Am Anfang ist das Ei - Rebecca Fett - E-Book

Am Anfang ist das Ei E-Book

Rebecca Fett

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Beschreibung

Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse verändern die Art und Weise, wie wir über Fruchtbarkeit denken. Rebecca Fett analysiert in Am Anfang ist das Ei das gesamte Spektrum und präsentiert einen bahnbrechenden neuen Ansatz zur Verbesserung der Eiqualität und Fruchtbarkeit. Die Autorin verfolgt dabei eine konkrete Strategie: - Minimierung der Exposition gegenüber Toxinen wie BPA und Phthalaten - Ernährungsplan mit den entscheidenden Lebensmitteln - Auswahl der richtigen Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel Mit einem Aktionsplan in drei Stufen bietet dieses Buch praktische Lösungen, um schneller schwanger zu werden und ein gesundes Baby zur Welt bringen. Rebecca Fett erklärt dazu auch komplexe biologische und biochemische Prozesse in einer leicht verständlichen und nachvollziehbaren Sprache. Somit gibt Am Anfang ist das Ei auch Hoffnung für Frauen, die sich auf dem langen Weg von Fruchtbarkeitsbehandlungen und fehlgeschlagenen In-vitro-Fertilisationen (IVF) befinden oder bereits mehrere Fehlgeburten erlitten haben. Speziell geht die Autorin auf das polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) ein, das die häufigste Ursache für Unfruchtbarkeit ist. "Rebecca Fetts herausragende Kombination aus eigener Erfahrung und wissenschaftlichem Hintergrund könnte unsere derzeitige weltweite Debatte, unser Verständnis und unsere Praktiken in Bezug auf Fruchtbarkeit revolutionieren. Der Einfluss, den dieses Buch auf das Leben so vieler Menschen hat, sollte nicht unterschätzt werden." - Dr. Claudia Welch, Autorin von Balance Your Hormones, Balance Your Life.

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REBECCA FETT

AM ANFANGIST DAS EI

Wie neueste Forschung über Eizellen helfen kann, schwanger zu werden, künstliche Befruchtung zu unterstützen und Fehlgeburten vorzubeugen

Rebecca Fett

Am Anfang ist das Ei

Wie neueste Forschung über Eizellen helfen kann, schwanger zu werden, künstliche Befruchtung zu unterstützen und Fehlgeburten vorzubeugen

1. deutsche Auflage 2019

2. deutsche Auflage 2020

3. komplett überarbeitete und erweiterte Auflage 2021

ISBN: 978-3-96257-122-1

© 2019, Narayana Verlag GmbH

Titel der Originalausgabe:

It Starts with the Egg

How the Science of Egg Quality Can Help You Get Pregnant Naturally, Prevent Miscarriage, and Improve Your Odds in IVF

Copyright © 2019 by Rebecca Fett

Übersetzung aus dem Englischen: Annegret Hunke-Wormser

Coverabbildung © Tsekhmister

Herausgeber:

Unimedica im Narayana Verlag GmbH, Blumenplatz 2, 79400 Kandern

Tel.: +49 7626 974 970–0, E-Mail: [email protected], www.unimedica.de

Alle Rechte vorbehalten. Ohne schriftliche Genehmigung des Verlags darf kein Teil dieses Buches in irgendeiner Form – mechanisch, elektronisch, fotografisch – reproduziert, vervielfältigt, übersetzt oder gespeichert werden, mit Ausnahme kurzer Passagen für Buchbesprechungen.

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Inhalt

Vorwort zur erweiterten Auflage

Einleitung

Teil 1 Die Wissenschaft von der Eizellqualität

Kapitel 1 Was ist Eizellqualität?

Kapitel 2 Die Auswirkungen von BPA auf die Fruchtbarkeit

Kapitel 3 Phthalate und andere Toxine

Kapitel 4 Unerwartete Fruchtbarkeitshindernisse

Teil 2 Wie die richtigen Nahrungsergänzungsmittel die Eizellqualität verbessern können

Kapitel 5 Pränatale Multivitaminpräparate

Kapitel 6 Coenzym Q10 – Energie für Ihre Eizellen

Kapitel 7 Melatonin und andere Antioxidantien

Kapitel 8 Die Wiederherstellung des Eisprungs mit Myo-Inositol

Kapitel 9 DHEA bei reduzierter Eizellreserve

Kapitel 10 Ergänzungsmittel, die mehr schaden als nutzen können

Kapitel 11 Die Vorbereitung auf den Embryotransfer

Kapitel 12 Zusammenfassung: Ihr vollständiger Ergänzungsplan

Teil 3 Das große Ganze

Kapitel 13 Ernährung und Eizellqualität

Kapitel 14 Die andere Hälfte der Gleichung: Die Spermienqualität

Anmerkung der Autorin

Referenzen

Über die Autorin

Stimmen zum Buch

Stichwortverzeichnis

Vorwort zur erweiterten Auflage

SEIT DER VERÖFFENTLICHUNG der englischen Erstausgabe im März 2014 hatte ich die Gelegenheit, von Tausenden Leserinnen und Lesern zu hören, von denen viele mir gesagt haben, dieses Buch sei für sie der erste Hoffnungsschimmer auf einem langen und schmerzvollen Weg gewesen. Nach zahlreichen Fehlgeburten oder fehlgeschlagenen IVF-Zyklen haben sie endlich das Gefühl, selbst etwas tun zu können, um das Blatt zu wenden.

Es gab auch viele Erfolgsgeschichten: Frauen, die endlich, nach vielen Jahren des Versuchens, ihren ersten positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielten, Frauen mit einer drastisch erhöhten Anzahl hochwertiger Eizellen und Embryonen bei einer IVF sowie Frauen, die nach vielen Fehlgeburten ihr Baby endlich bis zum Schluss der Schwangerschaft austragen konnten.

Natürlich gibt es keine Garantien, wenn es darum geht, schwanger zu werden oder es zu bleiben. Für einige ist es einfach zu spät oder die Hindernisse sind unüberwindbar. In solchen Fällen hat dieses Buch allerdings vielen Frauen ermöglicht, nach vorn zu schauen und andere Wege zu gehen, um ihr Leben durch ein Kind zu bereichern. Sie hatten zumindest dann die Gewissheit, dass sie alles in ihrer Macht Stehende getan haben, um mit ihren eigenen Eizellen ein Kind zu empfangen.

Im weiteren Sinne hatte Am Anfang ist das Ei eine größere Wirkung, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Jahr für Jahr lesen mehr als 30000 Frauen dieses Buch und setzen die Ratschläge in die Tat um. Viele der beschriebenen Nahrungsergänzungsmittel, zum Beispiel Coenzym Q10 und DHEA, werden heute von führenden IVF-Kliniken empfohlen. Gleichzeitig ist die Tendenz rückläufig, dass Frauen eine Vielzahl unerprobter und potenziell schädlicher pflanzlicher Ergänzungsmittel einnehmen. Es wird heute darüber hinaus zur gängigen Praxis, dass Frauen, die sich auf eine künstliche Befruchtung vorbereiten, Schritte unternehmen, um ihre Belastung durch hormonschädigende Toxine wie Bisphenol A (BPA) und Phthalate zu reduzieren, ein Thema, das in Standardratgebern zur Fruchtbarkeit zuvor vernachlässigt wurde.

Ich muss allerdings zugeben, dass das Buch bei einigen Frauen auch zu übermäßigem Stress geführt hat, weil sie versucht haben, jede erdenkliche Quelle hormonschädigender Toxine zu vermeiden. Der ursprüngliche Impuls für diese überarbeitete Ausgabe war meine Hoffnung, dieses Problem anzugehen, indem ich klarstelle, worauf man sich konzentrieren sollte, und indem ich nochmals betone, dass eine vollständige Vermeidung nicht das Ziel ist. Dieses besteht vielmehr darin, die schlimmsten Übeltäter mit einigen einfachen Veränderungen zu vermeiden, damit sichergestellt ist, dass keine ungewöhnlich hohe Belastung durch bestimmte, die Fruchtbarkeit am stärksten belastende Toxine vorliegt.

Die aktuellsten Forschungsergebnisse zu BPA und Phthalaten, die in dieser neuen Ausgabe besprochen werden, stützen die Auffassung, dass nur überdurchschnittlich hohe Werte besorgniserregend sind. Diese neuen Erkenntnisse geben darüber hinaus eine umfassendere Orientierungshilfe, worauf wir unsere Bemühungen konzentrieren sollten, sodass wir uns um mögliche toxische, aber eher unwichtige Quellen weniger Sorgen machen müssen.

