Anlegen mit ETF - Kapitalanlage und Altersvorsorge leicht gemacht - Brigitte Wallstabe-Watermann - E-Book

Anlegen mit ETF - Kapitalanlage und Altersvorsorge leicht gemacht E-Book

Brigitte Wallstabe-Watermann

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Beschreibung

ETF leicht gemacht – der umfassende Leitfaden für Ihren finanziellen Erfolg Mit ETF investieren Sie kostengünstig, flexibel und langfristig erfolgreich – und das auch mit kleinen Beträgen. Dieses Buch von Stiftung Warentest ist Ihre fundierte Anleitung für den Einstieg und die Optimierung Ihrer Geldanlage mit Indexfonds. Es richtet sich an alle, die ihr Geld renditestark und gleichzeitig risikoarm anlegen möchten – ob Einsteiger oder erfahrene Anleger. ETF (Exchange Traded Funds) ermöglichen einen systematischen Vermögensaufbau ohne aufwendige Betreuung. Sie profitieren von der breiten Streuung, niedrigen Kosten und einer transparenten Struktur. Der Ratgeber zeigt Ihnen, wie Sie passende Fonds finden, Ihr persönliches Portfolio zusammenstellen und langfristig Vermögen aufbauen – auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten. Renditechancen nutzen ETF sind ideal für Vermögensaufbau und Altersvorsorge. Sie sind einfach zu verstehen und bieten auf lange Sicht attraktive Erträge. Sie können mit kleinen Raten regelmäßig sparen oder größere Summen gezielt anlegen. Dieser Finanzratgeber zeigt, wie Sie geeignete ETF identifizieren, Risiken minimieren und clevere Strategien umsetzen. - Vermögensaufbau: Was in Krisenzeiten wirklich zählt - Kosten und Qualität: Wo Sie gute ETF günstig kaufen - Nachhaltigkeit: Die besten Öko-ETF aus dem Test - Für Einsteiger: Geldanlage ohne Aufwand - Für Fortgeschrittene: Smarte Strategien mit System Darüber hinaus bietet dieses Handbuch wertvolle Einblicke in Rebalancing, Indexauswahl, Pantoffel-Portfolios, Steuertricks und Depotvergleich. Verständlich geschrieben, mit konkreten Empfehlungen, Checklisten und praktischen Beispielen – für Ihre finanzielle Unabhängigkeit mit ETF. Mit diesem ETF-Ratgeber treffen Sie fundierte Entscheidungen und legen den Grundstein für ein sicheres finanzielles Morgen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 256

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Brigitte Wallstabe-Watermann,Antonie Klotz, Dr. Gisela Baur,Hans G. Linder

4., vollständig überarbeitete Auflage

ANLEGENMIT ETF

Warum ETF die ideale Geldanlage sind

Sie sind transparent und kostengünstig. Für Laien ist der Einstieg in ETF einfach − und sie benötigen keine große Pflege. Aber wie funktionieren sie eigentlich?

Welche ETF für Börsenneulinge taugen

Aktien-ETF sind die Renditebringer. Wer keine Erfahrung hat, sollte auf international breit streuende Aktien-ETF setzen. Sie sind weniger riskant als Branchen-ETF.

Wie Sie gute ETF finden

Es gibt Tausende ETF auf dem Markt. Da ist es nicht leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen. Aber keine Sorge, die Fachleute der Stiftung Warentest testen sie regelmäßig und sortieren sie für Sie vor.

Inhalt

ETF verstehen

Einstieg in ETF

ETF vertrauen der Wissenschaft

Grundregeln der Geldanlage

Die Geldanlage richtig planen

Das Ziel bestimmt das Mittel

Schluss mit falscher Geldanlage

Ohne Ziel kein Weg

Alle ETF im Überblick

Aktien-ETF: Rendite für Ihre Geldanlage

Renten-ETF: Wichtig für die Stabilität

Mein ETF-Plan

Alles muss passen

Bequem anlegen mit Pantoffel-Portfolios

Mit Sparplan gut für das Alter vorsorgen

Nachhaltig anlegen − ganz einfach mit ETF

Geld vom Chef in ETF investieren

Auch im Alter mit ETF noch sinnvoll anlegen

Anlegen in Krisen- und Crashzeiten

Meinen ETF-Plan umsetzen

Mit ETF in der Praxis durchstarten

Gut und günstig – das passende Depot

Wie finde ich gute ETF?

Feinheiten beleuchtet

ETF kaufen und verkaufen

Fusion und Auflösung

Das Depot anpassen

ETF richtig versteuern

ETF für Fortgeschrittene

Ideen für erfahrene Anleger

Geografisch: Länder und Regionen

Angesagt: Branchen und Themen

Trendig: Faktoren und Strategien

Andersartig: Rohstoffe und Edelmetalle

Kompakt: Paketlösungen

Echte und vermeintliche Risiken

Änderungen bei der Regulierung

Kritik an der Konstruktion von ETF

Angst vor dem Herdenverhalten

Service

Fachbegriffe erklärt

Die großen Indexanbieter

Die großen ETF-Anbieter

ETF-Sparpläne ohne Zusatzkosten

Top 20 günstige Depots

Aktien- und Rentenindizes erklärt

Aktien-ETF und Renten-ETF zur Basisanlage und Beimischung

Stichwortverzeichnis

01

ETF verstehen

Einstieg in ETF

ETF vertrauen der Wissenschaft

Einstieg in ETF

Indexfonds sind ideal für alle, die langfristig Vermögen aufbauen möchten – egal ob mit kleinen oder großen Beträgen. Denn ETF sind kostengünstig, flexibel, chancenreich und für Privatanleger einfach zu handhaben.

