Auf die Seele hören - Michael Tischinger - E-Book

Auf die Seele hören E-Book

Michael Tischinger

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Beschreibung

Wir leben in einer komplexen Welt; Stress, Ängste und Zukunftssorgen sind tägliche Begleiter und was als stabil und verlässlich galt, wirkt heute brüchig und fragil. Dies gilt sowohl für private Lebenswelten als auch für die berufliche Wirklichkeit vieler Menschen. Dabei ist Sicherheit so nah – sie liegt in jedem selbst, in unserer Seele. Die menschliche Seele leidet an individuellem Stress, an Entmenschlichung, an Überforderung und Verletzungen, an zu wenig zwischenmenschlichem Halt, mangelnder Unterstützung und Liebe. Doch sie besitzt auch Widerstandskraft, innere Stärke und Lebendigkeit. Sie ist fähig zu Lebensfreude, Erfüllung großer Aufgaben, Mitgefühl und Liebe. Als innerer Kompass hilft sie, gelassener und mit mehr Vertrauen den eigenen Weg zu gehen. Michael Tischinger zeigt anhand eigener Erfahrungen und der Erfahrungen von Patienten, wie man mit der eigenen Seele in Kontakt treten und den inneren Kompass entdecken und einsetzen kann. Zahlreiche Impulsfragen und Übungen stellen den unmittelbaren praktischen Bezug zum eigenen Leben her; sorgsam ausgewählte Zitate und Gedichte ergänzen den Text und vertiefen die großen Fragen nach Sinnfindung, Selbsterkenntnis und Selbstbestimmung. Der Weg zur eigenen Identität beginnt oftmals mit einer Lebenskrise, die aus dem Alltagstrott herausholt und aufrüttelt, den unbewussten Überlebensmodus bewusst macht und dabei hilft, erstmals oder endlich wieder richtig lebendig zu werden. Wenn das Selbstwertgefühl bisher stark vom schlichten Funktionieren oder äußeren Gegebenheiten abhing, wird es nun möglich, in der Tiefe der Seele eine neue, eine wesentliche Erkenntnis zu gewinnen. Michael Tischinger nennt zwei wesentliche Voraussetzungen, um mit der eigenen Seele in Berührung zu kommen: Achtsamkeit und Geduld. Dafür bedarf es Seelenzeiten, in denen man seinen Ängsten, Bedürfnissen, Hoffnungen und Sehnsüchten nachspürt. Diese können individuell sehr unterschiedlich sein: eine Fastenzeit, eine Pilgerwanderung, ein Reise ans Meer oder die Begegnung mit Gleichgesinnten. Doch auch im Alltag besteht die Möglichkeit, sich Freiräume für die Selbstfürsorge zu schaffen. Es geht darum, sich von äußeren Zwängen und Erwartungen frei zu machen: die Antennen nach innen zu richten, "um zu erfahren, wie unsere Bedürfnisse und unsere eigenen Vorstellungen eines gelingenden Lebens aussehen und wie wir diese mit der äußeren Wirklichkeit in Einklang bringen können", so der Autor. Das kann nur gelingen, wenn man dazu bereit ist, Altes abzulegen, um für Neues offen zu sein. Veränderungen sind oft mit Unsicherheit und Ängsten verbunden, doch je näher man der eigenen Seele ist, umso leichter wird es fallen, Entscheidungen zu treffen und neue Entwicklungen anzunehmen. Michael Tischinger lädt dazu ein, der eigenen Seele nachzuspüren, ihre Bewegungen kennen zu lernen und ihrer Stimme Vertrauen zu schenken. Er ermutigt und regt dazu an, den ureigenen, authentischen Weg zu gehen, denn "wahre Freiheit ist nicht in erster Linie ein äußeres Freisein, sondern eine von innen kommende Qualität unserer Seele".

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Michael Tischinger

Auf die Seele hören

Wegweiser in ein selbstbestimmtes Leben

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2019

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: © Network! Werbeagentur GmbH, München

Umschlagmotiv: © plainpicture/Willing-Holtz

Satz: Arnold & Domnick, Leipzig

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

ISBN 978-3-451-81678-9

Inhalt

WORTE DES DANKS

MIR WURDE KLAR: JETZT!

EINLEITUNG

DAS RUFEN DER SEELE

Die größte ERFINDUNG des Lebens

Göttliche STÖRUNG

KÖRPER – GEIST – SEELE

Krankheit als RUFEN der SEELE

Stress frisst SEELE auf

SINN des Scheiterns

MIT DER SEELE IN BERÜHRUNG SEIN

Wie erfahre ich meine Seele?

