Aktien, Bitcoins und Rendite - Lorenz Laplace - E-Book

Aktien, Bitcoins und Rendite E-Book

Lorenz Laplace

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Beschreibung

Dieses Buch wendet sich in erster Linie an den Börseneinsteiger, der sich noch nicht entschieden hat, in welche Form der Geldanlage er sein Erspartes anlegen möchte. Soll er auf den Anlageberater seiner Bank hören und sein Geld in einen aktiv gemangten Fonds anlegen? Oder lieber doch in sichere Anleihen, trotz der niedrigen Zinsen? Oder soll er es wagen, mit einem eigenen Aktiendepot das Risiko der Börse vollständig selbst einzugehen, ohne die Hilfe eines Experten? Wenn ja, mit welcher Strategie der Aktienauswahl? In dem Buch wird die Geldanlage aus drei unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet: 1.) Rendite, 2.) Risiko und 3.) Kosten der Geldanlage. Abhängig von den Zinsen und der Börsenlage gibt es einleuchtende Regeln, welche Geldanlageform für den Leser die richtige ist. Das Buch richtet sich im ersten Teil an den unentschlossenen Anleger, der noch nach der Suche der Anlageform ist. (145 Seiten.) im zweiten Teil werden selbst erfahrene Aktionäre neue, klare Regeln für die Bewertung von Märkten und Einzelaktien erfahren., z. B. die Lorenz-Laplace-Orientierungshilfen für die Bewertung von defensiven Aktien und Wachstumsaktien (120 Seiten) Lorenz Laplace ist seit mehr als 30 Jahren aktiv an der Börse und arbeitete im Börsenumfeld fast 10 Jahre, (als Foreign-Broker für verschiedene Rohstoffmärkte, als Datenbankspezialist für Banken und Broker, als Autor und später als Objektbetreuer für ein Börsenmagazin), bevor er sich entschloss Lehrer zu werden. Laplace vermittelt komplexe Inhalte einfach und verständlich und legt großen Wert darauf, kaufmännische Betrachtungen zu vereinfachen, ohne sie zu verfälschen. Sein Motto für seine Bücher ist: Meine Leser müssen wissen, was fünf Prozent bedeutet, aber sie müssen auch nicht mehr wissen, um meine Bücher zu verstehen!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 185

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Oft ist es besser,

eine Stunde über sein Geld nachzudenken als

einen ganzen Monat dafür zu arbeiten.

John Davison Rockefeller Sr.

