Alles über Gott und sein Volk - Eckhard Lange - E-Book

Alles über Gott und sein Volk E-Book

Eckhard Lange

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Kann man die über dreitausend Jahre alte Geschichte des Volkes Israel auf wenigen Seiten nacherzählen? Nein, sicher nicht. Aber man kann den Eckpfeilern nachspüren, auf denen diese Geschichte ruht: dem Bund mit Gott, durch Mose am Sinai geschlossen; der Verheißung eines gelobten Landes, die schon Abraham erhielt; der Bedeutung des Zion, dem Ort der Gegenwart Gottes bei seinem Volk; der Hoffnung auf Gottes Erlöser, der das ersehnte Heil bringen wird. Sie alle haben eine lange Geschichte, wurzeln im Dunkel des Sagenhaften, verwandelten sich auch im Laufe der Zeiten. Aber sie haben das Volk der Juden geprägt und letztlich am Leben erhalten, trotz allem. Davon wollen wir erzählen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 102

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Eckhard Lange

Alles über Gott und sein Volk

ein Versuch

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

DASS DU SEIN EIGENES VOLK BIST, WIE ER DIR ZUGESAGT HAT

ERSTER TEIL: DIE STADT - NÄCHSTES JAHR IN JERUSALEM

AN DEN WASSERN BAYLONS SAßEN WIR UND WEINTEN

ALLEIN JERUSALEM, ALLEIN DER ZION!

ICH HABE DIESES HAUS GEHEILIGT, DASS ICH MEINEN NAMEN DORT WOHNEN LASSE EWIGLICH

UND HEUTE?

ZWEITER TEIL: DAS LAND - WIR VERKÜNDEN DIE ERRICHTUNG EINES JÜDISCHEN STAATES IM LANDE ISRAEL

GEH, MEIN VOLK, KEHRE ZURÜCK

JENSEITS DES SAMBATION

DAS ALHAMBRA-EDIKT

ICH WILL DIE GEFANGENSCHAFT MEINES VOLKES WENDEN

ICH WILL IHNEN DAS LAND ZUM ERBBESITZ GEBEN

DAS LAND, DAS ICH MEINEM VOLK GEBEN WILL

DRITTER TEIL: DER BUND - FÜRCHTE GOTT UND HALTE SEINE GEBOTE

DIES SIND DIE GESETZE UND GEBOTE, DIE JAHWE, DEIN GOTT, GEBOTEN HAT

DER HERR HAT EINEN BUND GEMACHT

ICH WILL JAHWE SINGEN, DENN ER HAT EINE HERRLICHE TAT GETAN

DER GANZE BERG ABER RAUCHTE UND BEBTE SEHR

WIR SIND DAS VOLK?

VIERTER TEIL: DER MESSIAS - DU BIST CHRISTUS, DER SOHN DES LEBENDIGEN GOTTES

ES WIRD EIN STERN IN JAKOB AUFGEHEN

ES KAM EINER MIT DEN WOLKEN DES HIMMELS WIE EINES MENSCHEN SOHN

DAMIT DEIN KNECHT ÜBER ISRAEL HERRSCHE

ES WIRD EIN REIS HERVORGEHEN AUS DEM STAMM ISAIS

ICH HABE MEINEN KÖNIG EINGESETZT AUF MEINEM BERGE ZION

WARST DU SCHON DA?

Impressum neobooks

DASS DU SEIN EIGENES VOLK BIST, WIE ER DIR ZUGESAGT HAT

Auf gerade einmal achtzig Seiten die Geschichte des Volkes Israel erzählen und dazu noch einmal die des Judentums? Das ist doch unmöglich! Ja, das ist es. Aber darum soll es hier auch nicht gehen. Sondern um den Versuch, etwas eigenartiges – und wohl auch einzigartiges – zu verstehen: Da ist ein Volk, das ein Gott – nein, der einzige und alleinige Gott, der Schöpfer des Himmels und der Erde, sich als sein höchst persönliches Eigentum erwählt hat. So jedenfalls bekennen jüdische Menschen es schon seit grauer Vorzeit, und sie tun es bis heute. Und auch die Christenheit, so sehr sie diese Juden auch schikaniert und verfolgt hat, bekennt es. Irgendwie.

