was machte das schon? Würde ich eben allein feiern – und doch mit allen zusammen. Das hier war eine Party. Eine großartige Party!
Als die Band buntes Konfetti in die Menge schoss, das glitzernd auf uns herabrieselte, jubelten wir ausgelassen. Wir sprangen auf und ab, weil uns der Sänger dazu aufforderte, während Bass und Schlagzeug alles gaben.
Und als ich nach einer guten Stunde entschied, dass ich für heute genug hatte, drängte ich mich erschöpft aber deutlich glücklicher aus dem Pulk, bis ich freier atmen konnte.
Unweit von der Bühne sah ich Ash, den bekanntesten unserer ortsansässigen Künstler. Einen Freund. Jemanden, mit dem man über Themen reden konnte, mit denen man sich noch nicht zu seinen Eltern traute. Seine ruhige, besonnene Art hatte mir früher sehr geholfen.
Während ich zusah, wie er seinen Stand zusammenräumte und die kleinen Kunstwerke sicher verstaute, bemerkte er meinen Blick. Er sah auf. Ich winkte ihm zu. Er winkte zurück. Dann wandte er sich wieder seinem Stand zu. Wir würden ein andermal zum Reden kommen.
Tief atmete ich durch und sah hinauf in den wolkenlosen Himmel. Dieses Wochenende hatten wir Glück mit dem Wetter. Ich erinnerte mich an Pride-Festivals, bei denen es von Anfang bis Ende geregnet hatte. Gegen eine Abkühlung von oben hätte ich jetzt nichts einzuwenden.
Bald würde es angenehmer werden. Die Sonne näherte sich schon dem Horizont.
Ich steuerte die runde Strandbar an. Dieser Abend verdiente einen würdigen Abschluss und ich war einundzwanzig. Ich würde jedem, der es sehen wollte, mein grünes Festivalbändchen unter die Nase halten. Fast hoffte ich schon, dass es so käme.
Gutgelaunt ließ ich mich auf einem der Barhocker nieder und besah mir das eindrucksvolle Sortiment bunter Flaschen, das hinter der Bar aufgereiht war. Womit würde ich beginnen? Sollte ich gleich zu den harten Drinks greifen, einfach weil ich es durfte? Lieber nicht. Sonst endete ich noch wie der arme Kerl, der seinen Mageninhalt in den Mülleimer entleert hatte.
Ich warf einen Blick auf die Tafel, an der ein paar Cocktails angeschrieben waren.
Dann machte ich den Barkeeper aus. Den kannte ich doch!
Breit grinsend winkte ich Ryan zu. Er schien in Gedanken. Es dauerte eine Weile, bis er mich wahrnahm und sich seine Miene erkennend aufhellte.
»Hey!«, rief ich über die Musik hinweg. »Träumst du schon vom Feierabend?«
»Hi! Schön wär’s. Aber ehrlich, es wird jedes Jahr voller hier. Garantiert werde ich nicht eine einzige Verschnaufpause haben.«
Erstaunt hob ich die Augenbrauen. »Habe ich was verpasst? Ich dachte, das wäre dein erster Pride.«
»Mein … wie das klingt!« Ryan gluckste. »Natürlich nicht. Ich meine, ich habe in den vergangenen Jahren hier zwar nicht gearbeitet, aber jeder, der in Ocean's View lebt, war doch schon mal dabei, oder nicht?«
Ich musste grinsen. Gerade fand ich alles zum Grinsen. Wahrscheinlich war ich einfach froh, jemanden zu sehen, den ich kannte und mochte. Jemanden in meinem Alter.
»Da wäre ich mir nicht so sicher.«
»Wie meinst …?« Bevor er seine Frage beenden konnte, verschüttete ein Besucher neben uns sein Getränk. Ryans Kollegin kümmerte sich darum. Als sein Blick wieder zu mir zurückwanderte, weiteten sich seine Augen erschrocken. »Oh, verdammt! Ich bin der schlechteste Barkeeper der Welt. Was darf ich dir bringen?«
»Ein Bud, bitte!«
»Geht klar.«
So sollte es also beginnen. Mit einem einfachen Bier.
In diesem Moment ahnte ich noch nicht, dass ich der Versuchung deutlich härterer Drinks in den kommenden Stunden immer weniger würde widerstehen können …
Δ
Als ich aus dem leichten Schlummer aufschreckte, in den ich geraten war, weil ich zu schnell zu viel getrunken hatte, zeigte mein Smartphone fast Mitternacht an. O Gott, wie lange hatte ich hier besoffen an der Theke gedöst? Der letzte Cocktail hatte ordentlich reingehauen.
