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Eine grundlegend überarbeitete Neuauflage! Die neue Herausgebergemeinschaft führt das bewährte Konzept dieses unentbehrlichen Standardwerkes für Studierende und praktizierende Tierärzte fort. Eine neue Gestaltung führt die anatomischen Themen und die dazugehörige klinisch-funktionelle Anatomie noch näher zusammen. Dabei fokussieren die Autoren die aktuellen Anforderungen des Studiums und die klinisch relevanten Fakten für die Praxis. Der Atlas erfasst das gesamte Spektrum der Anatomie des Hundes. Übersichtliche, ganzseitige Abbildungstafeln zur topographischen Anatomie ermöglichen jedem Studierenden, die Fülle des Stoffgebietes leicht zu erfassen. Die Beiträge zur klinisch-funktionellen Anatomie erläutern den praktischen Bezug zu den anatomischen Sachverhalten durch anschauliche Röntgenbilder, Zeichnungen und Fotografien. Damit berücksichtigt das Buch neben den Grundlagen der Anatomie klinisch wichtige Anwendungen und stellt auch für praktizierende Tierärzte ein begehrtes und sehr praxisbezogenes Nachschlagewerk dar.
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Seitenzahl: 584
Veröffentlichungsjahr: 2014
Atlas derAnatomie des Hundes
Herausgegeben vonSven Reese, Christoph Mülling, Christiane Pfarrer, Sabine Kölle, Klaus-Dieter Budras
Wissenschaftliche GrafikWolfgang Fricke, Renate Richter, Caren-Imme von Stemm
Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de/ abrufbar.
ISBN 978-3-89993-079-5 (Print) ISBN 978-3-8426-8391-4 (PDF)
© 2012, Schlütersche Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover
Alle Rechte vorbehalten.Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.
1.–8. Auflage 1983, 1987, 1991, 1994, 1996, 2000, 2004, 20071. Spanische Auflage: Budras/Fricke/Salazar 19892. Spanische Auflage: Budras/McCarthy/Fricke/Richter 20053. Englische Auflage: Budras/Fricke/McCarthy 19944. Englische Auflage: Budras/Fricke/McCarthy/Horowitz/Berg 20025. Englische Auflage: Budras/Fricke/McCarthy/Horowitz/Berg 20071. Japanische Auflage: Budras/Fricke/Hashimoto 19952. Japanische Auflage: Budras/Fricke/Hashimoto 2002 1. Polnische Auflage: Budras/Fricke/Richter 20091. Türkische Auflage: Budras/Fricke/Richter 2009
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Titelbild: Renate RichterIndex:Almut LeopoldReihengestaltung: Groothuis, Lohfert, Consorten | glcons.deSatz: Die Feder, Konzeption vor dem Druck GmbH, WetzlarDruck und Bindung: August Lönneker GmbH & Co KG, Stadtoldendorf
Mitarbeiter am GesamtprojektProf. Dr. Hermann Bragulla, School of Veterinary Medicine, Louisiana State University, Baton Rouge, USA (Kapitel 5.6: Leber und Gallenblase) Dr. Silke Buda, Institut für Veterinär-Anatomie, Freie Universität Berlin PD Dr. Klaus Gerlach, Tierärztliche Praxis, Fachklinik für Kleintiere und Chirurgie, BerlinDr. Ruth Hirschberg, Institut für Veterinär-Anatomie, Freie Universität BerlinProf. Dr. Dr. h.c. Horst E. König, Institut für Anatomie, Veterinärmedizinische Universität WienProf. Dr. Dr. h. c. Hans-Georg Liebich, Institut für Tieranatomie, Ludwig-Maximilians-Universität MünchenProf. Dr. Paul Simoens, Faculteit Diergeneeskunde, Universiteit Gent Dr. Anita Wünsche, Institut für Veterinär-Anatomie, Freie Universität Berlin
1Hals und Brustregion (S. Reese)
1.1Hautmuskeln und Hautnerven von Hals und Brustwand
1.2Dorsale Schultergürtel-Muskulatur
1.3Ventrale Schultergürtel-Muskulatur
1.4Leitungsstrukturen und Eingeweide des Halses
2Schultergliedmaße (K.-D. Budras) H
2.1Skelett der Schultergliedmaße
2.2Synoviale Einrichtungen (Synovialstrukturen)
2.3Mediale Venen, mediale Schulter- und Oberarmmuskulatur mit Nervenversorgung
2.4Laterale Venen, laterale Schulter- und Oberarmmuskulatur mit Nervenversorgung
2.5Unterarmmuskeln mit Nervenversorgung
2.6Arterien, Venen und lymphatischer Abfluss
2.7Ballen und Zehenendorgan
3Brust- und Bauchwand (K.-D. Budras, S. Reese)
3.1Wirbelsäule mit Brustkorb
3.2Gelenke der Wirbelsäule und des Brustkorbs, 1. und 2. Kopfgelenk
3.3Wirbelsäulenmuskeln und Nackenband
3.4Atmungsmuskeln
3.5Körperwand mit Präputium und Gesäuge
3.6Bauchmuskeln samt Rektusscheide und Tendo praepubicus
3.7Regio inguinalis mit Leistenspalt, Muskel-und Gefäßpforte
4Brusthöhle (C. Pfarrer)
4.1Brusthöhle mit Brustfell und Venen der Brusthöhle
4.2Lungen
4.3Bifurcatio tracheae, Bronchalbaum und Lymphsystem der Lunge
4.4Blut- und Nervenversorgung der Lunge, Aortenbogen, Lymphknoten in der Brusthöhle, Thymus
4.5Vegetative Nerven in der Brusthöhle
4.6Herz mit Herzoberfläche, Herzwand und Herzkranzgefäßen
4.7Herzinnenverhältnisse und Klappenapparat
4.8Reizbildungs- und Erregungsleitungssystem
4.9Herznerven
5Bauchhöhle (C. Pfarrer)
5.1Topographie der Bauchorgane und Bauchfellverhältnisse
5.2Bauchfellhöhle, Lymphknoten von Magen und Darm, Cisterna chyli und Milz
5.3Speiseröhre, Magen und Bauchspeicheldrüse
5.4Dünndarm und Dickdarm
5.5Arterien und Venen in der Bauchhöhle
5.6Leber und Gallenblase
5.7Autonomes Nervensystem, innere Lendenmuskeln und Plexus lumbalis
6Harn- und Geschlechtsorgane sowie Becken (S. Kölle)
6.16.1. Harnorgane
6.2Peritonealverhältnisse der Geschlechtsorgane
6.3Weibliche Geschlechtsorgane
6.4Männliche Geschlechtsorgane, Lymphsystem des Lenden- und Beckenbereichs
6.5Arterien, Venen und Nerven der Beckenhöhle
6.6Diaphragma pelvis mit Fossa ischiorectalis und Leitungsstrukturen
6.7Glatte Muskulatur im Diaphragma pelvis und knöcherner Beckengürtel
7Beckengliedmaße (K.-D. Budras, C. Mülling)
7.1Skelett der Beckengliedmaße
7.2Synoviale Einrichtungen (Synovialstrukturen)
7.3Muskeln des Hüftgelenkes mit Nervenversorgung, Nn. obturatorius und femoralis mit medialen Oberschenkelmuskeln samt Schenkelspalt
7.4Laterale Hautvene der Beckengliedmaße, Nn. fibularis communis und tibialis samt Unterschenkelmuskulatur und M. popliteus
7.5Arterien und begleitende Leitungsstrukturen
8Kopf (K.-D. Budras, S. Kölle, C. Mülling, S. Reese)
8.1Hirnschädel mit Zungenbein und Gesichtsschädel
8.2Schädel mit Nasennebenhöhlen
8.3Gelenke am Kopf
8.4Gebiss
8.5Lymphsystem und oberflächliche Venen des Kopfes, N. facialis (VII)
8.6Fazialis- und Mandibularismuskeln
8.7Innere Kaumuskeln und N. trigeminus (V) mit N. mandibularis (V3) sowie N. maxillaris (V2)
8.8Tränenapparat, N. ophthalmicus (V1), Augenmuskelnerven mit Augenmuskeln, N. opticus (II)
8.9Auge
8.10Mundhöhle und Speicheldrüsen sowie Zunge mit Zungenmuskeln und N. hypoglossus (XII) sowie Rachen mit Mandeln
8.11Schlundkopfmuskeln; Gehirnnerven der Vagusgruppe (IX, X, XI), autonomes Nervensystem und Arterien des Kopfes
8.12Ohr
8.13Nase
8.14Kehlkopf
9Zentralnervensystem (M. Stoffel, K.-D. Budras)
9.1Rückenmark mit Rückenmarkshäuten
9.2Gehirn (Encephalon) mit Hirnhäuten
9.3Großhirn, Hirnstamm, Limbisches System und Gehirnkammern
9.4Riechhirn, Hirnnervenaustritte und Arterienversorgung des Gehirns
9.5Gehirnvenen, Hirnblutleiter und Adergeflechte
Tabellarischer Teil zur Anatomie
Myologie
Lymphologie
Nervi craniales
Peripheres Nervensystem
Herausgeber
Prof. Dr. a.D. Klaus-Dieter Budrasehem. Geschäftsführender Direktor desInstituts für Veterinär-Anatomie FU BerlinBerlin
Prof. Dr. Christoph MüllingVeterinär-Anatomisches InstitutVeterinärmedizinische Fakultät der Universität LeipzigLeipzig
Prof. Dr. Christiane PfarrerAnatomisches InstitutStiftung Tierärztliche Hochschule HannoverHannover
PD Dr. Sven ReeseLehrstuhl für Anatomie, Histologie und EmbryologieVeterinärwissenschaftliches DepartmentTierärztliche Fakultät der LMU MünchenMünchen
PD Dr. Sabine KölleLIFE-ZentrumKlinikum GroßhadernLMU MünchenMünchen
Beiträge von
Dr. Claudia SchlüterKleintierklinik Fürstenwalde, HNO-AbteilungKlinisch-funktionelle Anatomie im Kapitel 8
Dr. Daniela GorgasDepartement für klinische Veterinärmedizin,Abteilung für klinische Radiologie Vetsuisse-Fakultät Universität BernKlinisch-funktionelle Anatomie im Kapitel 9
Prof. Dr. Michael H. StoffelAbteilung Veterinär-AnatomieVetsuisse-Fakultät Universität BernKlinisch-funktionelle Anatomie im Kapitel 9
Erläuterungen zum Gebrauch des Buches
Im Hinblick auf eine optimale Orientierung innerhalb des Buches wird die Gliederung des Inhalts durch ein Farbleitsystem am oberen Seitenrand unterstützt. In jedem Unterkapitel bilden die Abbildungstafeln mit dem Text zur topographischen Anatomie und die dazugehörige klinischfunktionelle Anatomie eine inhaltliche Einheit. Die Abschnitte zur topographischen Anatomie sind durch die Leitfarbe blau, die Abschnitte zur funktionellen Anatomie durch die Leitfarbe rot kenntlich gemacht. Rote Ziffern im Text der topographischen Anatomie [z. B. (1)] weisen auf eine entsprechende Erläuterung zur klinisch-funktionellen Anatomie im Folgenden hin.