Große Enttäuschungen, das lehrt die Geschichte, waren oft Auslöser für bedeutende Veränderungen. Die „Erfindung“ von Indexfonds für Privatanleger im Jahr 1976 ist ein Paradebeispiel dafür. Wie kam es dazu? John C. Bogle, Chef einer amerikanischen Investmentgesellschaft, war frustriert, weil er und seine hoch bezahlten Fondsmanager es nicht geschafft hatten, mit ihren Fonds dauerhaft besser zu sein als das wichtigste US-Börsenbarometer, der Aktienindex Standard & Poor’s 500. Für Bogle war klar: Es ist Zeit, neue Wege einzuschlagen.

So ähnlich mag es Ihnen auch gehen. Sie haben dieses Buch vermutlich gekauft, weil auch Sie Ihr Erspartes solide anlegen und mehren wollen. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen ist dies wichtiger denn je. Und vielleicht haben Sie mit Ihren bisherigen Geldanlagen ähnliche Erfahrungen wie Bogle mit seinen Fondsmanagern gesammelt. Mit diesem Buch erfahren Sie alles Wesentliche zum Thema Exchange Traded Funds, kurz ETF – von den wichtigsten Grundregeln über die geeignete Strategie bis hin zum Kauf und der Verwaltung der passenden Produkte. Unabhängig davon, ob Sie neu auf dem Gebiet der Geldanlage beziehungsweise ETF sind oder bereits erste Erfahrungen gesammelt haben: In diesem Buch finden Sie viele praktische Tipps. Und wir stellen Ihnen passende ETF vor, damit Sie sich aufwendiges Suchen sparen können.

Viele Pluspunkte sprechen für ETF

Bevor wir uns all diesen Aspekten widmen, gilt es zwei Fragen zu klären: Was ist ein ETF, und was unterscheidet ihn von einem „normalen“ Fonds? Formal betrachtet sind beide Sondervermögen, die von einer Investmentgesellschaft verwaltet werden. Ein Sondervermögen stellt man sich am besten wie eine große Geldsammelbox vor – jedem Fondsinhaber gehört ein Stückchen davon. Während sich beim herkömmlichen Fonds ein Team von Managern überlegt, wie es das Geld investiert, kommen in die ETF-Box einfach nur die Papiere, die in einem Wertpapierindex enthalten sind. Neben der hohen Sicherheit, die Sondervermögen bieten, haben ETF viele weitere Vorteile, die sie attraktiv machen:

Breite Streuung. Sie reduziert das Risiko bei langfristig attraktiven Ertragschancen, da Anlegerinnen und Anleger mit einem einzigen Produkt komplette Aktien- und Anleihenmärkte nachbilden können.

Geringe Kosten. Sie lassen vom Ertrag der Kapitalanlagen netto mehr übrig als normale Fonds, da die Gebühren bei Kauf und Verkauf sowie auch die laufenden Kosten günstiger ausfallen.

Bessere Performance. Sie bringen langfristig mehr Ertrag als der Durchschnitt vergleichbarer Investments, wie viele Studien belegen. Nur wenige aktive Aktienfonds schneiden auf Dauer besser ab als der Index.

Laufender Börsenhandel. Er sorgt für hohe Liquidität und große Flexibilität, da ETF jederzeit gekauft und verkauft werden können, wenn die Börsen geöffnet haben.

Transparenz. Die Index-Nachbildung bringt Berechenbarkeit, weil die Bestandteile eines Börsenbarometers stets einsehbar sind und der Kurs sich immer nahezu parallel zum Indexverlauf bewegt.

Ein Index bildet die Entwicklung eines Wertpapiermarktes ab. Am bekanntesten sind Aktienindizes, aber es gibt auch Anleihen- oder Rohstoffindizes. Der Anbieter eines Index legt fest, welche Werte in einem Index vertreten sind. Im Deutschen Aktienindex Dax sind das die 40 größten börsennotierten deutschen Firmen. Da sich für ein Indexinvestment wie ETF keine hoch bezahlten Manager den Kopf zerbrechen, welche Papiere gekauft werden sollen, sondern dies durch den Index vorgegeben ist, sind die Kosten weitaus niedriger. Und da trotz umfangreicher Analysen die Profis langfristig meist nicht schlauer sind als der Markt und daher häufig keine bessere Auswahl treffen, bleibt am Ende bei ETF nun mal für die Fondskäufer mehr übrig.

Genau das hatte Bogle Mitte der 1970er-Jahre erkannt. Er gründete eine neue Fondsgesellschaft, nannte sie „Vanguard“ und wies seine Mitarbeitenden an, künftig auf eine aktive Aktienauswahl völlig zu verzichten und nur noch den S&P-500-Index „passiv“ nachzubilden. Alle 500 dort gelisteten Aktien sollten exakt nach ihrem Gewicht im Index gekauft und die Aufteilung beibehalten werden, egal ob es mit den Kursen auf- oder abwärts ging. Mit seinem neuen Indexfonds gab er privaten Anlegerinnen und Anlegern erstmals die Möglichkeit, äußerst kostengünstig in den Aktienmarkt einzusteigen. Sein Indexfonds auf den amerikanischen Leitindex, der „Vanguard 500 Index Fund“, entwickelte sich exakt wie der Standard & Poor’s 500. Der Vanguard-Chef war davon überzeugt, dass sein neuer Fonds langfristig klar besser laufen würde als die Mehrzahl der aktiv gemanagten Konkurrenzprodukte. Anleger mussten also nicht mehr auf die relativ geringe Chance wetten, einen der wenigen Fonds zu erwischen, die dauerhaft bessere Ergebnisse als ihr Vergleichsmaßstab erzielen. Bogle beschrieb das Prinzip später so: „Suche nicht die Nadel im Heuhaufen, kaufe einfach den Heuhaufen.“

SELTEN VON DAUER: Leider klappt es viel zu selten, dass Fondsmanager dauerhaft ein glückliches Händchen beweisen und überwiegend die Aktien kaufen, die sich besonders gut entwickeln. Der Indexanbieter S&P Dow Jones Indices kommt in einer Studie zu dem Ergebnis, dass in den zehn Jahren bis Ende 2024 nur 10,5 Prozent aller aktiv gemanagten US-Aktienfonds das Kunststück gelungen ist, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Bei Fonds mit Schwerpunkt Europa schafften dies bis Mitte 2024 nur 7,9 Prozent.

