Altersvorsorge für Selbstständige - Ratgeber von Stiftung Warentest mit Produktempfehlungen - Schritt für Schritt zur geeigneten Vorsorgestrategie - Isabell Pohlmann - E-Book

Altersvorsorge für Selbstständige - Ratgeber von Stiftung Warentest mit Produktempfehlungen - Schritt für Schritt zur geeigneten Vorsorgestrategie E-Book

Isabell Pohlmann

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Beschreibung

Im Ruhestand gut versorgt Leidenschaften ausleben und eigene Ideen umsetzen, frei wählbare Arbeitszeiten und unabhängige Entscheidungen treffen. Diese und noch weitere sind Beweggründe für eine Selbstständigkeit. Damit einher geht allerdings auch eine große Verantwortung bei der Altersvorsorge, vor allem, wenn man zusätzlich eine Familie zu ernähren hat. Dieses Buch hilft allen selbstständig tätigen Schritt für Schritt die geeignete Vorsorgestrategie zu finden. Egal, ob Sie ein Unternehmen in der Dienstleistungsbranche, dem Einzelhandel, im Industriesektor, dem Gesundheitswesen oder der Gastronomie betreiben Altersvorsorge im Ruhestand muss nicht schwierig sein.  Eine erste Bestandsaufnahme klärt den Stand Ihrer derzeitigen Absicherung. Sind Sie bisher bei der Altersvorsorge komplett auf sich allein gestellt, über Versorgungswerke abgesichert oder leisten Einzahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung? Im zweiten Schritt zeigt der Ratgeber, welche Anlagemöglichkeiten für die zusätzliche Vorsorge infrage kommen. Es genügen wenige Bausteine, um ein Polster für später aufzubauen. Welche Produkte lohnen sich angesichts niedriger Zinsen und hoher Inflation besonders und von welchen lassen Sie besser die Finger. Letztlich erfahren Sie im Buch, wie Sie mithilfe Ihrer Bestandsaufnahme die richtige Kombination aus gesetzlicher, betrieblicher und privater Vorsorge für einen sorgenfreien Ruhestand zusammenstellen.  - Alles einfach erklärt: Entwickeln Sie in wenigen Schritten eine Vorsorgestrategie, die zu Ihnen passt - Die Vorsorge-Bausteine: Von Einzahlungen in die gesetzliche Rente über Rürup und Immobilien bis ETF (Exchange Traded Funds) - Exkurs, nachhaltige Geldanlagen: Welche für die Vorsorge sinnvoll sind - Konkrete Produktempfehlungen: Die Tipps der Finanztest-Experten

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Isabell Pohlmann

Altersvorsorge fürSelbstständige

Rechtzeitig planen, sinnvoll vorsorgen

Inhaltsverzeichnis

Was wollen Sie wissen?

Ihr Plan für die Vorsorge

„Für das Thema Altersvorsorge sensibilisieren“

Vorsorgen – aber wie?

Die nächsten Schritte zur passenden Vorsorge

Abkürzung für Ungeduldige

Wo stehen Sie derzeit?

Gesetzliche Rente: Aktuelle Ansprüche im Blick

Zusätzliche Vorsorge: Damit können Sie bisher rechnen

Vorsorgepflicht prüfen

„Am besten Klarheit von Anfang an“

Versicherungspflicht in der Rentenversicherung

Künstlersozialkasse: Günstig für Künstler und Publizisten

Abgesichert über ein Versorgungswerk

Grundsicherung: Auffangnetz heute und im Ruhestand

Spielräume ausloten

Finanzcheck: Wie viel bleibt monatlich übrig?

Unverzichtbare Ausgaben: Versicherungsschutz im Blick

Persönliche Faktoren bestimmen weiteres Vorgehen

Anlageform und Angebot finden

„Insolvenzschutz nur für lebenslange Leistungen“

Vorsorge-Baustein: Gesetzliche Rente

Vorsorge-Baustein: Aktien-ETF

Vorsorge-Baustein: Rürup-Rente

Vorsorge-Baustein: Immobilie

Weitere Vorsorgeangebote im Überblick

Die passende Strategie

Frei in der Altersvorsorge

Rentenversicherung ist Pflicht

Mitglied in der Künstlersozialkasse

Mitglied im Versorgungswerk

Selbstständig nebenbei

Ausblick für alle: Wenn der Ruhestand näher rückt

Hilfe

Unterstützung und Beratung von Anfang an

Die gesetzliche Rente erhöhen

Die günstigsten Depotanbieter auf einen Blick

Die Kosten für ETF-Sparpläne

Diese ETF sind erste Wahl

Die besten nachhaltigen ETF

Stichwortverzeichnis

Impressum

Was wollen Sie wissen?

Von A wie Akquise bis Z wie Zahlungen ans Finanzamt: Wenn Sie beruflich selbstständig sind oder in die Selbstständigkeit starten wollen, haben Sie viele Themen im Kopf. Die Absicherung für den Ruhestand sollte mit dabei sein, auch wenn manches wichtiger erscheint.

Mein Betrieb ist meine Altersvorsorge. Reicht das nicht?

Glückwunsch! Wenn Ihr Betrieb so gut läuft, dass Sie sich vorstellen können, dass ein Verkauf Ihren Ruhestand finanziert, haben Sie vieles richtig gemacht. Vergessen Sie aber nicht: Mit der Selbstständigkeit ist immer eine gewisse Unsicherheit verbunden. Auftragslagen können sich ändern. Das haben gerade auch die Jahre der Corona-Pandemie gezeigt. Manche Unternehmen haben profitiert, andere standen plötzlich vor ungeahnten Herausforderungen und hatten mit fehlenden Kunden, leeren Auftragsbüchern oder stockenden Lieferketten zu kämpfen. Auch wenn Ihr Unternehmen ein Erfolgsgeschäft ist, sollten Sie sich daher nicht allein darauf verlassen, dass Sie in vielen Jahren jemanden finden, der Ihren Betrieb übernehmen und beispielsweise für Maschinen, weiteres Inventar oder einen festen Kundenstamm viel Geld zahlen will.