Neue Studien veranschaulichen zudem die Ergänzungs- und Ernährungsratschläge in den nachfolgenden Kapiteln. So haben zum Beispiel Studien bestätigt, dass der Ansatz, Wert auf die Blutzuckerkontrolle zu legen und eine mediterrane Diät einzuhalten, die IVF-Erfolgsraten tatsächlich verbessern kann. Zusätzliche Studien, die seit der ersten Ausgabe veröffentlicht wurden, liefern darüber hinaus viele aussagekräftigere Belege für viele der besprochenen Nahrungsergänzungsmittel, zum Beispiel für DHEA.

Dank mehrerer randomisierter klinischer Studien ist mittlerweile unbestritten, dass DHEA die Anzahl und die Qualität der Eizellen bei Frauen mit verminderter ovarieller Reserve verbessern kann.

Ebenso liegen heute mehr wissenschaftliche Erkenntnisse darüber vor, wie man die Spermienqualität verbessern kann und wie wichtig dies ist. Jüngere Studien haben bestätigt, dass die Spermienqualität wahrscheinlich wesentlich zum Risiko einer Fehlgeburt beiträgt. Die Forschung hat jedoch auch in dieser Beziehung für gute Nachrichten gesorgt: Randomisierte, kontrollierte Studien zeigen, dass Nahrungsergänzungsmittel wie Omega-3-Fischöl dazu beitragen können, die spezifischen Aspekte der Spermienqualität zu verbessern, die zu einer Fehlgeburt beitragen. Diese Neuausgabe erläutert all diese neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse und mehr, um Ihnen die bestmögliche Chance zu geben, ein Kind zu empfangen und eine gesunde Schwangerschaft zu erleben.

Einleitung

„Nur ich kann mein Leben verändern. Kein anderer kann es für mich tun.“

— CAROL BURNETT

OB SIE NUN gerade erst anfangen, darüber nachzudenken, ein Baby zu bekommen, ob Sie sich auf dem langen Weg von Fruchtbarkeitsbehandlungen und fehlgeschlagenen In-vitro-Fertilisationen (IVF) befinden oder ob Sie bereits mehrere Fehlgeburten erlitten haben – es ist von entscheidender Bedeutung, Ihre Eizellen mit den spezifischen Nährstoffen zu versorgen, die für die Unterstützung der Entwicklung des Embryos erforderlich sind, sowie die Toxine zu vermeiden, die den größten Schaden anrichten. In diesem Buch werden Sie die ganz einfachen Dinge erfahren, die Sie selbst tun können, um die bestmögliche Chance zu haben, schwanger zu werden und ein gesundes Baby zu bekommen. Und alles fängt mit der Eizelle an.

Üblicherweise wird davon ausgegangen, dass Frauen mit der gesamten ihnen jemals zur Verfügung stehenden Menge an Eizellen geboren werden und dass die Qualität dieser Eizellen mit dem Alter drastisch abnimmt. Aber das ist nicht alles. Während der meisten Zeit unseres Lebens befinden sich unsere Eizellen als unreife Zellen in einem Zustand der ausgesetzten Wiederbelebung. In den drei oder vier Monaten vor dem Eisprung muss eine Eizelle jedoch eine tief greifende Veränderung durchlaufen. Sie wird sehr viel größer und fängt an, mehr Energie zu produzieren. Die Eizelle muss dann einen präzisen Prozess der Trennung der Kopien von Chromosomen und deren Ausstoßung ausführen. Wenn in diesem Prozess irgendetwas fehlschlägt, und das ist häufig der Fall, kommt es zu chromosomalen Veränderungen in der Eizelle. Diese chromosomalen Veränderungen oder Anomalien sind die wichtigste Ursache für frühe Fehlgeburten und fehlgeschlagene IVF-Zyklen, aber sie sind auch der Grund, warum es bei älteren Frauen so viel länger dauert, bis sie schwanger werden.

Viele Frauen hören immer wieder, sie könnten nicht viel tun, um die Qualität ihrer Eizellen zu verbessern, aber die jüngste Forschung gibt sich mit dieser überholten Denkweise nicht zufrieden. Die Wachstumsphase vor dem Eisprung ist ein entscheidender Zeitraum, in dem vieles passieren kann, was die Qualität der Eizelle sowohl negativ als auch positiv beeinflussen kann. Dazu gehört die Belastung durch Toxine wie Bisphenol A (BPA) und Phthalate, aber auch die schützende Wirkung von zugeführten Antioxidantien und anderen Nährstoffen. Es gibt also ein enges Zeitfenster, in dem Sie die Qualität Ihrer Eizellen beeinflussen können.

Dieses Buch wird Ihr Leitfaden für spezifische Strategien sein, die durch fundierte wissenschaftliche Forschung gestützt sind. Wichtig ist, dass die Ratschläge in diesem Buch nicht auf vereinzelten Tierstudien basieren, die verlockende Tipps geben in Bezug auf die Ursachen und Lösungen von schlechter Eizellqualität. Einzelstudien, insbesondere Tier- oder Reagenzglas-Studien, liefern nur in begrenztem Maß Belege und müssen mit einer gewissen Vorsicht genossen werden. Stattdessen basiert dieses Buch auf einer umfassenden Analyse vieler wissenschaftlicher Untersuchungen, zu denen auch Studien gehören, die von zahlreichen Gruppen bestätigt wurden und die mit echten Patienten durchgeführt wurden.

Wenn Sie derzeit bereits bei einem Spezialisten für Fruchtbarkeitsmedizin in Behandlung sind, werden Sie vermutlich bereits zu Nahrungsergänzungsmitteln, die die Eizellqualität verbessern können, beraten worden sein. Einige Ärzte werden vermutlich aktuellere und stärker auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse gestützte Empfehlungen geben können als andere. Ich möchte Ihnen mit diesem Buch ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem Sie wirklich verstehen lernen, was hilft und warum es hilft, damit Sie Ihre eigenen fundierten Entscheidungen treffen können.

Aber zunächst möchte ich, dass Sie erfahren, warum mich die Wissenschaft der Eizellqualität so in ihren Bann gezogen hat. Am Anfang meiner Mission standen die gleichen Ängste und Sorgen, die viele Frauen umtreiben, die mit Unfruchtbarkeit zu kämpfen haben. Bei mir sollte in Kürze mit einer IVF-Behandlung begonnen werden und ich machte mir einfach Sorgen, ob es funktionieren würde. Wird die Menge der Eizellen ausreichen? Werden daraus Embryonen entstehen, die übertragen werden können und zu einer Schwangerschaft führen?

In jedem IVF-Zyklus kann so vieles misslingen und es steht so viel auf dem Spiel. In unserem IVF-Zyklus gab es noch eine weitere Person, die darauf zählte, dass ich genügend Eizellen produzierte: unsere Leihmutter (oder „Surrogatmutter“). Sollte dieser Zyklus fehlschlagen, musste nicht nur ich all die Injektionen und Arzttermine wiederholen, sondern auch sie.

Ich war am Anfang sehr zuversichtlich gewesen, weil ich angenommen hatte, die Empfängnis mithilfe künstlicher Befruchtung würde kein Problem sein, weil ich noch unter dreißig war. Aber dann passierte, was ich nicht erwartet hatte. Bei mir wurde eine reduzierte Ovarialreserve diagnostiziert und unser Fruchtbarkeitsspezialist teilte mir mit, eine Behandlung mit den aggressivsten Medikamenten wäre erforderlich, um überhaupt empfangen zu können. Wenn sie nur einige wenige Eizellen entnehmen konnten, standen unsere Chancen für einen Embryonentransfer nicht gut. Ich fragte unseren Fruchtbarkeitsspezialisten, ob ich irgendwelche speziellen Nahrungsergänzungsmittel einnehmen sollte, die unsere Chancen verbessern könnten, bekam aber keine klare Antwort. Also besann ich mich auf meine Ausbildung in Molekularbiologie und Biochemie. Ich begab mich auf eine Mission, um für mich selbst herauszufinden, welche wissenschaftlichen Erkenntnisse es auf diesem Gebiet gab.

Während meines Studiums der Molekularbiologie hatte ich die Mechanismen der DNA-Schädigung und DNA-Reparatur untersucht sowie den detaillierten Prozess der Energieproduktion in den Zellen und wie beide Prozesse mit Antioxidantien zusammenhängen. Ich hatte mich darüber hinaus mit dem komplexen System befasst, in dem Chromosomen vor und nach der Befruchtung in einer Eizelle neu kombiniert und dann mechanisch getrennt werden. Während ich mich mehr und mehr in die wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema Eizellqualität vertiefte, fügten sich die einzelnen Bruchstücke, die ich Jahre zuvor über dieses Thema gelernt hatte, allmählich mit den bahnbrechenden neuesten Studien zusammen. Es entstand ein Bild, das sich aus unterschiedlichen Ursachen für chromosomale Veränderungen in Eizellen und dem Einfluss externer Faktoren zusammensetzte. Kurzum, in der Forschung hatte in Bezug auf die Art und Weise, wie wir über Eizellqualität denken, eine stille Revolution stattgefunden.

