2,99 €
Die lange ersehnte Fortsetzung des Romans "Sei lieber treu, Alimah!" erzählt die Geschichte des Selbstfindungsurlaubs von Luca und Alimah. Lasst Euch in eine Welt des Drucks und der Entspannung entführen!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2017
Ich musste anhalten, um von der engen Gebirgsstraße nicht abzukommen. Der Regenguss war so heftig, dass mir die Scheibenwischer keine freie Sicht mehr verschaffen konnten.
Ich überlegte kurz, ob ich pinkeln gehen sollte, doch ich hatte keine Lust, völlig durchnässt zu werden. Mein Navi zeigte an, dass die Zufahrt zu unserem Grundstück nur noch wenige hundert Meter entfernt sein konnte, vielleicht an der Waldkante, die ich gerade so erahnte.
Als das Geprassel ein wenig nachließ, wagte ich es, weiter zu fahren. Ich hatte richtig vermutet: Am Waldrand verlief ein ziemlich durchgeweichter Feldweg. Jetzt bloß nicht steckenbleiben.
Mein Wagen schlingerte voran, bis der Weg gänzlich im Wald verschwand. Die Dunkelheit verschluckte mich förmlich. Erneut hielt ich an, um noch einmal Alimahs Nachricht auf meinem Handy zu lesen:
„Liebster Verlobter, ich hoffe, Du musst nicht mehr ewig arbeiten. Ich habe alles gepackt und gewartet, aber Du kamst und kamst nicht nach Hause. Da bin ich einfach schon vorgefahren. Du musst also nur noch deine Zahnbürste mitnehmen und vielleicht Deinen Laptop, falls Du immer noch nicht fertig bist.
Das Haus ist wirklich schön. Man fühlt sich ein paar Jahrzehnte in der Zeit zurück versetzt. Wenn Du rechts halb um die Villa herumfährst, siehst Du an der Mauer einen freien Parkplatz. Gleich dahinter ist ein Eingang. Ich lasse außen den Schlüssel stecken, wenn ich schlafen gehe.
Ich freu mich auf Dich
Gruß und Kuss von Deiner Alimah.“
Also los. Ich schaltete das Fernlicht wieder ein und folgte vorsichtig den tiefen Fahrspuren. Hier waren vor kurzem noch schwere Nutzfahrzeuge entlanggekommen. Ohne Vorwarnung leuchteten die weißen Mauern einer beeindruckenden Villa vor mir auf. Das schmiedeeiserne Tor stand weit offen. Rund dreißig Meter dahinter bog der Weg nach rechts ab und führte tatsächlich um die Villa herum. Ich erahnte zwei Türmchen an der Seite, dann ging es scharf nach links. Kurz vor einem süßen Anbau befand sich ein gepflasterter Platz in der Größe eines Geländewagens. Dort parkte ich und stieg aus.
Tatsächlich – in der schweren Tür neben dem Anbau steckte ein Schlüssel. Sie war sehr schwergängig, ich musste mich dagegen stemmen. Gleichzeitig suchte ich nach einem Lichtschalter, fand aber keinen. Also trat ich erst mal ein und aktivierte die LED-Lampe an meinem Handy. Die Tür fiel ins Schloss. Ich griff nach der Klinke, weil ich den Schlüssel außen noch abziehen wollte. Doch es gab keine Klinke. Es gab lediglich einen Knauf, der sich nicht drehen ließ.
Damit hatte ich nicht gerechnet, aber egal. Jetzt wollte ich vor allem einen Lichtschalter finden.
Mit meinem Handy leuchtete ich die Wände in Türnähe ab. Da war nirgends ein Lichtschalter und es sah auch nicht so aus, als hätte es in diesem Raum jemals einen gegeben. Intuitiv richtete ich den Strahl nach oben an die Decke – sie war leer.
Es musste sich um eine Art Vorraum, eine Diele, handeln. Aber dann erkannte ich in der Raummitte ein Bett, vermutlich aus Schmiedeeisen. Es war bezogen und aufgeschlagen, als würde es auf mich warten. Am anderen Ende des rechteckigen Raumes befand sich eine weitere Tür, die zum Glück eine Klinke hatte.
