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Altenpfleger Björn pflegt seit einem halben Jahr Karl, der inzwischen oft auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Der arme Kerl ist schon 95 Jahre alt, dabei aber munter wie ein Teenager. Arzt entdeckt ein Herz Harold trifft auf einer Familienfeier Nadim wieder, seinen Stiefbruder. Sie haben sich über Jahre nicht häufig gesehen, in denen Nadim im Ausland studiert hat. Taubstumm? Mein neuer Kollege ist taubstumm, hat man mir jedenfalls gesagt. Meine Schwester ist taub, weshalb ich die Gebärdensprache beherrsche und ihm zur Einarbeitung zugewiesen werde. Der kompetente Chirurg Dr. Pete Oberhand ist angesehener Chirurg und nicht mehr der jüngste. Dennoch wagt er sich eines Tages in den ‚Goldenen Hirsch‘ und hofft, endlich mal wieder sexuellen Kontakt zu finden. Chirurg 2 So lange ich in der Klinik arbeite bin ich in Dr. Justus Malmberger verliebt. Also genau fünf Jahre. Todesanzeige für Allgemeinmediziner Christoph bekommt eines Tages eine Todesanzeige zugeschickt. Die Frau seines Schulfreundes Birger ist verstorben. Böse Kinder? Mangold macht Mut Jake arbeitet als Pfleger in einer psychiatrischen Anstalt. Seit 5 Jahren ist er mit Arne zusammen, einem sehr pedantischen Mann. Dennoch liebt er den Kerl über alles. Wie man einen Hautarzt erlegt Ricky ist überglücklich, als Giacomo ihn endlich erhört. Es kommt zu dem ersehnten Stelldichein im Darkroom. Zärtlich auf den Zahn gefühlt Andreas und Domenico hatten vor langer Zeit eine Affäre, die dank Domenicos Untreue schnell endete. Zahn um Zahn Bernd macht wieder Urlaub auf Ibiza. Er hat Andreas nicht vergessen können. Die Hoffnung, dass dieser ihn doch noch erhört, ist stets da. Ein steiler Zahn füllt Lücke Lasse ist nicht der Typ für eine monogame Partnerschaft, Theo hingegen schon. Auf Ibiza treffen diese beiden unterschiedlichen Männer aufeinander. Zahn gezogen Mario lebt in einer glücklichen Dreiecksbeziehung. Alles wäre wunderbar, wenn die Libido seiner Partner nicht langsam abnehmen würde.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Inhaltsverzeichnis
Altenpfleger
Arzt entdeckt ein Herz
Taubstumm?
Der kompetente Chirurg
Chirurg 2
Todesanzeige für Allgemeinmediziner
1.
2.
3.
4.
5.
6.
Böse Kinder?
Mangold macht Mut
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Epilog
Wie man einen Hautarzt erlegt
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Jan
Epilog
Zärtlich auf den Zahn gefühlt
Tag eins
Tag 2
Tag 3
Tag 7
Tag 8
Tag 11
Tag 12
Tag 13
Tag 14
Heimkehr
Epilog
Zahn um Zahn
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5
Tag 6
Tag 7
Tag 11
Epilog
Ein steiler Zahn füllt Lücke
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 6
Tag 7
Hamburg, zwei Monate nach Ibiza
Von Ibiza nach Hamburg
Epilog
Zahn gezogen
Geständnisse
Zweifel
Heimlichkeiten
Beichte
Epilog
Arztromane 4 bis 6
Sammelband
Sämtliche Personen, Orte und Begebenheiten sind frei erfunden, Ähnlichkeiten rein zufällig. Der Inhalt dieses Buches sagt nichts über die sexuelle Orientierung des Covermodels aus. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder eine andere Verwertung, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Ebooks sind nicht übertragbar und dürfen nicht weiterveräußert werden. Bitte respektieren Sie die Arbeit der Autorin und erwerben eine legale Kopie. Danke!
Text: Sissi Kaiserlos/ Kaipurgay
Foto: shutterstock_143280199, Depositphotos_4160048_l-2015
Coverdesign: Lars Rogmann
Kontakt: https://www.sissikaipurgay.de/
Sissi Kaiserlos/Kaipurgay
c/o Autorenservice Karin Rogmann
Kohlmeisenstieg 19
22399 Hamburg
Björn pflegt seit einem halben Jahr Karl, der inzwischen oft auf einen Rollstuhl angewiesen ist. Der arme Kerl ist schon 95 Jahre alt, dabei aber munter wie ein Teenager. Oft plänkeln die beiden und haben ein festes Ritual entwickelt. Dann tritt der Nachbar in Erscheinung, Adamo, und plötzlich fühlt Björn sich noch einsamer, als er es ohnehin schon ist.
Wie an jedem Montagmorgen brauche ich zehn Minuten, bis ich am Poelchaukamp einen Stellplatz für meinen Smart gefunden habe. Nachdem ich den Wagen, auf dessen Türen das Logo von Würdig-Altern prangt, abgeschlossen habe, laufe ich rund hundert Meter, bis ich vor der Haustür der Nummer dreiundzwanzig ankomme. In dieser Gegend wäre ein Altenpfleger mit Fahrrad eindeutig besser dran.
Karl-Wilhelm Kaspereit öffnet nach dem ersten Läuten und erwartet mich in der Tür seiner Erdgeschoßwohnung. Seit ein paar Monaten ist er auf den Rollstuhl angewiesen, kann sich aber auch noch ein paar Schritte am Stock bewegen. Daher komme ich nur alle zwei Tage, helfe ihm beim Waschen und kümmere mich um seine Medikamente.
Er ist geistig noch voll auf der Höhe, nur sein Körper macht nicht mehr so recht mit. Das ist mit fünfundneunzig kein Wunder und bis auf die Schwäche seiner Beine hat er nur die üblichen Beschwerden. Bluthochdruck, Schwerhörigkeit und er braucht eine starke Brille. Ach ja, die trage ich auch und das, obwohl ich erst fünfunddreißig bin.
„Björn!“, ruft Karl und schnappt sich wie immer meine Hände. „Junge, wie geht’s dir?“
Ich habe aufgegeben ihn darüber zu belehren, dass ich kein Junge mehr bin. Es gefällt mir inzwischen sogar, in dieser Form von ihm angeredet zu werden. Wir kennen uns seit einem halben Jahr und sind inzwischen so etwas wie Freunde geworden.
„Montagmorgen und die Woche nimmt kein Ende“, spreche ich meinen Part unseres Rollenspiels.
„Wenn man am Wochenende arbeiten muss, verliert der Montag seinen Schrecken“, erwidert Karl, grinst und zwinkert mir zu.
Dabei entstehen tiefe Falten um seine Augen und Mundwinkel. Er muss als junger Mann wahnsinnig attraktiv gewesen sein, ein Rest der einstigen Schönheit ist noch vorhanden. Zudem ist der Kerl ungewohnt tolerant, wahrscheinlich, weil wir am gleichen Ufer fischen.
„Komm rein, mein Junge“, brummelt Karl, rollt rückwärts und gibt den Weg frei.
Ich laufe an ihm vorbei direkt in die Küche, stelle die Tasche auf dem Tisch ab und schaue mich um. Karl ist normalerweise überaus penibel, dennoch übersieht er manchmal etwas, wie zum Beispiel Dinge, die auf den Boden gefallen sind. Heute entdecke ich auf den Fliesen Kaffeeflecken, die ich sogleich mit einem Lappen wegwische. Das ist zwar nicht meine Aufgabe, aber für Karl nehme ich mir mehr Zeit, die ich aber nicht abrechne. Ich mag den Kerl.
„Ups! Hab ich gekleckert?“, fragt Karl schuldbewusst von der Tür her.
„Sieht so aus“, murmele ich, werfe den Wischlappen in das Spülbecken und entferne ein schmutziges Glas von der Fensterbank.
„Ich mutiere zur Schlampe“, meint der Alte mit einem gespielt entsetzten Kopfschütteln.
„In deinem Alter ist das legal“, erwidere ich, schenke ihm ein boshaftes Grinsen und er antwortet darauf doch glatt mit einem Zunge herausstrecken!
Manchmal hat Karl entzückend kindische Züge an sich.
Es läutet an der Tür. Sogleich wendet er den Rollstuhl und entschwindet aus meinem Blickfeld. Neugierig horche ich, während ich Medikamentenschachteln aus der Tasche hervorkrame. Eine dunkle Stimme dringt an mein Ohr.
„Moin Karl. Wo ist der Einkaufszettel?“
„Ah, Adamo”, ruft Karl. „Moment!”
Die Gummireifen seines Rollstuhls quietschen leise auf den Holzdielen. Er rollt in die Küche, schnappt sich einen Zettel von der Arbeitsfläche und verschwindet wieder im Flur. Ich schleiche zur Tür und luge vorsichtig um die Ecke. Mein Herz macht einen Hüpfer und die Augen wollen mir fast aus dem Kopf fallen, als ich den Mann vor Karl erblicke.
Ein Riese mit wilder Mähne und unglaublich attraktiven Gesichtszügen steht im Treppenhaus. Er trägt eine lockere, grüne Latzhose, doch selbst die kann seine kräftige Statur nicht verbergen. Wenn es einen Kerl gibt, in den ich mich spontan verlieben könnte, dann in einen wie ihn.
„Alles klar. Ich bringe dir das Zeug heute Mittag“, sagt der Mann, lächelt und mein Herz stolpert.
Den oder keinen, flüstert eine innere Stimme. Ich glotze so lange, bis die Tür zufällt und Karl den Rollstuhl wendet, dann ziehe ich schnell den Kopf zurück, doch er hat mich gesehen.