(1839–1937)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

T

EIL

I: I

HRE

E

INSTELLUNG ZU

K

APITALANLAGEN UND SICH SELBST

1. Über Sie, lieber Leserin, lieber Leser

2: Meine Zeit als AZUBI zum Versicherungskaufmann – Mein Urelebnis

3. Die Kosten börsengehandelter Wertpapiere

4. Die Analyse Ihrer persönlichen, finanziellen Lage

5. Meine Zeit als Foreign-Broker

6. Ab welcher Summe kann man Geld anlegen?

7. Die klassischen börsengehandelten Wertpapiere: Anleihen und Aktien

7.1 Anleihen

7.2 Aktien

8. Andere Geldanlageformen-eine Übersicht und Bewertung:

8.1 Fonds

8.2 ETFs

8.3 Optionen und Derivate

8.4 Hybridprodukte von Aktien und Anleihen

8.4.1 Aktienanleihen

8.4.2 Diskountzertifikate

8.4.3 Wandelanleihen

8.4.4 Genussscheine

8.5 Zertifikate mit unterschiedlichen Modalitäten

8.6 Immobilien

8.7 Kryptowährungen (Bitcoins etc.)

8.8 Edelmetalle (Gold etc.)

8.9 Ökologische oder ethische Investments

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ACHLICHER

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INFÜHRUNG IN DIE

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ÖRSE

9. Eine Klassifikation der Börsenrisiken

10. Ein praktisches Beispiel einer Depotzusammensetzung

11. Die Bewertungskennziffern einer Aktie

12. Ein kleines Kapitel Wirtschaftslehre-Der Versuch der Prognose einer Baisse

13. Die Betrachtung einiger Branchen im Vergleich als Beispiel eines Bewertungsschemas

14. Der Vergleich einzelner Regionen untereinander

15. Die Einzelauswahl von Aktien: Ein Schema zur groben Orientierung

16. Drei Einzelauswahlstrategien zur Alternative:

16.1 Die Insider-Strategie

16.2 Die Window-dressing-Strategie

16.3 Die Trittbrettfahrer-Strategie

17. Andere Strategien zur Einzelaktienauswahl

18. Die Diversifikation bei Anleihen

19. Epilog und Zusammenfassung

Vorwort

Ich besaß einmal den aufrichtigen Wunsch, andere Menschen individuell und objektiv in Finanzangelegenheiten zu beraten.

Heute erfülle ich mir diesen Berufswunsch, indem ich dieses Buch schreibe.

Viel Spaß bei der Lektüre!

Ihr Lorenz Laplace,

im Mai 2020

TEIL I:

Ihre Einstellung zu Kapitalanlagen und sich selbst

KAPITEL 1

Über Sie, liebe Leserin/lieber Leser

Normalerweise ist es eher üblich, dass der Autor eines Buches sich vorstellt. Ich mache es aber in diesem Buch umgekehrt, ich charakterisiere Sie:

Dadurch, dass Sie dieses Buch in der Hand halten, kann ich nämlich eine Menge Dinge über Sie sagen:

Sie besitzen eine hohe Bildung, denn Sie halten ein Buch in den Händen und interessieren sich für komplexe Inhalte.

Sie sind motiviert, sich um Ihr eigenes Vermögen selbst zu kümmern.

Sie haben das Selbstbewusstsein, dass Sie in der Lage sind, sich in eine komplexere Materie einzuarbeiten.

Sie sind umsichtig genug, sich zuvor zu informieren, bevor Sie in Geldangelegenheiten eine Entscheidung treffen.

Sie sind skeptisch, wenn Ihnen jemand eine Geldanlage empfiehlt. Entweder haben Sie selbst schon Vermögensverluste erlitten oder aber Sie haben aus den Medien und /oder dem Bekanntenkreis erfahren, dass Anlagebetrug ein häufig auftretendes Phänomen ist.

Sie besitzen ein hinreichendes Vermögen, um an die Börse gehen zu wollen. Auch das hinreichende Vermögen deutet auf Intelligenz hin.

Ihre finanzielle Situation lässt sich wie folgt umschreiben:

Entweder haben Sie gerade eine größere Summe erhalten, etwa, weil Sie eine Immobilie verkauft haben oder eine Lebensversicherung ausgezahlt bekommen haben.

Oder Sie sind gerade in der „besten Phase“ Ihres Berufslebens: Sie haben derzeit einfach etwas mehr Geld zur Verfügung, als Sie monatlich ausgeben, Sie wollen also sparen oder Erspartes möglichst rentabel anlegen. Typischerweise besitzen Sie ein Alter von Ende 20 bis Anfang 40, nämlich das Alter, in dem man sich für eine langfristige Kapitalanlage interessiert.

Langfristig, das ist für mich ein Zeitraum von ca. 30 Jahren. Wenn Sie z. B. 37 Jahre alt sind, dann hätten Sie noch genau 30 Jahre bis zu Ihrem Rentenbeginn. Dieser Zeitraum von 30 Jahren ist auch genau der Zeitraum, von dem ich in meinem Buch immer wieder sprechen werde, wenn man Geld langfristig anlegen möchte.

Sie sind von den Möglichkeiten, Rendite zu erzielen, bei den Ihnen bekannten Anlageformen enttäuscht. Die Zeiten des Minuszinses auf Geldanlagen haben in dem Jahr, in dem ich beginne, dieses Buch zu schreiben (2019), auch den Privatanleger erreicht. Viele Privatleute suchen nun Rat, wie sie eine Rendite erwirtschaften können.