Was sind ETF? Der schnelle Überblick

Mit ETF können Sie einfach einen kompletten Börsenindex kaufen – das bringt oft weit bessere Erträge als die meisten Fonds, die aktiv von Fachleuten gemanagt werden. Anders als herkömmliche Fonds verzichten Indexfonds darauf, vermeintliche Gewinneraktien auszuwählen. Sie suchen nicht nach günstigen Kauf- und Verkaufszeitpunkten, betreiben also kein „Timing“. Ob es raufgeht mit den Kursen oder runter, ist einem Indexfonds egal − er bleibt mit seinem gesamten Anlagevermögen investiert. Klettert der Index um 3 Prozent, legt auch ein Indexfonds um rund 3 Prozent zu, fällt er um 3 Prozent, gibt er entsprechend um 3 Prozent nach. Mit dieser sturen Nachbildung schnitt der Vanguard 500 schon bald besser ab als die meisten seiner aktiven Konkurrenten – und auch als die meisten Privatanleger, die ihr Depot mit Einzelaktien bestücken.

Das bessere Abschneiden ist aber nur einer von mehreren Vorteilen von ETF (siehe Auflistung auf Seite 6): Ein weiterer Vorzug ist, dass ein Indexfonds auf den S&P 500 breit gestreut ist. Er vereint 500 Aktien aller wichtigen Branchen, während aktiv gemanagte Fonds selten mehr als 50 bis 100 Einzeltitel halten, private Anleger in der Regel noch viel weniger. Das senkt potenziell das Risiko. Denn Diversifikation, wie Streuung in der Fachsprache heißt, hat sich als beste Methode erwiesen, um allzu heftige Kursausschläge eines Aktiendepots zu dämpfen.

Die Hoffnung Bogles, mit seinem Indexfonds schnell Erfolg bei Anlegern zu erzielen, wurde jedoch bitter enttäuscht. Von einigen Kritikern wurde er für verrückt erklärt. Manche warfen ihm „unamerikanisches Verhalten“ vor, weil er sich mit Durchschnittserträgen zufriedengab und nicht den Ehrgeiz zeigte, den Aktienindex übertrumpfen zu wollen. Unterstützung erhielt Bogle dagegen von Wissenschaftlern, die aufgrund ihrer Forschungsergebnisse Indexfonds als überlegene Anlageinstrumente ansahen. Sie ermunterten ihn weiterzumachen.

Erst nach und nach wurde Bogle ernst genommen, und sein Indexfonds wurde tatsächlich zur Vorhut – wie die deutsche Übersetzung von „Vanguard“ lautet – einer weltweiten Entwicklung hin zum passiven Investieren, dem „Indexing“. Einen entscheidenden Zusatzschub erhielt seine Idee 1993, als die US-Gesellschaft State Street erstmals einen Indexfonds an die Börse brachte. Er wird genauso gehandelt wie Aktien und erhielt daher den Namen „Exchange Traded Fund“, übersetzt börsengehandelter Fonds und abgekürzt ETF. Dieser ETF bildete den US-Aktienindex S&P 500 nach. Der SPDR S&P 500 ETF, ausgesprochen „Spider“ (Spinne), ist der größte ETF der Welt. Ende März 2025 verwaltete er 576 Milliarden US-Dollar.

Ein weiterer Schub für Indexfonds kam nach der Finanzkrise 2008. Großanleger erkannten zunehmend die Vorzüge des Indexings, und auch Privatanleger entdeckten ETF. Denn der Börsencrash und der anschließende Wiederaufschwung der Kurse hatten gezeigt, dass es nur wenigen Profis gelungen war, sowohl im Abschwung als auch im folgenden Aufschwung besser abzuschneiden als der Markt. Diejenigen, die frühzeitig Aktien verkauft und damit einen Teil der Crash-Verluste vermieden hatten, stiegen meistens zu spät wieder ein, als die Kurse ab März 2009 steil anstiegen. Nach dem Corona-Crash 2020 verlief es ähnlich, und die Nachfrage nach ETF nahm nochmals massiv zu.

Bogles Vision hat sich zwar spät, aber dafür beeindruckend erfüllt. Ende 2024 umfasste der weltweite Markt für ETF und ETF-ähnliche Papiere ein Volumen von 14,8 Billionen US-Dollar. Der Löwenanteil von 10,4 Billionen Dollar entfiel auf die USA, Europas Anleger hatten 2,2 Billionen Euro in ETF investiert. Warren Buffett, der als erfolgreichster aktiver Investor der vergangenen Jahrzehnte gilt, adelte ETF mit dem Rat an seine Erben: „Investiere 10 Prozent in kurzfristige Staatsanleihen und 90 Prozent in einen günstigen S&P-500-Indexfonds. (…) Ich bin überzeugt, dass diese Investmentstrategie langfristig zu Ergebnissen führen wird, die die Mehrheit der anderen Investoren in den Schatten stellen werden, die hoch dotierte Vermögensverwalter beschäftigen.“

Angaben in Billionen US-Dollar zum Jahresende.