„Der ist eine Nummer zehn, nicht wahr?“, ruft er schon auf dem Weg zur Küche, rollt um die Ecke und grinst mich breit an. „Und er steht auf Kerle, Junge. Wenn ich doch nur jünger wäre.“
„Kannst dein Glück doch trotzdem versuchen“, schlage ich halbherzig vor, in Gedanken noch bei dem Adonis.
„Ach!“, ruft Karl und macht eine wegwerfende Handbewegung. „Der steht nicht auf Halbtote, der will Frischfleisch.“
„Aha“, murmele ich halblaut, dabei zähle ich Tabletten in seine Dosierungsbox. „Fahr doch schon mal ins Bad, ich komm gleich.“
Kurz darauf steht Karl mit runtergelassenen Hosen am Waschbecken und ich wasche seinen faltigen Hintern. Einmal die Woche helfe ich ihm in die Badewanne, doch für täglich muss diese Katzenwäsche reichen. Als ich sein Gemächt reinige, bekommt Karl einen Ständer, doch das bin ich gewohnt. Auch sein anzügliches Augenbrauenwackeln und der obligatorische Spruch: „Na Junge? Interesse, einen alten Herrn glücklich zu machen?“
„Lass gut sein, du würdest dabei sterben“, antworte ich nüchtern, ziehe seine Hose hoch und helfe ihm zurück in den Stuhl.
„Glücklich sterben“, grummelt Karl, grinst dabei aber vor diebischer Freude.
Er liebt unsere Spielchen und ich bin gutmütig genug, stets darauf einzugehen. Ich bin die einzige Abwechslung in seinem sonst so eintönigen Leben.
„Machst du mir die verdammten Achselhamster weg?“, bittet er und zieht das Hemd von den Schultern.
Er ist und bleibt auch im Alter eitel, was für mich voll okay ist. Ich nehme ihm das Kleidungsstück ab und greife nach dem Rasierschaum. Kurz darauf ist er zufrieden und seine Haut überall glatt. Nachdem ich seinen Oberkörper noch schnell gewaschen habe, bin ich für heute durch. Während ich Karl sein Hemd reiche, werfe ich einen nervösen Blick auf die Armbanduhr. Ich muss weiter, der nächste Kunde wartet.
„Ich wünschte, ich hätte einen Enkel wie dich“, sagt Karl mit einem Seufzer, dabei fummelt er an den Knöpfen herum.
„Dann hättest du Hetero sein müssen“, erinnere ich ihn milde, schubse seine Finger weg und schließe mit wenigen Griffen die Knopfleiste.
„Uah! Weiberfleisch! Nein!“, ruft er und schüttelt sich theatralisch. „Dann lieber ohne Enkel und ich habe ja dich, nicht wahr?“ Er guckt nach Zuneigung heischend zu mir hoch.
Ich besuche ihn ab und zu mal abends, esse mit ihm und klöne anschließend. Irgendwie ist er der Großvater für mich, den ich nicht mehr habe. Meine Familie ist früh gestorben und es existieren nur entfernte Verwandte, zu denen ich aber keinen Kontakt habe. Daher passt es schon mit Karl und mir.
„Eben, du hast mich“, bestätige ich, schnappe mir seine Hand und drücke sie einmal kräftig. „Ich muss aber weiter, Frau Müller wartet.“
Ich laufe in die Küche, schultere die Tasche und Karl bringt mich zur Tür. Nachdem er mir versprochen hat, brav seine Medikamente zu nehmen, verabschiede ich mich und gehe zurück zum Auto. Dass Karl sehr wahrscheinlich die Pillen wegwerfen wird, ist mir klar, doch die Ermahnung gehört eben zu unserem Rollenspiel.
Nach und nach klappere ich die anderen Kunden ab. Wir nennen sie nicht Patienten, das widerspricht der Firmenmoral. Die meisten sind auch noch gut in Schuss und brauchen nur wenig Hilfestellung. Am liebsten sind mir natürlich die männlichen Kunden, doch auch ein paar der Frauen sind mir ans Herz gewachsen. Es gibt eben bei beiden Geschlechtern nette und weniger nette Menschen, doch meist sind es die Männer, die weniger zicken.
Als ich abends den Firmenwagen vor dem Haus parke, in dem meine armselige 1-Zimmer-Wohnung liegt, bleibe ich noch einen Moment hinter dem Lenkrad sitzen. Es gibt nichts, was mich hinauf in die leeren Räume zieht. Das war in den letzten achtzehn Jahren selten anders, doch heute wird es mir mal wieder deutlich bewusst. Liegt das an dem Adonis?
Der letzte Partner, mit dem ich länger als nur eine Woche zusammen war, ist schon seit fünf Jahren Geschichte. Seitdem hatte ich nur wenig Kontakt mit Männern und habe zu meiner Rechten ein sehr inniges Verhältnis aufgebaut. Außerdem gibt es da noch ein paar Spielzeuge, doch die zählen nicht.
Der Wunsch nach einem Menschen, der für mich da ist und mit dem ich mein Leben teilen kann, brennt wie Feuer in meiner Seele. Vielleicht sollte ich mir doch eine Frau suchen, die gibt es ja aus dem Katalog, wenn man auf Philippininnen steht. Auch eine Polin würde sich anbieten und … Ach, Björn, du spinnst!
Ich seufze tief, steige aus und trotte auf das Haus zu. Irgendwann … irgendwann würde ich den Richtigen finden, oder halt den Falschen, Hauptsache, er bleibt bei mir und ist treu. Dafür würde ich so manchen Abstrich machen und – mal im Ernst! – der Hauptgewinn bin ich doch selber nicht.
Im Flur werfe ich die Schlüssel auf das Regal vor der Garderobe und starre lange in den mannshohen Spiegel. Der bebrillte, straßenköterblonde Kerl da ist so was von durchschnittlich, dass selbst ich ihm keinen zweiten Blick gönnen würde. Ich wende mich ab und trotte in die Küche, hole wahllos ein Tiefkühlgericht aus dem Eisfach und werfe es in die Mikrowelle. Während ich warte, dass das Zeug heiß wird, wandern meine Gedanken wieder zu dem Adonis in Latzhose.
Adonis verfolgt mich bis ins Bett und hält Einzug in meine bevorzugte Fantasie. Heute muss Jumbo ran, der dickste unter meinen Sextoys. Mit ihm im Hintern träume ich vor mich hin, während meine fleißige Rechte für einen Abgang sorgt.
Am Mittwochmittag stehe ich wieder vor Karl-Wilhelms Tür. Auf mein Läuten hin erklingt sofort der Türöffner und ich betrete das Treppenhaus. Wie gewohnt erwartet mich Karl an seiner Wohnungstür und lächelt mir erfreut entgegen. Jedes Mal, wenn ich ihn so sehe, spüre ich ein warmes Gefühl im Magen und freue mich unbändig auf unser Geplänkel.
„Hallo, mein Junge“, brummelt Karl und dirigiert den Rollstuhl ein Stück zurück. „Wie geht’s dir?“
„Mittwochmittag und ein Grund zum Feiern“, antworte ich. „Die Woche wird in zwei Hälften gesägt. Bald ist Wochenende.“
„Nach meinem Geschmack dauert das noch zu lange“, mischt sich unerwartet eine tiefe Stimme ein.
Überrascht und aus dem Konzept gebracht glotze ich den Besitzer des Timbres an. Es ist Karls Nachbar, der gerade in den Flur tritt und mich neugierig anschaut.
„Hey, Adamo! Du bringst den Jungen durcheinander“, beschwert sich Karl mürrisch und erdolcht den Kerl mit Blicken.
„Ach ja?“ Der Adonis grinst und erdreistet sich, mir sexy zuzuzwinkern. „Wie geht es denn sonst weiter?“
„Ähm“, mache ich, suche den Faden und schaue hilflos zu Karl.
„Der Sekt ist im Kühlschrank, die nackten Kerle musst du dir denken“, leiert dieser herunter, wobei er den Unmut über die Störung kein bisschen verheimlicht.
„Ach ja“, murmele ich, besinne mich auf den Text und antworte: „Nackte Kerle ohne Herz kannst du dir an den Hut stecken. Nur wahre Liebe zählt.“
„Wow!“, sagt Adamo und sein Blick wird eindeutig interessierter. „Ihr macht das öfter, oder?“
„Was?“, flötet Karl unschuldig.
„Na … Rollenspiele“, antwortet sein Nachbar und beginnt breit zu lächeln. „Gefällt mir. Ich will mal nicht länger stören.“
Er schließt hinter sich ab, läuft an mir vorbei und kurz bevor er auf die Straße tritt, ruft er über die Schulter: „Weitermachen!“
Keine Chance, dazu bin ich einfach zu verwirrt. Nach stummen Sekunden räuspert sich Karl und sagt: „Hey, Junge. Komm rein. Der ist eine Nummer zu groß für dich.“
Entgegen unserer sonstigen Gewohnheit läuft alles schweigend ab. Selbst beim Waschen unterlässt Karl die üblichen Sprüche und als ich fertig bin, greift er nach meinen eiskalten Fingern und drückt sie lange.
„Hör mal, Björn“, murmelt er und guckt dabei auf unsere ineinander verschlungenen Hände. „Der Adamo … der ist ein lieber Kerl, aber nichts für dich. Du brauchst einen netten Mann, der für dich da ist und treu und so … Adamo bringt fast jedes Wochenende Frischfleisch mit nach Hause. Ich höre sie dann immer … Also, die Wände sind dünn und außerdem liegt sein Schlafzimmer direkt neben meinem. Schlag ihn dir aus dem Kopf, um deinetwillen. Ooookay?“
Voller Mitleid und Zuneigung sucht er meinen Blick und ich nicke stumm, drücke seine Finger und fühle mich für den Moment getröstet.