Ich leuchtete weiter. Über der Außentür entdeckte ich ein halbrundes Fenster, das man wahrscheinlich nur ankippen konnte. In der rechten Außenecke standen ein Stuhl und ein kleiner Tisch mit einem dreiarmigen Kerzenleuchter darauf. Streichhölzer lagen bereit.
Ich beschloss, den Akku meines Handys zu schonen, und entzündete die Kerzen. Dann erkundete ich weiter diesen merkwürdigen Raum. An der rechten Längswand stand noch ein altertümlicher Waschtisch mit Porzellankrug und -schüssel sowie ein emaillierter Eimer mit Deckel. Links daneben befand sich eine Frisierkommode, wie man sie aus frühen Filmen kannte. Der Spiegel reichte vom Fußboden bis auf Kopfhöhe. Ein eiserner Stuhl stand davor.
Links hinten in der Ecke erkannte ich einen großen Kleiderschrank und daneben eine Wäschekommode mit vier breiten Schubladen. Mehr war in diesem Zimmer nicht zu sehen.
Nun hatte ich Lust, den Rest der Villa in Augenschein zu nehmen. Doch die Klinke der hinteren Tür schien irgendwie blockiert zu sein. Ich rüttelte daran. Kein Zweifel, da musste es einen Mechanismus geben, der verhinderte, dass ich sie herunterdrücken konnte.
Sollte ich jetzt anfangen, Krach zu machen? Wo mochte Alimah sein? Würde sie mich hören, wenn ich hier zu klopfen und zu rufen begann?
Ich war verwirrt. Genau genommen war ich in diesem Raum eingesperrt. Aber immerhin hatte ich ja noch mein Handy. Ich klingelte bei Alimah an, aber sie nahm den Anruf nicht an. Also schickte ich ihr eine Nachricht, dass ich da war.
Nun gut, es gab ja zumindest ein Bett. Sogar ein Nachthemd lag auf dem Laken, ein süßes Damennachthemd mit Spaghettiträgern und einem Spitzensaum. Behutsam hob ich es hoch und fand darunter einen Zettel. Das war eine Botschaft von Alimah.
„Ich wusste, dass Du meine Nachricht finden würdest. Bitte versteh, dass ich die Tür sicherheitshalber verriegelt habe. Ich wollte einfach geschützt sein, so lange Du noch nicht da bist. Schlaf dich in Ruhe aus, bestimmt hast du die letzten Nächte viel geschuftet und ich will Dich ausgeruht. Ich werde morgen früh joggen und komme zum Frühstück zurück. Alles Liebe, Alimah.“
Na toll. Das hatte ich mir wirklich anders vorgestellt. Ich wäre viel lieber in Alimahs warmes Bett gekrabbelt, anstatt hier in dieser Kammer alleine zu schlafen. Andererseits wusste sie natürlich nicht, ob ich diese Nacht kommen würde. Bestimmt war es ihr unheimlich, in diesem riesigen Gebäude allein zu sein. Den Schreck, wenn ich hier durchs Haus schlich, wollte sie sich wohl ersparen. Also würde ich jetzt auch keinen Lärm machen.
Mein Handy sagte mir mit letzter Kraft, dass es auf halb zwei zuging. Schlafen war wirklich eine gute Idee. Das Nachthemd drapierte ich auf dem Frisierstuhl und kroch nackt in die mit Rosen bedruckte Bettwäsche, die auch sanft nach Rosen duftete.
Ich erwachte nach tiefem, fast traumlosem Schlaf. Durch das Oberlicht über der Tür drangen Sonnenstrahlen in die Kammer. Ich schätzte, dass es in etwa neun Uhr sein musste. Der Akku meines Handys hatte leider den Geist aufgegeben. Hier im Raum konnte ich auch keine Steckdose finden.
Die Möbelstücke in diesem Raum beeindruckten mich. Ich kannte mich zwar nicht aus, aber ich bezeichnete sie für mich als viktorianisch.
Doch nun spürte ich den Druck in meiner Blase mit aller Gewalt, weshalb ich mich schnell anzog. Außerdem hatte ich Hunger und Durst und Sehnsucht nach Alimah. Vielleicht war die Tür ja schon entriegelt.