Weniger wichtige Details erscheinen nicht auf der Textseite, sondern lediglich in der Abbildungslegende.
Querverweise in den Tabellen deuten auf die Seitenzahl im topographischen Teil und die dort verwendete Legenden-Nummer der entsprechenden Struktur.
Abkürzungen anatomischer Begriffe werden entsprechend den Abkürzungen in den Nomina Anatomica Veterinaria (2005) gebraucht. Darüber hinaus vorkommende Abkürzungen sind in den dazugehörigen Texten, den Überschriften und Legenden zu den Abbildungen erklärt. Einige nicht allgemein gebräuchliche Abkürzungen werden hier noch einmal aufgelistet:
Nervi craniales:
mit den römischen Ziffern I–XII bezeichnet
Nervi spinales:
n
Nervus spinalis
nd
Ramus dorsalis n. spinalis
ndl
Ramus dorsolateralis
ndm
Ramus dorsomedialis
nv
Ramus ventralis
nvl
Ramus ventrolateralis
nvm
Ramus ventromedialis
nC
Nervus cervicalis (z. B. nC 1 — Nervus cervicalis primus)
nCy
Nervus coccygeus s. caudalis
nL
Nervus lumbalis
nS
Nervus sacralis
nT
Nervus thoracicus
Vertebrae:
vC
Vertebra cervicalis (z. B. vC 3 — Vertebra cervicalis tertia)
vL
Vertebra lumbalis
vS
Vertebra sacralis
vT
Vertebra thoracica
Vorwort zur neunten Auflage
Unterrichtskonzepte entwickeln sich ständig weiter, eine didaktische Anpassung der Lehr- und Unterrichtsmaterialien ist ebenso unabdingbar wie das Einbeziehen neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Von besonderer Bedeutung ist dabei die zunehmend stärkere Zusammenführung von anatomischem Grundlagenwissen mit der klinischen und praktischen Anwendung und den diagnostischen Bildgebenden Verfahren. Anatomisches Wissen wird im Kontext seiner praktischen Anwendung vermittelt.
Nach dreißigjähriger Tätigkeit als Urheber, Herausgeber und Autor zahlreicher Lehrbücher darf sich ein Professor nach dem Ausscheiden aus dem aktiven Universitätsdienst glücklich schätzen, wenn er künftig die fach-publizistische Verantwortung mit jungen, erfolgreichen Kollegen teilen darf. Umgekehrt freuen sich die Nachfolger in der Herausgebergemeinschaft, dass gerade sie die Modernisierung eines erfolgreichen Unterrichtswerkes gestalten dürfen.
In der vorliegenden neunten Auflage unseres Gemeinschaftsprojektes wurde das über Jahrzehnte gewachsene Buchkonzept weiterentwickelt. Die Einzigartigkeit besteht darin, dass großformatige, kolorierte topographisch anatomische Abbildungen ins Zentrum der Betrachtung gerückt wurden und einleitend (im Konzept eines Textatlas) von einem topographisch-anatomischen Begleittext sowie abschließend von Anmerkungen zur klinisch-funktionellen Anatomie flankiert werden. Die erforderlichen anatomischen Details zur Myologie, Lymphologie und Neurologie werden am Ende des Buches in Tabellenform mit Abbildungsbezug zusammengefasst. Der Wert der naturgetreuen Abbildungen soll besonders den Chirurgen und Studenten mit stark geprägter visueller Lernstrategie zugute kommen. Das Buchkonzept ermöglicht dem Lehrbuchautor die Abhandlung umgangreicher Stoffgebiete auf engstem Raum und bietet dem Leser eine Quelle zur raschen Information.
Die klinisch-funktionellen Beiträge nehmen in unserem Buchkonzept einen vergleichsweise breiten Raum ein und damit verfolgen wir mehrere Ziele: (1) Die anfangs im Studium vorhandene hohe Motivation soll durch den ständigen Bezug zum angestrebten „Traumberuf“ erhalten bleiben. (2) Der Bezug zur praktischen Anwendung erhöht die Freude beim Lernen und verbessert den Lernerfolg nachhaltig. (3) Bei der notwendigen Wichtung der überaus zahlreichen anatomischen Details, die jeder für sich unter Hilfestellung vornehmen muss, können klinische Bezüge weiterhelfen, wenn man sich klar macht, dass auch winzige
Knochenvorsprünge mit starker Neigung zur krankhaften Entartung bedeutsam sind (z. B. der Processus coronoideus medialis am Ellenbogen). (4) Besonders leistungsstarke und -willige Studenten können sich in Randgebieten zur Klinik einen „Vorratsspeicher an Wissen“ aneignen, der im späteren klinischen Unterricht leichter aufzufüllen und zu festigen ist.
Das Fachgebiet zu verstehen (und zu begreifen) ist ein zentrales Ziel unseres anatomischen Buchkonzeptes. „Begreifen“ im wahrsten Sinn des Wortes wird durch anatomische Übungen gefördert und – seit Jahrzehnten zunehmend – durch ihre Reduzierung oder gar Abschaffung stark behindert. Mit einem Lehrbuchkonzept kann diese Entwicklung nicht aufgehalten, wohl aber in ihrer negativen Auswirkung abgeschwächt werden, indem praktische Übungen sinnvoll durch Textatlanten ergänzt werden. Unser Atlas mit begleitendem Text hat sich auch als Präpariervorlage im Selbststudium etwa zur Examensvorbereitung oder in der Praxis bei der Vorbereitung auf einen chirurgischen Eingriff bewährt.
Der in dieser Auflage deutliche erweiterte Umfang der Anmerkungen zur Klinisch-funktionellen Anatomie war nur möglich, da uns zahlreiche Kolleginnen und Kollegen sowie Kliniken neues Bildmaterial zur Verfügung gestellt haben. Für diese Unterstützung geht unser herzlicher Dank an Herrn Prof. Dr. M. Fehr, Hannover, Herrn Dr. I. Hoffmann, Nürnberg, Herrn Prof. Dr. G. U. Oechtering, Leipzig, Frau Prof. Dr. C. Poulsen Nautrup, München, und Herrn Dr. F. Forterre, Bern, sowie der Tierklinik am Lademannbogen, Hamburg, der Klinik für Kleintiere, Chirurgie der JLU Gießen, der Chirurgischen und Gynäkologischen Kleintierklinik der LMU München sowie der Abteilung Klinische Radiologie der Vetsuisse Fakultät Universität Bern.
Darüber hinaus danken die Autoren allen namentlich nicht einzeln genannten Mitarbeitern, die die Arbeit an dem vorliegenden Werk unterstützt haben. Dieses Werk ist ein Ergebnis der Arbeit des gesamten interdisziplinären Teams aus Autoren und Mitarbeitern. Viele haben sich mit ihren Ideen, Vorschlägen und ihrer Arbeit über die Jahre eingebracht. Ihnen allen gebührt unser Dank.
Berlin, Hannover, Leipzig, Münchenim Frühling 2012
Die Hautmuskeln enden mit feinsten Sehnen in der äußeren Haut und bewirken deren Bewegung etwa zur Abwehr von Insekten.
Der M. cutaneus trunci (4) konvergiert in seinem Faserverlauf zur Achselgegend und zur ventromedianen Bauchnaht (Linea alba) und wird von feinsten Hautnervenästen durchbohrt. Seine motorische Innervation erfolgt durch den N. thoracicus lateralis (5), dessen Äste bei muskelfaserparalleler Verlaufsrichtung in der Ventralhälfte des Bauchhautmuskels sichtbar sind.
Das Platysma (2) reicht am Hals (Halsplatysma – M. cutaneus colli) von seinem linearen Ursprung in der dorsalen Medianen bis zur Kopfhalsgrenze, wo es in das Kopfplatysma (M. cutaneus faciei) übergeht.
Der Nervenast für das Platysma am Hals (R. platysmatis —3) stammt vom N. auricularis caudalis des VII. Gehirnnerven (N. facialis). Er unterkreuzt die Faserbündel seines Muskels bei dorsoparamedianem Verlauf etwa in Höhe der Lateralenden der Halswirbelquerfortsätze. Durch Auseinanderdrängen der groben Muskelfaserbündel kann der Nervenast bestimmt werden.
Der M. sphincter colli superficialis (1) liegt ventral am Hals. Seine transversalen Muskelfasern lassen sich nur mühsam von der Haut lösen.
Die Hautnerven versorgen die äußere Haut vornehmlich sensibel und sind deshalb als einzige Anteile der Spinalnerven subkutan sichtbar. Die Spinalnerven (z. B. nC 4) teilen sich bei Austritt aus dem For. intervertebrale in einen Dorsalast (d) und einen Ventralast (v), die sich weiter in Medial- (dm resp. vm) und Lateraläste (dl resp. vl) aufteilen. Mit Ausnahme des dorsalen Halsbereiches führen die tiefliegenden Medialäste ganz oder überwiegend motorische Faserqualitäten, die Lateraläste für die Hautversorgung überwiegend sensible.
Von den acht Halsnerven tritt nC 1 durch das For. vertebrale laterale atlantis. NC 2–7 treten kranial der gleichzähligen Halswirbel und nC 8 kaudal des letzten Halswirbels aus dem entsprechenden For. intervertebrale hervor. Der erste Halsnerv erreicht mit seinem Dorsomedialast (nC 1dm) nicht die Halshaut. Der N. occipitalis major (nC 2dm) zieht unter dem M. cervicoauricularis superficialis zur Hinterhauptsregion. Die folgenden nC 3dm bis nC 6dm sind oft doppelt ausgebildet. Die beiden letzten nC 7dm und nC 8dm sind so schwach, dass sie in der Regel die Haut nicht erreichen, sondern in der dicken Muskelschicht steckenbleiben. Die Innervation des dorsalen Halshautgebietes durch dm-Äste stellt eine Abweichung von der in anderen Körperregionen gültigen Regel dar, dass die Haut von Lateralästen und die Muskulatur von Medialästen versorgt wird. Die Abweichung wird bei Gegenüberstellung der Nervendurchtritte im dorsalen Hals- und Brustbereich deutlich.
Die dorsale Halshautnervenreihe tritt in Gefäßbegleitung in der dorsalen Medianen an die Oberfläche und wird von dm-Ästen gebildet.
Die dorsale Thorakalhautnervenreihe tritt in Gefäßbegleitung handbreit dorsoparamedian, also lateral, hervor und wird bei regelrechtem Verhalten von dl-Ästen gebildet. Die dreizehn Thorakalnerven verlassen kaudal des gleichzähligen Wirbels den Wirbelkanal und teilen sich hier in den Dorsal- und Ventralast. Der Ventralast zieht als N. intercostalis zwischen den Rippen distal und gibt etwa auf halber Länge des Interkostalspaltes einen vl (prox.)-Ast und am Ventralende des Interkostalspaltes einen vl (dist.)-Ast ab. (1)
Die seitliche Halshautnervenreihe wird von vl-Ästen (nC 2vl bis nC 5vl) gebildet. Die nC 2v bis nC 5v kommunizieren untereinander und bilden in der Tiefe der Muskulatur den Plexus cervicalis. Der nC 2vl zieht mit seinem N. auricularis magnus (11) zur Ohrgegend und mit seinem N. transversus colli (12) zur ventralen Halsregion. Die Wurzeln von nC 6v bis nT 2v fließen mit ihren Hauptanteilen in das Armgeflecht (Plexus brachialis – s. Kap. 2.3.2), aus dem die Plexusnerven der Schultergliedmaße hervorgehen.