Ich sollte aufbrechen. Die Sonne war schon vor einer ganzen Weile verschwunden und obwohl ich die Musik hier bei der Bar, die sommerliche Brise und das Geplauder der Festivalbesucher im Hintergrund mochte, sehnte ich mich nach einem Bett. Zu meinen Eltern wäre es nicht weit. Ich war schon oft vom Strand nach Hause gelaufen und nicht immer war ich dabei nüchtern gewesen. Nur würde ich es heute nicht verstecken müssen.
Ich kicherte in mich hinein, während ich mein leeres Cocktailglas umklammerte. Die Freiheit, trinken zu dürfen, war toll!
Vielleicht nur noch einen?
Besser nicht. Wenn ich den Kopf zu schnell drehte, schwankte es um mich herum und mein Magen sprang Trampolin, ohne mich mitzunehmen. Eilig hielt ich den Kopf wieder still und atmete durch. Schließlich wollte ich noch geradeaus laufen können, sonst würde ich auf halber Strecke in der nächsten Hecke landen.
Tapfer raffte ich mich auf, bevor ich wieder hier an der Theke einschlafen konnte. Ich schob das Glas von mir, rutschte vom Barhocker, landete mehr schlecht als recht auf den Füßen und stolperte geradewegs in jemanden hinein. Die Welt geriet in bedrohliche Schräglage. Ich fiel – und meine Reaktionsfähigkeit war zu mies, um etwas dagegen zu unternehmen.
»Vorsicht«, sagte eine angenehm tiefe Stimme, dann packten Hände meine Oberarme und brachten mich wieder ins Gleichgewicht.
Ich starrte auf eine breite Brust. Eine Brust, die ich sehr deutlich sehen konnte, weil das Hemd bis zum Bauchnabel offen war. Verdammt, waren das große Muskeln.
Ein samtiges Lachen drang an meine Ohren. »Ich habe auch Augen.«
Blinzelnd legte ich den Kopf in den Nacken. Ja, er hatte Augen – und was für welche! Strahlend blau funkelten sie zu mir herunter. Sein Kiefer war unerhört kantig, seine Wangenknochen wie gemeißelt und sein weizenblondes, kurzes Haar hatte sich aus der leichten Tolle gelöst. Strähnen fielen ihm in die Stirn. Mich überkam das Verlangen, sie ihm aus dem Gesicht zu streichen. Mein Blick wanderte zu seinen Lippen. Voll und sinnlich – und feucht, weil er sich gerade über die Unterlippe leckte. Mein Herz machte einen Satz.
»Hallo«, raunte er mir zu.
Ich brauchte eine halbe Ewigkeit, bis ich begriff, dass er mit mir sprach.
Überfordert krächzte ich: »Hallo.«
Er lachte leise. »Wo wolltest du denn hin?«
»Ich … ich weiß nicht.« Nicht nur war ich sprachlos, sondern offensichtlich hatten sich meine letzten funktionierenden Gehirnzellen bei seinem Anblick verabschiedet.
Ich wusste ja, dass man sich mit Alkohol jemanden schön saufen konnte, aber dieser Mann war ein wahrer Adonis! Selbst nüchtern würde ich ihm nachsabbern. Er hatte etwas an sich, das es mir unmöglich machte, ihn nicht anzusehen.
Ich bekam das irrwitzige Gefühl, dass wir uns schon ein Leben lang kannten. Das war natürlich Unsinn. Wenn ich diesen Kerl kennen würde, hätte ich längst versucht, bei ihm zu landen – und hätte eine saftige Abfuhr kassiert. Auf meine Dating-Geschichte war ich nicht gerade stolz.
»Setz dich erstmal.« Er drehte mich zur Bar zurück und schob mich auf einen Stuhl. »Bevor dir die Beine wieder wegknicken.«
Ich wollte widersprechen, aber dann ließ er sich auf dem Hocker neben mir nieder und ich war zufrieden.
Verstohlen sah ich ihm dabei zu, wie er bei Ryan ein Glas Wasser bestellte.
»Gibt es bei mir was Interessantes zu sehen?«, fragte er amüsiert, ehe er mir eine schwarze Locke aus der Stirn strich.
Ich schluckte schwer und nickte. Für gehobene Unterhaltungen war ich eindeutig zu betrunken.
Er lachte wieder. Tief und samtig und so erregend, dass ich mir auf die Unterlippe biss. Dann schob er das Glas näher, das irgendwie vor mir erschienen war, ohne dass ich Ryan bemerkt hatte.
»Trink«, forderte er mich auf.