Man mag das nun glauben oder nicht, es für religiöse Fantasie halten oder für Wahrheit – Tatsache ist, daß allein dieses Bewusstsein, etwas besonderes, einzigartiges, eben auserwählt zu sein, jene Gruppe von Menschen, die wir heute Juden nennen, davor bewahrt hat, trotz all der Katastrophen, denen sie ausgeliefert war im Laufe ihrer Geschichte, sang- und klanglos unterzugehen – so, wie unzählige Völker, mächtiger und bedeutsamer als das kleine Israel, längst untergegangen sind im Strudel der Weltentwicklung.

In der Tat: Dieses Bewusstsein hat das Judentum überleben lassen. Aber es hat dieses Volk auch einsam gemacht, misstrauisch beobachtet von all den anderen, hat es unter Verdacht gestellt, es ausgegrenzt, hat es Gefahren ausgesetzt bis hin zum drohenden Völkermord, immer wieder und selbst noch in unseren ach so aufgeklärten Zeiten. Um das alles zu verstehen, müssen wir weit zurückgehen in die Geschichte:

Da waren einmal jene sagenhaften Sippenältesten, die wir Erzväter nennen, die mit ihren Nomadenclans durch die Steppe zogen, unstet und ohne Land, das andere besaßen. Und denen eben dieses Land für die Zukunft versprochen wurde, „verheißen“, wie sie es nannten. Und das war ihnen so bedeutsam, daß für sie daraus eine Heilszusage eines Gottes wurde.

Da waren die Hebräer, wie man die Staatssklaven in Ägypten nannte, denen die Flucht zurück in die Wüste gelang, weil sie entgegen aller Logik gerettet wurden vor den Verfolgern. Und das war ihnen so bedeutsam, daß sie es als eine göttliche Heilstat verstanden, die sie Jahr um Jahr feierten.

Da war jene Gruppe am Berg Horeb, denen sich ein unbekannter Gott in Feuer und Rauch offenbarte und der mit ihnen einen Vertrag schloß, der sie zu seinen Anhängern machte. Und die Regelungen dieses Bundes, die wir heute Gebote nennen, waren ihnen so bedeutsam, daß sie zum heiligen Grundgesetz all ihres Tuns und Lassens wurden.

Da war ein Bandenführer, der zum erfolgreichen Heerführer und König aufstieg, dem ein Seher ewiges Königtum für seine Nachfahren zusagte. Und das war ihnen so bedeutsam, daß daraus eine Heilserwartung für das ganze Volk wurde.

Das alles sind die Eckpunkte für den Glauben dieses Volkes, die seine Erwählung begründeten. Aber das sind – natürlich – nicht einfach historische Fakten, erhaben über jeden Zweifel und beweiskräftig für jedermann. Das sind überlieferte Erinnerungen aus vielen verschiedenen Epochen und wahrscheinlich auch von verschiedenen Gruppen, die erst in rückwirkender Deutung zu dem wurden, was wir heute in den Büchern des Tanach lesen können, wie die Juden das nennen, was die Christen als das Alte Testament bezeichnen.

Aber um zu verstehen, was dieses Volk so besonders gemacht hat, müssen wir kritisch zurückblicken, müssen wir wie die Archäologen Schicht um Schicht abtragen, jede einzelne dokumentieren und sie verstehen lernen, um uns dann der nächsten, tieferen und älteren zuzuwenden. Und wir müssen dieses Knäuel entwirren, das aus all den Fäden von Geschichten und Sagen, von Bekenntnissen und Begründungen sich gebildet hat, um darin den roten Faden zu finden, der uns das Besondere dieses Volkes und seines Glaubens erklären kann. Und eben das wollen wir versuchen.

Zwei Anmerkungen sind dabei wichtig: Wir wollen, wie eben gesagt, vom Heute her in das Vergangene vordringen. Das mag ungewöhnlich erscheinen, verfolgt man doch gemeinhin ein Phänomen von seinen Wurzeln her durch die Zeiten, um seiner Entwicklung nachzuspüren. Aber es ist ebenso reizvoll, diese Wurzeln erst nach und nach freizulegen, um oft erstaunt festzustellen, daß sie dann ganz anders sind als vielleicht erwartet.

