Alpengold 358 - Margit Hellberg - E-Book

Alpengold 358 E-Book

Margit Hellberg

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Beschreibung

Benedikt Schwaiger traut seinen Augen nicht. Auf der Wiese des Praxmeier-Hofes sieht er zwei Pferde, die ihm bekannt vorkommen. Sie gleichen aufs Haar denen, die vor Kurzem vom Schwaiger-Hof gestohlen wurden.
Benedikt zögert keine Sekunde und stellt den Praxmeier-Bauern zur Rede. Vielleicht hätten sich die beiden Männer geeinigt, wenn nicht Praxmeiers ebenso hübsche wie rabiate Tochter Eva dazugekommen wäre. Sie wirft Benedikt kurzerhand hinaus. So bleibt dem jungen Schwaiger-Bauern nichts anderes übrig, als sich einen anderen Plan auszudenken, um die schöne Eva zu "überzeugen" ...


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Inhalt

Cover

Eva und der Pferdedieb

Vorschau

Impressum

Eva und der Pferdedieb

Heimatroman um Liebe, Streit und ein zärtliches Happy End

Von Margit Hellberg

Benedikt Schwaiger traut seinen Augen nicht. Auf der Wiese des Praxmeier-Hofes sieht er zwei Pferde, die ihm nur allzu bekannt vorkommen. Sie gleichen aufs Haar denen, die vor Kurzem vom Schwaiger-Hof gestohlen wurden.

Benedikt zögert keine Sekunde und stellt den Praxmeier-Bauern zur Rede. Vielleicht hätten sich die beiden Männer geeinigt, wenn nicht Praxmeiers ebenso hübsche wie rabiate Tochter Eva dazugekommen wäre. Sie wirft Benedikt kurzerhand hinaus. So bleibt dem jungen Schwaiger-Bauern nichts anderes übrig, als sich einen anderen Plan auszudenken, um die schöne Eva zu »überzeugen«!

»Ein Glück, dass man nur einmal siebzig wird«, sagte der Bauer Theo Schwaiger seufzend zu seiner Frau.

Dabei passte Theos Gesichtsausdruck gar nicht zu seinem Stoßseufzer. Er sah nämlich, im Gegenteil, recht zufrieden aus. Ja, er schien sich sogar darauf zu freuen, wieder einmal zeigen zu können, wer er war und was er sich leisten konnte. Es sollte ein Fest geben, an das die Gäste noch lange zurückdenken würden!

»Was du immer zu jammern hast!«, gab seine Frau Rosa auch gleich mit einem schiefen Seitenblick zurück. »Die Hauptarbeit liegt doch bei mir! Und nur deswegen, weil du nicht im ,Hirschen' feiern willst!« Empört bearbeitete sie die gewaltige Masse Hefeteig auf der Tischplatte. »Das wär' doch eine günstige Gelegenheit gewesen, euren Streit endlich zu begraben!«

Theo Schwaiger runzelte die Stirn. »Soll ich etwa den ersten Schritt tun? Kommt net infrage. Schließlich hat der Hirschenwirt mich beleidigt! Da wär's an ihm gewesen, zu mir zu kommen und mir ein günstiges Angebot für die Feier vorzulegen!«

Frau Rosa lachte höhnisch. »Und du hättest ihn achtkantig hinausgeworfen!« Mit kräftigem Klatschen prüfte sie die Festigkeit des Teigs. »Du wirst mir doch nicht erzählen wollen, dass du ihn freundlich aufgenommen hättest?«

»Vielleicht doch. Das Alter macht mich weise und nachgiebig ...«

»Haha!«, lachte seine Frau wieder, aber diesmal wirklich vor Heiterkeit. »Du und weise! Das bist du noch nicht einmal mit achtzig, wenn du's erlebst. Sonst hättest du wirklich jetzt auf diesen Aufwand verzichtet und nur deine Verwandtschaft eingeladen!«

»Schau, Roserl, ich denk' anders darüber. Jetzt bin ich noch gesund und hab Spaß an einer großen Geburtstagsfeier. Das kann sich aber schnell ändern. Und deswegen will ich dieses Jahr noch einmal so richtig auf den Putz hauen. Mit Blasmusik, Spießbraten, Bier und Wein. Es darf an nix fehlen. Die nächste Null erleb' ich vielleicht nimmer. Dieses Fest ist das letzte für lange Zeit.«