Der INNEREN STIMME vertrauen

Wie SORGE ICH gut für meine SEELE?

SEELENZEITEN

Wie verhindere ich den KONTAKT zu meiner Seele?

Warum wir manchmal UNSEREM SEHNEN nicht folgen

Du kannst dich nicht NICHT Entscheiden

AUFWECKEN und AUFHÖREN

So ein ZUFALL!?

SELBST- STATT FREMDBESTIMMT LEBEN

(Ge)Horche und folge

Geld oder LEBEN

Lass die SEELE dein NAVI sein!

Heilraum NATUR

Seele – die ANTENNE zu Gott!?

WERDE DER, DER DU WAHRHAFT BIST

Stirb und werde

Der SPRÖSSLING

WURZELN – die unsichtbaren Verbindungen

Einfach SEIN

DIMENSIONEN DER SEELE

LIEBE

VERBUNDENHEIT

Vertrauen

SEHNSUCHT

Schönheit

DER LEBENSKREIS

Der RHYTHMUS des Lebens

Jahreszeiten – LEBENSZEITEN

Leben ist WANDEL

LEBEN OHNE REUE

Grüße die SONNE

Du bist FREI

Wer auch immer dir begegnet –ist SCHWESTER oder BRUDER

Empfange die GNADE

Eins im Anderen und ALLE VERBUNDEN

SEGENSWÜNSCHE

VERWENDETE UND WEITERFÜHRENDE LITERATUR

SONSTIGE QUELLENHINWEISE

AUFRUF ZUM LEBEN

Es ist ZEIT!

WORTE DES DANKS

Beginnen möchte ich mit den Worten des Danks.

„The words before all others“ – wie mein Seelenbruder Patrick Schank zu sagen pflegte.

Zuallererst empfinde ich tiefe Dankbarkeit für das Geschenk meines eigenen Lebens. Welche Gnade ist es doch, auf diesem wundervollen Planeten in einem wundervollen menschlichen Körper leben zu dürfen.

Ich danke meinen Eltern, die sich vom Leben in Dienst haben nehmen lassen, und mir gute Wurzeln für mein eigenes Wachstum geschenkt haben. Ebenso gilt mein tiefer Dank meiner Frau Elisabeth und meinen beiden Kindern, die mir das Wichtigste auf dieser Welt sind.

Mein Dank gilt all jenen Menschen und Wesen, die mir Wegbegleiter auf dieser abenteuerlichen Reise – die wir gewöhnlich Leben nennen – sind, und die mir vielfältige Inspirationen geschenkt haben, die dieses Buch erst möglich gemacht haben.

Entscheidende Erkenntnisse und Einsichten für dieses Buch wurden mir durch das Leben und Sterben meines Seelenbruders Patrick Schank zuteil. Ihm möchte ich dieses Buch widmen. Er hat mich durch sein Leben, sein Wirken, aber auch durch seinen frühen Tod gelehrt, was es bedeutet, ein beseeltes Leben zu führen.

Danke all jenen Menschen, die mein Herz auf unterschiedliche Weise berührt haben und so zum Entstehen dieses Buches beigetragen haben. Ganz besonders danke ich meinen Patientinnen und Patienten ebenso wie meinen Kolleginnen und Kollegen, die mich herausgefordert und angeregt haben, den Bewegungen der Seele nachzuspüren, um diesen selbst immer mehr zu vertrauen.

Tiefe Dankbarkeit empfinde ich insbesondere für die außergewöhnlich enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Tino Heeg vom Herder Verlag, der mir von Anfang an volle Unterstützung für dieses Buchprojekt hat zukommen lassen.

Mein besonderer Dank gilt insbesondere auch Birgit Sonnen, Carola Hanti, Joachim Kempf, Johannes Vogler, Lucia Bühler, Michael Gessel, Michael Leberle, Tina Schank und Thomas Boetsch, die das Manuskript für dieses Buch gelesen und mir wertvolle Rückmeldungen gegeben haben.

MIR WURDE KLAR: JETZT!

Es war ein kalter bewölkter Sonntag Ende Januar 2018. Ich war mit meinen Kindern auf dem Oberstdorfer Nebelhorn beim Skifahren. Am Nachmittag, als wir uns zur letzten Abfahrt anschickten, fiel mein Blick wie gebannt über das Oytal hinüber zur gegenüberliegenden Bergkette. Wie aus dem Nichts beschien ein goldgelbes Licht den Riefenkopf. Ich rief meinen Kindern zu: „Seht ihr dieses gelbe Licht … ist es nicht magisch?“ Wo kam angesichts des grauen, wolkenverhangenen Himmels dieses Licht her?