Quelle: etfgi.com

RASANTER ANSTIEG: Von etwas mehr als einer Billion US-Dollar Ende 2009 auf fast 15 Billionen US-Dollar Ende 2024 − so stark hat das weltweit in ETF und verwandten Produkten angelegte Vermögen zugenommen. Über 70 Prozent dieses ETF-Vermögens gehören Groß- und Kleinanlegern aus den USA, etwa 14,9 Prozent sind in europäischer Hand.

In Deutschland sind für Privatanleger Indexfonds fast ausschließlich in der börsengehandelten Form als ETF erhältlich. Die Premiere war im April 2000 – bis Februar 2025 stieg die Zahl der an der Frankfurter Börse gehandelten ETF auf über 2 300. Anders als klassische Fonds, für die es von der Fondsgesellschaft täglich nur einen offiziellen Preis gibt, werden ETF wie Einzelaktien fortlaufend an der Börse gehandelt.

Wie aber funktionieren ETF überhaupt? Und was sollten Sie als Anleger oder Anlegerin wissen, wenn Sie sich dafür interessieren? Der sperrige Begriff ETF steht ja für „Exchange Traded Funds“, börsengehandelte Indexfonds. Sie weisen drei Hauptmerkmale auf: Sie folgen einem Index, sind Fonds und börsengehandelt. Was hat es damit auf sich? Fangen wir mit dem Index an, denn um ihn dreht sich alles.

Nur wenige Indizes eignen sich als Basis fürs Depot

ETF kopieren eine große Zahl an Börsenbarometern aus aller Welt. Wie aber funktioniert die Nachbildung? Und warum weisen weltweite Indizes für viele Privatanleger große Vorteile auf?

Wenn Sie sich darüber informieren wollen, wie sich die Aktienkurse in Deutschland entwickeln, schauen Sie vermutlich, wo der Deutsche Aktienindex, kurz Dax, steht. Der deutsche Leitindex spiegelt die durchschnittliche Kursentwicklung der 40 wichtigsten deutschen börsennotierten Unternehmen wider, von A wie Adidas bis Z wie Zalando.

So funktioniert ein ETF

ETF sind eine geniale Anlage. Mit wenig Geld kann man breit gestreut an der Börse investieren, weil man sich am großen Fondstopf beteiligt. ETF sind zudem kostengünstig, da sie einem klar definierten Standardrezept folgen.

Indexanbieter

Ein Indexanbieter, wie etwa die Firmen MSCI, S&P etc., erstellt einen Index, zum Beispiel für weltweite Aktien. Dabei legt er fest, welche Titel zu welchem Anteil aufgenommen werden, er schreibt sozusagen das Rezept für den Index. Meist orientieren sich Anbieter an der Marktkapitalisierung. Heißt: Ein Unternehmen, von dem viele Aktien zu einem hohen Preis an der Börse gehandelt werden, hat ein entsprechend hohes Gewicht, kleine Firmen haben ein niedrigeres.

Fondsgesellschaft

Eine Fondsgesellschaft baut ein Vermögen nach dem Rezept des Anbieters auf. Im Topf landen Wertgegenstände (wie Aktien, Anleihen oder Gold) zu dem Anteil, der im Index vorgesehen ist. Bei breit gestreuten Indizes wie dem MSCI World sind rund 1 400 Einzelaktien im Fondstopf.

Anlegerin/Anleger

Mit dem Kauf eines ETF erwerben Sie als Anleger oder Anlegerin Anteile am Fondstopf. Da dieses Geld als Sondervermögen gesetzlich geschützt ist, bleiben die Anteile in Ihrem Eigentum, auch im Fall einer Pleite der Fondsgesellschaft. Der Wert Ihres Anteils entwickelt sich parallel zum Index.

Am Dax lässt sich auf einen Blick der Börsentrend erkennen. Die Wertentwicklung eines bestimmten Zeitabschnitts, zum Beispiel eines Jahres, lässt sich dann ganz einfach durch den Vergleich von zwei Zahlen errechnen. Ausgangspunkt des Dax ist der 31. Dezember 1987, für diesen Tag wurde sein Niveau mit 1 000 Punkten festgelegt. Bis Ende März 2025 kletterte er auf rund 22 300 Zähler, sein Wert hat in diesen fast 40 Jahren also mehr als das Zweiundzwanzigfache erreicht.

Da jeder ETF einen Wertpapierindex nachbildet, ist die Wahl des geeigneten Index ganz besonders wichtig. Der Anlageerfolg hängt überwiegend davon ab. Der Index bestimmt die Chancen und Risiken des ETF. Erst später geht es darum, welche ETF-Anbieter die besten Produkte auf den jeweiligen Index offerieren. Woraus ein Index genau besteht, können Sie leicht nachvollziehen, da die Regeln transparent sind und sich die Zusammensetzung im Internet und in anderen Medien jederzeit verfolgen lässt. Wir haben die wichtigsten Informationen zu sinnvollen Indizes im Serviceteil ab Seite 154 für Sie zusammengestellt.

Für die Börsentendenz in Deutschland ist der Dax zwar das wichtigste Barometer, aber als Basis für einen ETF weist er erhebliche Mängel auf – zumindest mit Blick auf die Bedürfnisse langfristig orientierter Privatanleger: Er ist auf ein Land beschränkt und mit nur 40 enthaltenen Aktiengesellschaften nicht breit gestreut.

Mit einem ETF 1 400 Aktien aus 23 Ländern kaufen

Indizes, die eine Vielzahl an Aktien oder Anleihen aus verschiedenen Ländern und Branchen enthalten, eignen sich besser als ETF-Basisinvestments. Wir verstehen darunter Indizes, die in ihrem Anlagesegment keiner Ergänzung bedürfen. Das beste Beispiel dafür ist der MSCI World, der fast 1 400 Aktien großer und mittlerer Unternehmen aus 23 Industrieländern umfasst und Wertpapiere aus allen wichtigen Branchen enthält (siehe Seite 42). Er erfüllt damit alle Bedingungen für ein Basisinvestment. Noch besser geeignet ist der MSCI All Country World (ACWI), der zusätzlich die wichtigsten Aktien des Schwellenländer-Index MSCI Emerging Markets umfasst und rund 2 650 Aktien aufweist.