Die seitliche Thorakalhautnervenreihe wird von den erwähnten proximalen vl-Ästen (Rr. cutanei laterales nn. intercostales) gebildet. (2)
Eine ventrale Thorakalhautnervenreihe wird von den erwähnten sehr schwachen distalen vl-Ästen (Rr. cutanei ventrales nn. intercostales —n) gebildet. (2)
(1)_____ Die Nerven der dorsalen Thorakalhautnervenreihe bilden den afferenten Schenkel beim Pannikulus-Reflexbogen. Hautreize entlang der Rückenlinie werden über sie abgeleitet, führen reflektorisch zur Erregung des N. thoracicus lat. und damit zur Kontraktion des M. cutaneus trunci.
(2)_____ Die sensible Innervation der seitlichen Brustwand erfolgt nicht nur über die segmental angeordeneten Äste der seitlichen und ventralen Thorakalhautnervenreihe, sondern zusätzlich über den N. thoracicus lateralis (m), der aus dem Plexus brachialis hervorgeht. Diese Doppelinnervation ist bei einer Sensibilitätsprüfung im Rahmen einer neurologischen Untersuchung zu beachten.
Regiones colli et pectoris
Die Muskelursprünge resp. -ansätze an Schulterblatt (Scapula), Rudiment des Rabenschnabelbeins (Proc. coracoideus) und bindegewebigem Rudiment des Schlüsselbeins (Intersectio clavicularis) sind maßgebend für die Benennung als Schultergürtelmuskulatur. Von diesen Muskeln stellt der M. serratus ventralis die synsarkotische Rumpf-Gliedmaßen-Verbindung her, deren Drehfeld inmitten der Facies serrata scapulae liegt.
Die Funktion der Schultergürtel-Muskulatur besteht sowohl in der Bewegung von Kopf, Wirbelsäule und Schultergliedmaße als auch in der Aufhängung des Stammes am Gliedmaßenpaar. Die weiter dorsal gelegenen Muskeln erfüllen überwiegend Bewegungsfunktionen und übernehmen in Nebenfunktion die Aufhängung der Schultergliedmaße. Die weiter ventral gelegenen Muskeln bewirken vornehmlich die Aufhängung des Stammes und besitzen dafür reichlich Sehneneinlagerungen.
Der M. trapezius entspringt mit seinen beiden Teilen an der Dorsomedianlinie über den Dornfortsätzen der Hals- und Brustwirbel. Seine Pars thoracica (6) endet bei kranioventraler Verlaufsrichtung am Dorsaldrittel der Spina scapulae. Die Pars cervicalis (5) inseriert bei kaudoventraler Verlaufsrichtung an den dorsalen zwei Dritteln der Spina scapulae. Trotz unterschiedlicher Faserverlaufsrichtung fungieren beide Teile als Vorführer der Gliedmaße, da die Pars thoracica dorsal und die Pars cervicalis ventral vom Drehfeld der synsarkotischen Rumpf-Gliedmaßen-Verbindung inseriert.
Der M. cleidocervicalis (3) verkehrt zwischen Klavikularstreifen (Intersectio clavicularis —18) und der dorsalen Medianen des Halses.
Der innervierende R. dorsalis n. accessorii (3.13) kommt zwischen dem M. cleidocervicalis und der Pars cervicalis m. trapezii an der Spitze eines muskelumgrenzten Dreiecks zum Vorschein.
Der M. omotransversarius (4) verkehrt entsprechend seiner Benennung zwischen Acromion der Schulter (Omos) und Transversalfortsatz des Atlas. Innervation: nC 4vm. Unter seiner Dorsomedialfläche liegt der Buglymphknoten (Lnn. cervicales superficiales —k).
Der M. latissimus dorsi (3.8) entspringt an der breiten Fascia thoracolumbalis (3.9) und endet an der Oberarmfaszie sowie an der Crista tuberculi majoris und — minoris humeri, wodurch ein breiter Arcus axillaris entsteht. Sein N. thoracodorsalis (s. Kap. 2.3.2) tritt mit begleitenden Gefäßen in die Medialfläche des Muskels.
Der M. rhomboideus (3.10) wird vom M. trapezius bedeckt und besteht aus den Mm. rhomboideus capitis (nC vm), — cervicis (nC vm) und — thoracis (nT vm), die an der Crista nuchae und an der Dorsomedianlinie entspringen und am Schulterblattknorpel enden. Funktion: Feststeller, Heber und Rückwärtsführer der Schultergliedmaße sowie Heber des Halses.
Die Mm. pectorales superficiales (Nn. pectorales craniales et — caudales) bilden gemeinsam mit dem M. cleidobrachialis die seitliche Brustfurche mit darin gelegener V. cephalica. Der breite M. pectoralis transversus (12) hat seinen linearen Ursprung vom Kranialende des Corpus sterni bis zum Manubrium sterni, wo auch der schmale, oberflächlich aufliegende M. pectoralis descendens (13) entspringt. Die oberflächlichen Brustmuskeln enden an der Crista tuberculi majoris des Oberarmknochens.
Der M. pectoralis profundus (Nn. pectorales craniales et — caudales) bildet mit seiner Hauptportion (Pars principalis —15) die Unterlage für die schmale, lateral gelegene Nebenportion (Pars accessoria — 14). Der tiefe Brustmuskel entspringt am Manubrium — und Corpus sterni und endet am Tuberculum majus und minus humeri. Die Nebenportion inseriert an der Oberarmfaszie. Die innervierenden Nerven sind auf der Schnittfläche der Brustmuskulatur erkennbar.
Der M. serratus ventralis (17) ist in den M. serratus ventralis cervicis (nCvm) und den M. serratus ventralis thoracis (N. thoracicus longus —16) unterteilt, die im Bereich ihres transversalen Faserverlaufs am Brustkorbeingang nahtlos ineinander übergehen. Sie entspringen an den Transversalfortsätzen der Halswirbel resp. an den Rippen und inserieren gemeinsam an der Facies serrata scapulae.
Der M. sternocleidomastoideus (R. ventralis n. accessorii) besteht aus vier Einzelmuskeln: Die Mm. cleidomastoideus (9) und sternomastoideus (8) sind kranial, der M. sternomastoideus und der M. sternooccipitalis (1) sind kaudal miteinander verwachsen. Die Lateralfläche des M. sternocleidomastoideus bildet die Drosselrinne für die Drosselvene (V. jugularis externa). Der M. cleidocervicalis (3) ist kaudal mit dem M. cleidomastoideus verwachsen, wird aber vom R. dorsalis n. accessorii innerviert. Die Innervation erfolgt durch den XI. Gehirnnerven (N. accessorius, 3.13). Der N. accessorius verlässt den Schädel durch das For. jugulare und teilt sich am Kaudalrand der Gl. mandibularis in seinen langen R. dorsalis für den M. trapezius und seinen kürzeren R. ventralis, dessen drei Äste nach kurzem Verlauf in den Einzelmuskeln des M. sternocleidomastoideus enden.
Der M. cleidobrachialis (2) wird vom N. axillaris accessorius (nC 6 —11) innerviert, der zwei Fingerbreit distal vom Schlüsselbeinstreifen in seine Medialfläche eintritt und diesen motorisch versorgt. Mit seinen sensiblen Hautastanteilen durchbohrt der N. axillaris accessorius den genannten Muskel. Der M. cleidobrachialis ist entwicklungsgeschichtlich betrachtet eigentlich der dritte Teil (Pars clavicularis) des M. deltoideus, der mit seinen Partes scapularis (21) und acromialis (20) nicht zur Schultergürtel-Muskulatur gerechnet wird.
Der M. sternohyoideus (nC 1vm —10) und der M. sternothyreoideus (nC 1vm —7) gehören nicht zur Schultergürtel-Muskulatur, sondern zu den langen Zungenbeinmuskeln. Der rechte und linke M. sternohyoideus berühren sich in der Ventromedianlinie des Halses. Der M. sternothyreoideus liegt lateral benachbart.
Regiones colli et pectoris
Die V. jugularis externa (8) geht ebenso wie die Vv. subclavia und jugularis interna in Höhe der Apertura thoracis cranialis aus der V. brachiocephalica hervor. Sie entlässt in kaudokranialer Reihenfolge die Vv. cephalica, cervicalis superficialis und omobrachialis. Danach teilt sie sich an der Kaudalkontur der Gl. mandibularis in die dorsale V. maxillaris (19) und die ventrale V. linguofacialis (18). Die V. cephalica (11) zieht anfangs in der seitlichen Brustfurche zur Schultergliedmaße. Die V. cervicalis superficialis (10) verzweigt sich wie die gleichnamige, im Brustkorb entspringende Arterie, in der Schultergürtel-Muskulatur. Die V. omobrachialis (9) zieht lateral über den M. deltoideus zum Oberarm. (1)
Von den Leitungsstrukturen im Spatium colli zieht die V. jugularis interna (22) an der lateralen Kontur der Trachea entlang und schickt Äste zum Gehirn, zur Schilddrüse, zum Kehl- und Schlundkopf. Die Aa. carotis communis sinistra und — dextra gehen in Höhe der Apertura thoracis cranialis aus dem arteriellen Truncus brachiocephalicus hervor. Die A. carotis communis (24) zieht an der dorsolateralen Kontur der Trachea kopfwärts und schickt Arterienäste zu Schilddrüse, Kehl- und Schlundkopf. Der Truncus vagosympathicus (23) liegt als großer Nervenstamm dorsolateral an der A. carotis communis. Er leitet sympathische Anteile vom Brust-Lenden-Grenzstrang (thorakolumbales System) zum Kopf. Parasympathische Anteile des N. vagus (X. Gehirnnerv) gelangen vom Kopf überwiegend in die Körperhöhlen. Der N. vagus entlässt nach seiner Trennung vom N. sympathicus innerhalb des Brustkorbs den N. laryngeus recurrens und führt danach ausschließlich parasympathische Nervenfasern. Der N. laryngeus recurrens (26) kehrt mit seinen überwiegend motorischen und sensiblen Faserqualitäten zum Hals zurück. Er liegt innerhalb der Bindegewebsumhüllung lateral an der Trachea, die ebenso wie der Oesophagus Nervenäste erhält. An der Medialfläche der Schilddrüse ist der N. laryngeus recurrens leicht auffindbar. (2)
Vom Lymphsystem werden hier Lymphgefäßstämme und Lymphknoten berücksichtigt. Der Truncus jugularis (trachealis) ist der große paarige Lymphstamm des Halses. Er beginnt als Abfluss aus dem Ln. retropharyngeus medialis, erhält Zuflüsse von oberflächlichen und tiefen Halslymphknoten und mündet im Venenwinkel, der durch den Zusammenfluss von äußerer und innerer Drosselvene (V. jugularis) entsteht. Der Endabschnitt des linken Truncus jugularis (trachealis —28) vereinigt sich kurz vor seiner Mündung mit dem Ende des Milchbrustganges (Ductus thoracicus —29), der die Lymphe aus den Körperhöhlen zuführt. Der Ln. retropharyngeus medialis (1) liegt auf dem Insertionsabschnitt des M. sternothyreoideus. Er erhält seine Lymphe aus dem Kopfbereich. Der Buglymphknoten (Lnn. cervicales superficiales —27) liegt unter dem Dorsalrand des M. omotransversarius auf dem M. serratus ventralis. Zum Einzugsgebiet gehören der oberflächliche Halsbereich, aber auch Rumpf, Kopf und Schultergliedmaße. (3)
Die Lnn. cervicales profundi liegen dicht an der Trachea und bestehen aus einer inkonstanten kranialen, mittleren und kaudalen Gruppe. Ihr Einzugsgebiet ist ihre unmittelbare Umgebung im Spatium colli.