Ich möchte Sie dazu ermutigen, Ihre Vermögensanlage selbst in die Hand zu nehmen! Sie benötigen dabei genau die Eigenschaften, mit denen ich Sie gerade charakterisiert habe: Skepsis, Umsicht, Intelligenz und eine gehörige Portion Motivation sind eine Voraussetzung für die weitere Einarbeitung in Geldanlagen.

Und Sie benötigen noch etwas: Sie sollten die Bildung besitzen, dass ein anderer Mensch mit längerer Erfahrung Ihnen die wichtigsten Leitlinien einer komplexen Materie mitteilen kann, auch ohne dass man sich in kryptische Formeln verliert oder mit PC-gestützten Analysen zu nicht nachvollziehbaren Ergebnissen kommt.

Ich vermittle Ihnen in diesem Buch zunächst eine Einstellung, weniger eine Sachkenntnis:

Wenn man eine gewisse Einstellung hinsichtlich des Themas Kapitalanlagen besitzt, so vermeidet man die größten Fehler bei der Kapitalanlage. Die Sachkenntnis ist zwar auch von Bedeutung, aber es ist mindestens ebenso wichtig, Sie in einer Hinsicht psychologisch zu schulen: Ich lege großen Wert darauf, dass Sie nicht auf irgendwelche selbsternannten Anlageberater oder Börsenprofis hereinfallen können, die Ihnen mit ein paar auswendig gelernten Sätzen einen Bären aufbinden und Sie zu vollkommen falschen Entscheidungen beeinflussen. Ihre Einstellung zum Thema Geldanlage muss sein:

Ich kann die Geldanlage verstehen, in die ich investiere.

Denn wenn Sie selbst die Geldanlage verstehen, in die Sie investieren, dann benötigen Sie keinen Finanzberater oder Ähnliches mehr, den Sie bezahlen müssen. In die Kapitalanlagen, die Sie nicht verstehen, investieren Sie halt nicht, fertig!

Um Ihnen zu verdeutlichen, wie wichtig diese Einstellung ist, möchte ich Ihnen zu Beginn des Buches zwei vollkommen wahre Anekdoten erzählen. Beide sind in dem Jahr, als ich beginne, dieses Buch zu schreiben (2019), ca. dreißig Jahre alt, aber heute noch genauso aktuell wie damals.

Eines kann ich Ihnen schon jetzt mit breiter Brust in Aussicht stellen: Wenn Sie die folgenden Fehler, die ich Ihnen in Kapitel 6 aufzählen werde, vermeiden und Sie auch nur einen Anlagebetrag von 1.000 € zur Verfügung haben, dann hat sich der Kauf dieses Büchleins sicherlich gelohnt!

Wenn Sie den ersten Teil des Buches gelesen haben, sollten Sie die Einstellung erlangt haben, die Sie benötigen: Diese lautet:

Ich traue mir selbst zu, Kapitalanlagen zu beurteilen und einzugehen.

Die Sachkenntnis über einige einfach zu befolgende Börsenregeln vermittle ich im zweiten Teil.

KAPITEL 2

Meine Zeit als AZUBI zum Versicherungskaufmann

Ich habe 1988 Abitur gemacht. Ich war recht stolz, dass ich danach eine Lehre zum Versicherungskaufmann bei einer großen, seriösen Versicherung ergattert hatte. Ausbildungsplätze waren damals selbst für Abiturienten rar.

Ich glaubte vor Antritt meiner Lehre wirklich, dass es so etwas wie seriöse „Vermögensberatung“ gäbe, also die ehrliche, nüchterne Analyse der Vermögenslage eines Kunden und dann eine objektive, auf den Kunden zugeschnittene Empfehlung einer Kapitalanlage, die dem Kunden einen Nutzen einbringen könnte.

Für die jüngeren LeserInnen zur Information: Ende der Achtziger Jahre gab es noch die Währung „DM“, und es wurden für deutsche Staatsanleihen im Fünfjahresbereich Renditen von ca. 7% gezahlt. Heute, im Jahr 2019, ist dies nicht mehr realisierbar! Wir haben heute Minuszinsen! Aber um die Anekdote zu verstehen, sollte ich Ihnen diese anderen Umstände zuvor mitgeteilt haben.