Am nächsten Morgen erfuhr ich, dass mein Freund und Kollege Patrick zu jener Stunde an diesem Berg tödlich verunglückt war. Zunächst konnte und wollte ich es gar nicht glauben. Wenige Tage zuvor waren wir bei einem Cappuccino zusammengesessen und hatten uns gefragt, was denn das Leben noch so von uns wolle. Wir beide waren beinahe auf den Tag genau gleich alt … in der vermeintlichen Mitte des Lebens. Patrick hatte eine kleine Tochter, die im Herbst in die Schule kommen würde. Und nun war Patrick tot. Es war mir zunächst unvorstellbar.

Sein letztes „Geschenk“ an mich war eine Adresse, die er mir kurz vor seinem Tod zugemailt hatte. Wir sprachen über die Visionssuche – ein zweiwöchiges Naturritual – als eine Möglichkeit, noch tiefer in Verbindung zu kommen mit dem, was uns beiden am Herzen lag: ein beseeltes Leben zu führen. Ich hatte diese Adresse zunächst abgeheftet – in der Vorstellung, diese Idee irgendwann einmal weiterzuverfolgen.

Nach dem Tod Patricks wurde mir klar: Jetzt!

Jetzt ist die Zeit! Nicht irgendwann! Obwohl ich vermeintlich angesichts anstehender Verpflichtungen gar keine Zeit dafür zu haben schien, nahm ich Kontakt mit dem Organisationsteam auf, und Türen öffneten sich, so dass ich schon im Frühjahr an einer Visionssuche in Umbrien teilnehmen konnte. Dort haben mich Sabine Funke und Klaus Reichle auf sehr achtsame und liebevolle Weise begleitet und dort bekam ich auch die Inspiration zu diesem Buch.

Patrick und mich einte eine tiefe Wesensähnlichkeit und eine seelische Verbundenheit, die ich als Seelenverwandtschaft bezeichnen möchte. Auch wenn er nun physisch tot ist, so lebt er dennoch auf eine besondere Weise in mir fort. So, als ob er Samen in meinem eigenen Leben gesät hätte, die nun – nach seinem frühen Tod – aufzugehen schienen. Offenbar ging es vielen anderen Menschen, die ihn gekannt haben, ganz ähnlich. Oft höre ich davon, dass er ein besonderer Mensch war … ein Seelenführer … ein Mensch, der in Verbindung war mit seiner eigenen Bestimmung, und so andere Menschen inspiriert hatte, auch gemäß ihrer Bestimmung zu leben. Wir können dies umso mehr, je mehr wir die Stimme unserer Seele in uns auch tatsächlich wahrnehmen und uns ihr mehr und mehr anvertrauen lernen.

EINLEITUNG

Suche nicht draußen!

Kehre in dich selbst zurück!

Im Innern des Menschen wohnt die Wahrheit.

AUGUSTINUS VON HIPPO

Wir leben in einer hochgradig dynamischen und unübersichtlichen Welt. Mehr und mehr realisieren wir, wie sehr wir alle Schicksalsgefährten einer globalisierten und ineinanderverwobenen Welt sind. Gleichzeitig scheint unsere Lebenswirklichkeit unsicherer und krisenhafter geworden zu sein. Das Lebenstempo hat sich für viele Menschen merklich beschleunigt. Stress als allgegenwärtiges Phänomen ist die spürbare Auswirkung dieses modernen Lebensgefühls. Innere und äußere Verunsicherung macht sich breit. Ängste, Befürchtungen, Zukunftssorgen sind zu tagtäglichen Begleitern geworden. Was vorher noch als stabil und verlässlich galt, scheint brüchig und fragil geworden zu sein. Dies gilt sowohl für unsere privaten Lebenswelten als auch für die berufliche Wirklichkeit vieler Menschen unserer Zeit. Worauf kann ich mich noch verlassen? Wem kann ich mich anvertrauen? Was vermittelt mir in einem undurchschaubaren Strudel von politischen, gesellschaftlichen und individuellen Veränderungen Stabilität und Sicherheit?

„Alternative Fakten“ lautete das Unwort des Jahres 2017. Dieser Ausdruck umschreibt den irreführenden Versuch, Falschbehauptungen als legitimes Mittel im öffentlichen Diskurs salonfähig zu machen. Mittels „alternativer Fakten“ werden in unserer Gesellschaft Stimmungen gemacht, populistische Tendenzen werden verstärkt, Spaltungen in links oder rechts werden vertieft. Es werden Bedrohungsszenarien entworfen und der Eindruck erweckt, wir als Menschheit würden von einer Krise in die nächste schlittern. Was können wir noch glauben? Woran sollen wir uns orientieren? Was gibt uns innerlich Halt in einer äußerlich offenen, aber haltlosen Welt?