Zu den Halseingeweiden gehören Oesophagus, Trachea, Gl. thyreoidea und Gl. parathyreoidea.
Die Speiseröhre (Oesophagus —25) liegt mit ihrer Pars cervicalis in der Halsmitte dorsal und am Brusteingang links dorsal der Trachea. Ihre rötliche Farbe wird durch Einlagerung von quergestreifter Muskulatur verursacht. Diese quergestreifte Muskulatur vom viszeralen Typ wird vom N. vagus innerviert. (4)
Die Luftröhre (Trachea —6) besteht aus C-förmigen Knorpelspangen, die von dem Paries membranaceus mit enthaltenem M. trachealis (transversus) verschlossen werden. Die Knorpelspangen sind durch Ligg. anularia verbunden. Das Tracheallumen wird durch die Knorpelspangen offen gehalten, die durch ein fibroelastisches Gewebe verspannt sind. Der Spanneffekt ermöglicht Längenveränderungen (bei Atmung und Schluckakt) und ist für die typisch runde Querschnittsform der Trachea verantwortlich, deren Lumen durch Anspannung des M. trachealis etwas eingeengt werden kann. (5)
Die Schilddrüse (Gl. thyreoidea —21) liegt dem Kranialende der Trachea mit ihren Lobi dexter und sinister an, die gelegentlich durch einen schwachen ventralen Isthmus verbunden sein können. (6)
Die beiderseitigen zwei Nebenschilddrüsen (Epithelkörperchen, Gll. parathyreoideae —20) liegen als hellere runde Drüsen mit einem Durchmesser von ca. drei Millimetern an der Schilddrüse, und zwar an der Lateral- und Medialfläche oder darunter im Schilddrüsenparenchym. (7)
(1)_____ Die V. jugularis externa (Abb. 1.4–1) ist auch bei kollabierten peripheren Venen noch zur Blutentnahme geeignet und wird zur Entnahme größerer Blutmengen für Bluttransfusionen herangezogen. Außerdem ist sie der Zugang der Wahl für zentrale Venenkatheter.
(2)_____ Der N. laryngeus recurrens liegt der Luftröhre seitlich an und ist unbedingt bei Halsoperationen, insbesondere beim ventralen Zugang zur Halswirbelsäule, zu beachten und zu schonen. Seine Schädigung z. B. in Folge einer invasiv wachsenden Neoplasie der Schilddrüse kann eine einseitige Kehlkopflähmung (Hemiplegia laryngis) zur Folge haben.
(3)_____ Der oberflächlich liegende Buglymphknoten ist gut tastbar und sollte bei jeder klinischen Allgemeinuntersuchung palpatorisch auf Veränderungen untersucht werden.
(4)_____ Im Oesophagus erfolgt der Weitertransport von abgeschluckten Bissen durch wellenförmige, aboral gerichtete unwillkürliche Kontraktionen der Oesophagusmuskulatur. Die Peristaltik wird automatisch nach Auslösung eines Schluckreflexes ausgeführt, aber auch unmittelbar durch mechanische Dehnungsreize gefördert oder sogar ausgelöst. Ein vollständiger Transport von kleinen Teilen (Tabletten!), die keinen Dehnungsreiz ausüben, ist daher nicht immer gewährleistet. Motilitätsstörungen können lokal den pharyngooesophagealen Übergangsbereich oder die gesamte Oesophagusmuskulatur betreffen. Pharyngooesophageale Motilitätsstörungen beruhen auf angeborenen neuromuskulären Funktionsstörungen mit Lähmung des M. cricopharyngeus (cricopharyngeale Achalasie), können aber z. B. auch Folge einer Staupe- oder Tollwutinfektion sein. Motilitätsstörungen der Oesophagusmuskulatur haben einen ungenügenden Transport der Nahrung und eine Erweiterung der Speiseröhre (Megaoesophagus) zur Folge. Die Ursache kann in einer angeborenen Innervationsstörung (Rassedisposition Schäferhund) liegen sowie sekundäre Folge neurogener oder myogener Krankheiten (z. B. Polyneuritis, Myasthenia gravis) sein. Eine Dilatation des kaudalen Abschnittes des Oesophagus wird in selteneren Fällen durch eine ungenügende Erschlaffung des M. sphincter cardiae hervorgerufen (s. Kap. 5.3.2). Im Oesophagus steckengebliebene Fremdkörper (z. B. abgeschluckte Knochen, Bälle etc.) verlegen das Lumen partiell oder vollständig (Obturation). Anatomisch für Obturationen disponierte Engstellen sind die Apertura thoracis cranialis, die Herzbasis und der Durchtritt durch das Zwerchfell. Der fortwährende Dehnungsreiz durch den Fremdkörper führt zu einem Krampf der Oesophagusmuskulatur, der zur Minderdurchblutung, ischämischer Nekrose und schließlich Perforation der Oesophaguswand führen kann. Eine Einengung der Speiseröhre von außen (Stenose) wird am häufigsten durch Verlaufsanomalien der großen Gefäße (Rechtsaorta,Abb. 1.4–2) verursacht.
Regiones colli et pectoris
Abb. 1.4–1: Halsquerschnitt auf Höhe der Schilddrüse. (Präparat: S. Reese u. G. Krefft, Berlin.)
(5)_____ Eine Einengung der Trachea (Trachealstenose) führt zur Atemnot (Dyspnoe). Hauptursache ist eine Schwäche und Überdehnung des Paries membrananceus und des M. trachealis, die eine dorsoventrale Abflachung der Trachea (Trachealkollaps,Abb. 1.4–3) zur Folge hat. Das Krankheitsbild wird fast ausschließlich bei Zwerghunden gesehen (Yorkshireterrier, Toypudel, Chihuahua, Mops) und ist zumindest zum Teil kongenital bedingt. Seltener sind kongenitale Formveränderungen wie eine seitliche Abplattung (Säbelscheidentrachea) oder die bei Bulldoggen auftretende Hypoplasie von Knorpelspangen. Eine akut lebensbedrohliche Atemnot durch Verlegung der oberen Atemwege z. B. beim Kehlkopfödem kann durch eine Eröffnung der Luftröhre (Tracheotomie) behandelt werden. Dazu wird nach ventromedianer Freilegung der Trachea eine Inzision eines der Ligamenta anularia zwischen der 2. und 5. Knorpelspange vorgenommen, in die ein T-förmiger Trachealtubus eingeführt wird.
(6)_____ Die Schilddrüse (Abb. 1.4–4) ist eine endokrine Drüse, die durch gesteuerte Abgabe ihrer Hormone Tetrajodthyronin (Thyroxin) und Trijodthyronin in die Blutbahn die Intensität des Stoffwechsels reguliert. Ihre parafollikulären oder C-Zellen produzieren zusätzlich das Hormon Kalzitonin, dessen Ausschüttung eine Senkung des Kalziumspiegels bewirkt. Die Schilddrüse entwickelt sich mit ihren Hauptanteilen dorsal aus dem Entoderm der Zungenwurzel. (Die C-Zellen stammen aus den Ultimobranchialkörpern und primär aus der Ganglienleiste.) Von der Zunge sprosst der Ductus thyreoglossus bis zur ventralen Kehlkopf-Trachea-Grenze. Das Distalende des Ductus thyreoglossus entwickelt sich zum rechten und linken Seitenlappen sowie zum mittleren Isthmus glandularis, der beim Hund aber nur gelegentlich ausgebildet ist. Die übrigen Teile des Ductus thyreoglossus bilden sich normalerweise vollständig zurück. Einzelne erhalten gebliebene Reste differenzieren sich zu akzessorischen Schilddrüsen, die an allen Organen, die während der Embryonalentwicklung Kontakt zur Schilddrüsenanlage hatten (Zunge, Kehlkopf, Trachea, Herzbasis), vorkommen können. Ausgehend vom Ductus thyreoglossus können sich gelegentlich Zysten entwickeln, die meist an der Zungenwurzel liegen. Die Größe der Schilddrüse ist von einer Vielzahl von Faktoren wie Körpergewicht, Alter, Geschlecht und Jahreszeit abhängig und kann sonographisch bestimmt werden. Jede Form der Schilddrüsenvergrößerung wird als Struma (Kropf) bezeichnet und kann eine Vielzahl von Ursachen haben. Klassisches Beispiel ist eine Jodmangelstruma infolge einer chronischen Unterversorgung mit Jod in Jodmangelgebieten (Süddeutschland). Tumorbedingte Strumen sind beim Hund häufig bösartig (Struma carcinomatosa). Eine bei Hunden (Rassedisposition Golden Retriever) relativ häufige autoimmunologische Schilddrüsenentzündung (Thyreoiditis) kann eine Schilddrüsenverkleinerung und -unterfunktion (Hypothyreose) verursachen.
Abb. 1.4–2: Kontrastdarstellung des präkardial erweiterten Oesophagus bei einem Hund mit Rechtsaorta. (Röntgenbild: K. Gerlach, Berlin.)
Abb. 1.4–3: Abflachung des intrathorakalen Teils der Trachea (Trachealkollaps, Pfeile) bei eénem Yorkshireterrier. Die Röntgenaufnahme wurde in exspiratorischer Atemstellung angefertigt. (Röntgenbild: K. Gerlach, Berlin.)
Abb. 1.4–4: Sonographische Darstellung der Schilddrüse (1) im Längsschnitt. (Ultraschallbild: S. Reese, München.)
Abb. 1.4–5: Sonographische Darstellung der kranialen (1) und kaudalen (2) Nebenschilddrüse im Längsschnitt. (3) Schilddrüse. (Ultraschallbild: S. Reese, München.)