Tatsächlich ließ sie sich öffnen. Überrascht betrat ich ein mit Parkett ausgelegtes, bestimmt fünfzig Quadratmeter großes Schlafzimmer. Auch hier stand mitten im Raum ein Bett, allerdings ein Doppelbett mit Alkoven, der zugezogen war. An den Wänden hingen Teppiche und Gemälde.
Ich steuerte direkt auf eine weitere Tür zu, die wiederum am anderen Raumende lag. Irgendetwas veranlasste mich, vorsichtig aufzutreten, doch das Parkett knarrte unter meinen Schuhen.
Unvermittelt bewegte sich der Betthimmel und Alimahs liebes Gesicht, umrahmt von ihren wirren, schwarzen Haaren, schaute mich an.
„Da bist du ja“, jubelte ich.
„Komm her, Luca!“
Sie hatte einen strengen Ausdruck aufgesetzt und fixierte mich. Ich lief auf ihr Bett zu, um hineinzuspringen.
„Halt!“
Was hatte sie?
„Alimah...“
„Still!“
Ich tat belustigt, obwohl mich ihr Ton kränkte.
„Sieh zu Boden!“
Demonstrativ glotzte ich auf ihre nackten Brüste. Ja, sie war nackt, wahrscheinlich weil sie ihr Nachthemd in meinem Bett vergessen hatte. Sehr merkwürdig, das alles. Ich sog ihren vertrauten Schlafduft ein.
„Hör zu, mein Lieber! Du weißt, unsere Abmachung lautet, dass wir hier zu uns finden wollen. Nun – was mich angeht, ist das erledigt. Ich habe zu mir gefunden.
Was aber dich betrifft... Ich will nicht all zu viel drumherum reden. Ich empfehle dir nur, dass du erstens mir vertraust, und zweitens mir gehorchst.“
„Aber...“
„Ich bin noch nicht fertig. Du wirst mit der Zeit herausfinden, warum es so für dich richtig ist. Mach es uns nicht unnötig schwer.“
Ich war überrascht und sprachlos. So kannte ich Alimah noch nicht und ich spürte natürlich, dass ich das so nicht stehen lassen konnte. Mir fehlten nur im Moment die passenden Worte. Ganz unabsichtlich hatte ich bereits den Blick gesenkt und konnte ihre Brüste nur noch im Augenwinkel erahnen.
„Am besten sprichst du nur, wenn du gefragt wirst. So machst du jedenfalls nichts falsch. Und jetzt zieh mein Bett ab! Wenn ich mit Duschen fertig bin, gehst du ins Bad und pflegst dich, damit du nicht mehr stinkst. Und trödele nicht herum. Um zehn Uhr wünsche ich zu frühstücken.“
Damit schwang sie sich aus dem Bett und warf sich einen weichen Morgenmantel über, bevor sie durch die Tür am Zimmerende verschwand.
Ihr Bett abziehen! So etwas hatte ich noch nie gemacht, warum also sollte ich jetzt hier damit anfangen? Und warum überhaupt? Sie konnte doch höchstens zwei Nächte hier geschlafen haben!
Außerdem durfte ich mir diesen Ton nicht gefallen lassen.
Das Schlimmste aber war, dass meine Blase jetzt so sehr drückte, dass ich sie nicht länger ignorieren konnte. Da Alimah ja vermutlich gerade das Bad besetzte, konnte ich mir bestimmt draußen eine geeignete Stelle suchen.
Der Ausgang des Schlafzimmers führte in einen langen Flur, an dessen hinterstem Ende ich das Hauptportal der Villa ahnte. Links und rechts gingen eine Reihe von Türen ab, wobei die erste davon rechterhand die Badtür sein musste, denn ich hörte dahinter das Geräusch der Toilettenspülung. Nach je einer weiteren Tür auf beiden Seiten wurde der Flur von einem zweiten Gang gekreuzt. Linkerhand führte er auf die Treppe in die oberen Geschosse zu. Also bog ich nach rechts ab, zumal ich auch hier am Ende einen Ausgang erkannte, der in den Garten führen mochte. In dieser Tür steckte von innen ein Schlüssel.
Erleichtert trat ich nach draußen. Der Eingang war geschickt durch eine mannshohe Hecke abgeschirmt. Ich musste also rechts an der Hauswand entlang, bis ich einen Durchlass auf das Grundstück fand.