Ich fing an, alles, was ich gelernt hatte, in die Praxis umzusetzen. Ich aß gesünder, indem ich auf raffinierte Kohlenhydrate verzichtete (um den Insulinspiegel zu senken, der die Eizellqualität nachweislich beeinträchtigt), ich fing an, jeden Tag einige Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen und unternahm zusätzliche Schritte, um meine Belastung durch Toxine im Haushalt einzuschränken – ich ersetzte zum Beispiel Plastik durch Glas und kaufte Reinigungsmittel ohne Duftstoffe.

Darüber hinaus beschloss ich, das Hormon Dehydroepiandrosteron (DHEA) einzunehmen, das, wie ich später in diesem Buch noch erläutern werde, in der IVF-Welt in den letzten fünf Jahren heftig diskutiert wurde. Während dieser Monate betrachtete ich mich als „vor-schwanger“ und schützte meine Eizellen so, wie ich ein sich entwickelndes Baby geschützt hätte, wenn ich schwanger gewesen wäre. Ich fand es beruhigend, dass ich mich, selbst wenn dieser spezielle IVF-Zyklus misslingen sollte, damit trösten konnte, absolut alles, was in meiner Macht lag, getan zu haben, um gesunde Embryonen zu produzieren.

Gleichwohl erwartete ich keine Wunder. Ich ging immer noch davon aus, dass ich mit einer reduzierten Eizellreserve einen harten Kampf vor mir hatte. Ich hatte die Statistiken gesehen, die die IVF-Erfolgsraten im Verhältnis zur Ovarialreserve zeigten, und sie waren kein Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Einige Monate, nachdem ich mit meinen Bemühungen um eine verbesserte Qualität meiner Eizellen begonnen hatte, suchten mein Mann und ich erneut die Fruchtbarkeitsklinik auf, um meine Eierstöcke routinemäßig untersuchen zu lassen, bevor mit der Medikation für die IVF-Stimulation begonnen wurde. Wir waren schockiert, als wir sahen, wie viel sich verändert hatte. Anstelle einiger weniger Follikel (die kleinen Bläschen, in denen eine einzelne Eizelle reift) in jedem Eierstock zeigte der Ultraschall, dass ich etwa 20 heranreifende Eizellen hatte. Diese Anzahl war völlig normal und ich fühlte, wie die Last der Worte „reduzierte Ovarialreserve“ von meinen Schultern abfiel. Unsere Chancen hatten sich schlagartig verbessert.

Dennoch war ich nervös. Die Wochen zogen ins Land und Injektionen, Pillen, Ultraschalluntersuchungen und Bluttests wurden zur täglichen Routine. Die Tests gaben uns allen Grund, optimistisch in die Zukunft zu blicken, aber wie unser Arzt uns erklärte, kann es in einem IVF-Zyklus keine Garantie geben, weil so vieles schieflaufen kann. Jeden Morgen und Abend, wenn ich meine Schachteln mit Spritzen, Nadeln und Fläschchen mit kostspieligen Fruchtbarkeitsmedikamenten herausholte, überkam mich ein Gefühl der Angst, weil ich wusste, dass all dies umsonst sein konnte.

Am Tag der Eizellentnahme wachte ich nach dem Eingriff auf und erfuhr, dass sie 22 Eizellen entnommen hatten, die allesamt reif waren. Obwohl ich durch die Narkose noch etwas benommen war, spürte ich eine Welle der Erleichterung. Ich versuchte, mich nicht zu sehr zu freuen, weil ich wusste, dass es immer noch einige Hürden zu nehmen gab, aber plötzlich war die Aussicht, dass dieser Zyklus wirklich funktionieren könnte, sehr real geworden.

An diesem Punkt wusste ich, dass es ein Zahlenspiel war. In einem typischen IVF-Zyklus, in dem 20 Eizellen entnommen werden, werden etwa 15 befruchtet. Von diesen Embryonen wird es vermutlich nur ein Drittel schaffen, zu einem 5 Tage alten Embryo heranzureifen, der in die Gebärmutter eingesetzt werden kann. Unser Plan war es, nur einen einzigen qualitativ hochwertigen Embryo, der es an Tag 5 in dieses kritische Blastozystenstadium geschafft hatte, übertragen zu lassen. Aber da wir wussten, dass ein sehr hoher Prozentsatz der Embryonentransfers fehlschlug und wir vermutlich einen zweiten oder dritten Transfer benötigen würden, um schwanger zu werden, war es am besten, so viele Embryonen wie möglich zu haben.

Später an diesem Tag – nachdem wir darauf gewartet hatten zu erfahren, wie viele Eizellen befruchtet worden waren – rief die Klinik an. Von 22 Eizellen waren 19 befruchtet. Jetzt hatten wir eine sehr gute Chance, dass einige der Embryonen es bis in das Blastozystenstadium schaffen würden, auch wenn viele Paare in derselben Situation nicht so viel Glück haben. Fünf Tage später kam die nächste Überraschung. Jeder einzelne unserer Embryonen hatte überlebt und hatte sich zu einem qualitativ hochwertigen Blastozysten entwickelt. Ein solches Resultat hatte es bis dahin noch nicht gegeben. Obwohl in unserer Klinik Tausende von Patientinnen behandelt worden waren und sie eine der höchsten Erfolgsraten in den Vereinigten Staaten aufweisen konnte, hatten wir in Bezug auf die Anzahl der qualitativ hochwertigen Blastozysten aus einem einzigen Zyklus mit Leichtigkeit einen neuen Klinikrekord aufgestellt.

Am sechsten Tag nach der Eizellentnahme wurde ein perfekt aussehender Embryo übertragen und für uns begann das bekanntermaßen schwierige zweiwöchige Warten, bis wir wissen konnten, ob unsere Leihmutter schwanger war. Dann geschah genau das, was wir uns alle wünschen: Der Schwangerschaftstest war positiv. Man kann unmöglich wissen, ob das Ergebnis auch ohne meine Bemühungen, meine Eizellqualität zu verbessern, genauso ausgefallen wäre, aber die Forschung zeigt, dass die Eizellqualität der wichtigste Faktor ist, der nicht nur über die Befruchtung einer Eizelle bestimmt, sondern auch darüber, ob sie das Blastozystenstadium erreichen wird. Sie entscheidet auch darüber, ob ein Embryo eingepflanzt werden und zu einer lebensfähigen Schwangerschaft führen kann.

Als ich diese Geschichte meinen Freundinnen erzählte, war die Reaktion die gleiche, unabhängig davon, in welchem Lebensabschnitt sie sich gerade befanden. Sie alle wollten wissen, was sie tun konnten, um ihre eigenen Chancen zu verbessern. Das führte dazu, dass ich mich erneut eingehend mit der wissenschaftlichen Forschung zu diesem Thema befassen wollte. Für mich selbst zu entscheiden, ob ich die Ergebnisse der Forschung zu einem bestimmten Ergänzungsmittel für sicher und sinnvoll halte, ist die eine Sache. Aber wenn ich mein Wissen mit anderen Frauen teilen wollte, die schwanger werden wollten oder bereits mehrere Fehlgeburten erlitten hatten, war meine Verantwortung, alles richtig zu machen, sehr viel größer. Und so begann ich noch gründlicher nach den jüngsten Forschungsergebnissen auf dem Gebiet der Eizellqualität zu suchen und diese zu analysieren.

Ich habe sorgfältig mehrere Hundert wissenschaftliche Arbeiten analysiert, die sich mit den spezifischen Auswirkungen von Toxinen und Nährstoffen auf biologische Prozesse befassen, die in großen bevölkerungsbezogenen Studien die Einflüsse auf Fruchtbarkeit und Fehlgeburtsraten herausarbeiten und die Faktoren aufdecken, die die Erfolgsraten von IVF-Zyklen beeinflussen. (Eine Liste dieser wissenschaftlichen Arbeiten finden Sie in den Quellenverweisen sowie Informationen darüber, wie man online auf sie zugreifen kann.) Diese umfassende Forschungsarbeit war ein Unterfangen, für das die meisten Fruchtbarkeitsspezialisten einfach zu beschäftigt sind, und viele Ärzte sind, was wenig überrascht, nicht auf dem neuesten Stand der Erkenntnisse.

Ich habe schnell gelernt, dass die Standardberatung in IVF-Kliniken und in, Büchern über Fruchtbarkeit nicht mit der Forschung Schritt hielt. Damals, im Jahr 2013, sprach niemand über die neuen Forschungsergebnisse, die gezeigt haben, dass BPA sich signifikant negativ auf die Fruchtbarkeit und die IVF-Erfolgsraten auswirkt. DHEA war äußerst umstritten, und die Kliniken informierten ihre Patienten einfach nicht darüber.