Folgsam setzte ich es an die Lippen.
Er brummte zufrieden. »Guter Junge.« Seine Aufmerksamkeit wanderte vom Glas zu meinen Lippen und dann zum Hals, wo er ohne Zweifel bei jedem Schluck meinen Adamsapfel hüpfen sehen konnte. Als sein Blick dunkler wurde, lief mir ein Schauer über den Rücken.
Ich musste träumen. Wahrscheinlich war ich am Strand eingeschlafen. Anders konnte ich mir nicht erklären, wieso mir dieser verboten attraktive Mann mit dem durchtrainierten Körper, dem Zahnpasta-Werbung-Lächeln und den strahlend blauen Augen seine Aufmerksamkeit schenkte.
Ich musterte ihn meinerseits. Die breiten Schultern. Die Muskeln an seinem Oberarm, die sich spannten, als er den Ellbogen auf die Theke stellte und schmunzelnd die Schläfe auf den Fingern abstützte. Das Tattoo an seinem Handgelenk. Ein Dreieck, in dem sich eine Welle aufbäumte.
Das Motiv kam mir bekannt vor. Das hatte ich schon mal gesehen. In meinem berauschten, benebelten Geist arbeitete es langsamer, doch ich kramte tapfer weiter.
Als es mir wie Schuppen von den Augen fiel, prustete ich in mein Wasserglas. Tropfen und Sprühnebel verteilten sich auf meinem Gesicht, dem Shirt und der Theke.
Klirrend stellte ich das Glas ab. »DarkDom_Adam!«, rief ich. Fassungslos starrte ich ihn an.
Die Augen des Fremden weiteten sich, während mein Ruf in der lauten Barmusik unterging.
»Du bist DarkDom_Adam«, wiederholte ich, als er sich nicht rührte. »Ich kenne dich, ich …«
Eine Hand packte mich im Nacken und zog mich mit einem Ruck nach vorn. Seine Lippen landeten auf meinen. Hart und fordernd und so dominant, dass es mir den Atem raubte.
Erstickt gab ich einen überraschten Laut von mir, ehe sich die Welt wieder stärker drehte. Es sah sicher nicht sehr elegant aus, wie ich mich viel zu spät auf seinen breiten Schultern abstützte. Hui, die waren wirklich muskulös. Da wurde man ja neidisch.
Als er mir in die Unterlippe biss, keuchte ich auf.
»Nicht diesen Namen«, brummte er. »Ich heiße Aiden.«
»Damian.« Der Name ging mir mechanisch über die Lippen. Ich war abgelenkt von der Tatsache, dass mich der verdammte Kerl küsste, von dem ich seit Wochen feuchte Träume hatte. Der Kerl, der online eine Fanbase hatte, die ihresgleichen suchte. Und der sie mehr als verdient hatte, bei dem, was er vor der Kamera anstellte. Er war ein Sexgott. Der heißeste Sexgott der Welt.
War er wirklich hier? Oder war ich so besoffen, dass ich irgendeinen Mann, der zufällig dasselbe Tattoo an der gleichen Stelle hatte, gerade mit diesem verflucht attraktiven Dom verwechselte, dessen Gesicht ich noch nie gesehen hatte?
Das musste es sein. Alles andere wäre zu unglaublich, als dass es mir in den berauschten Kopf wollte. Natürlich war das nicht der Typ von der Gay Sex Plattform. Das war hier schließlich kein Wunschkonzert.
Abgesehen davon … spielte es eine Rolle? Aiden steckte mir gerade die Zunge in den Hals und er war selbst viel zu sexy, als dass es mich kümmern konnte, dass er nicht der war, zu dem ich mir mehr als einmal vor dem Bildschirm einen runtergeholt hatte. Dieser Kerl küsste mich. Und ich stand drauf. Mein Schwanz und ich waren uns einig, dass er geil war.
Erst als Aiden wieder gluckste, fiel mir auf, dass meine Hände bei den verruchten Gedanken ein Eigenleben entwickelten und seine Schultern eingehend betasteten. Und dass sein warmer, feuchter Mund noch immer auf meinem lag und sich unser Atem vermischte. Es fühlte sich gut an. Er schmeckte nach Verheißung, nach Sehnen, Verlangen und Befriedigung.
Mit einem Schnurren drängte ich mich näher und bewegte meine Lippen gegen seine. Meine Augen fielen zu. So konnte ich mich ganz darauf konzentrieren, wie weich sich seine glatten Wangen an meine schmiegten. Wie fest seine Muskeln unter meinen Fingerspitzen waren.