„Ich war mal verliebt“, fährt Karl fort und seine Miene verrät, dass er weit in der Vergangenheit ist. „Der Mann war einfach … Wow! Die Augen, die Figur, einfach alles an ihm war perfekt. Ich habe ihm … entgegen jeder Vernunft! … hinterhergesabbert und damit locker zehn kostbare Jahre meines Lebens in den Sand gesetzt.“
Er seufzt und quetscht meine Hand, bis es schmerzt.
„Karl?“, frage ich alarmiert, da er völlig weggetreten scheint.
„Ach ja“, sagt er und kommt langsam in die Gegenwart zurück, sein Blick klärt sich. „Nach zehn Jahren hat er mich erhört und wir wurden ein Paar. Bis vor … Der Arsch ist einfach vor mir gestorben! Ich bin so sauer! ICH habe gesoffen und geraucht, nicht er. Er war immer ein Vorbild und hat nie … Doch dann versagte sein Herz und … Verflixt! Ich vermisse ihn immer noch!“
Für lange Sekunden starrt Karl ins Leere, dann schaut er hoch und lächelt traurig.
„Er hat sich einfach verpisst. Es ist inzwischen zwanzig Jahre her, aber ich nehme ihm das immer noch übel. Bin ich nachtragend?“ Ein Mundwinkel zuckt und er grinst schief.
„Das kann man wohl sagen“, murmele ich.
Die Geschichte von den beiden kenne ich, doch bisher nur oberflächlich. Karl redet nicht gern über sein Liebesleben, da ist er wie ein verschlossenes Buch. Dass er in diesem Moment so offen redet zeigt mir, dass er sich um mich sorgt.
„Gut“, sagt Karl, atmete tief ein und lässt meine Finger los. „Sag mal, magst du Freitagabend vorbeikommen? Ich möchte dir etwas zeigen.“
Trotz der mahnenden Worte denke ich natürlich weiter an Adamo. Wahrscheinlich, weil Karls Geschichte mir Mut gemacht hat, denn schließlich hat er seinen Traummann erobern können. Ob ich allerdings gewillt bin, zehn Jahre lang dem Kerl hinterherzuhecheln, bezweifle ich. Andererseits … wie sieht die Alternative aus?
Am Freitag stehe ich pünktlich um sieben vor Karls Tür. Als ich ihn am Morgen gebadet habe, hat er mich an unsere Verabredung erinnert, doch ich hatte sie auch so noch im Kopf. Mein Freundeskreis ist klein, eher kaum vorhanden, daher freue ich mich auf den Abend mit dem alten Mann und bin total gespannt, was er mir zeigen will.
„Björn, komm rein“, ruft Karl mir entgegen und unwillkürlich werfe ich einen Blick auf die Tür gegenüber, hinter der Adamo wohnt, während ich auf ihn zugehe.
Er registriert das mit einem Kopfschütteln und seufzt auffallend laut.
„Ich habe uns Pizza bestellt“, teilt Karl mir mit. „So etwas mögt ihr jungen Leute doch.“
„Karl? Ich bin nicht mehr jung“, weise ich sanft auf eine Tatsache hin, die er mit einem unschuldigen Schulterzucken abtut.
„Aus meiner Sicht schon“, brummelt er, rollt zu Küche und überlässt es mir, die Tür zu schließen.
Der Duft von Salami und Käse hängt in der Luft. Mein Magen knurrt und erinnert mich daran, dass ich seit dem Frühstück mal wieder nichts gegessen habe. Ich trotte Karl hinterher und bekomme von ihm zwei Kartons in die Hand gedrückt.
„Bring die ins Wohnzimmer“, befiehlt er. „Trinken wir ein kühles Blondes dazu?“
„Klar!“, erwidere ich und trabe ein Zimmer weiter.
Karls Wohnzimmer ist jedes Mal wie eine Zeitreise. Eine wuchtige Schrankwand dominiert eine ganze Wand, gegenüber befindet sich eine plüschige Couchgarnitur mit dem unvermeidlichen Eichentisch davor. Rechts vom Sofa befindet sich eine Stehlampe im Stil der Siebziger, daneben steht ein Sideboard, auch in rustikaler Eiche wie der große Schrank. Die Möbel erschlagen einen fast.
Vor der Fensterfront, hinter der sich ein Balkon befindet, steht ein runder Esstisch nebst vier Stühlen. Ich lade die Kartons auf dem Tisch ab und laufe zurück in die Küche. Karl müht sich gerade an dem Kronkorken einer Bierflasche ab, als ich um die Ecke biege.
„Lass mich das machen“, sage ich, nehme ihm Öffner und Flasche weg und erledige die Arbeit mit einem Handgriff.
Karls Gelenke sind rheumatisch und die Finger haben keine Kraft mehr. Er blinzelt zu mir hoch und murmelt: „Scheiß Alter.“
„Ts-ts!“, rüge ich ihn, bringe die Flaschen ins Wohnzimmer und lass mich auf einen Stuhl fallen.
Trotzdem ich die Arbeit gewohnt bin, tun mir abends manchmal noch die Füße weh. Ich strecke die Beine aus, streife die Schuhe unter dem Tisch ab und wackle mit den Zehen. Derweil kommt Karl hereingerollt und stoppt den Rolli neben mir. Nachdem er ein paar Servietten auf die Tischfläche geworfen hat, greift er nach einem Karton und klappt ihn auf. Der Duft von Zwiebeln, Schinken und Käse verstärkt sich, mein Magenknurren auch.
„Guten Appetit“, nuschle ich, schnappe mir die andere Schachtel und mache mich über die Pizza her.
Wir essen in andächtigem Schweigen. Als der letzte Krümel verputzt ist, bringe ich die leeren Pappen in die Küche und setzte mich anschließend wieder neben Karl, der sein Bier bereits zur Hälfte geleert hat.
„Björn? Magst du aus der Kommode mal den roten Karton holen? Er steht rechts unten.“ Karl winkt mit dem Kinn zum Sideboard und ich springe sofort auf.
Die rote Schachtel finde ich auf Anhieb neben einem Riesenstapel von Fotoalben und kehre mit ihr zum Tisch zurück.
„Danke“, sagt Karl, nimmt sie mir ab und stellt sie vor sich auf die Tischfläche.
Langsam hebt er den Deckel und legt ihn beiseite. Seine Finger zittern leicht, während er eine Handvoll Fotos zutage fördert und diese nacheinander vor uns ausbreitet.
„Ich war Mitglied der Senior Chippis“, erklärt er leise und weist auf eines der Bilder. „Sieh nur, wie gut ich ausgesehen habe, obwohl ich damals schon über fünfzig war.“
Staunend glotze ich den halbnackten Kerl an, der mit einem breiten Grinsen in die Kamera strahlt. Trotz der schmalen Statur wirkt er sehr maskulin und der definierte Brustkorb ist, neben dem hübschen Gesicht, ein echter Hingucker.
„Wir sind damals in Clubs aufgetreten und ich konnte mich vor Angeboten kaum retten“, fährt Karl fort und seufzt in Erinnerung. „Allerdings kamen diese zumeist von Frauen. Die paar, die von Männern kamen, musste ich ablehnen. Ich war schließlich in einer festen Beziehung.“
„Sünde!“, rufe ich und nehme eines der Fotos hoch, auf dem Karl in engen Lederhosen steckt. „Was hast du alles verpasst!“
„Ach nein. Ich wollte nur den einen und habe mich in meiner Jugend genug ausgetobt“, meint er. „Es hat mir einfach Spaß gemacht auf der Bühne zu stehen und die Bestätigung zu bekommen, verstehst du?“
„Mhm“, mache ich und lege das Foto zurück auf den Tisch.
Warum zeigt er mir diese Dinge? Will er mir irgendetwas beweisen?
„Ich habe die Klamotten noch und sie müssten dir sogar passen“, sagt Karl und mustert mich scharf von oben bis unten. „Du würdest genauso attraktiv darin aussehen, wie ich einst. Allerdings muss diese scheußliche Brille weg.“
Ich halte es für eine gute Idee ihm zu verheimlichen, dass ich bereits Kontaktlinsen besitze. Karl wirkt auf mich ganz so, als wenn er mich bereits in den Klamotten sieht und … auf eine Aufreißertour schicken will. Denn genau das scheint er doch zu bezwecken, wenn ich das hier richtig deute.
„Wenn du dich ein wenig zurechtmachen würdest, könntest du an jeder Hand zwanzig Bewerber haben“, bestätigt er meine Vermutung. „Du bräuchtest nicht meinem Nachbarn hinterhersabbern, sondern hättest freie Auswahl und mit viel Glück … ist der Richtige unter den Kerlen.“
„Ich will mich nicht aufstylen wie eine Tussi, nur damit ein Mann Notiz von mir nimmt“, begehre ich auf.
„Tussi?“ Karl schnaubt, beugt sich zu mir und piekt mit einem Finger in meine Brust. „Behauptest du etwa, ich habe mich wie eine Frau aufgetakelt?“
„Niiiemals“, beteuere ich und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
„Böser Bube“, murmelt Karl, lehnt sich zurück und schüttelt den Kopf. „Du hast nur ein Leben, warum nicht das Beste daraus machen?“
Nun kommt er mir auch noch philosophisch! Ich sollte seine Medikamente prüfen, vielleicht hat er zu viele der rosa Pillen geschluckt.
