Auf dem Rücken von Riesen - Uwe Rosenfeld - E-Book

Auf dem Rücken von Riesen E-Book

Uwe Rosenfeld

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Beschreibung

Zu diesem kleinem Buch Wo finden wir Unterstützungen auf einer Suche nach einem (bleibenden) Sinn in unserem Leben? Gibt es Menschen, Vorbilder, die uns auf eine persönlich inspirierende Spur zum Sich-selber-weiter-Empfinden setzen können? Was ist heute wirklich für erfülltes Weiterleben in eine ungewisse Zukunft hinein nötig, möglich und vorstellbar? Ausgehend von der weitestgehenden Nicht-Wahrnehmung einer historischen Reliquie (dem "Sindone", dem Grabtuch von Turin) und einer (möglicherweise) entgegenstehenden Beibehaltung eines Glaubensdogmas will sich die hier vorgelegte Erörterung auf den Weg machen, persönlich zu erfühlen, was in dieser Entgegensetzung wissbar ist und was nur persönlich darüber geglaubt werden kann. Jedes "Wissen" muss sich immer wieder hinterfragen lassen, persönliche Sicherheit aber beruht letztlich auf "Glauben", auf der auf dem Boden von geglaubten und erfahrenem "Wissen" entstandener persönlicher und vertretbarer Überzeugung. Führt dieses Nachspüren darüber, dass persönliches Wissen eigentlich immer ein Glauben – an die Wahrheit des persönlich Gewussten – ist, zu einem Sinngefühl über die eigene Lebensaufgabe und zur Wahrnehmung der Wirklichkeit, in der wir stehen? Der hier nachfolgende Text ist ein Angebot zu diesen Fragen.

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Seitenzahl: 104

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Uwe Rosenfeld

Auf dem Rücken von Riesen

Ein Modell für Glauben und Wissen im 21.Jahrhundert

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Auf dem Rücken von Riesen

Glauben und Nach-Denken

Wahrheit und Sinnfindung

In-sich-Gehen, Geschichte, Tod, Person und persönlicher Auftrag

Absicht und Wirklichkeitserfassung

Einige wichtige Exkurse

Bildmaterial zu „Riesen der Menschheit“

Impressum neobooks

Auf dem Rücken von Riesen

Auf dem Rücken von Riesen:

Ein Modell für Glauben und Wissen im 21.Jahrhundert

Eine etwas andere Bestandsaufnahme

von Uwe Rosenfeld

Impressum

Texte: © Copyright by Uwe RosenfeldUmschlag: © Copyright by …Verlag: Uwe Rosenfeld

Bornkampsweg 34 b22926 [email protected]

Druck: epubli, ein Service der

neopubli GmbH, Berlin

Printed in Germany

„Bernhard von Chartres sagte, wir seien gleichsam Zwerge, die auf den Schultern von Riesen sitzen, um mehr und Entfernteres als diese sehen zu können – freilich nicht dank eigener scharfer Sehkraft oder Körpergröße, sondern weil die Größe der Riesen uns emporhebt.“

(Im Original: „Dicebat Bernardus Carnotensis nos esse quasi nanos gigantum umeris insidentes, ut possimus plura eis et remotiora videre, non utique proprii visus acumine, aut eminentia corporis, sed quia in altum subvehimur et extollimur magnitudine gigantea“)

Johannes von Salisbury: Metalogicon 3,4,46-50

Schon im Altertum (z.B. bei Ovid) und eben besonders im Hochmittelalter waren sich die herausragenden Gelehrten (Philosophen) bewusst, wie wenig sie sagen, erfahren und belegen könnten, wenn sie nicht durch Ketten von Vorerfahrungen und Berichten früherer „Gottessucher“ gebildet worden wären, auf denen sie ihre eigenen Funde und Werke aufbauen konnten. So empfinde auch ich meine Aussagen in dieser Schrift. Sie hätten nicht zu Stande kommen können ohne das, was ich von früheren Denkern und Entdeckern, ihrem erfahrenem menschlichen Leid und ihren Mühen, lernen und assimilieren konnte.