Neugierig schob ich eine Hand von seiner Schulter über den Hemdkragen und dann die nackte Brust entlang. Sie spannte sich unter meiner Berührung. Das kurze Zucken machte mir Lust auf mehr – genauso wie die Härte des großen Muskels. Sicher konnten auch andere seiner Körperteile groß und hart werden. Ich brannte darauf, das herauszufinden.
Meine Hand folgte meinen Gedanken. Sie strich seine Bauchmuskeln hinab.
Als er mein Handgelenk griff und von sich schob, murrte ich unzufrieden.
»Was meinst du?«, raunte er. »Zu mir oder zu dir?«
So schnell war ich noch nie mit jemandem mitgegangen. Überhaupt konnte ich meine One-Night-Stands an einer Hand abzählen. Und die waren allesamt enttäuschend gewesen. Doch der Kerl war so sexy, dass er unmöglich schlecht im Bett sein konnte – selbst wenn er nicht der war, für den ich ihn im ersten Moment gehalten hatte.
Ich nickte so eifrig, dass ich mir im nüchternen Zustand verzweifelt vorgekommen wäre.
Er lachte. »Das war keine Ja-Nein-Frage.«
»Zu dir.« Ich packte ihn am Hemdkragen und zog ihn entschiedener näher. »Es sei denn, du wohnst bei deinen Eltern.«
Glucksend schüttelte Aiden den Kopf. »Nein. In Boston. Südlicher Teil, eine Stunde von hier.«
Erleichtert seufzte ich auf. Boston war wirklich um die Ecke. »Gut.«
Kapitel 2
Aiden
Heiß schmiegte sich Damians nackter Körper an meinen.
»So ist es gut«, lobte ich. Mir war schnell aufgefallen, dass er dafür empfänglich war. Ich schob einen weiteren Finger dazu. »Nur noch ein wenig. Atme in den Bauch.«
Damian tat es. Seine Muskeln wurden weicher. Sie ließen mich tiefer.
Ich brummte zufrieden. »Gut so.«
Als er willig den Rücken durchbog und seine Lippen meine suchten, erfüllte ich ihm den Wunsch nach einem Kuss. Er schmeckte süß und verboten unschuldig. Noch dazu roch er verführerisch. Nach Sonnencreme, Sand, Meerwasser und Alkohol. Damian roch nach Sommer. Zum Anbeißen.
Dass wir kurz davor waren, Sex zu haben, war eindeutig mehr ihm zuzuschreiben als mir. Ja, ich hatte ihn angeflirtet. Er hatte es mir nicht gerade schwer gemacht. In seinen Augen waren Herzchen aufgeploppt, kaum dass er mich gesehen hatte.
Aber hätte er nicht bei der Autofahrt ungeniert meinen Schritt massiert und angefangen, sich die Kleider vom Leib zu reißen, sobald wir durch meine Wohnungstür getreten waren, hätte ich ihm dennoch angeboten, stattdessen seinen Rausch auszuschlafen. Doch er war entschlossen gewesen – und ich beklagte mich nicht, wenn ein junges, hübsches Ding in meine Arme flog und darauf brannte, sich von mir verführen zu lassen. Er war genau das, was ich an diesem Abend gesucht hatte.
Neckend biss ich ihm in die Schulter. Damian belohnte mich mit einem Stöhnen und drückte mir seinen Hintern auffordernd entgegen. Seine Aufmerksamkeit mochte meinen Fingern gelten, doch sein Blick ging geradeaus – auf die große Kamera und die Leuchten, die ungenutzt an den Seiten standen.
»Soll ich sie anschalten?«, schnurrte ich ihm ins Ohr. »Willst du dabei gefilmt werden, wie ich dir das Hirn rausvögle?«
Damian warf mir einen berauschten Blick zu, doch er schwieg.
»Ja oder nein, Süßer?« Fordernd stieß ich gegen seine Prostata.
Das erwischte ihn kalt. Mit einem überwältigten Stöhnen legte Damian den Kopf in den Nacken. Dann biss er sich genießend in die volle, rote Unterlippe, während ich in kreisenden Bewegungen diesen empfindlichen Punkt massierte.
»Ja«, keuchte er, »mach sie an.«
Ich konnte schwören, seine Härte zucken zu sehen.
Seine Begeisterung ließ mich leise lachen. Da hatte ich wohl einen Glücksgriff gelandet. Nicht viele Menschen standen drauf, sich vor laufender Kamera ihrer Lust hinzugeben. Es war schwer, dieser Tage einen anständigen Bottom zu finden, der sowohl gut genug für Schmuddelfilmchen aussah, als auch noch willig war, seine nackte Gestalt der Öffentlichkeit zu präsentieren.