Ich erinnere mich noch gut an eine betriebsinterne Schulung über die sog. „Lebensversicherungen mit Kapitalrecht“ (Abkürzung: LV), in der unser Ausbilder die Vorzüge dieser Form der Kapitalanlage ausführte:

Erstens habe man den Versicherungsschutz für den Todesfall, damit sei die Familie abgesichert.

Zweitens sei eine Rendite von ca. 7 Prozent in den letzten Jahren erzielt worden.

Drittens gäbe es steuerliche Vergünstigungen.

„Rechnet Euch nur einmal aus, wenn Ihr nur 100 DM im Monat in eine LV einzahlt, was da nach 30 Jahren herauskommt, wenn man 7% Zins zugrunde legt!“ war ein sinngemäß-wörtlicher Satz in der Schulung.

Ich war damals von der Anlageform LV begeistert: Die gleiche Rendite wie mit den Staatsanleihen, und dazu ein Versicherungsschutz, ...

Dies erzählte ich im Familienkreis und erhielt- wie so oft- Widerspruch von meinem vier Jahre älteren Bruder, der eine kaufmännische Lehre bereits abgeschlossen hatte und mittlerweile Wirtschaft studierte:

Sein Einwand war in etwa wie folgt zu umreißen:

Die Rendite werde nicht auf den monatlich eingezahlten Betrag berechnet, sondern nur auf den Sparbeitrag, der ca. 25%, manchmal sogar 30% unter dem monatlich zu zahlenden Beitrag liege.

Wenn man also z. B. 100 DM monatlich an die Versicherung überweise, dann würden maximal 75 DM gespart, nicht 100 DM.

Die restlichen 25 DM seien Prämien für die Lebensversicherung, Kosten für die Verwaltung und letztlich auch Gewinn des Unternehmens.

Mein Bruder gab auch eine eigentlich sehr einleuchtende Begründung für seine Behauptung: Eine Versicherung kann nur die Rendite am Kapitalmarkt erzielen, welche derzeit am Anleihenmarkt gezahlt wird. Denn die Versicherung ist verpflichtet, den Großteil ihrer Gelder in Anleihen zu stecken. Ca. 25% werden aber von dem Todesschutzbeitrag, für die Verwaltung der Prämien und letztlich auch für den Gewinn des Unternehmens benötigt, nur die restlichen 75% der eingezahlten Prämien stehen für die Kapitalanlage zur Verfügung.

Das war zwar einleuchtend, aber ich glaubte meinem Bruder dennoch aus zwei guten Gründen erst einmal nicht:

Erstens: So etwas, davon war ich sicher, hätte doch unbedingt in die Schulung gehört! Wie kann ich demnächst einen Kunden seriös beraten, wenn ich solche Informationen nicht erhalte?

Zweitens war ich überzeugt: Die 7%, die ich selbst für Staatsanleihen erhalten kann, wenn ich sie mir über ein Wertpapierdepot kaufe, das kann doch jedes Kind! Die „Profis“ von der Versicherung müssen doch mehr Rendite erwirtschaften können als ich, als Kleinanleger...

Sie werden in meinem Buch noch feststellen, dass ich heute sehr selbstbewusst bin, nein, sogar eine gehörige Portion Arroganz an den Tag lege, wenn ich mich heute über Kapitalanlagen äußere und mir Prognosen von professionellen Anlegern entgegen gehalten werden, die nicht meiner Meinung entsprechen. Damals war ich bescheidener: Ich glaubte, dass „professionelle Anlageberater“ besser Geld anlegen können als ein kleiner Abiturient, wie ich es damals war: Und Bundesschatzbriefe, die damals üblichen Staatsanleihen der BRD, die man ab 50DM bei jeder Bank spesenfrei kaufen konnte, warfen etwa 7% ab, und davon besaß ich bereits einige.