»An deinen Sohn denkst du wohl gar nicht? Dass der bald einmal heiraten könnt'?«

»Unser Beni und heiraten? Die Hoffnung hab ich lang schon aufgegeben! Wenn unsere Vroni nicht schon zwei Buben hätt', von denen einer einmal unseren Hof übernehmen kann, wär' mir um die Zukunft des Schwaiger-Hofs bang. Auf Benis Hochzeit wart' ich jedenfalls nicht. Aber jetzt will ich dich nimmer länger beim Backen stören. Muss bei der Brauerei anrufen, wann die endlich das Zelt heraufschicken. Mit dem Aufstellen allein ist's ja nicht getan.«

»Ja ja, geh nur! Hauptsache, das Zelt steht und das Bier wird pünktlich angeliefert. Alles andere kümmert dich nicht.«

Theo Schwaiger umfasste seine bessere Hälfte und drückte ihr einen herzhaften Kuss auf die Wange.

»Ach, Weibi, du schimpfst und brummst mit mir, aber du kannst dein goldenes Herz doch nicht verstecken! Ich weiß ja, was ich an dir hab. Und wenn der ganze Trubel vorbei ist, machen wir zwei eine Woche lang Ferien. Das versprech' ich dir.«

Rosa sah ihren Mann an, und trotz der vielen Ehejahre blitzte noch die alte Verliebtheit in ihren braunen Augen auf.

»Das gibst du mir aber schriftlich, Theo! Damit ich dich an dieses Versprechen erinnern kann! Ich mein', ich hätt' das nämlich schon öfter gehört.«

»Ein Bauer muss halt ständig an seinen Hof denken. Und meine anderen Verpflichtungen haben mir bisher auch wenig Zeit gelassen, mir etwas vorzunehmen.«

»Ich weiß ja, Theo. Gemeinderat, Stammtisch, Bauernverband, Trachtenverein, Schützenverein, Feuerwehr ...«

»Was meinst du, wie anstrengend das alles ist, Weibi ...«

Seine Frau griff in den Teig und formte eine dicke Kugel, die sie drohend gegen ihn erhob.

»Raus jetzt! Oder ich erschieß' dich mit meinem Hefeteig!«

Lachend ergriff der Bauer die Flucht. Aus sicherer Entfernung streckte er nochmals den Kopf durch die Tür.

»Denk dran, dass wir mindestens hundert Gäste haben, Roserl! Da kannst du den Hefeteig nicht zu Mordversuchen verwenden!«

Die Küchentür fiel zu. Rosa rief ihrem Mann noch ein lautes »Schlawiner!« nach, dann wandte sie sich endgültig ihrem Kuchen zu.

***

Theo Schwaiger ging fröhlich pfeifend durch den Hausflur. An der Stiege zum oberen Stockwerk blieb er lauschend stehen. Er hörte die beiden Buben Wastl und Matti miteinander streiten.

»Was ist los, ihr Lauser? Müsst ihr alleweil zanken?«

»Opa! Opa! Wer hat recht, der Matti oder ich?«, schrie einer von oben herunter.

»Dann kommt erst einmal her zu mir! Ich weiß ja gar nicht, was los ist!«

Voller Stolz sah er seinen beiden Enkeln entgegen, die jetzt polternd über die steile Stiege herabsausten.

»Der Wastl hat gesagt, dass Rösser dumm sind. Das stimmt doch nicht, gell, Opa?«, überschrie der jüngere Matti seinen Bruder.

»Das stimmt doch!«, trumpfte Wastl auf. »Das klügste Tier ist der Affe, und danach kommt das Schweinderl, und die Rösser sind erst ganz weit dahinter.«

»Das ist Quatsch!« Matti weinte fast vor Empörung. »Opas Rösser sind viel schlauer als ein Schwein. Gell, Opa, das weißt du besser als der Wastl!«

Theo strich beiden über die wirren Haare.