(7)_____ Die Nebenschilddrüsen (Epithelkörperchen,Abb. 1.4–5) regulieren den Kalzium- und Phosphatstoffwechsel. Das von ihnen produzierte Hormon, Parathormon, bewirkt als Antagonist des Kalzitonins eine Erhöhung des Blutkalziumspiegels und gleichzeitig eine Absenkung des Phosphatspiegels. Ein Funktionsausfall der Nebenschilddrüsen führt innerhalb kurzer Zeit zu lebensbedrohlichen hypokalzämischen Tetanien, weshalb die Epithelkörperchen bei Schilddrüsenoperationen unbedingt zu schonen sind. Fütterungsfehler (z. B. vorwiegende Fleischfütterung) insbesondere von Junghunden sind häufig Ursache einer übermäßigen Aufnahme von Phosphat und/oder einer unzureichenden Kalziumzufuhr. Gegenregulatorisch kommt es zur vermehrten Parathormonausschüttung (alimentärer sekundärer Hyperparathyreoidismus) und schließlich Hyperplasie der Nebenschilddrüsen. Die Folge ist eine vermehrte Kalziumresorption aus den Knochen, weshalb dieses Krankheitsbild auch als juvenile Osteoporose oder Osteodystrophia fibrosa bezeichnet wird. Die Demineralisierung der Knochen führt zu einer Verbiegung der langen Röhrenknochen und der Neigung zu Grünholz-, Impressions- und Wirbelfrakturen. Typische Ursache einer Hyperplasie der Nebenschilddrüsen bei alten Hunden ist eine chronische Niereninsuffizienz, die über die Störung der enteralen Kalziumresorption eine Hypokalzämie und damit ebenfalls eine vermehrte Parathormonausschüttung (renaler sekundärer Hyperparathyreoidismus) mit entsprechenden Folgen für das Skelettsystem bewirkt. Adenome der Nebenschilddrüsen können autonom Parathormon bilden und führen zum seltenen Krankheitsbild des primären Hyperparathyreoidismus, dessen Leitbefund eine Hyperkalzämie ist.
Das Schulterblatt (Scapula) ist der Hauptbestandteil des Schultergürtels. (1) Die Facies costalis (1) ist in die dorsal gelegene Facies serrata (2, Ansatz des M. serratus ventralis) (2) und die ventral anschließende Fossa subscapularis (3, Ansatz des M. subscapularis) unterteilt. Die Facies lateralis (4) ist durch die Schulterblattgräte (Spina scapulae —5) in die Fossa supraspinata (6, Ursprung des M. supraspinatus) und die Fossa infraspinata (7, Ursprung des M. infraspinatus) untergliedert. Am Ventralende der Spina scapulae befindet sich das Gräteneck (Acromion —8) mit einem distalen Processus hamatus (9).(3) Der Margo caudalis (10) ist fast geradlinig, der Margo cranialis (11) besitzt distal eine Incisura scapulae (12), und der Margo dorsalis (13) trägt die schmale Cartilago scapulae (14). Von den drei Winkeln (Angulus caudalis —15, Angulus cranialis —16, Angulus ventralis —17) besitzt der ventrale Winkel eine flachovale Gelenkpfanne (Cavitas glenoidalis —18). Kaudodistal des nur angedeuteten Collum scapulae (19) liegt das Tuberculum infraglenoidale (20) sowie kraniodistal das Tuberculum supraglenoidale (21) mit kraniomedialem Processus coracoideus (22).
Der Oberarmknochen (Humerus) trägt das Caput humeri (23) als Gelenkerhöhung für das Buggelenk. Der Oberarmkopf ist kaudal deutlich durch das Collum humeri (24) abgesetzt. Von der Kranialkontur des Tuberculum majus (25) ziehen die Crista tuberculi majoris (26) und von der Kaudalkontur die Linea m. tricipitis (27) distal. Der Sulcus intertubercularis (28) beherbergt die Ursprungssehne des M. biceps brachii und bildet die Grenzfurche zum medial gelegenen Tuberculum minus (29), von dem die Crista tuberculi minoris (30) distal zieht und in die Crista supracondylaris lateralis übergeht. Das Corpus humeri (31) besitzt lateral an der proximalen Drittelgrenze die Tuberositas deltoidea (32) für die Insertion des gleichnamigen Muskels. Von der Tuberositas deltoidea setzt sich die Crista humeri (33) bis zum Epicondylus medialis distal fort. Sie begrenzt kranial den spiralig verlaufenden Sulcus m. brachialis (34), der vom gleichnamigen Muskel ausgefüllt wird. Die distale Gelenkwalze (Condylus humeri —35) besteht aus einer großen medialen Gelenkrolle (Trochlea humeri —36) für die Artikulation mit der Ulna und dem kleinen lateralen Capitulum humeri (37), das mit dem Radius artikuliert. Der Condylus humeri besitzt Epikondylen. Vom Epicondylus lateralis (38, Streckknorren für den Ursprung der Zehen- und Karpalgelenksstrecker) strebt die auffällige Crista supracondylaris lateralis (38') in proximale Richtung. Der Epicondylus medialis (39) ist der Beugeknorren für die Zehen- und Karpalgelenksbeuger. Die kaudale tiefe Fossa olecrani (40) und die kraniale seichte Fossa radialis (41) kommunizieren durch das For. supratrochleare (42).(4)
Das Caput radii (43) besitzt distal der Gelenkfläche mit dem Humerus eine mediale walzenförmige Gelenkerhöhung (Circumferentia articularis —44) für die proximale Artikulation mit der Ulna an deren Incisura radialis. Das undeutliche Collum radii (45) trägt medial eine unscheinbare Tuberositas radii (46) für den Ansatz der Insertionssehne des M. biceps brachii. Der Schaft (Corpus radii —47) geht in die Trochlea radii (48) über, die distal mit den Handwurzelknochen artikuliert, lateral mittels der Incisura ulnaris (49) an der distalen Artikulation mit der Circumferentia articularis ulnae mitwirkt und medial mit dem medialen Griffelfortsatz (Processus styloideus medialis —50) endet. (5,9)
Die Ulna überragt das Caput radii mit ihrem Olecranon (51), das proximal zum Tuber olecrani (52) verdickt ist. (6) Am hakenförmigen Processus anconaeus (53)(7) beginnt medial und lateral die Incisura trochlearis (s. semilunaris —54), die bis zum Processus coronoideus medialis (55) resp. — lateralis (56) reicht (8). Die Incisura radialis (57) liegt am Übergang zum Corpus ulnae (58). Das distale (!) Caput ulnae (59) besitzt die mediale Circumferentia articularis (60) und endet distal mit dem lateralen Griffelfortsatz (Processus styloideus lateralis —61). (9) Das Spatium interosseum antebrachii (62) ist im distalen Unterarmdrittel besonders weit.
Das mediale Os carpi radiale (63) und das distal der Ulna gelegene Os carpi ulnare (64) sowie das lateral herausragende Os carpi accessorium (65) bilden die proximale Reihe. Die Ossa carpalia I bis IV (66) sind in der distalen Reihe der Handwurzelknochen angeordnet. (10)
Die Mittelhandknochen (Ossa metacarpalia I bis V) besitzen proximal eine Basis (67) mit einer Gelenkfläche, ein langes Corpus (68) und schließlich ein distales (!) Caput (69).(10)
Zu den Finger- resp. Zehenknochen der Hand (Ossa digitorum manus) gehören die Phalanges proximalis, media und distalis. Am Daumen (Pollex) fehlt gewöhnlich die mittlere Phalanx. Die Phalanx proximalis (70) und die Phalanx media (71) besitzen proximal eine Basis (72), ein mittleres Corpus (73) und distal ein Caput (74). An der Phalanx media liegt proximopalmar die undeutliche Tuberositas flexoria (75) für den Ansatz der oberflächlichen Beugesehne. Das Krallenbein (Phalanx distalis, Os unguiculare —76) besitzt proximal eine Facies articularis (77), proximodorsal einen undeutlichen Processus extensorius (78) für den Ansatz der Strecksehne und proximopalmar ein deutliches Tuberculum flexorium (79) für den Ansatz der tiefen Beugesehne. Die scharfkantige Krallenleiste (Crista unguicularis —80) überlagert den Krallenfalz (Sulcus unguicularis —81) und die Basis des Processus unguicularis(82), der die Kralle trägt. (10)
Die Sesambeine (Sesamoides, Ossa sesamoidea) der Hand sind das medial am Os carpale I gelegene Os sesamoideum m. abductoris digiti I(83) und die palmar am Zehengrundgelenk gelegenen Ossa sesamoidea proximalia (Sesama bina resp. Gleichbeine —84). Von den palmar am Zehenendgelenk gelegenen Sesamoides sind das Sesamoideum distale (85) sowie das dorsal am Zehenmittelgelenk vorkommende Sesamoideum dorsale (86) stets (Cartilago sesamoidea) und das dorsal am Zehengrundgelenk befindliche gelegentlich knorpelig (86). (11–14)
Ossa membri thoracici
(1)_____Der Schultergürtel (Cingulum membri thoracici) besteht aus Schulterblatt (Scapula), Rabenschnabelbein (Os coracoideum) und Schlüsselbein (Clavicula), die bei Nichtsäugetieren (z. B. beim Vogel) noch vollständig als Einzelknochen ausgebildet sind. Bei den Haussäugetieren erfolgt eine weitgehende Rückbildung zum Rabenschnabelfortsatz der Scapula resp. zur weitgehend bindegewebigen Intersectio clavicularis mit gelegentlich übrig gebliebenem, winzigem knöchernem Klavikularrest, der röntgenologisch am Medialende des Klavikularstreifens als ca. 10 × 5 mm großes Knochenblättchen vorkommen kann.
(2)_____Scapula-Dislokation (dorsal displacementwährend der Belastung). Die Schultergliedmaße erscheint gestreckt und scheinbar verlängert, weil die synsarkotische Rumpf-Gliedmaßen-Verbindung durch Ruptur des Rumpfträgers (M. serratus ventralis) gelöst wurde. Der Rumpf sinkt nach unten und die Gliedmaße ragt mit ihrem dorsalen Rand über das Niveau der Körperoberfläche hinaus. Durch einen chirurgischen Eingriff wird eine feste Rumpf-Gliedmaßen-Verbindung wiederhergestellt, indem dünne Stahldrähte an der Scapula fixiert werden und um die 5. bis 7. Rippe gelegt werden, ohne dabei die Pleurahöhle zu eröffnen.
(3)_____ Das Acromion kann zur Erleichterung des lateralen chirurgischen Zuganges zum Collum scapulae osteotomiert (vorübergehend an seiner Basis gelöst) werden, wobei die enge Lagebeziehung zum N. suprascapularis zu beachten ist. Am Ende des Eingriffes wird das Acromion mit einer Zugschraube oder Bohrdrähten mittels einer Zuggurtung wieder fixiert.
Acromion-Frakturen sind meistens mit einer Distalverlagerung des Fortsatzes verbunden, die durch Kontraktionen der hier inserierenden Pars acromialis des M. deltoideus ausgelöst wird. Die Reposition und Fixation des abgelösten Acromion erfolgt mit Bohrdrähten oder Zugschrauben.