„Ich habe meinen Liebsten damals im Pink Rodeo kennengelernt. Aber den Laden gibt es nicht mehr. Heutzutage heißen die Clubs anders und der Adamo geht, soweit ich weiß, immer in einen Silbernen Wapiti“, erzählt Karl.
„Goldener Hirsch“, korrigiere ich ihn automatisch.
Einmal war ich dort und habe mich im Schatten gleich hinter dem Eingang eine Weile an der Wand herumgedrückt, bevor ich die Flucht ergriffen habe. Niemand hat mich beachtet, es war, als wäre ich ein Geist. Auf eine neuerliche Erfahrung dieser Art kann ich gern verzichten.
„Sag ich doch“, brummelt Karl, schiebt die Fotos zu einem Haufen zusammen und legt sie vorsichtig zurück in die Schachtel.
Ich betrachte seine knotigen Finger, dann seine ernste Miene und seufze innerlich. Er scheint ernstlich an meinem Glück interessiert zu sein und irgendwie … hat er recht. Bei mir zu Hause wird kaum irgendwann der Richtige läuten. Ich muss raus, unter Leute und aktiv werden, sonst werde ich auch noch in zwanzig Jahren einsam in meiner Wohnung hocken. Doch ich muss darüber erstmal schlafen und dann – mit Bedacht! – eine Entscheidung treffen.
„Mein Angebot steht“, sagt Karl, legt den Deckel auf den Karton und klopft einmal mit der flachen Hand darauf. „Ich mache aus dir einen Beau und du schnappst dir den Mann fürs Leben.“
„Der abhaut, sobald ich aus den Klamotten steige“, ergänze ich und lache unfroh auf.
„Quatsch!“, ruft Karl, verschränkt die Arme vor der Brust und stiert seine leere Bierflasche an. „Besorg mal Nachschub, Junge. Ich sitze auf dem Trockenen.“
Gegen zehn Uhr verabschiede ich mich von dem Alten. Ich bin etwas angetrunken und dankbar, dass ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bin.
Karl hat mich nicht weiter bedrängt und wir haben über dies und das geplaudert, auch über seinen verstobenen Lebensgefährten. Dabei ist natürlich Neid in mir aufgeflackert, zugleich Mitleid, da Karl seinen Liebsten immer noch unwahrscheinlich vermisst. Die beiden müssen sich sehr geliebt haben.
„Schlaf gut, Björn“, ruft Karl mir hinterher, während ich durch das Treppenhaus dem Ausgang zustrebe.
„Du auch“, gebe ich über die Schulter zurück, öffne die Tür und … pralle gegen einen harten Körper. „Ups!“, stoße ich aus und halte mich instinktiv kurz an dem Kerl fest, der ebenso perplex ist wie ich.
„Holla!“, grummelt Adamo, packt mich an den Armen und wartet, bis ich mein Gleichgewicht wiedergefunden habe. „Wohl etwas schnell und betrunken unterwegs“, sagt er und als ich aufschaue, entdecke ich ein sexy Grinsen, das seine Lippen verführerisch kräuselt.
„Der Junge hat mir nur Gesellschaft geleistet!“, ruft Karl.
„Du sollst doch nicht trinken!“, gibt Adamo zurück, lässt mich los und tritt beiseite. „Du wirst sonst noch als Säufer enden.“
„Grüner Junge“, knurrt Karl und lacht auf. „Als wenn es nicht schon egal ist, woran ich sterbe. Dann lieber Leberzirrhose, als Krebs.“
Die Haustür drückt dank des automatischen Türschließers gegen meinen Rücken, während ich dem Geplänkel wie in Watte gepackt folge. In dem winzigen Moment an Adamos Brust habe ich wohl zu tief eingeatmet, denn sein Duft ist bis in mein Gehirn vorgedrungen. Eine Spur Schweiß, ein Spritzer Zitrone und ein Hauch von aufregender Männlichkeit.
„Dann wünsche ich den Herren noch einen schönen Abend“, sagt Adamo und läuft zu seiner Wohnungstür. „Man sieht sich.“
Die Tür fällt hinter ihm zu und ich wache langsam auf.
„Denk an meine Worte!“, mahnt Karl mit einem vielsagenden Blick auf die Nachbarswohnung. „Und nun schlaf gut.“
Er rollt rückwärts und ich trete endlich auf die Straße.
Selbst hier, in Hamburgs Mitte, ist der Frühling deutlich angekommen. Der Geruch von erwachender Natur liegt in der Luft, überall flanieren Paare und hier und da dringt Essensduft aus einem der vielen Restaurants.
Ich taumle die Straße entlang, kaum in der Lage, den anderen Passanten auszuweichen. Ohne Zweifel hat es mich voll erwischt. Mein Herz summt Adamos Namen und in meinem Bauch brummt ein Schwarm Schmetterlinge. Es wäre ein wahnsinnig gutes Gefühl, wenn es denn Hoffnung gäbe.
Wahrscheinlich bin ich völlig verrückt geworden, denn am nächsten Tag rufe ich Karl an und stimme seinem Plan zu.
Ich komme mir vor wie ein Revolverheld, der einen Saloon betritt, als ich kurz vor Mitternacht desselben Tages durch die Tür des Goldener Hirsch schreite. Es scheint, als wenn die Musik leiser wird und sich alle Augen auf mich richten. Mein Hemd reflektiert hell im Neonlicht und die Glitzerpartikel, die Karl mir ins Gesicht geschmiert hat, müssen auch wie eine Leuchtreklame wirken.
Dank der Kontaktlinsen bin ich zwar in der Lage scharf zu sehen, dennoch wirkt alles verschwommen. Das kann auch an dem Trockeneisnebel liegen, jedenfalls halte ich mich nah an der Wand, während ich tiefer in den Club vordringe.
„Hui, Süßer“, säuselt eine Stimme von links und jemand grabscht mir an den Hintern.
„Na, wen haben wir denn da?“, fragt jemand von hinten und erneut werde ich angegriffelt.
Irgendwie schaffe ich es, mich der Angriffe zu erwehren und gelange in eine trügerische Sicherheit am Tresen rechts an der Wand. Wenigstens kann ich dort den Arsch auf einen Hocker hieven und diesen damit vor weiteren Übergriffen schützen. Nur von den wenigen Metern bin ich satt und überlege, wie ich am besten unbehelligt fliehen kann. Die Idee erscheint mir mit einem Mal völlig blöde. Wie konnte ich nur auf Karls Blödsinn eingehen?
Keiner der Kerle, die mich angepackt haben, ist auf mehr als einen Fick aus. Ich könnte heulen vor Frust und verfluche in Gedanken den Alten, der mich mit seiner fixen Idee der Lächerlichkeit preisgegeben hat. Er wusste sogar, dass Adamo stets um diese Zeit aufbricht, um in den Goldenen Hirsch zu gehen, aber das hat er nur am Rande erwähnt und mich nochmals ermahnt, dem Kerl nicht hinterherzulaufen.
Da ich nun schon einmal hier bin, ordere ich bei der Bedienung ein Pils und lass den Blick schweifen. Nur ein Getränk, danach werde ich zum Klo schleichen, mir den Flitter abwaschen, die wilde Frisur glattkämmen und dann das Weite suchen. Der Plan gefällt mir und ich entspanne mich ein wenig, während ich mit einem bösen Blick einen Fettwanst von einer Annäherung abhalte. Der Kerl zuckt zusammen und entfernt sich. Holla! Ich scheine in meinem Aufzug beachtliche Wirkung auf andere zu haben!
Während ich einen Schluck aus der Flasche nehme, wandert mein Blick weiter über die anderen Gäste. Keiner der Männer kommt mir bekannt vor und das Durchschnittsalter dürfte bei Mitte zwanzig liegen. Überall ist nackte Haut angesagt, man flirtet und immer wieder sehe ich Paare, die einem Gang im hinteren Bereich des Clubs zustreben.
Ich mag unerfahren sein, ahne aber dennoch, dass dort hinten der Darkroom sein muss. Mir schaudert bei dem Gedanken an diesen Raum, in dem dicht an dicht Männer kopulieren und sicherlich die Wände von deren Sperma klebt.
„Ein Pils!“, ruft jemand in meinem Rücken und das tiefe Timbre jagt mir sogleich einen Schauer über den Rücken.
Es muss Adamo sein, der hinter mir steht. Ich verkrampfe mich automatisch, schaue angestrengt geradeaus und lausche dabei mit doppelter Intensität.
„Danke“, sagt die dunkle Stimme und etwas berührt meinen Rücken.
Sein Ellbogen? Zufällig? Gewollt?
„Stimmt so!“, höre ich Adamo rufen.
Ich fühle mich, als wäre ich auf einer einsamen Insel oder einem fernen Planeten. Dort existieren nur er und ich, eingeschlossen in eine Glaskuppel. Hinter dem Glas tanzen Leute, Musik dröhnt, doch all das dringt nur noch gedämpft zu mir. Ich meine sogar, seine Atemzüge zu hören.
„Hallo, ich bin Adamo. Hast du Lust?“, flüstert die tiefe Stimme in mein Ohr und ein warmer Luftzug streift meinen Hals.
Gänsehaut überzieht mich von Kopf bis Fuß. Er hat mich nicht erkannt, sonst würde er nicht fragen. Enttäuschung, zugleich Euphorie kämpft in mir um Vorrang und letztere gewinnt. Ich erinnere mich an Karls Worte: Du hast nur ein Leben!
„Cooles Outfit. Irgendwie Siebziger“, haucht Adamo in meine Ohrmuschel, dann berührt weiche Haut mein Ohrläppchen.
„Mhm“, murmele ich, immer noch unschlüssig, wie ich mich verhalten soll.