»Streitet euch nicht, Buben! Es wird bei den Tieren genauso sein wie bei den Menschen. Es gibt kluge und dumme. Manches Ross ist vielleicht schlauer als ein Aff', und manches ist vielleicht dümmer als ein Schwein. Es gibt Leute, die können nicht zwei und zwei zusammenzählen, andere tragen ein ganzes Lexikon in ihrem Gehirnkastl mit sich herum. Was aber meine Rösser angeht: Die sind jedenfalls schlau. Soll ich's euch einmal vorführen?«

»Ja! Ja!« In völliger Einmütigkeit schrien es die streitsüchtigen Brüder.

»Dann kommt mit in den Stall! Ihr werdet sehen, dass sie mich ganz genau kennen. Und dass sie auch verstehen, was ich mit ihnen red'.«

An jeder Hand einen Buben, verschwand Theo Schwaiger im Stall. Wenn es um seine geliebten Rösser ging, vergaß er alles andere. Auch dass er eigentlich bei der Brauerei wegen des Zeltes anrufen wollte.

***

Der Schwaiger-Bauer führte Wastl und Matti zu der großen Box, in der Peter und Paul, die beiden Pinzgauer Kaltblüter, standen.

Während er den Buben allerlei Wissenswertes über die Pferde erzählte, ratterte ein Lastwagen mit Anhänger die Anhöhe zum Schwaiger-Hof hinauf. Die Hanzen-Brauerei schickte pünktlich das bestellte Zelt. Rosa Schwaiger sah den Wagen auf den Hof fahren. Aber kein Theo war weit und breit zu sehen!

»Beni!«, rief sie, so laut sie konnte.

Aber auch ihr Sohn war scheinbar nicht da. Sie ging zur Küchentür, öffnete sie mit dem Ellbogen und rief noch einmal: »Beni! Das Zelt kommt!«

Benedikt Schwaiger schreckte von der Liste der Bestellungen auf. Er saß am hintersten Ende des Flurs in einer kleinen Kammer, die früher zum Spinnen und Federschleißen gedient hatte. Jetzt war sie als Büro umfunktioniert.

»Gleich, Mutter!« Er legte einen Briefbeschwerer über die Unterlagen und schloss dann die Kammer sorgfältig ab. »Bin schon da!«

Rechtzeitig erschien er in der Haustür, um dem Fahrer die notwendigen Anweisungen zu geben. Er dirigierte den Wagen hinter das Haus auf die große Wiese.

»Grüß Gott!« Der Fahrer sprang aus dem Führerhaus. »Haben Sie ein paar Leute zum Abladen da? Wir sind nur zu zweit.«

Ein weiterer Mann gesellte sich dazu und klappte bereits die Ladefläche auf.

Benedikt rief: »Seppl, Schorschi, Franz! Abladen helfen!«

Noch ehe der Abend kam, stand das Zelt fix und fertig auf der Wiese des Schwaiger-Hofs. Aus der Küche zog Kuchenduft durchs ganze Haus. Im Keller bereitete ein Metzger den Spießbraten vor. Tröge voller Würste und Kassler Ripperl standen bereit. Für alle Arten von Getränken war gesorgt. Es fehlte an nichts. Der Schwaiger-Bauer ließ sich nicht lumpen. Morgen, am eigentlichen Festsonntag, würden noch Torten und frische Semmeln geliefert werden. Der Bäcker hatte sich eigens beim Gewerbeamt die Genehmigung geholt, den Backofen anheizen zu dürfen. Gut gekühlte Bierfässer würden ebenfalls erst morgen anrollen. Es war alles bis ins Kleinste durchdacht.

Die Leute sollten sagen: »Beim Schwaiger, da konnt' man sehen, wo Geld steckt! Und geizig ist er auch nicht!«

Der Hirschenwirt sollte sich grün und blau ärgern, wenn er das hörte. Schämen sollte er sich bis an sein Lebensende, dass er dem Schwaiger-Bauern einmal Zechprellerei vorgeworfen hatte! Einem Mann, der mit Grund und Boden, Haus und Hof gut und gern seine Million schwer war!

***

Als die Bewohner von Schönstetten am Sonntagmorgen vor die Haustür traten, leuchtete ihnen vom Schwaiger-Hügel das weißblaue Zelt entgegen. Zwei Fahnen flatterten daneben im Wind: Die weißblaue Rautenfahne und eine gelbe Fahne mit einer großen goldenen Siebzig.