Also, es war meine feste Überzeugung, dass Profis eine Overperformance erzielen können, und dass wir bei der Versicherung gut bezahlte Profis hatten, das war doch wohl unumstößlich klar.

Deshalb glaubte ich meinem Bruder nicht, wollte mich aber zuvor für die nächste Diskussion mit ihm mit sicheren Informationen versorgen.

Folgerichtig fragte ich in der nächsten betriebsinternen Schulung meinen Ausbilder, ob die Information richtig sei: „Wir hatten bei der letzten Schulung eine Rendite von 7% in der LV angegeben. Auf welchen Betrag werden diese 7% berechnet?“ fragte ich vor versammelter Mannschaft.

„Wie meinst du das? Das hängt natürlich davon ab, wie viel du einzahlst, wenn du 100DM sparst, dann ist der Betrag natürlich geringer, als wenn du 200DM monatlich sparst.“ war die banale Antwort meines Ausbilders.

„Ja, aber gibt es denn einen Unterschied zwischen dem, was ich einzahle und dem, was ich spare?“ wollte ich zur Sicherheit wissen.

„Nein, das, was du einzahlst, das sparst du natürlich“, antwortete mein Ausbilder. Die Antwort hätte mich eigentlich beruhigen müssen, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass er mir doch noch etwas Wesentliches verschwieg. Ich sah ihm die Sorgen an, dass ich weiter bohren könnte, was ich dann auch tat:

„Wirklich? Ich habe gehört, dass die 7% nicht auf den monatlich zu zahlenden Beitrag des Kunden berechnet werden, sondern auf einen viel geringeren Betrag, den sog. Sparbeitrag, der ca. 25% unter der monatlichen Prämie liegt.“

Mein Ausbilder wurde ein wenig nervös. Ich erntete hier bereits vorwurfsvolle Blicke und betretenes Schweigen.

Ich bohrte bei meinem Ausbilder weiter: „Ich möchte nur wissen, ob die Information richtig ist. Wenn der Kunde monatlich 100 DM an die Versicherung überweist, wie viel wird dann gespart, also in den Kapitalstock gelegt? Sind das 100 DM oder ein viel geringerer Betrag, der sich „Sparbeitrag“ nennt?“

Der Ausbilder wollte keine Antwort geben. Schnell erzählte er wieder von den ganzen steuerlichen Vorteilen, dem Versicherungsschutz usw.

Ich ließ nicht locker: „Wie viel wird für den Kunden pro Monat gespart, wenn er 100DM monatlich an die Versicherung überweist?“ lautete meine wiederholte Frage.

Ziemlich unbeherrscht fuhr er mich an: „Ja glaubst du denn, dass eine Versicherung nicht ihre Kosten decken muss? Woher soll denn der Todesfallschutz kommen? Die Versicherung muss doch auch manchmal die vereinbarte Todesfallsumme bezahlen, wenn der Kunde kurz nach dem Vertragsabschluss stirbt. Und selbstverständlich haben wir Personalkosten, jeder von uns wird doch von der Versicherung bezahlt, du doch auch!“ entgegnete mein Ausbilder ziemlich wütend.

Mein Ausbilder hat mir vor der versammelten Mannschaft der AZUBIS noch nicht einmal explizit Recht gegeben! Er wurde unbeherrscht, weil ich durch meine Skepsis und vorlaute Fragerei die anwesenden Auszubildenden verunsicherte und die Nachteile der Lebensversicherung in den Mund nahm. Ich nannte die Kosten der Kapitalanlagewas sein Ausbildungskonzept erheblich durcheinander brachte. Ich wurde in der Versicherung angeranzt, nur weil ich zuviel wusste!

