Alpengold 280 - Margit Hellberg - E-Book

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Margit Hellberg

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Beschreibung

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden! - Ein junger Bauer gerät in einen furchtbaren Verdacht


"Ich schwör’s bei meiner Ehre! So ist es gewesen!" Leicht sind Xaver Brandner diese Worte über die Lippen gekommen. Dass die Wahrheit ganz anders ausgeschaut hat, berührt den Großknecht vom Eineder-Hof herzlich wenig. Wort steht hier gegen Wort. Er ist der einzige Zeuge! Dass diese Aussage Christian Eineder für Monate hinter Gitter bringt, ist Xaver nur recht. Denn jetzt hat er freie Hand auf dem Hof - und bei einem ganz bestimmten Dirndl.
Christian Eineder aber hat alles verloren, nicht nur seinen guten Namen und sein Madl, sondern auch Hoffnung und Vertrauen. Hass und Rache brennen ihm im Herzen - und er kann den Tag seiner Heimkehr kaum erwarten ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden!

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Bastei Verlag / Michael Wolf

Datenkonvertierung eBook: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-7177-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden!

Ein junger Bauer gerät in einen furchtbaren Verdacht

Von Margit Hellberg

»Ich schwör’s bei meiner Ehre! So ist es gewesen!« Leicht sind Xaver Brandner diese Worte über die Lippen gekommen. Dass die Wahrheit ganz anders ausgeschaut hat, berührt den Großknecht vom Eineder-Hof herzlich wenig. Wort steht hier gegen Wort. Er ist der einzige Zeuge! Dass diese Aussage Christian Eineder für Monate hinter Gitter bringt, ist Xaver nur recht. Denn jetzt hat er freie Hand auf dem Hof – und bei einem ganz bestimmten Dirndl.

Christian Eineder aber hat alles verloren, nicht nur seinen guten Namen und sein Madl, sondern auch Hoffnung und Vertrauen. Hass und Rache brennen ihm im Herzen – und er kann den Tag seiner Heimkehr kaum erwarten …

Nur einen Steinwurf weit vom Haus entfernt, stand die alte, mit Holzschindeln gedeckte Kapelle, die der Großvater des jetzigen Bauern eigenhändig errichtet hatte.

Das kleine Gebäude sah verwahrlost aus, denn Leopold Eineder opferte weder Geld noch Mühe für eine Instandsetzung. Trotzdem war es seit Langem der Zufluchtsort der Bäuerin Cäcilie, wenn Not, Sorge und Verzweiflung zu übermächtig wurden. Hier weinte sie sich aus, und hier betete sie inständig, dass ihr Mann von seinem Laster loskäme und auf den rechten Weg zurückfände.

Auch heute, am Mittwoch vor Ostern, kam Cäcilie Eineder wieder aus dem kleinen Gotteshaus. Mit gesenktem Kopf gegen die stiebenden, nassen Schneeflocken ankämpfend, lief sie auf das Haus zu. Da sah sie plötzlich ein Stiefelpaar vor sich, in dem breitbeinig ihr Mann vor ihr stand. Sie erschrak so heftig, dass sie bleich wurde.

»Hab ich dich wieder erwischt, du alte Betschwester!«, schrie Leopold sie an. Dabei packte er sie grob am Arm und schüttelte sie hin und her. »Nach Feierabend magst du in der Kapelle hocken, solange du willst! Aber jetzt ist Arbeitszeit, verstanden?«

»Lass mich los«, sagte Cäcilie leise und hob den Kopf. Furchtlos sah sie jetzt ihrem Mann in das rote, aufgeschwemmte Gesicht. »Wenn das mit dem Feierabend für dich auch gilt, will ich mich gern danach richten.«

»Ach, du alte …!« Leopold gab ihr einen Stoß, dass sie strauchelte. »Verschwind, eh mir die Hand ausrutscht!«

»Wage es nicht, mich zu schlagen!«, rief Cäcilie, all ihren Mut zusammennehmend. »Ich habe mir bisher viel von dir gefallen lassen, aber dann werde ich mich zur Wehr setzen, Leo. So viel Stolz ist mir noch geblieben.«

Der Bauer blieb noch einen Augenblick unschlüssig stehen. Dann murmelte er: »Ach was! Die Alte hat mir gar nix zu sagen!«

Mit schweren, schleppenden Schritten ging er zum Hof hinaus und war schnell im dichten Schneegestöber verschwunden.