Um einige von den „Riesen“ zu nennen, die mich angeregt haben:

Konfuzius, Laotse, Buddha, Zarathustra, Homer, Pythagoras, Platon und Aristoteles, die Schriften der Essener, Jesus von Nazareth. Die vier Evangelisten, vor allem Matthäus und Johannes, Philo von Alexandrien, Plotin, Dionysius Areopagita. Die Schule von Chartres, zu der der im Buchmotiv genannte Bernhard von Chartres gehört. Hrotsvith von Gandersheim mit ihrem Heliand, Hildegard von Bingen, Meister Eckhart, Nikolaus von Kues (Cusanus). Viele Künstler der Gotik, Vor- und Hoch-Renaissance und ihre einmaligen Kunstwerke (Gemälde und Skulpturen). Die Mystiker Jakob Böhme, Angelus Silesius. Die Klassik der Musik wie Schütz, Bach, Händel, Mozart, Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy. – Pascal, Herder, Goethe, Kierkegaard, Albert Schweitzer, Karl Jaspers, aber auch in weiten Teilen Rudolf Steiner (ohne sein irgendwie doch arg subjektiv historisiertes Christusbild als zu feststehendes Denkmuster; aber eine Christus-Wesenheit als „Schöpfer“ der realen Grundlage unserer Existenz, aus der Jesus stammt und zu ihr gehört, ist unbedingt einer Diskussion wert.). Moderne Physik ab Planck, Einstein, Bohr, C.F. von Weizsäcker. Die Ich- oder Selbstpsychologie aus der Richtung Winnicott, Kernberg und Kohut, aber auch Ansätze der Gestaltpsychologie von Perls, Goodman, Viktor von Weizsäcker. Viele, viele andere wären noch zu nennen, doch genüge es hier, die wesentlichen Ausrichtungen für mein Denken anzuführen. Die Welt der uns Vorangegangenen ist riesig gegen die Gegenwart.

Mit meiner zunächst auf historisch herausragenden Menschen aufbauenden Gedankenfolge, die nichts weniger möchte als unsere Lage und mögliche Zukunft in den Blick zu nehmen und darauf hinzuführen, was uns dabei stärken könnte, auch schmerzlichen Erfahrungen stand zu halten, lege ich hier Bilder möglicher Haltungen und Ziele vor, wie sozusagen jung gebliebene frühere Denker, die in ihrem Tun und Leben ihren Sinn fanden, uns heute noch ansprechen können – wenn wir uns ihren Worten stellen. Immer geht es dabei um unser eigenes Sein, Verhalten und Weiterexistieren und Weiterdenken. Wir stehen in einer sich ständig entwickelnden und gefährdeten Zeit, die aber auch viele Wege zu ermöglichen scheint, mit diesen Gefährdungen umzugehen und Hoffnungen zu erwecken, sinnvoll zu leben in eine erst noch und immer wieder zu gestaltende Zukunft hinein.

Manches hier Angeführte mag weit hergeholt sein und vielleicht auch altbacken daher kommen. Doch scheint mir das Ziel, dass jeder in seiner individuell eigenbestimmten und doch auf unsere Welt (Umwelt) bezogenen Entwicklung sich selber finden zu können und sich darin auch zu genügen, ohne in Scheinhöhen abzuheben oder angesichts von Misserfolgen zu verzweifeln, die beste Voraussetzung für ein gelingendes Leben zu sein. Nicht Übermensch zu werden, sondern bewusst als Mensch und Mitmensch zu leben, der hinschauen kann auf das was geschieht, ist hier der vertretene Auftrag. Habe Mut und Empathie zum Leben! Mut und Zuversicht wird es bedürfen, um allein schon die Herausforderungen zu bestehen, die uns sichtbar sind.

Die Angebote uns Vorausgehender wahrzunehmen und auf unsere heutige Lage zu beziehen, ist mein Ansatz zu den hier nieder gelegten Gedanken, die ich gerne einfühlend verstanden wünschen möchte.

Und der Drang so vieler junger Menschen, wie sie bei „fridays for future“ sichtbar werden, ermutigt mich, diese Schrift zu veröffentlichen, als mein Bemühen um persönliche Wahrheit.

Glauben und Nach-Denken

1 Glauben, Wissen und Erkennen

Worauf stützt sich menschliche Sicherheit? Glauben an das, was andere sagen, denen man vertraut? Anerkennen, was und dass man nichts weiß - und dann einen Prozess des In-Erfahrung-Bringens beginnen? Seinen Fragen nachgehen - bis einen ein "szenisches Verstehen“ erreicht, ein inneres "Wissen", dass es so sein muss (wenigstens näherungsweise)?

Es führt kein Weg vorbei: Sicherheit eines Wissens können wir nur in uns selber erreichen, in ständigem Bemühen darum zu fragen, habe ich genügend berücksichtigt, was dagegen spricht? Fakten, altes und neues "Wissen" so wie es sie gibt, sind zu befragen, einzuschätzen, zu bewerten. Überzeugen sie mich wirklich? Was folgere ich daraus? Wie wichtig ist mir meine Frage oder Suche? Was bedeutet mir eine Antwort? Kann ich meine Überzeugung oder Antwort erklären, "glaubhaft" machen?