Gehen Sie auf Nummer sicher und kümmern Sie sich um Ihre weitere Altersvorsorge. Wir zeigen Schritt für Schritt, wie Sie diese gestalten können. Dabei gehen wir auf verschiedene Berufs- und Lebenssituationen ein und verraten, wie Sie einzelne Vorsorgebausteine sinnvoll und passend kombinieren können.

Ist die gesetzliche Rente für Selbstständige überhaupt ein Thema?

Ja, für viele Selbstständige bildet die gesetzliche Rente einen wichtigen Grundstein für die Absicherung im Alter. Das gilt zum einen, wenn Sie vor Ihrer Selbstständigkeit während einer angestellten Beschäftigung Rentenansprüche erworben haben. Zum anderen, wenn Sie auch als Selbstständige weiter Beiträge an die Rentenkasse zahlen. Im Kapitel „Wo stehen Sie derzeit?“ ab S. 29 stellen wir die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung genauer vor. Im Kapitel „Vorsorgepflicht prüfen“ ab S. 45 fassen wir zusammen, wer auch als Selbstständiger weiter in die Rentenkasse einzahlen muss, und ab S. 91 zeigen wir im Kapitel „Anlageform und Angebot finden“, warum es sich lohnen kann, die gesetzliche Rente aus freien Stücken als Vorsorgebaustein einzusetzen, zum Beispiel auch für Mitglieder eines berufsständischen Versorgungswerks.

Ich kann monatlich 300 Euro für später sparen. Wie lege ich das Geld an?

Vor allem vier Vorsorge-Bausteine empfehlen sich für Selbstständige: Zahlungen in die gesetzliche Rentenversicherung, eine Immobilie, ein Rürup-Vertrag und ETF, also börsengehandelte Indexfonds (siehe „Die Bausteine für Ihre Altersvorsorge“, S. 19). Welche dieser Bausteine Sie nutzen und wie Sie diese sinnvoll ergänzen, richtet sich nach Ihrer persönlichen Situation, zum Beispiel: Wie haben Sie bisher vorgesorgt? Wie alt sind Sie? Können Sie die 300 Euro auf Dauer entbehren? Wie risikobereit sind Sie? Im Kapitel „Die passende Strategie“ ab S. 137 stellen wir fünf Beispielfälle vor, die zeigen, wie — je nach Ausgangslage – eine passende Vorsorge-Strategie aussehen kann.

Während der Pandemie habe ich alle Reserven aufgebraucht. Und jetzt?

Im ersten Schritt geht es darum, dass Sie (wieder) ein ausreichendes Notfallpolster ansparen, auf das Sie kurzfristig zugreifen können (siehe „Weitere Vorsorgeangebote“, S. 124). Je mehr Sie darüber hinaus zurücklegen könnten, desto besser. Ab S. 95 erfahren Sie, welchen Spielraum Sie etwa bei Zahlungen an die gesetzliche Rentenkasse haben, ab S. 102 zeigen wir die Vorteile, die ETF als flexible Geldanlage haben.

Grundsätzlich empfiehlt es sich zudem, dass Sie sich nach diesen schwierigen Jahren den genauen Überblick über Ihre komplette finanzielle Lage verschaffen, etwa mithilfe Ihres Steuerberaters.

Als Angestellte habe ich einen Riester-Vertrag abgeschlossen. Lohnt er sich jetzt noch?

Das kommt darauf an, ob Sie weiterhin Anspruch auf die staatliche Förderung haben und wie hoch diese ausfällt.

Im Abschnitt „Riester-Vertrag: für manche eine Chance“ ab S. 127 fassen wir zusammen, unter welchen Voraussetzungen Selbstständige von der staatlichen Unterstützung profitieren können – entweder weil sie selbst einen Förderanspruch oder über ihren Ehepartner indirekt Anspruch auf die staatlichen Zulagen und die mögliche Steuerersparnis haben. Dank der Förderung kann es tatsächlich attraktiv sein, einen bereits bestehenden Vertrag auch während der Selbstständigkeit durchzuhalten.

Im Kapitel „Weitere Vorsorgeangebote“ ab S. 124 stellen wir neben Riester andere Produkte vor, die sich je nach beruflicher und privater Ausgangsposition als Teil der Vorsorgestrategie eignen können. Wir gehen auf die Vor- und Nachteile ein und nennen, wo es möglich ist, aktuelle Testergebnisse.

Mir wurde ein Rürup-Vertrag mit hohen Beiträgen angeboten. Soll ich zugreifen?

Die Basisrente, auch Rürup-Rente, kann eine geeignete Anlageform für Selbstständige sein, doch sie hat auch einige nicht unerhebliche Nachteile.

Die Rürup-Rente ist attraktiver, wenn Sie ein eher hohes Einkommen und einen entsprechend hohen Steuersatz haben: Dann fällt die Förderung, die Sie vom Staat in Form von Steuerersparnissen erhalten, höher aus. Holen Sie sich mehrere Angebote ein, ehe Sie einen Vertrag unterschreiben. Vergleichen Sie die Bedingungen und die garantierten Renten. Beachten Sie zudem, dass der Rürup-Vertrag eher unflexibel ist. Mehr zu den Vor- und Nachteilen lesen Sie unter „Vorsorge-Baustein: Rürup-Rente“ ab S. 111. Eine mögliche Alternative zur Rürup-Rente können Zahlungen an die gesetzliche Rentenkasse sein. Auch das bringt einen Steuervorteil. Welche Beiträge aufs Jahr gesehen möglich sind, lesen Sie ab S. 95 im Abschnitt „Vorsorge-Baustein: Gesetzliche Rente“.