Cäcilie Eineder betrat den Hausflur und nahm das Kopftuch ab. Ihr Haar war ganz grau, obwohl sie noch keine fünfzig Jahre alt war. Kein Wunder, denn seit ein paar Jahren musste sie ein freud- und glückloses Leben führen.

Ihr Mann war nur noch selten nüchtern. Schon am frühen Morgen ging er ins Wirtshaus, dessen bester Kunde er war. Kam er mittags auf den Hof zurück, war er entweder so betrunken, dass er wie ein nasser Sacke auf sein Bett fiel, oder er befand sich in einer gefährlichen Stimmung, die ihn regelmäßig vor dem Vollrausch überfiel. Dann war es besser, ihm aus dem Weg zu gehen.

Frau und Tochter hatten gelernt, den Mund zu halten. Aber Christian, der Sohn und künftige Hoferbe, brachte es nicht fertig, sich stillschweigend die ungerechten Vorwürfe des Vaters anzuhören.

Die Mutter, seine Schwester und er selbst rackerten sich von früh bis spät ab, um die Hauptarbeit auf dem Hof zu leisten, während der Vater das Geld mit vollen Händen zum Fenster rauswarf. Zum Trinken kam auch noch das Kartenspiel. Und wenn Leopold Eineder richtig voll war, zwinkerten sich seine Kumpane listig zu und legten ihn gehörig herein.

Die ehrlichen Bauern von Hofstetten machten dabei nicht mit, sie hätten die ewig randalierende Sippschaft von Saufbrüdern gern aus dem Wirtshaus verbannt. Aber noch fehlte die Handhabe, solchem Gelichter das Haus zu verbieten. Und der Wirt selbst war auf seinen Verdienst bedacht, der ihm durch Leopold Eineder und seine zweifelhaften Freunde reichlicher zufloss als von den biederen Bauern aus Hofstetten.

Cäcilie Eineder wusste manchmal nicht mehr, wie es weitergehen sollte. Als sie jetzt die Küche betrat, sah sie ihren Sohn am Tisch sitzen. Er starrte mit finster zusammengezogenen Brauen zum Fenster hinaus.

»Christian«, sagte sie leise und ging zu ihm. »Hat’s wieder Ärger mit dem Vater gegeben?«

»Da fragst du noch?« Christian wandte sich zu ihr. »Kann man mit Vater überhaupt noch vernünftig reden? Manchmal möchte ich meine Sachen packen und abhauen …«

»Christian!«, rief die Mutter erschrocken. »Das kannst du mir nicht antun! Ohne dich ist doch alles verloren!«

»Das ist es jetzt schon, Mutter. Wir haben nur Schulden. Es ist nicht mal Geld für den Tierarzt da. Er kommt nur noch, wenn wir gleich bar bezahlen. Ich habe mit Vater wegen der Rotbunten gesprochen. Sie ist krank. Weißt du, was er geantwortet hat?«

»Ich kann mir’s denken«, sagte die Mutter leise.

»Bring sie zum Schlachthof, hat er gemeint! Unsere beste Milchkuh!« Christian schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Das ist doch hirnverbrannt! Aber mit dem Vater ist einfach kein Auskommen mehr. Und er tut auch nichts mehr. Er kann ja unsere Viecher schon gar nimmer auseinanderhalten, weil er seit Jahr und Tag den Stall nur noch von außen anschaut. Was weiß er von den Kühen, wie viel Milch sie geben und was sie wert sind?«

»Reg dich net auf, Christian. Es hilft doch alles nix.«

Christian stöhnte. »Er ruiniert den schönen Hof, das weißt du so gut wie ich. Ein Jahr noch, und wir können versteigern lassen. Was soll dann aus uns werden? Vroni und ich, wir finden ja noch eine Arbeit. Aber du, Mutter, und Vater … Ich mag gar nicht daran denken …«

Wie immer, wenn Cäcilie Eineder ihren Sohn so mutlos reden hörte, raffte sie alle Energie zusammen.