Und das andere: Wir gliedern unsere Spurensuche nach bestimmten, für die Geschichte Israels bedeutsamen Begriffen. Doch sind sie ja zugleich Teil eines unteilbaren Ganzen, stellen ineinander verwobene, einander erklärende, einander bedingende Sichtweisen dar. Also kann sich manches auch wiederholen, muß anderes schon an einer Stelle gesagt werden, wo es nur nebenbei herangezogen wird. Das wird sich nicht vermeiden lassen. Und so bewahrheitet sich die Weisheit aller Forschenden: Daß ein Ganzes stets mehr ist als die bloße Summe seiner Teile.

ERSTER TEIL: DIE STADT - NÄCHSTES JAHR IN JERUSALEM

Mit diesem Wunsch endet die jüdische Sederfeier zu Beginn des Pesachfestes, Jahr um Jahr, ob sie nun in New York oder Kapstadt, Amsterdam oder auch in Jerusalem begangen wird. Nur ein Ritual? Eins, das nicht mehr in die Zeit passt, wo doch jeder Jude jederzeit in Jerusalem feiern könnte? Aber der Wunsch ist weit mehr als die Chance für einen Trip in die heilige Stadt. Dahinter steht die Erkenntnis, etwas ganz Wesentliches verloren zu haben: den Ort der erfahrbaren Gegenwart Gottes, den Ort der Anbetung und des Opfers, den Ort, an dem der Messias Jahwes zu erwarten ist. Also: einen religiösen Sehnsuchtspunkt jenseits aller praktischen Möglichkeiten.

Lucius Flavius Silva Nonius Bassus, römischer Legat und Befehlshaber der 10. Legion samt ihrer Hilfstruppen, hat unruhig geschlafen in dieser Nacht. Dabei ist er sicher: Wenn die Signale in der ersten Morgendämmerung seine Männer zum entscheidenden Angriff rufen, dann ist ihnen der Sieg sicher. Monate belagert das römische Heer nun schon diesen verdammten Felsen mit diesen ebenso verdammten Dolchmännern dort oben, die gewagt haben, Rom die Stirn zu bieten. Längst ist das ganze Land besetzt, Jerusalem, die Hauptstadt, niedergebrannt, der Tempel dieses merkwürdigen jüdischen Gottes dem Erdboden gleichgemacht, doch immer noch halten sich die Aufrührer dort oben, haben anscheinend einen unerschöpflichen Vorrat an Wasser und Nahrung, denn den Belagerungsring um das steil aufragende Felsplateau hat bislang niemand durchbrochen. Und dieses Bergnest, hunderte von Ellen auf nahezu senkrecht emporstrebendem Kalkstein, schien uneinnehmbar zu sein. Doch Rom kennt kein Unmöglich.

So hatte der Legat seine Männer – und davon gab es schließlich tausende - Tag um Tag mit Schaufeln und Karren an die Arbeit geschickt, bis eine riesige Rampe nur wenige Ellen unter der Felskante endete und ihm erlaubte, Rammen und einen Belagerungsturm vor die feste Steinmauer zu schaffen, die die Bergfestung umgab. Tagelang hatten die Widderköpfe gegen das Hindernis gewütet, bis es endlich in Trümmer sank und eine Bresche freigab.

Doch der Feind hatte rasch einen zweiten Wall errichtet, aus Holz und Erde aufgeschichtet, gegen den die Rammen machtlos schienen. Aber Brand auf Brand wurde gelegt, bis endlich die Balken Feuer fingen und der Wall zusammensank. Dennoch hatte Flavius die Truppen abgezogen, die Sonne stand schon tief im Westen, und der Kampf mit diesem Gegner mochte hart und langwierig werden. Während Wachen dort oben jeden Ausfall verhindern würden, sollten seine Männer ausgeruht in den Angriff gehen. Nur Flavius selbst fand keine rechte Ruhe, wie stets vor einem Kampf. Er hatte Jupiter und Mars und dem Genius des Kaisers geopfert und danach die Legionäre eingeschworen auf den nahen Sieg.

Noch hat der Sonnenball die Höhen jenseits des Salzmeeres nicht überschritten, da läßt der Feldherr die Männer antreten. Zwei Kohorten sollen den ersten Angriff übernehmen. In geschlossener Formation marschieren sie die steinerne Rampe hinauf. Flavius hat sich an die Spitze gesetzt, der Legionsadler wird ihm nachgetragen. Alle schweigen. Je dichter sie der zerborstenen Mauer kommen, desto mehr wächst die Anspannung. Die Männer wissen, mit welcher Verbissenheit diese jüdischen Aufständischen kämpfen. Jetzt übersteigt die Vorhut die Trümmer des verbrannten Walles, die Schilde bilden vorn und über ihren Köpfen einen festen Schutz. Doch noch ist vom Feind nichts zu sehen, kein Kampfgeschrei, kein Pfeilhagel empfängt sie.