Als ich Damian die Finger entzog, gab er ein Quengeln von sich.
Ich setzte ihm einen Kuss auf die Wirbelsäule. »Ich bin gleich wieder da.«
»Und dann fickst du mich«, verlangte er so schamlos, dass ich mich schmunzelnd fragte, ob er darüber morgen im Boden versinken würde, wenn er sich erinnerte. Ich freute mich darauf, es ihm unter die Nase zu reiben und zu sehen, wie er reagierte.
»Richtig. Dann ficke ich dich«, versprach ich, rutschte zum Bettrand und stand auf. Ich ging an den zugezogenen Vorhängen und einer der Studioleuchten vorbei. Beiläufig schaltete ich sie ein und dimmte sie ein Stück, ehe ich hinter die Kamera trat und zu Damian sah, der splitterfasernackt auf allen vieren auf dem Bett hockte. Der feine Schweißfilm, der seine Haut glänzen ließ, würde in der Aufnahme großartig wirken. Genau wie der verruchte Blick, den er mir zuwarf, während sein Oberkörper lasziv tiefer sank und er den Hintern höherstreckte. Seine Miene wurde sinnlicher, wie er da vom Laken zu mir aufsah. Verführerisch ließ er sein Becken kreisen. Verdammt, er war ein Naturtalent. Die schmerzhafte Härte in meiner Hose bestätigte es.
Statt weitere Zeit mit Starren zu vergeuden, schaltete ich die Kamera ein und richtete sie aus, ehe ich mich von meiner restlichen Kleidung befreite. Mein Shirt war vorhin als Erstes gegangen. Damian hatte es mir vom Oberkörper gezogen, während er gekichert hatte, als würde er ein Weihnachtsgeschenk auspacken. Ein größeres Kompliment konnte ich nicht bekommen.
Ich drehte die Studioleuchte, damit ihr Licht nicht direkt aufs Bett schien. Diesmal wollte ich es nicht grell und deutlich. Nur eine Kamera und eine Lichtquelle. Der Charme würde durch die Natürlichkeit entstehen. Durch die Leidenschaft und den ungezügelten Sex. Solche Aufnahmen machte ich eigentlich nicht. Wir würden sehen, ob ich es behalten oder nach dieser Nacht löschen würde.
Ich kam zum Bett zurück, wo mich Damian sehnsüchtig erwartete. Er richtete sich auf und saß jetzt auf der schwarzen Seidenbettwäsche wie ein aufgeregtes Hündchen. Schmunzelnd strich ich über sein Haar.
Damians Blick wanderte meine Bauchmuskeln entlang, bis er an meinem Schwanz hängenblieb, der sich ihm entgegenstreckte. Kurz leckte er sich über die Lippen. Dann setzte er sie so schnell an die Spitze, dass ich keuchte. Ich hatte nicht damit gerechnet, wie weit ihn sein Enthusiasmus treiben würde. Da hatte ich ihn unterschätzt – oder seinen Pegel. Jetzt sah ich fasziniert dabei zu, wie er erkundend über meine Eichel leckte, ehe er fordernd daran saugte. Es jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich griff fester in sein Haar.
Als er fragend aufsah, die Lippen um die Spitze gestülpt, zuckten meine Hüften vor. »Mach schon«, grollte ich heiser. Sein Verhalten triggerte den inneren Dom, den ich heute eigentlich im Hintergrund halten wollte. »Nimm ihn ganz in den Mund.«
Damian folgte dem Befehl, ohne zu zögern. Mit einer Hand stützte er sich an meinem Oberschenkel ab, die andere umfasste meine Wurzel, ehe er den Kopf in den Nacken legte und vorschob.
Fuck. Offensichtlich war er nicht annähernd so unschuldig, wie ich ihm beim Festival unterstellt hatte. Einen Blowjob hatte ich heute genauso wenig erwartet, wie ich damit gerechnet hatte, die Kontrolle abzugeben. Das war sonst nicht meine Art. Aber jetzt war es leicht, ihn machen zu lassen. Wie auch nicht, wenn sich sein Mund so warm und feucht anfühlte und er geradezu gierig an mir saugte?
Als ich mit der Spitze gegen seinen Rachen stieß, verengte er sich. Eilig zog Damian den Kopf zurück. Ein unschönes Geräusch kam ihm über die Lippen, ehe er eine Hand vor den Mund schlug. Ich ließ ihn los.