(4)_____ Der Humerus besitzt beim wachsenden Hund proximal eine Epiphyse (Caput humeri) und eine Apophyse (Tuberculum majus und minus) mit eigenen Verknöcherungskernen. Beide Verknöcherungskerne verschmelzen im Laufe der Entwicklung und sind dann von der Diaphyse durch eine charakteristische dachförmige Wachstumsfuge getrennt (Abb. 2.1–1). Distal besitzen Trochlea und Capitulum humeri je einen eigenen Verknöcherungskern, die postnatal nach etwa zwei Monaten miteinander verschmelzen und ebenfalls eine gemeinsame Epiphyse bilden. Die proximale Physenfuge besitzt eine wesentlich höhere Wachstumspotenz als die distale, so dass das Längenwachstum des Humerus vorwiegend in proximale Richtung erfolgt. Stauchungen oder Frakturen der proximalen Wachstumsfuge haben somit potenziell schwerwiegendere Folgen für das weitere Längenwachstum des Oberarmbeines als Verletzungen der distalen Physenfuge.
(5)_____ Der Radius hat in seiner proximalen Wachstumsfuge ein Potenzial für 40 % und in seiner distalen Wachstumsfuge ein Potenzial von 60 % des Längenwachstums. Ein vorzeitiger symmetrischer oder asymmetrischer Wachstumsfugenschluss kann einen verkürzten Radius (Short-Radius-Syndrom, Abb. 2.1–5) mit Kranialverbiegung samt Rotation der Pfote (Valgusdeformation) und evtl. eine Ellenbogengelenk-Subluxation verursachen.
(6)_____An der Ulna treten Olekranonfrakturen bei lateral einwirkenden Traumata auf oder sie entstehen durch Überstreckung des Ellenbogengelenkes. Der kräftige Zug des M. triceps brachii am Tuber olecrani führt zur kranioproximalen Kippung des proximalen Olekranon-Fragmentes. Die somit immer dislozierte Fraktur muss operativ (Kirschner-Bohrdrähte) versorgt werden. Die Zugkräfte des M. triceps brachii müssen zusätzlich durch eine Zuggurtung aufgenommen werden.
(7)_____ Der Proc. anconaeus verleiht dem gestreckten Ellenbogengelenk eine Stabilität gegen Seitwärts- und Rotationsbewegungen. Seine Ablösung (isolierter oder fragmentierter Proc. anconaeus) führt zur leichten Instabilität des Gelenkes und damit zur Arthrosenbildung. Das Krankheitsbild des isolierten Proc. anconaeus (Abb. 2.1–2) wird zum Komplex der Ellenbogengelenksdysplasie (s. auch (8)) gerechnet. Seine Loslösung ist nicht traumatisch bedingt, sondern wahrscheinlich die Folge von Wachstumsstörungen seiner knorpeligen Wachstumsfuge, die z. B. durch fehlerhafte Ernährung und Aufzucht, aber auch genetische Disposition (z. B. Schäferhund) gefördert wird.
Der fragmentierte oder isolierte Proc. anconaeus kommt bei großwüchsigen Hunderassen vor, vorrangig beim Deutschen Schäferhund. Bei großwüchsigen Hunderassen besitzt der Proc. anconeus einen eigenen Verknöcherungskern und an seiner Basis einen eigenen Wachstumsknorpel. Der Schluss der Wachstumsfuge durch Verknöcherung erfolgt meistens in der 14. bis 15. Lebenswoche. Beim Ausbleiben des Wachstumsfugenschlusses, wenn nach der 20. Lebenswoche noch eine Wachstumsfuge erkennbar ist, liegt das Krankheitsbild eines fragmentierten oder isolierten Proc. anconaeus vor. Erste Anzeichen einer Erkrankung sind meistens im Alter von vier bis zwölf Monaten erkennbar. In der Wachstumsfuge überwiegt Bindegewebe mit nekrotischen Inseln, die durch Zusammenfluss eine völlige Isolierung des Proc. anconaeus bewirken können. Durch einen chirurgischen Eingriff wird der Proc. anconaeus entfernt oder reponiert. Für die Beurteilung des Krankheitsgeschehens ist der normale zeitliche Schluss der Wachstumsfugen unbedingt zu beachten (Abb. 2.1–4).
Kleinwüchsigen Hunderassen fehlt sowohl ein Verknöcherungskern als auch eine Wachstumsfuge und eine Fragmentierung oder Isolierung des Proc. anconaeus tritt nicht auf.
(8)_____ Die Fragmentierung des Proc. coronoideus medialis (Abb. 2.1–3) wird ebenfalls zum Komplex der Ellenbogengelenksdysplasie gerechnet und tritt insbesondere bei großwüchsigen Hunderassen wie dem Berner Sennenhund oder dem Rottweiler auf, wobei Rüden deutlich häufiger betroffen sind als Hündinnen. Die Krankheitsursachen sind weitgehend unbekannt. Offensichtlich handelt es sich um multifaktorielle Einflüsse. Eine der möglichen Ursachen liegt in einer Wachstumsverzögerung des Radius (Short-Radius-Syndrom). Der Humerus artikuliert dann nicht mehr mit dem verkürzten Radius, sondern lastet insbesondere auf dem Proc. coronoideus medialis ulnae, der dann mit Deformation oder Fragmentierung reagiert. Die Röntgendiagnose kann besonders bei Tieren unter sechs Lebensmonaten u. a. wegen der Winzigkeit der Fragmente und schwierigen Abgrenzung von Osteophyten (Knochenneubildungen) erhebliche Probleme bereiten. Moderne bildgebende Verfahren (CT und MRT) sollten in Zweifelsfällen herangezogen werden. Der chirurgische Zugang zur Entfernung der Fragmente gelingt mit oder ohne Osteotomie (Entfernung) des Epicondylus medialis humeri bei Desmotomie des medialen Ellenbogen-Kollateralbandes sowie Tenektomie des M. pronator teres und (erforderlichenfalls) benachbarter Muskeln. Die arthroskopische Behandlung findet zunehmend Anwendung.
Abb. 2.1–1: Proximale Humerusepiphyse mit typisch dachförmiger Wachstumsfuge bei einem elf Monate alten Hund. (Röntgenbild: Klinik für Kleintiere, Chirurgie, JLU Gießen.)
Abb. 2.1–2: Isolierter Proc. anconaeus (*) bei einem Schäferhund. (Röntgenbild: E. Henschel, Berlin.)
Abb. 2.1–3: Röntgenologische Darstellung der Fragmentierung des Proc. coronoideus med. (Röntgenbild: E. Henschel, Berlin.)
Abb. 2.1–4: Apo- und Epiphysen an der Schultergliedmaße des Hundes. (Schluss der Wachstumsfugen nach Brunnberg: Lahmheitsdiagnostik beim Hund. Parey, Berlin; 1999.)
Abb. 2.1–5: Short-Radius-Syndrom (links) und Short-Ulna-Syndrom (rechts) als Folge einer Wachstumsstörung nach Fraktur der Ulna. (Röntgenaufnahmen: E. Henschel, Berlin.)
(9)_____In der distalen Wachstumsfuge der Ulna erfolgt 80 % des Längenwachstums der Ulna. Genetische (Teckel, Basset), traumatische oder alimentäre (verzögerte Mineralisation) Faktoren können zu einem verzögerten Längenwachstum führen. Die Folge ist eine Verkürzung und Verbiegung der Ulna (Short-Ulna-Syndrom, Abb. 2.1–6) und eine Stufenbildung im Ellenbogengelenk (Distractio cubiti) und/oder im Karpalgelenk (Distractio carpi). Das Wachstum des Radius distal über den Proc. styloideus ulnae hinaus führt zur Auswärtsdrehung der distalen Gliedmaßenabschnitte (Carpus valgus). Eine verzögerte Mineralisation des Fugenknorpels stellt sich röntgenologisch als konischer Bezirk geringerer Röntgendichte dar (persistierender Knorpelzapfen) und kann in leichter Ausprägung bei Riesenrassen fast regelmäßig nachgewiesen werden.
(10)_____ An Carpus, Metacarpus und Zehenknochen (Abb. 2.1–7) sind Frakturen oder Läsionen meistens Folgen von Traumen. Für Karpalknochen werden besonders im klinischen Sprachgebrauch auch Synonyma verwendet:
Die Karpalknochen werden gemäß ihrer Größe und Form zu den „Kurzen Knochen“ gerechnet, die enchondral verknöchern und nur einen Verknöcherungskern besitzen, ganz im Gegensatz zu langen Röhrenknochen mit mindestens drei Verknöcherungskernen. Wenn einzelne Karpalknochen, z. B. das Os Carpi radiale zwei Verknöcherungskerne aufweisen, ist das ein Beleg dafür, dass der betreffende Knochen während der frühen Ontogenese (Individualentwicklung) eine Fusion mit einem anderen Karpalknochen eingegangen ist. (Im vorliegenden Beipiel erfolgt regelmäßig eine Fusion mit dem Os carpi intermedium). Andere Karpalknochen können eher zufällig eine Fusion einhergehen (z. B. der erste Karpalknochen mit dem ersten Mittelhandknochen). Eine Überzahl einzelner Karpalknochen kann sich als Folge einer Fraktur ergeben.
(11)_____Degenerative Sesambeinerkrankungen treten besonders an den proximalen Sesambeinen (Sesama bina, palmar am Zehengrundgelenk gelegen) auf und können zur Lahmheit führen. Ein chirurgisches Ausräumen (Débridement) der degenerativen Umgebung erfolgt entweder mit oder ohne Entfernung der Sesambeine.
(12)_____ Zur Altersschätzung bei Jungtieren kann der Zeitpunkt desPhysenfugenschlusses herangezogen werden, weil Physenfugen einer bestimmten Lokalisation bei Hunden gleichen Alters etwa gleichzeitig verknöchern. (An Physenfugen unterschiedlicher Lokalisationen findet der Fugenschluss dagegen zu sehr unterschiedlichen Zeiten statt, Abb. 2.1–4).
Abb. 2.1–6: Short-Ulna-Syndrom als Folge einer Wachstumsstörung in der distalen Epiphysenfuge der Ulna. (Röntgenbild: Klink für Kleintiere, Chirurgie, JLU Gießen.)
(13)_____Verknöcherungskerne und Wachstumsfugen: Epi-, Apo- undMetaphysen. Die Verknöcherungskerne sind röntgenologisch erkennbare Zentren aus mineralisiertem Knorpelgewebe, das hier durch Knochengewebe ersetzt wird. In den langen Röhrenknochen der Gliedmaßen existieren mehrere (epiphysäre und diaphysäre sowie auch apophysäre) Verknöcherungskerne.
Apophysen sind Knochenvorsprünge für Muskelinsertionen. Sie besitzen einen eigenen Verknöcherungskern sowie einen Apophysenfugenknorpel und sind bei heranwachsenden Hunden durch Abrissfrakturen gefährdet.