„Also, was ist? Lust?“, fragt Adamo mit einer Spur Ungeduld in der Stimme.
„Ja. Äh. Klar“, stottere ich, stürze den Rest Bier herunter und würde mir gern noch einen Tequila hinterherkippen, um den Mut zu finden, diese Sache durchzuziehen.
„Du klingst wie eine Jungfrau, aber dafür bist du zu alt“, stellt Adamo amüsiert fest.
Ich drehe mich endlich zu ihm und … erstarre zur Salzsäule.
Er trägt anstelle der Latzhose ein enges T-Shirt, das keinen Zweifel an der Beschaffenheit seiner Brust lässt. Die verwaschene Jeans umschließt den unteren Teil von ihm auf ähnlich provokante Weise. Seine Lippen sind zu einem sinnlichen Lächeln gekräuselt und erst diese Augen! Kornblumenblau und von dunklen, dichten Wimpern beschattet schauen sie mich neugierig an.
„Also?“, fragt er und das Timbre seiner Stimme dringt bis in meine Mitte vor.
„Okay“, erwidere ich weit selbstsicherer, als ich mich fühle.
„Na dann …“, murmelt Adamo, trinkt aus und schnappt sich meine Hand. „Dann wollen wir mal.“
Die folgende Sequenz spielt sich wie im Traum ab. Ich trete Leuten auf die Füße, während Adamo mich hinter sich her zerrt. In meine Ohren rauscht es und wenn ich nicht so scharf wäre, würde ich sicher in Ohnmacht fallen. Gleich … gleich wird mein Traummann mich … ficken. Ficken? Dieses fiese Wort bohrt sich in meinem Schädel fest.
Er wird mich bumsen, ohne zu wissen, dass ich ich bin, der Pfleger Björn. Ist das wichtig? Ich versuche zu grübeln, lass es aber schnell bleiben, da in meinem Kopf nur noch ein nerviges Brummen herrscht. So, wie damals bei dem Pausenzeichen auf dem Fernsehbildschirm, als es noch kein 24-Stunden-Programm gab.
In meinen Ohren sirrt es, als wäre ein Bienenschwarm dort eingezogen und ich laufe nur noch, weil Adamo mich unbarmherzig weiterzerrt. Der dunkle Raum entpuppt sich … als dunkler Raum, aber weit weniger eklig, als ich angenommen habe. Es sind zwar etliche Paare in den verschiedensten Stellungen zu erkennen, doch das Stöhnen, das auf deren Kehlen die Luft erfüllt, turnt mich an.
Adamo zieht mich zu einer freien Stelle, dreht mich mit dem Rücken zur Wand und starrt mir einen Moment in die Augen, als wenn er nachdenken würde. Dann beugt er den Kopf und ich fühle die zarte Haut seiner Lippen auf meiner. Mit überraschender Sanftheit küsst er mich, jedoch nur kurz, bevor er mich mit Bestimmtheit an den Hüften herumdreht.
Will ich das hier wirklich? Mein Kopf ist plötzlich erstaunlich klar und die Erregung verpufft. Ist es erstrebenswert mit dem Kerl zu ficken, dessen Liebe ich mehr als alles andere begehre? Natürlich ist da eine beharrliche Stimme in meinem Kopf, die mir weismachen will, dass Adamo mich so toll finden wird, dass er mit seinem Sperma auch sein Herz verschenken wird.
Das Säfteaustausch nicht zwingend mit dem Transport von Gefühlen zu tun hat, weiß ich schon seit der Schulzeit. Damals habe ich meinem Schwarm auf dem Klo die Zunge in den Hals gesteckt, aber bis auf dessen Spucke nur eine Backpfeife geerntet. Dennoch beharrt die verdammte Stimme darauf, dass nichts unmöglich ist und vielleicht – ganz vielleicht – doch ein wenig Vertrautheit entsteht. In jedem Fall ist ein wenig Körperkontakt mit meinem Schwarm Nahrung fürs Kopfkino, mit dem ich dann bis zum Ende meiner Tage wenigstens in der Fantasie nicht mehr allein bin. Mann! Ich bin echt armselig!
Unterdessen macht sich Adamo an meiner Hose zu schaffen, schiebt sie bis zu den Knien und langt zwischen meine Beine. Was er dort vorfindet, entlockt ihm ein: „Oh! Bist du schüchtern oder ist dir die Lust vergangen?“
„Schüchtern“, flüstere ich und bete im Geiste inständig zu allen Göttern, die für Erektionen zuständig sind, sich meiner zu erbarmen.
„Ich mag schüchtern“, raunt Adamo in mein Ohr und haucht gegen meinen Hals.
Der warme Luftzug und die folgenden, zarten Bisse zeigen Wirkung: Ich bekomme eine Gänsehaut und in meiner Mitte regt sich etwas. Hinzu kommt, dass sehr erfahrene Finger meinen Schwanz, abwechselnd die Eier massieren.
„Entspann dich“, hypnotisiert mich Adamos tiefe Stimme. „Lass dich einfach gehen.“
Ich lege die Handflächen gegen die Wand, beuge mich etwas vor und stelle die Beine so weit es geht auseinander. Aus irgendeinem Grund vertraue ich dem Mann hinter mir, wahrscheinlich, weil ich ein dummer Esel bin und alles will, was er freiwillig zu geben bereit ist.
„So ist es gut“, murmelt er, dabei drückt er eine Fingerkuppe gegen meinen Schließmuskel und öffnet den äußeren Ring.
Diese Berührung lässt pure Geilheit in mir auflodern. Schon Adamos Finger ist besser, als jeder meiner Plastikfreunde.
„Geiles Tattoo“, sagt Adamo bewundernd und streicht über meine rechte Backe.
Ich komme gar nicht dazu, ihn über seinen Irrtum aufzuklären. Es handelt sich um ein herzförmiges Muttermal, keine Tätowierung, doch das ist inzwischen völlig egal. Ich will nur noch, dass er seinen Schwanz in mich reinschiebt und den mittlerweile unerträglichen Druck in meinem Inneren lindert.
„Fick mich“, stöhne ich, durch die Geräuschkulisse und meine Lust enthemmt.
„Sofort“, erwidert er heiser an meinem Nacken und gleich darauf schiebt er sich in mich rein.
Das ist doch etwas mehr, als ich auf Anhieb verkraften kann. Meine schweißnassen Handflächen rutschen an der Wand herunter und ich kann ein Wimmern nicht unterdrücken. Insgeheim wünsche ich, dass er mich rücksichtslos nimmt und damit jedes aufkeimende Gefühl erstickt, doch natürlich wird mir diese Bitte nicht erfüllt. Adamo verharrt, streichelt meine Leisten und pumpt meinen Schwanz, bis die Dehnung erträglich wird.
„Keine Angst“, brummt er. „Gleich wird es besser.“
Dieser verdammte Kerl hat auch noch recht. Es ist so geil, ihn in voller Größe zu spüren. Meine Erregung kehrt zurück und ich beginne sogar, unanständige Sachen zu stöhnen. Während er mich mit bedächtigen Stößen quält, feuere ich ihn an, jedoch vergeblich. Anscheinend ist sein Plan, mich bewusstlos zu vögeln, anders kann ich mir seine Zurückhaltung nicht erklären.
„Verdammt! Fick mich endlich!“, verlange ich schließlich und höre ihn leise lachen.
„Wenn du erstmal in Fahrt gerätst, bist du unglaublich“, flüstert er gegen meinen Hals, drückt einen heißen Kuss auf die empfindliche Haut und erfüllt mir den Wunsch.
Es ist nur seinem Arm zu verdanken, dass ich nicht auf die Knie gehe. Hartnäckig und irgendwie auch zärtlich umfängt er meine Mitte, während er mich gründlich durchbumst. Mein Inneres brennt, wie ich es noch nie gefühlt habe. Als die Erlösung endlich hochkocht, kommt sie von allen Seiten. Mein Bauch, die Schenkel und das Rückgrat fangen Feuer, Flammen lecken über meinen Schwanz. Das Sperma ist fast wie Löschwasser und schießt in mehreren Schüben gegen die Wand.
Mein eigener Atem übertönt jedes andere Geräusch. Ich bin völlig erledigt und nehme die letzten Stöße Adamos einfach nur noch hin. Er stöhnt rau auf, packt mich fester und presst sich noch weiter in mich rein. Dann ist es vorbei und ich beginne wieder zu denken.
„Wahnsinn“, murmelt er, küsst meinen Nacken und zieht mich hoch, bis ich an seiner Brust lehne. „Das war …“
Mit der Landung dringen auch die fremden Geräusche wieder deutlich zu mir durch. Gerade bin ich zwischen zahlreichen anderen Männern gefickt worden. Etwas, was ich niemals angestrebt habe und nun … habe ich mich für diesen Mann … gebückt.
Schamgefühl krabbelt über meine Haut, Enttäuschung und Frust gesellt sich dazu. Ich gucke an mir runter und der Wunsch, dass sich ein Loch auftut und mich verschlingt, wird immer stärker.
„Wollen wir … gleich noch was zusammen trinken?“, fragt mein Traummann so nüchtern, dass mein Herz einen schmerzhaften Salto hinlegt.
„Ähm. Nein danke“, murmele ich, befreie mich von seinen Armen und ziehe die Hose hoch.
„Schade“, sagt Adamo, aber für mich hört es sich keine Spur bedauernd an. „Wie heißt du überhaupt?“
Hat mein Name überhaupt noch eine Bedeutung, nun, nachdem alles vorbei ist? Will er ihn in seinen Bettpfosten ritzen? Ach, egal!
