Alpengold 345 - Margit Hellberg - E-Book

Alpengold 345 E-Book

Margit Hellberg

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Beschreibung

Wegen einer unglücklichen Liebesgeschichte hat sich die junge Lehrerin Irene Reither in das einsame Bergbauerndorf Rothenbach versetzen lassen. Hier hofft sie, endlich Ruhe und Frieden zu finden.
Doch die Dörfler lehnen sie ab, und die Schulkinder sind aufsässig und machen ihr das Leben schwer. Ganz besonders frech allerdings benimmt sich der Linus Falkenstein. Schließlich weiß Irene keinen anderen Rat mehr, als seinen Vater aufzusuchen.
Doch wenn sie gehofft hat, vom Vater des Buben Unterstützung zu bekommen, hat sie sich geirrt. Mit harten hochmütigen Worten weist Markus Falkenstein sie von der Schwelle seines Hauses.
Verzweifelt fragt sich Irene, was sie nur getan hat, dass Vater und Sohn sie so sehr hassen. Es muss doch einen Grund geben ...


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Inhalt

Cover

Der verrufene Hof

Vorschau

Impressum

Der verrufene Hof

Was geschah mit Magnus Falkensteins erster Frau?

Von Margit Hellberg

Wegen einer unglücklichen Liebesgeschichte hat sich die junge Lehrerin Irene Reither in das einsame Bergbauerndorf Rothenbach versetzen lassen. Hier hofft sie, endlich Ruhe und Frieden zu finden.

Doch die Dörfler lehnen sie ab, und die Schulkinder sind aufsässig und machen ihr das Leben schwer. Ganz besonders frech allerdings benimmt sich Linus Falkenstein. Schließlich weiß Irene keinen anderen Rat mehr, als seinen Vater aufzusuchen.

Doch wenn sie gehofft hat, vom Vater des Buben Unterstützung zu bekommen, hat sie sich geirrt. Mit harten hochmütigen Worten weist Magnus Falkenstein sie von der Schwelle seines Hauses.

Verzweifelt fragt sich Irene, was sie nur getan hat, dass Vater und Sohn sie so sehr hassen. Es muss doch einen Grund geben ...

In der idyllisch gelegenen Kleinstadt Bornheim im Niederbayerischen waren die Bürger besonders stolz auf ihre weiterführende Schule, die erst seit wenigen Jahren bestand und Zulauf von allen kleinen Orten hatte.

Drei hallende Glockenschläge schallten durch die stillen Flure des Schulgebäudes und kündigten das Ende der Stunde an. Kaum war der letzte Ton verklungen, als sich schon die ersten Türen öffneten und eine Schar kreischender, sich stoßender Kinder aus den Klassenzimmern quoll.

Es war Freitag, und die Freude auf das lange Wochenende machte sich bei allen lautstark Luft. Viele Füße trappelten die Treppen hinunter und stürmten durch den Hof auf die Straße.

Auch die Lehrer und Lehrerinnen eilten schneller als sonst nach Hause, glücklich darüber, für zwei Tage dem Schulstress entrinnen zu können.

Als Letzte verließ eine junge, auffallend schöne Frau die Schule, Irene Reither, die seit zwei Jahren hier tätig war. Der Hausmeister kam schnell herbeigelaufen, um das schwere Portal für sie zu öffnen.

Irene Reither trat ins Freie hinaus. Sie schlug den Kragen ihres Mantels hoch.

Es wehte ein kalter Wind. Graue Wolken schickten ab und zu einen Schauer nassen Schnees herunter, der auf dem Pflaster sofort dahinschmolz und sich in großen Pfützen am Straßenrand sammelte.

Eilig lief Irene Reither die Straße bis zur nächsten Kreuzung entlang, bog dann nach rechts in eine wenig belebte Gasse ein und blieb dort in einem Torbogen stehen. Aufmerksam sah sie immer wieder nach links und rechts. Aber das blaue Auto, das sie zu entdecken hoffte, war nicht da.

Unschlüssig ging Irene ein Stück weiter, kehrte dann wieder um und blieb ratlos stehen. Wieder stellte sie sich in den Torbogen, der sie vor dem unangenehmen Wind ein wenig schützen sollte. Immer öfter schaute sie auf ihre Uhr.

Nach einer halben Stunde gab sie das Warten auf.

Im gegenüberliegenden Haus bemerkte sie eine alte Frau, die sie neugierig beobachtete. Das bewog sie endgültig dazu, wegzugehen.