Jetzt war es höchste Zeit. Vor mir ragte ein robuster Ebereschenbaum auf, der es bestimmt vertragen konnte. Ich öffnete meinen Reißverschluss.
Zeitgleich öffnete Alimah das Fenster des Badezimmers.
„Hörst du auf!“
Zum Glück hatte ich noch gar nicht angefangen.
„Du weißt, dass ich diese widerliche Männergewohnheit noch nie leiden konnte. Das gilt auch für unser neues Grundstück. Komm sofort her!“
Sie knallte das Fenster zu und ich ging unter Hochdruck und mit steifen Knien zurück ins Haus.
Sie erwartete mich in der geöffneten Badezimmertür.
„Ausnahmsweise lasse ich dich vor. Aber setz dich hin und mach mir ja keine Spritzer!“
„Ja, Alimah“, keuchte ich und rannte fast an ihr vorbei. Mein Glied war steif geworden vor lauter Not und ich musste es mit Gewalt ins Becken drücken. Dennoch begann der Strahl sofort. Es war keine Sekunde zu früh.
Währenddessen machte Alimah keinerlei Anstalten, das Bad zu verlassen. Ungeniert kämmte sie ihre langen, dunklen, gewellten Haare, und sah von Zeit zu Zeit streng zu mir hin. Ich suchte nach Worten. Ich musste ihr ja recht geben, aber ich hatte sie einfach nicht bei ihrer Morgentoilette stören wollen.
„Nicht zum ersten Mal kommt mir der Verdacht, dass du dich kaum beherrschen kannst. Schon erstaunlich, dass du das so lange überspielen konntest. Für dieses Problem werden wir eine Lösung finden müssen.“
Endlich regte sich ein wenig Trotz in mir.
„Ich habe kein Problem, Alimah. Du versuchst, mir etwas einzureden.“
Sie lächelte spöttisch.
„Alles zu seiner Zeit, Luca. Das fügt sich schon irgendwie, vertrau mir!“
Sie schaffte es, mich gründlich zu verwirren, so wie sie da stand, in ihrem Morgenmantel, und wie sie mit mir sprach, befehlend und gleichzeitig vertraulich, und ich musste mir eingestehen, dass mir der Trotz schon wieder abhanden kam.
Mein Strahl versiegte, auch wenn ich gern mehr losgeworden wäre. Also stand ich auf und beeilte mich, die Hosen hochzuziehen.
Es gelang mir nicht, an ihr vorbei zu schleichen. Sie hielt mich einfach am Arm fest.
„Deine Sachen stinken. Und du wahrscheinlich auch. So gehst du mir nicht in die Küche. Komm mit!“
Sie lief mir voraus, zurück in das Zimmer, in dem ich geschlafen hatte. Ich folgte verdattert.
„Dies ist übrigens deine Kammer. Ist sie nicht schön? Das heißt, du wirst hier schlafen und dich auch sonst hier aufhalten, wenn du keine weiteren Anweisungen hast. Gefällt sie dir?“
Während ich noch verstohlen die Einrichtung musterte, diese sparsame Ausstattung für, ja, für ein Dienstmädchen, das wurde mir gerade klar, öffnete sie bereits die Türen des Kleiderschranks.
Ich fasste mir ein Herz und holte Luft.
„Alimah, wir müssen reden, bitte. So kann es nicht weiter gehen.“
Wieder dieses spöttische Lächeln. Sie wartete einfach. Ich wurde mutiger.
„Vergiss nicht, dass ich dir gerade erst geholfen habe, mit deinen Körperfunktionen klarzukommen. Statt dich hier so aufzuspielen, solltest du mir dankbar sein. Ich werde dir nicht gehorchen. So habe ich mir unsere Auszeit hier absolut nicht vorgestellt. Meine Kammer! Was fällt dir ein?“
Sie gab immer noch keine Antwort. Statt des Spotts nahm ihr Gesichtsausdruck Züge von Traurigkeit an, wie ich sie von ihr noch nicht kannte.
„Alimah! Komm zur Besinnung, hörst du? Sonst ist unser Urlaub schneller beendet, als er angefangen hat. Ich mache deine Spielchen nicht mit. Oder glaubst du, du kannst dir alles erlauben, bloß weil wir jetzt verlobt sind?“
Ich sah, dass sie weinte. Sie weinte still, ganz ohne Theatralik wie sonst. Hoffentlich half meine Ansprache.