Diese Geschichte ist eigentlich mein persönliches Urerlebnis und prägt mich bis heute: Auch wenn die Argumente des Ausbilders durchaus Ihre Berechtigung besitzen- ich erkenne sie noch heute an – war ich erbost, nein- erschüttert, regelrecht entwurzelt, dass mir die Informationen vorenthalten werden sollten! Der Ausbilder wollte mir, einem angehenden Versicherungskaufmann, nicht die Kosten der Versicherung mitteilen, die ein Kunde nun einmal für die Versicherung zu zahlen hat – auch auf Nachfrage nicht. Ich sollte besser ohne diese Information in den Vertrieb gehen. Es ging der Versicherung nicht darum, dass Kunden seriös beraten wurden, sondern nur darum, das eigene Produkt zu verkaufen. Ein Kundenberater erhält Provision, wenn er das Produkt verkauft, und nicht, wenn er den Kunden umfassend aufklärt.

Hätte mein Ausbilder auf meine erste Frage etwa wie folgt reagiert: „Ja, was du sagst stimmt, aber sieh einmal die Vorteile, die sich durch die Lebensversicherung ergeben,..“ dann hätte ich mich vielleicht ein wenig geärgert, dass die Kosten nur auf meine Nachfrage genannt wurden. Ich habe damals erwartet, dass ich als angehender Versicherungskaufmann ungefragt über die Produkte vollständig aufgeklärt werde, die ich im Bekanntenkreis bewerben soll.

Durch sein nachhaltiges Ausweichen und seinen Wutausbruch wurde mir jedoch die Strategie der Versicherung mit einem Schlag klar:

Die Informationen über die Kosten der LV sollten nicht einmal den eigenen Mitarbeitern bekannt gegeben werden! Selbst der ausgebildete Versicherungskaufmann ist in dieser Hinsicht uninformiert, er wird in seiner Ausbildung „dumm gelassen“.

Diese „dumm gelassenen Vertriebsmitarbeiter“ habe ich in der Finanzbranche häufig angetroffen.

Der Hintergrund, den AZUBIS die Kosten der LV zu verschweigen hatte einen guten Grund, der ist mir heute sehr wohl klar: Vertriebsleute, die weniger wissen, verkaufen besser, weil sie selbst von einer Police überzeugt sind. Ein Vertreter, der selbst die hohen Kosten für eine Police kennt, wird unsicher und verkauft schlechter, als jemand, der selbst von dem Produkt begeistert ist. Bis heute gehe ich immer davon aus, dass ein Mitarbeiter im Vertrieb, der mich „berät“, selbst nicht vollständig informiert ist.

Vielleicht ist diese Geschichte ein tiefgreifender Grund dafür, dass ich bis heute fast allen Autoritäten mit einer großen Skepsis gegenüberstehe, wenn diese sich bedingungslos zu einer Organisation bekennen. Aber ich will Sie hier an dieser Stelle nicht mit meiner psychologischen Situation langweilen, sondern für Sie mit dieser Geschichte einige ganz wichtige Dinge herausarbeiten, die Sie für Ihre Vermögensbildung unbedingt beherzigen müssen:

Halten wir an dieser Anekdote zwei ganz wesentliche Dinge fest:

Es ist einer Versicherung gelungen, Kosten in Höhe von 25% und mehr dem Privatanleger zu verschweigen. Viele Kunden merken es nicht einmal, dass sie nicht 100, sondern nur 75 € /DM pro Monat anlegen, weil der Zinseszinseffekt die Kosten überkompensiert.

Die Rendite der Kapitalanlage, die die „Profis von der Versicherung“ erzielen konnten, war vergleichbar mit der Rendite, die man als Privatanleger am Kapitalmarkt selbst erwirtschaften konnte. Ein echter Mehrwert für die eigentliche Kapitalanlage wurde nicht generiert.

Die Profis von der Versicherung waren hinsichtlich des Erfolges einem gut informierten Privatanleger gleichwertig-mehr nicht.

Diskutieren wir zuerst Nr. 1)

Wie ist es möglich, dass ein damals so weit verbreitetes Produkt wie die Lebensversicherung mit Kapitalrecht solche hohen Kosten (ca. 25%) verheimlichen kann?

Dies liegt daran, dass die „Lebensversicherung mit Kapitalrecht“ ein Produkt aus zwei unterschiedlichen Dingen ist:

Sie ist eine Risiko-Lebensversicherung. Diese zahlt dann, wenn der Versicherungsnehmer stirbt, einen vereinbarten Betrag.