Während er zurückwich und sich an der Bettkante festkrallte, ahnte ich, dass der Würgereflex betrunken schwerer zu kontrollieren war. Schon sah ich mich die Bettwäsche wechseln, weil er es nicht drin behalten konnte.
Doch Damian riss sich zusammen, atmete einige Male tief und zittrig durch und sah dann wieder auf. Seine Augen glitzerten. Er lächelte entschuldigend. »Geht schon«, beteuerte er, bevor ich den Mund aufmachen konnte.
Mit zusammengezogenen Brauen nahm ich das Wasserglas vom Nachtschrank. »Alles in Ordnung?« Ich hielt es ihm vor die Nase.
Er nickte, trank einen Schluck und reichte es zurück.
Eingehend musterte ich ihn. »Wir können es auch für heute gut sein lassen.«
Damians Lächeln wurde verführerisch. »Das wäre sehr schade.« Seine Hand strich über mein Knie und dann den Oberschenkel hinauf. Mit seinem nächsten Augenaufschlag schenkte er mir einen unerhört verruchten Blick. »Ich will dich.«
Noch einmal würde ich nicht fragen. Wenn er darauf bestand, zögerte ich nicht, unser beider Druck abzubauen.
Als ich über seine Wange streichelte und den Daumen gegen seine Unterlippe drückte, öffnete Damian den Mund und umspielte die Spitze mit der Zunge. Es kribbelte verheißungsvoll. Wieder sah er mit einem Schlafzimmerblick zu mir auf, bei dem ich ihn am liebsten gepackt und umgedreht hätte, um an seinen hübschen Hintern zu kommen.
»Dreh dich um«, befahl ich heiser.
Damian kam dem genauso schnell nach wie allen Aufforderungen zuvor. Er war so verlangend und zugleich so folgsam. Eine berauschende Mischung.
Und nicht nur das: Er ging wieder auf die Knie und reckte mir sein Hinterteil entgegen, während er sich auf den Unterarmen abstützte. Jemand, der mitdachte. Verdammt, wie schwach wollte er mich eigentlich machen? Cleverness und vorauseilender Gehorsam waren mein Kryptonit.
Andächtig strich ich über seinen Steiß. Mit der freien Hand langte ich nach dem Kondom, das neben uns auf dem Nachttisch lag. Ich rollte es mir über und griff die Tube Gleitgel. Zugleich drückte ich mit dem Daumen gegen Damians Eingang, damit er nicht anfing, sich zu langweilen.
Er erbebte befriedigend, ehe sich mir mein hübscher Fang für die Nacht verlangend entgegendrängte. Jetzt war er verdächtig still, als fürchtete er, ich würde es mir noch einmal überlegen. Bei dem Gedanken zuckten meine Mundwinkel. Er kannte mich nicht. Täte er es, wüsste er, dass ich mir keinen willigen Hintern entgehen ließ. Besonders dann nicht, wenn besagter Hintern so verführerisch war.
In einer zügigen Bewegung verteilte ich Gleitgel auf meiner Härte und legte die Spitze gegen ihn. Die Tube warf ich beiseite, ehe ich Damians Hüften packte. Jetzt kam er mir nicht mehr davon. Mit einem zufriedenen Stöhnen drückte ich mich in ihn. Heiß empfingen mich seine Muskeln, zuckten um mich, massierten mich.
Damian schnappte nach Luft. Er krallte die Hände ins Laken, sank mit dem Oberkörper noch weiter runter und hob sein Becken höher. Hinreißend.
Langsam drang ich tiefer, bis er mich bis zum Anschlag in sich aufgenommen hatte. Gebettet in seine warme Enge genoss ich die Ruhe vor dem Sturm. Das leichte Kribbeln meiner Lust, die darauf brannte, sich voll zu entfachen. Noch nicht. Erst wollte ich genießen, wie sehnend Damian sein Becken in einer stummen Einladung gegen mich presste. Sein Rücken glänzte. Das Haar klebte ihm im Nacken und seine Atmung ging flach und schnell.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Er war so verführerisch.
Als ich es nicht länger ertrug, uns beide hinzuhalten, packte ich seine schmale Taille, zog mich ein Stück zurück und stieß dann so fordernd wieder vor, dass Damian überwältigt aufstöhnte.
»Shit«, fluchte er. Sein Inneres zuckte überfordert. Es zog mich hungrig tiefer.