Die meisten ETF-Anbieter in Deutschland verwenden die Indizes des Indexanbieters MSCI, wenn sie einen Weltindex nachbilden. Aber es gibt auch einen großen Konkurrenten: FTSE Russell. Zu diesem Indexanbieter, der zur Gruppe der Londoner Börse gehört, ist der ETF-Pionier Vanguard gewechselt. Ihm waren die Gebühren, die MSCI verlangte, zu hoch. Das Gegenstück zum MSCI World ist der FTSE Developed World, zum MSCI Emerging Markets der FTSE Emerging Markets und zum MSCI ACWI der FTSE All World. Diese drei FTSE-Indizes beinhalten sogar noch einige Hundert Aktien mehr als die entsprechenden MSCI-Indizes. Die Renditeentwicklung verlief in den vergangenen Jahren nahezu parallel zu derjenigen der MSCI-Indizes.

Gute ETF auf die Welt-Indizes von MSCI und FTSE finden Sie im Kapitel „Alle ETF im Überblick“ ab Seite 36. Neben ETF auf diese globalen Börsenbarometer gibt es zahlreiche ETF auf Aktienindizes von Ländern, Regionen, Branchen und zunehmend auch auf Themen und Strategien. Mehr dazu lesen Sie im Kapitel „ETF für Fortgeschrittene“ ab Seite 119.

Inzwischen gibt es auch aktive ETF. Bei ihnen wird nicht ein bestimmter Index genau nachgebildet, sondern Fondsmanager bestimmen, welche Aktien oder Anleihen in den „Korb“ kommen. Insbesondere Großanleger kaufen diese aktiven ETF, da sie an der Börse statt wie „normale“ aktive Fonds über Vertriebsorganisationen wie Banken gehandelt werden. Das spart Kosten und ermöglicht laufend Käufe und Verkäufe. Im Vergleich zu passiven ETF sind aktive allerdings in der Regel teurer, auch was die Transaktionskosten angeht. Zudem ist die Chance, dass Fondsmanager langfristig den Index schlagen, relativ gering. Wir empfehlen Privatanlegern daher keine aktiven ETF.

Das Geld der Anleger ist gut geschützt

In „Indexfonds“ steckt auch das Wort „Fonds“. Es deutet darauf hin, dass ETF enge Verwandte von aktiven Investmentfonds sind. Die wichtigste Gemeinsamkeit ist die gleiche Konstruktion als Sondervermögen, denn sie bürgt für Sicherheit. Warum?

Bei Sondervermögen gehören die Vermögenswerte den Käufern der Anteile an Fonds oder ETF. Sie müssen „abgesondert“ vom Vermögen der Fondsgesellschaft bei einer Depotbank verwahrt werden, im Fachjargon heißt das „treuhänderische Verwaltung“. Die Depotbank wacht darüber, dass die Fondsgesellschaft das Vermögen der Kunden nicht für eigene Zwecke verwenden kann.

Damit ist sichergestellt, dass das Sondervermögen im Falle von Verlusten oder gar einer Insolvenz der Investmentgesellschaft vor dem Zugriff der Fondsgesellschaft und deren Gläubigern geschützt ist. Das Sondervermögen ist und bleibt immer im Eigentum der Kunden, egal was passiert. Da ETF rechtlich Investmentfonds sind, werden auch bei ihnen die Anteile der Anleger als Sondervermögen strikt getrennt vom Vermögen der ETF-Anbieter aufbewahrt. Ein ETF-Anleger trägt also nur das Risiko der Anlagen, die im Fonds stecken, aber nicht das Risiko, dass der ETF-Anbieter pleitegehen könnte.

ETF entwickeln sich besser als gemanagte Fonds

Wie herkömmliche Fonds eignen sich ETF besonders gut für Sparpläne, also fürs regelmäßige Anlegen. Das wird vor allem für die Altersvorsorge immer wichtiger. Aber auch bei anderen langfristigen Sparzielen, die mindestens zehn Jahre in der Zukunft liegen, sind sie eine gute Wahl. Bei Sparplänen wirken sich Renditeunterschiede aufgrund des Zinseszinseffekts gravierend aus – je länger die Anlagedauer ist, umso mehr.

DER ZINSESZINSEFFEKT: Einer Ihrer wichtigsten „Verbündeten“ beim Sparen. Erhalten Sie auf Ihr investiertes Geld eine Zinszahlung, die der Sparsumme hinzugefügt wird, wird diese Zinszahlung beim nächsten Zahlungstermin mitverzinst. Auf diese Weise mehrt sich Ihr Geld schneller als ohne Zinseszinseffekt. Je länger Sie sparen, desto stärker kommt der Zinseszinseffekt zum Tragen (mehr dazu auf Seite 15).

Eine für alle Sparerinnen und Sparer leicht nachvollziehbare Möglichkeit, mit ETF langfristig Vermögen aufzubauen, stellt das Pantoffel-Portfolio der Stiftung Warentest dar, das im Kapitel „Mein ETF-Plan“ ab Seite 55 ausführlich beleuchtet wird. Wenn Sie in einen ETF-Sparplan investieren, bleiben Sie, anders als beispielsweise bei einer Kapitallebensversicherung, jederzeit flexibel. Sie können die Sparrate monatlich oder in einem anderen Intervall überweisen und die Höhe beliebig anpassen. Wenn sich die Lebens- oder Einkommenssituation ändert, kann man auch einmal eine Weile ganz pausieren.