Die kleine Stadt war zu dieser mittäglichen Stunde fast menschenleer. Wer nicht gezwungen war, bei diesem unwirtlichen Wetter draußen sein zu müssen, verkroch sich in der warmen Wohnung.

Auch Irene drängte es jetzt, nach Hause zu kommen. Sie hatte es plötzlich sehr eilig. Der Zorn darüber, dass sie den weiten Weg zu Fuß gehen musste, beflügelte ihre Schritte. Sie war wütend auf Freddi, der sie wieder einmal – zum wievielten Male eigentlich – versetzt hatte. Seinetwegen hatte sie jetzt auch den Bus verpasst.

In ihrer hübschen Wohnung angekommen, zog sich Irene Stiefel und Mantel aus und ging in die Küche, um sich etwas zu essen zu machen.

In diesem Augenblick klingelte das Telefon.

Gleich begann Irenes Herz schneller zu schlagen. Sie ließ den Suppentopf mit lautem Scheppern auf den Herd fallen und eilte in die Diele, wo das Telefon stand.

»Reither«, meldete sie sich.

»Ich bin es, Freddi. Grüß dich, Irene!«

»Hallo, Freddi.«

Die Frage, warum er nicht gekommen war, brannte Irene auf den Lippen, doch sie wollte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken lassen.

»Schatzi, ich konnte leider nicht auf dich warten«, begann er da schon von selbst. »Ausgerechnet heute hat mich Marga von der Schule abgeholt. Ich musste sie zu ihrer Schneiderin nach Herbeck fahren. Jetzt warte ich in einem Gasthaus auf sie und hab die Gelegenheit benutzt, dich anzurufen.«

»Wie nett von dir«, sagte Irene ironisch.

»Es tut mir selbst am meisten leid, Mauserl«, entschuldigte sich Freddi noch einmal. »Aber ich hab das Gefühl, dass meine Frau misstrauisch geworden ist. Es ist vielleicht besser, wir sehen uns eine Weile nicht.«

Irene schwieg. Was sollte sie hierauf noch sagen? Mehr als einmal hatte Freddi ihr versprochen, mit seiner Frau zu reden und sie um die Scheidung zu bitten. Doch immer wieder hatte er dieses Vorhaben hinausgeschoben mit der Begründung, er müsse erst einen günstigen Augenblick abpassen. Dieser Augenblick schien aber nie zu kommen.

»Bist du noch da, Schatzi?«, fragte Freddi am anderen Ende der Leitung.

»Ja. Aber ist hab keine Lust mehr, mich mit dir zu unterhalten. Es führt ja doch zu nichts. In letzter Zeit hast du immer öfter irgendwelche Ausreden bei der Hand, sodass ich allmählich den Eindruck gewinne, du bist gar nicht ernsthaft an einer Beendigung deiner Ehe interessiert. Was ich eigentlich auch verstehen kann«, fügte sie nach einer kurzen Pause bitter hinzu.

»Wenn du auf Margas Geld anspielen willst ...«

»Allerdings, Freddi! Ich spiele tatsächlich auf Margas Geld an. Immerhin lebst du dadurch nicht schlecht, jedenfalls besser als mit deinem Lehrergehalt allein. Es wäre dumm vor dir, wenn du das goldene Nest verlassen würdest, nicht wahr? So ist es viel schöner: Daheim die reiche Frau und ab und zu mal unterwegs eine Geliebte!«

»Irene, Schatzi ...«

»Ich bin nicht mehr dein Schatzi, merk dir das! Mir reicht's jetzt langsam. Ich hab über eine halbe Stunde in der Kälte auf dich gewartet, und nicht das erste Mal. Du darfst nicht denken, dass ich eins von deinen Schulmädchen bin, die dich von fern anhimmeln und damit zufrieden sind.«

»Irene ...«

»Jetzt rede ich, Freddi! Du warst es schließlich, der mir die Hölle heißgemacht hat und den Himmel auf Erden versprochen hat, wenn ich dich erhören würde. Von deiner unglücklichen Ehe hast du mir so lange vorgejammert, bis ich vor Mitleid fast zerflossen bin. Nur mich würdest du lieben und dafür alles opfern. Und ich Schaf hab dir geglaubt! Aber jetzt merke ich, zu welchen Opfern du fähig bist ... Ich bedaure nur, dass wir uns täglich weiter in der Schule begegnen werden. Mir wäre wohler, ich würde dich nie mehr wiedersehen!«

Ehe Freddi Keller noch etwas sagen konnte, warf Irene den Hörer auf die Gabel und kehrte in die Küche zurück, wo sie ihren Zorn an dem unschuldigen Kochgeschirr ausließ.