Zwischen den Verknöcherungskernen der Diaphyse (Knochenschaft) und der proximalen und distalen Epiphyse (Knochenenden) liegt ursprünglich (ungeordnetes) Knorpelgewebe (Zona reservata). Im (primären) Verknöcherungskern der Diaphyse proliferiert das Knorpelgewebe und differenziert (ordnet) sich dabei zu Säulenknorpel. An den diaphysären Enden des Säulenknorpels werden in der Zona resorbens großblasige Knopelzellen aufgelöst (resorbiert), und an den spießförmigen Resten erhalten gebliebener mineralisierter Knorpelgrundsubstanz lagern sich Knochenbildungszellen (Osteoblasten) außen an und beginnen an den entstehenden primären Knochenbälkchen mit der Bildung von Knochengrundsubstanz (Osteoid), die sekundär mineralisiert.
In der Metaphyse, im konisch verdickten Bereich zwischen Dia- und Epiphyse, erfolgt der Umbau der primären Knochenbälkchen in sekundäre (mineralisierte) Knochenbälkchen, die im Unterschied zu den primären Vorläufern keine Knorpelgrundsubstanz enthalten und allmählich den typischen Aufbau eines Lamellenknochens mit entstehenden Osteonen annehmen. Während der Umbauphase ist die Festigkeit offensichtlich gemindert (Prädisposition zu Knochenbrüchen).
Wenn die Auflösung (Resorption) der großblasigen Knorpelzellen sowie der Ersatz durch Knochengewebe nicht mehr durch die (zur Knochenmitte gerichtete) Knorpelzellproliferation ausgeglichen werden kann, wird die Masse der Zona reservata des Wachstumsknorpels (Cartilago physialis) zunehmend zur dünnen, noch knorpeligen Physenfugenscbeibe eingeengt. Eine Scheibenform entsteht, weil zusätzlich zum diaphysären (primären) Verknöcherungskern mit zeitlicher Verzögerung in der proximalen und der distalen Epiphyse jeweils ein weiterer „Kern“, der (sekundäre) Verknöcherungskern der Epiphyse entsteht. Die enchondrale Ossifikation beginnt im Zentrum der Epiphyse, in der Cartilago epiphysialis, und schreitet von hier peripher voran. Die äußere, am Gelenk beteiligte Knorpelkappe verknöchert nicht, sondern differenziert sich zum Gelenkknorpel (Cartilago articularis). Im Grenzbereich zur Diaphyse trifft die Verknöcherungszone auf den Physenfugenknorpel (Cartilago physialis) der nun auch epiphysär, also proximal und distal „aufgebraucht“ wird. Dementsprechend wird die Physenfugenscheibe immer dünner und schließlich in der entstehenden Linea physialis durch eine physiologische Knochennarbe ersetzt. Dieser Vorgang ist röntgenologisch als Physenfugenschluss nachvollziehbar und bedeutet das Ende des Längenwachstums der langen Röhrenknochen.
(14)_____ Als Haarriss kann eine sehr dünne Physenfugenscheibe bei flüchtiger, unkritischer Betrachtung der Röntgenbilder fehlinterpretiert werden. Die Berücksichtigung des Lebensalters des Patienten und der Vergleich mit der kontralateralen Gliedmaße helfen, diesen Irrtum zu vermeiden.
Auch die Linea physialis kann bei sehr fahrlässigem Vorgehen als Haarriss fehlgedeutet werden. Der Physenfugenschluss bedeutet die Verbindung des diaphysären Knochenschaftes mit dem Knochengewebe der Epiphyse durch eine „Knochennarbe“, die im Vergleich zur Umgebung stärker mineralisiert ist und das bewirkt eine verstärkte Absorption von Röntgenstrahlen. Aus der wenig absorbierenden Physenfugenscheibe hat sich an derselben Stelle eine stärker absorbierende Physenlinie (Linea physialis) entwickelt. Der Kontrast hat sich ins Gegenteil gewandelt und sollte bei seiner Beachtung eine Fehldeutung vermeiden.
Ein Locus minoris resistentiae mit verstärkter Neigung zum Knochenbruch liegt vor, solange die Physenfuge noch besteht und damit Knochengewebe an Knorpelgewebe grenzt. Sofern eine Fraktur die Physenfuge partiell oder ganz betrifft, spricht man von Salter-Harris-Frakturen, die in sechs verschiedene Typen eingeteilt werden. Läsionen im Wachstumsknorpel oder in der Metaphyse verursachen Abweichungen von normalen Wachstums- bzw. Differenzierungsprozessen. Es kann zum vorzeitigen Fugenschluss und verminderten Knochenwachstum kommen.
Ein eindrucksvolles Beispiel aus der Kunstgeschichte bietet die Verkrüppelung des Malers und Grafikers Toulouse-Lautrec, der im Kindesalter von12 Jahren eine Femurfraktur und im darauffolgenden Jahr einen zweiten Knochenbruch am gegenüberliegenden Oberschenkel erlitt, wobei die Wachtstumsfugen offensichtlich mit betroffen waren. Daraus resultierte eine typische Verkürzung beider Oberschenkel und zwar in unterschiedlichen Ausmaßen, gemäß dem Zeitintervall zwischen den beiden Brüchen.
Abb. 2.1–7: Röntgenologische Darstellung der linken Vorderpfote eines Hundes im dorso-ventralen Strahlengang. (Röntgenaufnahme: C. Poulsen Nautrup, München.)
AOssa carpi
1 Os carpi radiale
2 Os carpi ulnare
3 Os carpi accessorium
4 Os carpale I
5 Os carpale II
6 Os carpale III
7 O carpale IV
BOssa metacarpalia
8 Basis
9 Corpus
10 Caput
COssa digitorum
11 Phalanx proximalis
12 Phalanx media
13 Phalanx distalis
Eine ungleichmäßige unsymmetrische Verknöcherung innerhalb der Physenfugenscheiben kann zu Gliedmaßen-Fehlstellungen mit Knochenverkrümmungen führen. Eine laterale Abweichung von der Gliedmaßenachse im Unterarm- und Handwurzelbereich (Auswärtsdrehung) wird Valgus-Fehlstellung genannt (Carpus valgus). Bei einer medialen Abweichung (Einwärtsdrehung) spricht man von Varus-Fehlstellung. Rassentypische Merkmale (z. B. beim Basset Artesien-Normand) sind von Fehlstellungen zu unterscheiden. Auch eine Laxheit (Lockerung, Schlaffheit) in der Handwurzel der Welpen ist abzugrenzen.
Bei chirurgischer Korrektur von Valgus- und Varus-Fehlstellungen am Unterarm ist der Reifegrad der Wachstumsfugen zu beachten, weil vor bzw. nach dem Physenfugenschluss unterschiedliche Operationsmethoden anzuwenden sind.
Juncturae (Articulationes), Bursae et Vaginae synoviales
Die Bursa subtendinea m. infraspinati befindet sich zwischen der Endsehne ihres Muskels und der Schultergelenkskapsel.
Die Bursa subtendinea m. subscapularis liegt zwischen der Endsehne ihres Muskels und der Schultergelenkskapsel.
Die Bursa subtendinea m. tricipitis brachii dehnt sich zwischen dem Olecranon und der Insertion des M. triceps brachii aus.
Die Bursa subcutanea olecrani ist ein erworbener Schleimbeutel.
Die Bursa bicipitoradialis liegt zwischen ihrem Muskel und dem Radius und ist oft mit der Bursa subtendinea m. brachialis vereinigt.
Die Bursa subtendinea m. brachialis befindet sich zwischen der Endsehne ihres Muskels und dem Radius.
Sehnenscheiden schützen die Ursprungssehne des M. coracobrachialis (Vagina synovialis m. coracobrachialis) und des M. biceps brachii im Sulcus intertubercularis (Vagina synovialis intertubercularis) und die Endsehnen der Karpalgelenks- und Zehengelenksstrecker sowie -beuger am Carpus und an den Zehengelenken.
(1)_____ Am Schultergelenk fehlen typische, außen an der Kapsel gelegene Gelenkbänder, deren Funktion von kontraktilen Spannbändern (Sehnen der Mm. infraspinatus und subscapularis) übernommen wird. Die Ligg. glenohumerale lat. und —med. sind „innere“ Kapselverstärkungen. Das Schultergelenk hat beim Hund im Stand einen Winkel von 110–120°. Die Beugung ist um 45–70° und die Streckung um 10–30° möglich. Eine Adduktion ist bis ca. 30° und eine Abduktion bis ca. 40° möglich. Eine Punktion des Schultergelenkes kann bei leichter Beugestellung fingerbreit distal des Acromion über dem Tuberculum majus humeri erfolgen. Nach horizontalem Stich durch die Haut wird die Kanüle mediokaudal geschoben bis Synovia abfließt.
Mechanisch am stärksten belastet ist die Gelenkfläche des Humeruskopfes in ihrem kaudalen Abschnitt, der auch prädisponiert für Schäden des Gelenkknorpels im Sinne einer Osteochondrosis dissecans (OCD) ist. Die Osteochondrosis dissecans (OCD, Abb. 2.2–1 bis 2.2–3) mit scharf abgegrenzten („dissekanten“) Defekten im Gelenkknorpel und im unterlagernden spongiösen Knochengewebe der Epiphyse kommt besonders an den humeralen Gelenkköpfen des Schulter- und Ellenbogengelenkes sowie an der Beckengliedmaße am Knie- und am Sprunggelenk vor. Die OCD beruht auf einer fehlerhaften (abnormen) enchondralen Ossifikation samt partieller Fehlentwicklung des Gelenkknorpels.
Strukturelle Veränderungen zeigen sich anfangs in einer partiellen Verdickung des Gelenkknorpels sowie der knöchernen epiphysären Spongiosabälkchen.
Funktionell-nutritive Beeinträchtigungen sind durch verminderte Diffusionsleistungen sowohl des Gelenkknorpels als auch des darunterliegenden spongiösen Knochengewebes gegeben. Die nutritive Diffusionsleistung der oberflächlichen Knorpelschichten aus der Gelenkflüssigkeit (Synovia) und der tiefen Knorpelschichten aus dem epiphysären Blutgefäßsystem wird zunehmend kritischer.
Mechanische Beeinträchtigungen zeigen sich durch vertikale Spalten zwischen (normalen) und verdickten (abnormen) Gelenkknorpel-Arealen. Parallel zur Gelenkfläche ausgerichtete horizontale Separationen liegen zwischen den oberflächlichen, nicht mineralisierten und den tiefen mineralisierten Knorpelschichten vor. Die oberflächlichen Knorpelschichten heben sich als „Flaps“ (Gewebelappen) von der Unterlage ab und ragen in den Gelenkspalt hinein. In der epiphysären Spongiosa führen Fibrosierungen zu partiellen Separierungen und Destruktionen. Das Knochengewebe verliert seine Stabilität und der darübergelegene Gelenkknorpel kann einbrechen. Freie Gelenkkörper, die sich als „Gelenkmäuse“ aus einem muldenförmig vertieften „Mausbett“ herauslösen und frei in der Synovia schwimmen, sind für Mensch und Pferd typisch, weniger jedoch für den Hund.