Neben diesen Gemeinsamkeiten von ETF mit klassischen Investmentfonds gibt es jedoch wichtige Unterschiede. Zum einen schneiden ETF langfristig im Schnitt besser ab als aktiv gemanagte Fonds. Das liegt auch daran, dass die Kosten deutlich niedriger sind. ETF sind nicht nur in der Anschaffung wesentlich günstiger, sondern auch im Bestand: So weisen Standard-ETF pro Jahr Gesamtkosten von unter 0,1 Prozent bis 0,5 Prozent auf. Aktiv gemanagte Aktienfonds dagegen berechnen im Schnitt 1,5 bis 2,0 Prozent. Auch die fondsinternen Handelskosten sind bei Standard-ETF viel niedriger, weil es in Indizes nur selten und meist nur kleine Anpassungen gibt. Langfristig summiert sich der Kostenvorteil zu erheblichen Beträgen.

Zum anderen ist die Transparenz bei ETF größer als bei aktiven Fonds. Da ETF Indizes nachbilden, deren Zusammensetzung und Gewichtung jederzeit einsehbar sind, haben Anleger stets den Überblick. Bei aktiven Fonds wissen sie dagegen nicht, welche Wertpapiere das Management gerade kauft oder verkauft. Das erfahren sie bestenfalls im Nachhinein. Und sie sind nie vor Fehlentscheidungen des Managements gefeit, die viel Ertrag kosten können. Allerdings werden ETF den Index, den sie nachbilden, nie schlagen, wie es einer Minderheit der aktiv gemanagten Fonds mittel- und langfristig gelingt.

Wie lässt sich der Index nachbilden?

Wie werden ein Index und ein Fonds zum Indexfonds? Ganz einfach, könnte man meinen, indem alle Bestandteile eines Börsenindex eins zu eins gekauft werden und in das Sondervermögen übergehen. So hat es John C. Bogle 1976 vorgehabt, als er den ersten Indexfonds aus der Taufe hob. Seine Methode nennt sich daher „physische Nachbildung“. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten der Indexnachbildung, die ihre eigenen Vorzüge und Nachteile aufweisen. Details dazu erfahren Sie im Abschnitt „Feinheiten beleuchtet“ ab Seite 98.

ETF VERGLEICHEN: Die gesetzlich vorgeschriebenen „Wesentlichen Anlegerinformationen“, die auf der Homepage der Anbieter abrufbar oder bei Banken erhältlich sind, legen auf zwei Seiten die wichtigsten Fakten des ETF dar. Daten zu Fondszusammensetzung, Kosten, Anlagewährung, Wertentwicklung in Fondswährung und Behandlung von Dividenden stehen in den Factsheets. Sie werden meistens monatlich aktualisiert und sind im Internet einsehbar. Noch einfacher: Die Stiftung Warentest bietet die wichtigsten Daten für eine geringe Gebühr unter test.de/fonds an.

Einen erheblichen Teil der Erträge von Aktien steuern Dividenden, die regelmäßigen Ausschüttungen der Unternehmen, bei. Nach verschiedenen Untersuchungen machen sie je nach Land und Zeitraum langfristig zwischen einem Drittel und der Hälfte der Gesamterträge aus. Auf Dividenden haben ETF-Besitzer vollen Anspruch. Denn ETF sind, wie gezeigt, Sondervermögen, die hundertprozentig den Käufern gehören. Aber was passiert mit den Dividenden?

Es gibt, wie bei aktiven Fonds, zwei Möglichkeiten: Sie werden regelmäßig an die Anleger ausgezahlt – von jährlich bis zu viermal pro Jahr –, oder sie werden automatisch wieder im ETF angelegt und erhöhen entsprechend den Wert des ETF. Der erste Weg wird als „ausschüttend“ bezeichnet, der zweite als „thesaurierend“.

Wer auf laufende Zahlungen Wert legt, kann ausschüttende ETF wählen. Wer dagegen einen langfristigen Vermögensaufbau im Sinn hat – beispielsweise für die Altersvorsorge –, fährt mit der thesaurierenden Variante besser. Denn die Erträge werden ohne Transaktionskosten umgehend wieder angelegt und erhöhen damit den Anlagebetrag. Der Zinseszinseffekt sorgt dafür, dass sich das Wachstum des Kapitals beschleunigt – je länger die Erträge wieder angelegt werden, umso mehr.

ETF werden wie Aktien an der Börse gehandelt

Was ist beim Börsenhandel, dem dritten Bestandteil des Namens „börsengehandelter Indexfonds“, zu beachten? ETF werden wie Aktien an der Börse gehandelt, in Deutschland am häufigsten auf der vollelektronischen Handelsplattform Xetra, die der Deutschen Börse gehört. Das geht so einfach und schnell wie beim Kauf einer Aktie oder Anleihe. Sie brauchen dafür einen Vermittler, zum Beispiel eine Bank. Viele praktische Tipps zum Handel oder warum Sie jeden Auftrag limitieren sollten, finden Sie im Abschnitt „ETF kaufen und verkaufen“ ab Seite 104.

Eine Beispielrechnung: Angenommen, ein aktiv verwalteter Fonds schneidet im reinen Anlageergebnis exakt gleich gut ab wie ein ETF und erzielt im Schnitt 7,5 Prozent Rendite pro Jahr. Setzt man bei einem ETF relativ hohe Kosten von 0,5 Prozent an, werden daraus 7,0 Prozent, bei einem aktiven Fonds mit relativ günstigen 1,5 Prozent Kosten dagegen nur 6,0 Prozent. Mit dem ETF kommen Anleger bei einer Anlagesumme von 10 000 Euro nach zehn Jahren auf 19 671,51 Euro, mit dem aktiven Fonds auf 17 908,48 Euro. Das heißt, der Kostenvorteil des ETF von einem Prozentpunkt bewirkt, dass ETF-Anleger 1 763,03 Euro mehr im Depot haben. Kleine Ursache, große Wirkung dank des Zinseszinseffekts.