Warum soll ich vorsorgen, wenn ich im Alter sowieso Grundsicherung bekomme?

Sind Sie ganz sicher, dass Sie im Alter staatliche Grundsicherung erhalten? Je älter Sie sind, desto eher werden Sie überblicken können, ob es tatsächlich dazu kommt. Aber wenn nicht? Gerade wenn der Ruhestand noch weit ist, ist der Verzicht auf jede Altersvorsorge eine riskante Wette: ein Jobwechsel und ein sich daraus ergebender höherer Rentenanspruch, ein neuer Partner mit eigenem Einkommen, vielleicht eine Erbschaft – es gibt zahlreiche Veränderungen, die dem Anspruch auf Grundsicherung später entgegenstehen können (siehe „Grundsicherung“, S. 71). Daher wäre es hilfreich, wenn Sie die Zeit im Berufsleben nutzen und für den Ruhestand sparen, damit Sie dann besser dastehen.

Ihr Plan für die Vorsorge

Der Anfang ist gemacht: Sie haben diesen Ratgeber gekauft und sind fest entschlossen, sich um Ihre Absicherung im Alter zu kümmern? Das ist gut, denn je früher Sie das Thema anpacken, desto größer können Ihre finanziellen Spielräume im Ruhestand sein.

Haben Sie sich mit Ihrer Agentur, Ihrem Friseursalon oder Ihrer IT-Beratung etabliert und können auf einen festen Kundenstamm bauen?

Oder stehen Sie als Selbstständige noch am Anfang und sind unsicher, wie sich Ihre Auftragslage entwickelt?

Vielleicht hatten Sie zuletzt weniger erfolgreiche Jahre und suchen nach Möglichkeiten, wieder den Stand zu erreichen, den Sie vor der Corona-Pandemie hatten?

Ganz gleich, wie Ihre derzeitige Situation ist: Oft geht es im Alltag um kurz- und mittelfristige Entscheidungen für Ihre Zukunft. Was ist nötig und hilfreich, um als die eigene Chefin oder der eigene Chef erfolgreich zu werden oder zu bleiben? Doch auch wenn diese Überlegungen sicherlich viel Raum einnehmen und Zeit Mangelware ist, ist es wichtig, dass Sie das Thema Altersvorsorge im Blick behalten. Schließlich legen Sie mit Ihren Vorsorgeaktivitäten den Grundstein dafür, welchen finanziellen Spielraum Sie später haben werden.

Eine gesetzliche Rente, die Ihnen etwa aufgrund Ihrer früheren Tätigkeit als Angestellte zusteht, wird nicht für einen angenehmen Ruhestand reichen. Und selbst wenn Sie etwa zu Rentenbeginn Ihren Betrieb erfolgreich übergeben oder von Ihrer Nachfolgerin einen Geldbetrag für das Inventar Ihres Geschäfts erhalten, ist längst nicht gesagt, dass Sie davon auf Dauer gut leben können. Zusätzlicher Einsatz für die Altersvorsorge ist deshalb auch für Selbstständige unverzichtbar.

30SEKUNDEN FAKTEN

4 MILLIONENFrauen und Männer sind beruflich selbstständig. Zum Vergleich: Es gibt rund 38 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland.

537 000Neugründungen gab es 2020, im ersten Corona-Jahr. Rund 336 000 Gründungen erfolgten in Teilzeit, etwa 201 000 Gründungen in Vollzeit.

38 %der Gründer im Jahr 2020 waren Frauen. Trotz Pandemie lag die Zahl der Gründerinnen nur leicht unter der der Vorjahre. Insgesamt gab es zuletzt aber weniger Neugründungen als früher.

Quelle: Statistisches Bundesamt, KfW-Gründungsmonitor 2021.

Die passende Strategie entwickeln

Wie kann und wie sollte dieser Einsatz für die Altersvorsorge aussehen? Welche Produkte eignen sich dafür? Wo gibt es die passenden Angebote, und wie lassen sie sich sinnvoll kombinieren?

Die Antworten auf all diese Fragen finden Sie in unserem Ratgeber. Wir setzen aber schon deutlich früher an. Denn zunächst geht es für jede und jeden darum, die persönliche Ausgangsposition kennenzulernen – die bisherigen Vorsorgeaktivitäten zu überblicken, die gesetzlichen Vorgaben kennenzulernen und die aktuellen finanziellen Spielräume auszuloten:

Wenn Sie schon lange selbstständig sind und längst für das Alter vorsorgen, erhalten Sie in diesem Buch Anhaltspunkte, an welchen Stellschrauben Sie drehen können oder sollten, um im Ruhestand finanziell noch etwas besser dazustehen.

Haben Sie das Thema Vorsorge bisher etwa aus Zeitmangel vor sich hergeschoben, erfahren Sie, wie Sie einfach und meist bequem einsteigen können.

Fehlte Ihnen bisher der Mut einzusteigen – weil das Geld knapp war oder Sie nicht recht wussten, wo Sie ansetzen sollen –, werden Sie auf den folgenden Seiten feststellen, dass es gar nicht so schwer ist und Sie mit wenigen Bausteinen Ihre Vorsorge gestalten können.