Abb. 2.2–1: Röntgenologisch unaufälliges Caput humeri eines ausgewachsenen Hundes. (Röntgenaufnahme: Klinik für Kleintiere, Chirurgie, JLU Gießen.)
Abb. 2.2–2: OCD. Arthroskopische Darstellung des Knorpeldefektes auf dem Caput humeri. (Arthroskopische Aufnahme: M. Fehr, Stiftung Tierärztliche Hochschule, Hannover.)
Abb. 2.2–3: OCD. Computertomographische Darstellung der Defekte im subchondralen Knochen. (Computertomographische Aufnahme: Tierklinik am Lademannbogen, Hamburg.)
Abb. 2.2–4: Arthroskopie des Ellenbogengelenkes. (a) Darstellung des Processus anconaeus. (b) Fraktur des Proc. coronoideus med. (Arthroskopische Aufnahmen: M. Fehr, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.)
Bewegungsbeeinträchtigende Schmerzen treten anfangs noch nicht, aber später verstärkt mit zunehmendem Grad der Gelenkdeformationen auf. Eine Disposition (gehäuftes Auftreten der Krankheit) liegt bei Rüden mit höherem Körpergewicht, besonders in der Wachstumsphase, vor. Die OCD tritt oft in Kombination mit Fragmentierungen des Proc. coronoideus medialis auf (s. Kap. 2.1(8)).
Die Diagnose basiert auf klinischen und röntgenologischen Untersuchungen.
Die chirurgische Behandlung konzentriert sich auf die Entfernung der knorpeligen Gewebelappen (Flaps) und auf Débridement (Ausräumung) des subchondralen knöchernen Detritus.
Die Auffüllung von kraterförmigen Vertiefungen kann unter Einsatz mesenchymaler und haemaler Stammzellen erfolgen.
(2)_____ Am Ellenbogengelenk sind die Kollateralbänder zweischenkelig (radialer und ulnarer Ansatzschenkel). Das Lig. anulare radii umgreift das Caput radii und reicht vom Proc. coronoideus medialis ulnae zum Lig. collaterale laterale. Das Ellenbogengelenk nimmt im Stand einen Winkel von 125–140°. Eine Beugung ist um 90–110° möglich, während eine Streckung nur um 5–20° erfolgen kann. Die Punktion des leicht gebeugten Ellenbogengelenkes erfolgt von kraniolateral dicht unterhalb des tastbaren Epicondylus lateralis humeri bei leicht mediodistaler Neigung der Kanüle. Eine Reihe von Erkrankungen des Ellenbogengelenkes (isolierter Proc. anconaeus und coronoideus (Abb. 2.2–4), Distractio cubiti, kongenitale [angeborene] Luxation des Radiusköpfchens etc.) werden unter dem Namen Ellenbogengelenksdysplasie zusammengefasst. Sie resultiert insbesondere aus einer Skelett-Entwicklungsstörung mit asynchronem Längenwachstum von Radius und Ulna, die zur Stufenbildung im Ellenbogengelenk (Distractio cubiti) führt.
Ellenbogengelenksluxationen werden gemäß der Komplexität des mehrfach zusammengesetzten Ellenbogengelenkes in verschiedene Kategorien eingeteilt. Die Ursachen sind traumatisch oder kongenital (angeboren).
(3)_____ In den Artt. radioulnaris proximalis und distalis kann, bei um 90° gebeugt gehaltenem Ellenbogen- und Karpalgelenk, eine Pronation um 10° und eine Supination um 20–30° erfolgen. Nach einer Ruptur des Lig. collaterale cubiti lat. ist eine Einwärtsdrehung dagegen um mehr als 45° und nach Ruptur des Lig. collaterale cubiti med. eine Auswärtsdrehung über 90° möglich.
(4)_____Das Karpalgelenk nimmt im Stand mit einem Winkel von 190–200° eine leicht überstreckte Stellung ein. Neben dieser Überstreckung ist auch eine leichte Valgusstellung von 12–20° physiologisch. Eine weitere Streckung des Karpalgelenkes ist stark eingeschränkt (max. 5°). Die Beugung ist bis zu 150–160° und eine Supination um 10–20° möglich. Die Beweglichkeit der verschiedenen Gelenketagen des Karpalgelenkes ist sehr verschieden. Die Hauptbewegung erfolgt in der Art. antebrachiocarpea, die auch eine leichte Rotation um 5–10° zulässt. Die Abduktion wird durch die Kontraktion des M. abductor pollicis longus ausgelöst. Die Art. mediocarpea ist dagegen nur bis 15° und die Art. carpometacarpea bis 5° beugbar. Am Karpalgelenk gegrenzt das Lig. carpi palmare prof. (17.D) gemeinsam mit den anliegenden Karpalknochen den Canalis carpi in der Tiefe (5). Oberflächlich wird der Karpalkanal vom Retinaculum flexorum abgedeckt. Von dem oberflächlichen Retinaculum flexorum spaltet sich noch ein tiefes Retinaculum flexorum zur Abgrenzung in einen oberflächlichen und tiefen Durchlass für die jeweilige Beugesehen ab.
(5)_____ Eine traumatisch bedingte Ruptur des palmaren Bandapparates führt zum Hyperextensionskomplex des Karpalgelenkes. Bei der chirurgischen Behandlung wird oft eine Arthrodese (Gelenkversteifung) vorgenommen.
Die Venen werden anhand ihres Versorgungsgebietes bestimmt. Die Astfolge gilt für die Venenbestimmung nur als Hilfskriterium, da sie im Venensystem stark variiert. Im Arterien- und Nervensystem ist die Varianz geringer.
Die sehr kurze V. subclavia geht in Höhe der ersten Rippe in die V. axillaris (21) über, die zuerst die oft doppelt ausgebildete V. thoracica externa (22) zu den Brustmuskeln entlässt. Als weiterer Venenast wird die V. thoracica lateralis (4) entlassen, die gemeinsam mit der gleichnamigen Arterie und dem gleichnamigen Nerven am Lateralrand des M. pectoralis profundus resp. M. latissimus dorsi entlangzieht und an ihrem Ursprung den Ln. axillaris (21) sowie in Höhe des zweiten Interkostalraumes den Ln. axillaris accessorius (3) tangiert. Aus der V. axillaris ziehen dann die V. subscapularis (5) zum gleichnamigen Muskel und die V. thoracodorsalis (2) zur Medialfläche des M. latissimus dorsi. Die V. subscapularis entlässt die V. circumflexa humeri caudalis (18), die sofort in die Tiefe tritt, bogenförmig um den Humerus zieht und hier mit der V. circumflexa humeri cranialis (23) anastomosiert. Letztgenannte sehr schwache Vene entspringt aus der V. axillaris und zieht zum Hilusgebiet des M. biceps brachii. Nach Abgabe der V. axillobrachialis, die auch aus der V. circumflexa humeri caudalis entspringen kann, geht die V. axillaris in die V. brachialis (6) über. Diese entlässt in der Ellenbogenbeuge die V. brachialis superficialis (10), deren Fortsetzung, die V. mediana cubiti (27), aus der V. cephalica entspringt. Die V. brachialis gibt unter dem (zu durchschneidenden) M. pronator teres die V. interossea communis (12) ab und geht dann in die V. mediana (13) über.
Die Spinalnerven nCv 6 bis nTv 2 bilden die Wurzeln für das Armgeflecht (Plexus brachialis), wo sich die Ventraläste mehrerer Spinalnervensegmente durchflechten. Aus dem Plexus brachialis gehen die Plexusnerven für die Schultergliedmaße hervor. Die Plexusnerven enthalten auch postganglionäre (marklose oder markarme) sympathische Fasern, die vom Ggl. stellatum kommen. Parasympathische Fasern besitzen die Plexusnerven dagegen nicht. (1)
Bei der nachfolgenden Nerven- und Muskelbestimmung dienen die Nerven als Leitstrukturen für die Homologisierung der Muskeln, und wechselseitig werden die Nerven anhand ihres Innervationsgebietes identifiziert.
Der N. axillaris (nC 6 bis 8 —17) schickt einen Ast in den M. teres major (1), der proximal am Kaudalrand der Scapula entspringt und an der proximalen Drittelgrenze des Humerus an der Crista tuberculi majoris endet. Der N. axillaris innerviert zusätzlich den Kaudalrand des M. subscapularis sowie das Schultergelenk, tritt hier distal am Kaudalrand des M. subscapularis in die Tiefe und schließlich auf die Lateralfläche der Schulter (23.10). Der N. axillaris accessorius (nC 6 —15, kein Plexusnerv!) verzweigt sich mit seinen motorischen Anteilen im M. cleidobrachialis und durchbohrt mit seinen sensiblen Hautastanteilen diesen Muskelteil. Der N. subscapularis (nC 6 und 7 —16) tritt mit zwei Ästen in seinen M. subscapularis (16) ein, der an der Fossa subscapularis entspringt und am Tuberculum minus humeri endet. Der N. suprascapularis (nC 6 und 7 —14) kreuzt die distale Drittelgrenze des Margo cranialis scapulae und tritt zwischen den Mm. subscapularis und supraspinatus auf die Lateralfläche des Schulterblattes (23.2). Der N. musculocutaneus (nC 6 bis nT 1 —25) liegt der A. brachialis kranial an. Er versorgt mit proximalen Muskelästen die Mm. coracobrachialis und biceps brachii, kommuniziert fingerbreit proximal des Ellenbogens mit dem N. medianus und teilt sich unter dem M. biceps brachii in einen distalen Muskelast für die Mm. brachialis und (nochmals) biceps brachii sowie in den N. cutaneus antebrachii medialis (11), der zwischen der V. brachialis und der Endigung des M. biceps brachii unter die Haut tritt. Der kurze spindelförmige M. coracobrachialis (20) entspringt am Processus coracoideus und endet in Höhe der proximalen Drittelgrenze des Humerus an der Crista tuberculi minoris. Die Ursprungssehne des langen M. biceps brachii (26) beginnt dicht benachbart am Tuberculum supraglenoidale scapulae, senkt sich unter Bildung einer Kapselsehnenscheide in die Schultergelenkskapsel ein und wird im Sulcus intertubercularis durch ein Querband in seiner Lage gehalten. (2)
Die Endsehne des M. biceps brachii (Textabb. 2.3–1) spaltet sich distal der Ellenbogenbeuge Y-förmig auf und inseriert proximal an Radius und Ulna. Der M. brachialis (Textabb. 2.3–1) zieht mit seiner Endsehne durch diese Y-förmige Bicepssehnenendigung bis zur proximalen Medialkontur der Ulna und zum Radius. Er entspringt kaudal vom Oberarmkopf, windet sich spiralförmig im Sulcus m. brachialis von kaudal über laterokranial und medial um den Humerus und endet proximal an der Ulna. Der N. radialis (nC 8 bis nT 1 —19) tritt distal der starken Endsehne des M. teres major in die Tiefe und innerviert hier den M. triceps brachii. Vorher entlässt der N. radialis noch proximomedial am Oberarm einen winzigen Ast zum dünnen M. tensor fasciae antebrachii (7),