Selbst heute wird dieses neben anderen Problemen häufig übersehen, und viele Ärzte haben einfach nicht die Zeit, sich in Bezug auf die relevanten Forschungsergebnisse auf dem Laufenden zu halten. So wurden zum Beispiel in den Jahren 2017 und 2018 mehrere Studien veröffentlicht, im Rahmen derer festgestellt wurde, dass der zur Vorbeugung einer Fehlgeburt optimale Vitamin-D-Spiegel viel höher ist als bislang angenommen. Dennoch halten sich viele Ärzte in diesem Punkt immer noch an alte Vorgaben, die auf einem Vitamin-D-Spiegel zur Erhaltung der Knochengesundheit beruhen.

Dies soll nicht heißen, dass alle IVF-Kliniken in Bezug auf die Forschung über Nahrungsergänzungsmittel und Eizellqualität rückständig sind. Einige sind über die neueste Forschung auf dem Laufenden und empfehlen eine Kombination aus Nahrungsergänzungsmitteln, die mit den Empfehlungen in diesem Buch nahezu übereinstimmt. Aber in diesen Kliniken wird im Allgemeinen nicht die faszinierende Geschichte erklärt, wie jedes einzelne Ergänzungsmittel wirkt, und Patienten außerhalb des IVF-Kontexts werden nicht erreicht. Darüber hinaus versäumen sie es, all die wichtigen Schritte zu erwähnen, die Sie neben der Einnahme von Ergänzungsmitteln unternehmen können.

Viele Frauen, die sich auf einen IVF-Zyklus vorbereiten, sind sich bewusst, dass sie vermutlich nicht die neuesten Ratschläge darüber erhalten, welche Ergänzungsmittel ihre Chancen verbessern können, und machen sich deshalb im Internet auf die Suche. Dies führt oft zur Einnahme von Präparaten, die durch keine wissenschaftliche Forschung gestützt sind oder sogar schädlich sein können für die Eizellqualität, beispielsweise Gelée royale und L-Arginin. In diesem Buch werden nicht nur die möglicherweise hilfreichen Maßnahmen diskutiert, sondern es werden auch Mythen über einige Ergänzungsmittel entlarvt, die vermutlich mehr Schaden als Nutzen bringen.

Für Frauen, die versuchen, auf natürliche Weise statt durch IVF schwanger zu werden, kann es besonders problematisch sein, sich auf die Recherche im Internet zu verlassen, um herauszufinden, welche Ergänzungsmittel sie einnehmen sollten, weil die Qualität der Eizellen nicht das einzige Problem ist.

Nur ein Beispiel ist, dass die Forschung eindeutig gezeigt hat, dass Melatoninpräparate die Eizellqualität verbessern und sie aus diesem Grund Frauen während einer IVF oft empfohlen werden. Aber das Problem ist, dass die Langzeiteinnahme von Melatoninpräparaten den Eisprung möglicherweise hemmen könnte. Das bedeutet, dass Melatonin nur im IVF-Kontext, in dem die natürliche Regulierung des Eisprungs eine weniger große Bedeutung hat, hilfreich ist. Wenn Sie versuchen, auf natürliche Weise zu empfangen, ist ein gehemmter Eisprung ein großes Problem, und die Einnahme von Melatonin könnte es sogar noch erschweren, schwanger zu werden. Bei der Durchforstung des Internets nach Ideen, was man zur Förderung der Fruchtbarkeit einnehmen sollte, tauchen diese Nuancen vermutlich nicht auf und viele Frauen werden sich dadurch in eine schwierige Lage manövrieren.

Das Ergänzungsmittel DHEA ist ein weiteres Beispiel für Probleme, die mit der Standardberatung in vielen IVF-Kliniken auftreten können. Wenn bei Ihnen eine reduzierte Eizellreserve diagnostiziert wurde und Sie sich auf eine künstliche Befruchtung vorbereiten, hängt die Empfehlung, DHEA einzunehmen, weniger von einer logischen Grundlage ab als vielmehr davon, in welcher IVF-Klinik Sie sich zufällig gerade befinden. Viele Kliniken überlassen die Entscheidung, ob sie DHEA einnehmen wollen oder nicht, auch den einzelnen Patientinnen, ohne irgendwelche Tests durchzuführen oder detaillierte Informationen über die aussagekräftigen klinischen Belege mitzuliefern. Wir haben Besseres verdient und haben das Recht, wirklich fundierte Entscheidungen treffen zu können.

Angesichts der außerordentlich großen Kluft, die zwischen der Forschung und der konventionellen Fruchtbarkeitsberatung herrscht, hielt ich es für erforderlich zu helfen, indem ich die klinische Forschung in konkreten, verständlichen Informationen zusammenfasste. Da ich immer mehr davon überzeugt war, dass sich externe Faktoren auf die Eizellqualität auswirken, und einsah, wie wichtig diese für die Möglichkeit zu empfangen ist – ob auf natürlichem Weg oder durch künstliche Befruchtung –, hatte ich das dringende Bedürfnis, anderen Frauen, die mit Unfruchtbarkeit zu kämpfen haben, mit Ratschlägen und Informationen zur Seite zu stehen. Und so ist dieses Buch entstanden.

Unser beständig wachsendes Baby in der 12. Woche auf dem Ultraschallbild zu sehen und seinen Herzschlag zu hören, waren Augenblicke purer Freude, die ich allen zuteilwerden lassen wollte, die sich einer Fruchtbarkeitsbehandlung unterziehen oder planen, ein Baby zu bekommen. Natürlich gibt es in der Welt der Unfruchtbarkeit keine Versprechungen. Niemand kann eine Garantie bieten, schwanger zu werden, weil es so viele veränderliche Größen und einzigartige Herausforderungen gibt, vor allem, wenn Sie älter als 35 Jahre sind und versuchen, ein Kind zu empfangen. Aber in diesem Buch finden Sie einen Plan, mit dem Sie Ihre Chancen und damit Ihre Gesundheit insgesamt verbessern und Ihren Körper auf eine gesunde Schwangerschaft vorbereiten können.

Wie man dieses Buch nutzt Wenn Sie erst am Anfang stehen

Wenn Sie gerade erst begonnen haben, den Versuch zu starten, schwanger zu werden, und keinen Grund haben, sich auf Fruchtbarkeitsprobleme einstellen zu müssen, werden Sie vermutlich nicht jeden Vorschlag in diesem Buch befolgen müssen. Indem Sie die Empfehlungen für Nahrungsergänzungsmittel im Fruchtbarkeitsplan Stufe 1 (in Kapitel 12 finden Sie eine Zusammenfassung) befolgen und anfangen, die schlimmsten Übeltäter in Bezug auf hormonschädigende Toxine zu vermeiden sowie Ihre Ernährung leicht in die Richtung umstellen, wie in Kapitel 13 beschrieben wird, werden Sie vielleicht schneller schwanger werden und das Risiko einer Fehlgeburt verringern können. Die Verbesserung der Eizellqualität ist selbst dann hilfreich, wenn keine besonderen Bedenken in Bezug auf die Fruchtbarkeit bestehen, da selbst bei jungen, gesunden Frauen ein erheblicher Anteil der Eizellen anormal ist. Wenn einige Monate in Folge anormale Eizellen heranreifen, wird sich die für die Empfängnis benötigte Zeit verlängern und das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen. Viele der Empfehlungen in diesem Buch sind Ihrer allgemeinen Gesundheit und der Ihres zukünftigen Babys zuträglich.

Wenn Sie Empfängnisprobleme haben

Wenn Sie bereits seit einiger Zeit versuchen, schwanger zu werden, aber noch keine Fruchtbarkeitsbehandlung, z. B. eine IVF, durchgeführt haben, können Sie die Ergänzungsratschläge im Fruchtbarkeitsplan Stufe 2 befolgen. Bei diesem Plan kommen einige wenige zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel zur Unterstützung der Eizellqualität hinzu, wobei das Hauptaugenmerk auf den Antioxidantien liegt. (Siehe Kapitel 6 und 7 für detaillierte Erläuterungen und Kapitel 12 für eine Zusammenfassung der Ergänzungsempfehlungen.)

Der Fruchtbarkeitsplan Stufe 2 wird für Frauen mit einem polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) leicht verändert, um Ergänzungsmittel in den Plan aufzunehmen, die sich in diesem Zusammenhang als besonders hilfreich zur Verbesserung der Fruchtbarkeit erwiesen haben.