»Christian, wir beide dürfen nicht aufgeben. Wenn wir unsere Kräfte zusammennehmen, werden wir es wohl schaffen, den Hof zu halten. Das Frühjahr kommt bald, das Vieh kann auf die Weide hinaus, wir brauchen keine Futtermittel zu kaufen. Und der Milchertrag wird wieder größer. Vielleicht … vielleicht merkt der Vater von selber, dass er so nicht weitermachen kann. Wenn er erst begreift, dass ihm das Wasser bis zum Hals steht, kommt er zu sich, ganz bestimmt, Christian. Es steckt doch ein guter Kern in ihm! Sonst hätte ich ihn damals nicht geheiratet. In schlechte Gesellschaft ist er geraten, Christian, mehr nicht. Wir dürfen ihn nicht aufgeben … er ist krank, Bub.«

Christian seufzte schwer. »Dann müsste er sich mit einer Entziehungskur einverstanden erklären, Mutter, damit er wieder gesund wird. Sonst gehen er und wir alle an seiner Krankheit zugrunde.«

»Pst, Bub, still jetzt. Vroni kommt. Sie braucht unser Reden nicht zu hören. Seit sie mit Xaver zusammensteckt, kann man ihr nicht mehr trauen.«

Christian verzog den Mund. »Xaver, der brave Knecht, der treu bei seinem Herrn aushält, obwohl der ihm kaum noch den Lohn zahlen kann! Merkst du nicht, Mutter, dass er damit eine Absicht verfolgt?«

Die Bäuerin konnte darauf nicht mehr antworten, denn mit einem Ruck wurde die Küchentür aufgestoßen und Vroni kam herein.

***

Misstrauisch musterte sie Mutter und Bruder, die untätig nebeneinander am Fenster standen.

»Na, gibt’s heut nix zu tun?«, fragte sie. »Oder wollt ihr alles mir allein überlassen? Die Rotbunte wird gleich krepieren, wenn nicht bald Hilfe kommt. Xaver sagt, der Tierarzt muss sofort kommen, sonst ist sie hin. Warum kümmerst du dich nicht darum, Christian?«

»Xaver sagt … pah! Wer ist der Bauer auf dem Hof? Xaver etwa? Vater will nicht, dass der Tierarzt kommt. Wir haben auch kein Geld dafür.«

Vroni atmete hastig. »Ich kann das arme Vieh nicht elendiglich zugrunde gehen lassen. Lieber geb ich meinen letzten Cent her. Ich hab noch paar Euro auf meinem Sparbuch. Ruf den Tierarzt an, Christian, eh es zu spät ist.«

In diesem Augenblick bat Christian seiner Schwester alles ab, was er Nachteiliges über sie gedacht oder gesagt hatte.

Er klopfte ihr auf die Schulter. »Bist ein braves Madl, Vroni. Ich ruf an. Sobald wir wieder etwas Geld in der Kasse haben, bekommst du die Ausgaben für den Tierarzt zurück. Hauptsache, der Vater langt net vorher zu!«

Er verschwand im Flur, und gleich darauf hörte man ihn mit dem Tierarzt telefonieren. Vroni ließ sich mit einem Seufzer auf die Bank hinter dem Tisch fallen.

»Ein Leben ist das auf dem Hof! Jeder rennt mit mürrischem Gesicht herum. Christian kommt mit keinem mehr aus. Mit dem Vater zankt er sich jeden Tag herum, und an Xaver hat er auch ewig was auszusetzen. Xaver hat schon gesagt, dass er kündigen wird, wenn sich Christian nicht ändert. Er braucht sich nicht von zwei Herren kommandieren zu lassen.«

»Ich wundere mich überhaupt, dass er es so lange bei uns aushält«, sagte die Mutter, um bei Vroni auf den Busch zu klopfen. »Hat er es etwa auf dich abgesehen?«

Vroni wurde rot. »Und wenn es so wäre? Wer von den Bauernsöhnen im Dorf würde mich denn als Frau haben wollen? Ich muss froh sein, wenn überhaupt einer anbeißt. Xaver ist nicht unrecht. Er kann arbeiten, wenn er will.«

»Ja, wenn er will …«, unterbrach die Mutter. »In letzter Zeit will er scheinbar nur noch selten. Man kann ihm nicht mal einen Vorwurf machen, denn viel mehr als Essen, Trinken und Wohnen hat er ja nicht mehr bei uns.«

»Xaver hat ein paar Tausend Euro zusammengespart. Er würde sie in den Hof stecken, wenn … na ja, wenn wir heiraten könnten.«