Sie ist eine sehr langfristige Kapitalanlage. Eine LV wird häufig bis zum Renteneintritt abgeschlossen. Sie läuft also häufig 30 oder mehr Jahre. Die Gelder der Kapitalanlage mussten zu einem überwiegenden Teil in Staatsanleihen investiert werden, nur ein geringer Prozentsatz durfte in Aktien oder Immobilien investiert werden. Damit war und ist die Rendite auf die Kapitalanlagen im wesentlichen auf den Zinssatz auf die Anleihen begrenzt.

Mit Anleihen ließen sich vor allem in der Vergangenheit recht hohe Renditen erzielen.

Dabei wird von fast allen Personen der sogenannte „Zinseszinseffekt“ unterschätzt: Wenn man eine jährliche Rendite von 7% voraussetzt, so ergibt sich für eine Kapitalanlage von 100DM innerhalb von 30 Jahren die folgende Formel:

100DM * 1,0730 =761,23 DM

Der eingezahlte Betrag hat sich innerhalb von 30 Jahren mehr als versiebenfacht!

Die Rendite für die Kapitalanlagen, die für den Kunden gespart wurden, lag damals so hoch, dass über einen langen Zeitraum die Kosten überkompensiert wurden. Der Beitrag von 75DM, der zum Vertragsabschluss in die Kapitalanlagen floss, wird im Verlauf von 30 Jahren Versicherungsdauer zu einem stolzen Betrag von über 570 DM, wenn man eine jährliche Rendite von 7% voraussetzt.1 Da die wenigsten Personen diese wahrlich unglaublichen Möglichkeiten der Zinseszinsrechnung abgespeichert haben, wirkte der prognostizierte Auszahlungsbetrag als ordentliche Rendite auf den monatlich zu zahlenden Betrag.

Wenden wir uns nun Nr. 2 zu: Viele Privatanleger trauen sich bei dem Thema Geld anlegen viel zu wenig zu. Jeder von Ihnen kann ein Depot bei einer Bank oder einem Onlinebroker eröffnen und Staatsanleihen europäischer Staaten kaufen. Kein Vermögensberater, keine Versicherung, Fonds oder Ähnliches macht etwas anderes, wenn er Geld „sicher“ für Sie anlegen soll. Die Profis kaufen die gleichen Anleihen, die Sie auch kaufen würden, nur mit dem Unterschied, dass die Profis noch von dem Geld, welches angelegt wird, bezahlt werden müssen. Ich verdeutliche dies einmal in einer einfachen Grafik:

Variante 1:

Privatanleger

Direkinvestment

Privatanleger erhält

Wertpapiere für 100€

Investiert 100€

Variante 2:

beauftragt Finanzdiensleister

Privatanleger

( Gebühren: 25%)

Privatanleger erhält

Wertpapiere für 75€

bezahlt 100€

Wenn ich Sie nun frage, ob Sie in der Visualisierung lieber Variante 1 oder 2 vorziehen, so werden Sie wohl alle die Variante 1 wählen. Es ist in der Visualisierung schon unverständlich, dass so viele Menschen im Vertrauen auf „professionelle Geldanlage“ die Variante 2 wählen. Dies wird nur dadurch ermöglicht, weil die wahren Kosten von allen Finanzberatern gekonnt verschleiert und verschwiegen werden. Eine Verknüpfung unterschiedlicher Kapitalanlagen, die dann als ein einziges Produkt (Lebensversicherung) angepriesen wird, ist dabei ein gängiges, aber nicht das einzige Hilfsmittel zur Verschleierung.

Wir nehmen wichtige Regeln aus der Anekdote mit um solche Verschleierungen in Zukunft zu erkennen:

1.) Fokussierung auf ein Ziel bei der Vermögensbildung: Fokussieren Sie sich bei der Vermögensbildung mit Ihrem Geld auf EIN Ziel:

1. A) Entweder Sie legen Geld für die Vermögensbildung zurück, dann machen Sie damit nichts anderes, Sie interessiert nur die Rendite, die dem Risiko gegenübergestellt wird.