„Linus“, nuschele ich und das ist nicht einmal gelogen.
Mein zweiter Name ist Linus, nach meinem Großvater. Somit habe ich ein reines Gewissen und Adamo ein paar Buchstaben.
„Linus“, murmelt er und drückt mir einen so zärtlichen Kuss auf das Ohrläppchen, dass mein Magen von einer Woge kribbelnder Sehnsucht erfasst wird. „Wirklich kein Getränk?“, vergewissert er sich leise.
„Nö, ich muss los“, lüge ich, vermeide es ihn anzugucken und drängele mich an ihm vorbei in Richtung Tür.
Er macht keinen Versuch mich aufzuhalten.
Vor dem Club erwartet mich kalte Nachtluft. Ich winke ein Taxi heran und lass mich vorsichtig auf dessen Rückbank fallen. Während der Fahrt läuft noch einmal die gesamte Begegnung mit Adamo vor meinem inneren Auge ab. So einfach ist das also. Ein bisschen Styling, Kontaktlinsen und scharfe Klamotten, schon gehört mein Traummann mir. Oberflächlich? Irgendwie schon. Dennoch ist es ein erhebendes Gefühl, seine Nähe gespürt zu haben, auch wenn es nur auf reinen Sex reduziert war.
Am nächsten Tag muss ich natürlich Karl Bericht erstatten. Er ruft vormittags an und holt mich damit aus dem Bett, nachdem ich bis morgens vor der Glotze gehockt habe.
„Wie war’s?“, ruft er ohne Einleitung.
„Ein Erfolg … oder auch nicht“, erwidere ich mit einem leisen Seufzer.
„Du hast dir also einen Kerl aufgegabelt?“, frohlockt Karl.
„Ja. Ich war mit einem Mann im Darkroom.“
„Und?“
„Es war … okay für mich“, murmele ich.
„Wirst du ihn wiedersehen?“, bohrt Karl.
„Nein. Ich denke nicht. Diese Sache ist nichts für mich und ich bin auch viel zu alt für den Scheiß.“
Schweigen, dann lacht der Alte.
„Wenn ich in diesen komischen Silbernen Elch gehen würde, dann wäre das klar. Aber du …“
„Goldener Hirsch“, berichtige ich müde. „Karl, vergiss es! Ich hab’s ausprobiert, aber der Mann fürs Leben läuft da nicht herum. Nur Kerle, die mal schnell einen wegstecken wollen.“
„Ts-ts“, macht er und ich kann förmlich sein Kopfschütteln sehen. „Wir sehn uns morgen“, sagt er zum Abschied und legt auf.
Die geliehenen Klamotten trage ich am Montagmorgen in einer Tüte bei mir, als ich Karl aufsuche. Nachdem ich bei ihm geläutet habe, glotze ich Adamos Klingelschild an. Schillenberg steht da und ich überlege, ob er meinen Namen noch wüsste, wenn wir uns wieder begegnen würden. Der Türöffner summt und ich trete ins Treppenhaus, in dem Karl mich wie gewohnt erwartet.
„Morgen“, ruft er und winkt mich in die Wohnung.
„Montage sind die Stolpersteine auf der Straße des Lebens“, murmele ich, während ich an ihm vorbei direkt in die Küche trotte.
„Oh, Textwechsel“, wundert Karl sich grinsend und rollt mir hinterher.
Ich lege die Plastiktüte auf den Tisch, mustere den Fußboden und sammle ein paar Papierschnitzel auf, die neben dem Mülleimer liegen.
„Die Sachen hättest du behalten können“, sagt der Alte in meinem Rücken. „Ich werde sie nie wieder tragen.“
„Ich auch nicht“, erkläre ich und damit ist das Thema für mich erledigt.
Als ich mich eine Stunde später von Karl verabschiede, fällt mein Blick unwillkürlich auf Adamos Tür. Mein Herz klopft schneller und ich bete stumm, dass er nicht genau diesen Moment wählt, um die Wohnung zu verlassen. Gleichzeitig wünsche ich es mir, obwohl ich keine Ahnung habe, wie ich auf ihn reagieren soll. Würde er mich erkennen, trotz Brille und der weißen Kleidung?
„Mach’s gut, Björn“, sagt Karl und schaut mir hinterher, bis ich durch die Haustür auf die Straße getreten bin.
Adamo beherrscht meine Nächte und auch tagsüber taucht er immer wieder in meinen Gedanken auf. Obwohl ich fest entschlossen bin, nie wieder in den Goldenen Hirsch zu gehen, juckt es mich, genau das zu tun. Ich wehre mich vehement gegen dieses dämliche Verlangen, doch als der Freitag naht bin ich am Verzweifeln. Die Sehnsucht ist einfach zu groß und hinzukommt, dass Karl während meines Besuches die ganze Zeit stichelt.
Freitags ist immer sein Badetag, daher verweile ich stets länger bei ihm. Ich gönne ihm eine halbe Stunde in der Wanne, anschließend dauert es, bis ich ihn rasiert und wieder in den Rollstuhl verfrachtet habe.
„Du musst unter Leute“, redet Karl auf mich ein. „Du bist jung und versauerst zu Hause. Besorg dir einen Kerl und lass dir das Gehirn rausvögeln.“
„Hör auf, sonst schneide ich dich gleich“, knurre ich ungehalten, da ich gerade sein Kinn glattrasiere.
„Droh mir nicht, Junge!“, murmelt Karl und zieht unwirsch die Augenbrauen zusammen. „Außerdem würdest du mir einen Gefallen tun, wenn du mir die Kehle aufschlitzt.“
„Ich will nicht in den Knast und ich will nicht, dass du stirbst“, weise ich ihn zurecht und wische den restlichen Schaum von seinem Gesicht.
„Da unten sprießt es auch“, brummelt er und guckt bedeutsam an sich runter.
Ich rasiere ihn stets in der Wanne, das ist einfacher, als am Waschbecken. Mit einem genervten Schnauben inspiziere ich seine Scham und tue ihm den Gefallen, die paar Haare rund um seinen Schwanz zu entfernen. Karl ist verdammt eitel.
„Du hast doch morgen frei“, fängt er wieder an. „Geh auf die Piste. Es muss ja nicht der Goldene Schwan sein, schließlich gibt es noch mehr Clubs.“
„Vergiss es!“, fahre ich ihn an, säubere den Rasierer und will ihn gerade weglegen, als es läutet.
„Ups! Das wird Adamo sein. Der Einkaufszettel liegt in der Küche. Bist du so gut …?“ Karl grinst und blinzelt mich unschuldig an.
Ich springe auf, werfe den Nassrasierer ins Waschbecken und laufe zur Tür, dabei beginnt mein Herz zu rasen. Mit nur leicht zitternden Händen drücke ich die Klinke herunter und öffne die Tür möglichst langsam, auch wenn ich sie lieber aufgerissen hätte. Adamo steht in grüner Latzhose vor mir und seine Brauen zucken erstaunt hoch, als er statt Karl mich erblickt.
„Öhm … Karl ist in der Wanne“, stottere ich. „Ich hole schnell den Einkaufszettel.“
„Mhm“, macht Adamo und ich spüre seinen Blick in meinem Rücken, während ich zur Küche stolpere.
Der Zettel liegt auf der Arbeitsfläche. Ich schnappe mir das Blatt und atme einmal tief durch, bevor ich zurück zur Tür laufe. In Adamos Augen blitzt kein Erkennen auf aber ich glaube, so etwas wie mildes Interesse zu sehen. Wortlos reiche ich ihm das Stück Papier und vermeide dabei, ihn zu berühren. Er nimmt es mit spitzen Fingern entgegen und wirft einen kurzen Blick auf die Buchstaben, bevor er nickt und sich zum Gehen wendet.
„Gruß an Karl“, murmelt er, dann läuft er zur Haustür.
Ich glotze seinen Rücken an, den dunklen Zopf, die schmalen Arschbacken und mir wird klar, dass ich heute Nacht wieder in den Goldenen Hirsch gehen werde. Wenn ich Glück habe, wird er mich wieder vögeln. Was ich allerdings tun werde, wenn das nicht passiert, weiß ich nicht. Keinesfalls werde ich mit einem anderen als ihm …
„Björn? Mir wird kalt“, unterbricht Karls Stimme aus dem Bad meine Gedanken.
Über zwölf Stunden später stehe ich vor dem Goldenen Hirsch und habe vor Nervosität einen Schluckauf. Karl war natürlich schwer begeistert, als ich ihn erneut um Hilfe bat. Diesmal hat er aber auf den Glitter verzichtet, wofür ich echt dankbar bin. Das Zeug klebt immer noch in meinem Bettzeug und lässt sich auch mit einer Wäsche kaum entfernen.
Nach einem tiefen Atemzug trete ich durch die Tür des Clubs, lass mir einen Moment Zeit, um mich an die Dunkelheit zu gewöhnen und pirsche dann nahe der Wand nach rechts. Es gelingt mir, fast ohne Anmachen bis zur Bar zu gelangen, wo ich mich auf einem Hocker schiebe. Nachdem ich beim Tresenmann ein Pils bestellt habe, sondiere ich die Lage.
Weiter hinten an der Theke entdecke ich Adamo und sein Anblick raubt mir mal wieder den Atem. Die Haare wallen ungebändigt über seine Schultern, das helle Hemd ist tailliert und betont seinen breiten Brustkorb, dazu trägt er schwarze Jeans. Er spricht mit einem Braunhaarigen und automatisch beginnt Eifersucht in meinem Magen zu gären. Wird er mit dem Kerl im Darkroom verschwinden?