Bei Renten-ETF sind die Kosten besonders wichtig

Die Kosten Ihres Investments gehören zu den Einflussfaktoren, die Sie weitgehend selbst bestimmen können, denn sie sind im Voraus bekannt und beeinflussen das Anlageergebnis – die Performance – entscheidend. Es macht eben einen Unterschied, ob die Kosten 20 Prozent der Durchschnittsrendite aufzehren oder nur 6,7 Prozent wie bei einem ETF.

Bei den Renten-ETF spielen die Kosten eine noch größere Rolle für das Gesamtergebnis als bei Aktien-ETF, weil die Zinsen so niedrig sind, dass ein oder zwei Zehntelprozentpunkte Mehrkosten einen erheblichen Teil der Rendite vernichten können. ETF mit Staatsanleihen weisen üblicherweise eine Gesamtkostenquote (TER) zwischen 0,05 Prozent und 0,20 Prozent auf. ETF mit Unternehmensanleihen bis zu 0,60 Prozent.

ETF vertrauen der Wissenschaft

Namhafte Wirtschaftsforscher haben die Grundlagen für die „Erfindung“ der Indexfonds geschaffen. Und sie haben wesentlich zur Weiterentwicklung des ETF-Angebots beigetragen.

John C. Bogle ist zwar so etwas wie der „leibliche Vater“ von Indexfonds für Privatanleger, aber es gibt auch einen „geistigen Vater“: Professor Paul A. Samuelson, der 1970 als erster US-Amerikaner mit dem Nobelpreis für Wirtschaft (genauer: Alfred-Nobel-Gedächtnispreis) ausgezeichnet wurde. Er hatte 1974 in einem wissenschaftlichen Beitrag gefordert, jemand solle doch einen Investmentfonds auflegen, der einfach nur passiv den breiten US-Aktienindex S&P 500 nachbildet. Er war sich sicher: Nach Abzug der Kosten werde es kein aktiver Anleger auf Dauer schaffen, den Index zu schlagen.

Bogle schilderte viele Jahre später, dass ihm diese Herausforderung keine Ruhe gelassen habe, bis er mit dem Vanguard 500 Index Fund dann 1976 Samuelsons Wunsch erfüllen konnte. Der Nobelpreisträger lobte Bogle kurz danach in einer Kolumne im Wirtschaftsmagazin „Businessweek“ überschwänglich: „Meine Gebete wurden früher als erwartet erhört.“ Fast 30 Jahre später legte Samuelson augenzwinkernd noch eine Schippe drauf: „Ich stufe Bogles Erfindung von Indexfonds gleichrangig ein mit der Erfindung des Rads, des Alphabets, Gutenbergs Buchdruck sowie gutem Wein und Käse“, pries er ihn in einem Vortrag.

Nobelpreisträger als Vordenker von Indexfonds

Der Wirtschaftsprofessor hatte seine Forderung nach einem Indexfonds mit den Ergebnissen seiner eigenen wissenschaftlichen Forschungen und denen anderer Ökonomen zur „Modernen Portfoliotheorie“ (MPT) begründet. Paul A. Samuelson, der von der „New York Times“ nach seinem Tod 2009 in einem Nachruf als „führender Wirtschaftswissenschaftler des 20. Jahrhunderts“ gewürdigt wurde, hat die MPT maßgeblich weitergedacht. Entwickelt hatte die MPT aber bereits 1952 Harry Max Markowitz, der dafür 1990 den Nobelpreis erhielt. Sie bildet die Grundlage für zahlreiche Forschungsarbeiten über die Grundregeln der Kapitalanlage und die Wirkungsweise der Finanzmärkte – und ist zur Basis des passiven Investierens geworden. Markowitz hatte erstmals den wissenschaftlichen Nachweis erbracht, dass Diversifikation, also Streuung der Investments auf verschiedene Anlagen, einen positiven Effekt auf das Risiko und die Rendite eines Portfolios ausübt. Wenn Anlegerinnen und Anleger ihr Vermögen auf verschiedene Anlagen verteilen, bewirkt das auf der Ertragsseite einfach nur, dass die Renditen der Anlagen gemittelt werden. Die Risiken hingegen werden dadurch tatsächlich sogar überproportional reduziert. Die Diversifikation verbessert also das Rendite-Risiko-Verhältnis.

Mehr Sicherheit durch breite Streuung

Die einzelnen Vermögenswerte sollten, wie es in der Fachsprache heißt, möglichst wenig miteinander korreliert sein: Ihre Wertentwicklung sollte sich also nicht gleichgerichtet entwickeln, sondern unterschiedlich auf wirtschaftliche, finanzielle und politische Einflüsse reagieren. Salopp gesagt: Ein Hersteller von Sonnencreme profitiert von einer lang anhaltenden Schönwetterperiode, ein Regenschirmhersteller dagegen von schlechtem Wetter. Wer als Anleger auf beide Produzenten setzt, macht sich von Wettereinflüssen weitgehend unabhängig. Es ergibt daher laut Markowitz auch nur wenig Sinn, ein Depot aufzubauen, das vorwiegend aus Autoaktien oder Bankwerten verschiedener Länder besteht. Viel besser ist es, das Geld auf eine Vielzahl an Wirtschaftsbranchen und Ländern aufzuteilen. Hier sind ETF ideal, da es kostengünstige Indexfonds für eine große Zahl von Anlageklassen gibt, also für verschiedene Märkte (Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Währungen), Regionen, Branchen, Strategien und Anlageformen. Mehr dazu erfahren Sie im Kapitel „ETF für Fortgeschrittene“ ab Seite 119.