Wenn Sie versuchen, durch IVF oder IUI schwanger zu werden

Wenn Sie bereits seit längerer Zeit mit Unfruchtbarkeit zu kämpfen haben und versuchen, mit assistierten Reproduktionstechniken wie IVF schwanger zu werden, können Sie am meisten von einem umfassenden Ansatz zur Verbesserung der Eizellqualität profitieren. Dazu gehören Strategien zur Minimierung der Toxinbelastung, eine Umstellung der Ernährung und die im Fruchtbarkeitsplan Stufe 3 aufgeführten Nahrungsergänzungsmittel. Diese Ergänzungsmittel sollen all jenen helfen, bei denen eine altersbedingte Unfruchtbarkeit, Endometriose, eine reduzierte Eizellreserve oder die Sammeldiagnose einer unerklärten Unfruchtbarkeit vorliegt. Die genauen Ergänzungsmittel, die für jede Situation am hilfreichsten sind, werden in den Kapiteln 6 bis 11 besprochen. Kapitel 12 enthält ein Beispiel für einen umfassenden Ergänzungsplan.

Wie im folgenden Kapitel erläutert, ist die schlechte Eizellqualität bei Frauen mit unerklärter Unfruchtbarkeit die häufigste Störquelle. Auch die rapide, mit Mitte dreißig beginnende Abnahme der Fruchtbarkeit ist weitgehend ein Produkt sinkender Eizellqualität. Diese Tatsache reduziert häufig auch die Wahrscheinlichkeit, selbst mit künstlicher Befruchtung schwanger zu werden, erheblich. Die Erfolgsraten von IVF-Zyklen sind stark vom Alter der Frau abhängig.1 Wenn keine Spender-Eizellen verwendet werden, kann auch die IVF nicht viel bewirken.

Ob Ihre Unfruchtbarkeit nun unerklärlich ist oder auf Ihr Alter, Endometriose oder eine verringerte Eizellreserve zurückzuführen ist, Sie sollten sich auf die Verbesserung Ihrer Eizellqualität konzentrieren, wenn Sie schwanger werden wollen. Die Forschung zeigt, dass sich nur qualitativ hochwertige Eizellen zu qualitativ hochwertigen Embryonen entwickeln können, welche die kritische erste Woche überleben und sich erfolgreich einnisten können, um dann zu einer Schwangerschaft zu führen. Daher ist es entscheidend, die Anzahl hochwertiger Eizellen zu maximieren, die das Potenzial besitzen, zu einem gesunden Baby heranzuwachsen.

Wiederholte Fehlgeburt

Die Verbesserung der Eizell- und Spermienqualität könnte darüber hinaus eine wichtige Rolle bei der Vorbeugung von Fehlgeburten spielen. In einigen Fällen werden wiederholte Fehlgeburten durch Gerinnungs- oder Immunfaktoren verursacht. Eine weitere häufige Ursache ist eine Schilddrüsenunterfunktion.2 Indem Sie herausfinden, ob bei Ihnen eine dieser Ursachen, die für etwa ein Viertel aller Fehlgeburten verantwortlich sind, vorliegt, können Sie die Wahrscheinlichkeit, dass dies wieder passiert, reduzieren. So senkt beispielsweise bei Frauen mit Antikörpern, die die eigene Schilddrüse angreifen (bekannt als Hashimoto-Thyreoiditis), die Behandlung mit dem Schilddrüsenhormon Levothyroxin die Fehlgeburtenrate um mehr als 50 Prozent.3 (Für weitere Informationen über Tests und Behandlungen für die verschiedenen medizinischen Ursachen von Fehlgeburten empfehle ich das Buch Not Broken von Dr. Lora Shahine, einer Reproduktionsendokrinologin, die sich auf wiederholte Fehlgeburten spezialisiert hat.)

Wenn aufgrund der Tests Gerinnungs-, Immun- oder Schilddrüsenprobleme als Ursache für Ihre Fehlgeburten ausgeschlossen werden können, ist sehr wahrscheinlich die Eizellqualität verantwortlich. Denn eine minderwertige Eizelle mit Chromosomenanomalien entwickelt sich zunächst zu einem Embryo und dann zu einem Fötus mit Chromosomenanomalien und hat nur geringe Überlebenschancen. Chromosomenanomalien sind in der Tat der häufigste Grund für eine Fehlgeburt und sind für 40 bis 50 Prozent aller Fehlgeburten4 verantwortlich.

Wie im nächsten Kapitel erläutert wird, haben diese Chromosomenanomalien ihren Ursprung häufig in der Eizelle und treten mit zunehmendem Alter sogar noch häufiger auf.5 In diesem Buch erfahren Sie, wie Chromosomenanomalien oft in der letzten Phase der Reifung der Eizelle, das heißt kurz vor dem Eisprung, auftreten und was Sie tun können, um die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, dass Ihre nächste Schwangerschaft betroffen ist. Neue Forschungsergebnisse zeigen auch, dass die Spermienqualität wesentlich zu einer Fehlgeburt beitragen kann, vermutlich durch die Erhöhung des Risikos von Chromosomenanomalien.

Wenn Sie zwei oder mehr Fehlgeburten hatten und Ihr Arzt keine medizinische Ursache finden kann oder wenn Sie wissen, dass Ihre früheren Schwangerschaften durch Chromosomenanomalien beeinträchtigt waren (wie z. B. das Downsyndrom oder eine andere „Trisomie“), sollten Sie in Betracht ziehen, mindestens drei Monate lang den Fruchtbarkeitsplan Stufe 3 zu befolgen, bevor Sie versuchen, erneut schwanger zu werden. Siehe Kapitel 12 für eine Zusammenfassung der Ergänzungsempfehlungen für diesen Plan.

Diese aktualisierte Ausgabe enthält darüber hinaus zusätzliche Informationen über spezifische Nahrungsergänzungsmittel und ernährungstechnische Strategien, die für all jene sehr hilfreich sein könnten, die aufgrund von Immunfaktoren oder Entzündungen mehrere Fehlgeburten erlitten haben. (Siehe beispielsweise die Kapitel 6 und 7 sowie die spezifischen Ernährungsempfehlungen am Ende von Kapitel 13.)

Und wie sieht es mit dem Sperma aus?

Während in diesem Buch die Eizellqualität im Mittelpunkt steht, wirken sich, wie in Kapitel 14 erörtert, viele der gleichen externen Faktoren in ähnlicher Weise auch auf das Sperma aus. Obwohl die Qualität der Spermien oft übersehen wird, kann sie sich in einigen Fällen erheblich darauf auswirken, ob Sie überhaupt schwanger werden oder Ihr Kind bis zum Ende der Schwangerschaft austragen. Es ist an der Zeit, die Annahme, Alter und Lebensweise des Vaters seien irrelevant, neu zu überdenken. Wenn Sie vermuten oder wissen, dass der männliche Unfruchtbarkeitsfaktor Teil Ihres Empfängnisproblems ist, oder wenn Sie bereits mehrere Fehlgeburten erlitten haben, ist es besonders hilfreich, die Empfehlungen in Kapitel 14, in denen die spezifischen, die Spermienqualität beeinflussenden Nährstoffe erläutert werden, zu befolgen. Selbst wenn Sie sich um die Spermienqualität nicht sorgen müssen, werden Sie erfahren, warum es für alle Männer, die ein Kind zeugen möchten, wichtig ist, bestimmte Ergänzungsmittel einzunehmen, um die Erfolgsaussichten zu erhöhen.

Fazit

Ob Sie nun versuchen, auf natürliche Weise schwanger zu werden, eine künstliche Befruchtung vornehmen zu lassen oder nach einer Fehlgeburt erneut schwanger zu werden, es ist unerlässlich, alles in Ihrer Macht Stehende zu tun, um Ihre Eizellqualität zu verbessern. Es dauert etwa drei Monate, bis sich eine unreife zu einer reifen, ovulationsbereiten Eizelle entwickelt und genau das ist das entscheidende Zeitfenster. In den nachfolgenden Kapiteln erfahren Sie die wichtigsten Dinge, die Sie tun können. Aber um zu verstehen, wie diese Lebensstilfaktoren die Eizellqualität verbessern können, ist es erforderlich, zunächst zu verstehen, was Eizellqualität eigentlich bedeutet und wie Chromosomenanomalien entstehen. Genau darum geht es in Kapitel 1.

Teil 1

DIE WISSENSCHAFT VON DER EIZELLQUALITÄT

KAPITEL 1

Was ist Eizellqualität?

„Wenn du es besser weißt, handelst du besser.“

— MAYA ANGELOU

DIE ABNAHME DER Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter ist fast ausschließlich eine Folge der Abnahme der Quantität und Qualität der Eizellen. Wir wissen dies, weil die Schwangerschaftsraten bei älteren Frauen, die Spender-Eizellen nutzen, ähnlich hoch sind wie bei jüngeren Frauen. Aber was bedeutet eigentlich Eizellqualität? Ganz allgemein beschreibt sie das Potenzial einer Eizelle, nach der Befruchtung zu einer lebensfähigen Schwangerschaft zu führen. Und das ist keine triviale Angelegenheit – die überwiegende Mehrheit der befruchteten Eizellen hat einfach nicht das Zeug dazu.