1.B) Oder Sie geben Geld für andere Dinge, hier in diesem Beispiel den Todesfallschutz, aus. Wenn Sie Ihre Familie absichern wollen, so ist es im Prinzip nicht schlecht, aber das Geld, welches Sie für eine sog. Risiko-Lebensversicherung2 ausgeben, steht Ihnen eben nicht für die Vermögensbildung zur Verfügung. Es ist aber besser, einen kleinen Betrag für eine solche Versicherung auszugeben und den größeren Teil dann rentierlich anzulegen. Damit behalten Sie die Kosten im Überblick und Sie werden sich bewusst, wofür Sie Ihr Geld ausgeben..

2.) Stellen Sie sich bei Renditeversprechen die Glaubensfrage:

Glauben Sie keinen Renditeversprechungen, die deutlich über dem Kapitalmarkt liegen:

Auch die „Profis“ der Versicherungen oder anderer „Vermögensverwalter“ sind an die Gegebenheiten des Marktes gebunden: Wenn die Rendite für Anleihen bei ca. 7% liegt und die Kapitalanlage überwiegend in Anleihen investiert wird, dann kann auch ein Profi langfristig nicht mehr als 7% Rendite erwirtschaften. Es gibt auf dem Kapitalmarkt keine Zauberei. Und wenn die Renditen für sichere Schuldner bei 1% und darunter liegen, wie dies im Jahre 2019 der Fall war, so erwirtschaften Sie mit sicheren Kapitalanlagen auch nicht mehr als diese 1% und darunter!

Wenn Ihnen höhere Renditen als die Renditen für Anleihen sicherer Schuldner in Aussicht gestellt werden, so beinhalten diese IMMER ein deutlich höheres Risiko als das der Anleihen.

3.) Kostenreduktion bei der Vermögensbildung:

Achten Sie auf die Kosten bei Ihrer Kapitalanlage! Wenn die Kosten bei 25% und mehr liegen, gibt es bessere Anlageformen für Ihre Vermögensbildung. Sie werden im Verlauf des Buches noch sehen, dass ca. 25% Kosten für eine Kapitalanlage vollkommen üblich sind, wenn Sie jemand anderes beauftragen, Ihr Geld für Sie anzulegen. Eine Lebensversicherung bildet da keine Ausnahme.

Und ich möchte Sie vor genau diesen ca. 25% Kosten bewahren!

Wenn Sie 25% Kosten von lediglich 1.000€ einsparen, so hat sich dieses Buch sicherlich gelohnt, oder?

Leider muss ich Ihnen eines mitteilen: Geld, welches Sie für eine Kapitalanlage aufwenden, verursacht leider Kosten. Ganz ohne Kosten kommen Sie nicht davon. Aber 25% sind zuviel!

Bevor ich Ihnen die zweite wahre Anekdote erzähle, überlegen wir uns die Kosten für eine preiswerte Kapitalanlage. Schalten Sie gerne das Internet ein, damit Sie meine Überlegungen mit verfolgen und bestätigen können!

Eine recht einfache Möglichkeit, Geld in eine Kapitalanlage zu investieren, ist der Kauf von Wertpapieren an der Börse. Am bekanntesten sind Aktien, aber Sie können auch Anleihen, Fonds, ETFs, Währungen, Zertifikate auf Indizes usw. an der Börse handeln. Wir wenden uns im nächsten Teil der Beurteilung aller dieser Anlageformen zu. Zunächst einmal betrachten wir die Kosten für den An- und Verkauf dieser Anlagen:

2 Eine Risiko-LV zahlt nur im Falle des Ablebens des Versicherten eine vereinbarte Summe an die Hinterbliebenen. Es gibt keinen „Sparplan“, der Kapital ansammelt und dies an den Versicherungsnehmer auszahlt, wenn er weiter lebt.

Kapitel 3

Die Kosten für börsengehandelte Wertpapiere