Viele Freiheiten für Selbstständige

Gerade wenn es aktuell zeitlich oder finanziell eng sein sollte, mag die Verlockung groß sein, das Thema Altersvorsorge auf die lange Bank zu schieben. Das ist häufig sogar problemlos möglich, denn viele Freiberufler und Gewerbetreibende sind anders als Angestellte aktuell nicht verpflichtet, in irgendeiner Form für das Alter vorzusorgen. Sie können selbst entscheiden ob, wann und wie viel Geld sie für später zurücklegen wollen.

Wenn Sie diese Freiheit allerdings voll ausschöpfen und die Altersvorsorge komplett hinten anstellen, verschenken Sie wertvolle Zeit, denn je früher Sie mit dem Sparen beginnen, desto besser sind Ihre Chancen, um für den Ruhestand ein ausreichendes Polster zu erreichen.

Offen ist zudem, ob es auf Dauer bei diesen Freiräumen in der Altersvorsorge bleibt: Die Bundesregierung hat 2021 im Koalitionsvertrag vereinbart, dass für neue Selbstständige, die keinem obligatorischen Alterssicherungssystem unterliegen, eine Pflicht zur Altersvorsorge eingeführt werden soll. Sie sollen automatisch in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert werden, sofern sie sich nicht für ein insolvenz- und pfändungssicheres privates Vorsorgeprodukt entscheiden.

In der Warteschleife

Eine Vorsorgepflicht für Selbstständige stand schon in den Koalitionsverträgen früherer Bundesregierungen, wurde aber bisher nicht umgesetzt. Ob und wann sie tatsächlich kommt und für wen genau sie gelten wird, bleibt derzeit abzuwarten. Über konkrete Gesetzesänderungen werden wir etwa auf test.de informieren.

Manche schon jetzt in der Pflicht

Ganz gleich, was aus den Plänen der Bundesregierung wird: Schon jetzt haben nicht alle Selbstständigen absolut freie Bahn bei der Gestaltung ihrer Altersvorsorge. Ein Teil von ihnen ist per Gesetz verpflichtet, monatlich Geld für später abzuzweigen, etwa als Pflichtversicherte in der gesetzlichen Rentenversicherung oder als Mitglieder eines berufsständischen Versorgungswerks.

Zu denjenigen, die zur Vorsorge verpflichtet sind, gehören zum Beispiel viele Selbstständige in Handwerksberufen oder in einem land- oder forstwirtschaftlichen Beruf, Angehörige eines Berufs, der zur Mitgliedschaft in einer berufsständischen Kammer verpflichtet (wie Ärzte und Steuerberater), sowie Selbstständige in einem künstlerischen oder publizistischen Beruf. Die Grafik „Bin ich heute schon zur Altersvorsorge verpflichtet?“auf S. 46 fasst zusammen, für wen derzeit eine Vorsorgepflicht gilt.

Gehören Sie dazu, zahlen Sie jeden Monat eine bestimmte Summe ein und erwerben so Ansprüche auf Leistungen im Alter. Ihre Pflichtbeiträge allein werden aber kaum reichen, um im Ruhestand den bisherigen Lebensstandard zu halten. Die Notwendigkeit, aus freien Stücken für das Alter vorzusorgen, gilt umso mehr, wenn Sie bisher unter keine Vorsorgepflicht fallen.

Letztlich kommen Sie nicht umhin, sich dem Thema Altersvorsorge zu widmen. Das macht auch Existenzgründungsberater Jochen Sander in seinen Beratungsgesprächen deutlich (siehe Interview S. 15).

Wie viel zahlen Angestellte?

Aber wie viel sollten Sie denn nun zurücklegen? Eine erste Orientierung kann die Antwort auf auf folgende Frage liefern: Wie viel Rentenbeiträge müssten Sie für Ihr aktuelles Einkommen zahlen, wenn Sie angestellt beschäftigt wären? Angestellte müssen derzeit 9,3 Prozent ihres Bruttoverdienstes als Rentenbeitrag zahlen. Bei einem Bruttomonatseinkommen von 2 700 Euro wären das grob 250 Euro, bei 4 000 Euro etwa 370 Euro.

Vorsorgebeiträge, die sich an den Werten aus der angestellten Beschäftigung orientieren, sind ein Anfang: Selbst bei einer Verzinsung von nur 1 Prozent werden zum Beispiel aus einer monatlichen Einzahlung von 250 Euro im Laufe von 30 Jahren knapp 105 000 Euro. Sie erwirtschaften also zu den insgesamt eingezahlten 90 000 Euro immerhin rund 15 000 Euro Zinsen.

Je früher Sie mit dem Sparen beginnen, desto besser, denn der Faktor Zeit und der Zinseszinseffekt helfen Ihnen, mehr herauszuholen, wie folgender Vergleich zeigt: Nach 15 Jahren wären Sie bei monatlichen Einzahlungen von 250 Euro bei insgesamt 48 550 Euro. Darin wären 3 550 Euro Zinsen enthalten. In der halben Sparzeit erwirtschaften Sie also nicht einmal ein Viertel der Zinsen, die Sie nach 30 Jahren erreichen.

Beispiele für den ersten Überblick

Dennoch sollten Sie einplanen, dass eine Sparrate von zum Beispiel 250 Euro im Monat auf Dauer kaum reichen wird, um später finanziell abgesichert zu sein – zumindest dann nicht, wenn Sie das Geld ausschließlich sicher anlegen. Die folgenden Beispiele vermitteln einen ersten Eindruck, was je nach Art der Anlage möglich ist.