Eizellqualität ist alles

Für jeden Embryo stellen die ersten Wochen nach der Befruchtung eine große Hürde dar und viele Embryonen entwickeln sich irgendwann in dieser Zeit nicht mehr weiter. Tatsächlich sterben viele auf natürliche Weise empfangene Embryonen ab, bevor eine Frau überhaupt weiß, dass sie schwanger6 ist. Nur etwa ein Drittel der befruchteten Embryonen überleben und werden zu Babys.7 Die Aussichten sind im IVF-Kontext vermutlich noch schlechter, weil dort viele befruchtete Eizellen das Stadium des fünften Tages (bekannt als Blastozystenstadium) erst gar nicht erreichen können. Selbst viele Embryonen, denen es gelingt, bis hierher zu kommen und in die Gebärmutter befördert zu werden, nisten sich dort häufig nicht erfolgreich ein, was zu einem gescheiterten IVF-Zyklus führt.

Die Tatsache, dass sich aus der Mehrheit der befruchteten Eizellen nie eine erfolgreiche Schwangerschaft entwickelt, ist ein Thema, dem sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, weil der Irrglaube, die Befruchtung einer Eizelle sei die eigentliche Herausforderung, weit verbreitet ist. In den meisten Fruchtbarkeitsberatungen geht es deshalb vorrangig um den Eisprung und die zeitliche Planung, um eine Befruchtung zu ermöglichen. Dieser Ansatz verfehlt seinen Zweck, weil das Potenzial einer befruchteten Eizelle, sich weiterentwickeln zu können, ein viel wichtigeres Thema ist. In Wirklichkeit ist es die Eizellqualität, die für die Zeit, die erforderlich ist, um schwanger zu werden, eine entscheidende Rolle spielt, ob nun auf natürlichem Wege oder durch IVF, wobei das Geheimnis in der DNA der Eizelle liegt.

Obwohl das Potenzial eines Embryos, zu einer Schwangerschaft zu führen, von vielen Faktoren abhängt, ist die korrekte Anzahl von Kopien jedes Chromosoms der bei Weitem wichtigste Faktor. Chromosomenanomalien in den Eizellen haben einen tief greifenden Einfluss auf die Fruchtbarkeit, weil ein Embryo aus einer Eizelle mit Chromosomenanomalien, beginnend mit der Befruchtung, in jedem Entwicklungsstadium weniger Entwicklungspotenzial besitzt.8 Dies kann als Unfähigkeit, schwanger zu werden, oder als frühe Fehlgeburt zum Ausdruck kommen. Chromosomenanomalien in den Eizellen werden für viele Frauen zur schwierigsten Hürde, ein Kind zu empfangen und bis zur Geburt auszutragen.

Es ist wenig überraschend, dass eine schlechte Eizellqualität bei Frauen mit Empfängnisschwierigkeiten deutlich häufiger vorkommt. Hohe Raten chromosomaler Anomalien in den Eizellen werden bei Frauen beobachtet, die zahlreiche Fehlgeburten hatten, bei Frauen, die mehrere IVF-Zyklen durchlaufen haben, in denen Embryonen übertragen wurden, ohne zu einer Schwangerschaft zu führen (das sogenannte „wiederholte Implantationsversagen“) sowie bei Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS). So kann sich beispielsweise der Anteil anormaler Embryonen bei Frauen mit einer Vorgeschichte wiederholten Implantationsversagens in IVF-Zyklen auf bis zu 70 Prozent9 belaufen.

Chromosomale Fehler in Eizellen beeinflussen nicht nur die Fähigkeit, schwanger zu werden, sondern sind auch eine Hauptursache von Fehlgeburten. Leider kommt es sehr häufig zu Fehlgeburten, die bei 10 bis 15 Prozent aller festgestellten Schwangerschaften10 auftreten. Die meisten Schwangerschaftsverluste werden jedoch nicht einmal bemerkt, weil sie passieren, bevor die Frauen wissen, dass sie schwanger sind. Wenn solche Schwangerschaften berücksichtigt werden, enden bis zu 70 Prozent in einer Fehlgeburt.11 Diese unglaublich hohe Rate liegt zum Teil darin begründet, dass Embryonen mit Chromosomenanomalien vom Moment der Empfängnis an einem ununterbrochenen Prozess der Selektion unterworfen sind.

Tatsächlich verursachen Chromosomenanomalien mehr Fehlgeburten als alle anderen bekannten Ursachen zusammengenommen. In Rahmen einer Studie, an der fast fünfhundert Frauen mit einer Vorgeschichte von zwei oder mehr Fehlgeburten teilnahmen, wurde festgestellt, dass 41 Prozent der Fehlgeburten durch eine Chromosomenanomalie im Fötus verursacht wurde, während alle anderen bekannten Ursachen für Fehlgeburten zusammengenommen weniger als 30 Prozent der Schwangerschaftsverluste12 ausmachten. Andere Studien haben ergeben, dass mehr als die Hälfte aller Fehlgeburten in den ersten drei Monaten durch Chromosomenanomalien13 hervorgerufen werden. Es ist außerdem wichtig zu beachten, dass in diesen Studien nur Fehlgeburten von festgestellten Schwangerschaften untersucht wurden und dass die Rate chromosomaler Anomalien für Schwangerschaftsverluste, die in dem kurzen Zeitraum nach der Befruchtung auftreten, vermutlich viel höher ist.14

Eine häufige Reaktion auf diese Informationen ist, dass chromosomale Fehler in Eizellen außerhalb unserer Kontrolle liegen, aber die jüngste Forschung zeigt, dass dem nicht so ist. Der Anteil der Eizellen mit chromosomalen Anomalien kann durch Nährstoffe und Lebensstilfaktoren, die wir kontrollieren können, beeinflusst werden. Wie später in diesem Kapitel noch erörtert werden wird, deutet die Forschung darauf hin, dass eine Möglichkeit, wie externe Faktoren die Eizellqualität beeinflussen können, darin besteht, dass sie das Potenzial der Eizelle erhöhen oder beeinträchtigen können, in entscheidenden Zeiten Energie zu produzieren – Energie, die den Brennstoff für eine korrekte Chromosomenverarbeitung liefert.

Das bekannteste Beispiel für eine Chromosomenanomalie, die ihren Ursprung in der Eizelle hat, ist das Downsyndrom, das bei Frauen mit zunehmendem Alter und verminderter Eizellqualität zunehmend häufiger auftritt. In 95 Prozent der Fälle wird das Downsyndrom dadurch verursacht, dass in der Eizelle eine zusätzliche Kopie des Chromosoms 21 vorhanden ist, was dazu führt, dass der Fötus drei Exemplare anstatt der üblichen zwei besitzt.15 Aus diesem Grund wird das Downsyndrom auch als Trisomie 21 bezeichnet.

Das Downsyndrom ist nur ein Beispiel für eine Chromosomenanomalie, es ist aber vielleicht das bekannteste, weil es zu den wenigen Anomalien gehört, bei denen der betroffene Fötus bis zur Geburt überleben kann. Einige Babys mit Trisomie 21 oder Trisomie 18 (einer zusätzlichen Kopie des Chromosoms 13 oder 18) können ebenfalls bis zur Geburt überleben, aber mit lebensbedrohlichen medizinischen Problemen. Eine zusätzliche Kopie anderer Chromosomen verhindert, dass sich der Embryo nach den ersten Tagen oder Wochen weiterentwickelt, oder führt zu einer frühen Fehlgeburt.16 Deshalb hört man sehr selten von chromosomalen Fehlern, die zusätzliche Kopien dieser anderen Chromosomen zur Folge haben, obwohl sie sehr häufig vorkommen.

Während eine zusätzliche Kopie eines Chromosoms die häufigste Form einer Chromosomenanomalie darstellt, kann es gelegentlich auch zu einem fehlenden Chromosom oder komplexeren Störungen kommen.

Eine Eizelle mit einer von der Norm abweichenden Anzahl Chromosomen wird „aneuploid“ genannt. Ein Embryo, der aus einer aneuploiden Eizelle entstanden ist, wird ebenfalls aneuploid sein und über sehr wenig Potenzial verfügen, sich erfolgreich in der Gebärmutter einzunisten. Selbst wenn aneuploide Embryonen in der Lage sind, zu einer Schwangerschaft zu führen, endet die überwiegende Mehrheit solcher Schwangerschaften mit einer frühen Fehlgeburt.17

Bei Frauen, die älter als 40 sind, ist vermutlich mehr als die Hälfte ihrer Eizellen mit einer Chromosomenanomalie18 behaftet. Die Anomalienrate bei Frauen über 40 liegt bei einigen Messungen sogar bei 70–80 Prozent.19 Untersucht man Chromosomenanomalien in Eizellen, erkennt man einen exponentiellen Anstieg der altersbedingten Schwierigkeit, schwanger zu werden, die Mitte bis Ende der Dreißiger einsetzt. Aber die Eizellqualität wirkt sich in jedem Alter aus und chromosomale Fehler kommen bei jüngeren Frauen viel häufiger vor, als man vermutet.