Meine erste These: Ein "Erkenne dich selbst", das im Bewusstsein der Unvollkommenheit und Vorläufigkeit (= Nicht-Endgültigkeit) steht, das Lebenssicherheit und persönliche Wahrhaftigkeit verleiht, ist möglich, wenn auch nicht einfach zu erreichen. Und: Die "Wahrheit" anderer wird und darf anders aussehen, wird genauso richtig sein können, wie meine eigene.

These zwei: Wir stehen immer schon auf dem Boden anderer, die uns voraus gegangen sind und die uns ihr Wissen (eingestanden oder nicht eingestanden) zur Verfügung gestellt haben und stellen. Ob wir so ein Wissen übernehmen oder übernehmen können, entscheidet sich in uns selber. Aber ohne das Aufbauen auf Anderem geht es nicht.

Hier bin ich jetzt als der hier Schreibende gefragt. Was sind meine mir gewissen Überzeugungen? Auf welchen mir Vorangehenden fühle ich mich auf ihren Schultern stehend? Gibt es Fakten, an die ich als wahr glaube, und die mein Denken beeinflussen und mitbestimmt haben? Hierüber möchte ich zunächst nachdenkend berichten. Meine Absicht bleibt aber, auf Dinge und Sachverhalte hinzuweisen, die für mich eine auch zukünftige Bedeutung haben und vielleicht weiter wirken könnten.

Mein Hausfach, die Physik, kann heute nirgendwomehr eine absolute „Wahrheit“ aufzeigen. Zitat aus „Quantensind anders“ von Thomas Görnitz, mit einem Vorwort von Carl Friedrich von Weizsäcker, Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, 2006 (S. 89 f.):

„Von keiner der physikalischen Theorien, auch nicht von den erfolgreichsten können wir heute beweisen, dass sie wahr sind, noch nicht einmal, dass sie in unserer Erfahrung mit Notwendigkeit gelten müsste.“ Gibt es wenigstens Theorien, die als „vertrauenswürdig“ bezeichnet werden dürften? „Eine vertrauenswürdige Theorie wäre … eine solche, der wir tatsächlich vertrauen dürfen, vor allem dann, wenn wir den Bereich kennen, außerhalb dessen sie so unzuverlässig wird, dass wir sie dort nicht mehr anwenden sollten.“

2 Philosophischer Glaube

Haben wir, habe ich die Fähigkeit, eine Glaubens-Aussage als wahr zu erkennen? Erst mal: nein. Was ich als einzelner Mensch erfühle, erahne, mir zurecht denke, ist subjektiv. Steht in meiner Verantwortung, hat nur für mich wirklich gültige Aussagekraft. Ich kann vielleicht auch andere mit meinen Gedanken überzeugen, aber das beruht schon wieder auf ihren (inneren) Zustimmungen und nicht mehr meiner Entscheidung. Letztlich gilt das auch gegenüber unseren Kindern (auch Abhängigen, auch Sterbenden). Die letzte Gewissheit kann jeder nur in sich selbst gewinnen. Wahr ist etwas zunächst nur durch Erkannt-Werden in mir, in uns (jeder für sich).

Freilich - noch rede ich hier ohne tiefere Selbstprüfung - selbst mir selber gegenüber habe ich allen Anlass kritisch zu bleiben. Letzte persönliche Erkenntnisse können ihre Wahrheit erst mal auch nur im jetzigen Augenblick haben, sie können (und werden sich meist) verändern, nuancieren, zu anderer (erweiterter) Sicht führen - oder (doch) als falsch erweisen. Und doch: es gibt das Ringen um Wahrheit, das Hinterfragen, das zu (glücklichen) neuen Erfahrungen führen kann und wird, wenn man nicht Halt macht; nicht meint, endgültig angekommen zu sein.