Als wenn er meinen Blick spüren würde, wendet Adamo den Kopf und starrt zu mir rüber. Meine Mundwinkel zucken hoch, ich hab das einfach nicht unter Kontrolle. Er lächelt zurück, sagt etwas zu dem anderen Kerl und steht anschließend auf. Lässig kommt er auf mich zu geschlendert, dabei bohren sich seine blauen Augen in meine. Wie in einem kitschigen Film versinkt alle um mich herum, Geigen erklingen und meine Knie werden weich.
„Hallo Linus“, sagt Adamo und klettert auf den Hocker neben mir.
Sein Lächeln ist Sex pur und für einen Moment verschlägt es mir die Sprache. Ich trinke einen Schluck und schließe dabei kurz die Augen, dann habe ich mich wieder gefasst.
„Hey Adamo“, erwidere ich.
„Hättest du Interesse an eine Wiederholung“, fragt er.
Ja! Ja-ja-ja! Nichts lieber als das!
„Vielleicht“, antworte ich ausweichend und senke die Wimpern.
Die verdammten Kontaktlinsen brennen ungewohnt und ich befürchte, dass ich ganz rote Augen habe. Bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht auch noch zu tränen beginnen.
„Ähm … Wie kann ich dich überzeugen?“, fragt Adamo und streift mit den Fingerspitzen spielerisch über meinen Oberschenkel.
Heiße Schauer durchrieseln mich und die Hose wird eng. Sein Blick wandert zu meinem Schoß und sein Grinsen wird siegessicher.
„Sieht so aus, als wenn ich schon am Ziel bin“, murmelt er und richtet die blauen Augen direkt auf mein Gesicht.
Ungefähr eine halbe Stunde später stehe ich vor dem Goldenen Hirsch und mein Arsch brennt mindestens so sehr, wie mein Herz. Wieder hat Adamo mich durchgevögelt und mir ein Stückchen Himmel gezeigt und wieder habe ich seine Einladung auf einen anschließenden Drink abgelehnt. Wieso ich die Gelegenheit nicht beim Schopfe ergreife? Ich habe schlicht keine Ahnung. Wahrscheinlich, weil ich einfach feige bin. Ich bin doch nur ein Fick und der Kerl eine Nummer zu groß für mich.
Am nächsten Morgen weckt mich, wie erwartet, Karl mit seinem Anruf. Ich halte mich bedeckt und verrate ihm nicht, mit wem ich es getrieben habe, doch irgendwie beschleicht mich der Verdacht, dass der Alte sehr genau Bescheid weiß. Karl bohrt nicht weiter, gibt sich mit meinen Auskünften zufrieden und lässt mich auch bei den nächsten Besuchen in Ruhe.
Die Woche vergeht, ohne dass ich Adamo über den Weg laufe und da ich am kommenden Wochenende ohnehin Dienst habe, denke ich nicht einmal an Ausgehen. Okay, ich denke daran, aber da ich sehr früh aufstehen muss, beherrsche ich mich und … Es hätte doch sowieso keinen Sinn. Ich kann mich doch unmöglich regelmäßig von Adamo ficken lassen und dabei von einer gemeinsamen Zukunft träumen. Das ist schlichtweg Bullshit!
Eine neue Woche bricht an. Ich läute bei Karl und betrete das Treppenhaus, nachdem der Türöffner gesummt hat.
„Björn!“, ruft Karl und nimmt meine Hände ins seine. „Junge, wie geht’s dir?“
„Montagmorgen und die Woche nimmt kein Ende“, leiere ich meinen Text herunter.
„Wenn man am Wochenende arbeiten muss, verliert der Montag seinen Schrecken“, erwidert Karl wie gewohnt, doch er klingt dabei müde.
Ich wasche ihn, zähle die Tabletten in die Dosierschachtel und es ist eigentlich wie jeden Montag, aber irgendetwas ist dennoch anders. Karl wirkt, als wäre ihm jeglicher Lebensmut entzogen worden. Er bemüht sich zwar um einen zwanglosen Tonfall, doch es fehlt ihm an Kraft.
Der Eindruck verstärkt sich am Mittwoch und am Freitag beginne ich, mir wirklich Sorgen zu machen. Karl redet nur das Nötigste, tut das aber damit ab, dass er lediglich schlecht geschlafen hätte. Ich verlasse ihn mit einem unguten Gefühl im Bauch, das sogar die Sehnsucht nach Adamo in den Hintergrund drängt.
Nach Feierabend – vor mir liegt ein freies Wochenende – packt mich eine quälende Unruhe. Ich muss immer wieder an Karl denken und zugleich schiebt sich wieder Adamos Bild in mein Gedächtnis.
Gegen acht Uhr greife ich nach dem Telefonhörer und rufe Karl an, zum einen, weil ich seine Stimme hören will, zum anderen, weil ich wieder in den Goldenen Hirsch muss. Nach gefühlten hundert Mal Läuten lege ich auf und ahne, dass etwas Schreckliches passiert ist. Karl ist immer zu Hause und dass er nicht abnimmt kann nur bedeuten …
Ich schnappe mir den Schlüsselbund, schlüpfe in Turnschuhe und Jacke. Meine Finger zittern heftig, als ich die Tür hinter mir abschließe, die Stufen hinunterjogge und zum Wagen renne. Beim ersten Mal würge ich den Motor ab, dann rase ich los und bin zwanzig endlose Minuten später endlich in Winterhude.
Diesmal habe ich gleich Glück und finde eine Parklücke fast direkt vor dem richtigen Haus. Ich klettere aus dem Auto, drücke schon im Laufen auf den Knopf für die Türverriegelung und läute anschließend Sturm bei Karl. Nichts regt sich. Ich klingele wieder und wieder, bis ich mir ein Herz fasse und in meiner Verzweiflung Adamos Klingelknopf malträtiere. Der Türöffner summt fast augenblicklich und ich stoße die Tür so hart auf, dass diese gegen die Wand brettert.
„Was ist … mit Karl?“, stoße ich atemlos hervor, während ich auf Adamo zu torkele.
Die Sorge um meinen geliebten Alten überblendet alles, sogar die Gefühle für dessen Nachbarn. Ich registriere nur am Rande, dass Adamo Jogginghose und T-Shirt trägt. Alles ist in diesem Moment egal.
„Er ist vorhin abgeholt worden“, sagt Adamo leise. „Ihm … ihm ging es nicht gut. Ich habe den Krankenwagen gerufen, obwohl er das nicht wollte.“
„Was … was ist mit ihm?“ Ich umklammere den Türrahmen, glotze Adamo an und die Angst, dass Karl … sterben könnte, krallt sich mit giftigen Klauen um mein Herz.
„Ich fürchte … er war die ganze Woche schon so niedergeschlagen, als wenn er … nicht mehr leben wollte“, murmelt Adamo mit gesenktem Blick.
„Fuck!“, flüstere ich und meine Knie geben nach.
Ich sinke auf die Fußmatte, als hätte man mir alle Knochen aus dem Leib gesogen. In dem halben Jahr, das ich Karl betreue, ist er für mich eine Stütze geworden, deren Verlust ich einfach nicht verkraften kann. Mir ist jegliches Schamgefühl abhandengekommen, bittere Tränen rollen über meine Wangen. Die Einsamkeit schlägt über mir zusammen, als wäre ich Moses und das Meer hätte sich doch noch gegen mich entschieden, gerade als ich inmitten der Wassermassen bin.
„Hey!“, wispert eine tiefe Stimme an meinem Ohr. „Hey! Komm hoch!“
Warme, starke Hände greifen mich unter den Achseln und ziehen mich hoch an eine feste Brust. Ich umklammere instinktiv Adamos Taille, während dieser mich in seine Wohnung führt. Wir gelangen in einen nur gedämpft beleuchteten Raum und ich plumpse auf weiches Polster.
„Hey! Björn, richtig? Karl kommt schon wieder auf die Beine“, brummt Adamo an meinem Ohr und umarmt mich so fest, dass meine Knochen knacken.
„Ich hab doch nur ihn“, flüstere ich schniefend und berge mein Gesicht an seinem Hals.
„Sch-sch! Alles wird gut“, erwidert er und Finger wühlen sich sanft durch mein Haar.
Die verdammt Brille rutscht von meiner Nase. Adamo entfernt sie und legt sie irgendwo hin. Lange hält er mich und streicht mir dabei über den Kopf, als wäre ich ein Kind. Fühlt sich gut an und es tröstet ein wenig, doch die Sorge um Karl macht mich ganz taub. Nicht einmal meine Beine kann ich noch spüren. Ein Krampf schüttelt mich und ich schmiege mich noch näher an Adamo, wobei es mir im Moment scheißegal ist, wer mich hält. Hauptsache, ich werde geerdet und kann diesen fürchterlichen Ängsten trotzen.
„Bitte fick mich“, bettele ich schluchzend. „Ich … bin ganz taub überall.“
„WAS?“ Adamo schiebt mich weg und glotzt auf mich runter.
Ein Fünkchen Verstand regt sich, doch nur kurz. Ich bin so tief gefangen in dem wütenden Schmerz, dass ich jeden Rettungsanker greife. Greifen muss, damit es irgendwie erträglich ist.
„Bitte. Nur dieses eine Mal“, flehe ich.
„Du spinnst“, murmelt Adamo, setzt sich gerade hin und zieht die Augenbrauen verärgert zu einem Strich zusammen.
Adrenalin brodelt giftig in meinen Adern und gibt mir ein bisschen Kraft zurück. Ich stemme mich mühsam hoch, schaue auf Adamo herunter und mache torkelnd einen Schritt zur Tür.