Sogar bei Frauen unter 35 ist durchschnittlich bis zu ein Viertel der Eizellen aneuploid.20 Das bedeutet, dass selbst bei jungen, gesunden Frauen ohne Fruchtbarkeitsprobleme viele Ovulationszyklen vorkommen, in denen sie wenig Potenzial haben zu empfangen. Wenn die Eizelle, die in einem bestimmten Monat aus einem sprungreifen Follikel des Eierstocks ausgestoßen wird, eine Chromosomenanomalie aufweist und nicht zu einer Schwangerschaft führen kann, macht die Verwendung von Eisprungrechnern und Tabellen zur Berechnung der perfekten fruchtbaren Phase wenig Sinn. Sie werden vermutlich erst im nächsten Zyklus, in dem eine hochwertige Eizelle ausgestoßen wird, in der Lage sein zu empfangen.

Die gravierenden Auswirkungen chromosomaler Anomalien auf die Wahrscheinlichkeit, ein Kind zu empfangen und bis zur Geburt auszutragen, werden vor allem im IVF-Kontext deutlich. Fällt dieser Faktor weg, schießen die Schwangerschaftsraten in die Höhe. Wir wissen dies aufgrund eines Verfahrens, das Präimplantationsdiagnostik (PID) genannt wird, bei dem Embryonen zunächst in jedem Chromosom auf Anomalien getestet werden – und dann nur die gesunden Embryonen übertragen werden.

Dieser Ansatz unterscheidet sich erheblich von der traditionellen Bewertungseinheit der „Embryoqualität“ im IVF-Kontext, die auf der Wachstumsrate und dem Gesamterscheinungsbild des Embryos basiert. Ein langsam wachsender Embryo mit unregelmäßig aussehenden Zellen wird vermutlich seltener zu einer Schwangerschaft führen, aber es ist im Laufe der letzten Jahre deutlich geworden, dass die auf dem Erscheinungsbild oder der „Morphologie“ basierende Beurteilung der Embryoqualität keine Garantie ist. Viel wichtiger ist die Vorauswahl von Embryonen, die normale Chromosomen haben.

Als im Jahr 2010 in einer führenden IVF-Klinik ein umfassendes Chromosomen-Screening für Patientinnen mit schlechter Prognose eingeführt wurde, war der Unterschied nicht zu übersehen. Anstatt der üblichen 13 Prozent der übertragenen Embryonen, die sich bei Patientinnen im Alter von 41 bis 42 Jahren erfolgreich in der Gebärmutterschleimhaut einnisteten, ließ die Auswahl ausschließlich chromosomal normaler Embryonen die Einnistungsrate auf 38 Prozent hochschnellen. Die Folge war, dass sich der Anteil der Frauen in dieser Altersgruppe, die einen IVF-Zyklus beendet hatten und ein Baby mit nach Hause nahmen, verdoppelte.21

Der Wegbereiter der Technik des umfassenden Chromosomen-Screenings zur Bestimmung der besten Embryonen war Dr. William Schoolcraft am Colorado Center for Reproductive Medicine (CCRM), ein hoch angesehener Fertilitätsspezialist und Autor mehrerer Studien, die den Erfolg dieses Ansatzes belegen.

Dr. Schoolcrafts Studien enthalten viele Beispiele einzelner Patientinnen, die nur in der Lage waren zu empfangen, nachdem chromosomal normale Embryonen für die Übertragung ausgewählt worden waren.22 Eine Patientin, die in Dr. Schoolcrafts Studie aus dem Jahr 2009 erwähnt wird, war eine 37-jährige Frau, die zuvor sechs IVF-Zyklen durchlaufen hatte, in denen sich die übertragenen Embryonen nicht eingenistet hatten.

Sie begann dann mit einem weiteren IVF-Zyklus, nur dieses Mal wurde bei zehn ihrer Embryonen ein Chromosomen-Screening durchgeführt. Von diesen zehn Embryonen wiesen sieben chromosomale Anomalien auf. Hätte das Screening nicht stattgefunden und wären die Embryonen nur nach ihrem Erscheinungsbild für den Transfer ausgewählt worden, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass chromosomal anormale Embryonen übertragen worden wären, sehr hoch gewesen. Diese Embryonen hätten sich höchstwahrscheinlich nicht eingenistet oder zu einer Fehlgeburt geführt. Anstatt dieses Risiko einzugehen, übertrugen ihre Ärzte die drei Embryonen ohne Chromosomenanomalien und sie wurde mit Zwillingen schwanger.

Eine weitere Patientin in Dr. Schoolcrafts Studie war eine 33 Jahre alte Frau, die sechs Fehlgeburten erlitten hatte. Das Chromosomen-Screening in ihrem nächsten IVF-Zyklus brachte zutage, dass von elf Embryonen acht Chromosomenanomalien aufwiesen. Ohne Screening wäre wahrscheinlich einer dieser acht anormalen Embryonen übertragen worden und es wäre vermutlich zu keiner Schwangerschaft oder einer siebten Fehlgeburt gekommen. Stattdessen waren ihre Ärzte in der Lage, zwei chromosomal normale Embryonen auszuwählen, und sie brachte Zwillinge zur Welt.

Bisweilen zeigt ein Chromosomen-Screening, wie schlecht die Chancen für eine Schwangerschaft stehen können. Dies zeigt sich deutlich in Dr. Schoolcrafts Beispiel einer 41 Jahre alten Frau, die in der Lage war, schwanger zu werden, nachdem ein Chromosomen-Screening den einzigen Embryo ohne Chromosomenanomalie aus einer Gruppe von acht herausgefiltert hatte, der zu einer normalen, gesunden Schwangerschaft führen konnte.

Chromosomen-Screenings sind zwar ein bedeutender Fortschritt, bei Weitem aber kein Allheilmittel. Eines der Hauptprobleme liegt darin, dass das Screening zeigen kann, dass in einem IVF-Zyklus keiner der Embryonen chromosomal normal ist. Infolgedessen steht kein gesunder Embryo zur Übertragung zur Verfügung. Dies passierte in einer Studie etwa einem Drittel der Patientinnen23, was zeigt, dass die Eizellqualität selbst mit der Präimplantationsdiagnostik ein einschränkender Faktor in Bezug auf eine Schwangerschaft bleibt.

Trotzdem ist das Chromosomen-Screening eine vielversprechende Methode und zeigt die gravierenden Auswirkungen der Eizell- und Embryoqualität auf Schwangerschaftsraten, die interessanterweise nicht auf „Patientinnen mit schlechter Prognose“ beschränkt sind. In Japan wollte eine Gruppe von Forschern herausfinden, in welchem Maße sie die Schwangerschaftsraten in IVF-Zyklen verbessern konnten, wenn sie nur die chromosomal normalen Embryonen übertrugen, aber dieses Mal betraf es Frauen unter 35 mit einer guten Prognose und ohne vorherige Fehlgeburten.24 In der Kontrollgruppe, in der die Embryonen nur nach ihrem Erscheinungsbild ausgewählt worden waren, wurden 41 Prozent der Patientinnen pro IVF-Zyklus schwanger und behielten den Fötus bis mindestens zur zwanzigsten Woche. In der Gruppe, in der die Embryonen mittels Chromosomen-Screening ausgewählt wurden, stieg die Schwangerschaftsrate sprunghaft auf 69 Prozent. Auch die Fehlgeburtsraten wichen stark voneinander ab: 9 Prozent in der Kontrollgruppe und nur 2,6 Prozent in der gescreenten Gruppe.

Die Lehre, die wir aus den positiven Resultaten des Chromosomen-Screenings ziehen können, ist, dass das Vorhandensein eines chromosomal normalen Embryos außerordentlich großen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Schwangerschaft hat, egal, auf welchem Wege man versucht, schwanger zu werden. Selbst wenn man versucht, auf natürliche Weise zu empfangen, wird die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden und das Kind bis zum Ende der Schwangerschaft auszutragen, in hohem Maße von Ihrer Eizellqualität bestimmt. Glücklicherweise wird die Eizellqualität nicht vollständig durch Ihr Alter vorgegeben oder ist auf einen bestimmten Zeitraum festgelegt. Sie kann sich verändern.