»So?« Cäcilie sah ihre Tochter prüfend an. »Ihr habt also schon von Heirat gesprochen? Wie stellt sich Xaver das vor? Hoferbe ist der Christian. Xaver kann nur der Großknecht bleiben, Vroni. Das wird ihm aber nicht genügen, wenn er Geld für den Hof hergibt … Stell dir vor, Vroni, was das für eine ungute Situation auf dem Hof wird! Der Vater ist noch nicht alt genug, um aufs Altenteil zu gehen. Christian will mitreden, und dann auch noch Xaver, der sich durch sein Geld auf besondere Rechte berufen kann. Nein, nein, Vroni, das geht auf gar keinen Fall! Xaver soll sein Geld woanders anlegen, aber nicht bei uns auf dem Hof.«

»Willst du mir mein Glück verderben, Mutter?« Vroni sprang auf. »Ich mag den Xaver, ich will ihn nimmer verlieren!«

»Das sollst du ja auch nicht, Vroni. Ich habe ja gar nichts gegen eine Heirat zwischen euch. Es ist nur unmöglich, dass ihr beide dann noch auf dem Eineder-Hof bleibt.«

»Du willst also, dass ich mit Xaver fortgehe?« Vroni starrte ihre Mutter so entsetzt an, als wollte sie diese in einen bodenlosen Abgrund stoßen.

»Vielleicht findet ihr eine Pachtstelle, Vroni. Da könntet ihr besser leben und glücklicher werden als auf unserem verschuldeten Hof. Überlegt’s euch, Vroni. Wenn der Xaver vernünftig ist, wird er einsehen, dass euer Bleiben auf dem Eineder-Hof unmöglich ist.«

Christian hatte die letzten Worte gehört, als er wieder in die Küche kam.

»Worum geht’s denn hier?«, fragte er und sah von der Mutter zur Schwester, die mit verbissenem Gesicht an der Wand lehnte.

»Ach, Christian, lassen wir das jetzt«, versuchte die Mutter das Gespräch zu beenden. »Es hat doch keinen Zweck, dass wir uns streiten. Haben wir nicht genug Ärger und Kummer? Müssen wir auch noch gegeneinander sein?«

Christian gab sich zufrieden. »Ich geh in den Stall. Doktor Gruber wird gleich hier sein. Er ist so anständig, uns noch mal eine längere Zahlungsfrist für die ausstehenden Rechnungen einzuräumen. Das kranke Vieh tut ihm leid, sagt er.«

Was der Doktor außerdem über den Leopold Eineder von sich gegeben hatte, behielt Christian lieber für sich. Sehr schmeichelhaft war das gerade nicht gewesen!

Als Christian gegangen war, begann die Bäuerin den Küchenherd neu anzufachen. Bald prasselte das Holz, das Wasser im Kessel begann gleich zu singen. Sie schob den Kopf mit den geschälten Kartoffeln auf die Flamme.

Das Kochen wurde auch immer mehr zum Problem, weil man nur mit den eigenen Vorräten wirtschaften konnte. Gestern gab es Sauerkraut mit Wammerl, heute Möhren mit Wammerl. Wenn eines der Hühner sich dazu bequemte, ein Ei zu legen, würde es morgen einen Schmarrn geben.

Cäcilie Eineder seufzte, wenn sie an frühere Zeiten dachte.

»Der arme Christian tut mir leid«, begann sie das Gespräch von Neuem. »Du weißt, Vroni, dass er Irene seit Langem gernhat.«

»Irene Fischl!« Vroni lachte. »Ausgerechnet die hochmütigste Bauerntochter von ganz Hofstetten und Umgebung!«

»Sie mag ihn aber auch, Vroni. Lieber heute als morgen würde sie ihn heiraten. Aber kann er denn eine junge Frau auf unseren Hof bringen? In unsere Verhältnisse, wegen denen man sich schämen muss?«

Vroni sagte darauf nichts. Ihr Schweigen drückte aus, dass sie damit zugab, wie recht die Mutter hatte. Irene Fischl, die von daheim an ein sorgenfreies Leben gewöhnt war, konnte man gewiss nicht zumuten, als Schwiegertochter des trunksüchtigen Eineder-Bauern auf den Hof zu ziehen.

»Womit haben wir es verdient, dass uns das Schicksal so hart behandelt?«, jammerte Vroni nach einer Weile auf. »Warum dürfen wir nicht ebenso froh und glücklich sein wie die anderen?«

»Das frage ich mich auch manchmal, Vroni. Aber glaub mir, eines Tages wird alles wieder besser. Wenn man diese Hoffnung nicht hätte, lohnte es sich nicht mehr, weiterzuleben.«