Flavius zögert einen Augenblick: Welchen Hinterhalt mögen diese Juden gelegt haben, welch abgefeimte List haben sie geplant? Diese furchtbare Stille macht ihn unsicher. Er lässt die Nachfolgenden aufrücken, eine breite Linie bilden. Vorsichtig bewegt sich die römische Militärmaschine über das leere Plateau, auf den Gebäudekomplex zu, der einst der Palast des Königs Herodes war. Haben sich die Dolchmänner dort verschanzt? Der Legat winkt einen Centurio heran: „Durchsuchen!“ Er deutet auf den Vorhof des Palastes. Der Offizier grüßt, ein Dutzend seiner Männer durchschreitet das Tor, das Pilum vorgestreckt. Noch immer Schweigen.

Und dann ein Schrei. Kein Kampfruf, sondern ein erschrockener, entsetzter Schrei eines Mannes, der doch sonst keinen Schrecken, kein Entsetzen kennt. Der Centurio erscheint im Tor, winkt den Legaten heran. Und dann sieht Flavius Silva, was geschehen sein muß: Zu Hunderten liegen sie auf dem weiten Hof: Leichen. Blutüberströmt, Männer, Frauen, Greise, Kinder. Die Frauen und Kinder zuunterst, ordentlich hingebettet wie zum Schlaf. Darüber, mit ausgebreiteten Armen, die Männer, die Väter, durchbohrt von jenen Dolchen, die einst ihre gefürchtete Waffe war, aus dem Hinterhalt geführt. Und abseits die Leichen einiger junger Kämpfer, auch sie getötet. Und daneben der eine, der noch den Dolch in der Hand trägt, mit dem er sich selbst das Leben nahm. Der letzte. Und über allem das grelle Sonnenlicht. Und über allem diese Stille. Totenstille.

Stumm stehen die Männer, die Lanzen gesenkt wie zur Totenehrung. Sie werden ihre Waffen nicht brauchen an diesem Tag. Sie werden keinen Feind vernichten, keine Frauen als Beute nehmen, keine Kinder versklaven, keine Gefangenen kreuzigen. Sie haben nicht gesiegt. Dieser Feind ist unbesiegt gestorben, in Freiheit gestorben. Was für ein Volk, diese Juden!

Flavius Josephus, ein Jude, ehemals selber im Widerstand tätig und später Schriftsteller von Roms Gnaden, hat die Rede überliefert, mit der Eleazar, der jüdische Anführer auf Massada, die Männer dort zum Tod in Freiheit überredet hat. So will er es von einer Frau erfahren haben, die überlebt hatte: „Ungeschändet sollen unsere Frauen sterben, frei von Sklavenketten unsere Kinderl Und sind sie uns im Tode vorangegangen, so wollen wir selbst einander den Liebesdienst erweisen - dann wird der Ruhm, die Freiheit hochgehalten zu haben, uns ein ehrenvolles Leichenbegräbnis ersetzen! Schon lange nämlich hat Gott, wie mir scheint, diesen Ratschluss gefasst: wir sollen das Leben verlieren, weil er uns, seinem Volk, nicht mehr gnädig sein will. Wo ist sie hingekommen, die Stadt, die Gott der Herr einst gewürdigt hatte, in ihr zu wohnen? Vom tiefsten Grunde aus ist sie zerstört.“

Drei Jahre vor diesem denkwürdigen Ereignis, im August des Jahres 70 nach unserer Zeitrechnung, hatten römische Truppen nach vier Monaten erbitterter Straßenkämpfe in Jerusalem, der Stadt Davids, Hauptstadt von Judäa, endlich den Tempel auf dem Zionsberg erreicht, in dem sich die entschlossensten Widerstandskämpfer verschanzt hatten, immer noch in der Hoffnung, der Herr, der Gott Israels, würde es nicht zulassen, daß sein Haus in die Hände der Ungläubigen fällt. Doch dann brannte der Tempel, und wer nicht im Kampf fiel oder in den Flammen umkam, wurde niedergemacht. Der Zion, Wohnsitz Jahwes, war eine wüste Stätte.