Erst als die Suppe im Topf zu brodeln begann, riss sie sich von ihren wütend kreisenden Gedanken los und versuchte, sich auf die Gegenwart zu konzentrieren.

Ohne viel Appetit zwang sie sich ein paar Löffel Suppe herunter, dann ging sie ins Wohnzimmer und ließ sich in einen Sessel fallen.

Dann durchlebte sie in Gedanken noch einmal die Zeit mit Freddi, die so schön und verheißungsvoll begonnen und jetzt – daran bestand kein Zweifel – ein jähes Ende gefunden hatte.

Vor zwei Jahren war Irene Reither an die Realschule der Kleinstadt Bornheim gekommen.

Sie hatte es am Anfang nicht leicht, denn ihre Kolleginnen betrachteten sie mit Misstrauen und hielten sich kühl im Hintergrund. Schuld daran war Irenes auffallendes Aussehen.

Ihre leuchtend blauen Augen unter dem goldblonden Haar, ihre vollendete Figur und ihr heiteres Lachen mussten jede andere Frau neben ihr in den Schatten stellen. Die Kollegen sahen Irene dagegen gern in ihrer Mitte, durften ihre Sympathien aber nicht allzu deutlich zeigen. Sie hätten der jungen Kollegin damit mehr geschadet als geholfen.

Erst als man feststellte, dass Irene Reither trotz ihrer betörenden Schönheit weder eine Hexe noch ein Vamp war, sondern vielmehr ein bescheidenes, freundliches Wesen besaß, ließen die Kollegen ihre Zurückhaltung fallen und nahmen sie in ihren Kreis auf.

Einer der ersten, der sich Irene gegenüber hilfsbereit gezeigt hatte, war Freddi Keller gewesen.

Von Anfang an hatte ihn die junge Frau fasziniert. Sobald er sie gesehen hatte, begann sein Herz schneller zu schlagen, und von Tag zu Tag hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als sich ihr in anderer als kollegialer Weise nähern zu dürfen.

Schließlich hatt er aus einer Unterhaltung in der Pause erfahreb, dass Irene täglich einen ausgedehnten Spaziergang im Stadtwald unternahm. Was hatte näher gelegen, als dass Freddi Keller plötzlich etwas für seine Gesundheit tun musste und ebenfalls im Stadtwald erschien?

So hatte die Romanze zwischen Irene und Freddi begonnen. Sie hatten Mittel und Wege gefunden, sich heimlich zu treffen, ohne dass jemand Verdacht schöpfte.

Freddi Keller war in mehreren Vereinen tätig, sodass seine Frau – von deren Existenz Irene erst später erfuhr, niemals wusste, in welchem Vereinslokal er sich gerade aufhielt.

Marga Keller war reich, aber nicht sehr klug, sonst hätte sie merken müssen, dass ihr Mann auf Liebespfaden wandelte!

Irene war nicht ohne Skrupel gewesen. Sie wollte durchaus nicht einer anderen Frau den Mann wegnehmen.

Aber Freddi hatte es verstanden, ihre Bedenken zu zerstreuen. Er schilderte seine Ehe als gescheitert, nur dem Schein nach bestand sie überhaupt noch. Sie brauchte nur mal herumzuhorchen, jeder würde ihr bestätigen, dass das Ehepaar Keller nur noch aus reiner Gewohnheit zusammenlebte.

Viel zu gern hatte sich Irene von seinen Worten überzeugen lassen, denn sie hatte sich von Freddi Keller Charme einfangen lassen und war seinen Liebesbeteuerungen erlegen. Allein in einer fremden Stadt, ohne Freunde oder gute Bekannte, war sie ihm ins Netz gegangen wie ein verirrter Vogel.

Aber jetzt sah Irene ein, dass sie Freddi Keller zu sehr vertraut hatte.

Im Grunde genommen dachte er gar nicht daran, sich scheiden zu lassen. Wahrscheinlich scheute er das Aufsehen, das in der kleinen Stadt, in der jeder jeden kannte, entstehen würde. Und er überlegte sich auch sehr genau, dass es dann mit dem sorglosen, von keinen Geldnöten überschatteten Dasein ein Ende haben würde.