Mit einem dunklen Knurren wiederholte ich den Stoß fester. Seine erregenden Laute untermalten die Wellen der Lust, die durch meinen Körper schossen. Meine Gier nahm zu. Ich wollte ihn schreien hören und ich wollte, dass die Kamera einfing, wie er dabei aussah. Aktuell hatte sie einen guten Blick auf unsere Seitenansicht. Darauf, wie mein Schwanz aus Damians Hintern rutschte und sich wieder hinein schraubte, unermüdlich und süchtig nach mehr. Jede kraftvolle Bewegung war von einem schmutzigen, verruchten Klatschen begleitet, kommentiert von Damians Stöhnen und meinem flachen, schnellen Atmen.
Nach den ersten harten Stößen war der Junge da, wo ich ihn haben wollte. Wimmernd, keuchend und seufzend, während ihm die Realität aus den Fingern glitt und dem Rausch der Ekstase Platz machte.
Ich zog mich raus. Sofort jammerte er auf.
»Dreh dich auf die Seite«, bat ich, ehe ich mich hinter ihn legte. So würde ihn die Kamera in seiner ganzen Schönheit einfangen können. Nichts würde vor ihr verborgen bleiben. Der Gedanke daran, mir morgen das Material anzusehen, machte mich gleich noch lüsterner.
Sobald wir so lagen, dass sich sein Rücken gegen meine Brust drückte, hob ich sein Bein an. Ich verlor keine Zeit. Zu gierig war ich auf ihn und seinen kleinen geilen Hintern, als dass ich zögern konnte. Ich positionierte mich, stieß mein Becken vor und versenkte mich wieder in ihm.
Stöhnend bog Damian den Rücken durch. Eng umschlang mich sein Inneres. Ich wusste warum: Ich hatte seine Prostata anvisiert – und das würde ich weiterhin, bis wir kamen.
»Stell deinen Fuß hier ab.« Ich dirigierte ihn hinter meinen Oberschenkel. Das Bein blieb angewinkelt, aber ich hatte die Hand wieder frei.
Während ich ihm den salzigen Geschmack vom Nacken leckte und ihm dann in die weiche Haut biss, umfasste ich sein Glied. Damian keuchte auf. Seine Spitze war ganz nass. Als ich meine Hüften vorrollen ließ, immer schneller und schneller, traten noch mehr Tropfen aus.
»F-Fuck«, fluchte er, legte die Hand auf meinen Unterarm und krallte sich hinein. Sein Becken zuckte, als könnte er sich nicht entscheiden, in welche Richtung er sich drängen sollte.
Ich ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken. Verlangend stieß ich zu, direkt gegen seine Prostata, hart. Einmal, zweimal und erneut, während ich ihn im gleichen Takt mit der Hand massierte. Ich saugte mich an seinem Hals fest und lauschte seinem Stöhnen. Rammte mich mit voller Wucht in ihn. Damian schrie auf. Meine Lust nahm zu. Jetzt konnte ich den Orgasmus bereits in der Ferne fühlen. Entschieden verdoppelte ich meine Anstrengungen, fickte ihn schneller und pumpte seine Härte.
Mit einem heftigen Schaudern kam er. Mir rann sein Samen durch die Finger.
»Wir sind noch nicht fertig, Kleiner«, grollte ich und ließ ihn los.
Damian entwich ein überfordertes Wimmern, als ich ihn mit meinem Körpergewicht auf den Bauch rollte. Jetzt gab es für mich kein Halten mehr. Ich nahm ihn kraftvoll und schnell, die Hände in seine Hüften gekrallt, weil er fortzucken wollte und ich ihn nicht lassen würde. Verzweifelt grub er die Finger ins Laken. Er begann zu zittern. Heftig bebend und in hohen Tönen stöhnend lag er unter mir, gefangen in der Überreizung, die ihm meine Stöße bescherten, bis sich der Druck in mir endlich entlud und ich ebenfalls kam. Tief in ihm verharrte ich und kostete die Enge seines Körpers aus, der mich weiter massierte.
Ich kam zu Atem. Genoss das Nachbeben. Das Gefühl des festen kleinen Hinterns, der mich umklammert hielt. Die Aussicht auf die schlanke Gestalt, die befriedigt unter mir lag, verschwitzt und erschöpft. Damian fühlte sich so gut an. Und er sah verführerisch aus, wie er da vor mir lag, mit meinem Schwanz bis zum Anschlag in sich.
Bevor ich bei dem Anblick weitere Sehnsüchte entwickeln konnte, zog ich mich aus ihm raus und kam auf die Füße. Ich trat an die Kamera heran und schaltete sie aus. Ein weiterer fachmännischer Handgriff entfernte das Kondom. Ich warf es in den kleinen Mülleimer in der Ecke.