„Dann … eben nicht“, nuschele ich und werde im nächsten Moment am Handgelenk gepackt.
Adamo springt auf und stiert mich einen Moment mit leerem Blick an, als wenn er in seinem Kopf nach etwas sucht, dann nickt er und führt mich mit einer Hand zwischen meinen Schulterblättern in einen anderen Raum. Ich fühle mich so elend, dass ich einfach nur nach seiner Nähe giere und mir alles andere egal ist. Hastig reiße ich mir die Sachen runter, lass mich auf das breite Bett fallen und strecke die Arme nach ihm aus. Ohne Brille ist meine Sicht verschwommen, aber ich kann eh dank der verdammten Tränen kaum klar gucken.
Er zieht sich aus, schnell, effektiv und bar jeglicher Spielerei. Dann krabbelt er zu mir aufs Laken und umfängt mich mit beiden Armen. Für einen Moment liegen wir Haut an Haut, dann seufzt er leise und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
„Ich weiß nicht, ob ich dir wirklich Trost auf diese Weise geben kann“, flüstert er, stupst meine Nase mit seiner an und streift meine Lippen in der Andeutung eines Kusses.
„Ist okay. Fick mich einfach“, fordere ich und drehe mich in seiner Umarmung, um meinem Hintern anzubieten.
Adamo seufzt, reibt seinen Unterköper gegen meine Rückseite und ich spüre, dass er sich zum Nachtschrank wendet. Dann allerdings passiert so lange nichts, dass ich über die Schulter gucke.
Adamo glotzt meinen Hintern an und der Ausdruck auf seinem Gesicht wäre ein Foto wert, wenn mir nicht gerade das Herz in die Hose sacken würde. Entsetzen und Begreifen spiegeln sich in seiner Miene.
„Du …“, flüstert er und seine Augen schnellen zu meinem Gesicht. „… du bist … Linus?!“
„Ja“, gebe ich zu, rutsche von ihm weg und wende mich um.
„Du bist Linus. Oder Björn?“, sagt er und seine Stimme ist derart nüchtern und erstaunt, dass ich ein würgendes Gefühl in der Kehle spüre.
„Es tut mir leid … wusste nicht, dass das irgendwie … etwas ändert“, stottere ich und umarme mich selbst, als eine Art Schutzfunktion.
„Du hast … hast mich getäuscht!“, stößt Adamo hervor und schüttelt ungläubig den Kopf. „Du verdammter …“
„Spar dir deine Beschimpfungen“, zischele ich, von plötzlicher Wut angetrieben.
Dieser Arsch durfte mich ficken und gerade eben hätte er noch einmal seinen Trieb an mir befriedigen dürfen. Okay, es waren schöne … FICKS! … dennoch erwacht in mir ein Funken Stolz. Soll er doch weiter Frischfleisch vögeln und ich … ich … Oh, verdammt! Ich werde schon klarkommen und wenn Karl stirbt, dann werde ich … werde ich …
Junge, du hast nur ein Leben!, höre ich seine Stimme in meinem Kopf, wälze mich vom Bett und laufe zu meiner Kleidung.
Während ich mit fliegenden Fingern versuche, in meine Shorts zu steigen, beobachtet Adamo mich schweigend. Vom Mitleidsfick hat sich die Sache gerade zu etwas anderem gewandelt und ich ahne, dass es nur noch schlimmer kommen kann.
„Du bist also eine armselige Version von Dr. Jekyll und Mr. Hide“, murmelt er und die Socke, die ich gerade anziehen wollte, segelt auf den Boden. „Und wer bin ich in diesem Spiel?“
Verbissen bücke ich mich nach der verflixten Socke und …
„Ich bin so ein Trottel und es war so offensichtlich. Ach, Scheiße! Björn? Linus? Könnt ihr… bitte-bitte! … beide wieder in mein Bett kommen?“
Erneut entgleitet der Socken meinen tauben Fingern. Ich gucke über die Schulter und Adamos flehender Blick, seine ausgestreckten Arme lassen mein Herz zerspringen vor wilder Hoffnung.
„Komm her!“, bettelt er und ich mache Schritt um Schritt zurück, bis ich vorm Bett stehe und er mein Handgelenk packt und mich zum Fallen bringt.
Ich lande neben ihm und gleich darauf an seiner Brust.
„Björn. Linus. Ihr macht mich fertig!“, stöhnt er an meiner Wange, dann liegen seine Lippen auf meinem Mund und verweilen dort in einer sanften Liebkosung.
„Verflixt nochmal! Warum hast du nichts gesagt?“, wispert Adamo und zerquetscht mich fast in seiner Umarmung.
Ich kann erstmal nichts sagen, sondern nur seine Wärme aufnehmen. Der eiskalte Klumpen in meinem Magen schmilzt, doch die Sorge um Karl bleibt.
„Kannst du mich einfach halten?“, bitte ich. „Ich kann gerade nicht denken. Ich hab … solche Angst.“
Keine Ahnung, wie lange wir uns in den Armen liegen und einfach nur Nähe schenken. Irgendwann klingelt das Telefon und Adamo schiebt mich seufzend weg, krabbelt vom Bett und verschwindet in Richtung Wohnzimmer. Kurz darauf kehrt er zurück, kuschelt sich wieder an meine Seite und murmelt: „Karl ist übern Berg. Dieser verflixte Kerl! Er hatte nur Verstopfung.“ Adamo seufzt und umarmt mich ganz fest. „Zukünftig werde ich jeden Tag Karls Stuhlgang protokollieren“, nuschelt er und gibt mir einen Kuss auf die Schulter.
„Verstopfung?“, frage ich, wende mich zu Adamo und glotze in seine blauen Augen. „Ich sterbe fast vor Sorgen und es ist nur …?“
„Tja, und ich hätte dich auch fast noch tröstlich gevögelt“, meint er glucksend.
Der Erleichterung folgt ein anderes Gefühl, ein irrsinnig erregendes Kribbeln im Unterbauch. Mein Glied wird steif und die Eichel schabt schmerzhaft über den Stoff der Shorts. Adamo spürt natürlich meine wachsende Härte, schiebt das Becken vor und reibt sich aufreizend an mir. Seine Augen werden ganz dunkel und er stöhnt leise.
„Willst du immer noch, dass ich mit dir schla… dich vögel?“, fragt er flüsternd.
„Das andere Wort gefällt mir besser“, erwidere ich.
„Mit dir schlafen?“ Adamo haucht einen Kuss auf meinen Mund.
„Ja, das klingt … liebevoller.“
„Willst du das denn? Ich meine … ist zwischen uns mehr, als nur Sex?“ Sein Blick ist unsicher und die Lippen zittern ein wenig.
„Von meiner Seite aus … ja“, gebe ich zu.
„Du hast mir gleich gefallen, als ich dich in der weißen Kluft gesehen habe. Ich wusste aber nicht, ob du Interesse hast und überhaupt …“
„Dir gefällt meine langweilige Aufmachung?“, frage ich ungläubig.
„Oh ja! Und weißt du warum? Weil dieser Kerl hier viel bodenständiger ist, als die Tucke im Club“, meint Adamo grinsend.
„Tucke?“ Ich schlage nach ihm, aber er fängt meine Hand ab.
„Nein, das war gemein. Ich fand dich aufgebrezelt auch sehr sexy, aber so gefällst du mir besser“, besänftigt er mich und streichelt dabei zärtlich über meinen Rücken. „Deine Augen sind so unglaublich grün, wie ein tiefer See. Ich möchte darin ertrinken, wenn ich mit dir schlafe.“
Wie poetisch! Gleichzeitig erregen mich seine Worte noch mehr. Ich beuge mich vor und knabbere an seinen Lippen, während ungeduldige Finger die Shorts von meinen Hüften schieben. Genug geredet! Eine Hand schließt sich um meinen steifen Schwanz, ein Daumen fährt über die feuchte Spitze. Die Lust schießt wie ein Pfeil von den Zehen bis hoch zum Scheitel, ich stöhne an Adamos Mund.
„Björn“, flüstert er seufzend und erobert mich kurzerhand mit der Zunge.
In einem leidenschaftlichen Duell gefangen, rollen wir über das Laken und erforschen uns mit fiebrig bebenden Fingern. Adamos Haare lösen sich aus dem Zopf und als er auf mir zu liegen kommt, fallen sie wie ein Vorhang nach vorn. Ich liebe die dunkle Flut seiner Strähnen und das Gefühl, wenn sie über meine Haut streifen. Wieder presst er seine Lippen auf meine, angelt dabei blind mit dem Arm nach irgendwas.
Ich spreize die Beine und schlinge sie um seine Taille, sodass sein hartes Glied erst gegen meine Eier stößt und dann tiefer rutscht.
„Warte“, bittet Adamo, stemmt sich hoch und setzt sich auf die Fersen.
Er rollt ein Gummi über und verteilt Creme darauf, bevor er sich wieder über mich beugt und mit der Eroberung beginnt. Sein Blick hängt an meinem Gesicht, während er überaus rücksichtsvoll immer tiefer eindringt. Es fühlt sich an, als würde aus zwei Hälften ein Ganzes werden.
„Meiner“, murmelt Adamo, bis zum Anschlag in mir drin und seine Mundwinkel biegen sich nach oben.
Dann küsst er meine Lippen wund und vögelt mich gleichzeitig durch, bis mein Inneres überkocht und warm auf meiner bebenden Bauchdecke landet. So etwas wahnsinnig Geiles habe ich noch nie empfunden, es raubt mir schlicht die Sinne. Blind, taub und unfähig, etwas anderes als lautes Stöhnen von mir zu geben, halte ich Adamo umklammert.