Legen Sie etwa im Alter von 37 Jahren die 250 Euro jeden Monat zu einem Zinssatz von 1 Prozent sicher an, haben Sie nach 30 Jahren die oben bereits genannten knapp 105 000 Euro angespart. Das mag im ersten Moment viel erscheinen, doch wenn Sie von den Ersparnissen im Ruhestand jeden Monat eine „Rente“ von 1 000 Euro entnehmen, ist die Summe bei einer weiteren Verzinsung von 1 Prozent bereits nach etwas mehr als 9 Jahren aufgebraucht.

So viel wird aus monatlich 250 Euro.

Legen Sie 30 Jahre lang jeden Monat 250 Euro zu einem jährlichen Zinssatz von 2 Prozent an, erreichen Sie 123 019 Euro. Bei 5 Prozent Rendite sind es 204 674 Euro.

Auch monatliche Zahlungen von 250 Euro an die gesetzliche Rentenkasse dürften als alleinige Vorsorge kaum reichen: Zahlen Sie 2022 jeden Monat 250 Euro als freiwilligen Beitrag an die Rentenkasse (insgesamt 3 000 Euro), bringt Ihnen dieses eine Beitragsjahr nach derzeitigem Stand 14,93 Euro Altersrente im Monat. Würden Sie 30 Jahre in der Größenordnung für später vorsorgen, dürfte es schwierig werden, damit den bisherigen Lebensstandard zu halten.

Mehr Risiko – mehr möglich

Mehr lässt sich aus den monatlich 250 Euro machen, wenn Sie auf Börseninvestments setzen. Der Haken: Sie haben keine Erfolgsgarantie, Verluste sind möglich. Dennoch eignen sich beispielsweise Indexfonds (ETF) auf einen weltweiten Aktienindex für die Altersvorsorge. Investieren Sie hier monatlich 250 Euro und erzielen im Schnitt eine Rendite von 5 Prozent im Jahr, kämen Sie nach 30 Jahren auf knapp 205 000 Euro.

200 000 Euro für regelmäßige Zusatzeinnahme

Haben Sie mit Beginn des Ruhestands 200 000 Euro zur Verfügung, können Sie 20 Jahre lang 1 010 Euro entnehmen, wenn Sie das Geld zum Zinssatz von 2 Prozent anlegen.

Legen Sie diese Summe im Ruhestand unverzinst auf Ihr Girokonto, reicht das Geld immerhin 17 Jahre für eine Monatsrente von 1 000 Euro. Würden Sie aber die rund 200 000 Euro weiter mit einer Rendite von im Schnitt 5 Prozent im Jahr anlegen, könnten Sie sogar 35 Jahre lang knapp 1 000 Euro im Monat entnehmen.

Richtig mischen!

Die Beispiele zeigen: Je mehr Wert Sie bei der Vorsorge auf Sicherheit legen, desto mehr werden Sie heute aufbringen müssen. Andererseits wäre es auch ungünstig, für die Vorsorge voll ins Risiko zu gehen. Letztlich wird es darum gehen, eine passende Mischung zu finden.

„Für das Thema Altersvorsorge sensibilisieren“

Jochen Sander ist Existenzgründungsberater bei der IHK Ostwestfalen zu Bielefeld. Seine Erfahrung aus einigen Tausend Beratungsgesprächen: Viele Gründer sind froh, wenn ihnen die Themen Vorsorge und Versicherungen möglichst wenig Mühe bereiten.

Herr Sander, Sie haben unzählige Beratungsgespräche geführt. Wie schätzen Sie es ein: Haben Gründer bei all den anstehenden Fragen in der Anfangszeit das Thema Altersvorsorge im Blick?

Im Schnitt würde ich sagen: Je älter die Gründer sind, desto mehr ist das Thema Alterssicherung präsent. Es kommt vor, dass ein 45-jähriger Gründer eine konkrete Frage etwa zur Rentenversicherungspflicht hat – bei Gründern unter 30 ist das, soweit ich mich erinnere, höchst selten vorgekommen.

Aber Sie gehen im Rahmen der Beratungen auf die Altersvorsorge ein?

Grundsätzlich sind wir die erste Anlaufstelle, wenn es darum geht, die Rahmenbedingungen für die Gründung zu klären, sodass wir zum Beispiel Fragen zur Rechtsform oder den Business-Plan besprechen. Daneben geht es auch um das Thema soziale Absicherung. Und da machen wir deutlich, welcher Schutz Pflicht und was sinnvoll ist. Dass die Kranken- und Pflegeversicherung – ob privat oder gesetzlich – Pflicht ist, ist im Normalfall bekannt. Viele Gründer haben sogar schon mit der Krankenkasse gesprochen und wissen, welchen Mindestbeitrag sie zahlen müssen. Wenn wir dann aber zusätzlich über die Altersvorsorge und weiteren Schutz wie Unfallversicherung sprechen, fallen manche doch aus allen Wolken, wenn deutlich wird, dass für die gesamte Absicherung insgesamt durchaus 1 000 Euro im Monat weg sein können. Das kann die erste Planung schon sehr durcheinanderbringen.

Wie intensiv gehen Sie auf die einzelnen Vorsorgemöglichkeiten ein?

Ich sehe es als unsere Aufgabe, für das Thema Altersvorsorge zu sensibilisieren und deutlich zu machen, dass es eine Sache ist, um die sich gekümmert werden muss. Wir sagen, welche Möglichkeiten es gibt – die staatliche Säule und die privaten Angebote. Unser Rat ist dann: Schaut euch alles an und vergleicht, wo ihr welche Leistungen bekommen könnt. Diesen Schritt müssen die Gründer aber allein gehen und selbst entscheiden! Wir sind nicht diejenigen, die sagen können, welches private Versicherungsangebot das beste ist, und wir rechnen auch nicht aus, welche Beiträge wie viel Rente bringen. Dafür verweisen wir an die gesetzliche Rentenversicherung.