Damian lag auf dem Bauch, den Kopf auf die angewinkelten Arme gebettet, und sah mir zu. Schmunzelnd öffnete ich das Fenster. Es roch nach Sex. Nach Sperma, Schweiß und unserer Ekstase. Kein unangenehmer Geruch, aber frische Luft würde uns guttun.
Bedächtig kehrte ich zu Damian zurück, legte mich wieder neben ihn und strich ihm über den Rücken. »Und?«, fragte ich, weil er auffällig still war. »War es befriedigend?«
Seine Augen bekamen ein schelmisches Funkeln. »Das kann ich noch nicht beurteilen. Dafür reicht ein Mal eindeutig nicht aus.«
Ich lachte auf. »Guter Versuch, Kleiner.«
Als er den Kopf reckte, küsste ich ihn, ehe ich mich mahnte, es mit den Zärtlichkeiten nicht zu übertreiben. Seine Zunge strich über meine Unterlippe, doch ich zog mich zurück. Besser keine ausschweifende Knutscherei nach dem Sex.
Fragend sah mich Damian an. Bevor die Stimmung umschlagen konnte, küsste ich ihm noch einmal die Schulterspitze. Er schmeckte salzig.
»Duschen?«, fragte ich.
Damian gab ein zustimmendes Brummen von sich, doch seine Lider waren über die letzten Sekunden immer weiter herabgesunken. Amüsiert sah ich dabei zu, wie er in den Schlaf driftete. Einen Moment später war er weggedöst.
Ich gluckste leise, legte ihm die Decke über die nackte Gestalt und stand auf. Ich duschte ohnehin lieber allein.
Kapitel 3
Damian
Ich wünschte, ich könnte behaupten, dass mich die Sonne weckte, Vogelgezwitscher oder der Geruch von Kaffee.
Mein Leben war nicht so gnädig. Stattdessen schreckte ich aus dem Schlaf, weil sich ein scharfer Schmerz so tief in mein Hirn bohrte, als hätte sich jemand entschieden, eine besonders barbarische mittelalterliche Praktik an mir auszuprobieren.
Mit einem gequälten Aufstöhnen zog ich die Decke über den Kopf und versteckte mich darunter – bis mir auffiel, wie seidig sich die Bettwäsche anfühlte. Und dass ich nackt schlief. Ich schlief NIE nackt!
Schon kamen die Erinnerungen zurück. Davon, wie ich allein aufs Festival gegangen war. Der Käse, den ich gegessen hatte. Mein Highlight!
Dann hatte ich getrunken. Irgendwie war das eskaliert. Hatte ich Alkohol wirklich so nötig gehabt, dass ich es hatte übertreiben müssen?
Na ja, meine Freunde hatten mich versetzt, obwohl das meine Geburtstagsparty hätte sein sollen. Das war Grund genug.
Aber dann war da dieser Kerl aufgetaucht und ich hatte ihm den Namen eines Cam-Doms ins Gesicht geschrien, um noch dem letzten Idioten im näheren Umkreis klarzumachen, dass ich mich auf Gay Porn Seiten rumtrieb und mir zu heißen Streams einen runterholte.
Mein Magen verknotete sich und Übelkeit stieg in mir auf. Scheiße, er musste mich für einen völligen Trottel gehalten haben. Allerdings hatte ihn das nicht davon abgehalten, mich mitzunehmen und mit mir zu schlafen. Denn ich erinnerte mich zwar nicht mehr an viel, aber daran sehr deutlich. Seine Hände auf mir, sein Schwanz in mir, seine festen Stöße, sein Keuchen in meinem Ohr. Bei der Erinnerung zogen sich meine Beckenbodenmuskeln zusammen. Sofort durchfuhr mich neuer Schmerz. Wunderbar. Jetzt bekam ich es von zwei Seiten.
Mit einem schweren Seufzen drückte ich das Gesicht ins Laken und zog Bilanz. Ich lag also in einem fremden Bett, nachdem ich mich besoffen irgendeinem Kerl angeboten hatte.
Ein erschreckender Gedanke durchfuhr mich wie ein Stromschlag. O Gott, was, wenn er hässlich war? Was, wenn ich so betrunken gewesen war, dass ich das Bild eines Traumkerls auf ihn projiziert hatte und wenn ich jetzt die Decke von meinem Kopf zog, würde mich ein zahnloser, fetter, haariger Opa angrinsen?
Nichts gegen zahnlose, fette, haarige Opas. Aber die entsprachen wirklich nicht meinem Beuteschema.
Die Übelkeit nahm zu. Ich war mir nicht sicher, ob es an den erschreckenden Gedanken oder am Kater lag.
So oder so war ich zu feige, die Decke zu heben.