Natürlich gibt es mathematische und logisch wahre Aussagen, doch selbst die müssen durchschaut, erarbeitet werden, bis sie im eigenen Erkenntnisschatz als "endgültig" aufgenommen sein können. Doch schon naturwissenschaftliche Erkenntnisse sind wieder vorläufig, werden sich später vertieft darstellen, sind insofern augenblicklich (das können sehr lange und doch begrenzte Augenblicke sein); auch sie haben dadurch Glaubenscharakter. Ist es ein Glauben, auf Grund dessen ich handeln kann, wenn er für mich gilt, der dann auch Sinnvolles erzeugen und mein Können bewahrheiten kann, „so ist es gut“. "Ich kann gehen" (Kuchen backen, einen kaputten Fahrradschlauch flicken, geometrische Figuren richtig benennen, ...), das sind Aussagen, die vor mir und anderen ihre Wahrheit erweisen, wenn sie gelingen. Kurz: Handeln, Fähigkeiten haben, die sich durch mein Handeln als zutreffend bewahrheiten, sind gültig - und im Rahmen ihrer zeitlichen Gültigkeitsspanne auch gesichertes Wissen, für mich und andere. Was aber "ich bin", ich als meinen Lebensauftrag sehe, das gilt nur in mir. Ein anderer kann dem natürlich folgen, dem glauben, aber das ist dann "sein" Wissen, kann sich nur durch sein eigenes "ich bin mir darüber sicher" zeigen und weiter wirken!

So ist alles menschliche Wissen und Glauben beschränkt, immer auf die eigene Existenz des sich selbst empfindenden menschlichen Wesens bezogen. Doch im Handeln reicht die Wirkung des Einzelnen natürlich weiter, er kann Dinge verändern, Pflanzen und Tiere zu neuem Verhalten bringen (oder sie auch abtöten), Menschen überzeugen (dies oder das zu glauben), sie beeinflussen zu eigener Veränderung. Kurz: was in naher Zukunft geschehen kann und wird, ist beeinflussbar, kann eine Wahrheit werden. Über uns, unser Jetzt und nahes "Morgen" hinaus aber, können wir nur eine innere Wahrheit erfahren, manchmal auch erringen - oder geschenkt bekommen. Eine Verfügung darüber haben wir nicht.

Ich glaube, dass es eine tragfähige persönliche Gewissheit über die Sinnhaftigkeit unseres Lebens und Seins gibt, sie freilich nicht sich von allein einstellen wird, sondern durch viele, auch (oder vor allem) schmerzhafte Erfahrungen hindurch in immer wieder mühevoller Eigenüberprüfung und -arbeit errungen werden muss, ohne je eine Sicherheit zu bringen, dass und wann sie sich einstellen könnte. Wenn sie sich einstellt, man sie gewinnt, ist sie ein Geschenk. Und immer wieder gefährdet. Doch es gibt Kriterien für Wahrhaftigkeit und persönliche Glaubwürdigkeit.

Grundbedingungen für eine Wahrhaftigkeit von Aussagen über die Sinnhaftigkeit irdischen Seins sind wohl:

1. Jede Aussage über einen so und nicht anders zu glaubenden Tatbestand oder Sachverhalt innerer Verfasstheit und Ausrichtung von Menschen ist in dieser Wahrheitsbehauptung unzulässig. (Jedes festgefügte Dogma ist zu verwerfen, kann nicht einen philosophischen Allgemeingültigkeits-Anspruch erheben - auch religiös nicht.)

2. Auch negative Aussagen, wie dass es keinen Sinn gäbe, dass der Tod ein vollständiges Ende sei, dass der Mensch keine Aufgabe habe, o.ä., sind unphilosophisch. Wir können solche Verneinungen nicht belegen oder entscheiden, auch sie sind unzulässig für wahrhaftiges Verhalten. Vorstellbar ist beides, dass sie zutreffen aber auch nicht zutreffen können.

3. Philosophisch errungener Glaube wird sich vor Endgültigkeits-Aussagen hüten, nicht auf äußeres Wissen berufen und durch Elemente der Betroffenheit der eigenen Existenz, von inneren Erfahrungen und Wissen um die eigene Unzulänglichkeit gekennzeichnet sein. Und wird Züge von Gefühlen wie Trauer, Geduld, Hoffnung und des Verbunden-Seins oder Sehnens mit anderen Menschen, in der Natur, auch Umwelt - oder dem (erlösenden) Nichts – tragen; sie gehören sicher irgendwie dazu, sind zumindest nicht ausgeschlossen.

4. Ein Mensch, der aus solchem, innerlich getragenem Glauben spricht, wird eher eine stärkere Bescheidenheit spüren lassen. Und trotzdem etwas Wesentliches aussagen, auch wenn es persönlich gefärbt ist und aus einer inneren Ruhehaltung heraus geäußert wird.

Der Philosoph Karl Jaspers hat sich lebenslang Gedanken über Beschaffenheit und Glaubwürdigkeit solchen Glaubens (zwischen Wissen-wollen und Erfahren-haben) gemacht. Er sagt in seiner kleinen Vorlesungsreihe "Der philosophische Glaube":