Traum erfüllt!

Sie sind froh und stolz, endlich Ihre eigene Chefin zu sein? Trotz neuer beruflicher Herausforderungen: Behalten Sie das Thema Absicherung für den Ruhestand mit im Blick.

Sich selbst um die Vorsorge kümmern – darauf hat vermutlich nicht jeder Ihrer Gesprächspartner große Lust.

Ja, das stimmt. Wir merken schon, dass viele froh sind, wenn sie sich möglichst wenig um Fragen der eigenen Absicherung kümmern müssen und wenn es eine einfache Lösung gibt. Die bequemere, aber oft auch nicht ausreichende Lösung ist es im Normalfall, sich bei der Altersvorsorge auf die staatliche Säule in Form der gesetzlichen Rentenversicherung zu stützen. Wer sich für private Anlagen – sei es Immobilie, Aktie, Versicherung oder andere Vorsorge – entscheidet, muss einplanen, dass all das mehr beobachtet werden muss. Letztlich wird es meistens darum gehen, den passenden Mix aus staatlicher und privater Säule zu finden.

Sprechen Sie auch über den Umgang mit der vorhandenen Altersvorsorge, falls Selbstständige finanzielle Probleme bekommen?

In der Beratung habe ich nicht nur Gründer, sondern zum Teil auch Selbstständige, die schon länger dabei sind. Natürlich werde ich hellhörig, wenn mir zum Beispiel eine Solo-Selbstständige erzählt, dass sie ihre Vorsorge – etwa eine Kapitallebensversicherung – beliehen hat, um Verluste auszugleichen. So weit sollte es nicht kommen. Auch deshalb ist es wichtig, sich schon in der Gründungsphase eine Art Grenze zu setzen: Wie lange gebe ich mir und meiner Geschäftsidee, um damit Erfolg zu haben? Klappt das nicht in dem angepeilten Zeitraum und stehen dann sogar die Vorsorgeersparnisse auf dem Spiel, sollte die Frage gestellt werden, ob es wirklich so weitergehen kann oder ob es nicht besser wäre, die Selbstständigkeit zu beenden.

Vorsorgen – aber wie?

Wie kann eine sinnvolle Vorsorgestrategie für Sie aussehen? Hier erfahren Sie, auf welche Faktoren es jetzt ankommt und welches die wichtigsten Bausteine für Ihre Vorsorge sind.

Für Ihre weitere Altersvorsorge benötigen Sie einen individuellen Plan. Um diesen zu erstellen, müssen Sie sich einige Fragen beantworten. Klären Sie zum Beispiel, welchen Betrag Sie regelmäßig zur Seite legen können und ob neben der Absicherung für den Ruhestand aktuell weitere Sparziele zu berücksichtigen sind: etwa das Ansparen von Eigenkapital für eine Immobilie oder der (Wieder-)Aufbau einer größeren Reserve für Notfälle.

Auch die Frage, ob Sie per Gesetz verpflichtet sind, für das Alter vorzusorgen, spielt für Ihre weitere Planung eine Rolle. Weitere Faktoren sind Ihr Alter, die persönliche Risikobereitschaft sowie die familiäre Situation:

Wie viel Zeit haben Sie, um für den Ruhestand vorzusorgen?

Müssen Sie nur für sich allein vorsorgen oder haben Sie einen Partner oder eine Partnerin, die später mit auf Ihre Einnahmen im Alter angewiesen sind? Sind Ihre Kinder bei Beginn Ihrer Rente noch in der Ausbildung?

Gibt es Vermögenswerte, die Sie auf Dauer etwa aus einer Erbschaft einplanen können?

Können Sie ruhig schlafen, wenn Sie Ihr Geld mit etwas Risiko anlegen?

Vor weiteren Entscheidungen geht es außerdem darum zu schauen, wie viel Sie bereits für die Vorsorge getan haben. Vielleicht fangen Sie wie viele andere Selbstständige nicht bei null mit dem Sparen an, wenn Sie diesen Ratgeber lesen: Auch wenn Sie sich gerade erst selbstständig gemacht haben, konnten Sie vielleicht vorher zum Beispiel als Angestellte Ansprüche auf Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung erwerben. Wenn Sie schon länger als Ihre eigene Chefin oder Ihr eigener Chef tätig sind, haben Sie vielleicht aus dieser Phase ebenfalls gesetzliche Rentenansprüche gesammelt oder Ansprüche aus Leistungen anderer Versorgungseinrichtungen.

Viele Selbstständige haben auch schon regelmäßig weiteres Geld zur Seite gelegt. Das steckt vielleicht in einer privaten Rentenversicherung, in Sparverträgen bei einer Bank oder in Wertpapieren. Oder Sie zahlen jeden freien Euro in den Darlehensvertrag für Ihre eigene Immobilie. Ganz unterschiedliche Ausgangspositionen sind hier denkbar.

Ihre Vorsorge-Bausteine

Je nach Ihren persönlichen Voraussetzungen geht es nun darum, aus den aktuell am Markt angebotenen Vorsorgeangeboten die richtige Kombination für Ihre weitere Altersvorsorge zu finden, um das vorhandene Fundament auszubauen.

Die Zeiten für diese Entscheidungen sind jedoch nicht einfach: So wirkt für viele Freiberufler und Gewerbetreibende die Corona-Pandemie nach. Längst nicht alle können sich bereits auf regelmäßige Einnahmen wie früher verlassen. Nicht wenige mussten in den vergangenen Jahren an Reserven gehen, die für den Ruhestand gedacht waren. Hinzu kommen die Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Folgen wie Inflation und Energieknappheit und Kaufzurückhaltung, die Vorsorgeentscheidungen erschweren.