Als Irenes Gedanken an dieser Stelle angekommen waren, sprang sie mit einem Satz aus dem Sessel empor. Sie musste versuchen, den Mann zu vergessen. Am besten war es, sie stürzte sich gleich in die Arbeit.

Sehr sorgfältig und gewissenhaft korrigierte Irene Reither die Hefte ihrer Schüler. Sie nahm ihren Beruf sehr ernst.

Jedes Versagen eines Schülers schrieb sie sich selbst zu. Sie überlegte dann, was sie im Unterricht versäumt hatte, woran es lag, dass das Mädchen oder der Junge den Stoff nicht begriffen hatten. Es konnte doch nicht immer an der mangelnden Intelligenz der Kinder liegen! Wahrscheinlich hatte sie es ihnen nicht anschaulich genug erklärt.

Deswegen bereitete Irene auch das Schreiben der Zensuren große Pein. Eine Sechs oder eine Fünf zu vergeben, fiel ihr bitterschwer.

Irene war so in ihre Beschäftigung vertieft, dass sie heftig zusammenzuckte, als die Türglocke die Ruhe durchbrach.

Sie ging auf den Flur und betätigte die Gegensprechanlage.

»Wer ist da?«

»Ich, Freddi, bitte mach auf!«

Sie zögerte einen Augenblick.

»Nun mach schon, ehe mich jemand sieht!«

Irene drückte den Türöffner und schloss gleichzeitig die Korridortür auf. Dann ging sie an ihren Schreibtisch zurück.

Freddi sollte an ihrem unfreundlichen Empfang merken, wie ihr zumute war.

»Hallo, Schatzi«, rief er, während er sich im Flur den nassen Mantel auszog. »Ein Sauwetter ist das! So richtig dazu geeignet, sich ins Warme zu verkriechen!«

»Warum gehst du nicht heim zu deiner Frau? Ihr habt doch ein schönes Haus mit Kamin und allen Raffinessen.«

»Da hab ich dich aber nicht dabei«, flüsterte Freddi dicht an ihrem Ohr.

Der dicke Teppichboden hatte seine Schritte verschluckt. Leise war er hinter Irene getreten und umarmte sie zärtlich, verschränkte seine Arme auf ihrer Brust und lehnte den Kopf an ihr goldenes Haar.

»Ich glaube gar, du bist böse auf mich, Reni«, fuhr er fort. »Aber schau, du musst mich verstehen. Ich kann mir jetzt keinen Skandal leisten. Mein Schwiegervater betätigt sich politisch, er hat sich um einen Posten als Stadtrat beworben. Wenn seine Tochter auf einmal in eine Scheidung verwickelt wird ...«

»... das wäre natürlich ein Unding«, fuhr Irene ironisch fort. »Da ist es besser, man opfert seine angeblich große Liebe der Politik.«

»Jetzt bist du ungerecht, Reni«, tat Freddi beleidigt. »Ich bin bisher immer zu dir gekommen, obwohl ich jedes Mal Blut und Wasser geschwitzt hab, dass man mich sehen könnte.«

»Ach, du tust ja gerade so, als hätte ich dich auf Knien angefleht, zu mir zu kommen! Dabei war es genau umgekehrt! Ich hätte diese Heimlichkeiten gar nicht angefangen, ich hätte es nicht so weit kommen lassen mit unseren Beziehungen, wenn du mich nicht so angefleht hättest, ›etwas Sonnenschein in dein tristes Dasein zu bringen‹. Ja, genauso hast du dich ausgedrückt!«

Freddi sah wohl ein, dass er auf diese Weise bei Irene nicht mehr weiterkam. Er versuchte es noch einmal auf seine zärtliche Tour, die er gekonnt beherrschte.

Er zog die sich sträubende Irene mit sanfter Gewalt aus dem Schreibtischstuhl zu sich hoch, legte die Arme fest um sie und beugte sich über ihren Mund. Zufrieden stellte er fest, dass Irene unter seinen Küssen wie eh und je dahin zu schmelzen begann. Ihr Widerstand erlosch mehr und mehr, und als er ihre leichte, schlanke Gestalt hochhob und auf die Couch bettete, glaubte er, sein Spiel wieder einmal gewonnen zu haben.

Ein siegessicheres, selbstgefälliges Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er sich erneut über Irene beugte.