So gibt es in Bezug auf die Raten von Chromosomenanomalien enorm große Unterschiede zwischen unterschiedlichen Frauen derselben Altersgruppe.25 Bei einer 35-jährigen Frau können über einen bestimmten Zeitraum nur sehr wenige chromosomal normale Eizellen heranreifen, während alle Eizellen einer anderen Frau im gleichen Alter normal sein können. Dies zeigte sich in einer Studie mit IVF-Patientinnen in Deutschland und Italien, bei denen der Prozentsatz chromosomal gesunder Eizellen bei verschiedenen Frauen gleichen Alters stark schwankte. Auch die Anzahl der gesunden Eizellen variierte bei jeder Frau über einen längeren Zeitraum, was als signifikanter Unterschied in der Proportion der gesunden Eizellen zwischen zwei aufeinanderfolgenden IVF-Zyklen gesehen wurde. Die Forscher beschrieben die Schwankungen über einen längeren Zeitraum und bei unterschiedlichen Frauen als zufällig und unvorhersehbar. Dazu kam es aber nur, weil sie ihre Forschung nicht in Verbindung mit den vielen anderen Studien sahen, in denen spezifische Einflüsse auf die Raten von Chromosomenanomalien aufgezeigt werden. Die faszinierende Forschungsarbeit, die im weiteren Verlauf dieses Buches erörtert wird, belegt, dass diese Schwankungen nicht rein zufällig auftreten, sondern dass im Gegenteil eine Vielzahl externer Faktoren die Eizellqualität beeinflusst.

Im Rahmen zahlloser klinischer Studien wurde festgestellt, dass die Vermeidung bestimmter Toxine und die Zuführung spezifischer Ergänzungsmittel den Prozentsatz der Eizellen erhöhen kann, die sich zu einem qualitativ hochwertigen Embryo entwickeln. Dies kann auch den Prozentsatz der Embryonen erhöhen, die sich in der Gebärmutter einnisten, und das Risiko früher Schwangerschaftsverluste reduzieren. Es gibt fundierte wissenschaftliche Belege dafür, dass einige dieser Verbesserungen auf eine Verringerung des Anteils der Eizellen mit Chromosomenanomalien zurückzuführen sind, was die Tatsache bestätigt, dass wir in der Lage sind, die Eizellqualität aus eigener Kraft zu verändern.

Wie entstehen Chromosomenanomalien in Eizellen?

Der Prozess der Eizellerzeugung ist sehr langwierig und fehleranfällig. Die Entwicklung jeder Eizelle beginnt bereits während des ersten Drittels der Schwangerschaft und vor der Geburt der Frau in den sich neu bildenden Eierstöcken. Ein Mädchen wird mit allen Eizellen geboren, die es je haben wird, und jede Eizelle befindet sich bis wenige Monate vor dem Eisprung in einer Art Ruhezustand.

Ungefähr vier Monate vor dem Eisprung beginnt ein kleiner Pool unreifer Eizellen zu wachsen, und während die meisten Eizellen auf natürliche Weise absterben, wird eine führende Eizelle aus dem Pool ausgewählt, um die Reifung zu vollenden.26 Die voll ausgereifte Eizelle wird dann aus ihrem Follikel ausgestoßen und wandert den Eileiter herunter, um befruchtet zu werden.

Im Laufe der Jahrzehnte, die zwischen der frühen Eizellentwicklung und dem Eisprung liegen, haben Eizellen zahlreiche Gelegenheiten, im Zuge der normalen Alterung Schäden anzusammeln. Bisher ging man davon aus, dass die Eizellen einer Frau, die das 40. Lebensjahr erreicht hat, bereits Chromosomenanomalien angesammelt haben, und nichts getan werden kann, um das zu ändern. Wissenschaftlich ist dies aber nicht korrekt, da die meisten Chromosomenfehler kurz vor dem Eisprung, im Spätstadium des „Meiose“ genannten Prozesses auftreten.

Eine Eizelle besitzt am Ende die falsche Anzahl von Chromosomen, wenn bei der Meiose etwas fehlschlägt. Bei der Meiose ordnen sich Chromosomenkopien entlang der zentralen Achse einer Eizelle an und werden dann mit einem Netzwerk mikroskopisch kleiner Spindelfasern an die Pole der Eizelle gezogen. Ein Chromosomensatz wird dann in einem sogenannten „Polkörper“ aus der Eizelle ausgestoßen. Eine sich entwickelnde Eizelle tut dies sogar zweimal — sie beginnt mit vier Kopien jedes Chromosoms und besitzt zum Schluss, wenn alles korrekt verläuft, nur eine Kopie von jedem Chromosom.

Schlägt in diesem Prozess an irgendeiner Stelle etwas fehl, ist das Endergebnis eine zusätzliche oder eine fehlende Kopie eines Chromosoms. Obwohl die erste Phase der Meiose vor der Geburt eines Mädchens beginnt, findet der Großteil der chromosomalen Umwandlungsaktivität in den Monaten direkt vor dem Eisprung statt.

Der entscheidende Punkt – und ein Punkt, über den sich viele Fruchtbarkeitsspezialisten nicht im Klaren sind – ist, dass sich die Mehrzahl der Chromosomenanomalien in Eizellen nicht allmählich über einen Zeitraum von 30 oder 40 Jahren mit der Alterung der Eizelle ansammeln, sondern stattdessen in den wenigen Monaten vor dem Eisprung stattfinden. Mit anderen Worten, der Alterungsprozess verursacht direkt keine Chromosomenanomalien, sondern schafft vielmehr Bedingungen, die Eizellen dafür anfällig machen, kurz vor dem Eisprung nicht richtig zu reifen.27

Das bedeutet, dass Sie durch die Veränderung dieser Bedingungen vor dem Eisprung die Wahrscheinlichkeit, dass eine Eizelle mit der korrekten Anzahl an Chromosomen heranreift, erhöhen können. Kurzum, Sie können die Qualität von Eizellen, deren Eisprung in wenigen Monaten stattfindet, beeinflussen, weil in diesen Eizellen vermutlich noch keine chromosomalen Fehler aufgetreten sind.

Das führt uns zu der grundlegenden Frage: Wie kann eine Eizelle besonders anfällig dafür werden, mit einer falschen Anzahl an Chromosomen zu reifen, und was kann man dagegen tun? In den einzelnen Kapiteln in diesem Buch werden unterschiedliche Aspekte dieser Frage behandelt, aber ein übergreifendes Thema ist die Energieversorgung der Eizelle.

Energieproduktion in der Eizelle

Die Eizelle benötigt eine enorme Menge an Energie, um die Chromosomen einwandfrei zu verarbeiten und all die anderen für eine korrekte Reifung erforderlichen Aufgaben zu erledigen. Es hat sich herausgestellt, dass sich die energieproduzierenden Strukturen im Inneren der Eizellen mit dem Alter und als Reaktion auf Nährstoffe und andere externe Faktoren erheblich verändern.28 Diese Strukturen, die „Mitochondrien“ genannt werden, finden sich in nahezu jeder Zelle in unserem Körper. Sie arbeiten wie Miniaturkraftwerke, um verschiedene Brennstoffquellen in Adenosintriphosphat (ATP) umzuwandeln, eine Form von Energie, die von den Zellen genutzt werden kann.

ATP ist buchstäblich die Energie des Lebens. Es bewegt Muskeln, lässt Enzyme arbeiten und treibt Nervenimpulse an. Nahezu jeder zweite biologische Prozess ist auf ATP angewiesen. Und es ist die primäre Energieform, die von Eizellen genutzt wird. Eine heranwachsende Eizelle benötigt eine große Menge an ATP und besitzt viele Mitochondrien. Genau genommen befinden sich in jeder Eizelle mehr als fünfzehntausend Mitochondrien – über zehnmal mehr als in jeder anderen Körperzelle.29 In den die Eizelle umgebenden Follikelzellen befinden sich ebenfalls zahlreiche Mitochondrien, die die Eizelle mit zusätzlichem ATP versorgen.30 Aber diese Mitochondrien müssen in einem guten Zustand sein, um genug Energie produzieren zu können.

Mit der Zeit und als Reaktion auf oxidativen Stress (erläutert in Kapitel 6) werden Mitochondrien geschädigt und sind weniger gut in der Lage, Energie zu produzieren.31 Ohne ausreichende Energie kann die Entwicklung von Eizelle und Embryo fehlschlagen oder völlig zum Stillstand kommen.32 Dr. Robert Casper, ein führender Fruchtbarkeitsspezialist in Kanada, hat es so erklärt: „Das alternde Fortpflanzungssystem einer Frau ist wie eine vergessene Taschenlampe ganz oben im Schrank. Wenn man einige Jahre später darüber stolpert und versucht, sie einzuschalten, wird sie nicht funktionieren. Das liegt nicht daran, dass irgendetwas mit der Taschenlampe nicht stimmt, sondern daran, dass die Batterien im Inneren leer sind.“33

Immer mehr Belege deuten darauf hin, dass die Fähigkeit einer Eizelle, bei Bedarf Energie zu produzieren, entscheidend ist, um mit der korrekten Anzahl von Chromosomen heranzureifen. Sie ist darüber hinaus unerlässlich für die Fähigkeit eines Embryos, die erste Woche zu überleben und sich erfolgreich einzunisten.