Jetzt wartete ich, während sie sich die Nase putzte und mich danach wieder ansah.
„Luca... Es tut mir leid. Du musst denken, dass ich übergeschnappt bin.“
Ihre Stimme klang jetzt weich und fürsorglich.
„Ich will nur eins – dass wir glücklich sind. Das ist wirklich nur zu deinem Besten, glaub mir.“
„Was bitte...“
„Nein, lass mich ausreden. Wenn du mir nicht vertraust, kann ich auch nichts machen. Aber du wirst bald merken, warum dies alles so sein muss. Es hat keinen Sinn, darüber zu reden. Geh unter die Dusche, zieh frische Sachen an und kümmere dich um mein Bett. Bei den Sachen hier im Schrank kannst du dich bedienen, wie du möchtest, sie sind alle für dich. Ansonsten bitte ich dich nur um eins: Bevor du sprichst, denk nach! Denk zwei Mal nach, denk fünf Mal nach, umso schneller wirst du begreifen. Okay?“
Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sie sich um und verließ mit schnellen Schritten die Kammer. Ich kämpfte mit dem Impuls, ihr nachzulaufen und sie zu schütteln. Worüber sollte ich denn nachdenken? Das hier war alles viel zu absurd, um auch nur einen vernünftigen Gedanken dazu fassen zu können. Wenn sie nicht schleunigst von ihrem hohen Ross herunterkam, würde ich abreisen müssen.
Aber warum sollte ich nicht tatsächlich erst mal duschen, mich rasieren und frisch und kernig anziehen? Damit hatte ich sie schon oft genug beeindruckt. Dann noch ein gutes Frühstück zur Besänftigung – frühstücken musste ich ja sowieso.
Das Wasser für die Dusche kam aus einem glühend heißen, kupfernen Badeofen. Den musste Alimah geheizt haben. Ich genoss die prickelnde Wärme auf meiner Haut.
„Du kannst das Duschbad nehmen, das da steht.“
Alimah schaute kurz ins Bad und griff nach meinen Sachen, um sie in einen blauen Müllbeutel zu verfrachten. Sollte ich etwa nackt zu meinem Kleiderschrank gehen?
Das Duschbad duftete nach Pfirsichen und Orangen und es schäumte. Ich zog den Vorgang in die Länge.
„Schön, dass du so gründlich bist. Schweißgeruch kann ich nämlich nicht ausstehen.“
Sie war schon wieder da und legte mir ein Badehandtuch sowie einen frischen Slip auf den Toilettendeckel. Wie aufmerksam von ihr! Ging doch irgendwie!
Diese Sorte Unterhose kannte ich noch nicht. Es war ein schwarzer, elastischer Tanga, der mir nur gerade so passte. Oder war das einer von Alimah?
Egal. Beschwingt lief ich zurück zu „meiner Kammer“. Wie kam sie nur darauf, mich hier einzuquartieren?
Beim Anblick des Inhalts von meinem Kleiderschrank fuhr ich zusammen. Das konnte doch nicht wahr sein. Das waren ja alles Frauensachen!
Ich schnappte nach Luft. Ich suchte auf der Stange nach Sakkos oder Anzügen, doch mir wurde schnell klar, dass es keine gab. Ja, doch, da war ein Anzug – ein Hosenanzug in beige. Und jede Menge Kleider und Röcke und Blusen.
Und in den Fächern? Waren das Damen-Jeans? Die Oberteile? Keine normalen T-Shirts für Männer? Keine weiten Pullover?
Immer fahriger zerrte ich ein Kleidungsstück nach dem anderen heraus. Es waren ausnahmslos Frauensachen, aber nicht etwa Sachen von Alimah. Vom Stil her hätte ich eher vermutet, dass sie einer Jugendlichen oder gerade erwachsenen Frau gehörten. Manches davon hätte ich vielleicht sogar tragen können, ohne dass es besonders auffiel. Aber warum? Hatte sie nicht Sachen von mir eingepackt? Wo waren die denn?
Ich begann zu frösteln. Diese alte Villa mit den dicken Steinwänden mitten im Wald heizte sich selbst im Hochsommer nicht auf. Doch sollte ich nur deswegen in eine Damenhose steigen?