In diesem Umfeld eignen sich vor allem folgende Bausteine, um Ihre Altersvorsorge aus- und aufzubauen:

Gesetzliche Rente: Zahlungen an die gesetzliche Rentenversicherung können selbst für Freiberufler und Gewerbetreibende, die nicht zur Mitgliedschaft in der Rentenversicherung verpflichtet sind, ein wichtiger Baustein für die künftige Vorsorgestrategie sein. So ist es etwa möglich, dass Sie mit Zahlungen an die Rentenkasse den bereits bestehenden Anspruch auf eine Altersrente erhöhen oder sich den Anspruch auf eine Altersrente sichern.

Aktien-ETF (Aktienindexfonds): Sie sind eine spezielle Art von Investmentfonds. Mit ihnen können Sie auf lange Sicht bequem und flexibel für das Alter sparen. Zwar ist mit ihnen ein Anlagerisiko verbunden, doch dieses hält sich bei einem Anlagehorizont von 15 Jahren oder sogar länger in Grenzen – umso mehr, wenn Sie die investierte Summe nicht zu einem ganz bestimmten Tag zur Verfügung haben müssen. Dafür sind die Renditechancen deutlich höher als etwa mit sicheren Sparprodukten.

Rürup-Rente: Geschaffen wurde sie als die Form der geförderten Altersvorsorge, die sich speziell an Selbstständige richtet. Sie hat ihre Schwächen – etwa fehlende Flexibilität –, kann aber einen enormen Steuervorteil bringen. Gerade für Selbstständige mit hohem Einkommen und entsprechend hohem Steuersatz kann sie deshalb ein Baustein für die Absicherung im Alter sein.

Immobilie: Eine eigene Immobilie zum Leben und eventuell Arbeiten ist für viele Selbstständige ein entscheidender Faktor für die persönliche Absicherung. Schon heute profitieren Sie, wenn Sie sich etwa im Eigenheim Arbeitsräume einrichten und so Mietkosten sparen. Ist die Immobilie bis Rentenbeginn abbezahlt, stehen die Chancen gut, dass Sie im Ruhestand deutlich niedrigere Wohnkosten haben, als wenn Sie Miete zahlen müssen.

Die Bausteine für Ihre Altersvorsorge

Diese vier Bausteine kommen als Basis für Ihre Absicherung im Ruhestand infrage.

Ihr Werkzeugkasten

Für den Auf- und Ausbau Ihrer Altersvorsorge gibt es viele Werkzeuge im Angebot. Manche davon eignen sich sehr gut als Vorsorgebaustein, andere weniger.

Weit mehr Produkte im Angebot

Für die Altersvorsorge werden Selbstständigen viele weitere Produkte angeboten, etwa eine private Rentenversicherung. Auch mit ihr lässt sich fürs Alter Geld ansparen, das als regelmäßige Rente ausgezahlt wird. Allerdings hat der Versicherungsvertrag im Vergleich zu den genannten Bausteinen entscheidende Nachteile. Wer etwa auf der Suche nach einer sicheren Zusatzeinnahme im Alter ist, holt mit einer klassischen privaten Rentenversicherung kaum noch Erträge heraus und kann hier anders als etwa bei der Rürup-Rente nicht auf staatliche Förderung in Form von Steuervorteilen in der Ansparphase setzen.

Das gilt auch für den Abschluss einer fondsgebundenen Versicherung, für die Sie im Vergleich zum Kauf von ETF ohne Versicherungsmantel deutlich tiefer in die Tasche greifen müssen. Hinzu kommt, dass Sie mit der direkten Investition in ETF um einiges flexibler sind als mit dem Abschluss eines Versicherungsvertrags.

Dennoch kann eine private Rentenversicherung im Einzelfall interessant sein: Wenn Sie zum Beispiel kurz vor dem Ruhestand stehen und Ihnen aus einer Erbschaft oder aus dem Verkauf Ihres Betriebs eine größere Summe zur Verfügung steht, kann es sich lohnen, bei einem privaten Versicherer einen Vertrag über eine Sofortrente abzuschließen, der Ihnen eine sichere Zusatzeinnahme bietet. Wenn Sie aber noch jünger sind und noch viel Zeit zum Sparen fürs Alter haben, empfiehlt es sich, eher auf flexiblere Produkte mit der Chance auf höhere Renditen zu setzen.

Andere Vorsorge-Alternativen als Ergänzung

Bei Banken und Versicherungen werden Sie weitere Angebote finden, um Ihr Geld auf kurze, mittlere und lange Sicht zu investieren. Im Kapitel „Weitere Vorsorgeangebote“ ab S. 124 gehen wir auf einzelne Anlageformen ein, nennen ihre Vor- und Nachteile und erklären, in welchen Situationen sie sich lohnen können und wann sie eher nicht geeignet sind.

Die nächsten Schritte zur passenden Vorsorge

Mit den folgenden fünf Schritten können Sie direkt loslegen und sich um die Absicherung für den Ruhestand kümmern.

Wie stehen Sie zu Fragen rund um Geldanlage und Altersvorsorge? Haben Sie Interesse daran, sich damit zu beschäftigen, oder geht es Ihnen darum, das Thema schnellstmöglich abzuhaken?