„Diversifikation ist das Einzige, was es an der Börse umsonst gibt“, brachte Markowitz seine wissenschaftlichen Erkenntnisse auf einen griffigen Nenner. Was meinte er damit? Ein gut diversifiziertes Portfolio weist immer ein besseres Rendite-Risiko-Verhältnis auf als einzelne Bausteine daraus – seien es einzelne Aktien, Länder oder Branchen. Und das Rendite-Risiko-Verhältnis ist die wichtigste Größe, um Geldanlagen zu bewerten und zu vergleichen. Nur dank der Vorzüge der Diversifikation kommt man also leicht zu einem besseren Portfolio.

Indexfonds stellen damit Privatanlegern das gleiche Handwerkszeug zur Verfügung wie Profis. Manche Fachleute sehen in ETF daher die „Demokratisierung der Geldanlage“, weil sie gleiche Möglichkeiten für alle schaffen. Private Anleger mit geringen Ersparnissen können die Vorzüge breiter Streuung zu ähnlich niedrigen Kosten erzielen wie Großanleger. Und sie brauchen, wenn sie langfristig investieren, keinen teuren Rat von Banken, Vermögensverwaltern oder Finanzberatern. Um so erfolgreich anlegen zu können wie Profis, ist kein Herrschaftswissen nötig.

Diese Schlussfolgerungen sind wichtig

Die Moderne Portfoliotheorie ist zwar nicht unumstritten, gilt aber unverändert als Basis der Investmenttheorie. Ihre grundlegenden Erkenntnisse, die die Überlegenheit des passiven Investierens untermauern:

Risiko und Ertrag hängen eng miteinander zusammen. Eine höhere langfristige Rendite wird in der Regel mit einem erhöhten Risiko in Form starker Kursschwankungen erkauft.

Das Risiko eines Gesamtportfolios lässt sich mit breiter Streuung über mehrere Anlageklassen hinweg deutlich senken, ohne dass die Rendite in gleichem Maße darunter leiden muss.

Den entscheidenden Einfluss auf die Rendite eines breit gestreuten Depots übt die Asset Allocation aus − die Aufteilung der Ersparnisse auf die unterschiedlichen Anlagegattungen. Bei Wertpapieren sind das Aktien und Zinsanlagen. Je höher der Aktienanteil am Geldvermögen ist, desto höher ist die erwartete langfristige Rendite.

Was die meisten Anleger als entscheidend für den Anlageerfolg ansehen, spielt eine untergeordnete Rolle: die gezielte Auswahl einzelner Aktien („Stockpicking“) und der Versuch, mit dem richtigen Kauf- und Verkaufszeitpunkt („Market Timing“) den Ertrag zu steigern.

Auf Dauer scheitert die große Mehrheit von Profis und Privatanlegern daran, ihren Vergleichsindex zu schlagen. Denn ein Credo der Portfoliotheorie lautet: „Niemand ist langfristig klüger als der Markt.“

Das sind wichtige Argumente dafür, bei der langfristigen Geldanlage auf ETF zu setzen. Doch bevor Sie loslegen und ETF kaufen, ist es ratsam, sich zunächst mit ein paar wichtigen Regeln für Ihre Finanzplanung sowie mit typischen Fehlern bei der Geldanlage vertraut zu machen. Die haben wir im folgenden Kapitel zusammengestellt. Danach kann es an die Umsetzung Ihrer persönlichen Anlageziele gehen.

Vermögensmacher Aktien

Die Wissenschaftler Elroy Dimson, Paul Marsh und Mike Staunton untersuchen den langfristigen Erfolg verschiedener Anlageformen in den USA seit 1900. Das eindeutige Ergebnis: Große Vermögen wurden in den vergangenen 120 Jahren mit Aktien gemacht. Lang- und kurzfristige Zinsanlagen sind weit abgeschlagen.

Aus 100 US-Dollar wären zwischen 1900 und 2022 geworden …

1 Inflationsbereinigt entspricht das mehr als 200 000 US-Dollar.

2 Inflationsbereinigt bleiben 780 US-Dollar.

3 Inflationsbereinigt 170 US-Dollar, also nicht einmal das Doppelte des Einsatzes.

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Grundregeln der Geldanlage

Die Geldanlage richtig planen

Das Ziel bestimmt das Mittel

Schluss mit falscher Geldanlage

Ohne Ziel kein Weg

Die Geldanlage richtig planen

Bevor Sie sich mit Ihrer Altersvorsorge in ferner Zukunft beschäftigen, sollten Sie erst einmal Ihre aktuelle Finanzlage durchleuchten.

Viele schaffen es nicht, sich eine finanzielle Reserve für die Altersvorsorge aufzubauen – entweder weil sie sich erst gar nicht mit dem Thema beschäftigen oder weil sie eine falsche Vorgehensweise wählen. Bevor Sie sich also in Ihren ETF-Plan stürzen (siehe Kapitel „Mein ETF-Plan“ ab Seite 55), sollten Sie Ihre laufenden Finanzen solide aufstellen.

ETF sind ein sehr gutes Instrument für den langfristigen Vermögensaufbau. Aber es ist wichtig, dass Sie nur das Geld für eine Langfrist-Anlage verwenden, das Sie wirklich dafür entbehren können, und dass Ihr ETF-Depot zu Ihren finanziellen Bedürfnissen passt. Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie Ihren persönlichen ETF-Plan in Ihre Finanzplanung einbinden und wie Sie die häufigsten Fehler bei der Geldanlage vermeiden.

Erst einmal einen Kassensturz machen