Wer nach dem Kirchgang auf den Schwaiger-Hof eingeladen war, stellte beifällig fest: »Der Schwaiger kann sich's leisten, seinen Geburtstag wie ein König zu feiern. Wird gewiss recht lustig zugehen. Glück hat er, dass der Siebzigste auf einen Sonntag fällt und dass das Wetter mitmacht.«

Wer sich nicht zu den Gästen zählen durfte, gab sich wenig Mühe, seine Missgunst zu verbergen.

»Da sind die Großkopfeten nachher wieder unter sich, und unsereins hat das Nachsehen. Hoffentlich fällt der Schwaiger nicht einmal mit der Nase in den Dreck, dass ihm das Angeben vergeht!«

Theo hätte sich aus solchen Reden nicht viel gemacht. Er wusste, dass ihm sein Reichtum nicht in den Schoß gefallen war. Auf dem soliden Grundstock des Ererbten hatte er mit Fleiß und Umsicht aufgebaut.

Ein bisserl Glück war freilich auch dabei. Gute Ernten, gesundes Vieh, eine tüchtige Frau, zwei gutgeratene Kinder. Aber gefaulenzt hatte Theo sein Leben lang nicht.

Er konnte also mit gutem Gewissen den heutigen Tag begehen. Nach erholsamem Schlaf war er in bester Laune aufgewacht. Noch vor dem Frühstück löste sich das Geheimnis um die tagelang verschlossene Kammer am Ende des Flurs. Beni überreichte dem Vater als Geschenk eine prächtige Schnitzarbeit, die in naturgetreuer Nachbildung seine beiden Rösser Peter und Paul darstellte.

Theo freute sich so sehr darüber, dass er dem Geschenk seiner Frau – Schafwolljanker und dazu passende Kniestrümpfe, eine neue Pfeife und bestickter Tabaksbeutel – beinahe nicht die richtige Aufmerksamkeit gewidmet hätte.

Die beiden Buben sagten ein Gedicht auf und schenkten dem Opa eine neue Peitsche.

Tochter Veronika und ihr Mann, die schon am Freitag aus Hainbach gekommen waren, überraschten den Vater mit einer Zither.

»Ja, mei, wie kommt ihr denn darauf?«, fragte er entgeistert. »Schön ist sie ja, die Zither. Wann hab ich denn das letzte Mal gespielt? Das ist bestimmt dreißig Jahre her!«

»Damit du, wenn du aufs Altenteil gehst, ein bisserl Abwechslung hast«, sagte Vroni. »Irgendwann wirst du wohl zu arbeiten aufhören.«

»Das soll wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl sein?«, fragte Theo lachend. »Was meinst du, Roserl, wollen wir den Krempel hinschmeißen und uns im Austragshäusl gemütlich einrichten?«

Rosa Schwaiger war zwölf Jahre jünger als ihr Mann. Energisch schüttelte sie den Kopf.

»Warten wir noch ein bisserl, Theo! Solange keine junge Bäuerin auf den Hof kommt, kann ich sowieso die Hände nicht in den Schoß legen.«

»Vielleicht gibt's heut gar noch eine Überraschung in dieser Richtung«, orakelte der Jubilar.

Er sah dabei beziehungsvoll seinen Benedikt an, der sich aber taub stellte.

Vroni fragte den Vater flüsternd: »Meinst du, dass er sich endlich an die Margret Zöller heranmacht?«

Der Vater flüsterte zurück: »Ja, genau das mein' ich. Sie wär' mir als Schwiegertochter sehr willkommen. Aber der Beni denkt anscheinend an ein Prinzesserl oder was weiß ich. Freilich, ich hab auch spät geheiratet, doch nur, weil ich warten musste, bis meine Rosi achtzehn war. Aber ich hab schon lang' gewusst, dass ich sie und sonst keine wollte. Der Beni dagegen schaut einmal auf diese, einmal auf jene, aber nie ist die Richtige für ihn dabei.«

»Weißt du, Vaterl, ich müsst' ja eigentlich froh sein, wenn der Beni ledig bleibt, weil dann unser Matti den schönen Hof erben würd'. Aber lieber wär's mir, wenn der Beni mit einer netten Frau glücklich wird. Ein Bauer ohne tüchtige Bäuerin, das ist wie ein Garten ohne Blumen.«

Theo tätschelte seiner Tochter liebevoll die Wange.