Ein wenig Zeit sollten Sie schon investieren, zum Beispiel wenn es um die Suche und Auswahl der passenden Produkte geht. Es wäre falsch, zum erstbesten Fondsangebot Ihrer Bank zu greifen oder einen Vertrag über eine private Rentenversicherung abzuschließen, nur weil es schnell gehen soll. Wenn Sie sich mehr Zeit nehmen, haben Sie bessere Chancen, Angebote zu finden, die zu Ihrer persönlichen Situation passen.

Die Schritte auf dem Weg zu einer passenden Altersvorsorge stellen wir hier kurz vor. Wie diese Schritte genauer aussehen, erfahren Sie in den folgenden Kapiteln.

Schritt 1: Den Stand Ihrer bisherigen Vorsorge ermitteln

Verschaffen Sie sich einen Überblick, wo Sie bisher mit Ihrer Altersvorsorge stehen: Welche Renteneinnahmen sind Ihnen – Stand heute – sicher? Mit welchen zusätzlichen Einnahmen können Sie voraussichtlich rechnen? Wie haben Sie Ihr Geld bisher angelegt? Nutzen Sie diesen Überblick als Basis für Ihre weiteren Entscheidungen.

Je älter Sie sind, desto besser können Sie überschlagen, wie weit Sie mit Ihrer Altersvorsorge bereits sind und wie viel noch fehlt: Benötigen Sie beispielsweise noch dringend eine weitere sichere Einnahme im Ruhestand oder spricht viel dafür, dass Sie bei Ihrer künftigen Geldanlage durchaus etwas Risiko eingehen können?

Beispiel: Hans ist Mitte 50 und hat viele Jahre freiberuflich als Baugutachter gearbeitet. Er ist gut im Geschäft, hat größere Summen in sein berufsständisches Versorgungswerk für Architekten eingezahlt und weiß, dass er daraus im Alter mehr als 2 000 Euro Rente ausgezahlt bekommen wird. Das gibt ihm Sicherheit, sodass er nun überlegt, die 20 000 Euro, die er in Kürze aus einer Kapitallebensversicherung erhalten wird, in nachhaltige ETF zu investieren.

Die aktuelle Ausgangssituation kann aber auch ganz anders aussehen:

Beispiel: Café-Betreiberin Denise ist Anfang 30. Während der Corona-Pandemie lag das Thema Altersvorsorge quasi auf Eis. Sie ist immer noch unsicher, wie es in den nächsten Monaten finanziell weitergeht, und stellt fest, dass ihre bisherigen Rentenansprüche eher niedrig sind.

Für sie könnte es im ersten Schritt sinnvoll sein, etwa mit freiwilligen Beiträgen an die gesetzliche Rentenversicherung wieder in die Vorsorge einzusteigen. Steht sie im Lauf der Zeit finanziell besser da, könnte sie mehr Geld in ihre Vorsorge investieren und sie so bald wie möglich mit weiteren Bausteinen ergänzen.

Im Kapitel „Wo stehen Sie derzeit? “ fassen wir ab S. 29 zusammen, wie Sie sich einen Überblick über den Stand Ihrer bisherigen Vorsorge verschaffen können. Wichtig dabei: Auch wenn es in erster Linie um die Absicherung im Alter geht, können Ihnen weitere Leistungen zustehen, etwa der Schutz für den Fall, dass Sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten können. Auch diese Leistungen nehmen wir unter die Lupe.

Schritt 2: Vorsorgepflicht prüfen

Für viele Selbstständige gibt es längst eine Vorsorgepflicht. Gehören Sie beispielsweise aufgrund Ihres Berufs dazu? Wenn Sie sich neu selbstständig machen oder sich an der Art der Selbstständigkeit etwas ändert, sollten Sie prüfen, ob Sie schon heute per Gesetz zur Altersvorsorge verpflichtet sind.

Wenn Sie schon wissen, dass Sie in der Pflicht stehen, prüfen Sie immer wieder mal, ob Sie etwas an den Beitragszahlungen ändern können und wollen. Im Kapitel „Vorsorgepflicht prüfen“ ab S. 45 fassen wir zusammen, wer wie vorsorgen muss und welche Gestaltungsmöglichkeiten es gibt.

Schritt 3: Den finanziellen Spielraum ausloten

Wie viel Geld bleibt jeden Monat übrig, um es für später anzulegen? Nur wenn Sie den aktuellen Finanzcheck machen, können Sie entscheiden, wie viel und wie Sie weiter anlegen können und wollen. Im besten Fall können Sie eine feste Summe definieren, die Sie monatlich erübrigen können. Das gibt Ihnen Planungssicherheit, um zu entscheiden, wie viel freiwillige Rentenbeiträge Sie aufbringen oder wie viel Sie in einen Rürup-Vertrag einzahlen.

Je erfolgreicher Sie als Selbstständigesind, desto mehr finanziellen Spielraum haben Sie – auch für Ihre Altersvorsorge. Für Ihren Erfolg lohnt es sich häufig, Beratungsangebote zu nutzen. Der regelmäßige Austausch mit der Steuerberaterin empfiehlt sich für fast alle Selbstständigen. Gerade zum Start hilft eine Gründungsberatung, Struktur in die eigenen Pläne zu bringen. Und selbst wenn der Anfang geschafft ist: Holen Sie sich Unterstützung, etwa wenn Sie neue Ziele definieren oder Personal einstellen wollen. Im Serviceteil auf S. 164 finden Sie einige Kontaktdaten.

Schwieriger wird es, wenn Sie mit schwankenden Einnahmen zu kämpfen haben. Gerade für so einen Fall ist Flexibilität wichtig: Gut wäre, wenn Sie in eher schlechten Zeiten auch mal mit Zahlungen aussetzen oder sie variieren können.

Im Kapitel „Spielräume ausloten“ ab S. 75