Ist es nicht so, dass das menschliche Leben von jeher keiner eindeutigen Wegbeschreibung folgt? Vielmehr gleicht unser Lebensweg doch dem Voranschreiten in ein noch unbekanntes Land.

Der spanische Lyriker Antonio Machado schreibt in seinem Gedicht „Spuren“ über den Weg des Menschen: Wanderer, deine Spuren sind der Weg, und sonst nichts; Wanderer, es gibt keinen Weg, der Weg entsteht im Gehen.

Die scheinbare Beliebigkeit und fehlende Verlässlichkeit in der uns umgebenden Außenwelt rufen danach, einen inneren Kompass zu haben, der uns als verlässlicher Orientierungspunkt in unserem Leben dient. Einen inneren Kompass, der uns hilft, gelassener und mit mehr innerem Vertrauen unseren Weg zu gehen.

Wir alle haben in uns einen inneren Kompass, der uns helfen kann, in dieser hochkomplexen und sich schnell verändernden äußeren Welt Orientierung zu finden. Ein Kompass gibt die Richtung an, in die wir gehen wollen. Unser innerer Kompass weiß darum, was für uns wirklich wichtig ist, was unsere je eigenen Werte sind.

Es gibt diesen inneren Kompass, der sich uns als innere Stimme, als innere Stärke mitteilen möchte. Dieser Kompass gibt uns die Kraft, aus alten Mustern herauszutreten, neue Wege zu wagen, die Schritte unseres Lebens in die Richtung zu lenken, die uns zu wahrhaftigen, authentischen und stimmigen Menschen werden lässt.

Dieser innere Kompass wohnt in uns allen. Es ist der Ort unserer tiefsten Innerlichkeit. Der Ort, an dem wir um unser Gutsein, um unsere Würde und unseren Wert als Mensch wissen. Der Ort, zu dem wir Zuflucht nehmen können, wenn uns die Stürme des Lebens im Außen hin- und hertreiben.

Es ist unsere Seele, die in uns wohnt und uns als innere Weisheit, als treuer Ratgeber immer, immer, immer zur Verfügung stehen will. Wir alle sind beseelte Wesen. Beseelt zu sein meint zweierlei: Zum einen bedeutet es, eine Seele zu haben und in Berührung mit ihr zu sein. Wir sprechen aber auch von einem beseelten Menschen, wenn wir ausdrücken wollen, dass jemand tief erfüllt und beglückt von etwas ist. Ein beseeltes Leben zu führen heißt, mit Freude, mit Hingabebereitschaft und aus tiefstem Seelengrund lebendig zu sein.

Dieses Buch will Sie einladen, Ihrer eigenen Seele nachzuspüren, die Bewegungen Ihrer Seele kennen zu lernen und der Stimme Ihrer eigenen Seele Vertrauen zu schenken. Ich möchte Sie ermutigen und anregen, Ihren ureigenen, authentischen Weg zu gehen.

Dazu habe ich Erfahrungen aus der Arbeit mit meinen Patientinnen und Patienten, Inspirationen von Patrick Schank, aber auch Erkenntnisse aus meinem persönlichen Leben zusammengetragen. Offenbar haben sich schon viele andere vor mir ähnliche Fragen gestellt und eigene Antworten gefunden. Daher füge ich immer wieder auch Zitate, Gedichte oder Texte ein, die für mich selbst inspirierend waren. Vielleicht sind diese Worte auch für Sie hilfreich. Darüber hinaus finden Sie in diesem Buch immer wieder Impulsfragen, die Sie zum Innehalten anregen wollen. Ebenso habe ich verschiedene Übungen, die ich allein beziehungsweise zusammen mit meinen Patientinnen und Patienten bereits erprobt habe, eingeflochten, um Ihnen eigene, vertiefende Erfahrungen zu ermöglichen.

DAS RUFEN DER SEELE

Die größte ERFINDUNG des Lebens

„Hast du Angst vor dem Tod?“, fragte der kleine Prinz die Rose.

Darauf antwortete sie: „Aber nein. Ich habe doch gelebt, ich habe geblüht und meine Kräfte eingesetzt so viel ich konnte. Und Liebe, tausendfach verschenkt, kehrt wieder zurück zu dem, der sie gegeben. So will ich warten auf das neue Leben und ohne Angst und Verzagen verblühen …“

ANTOINE DE SAINT-EXUPÉRY

Das Smartphone hat unser Leben im 21. Jahrhundert stärker verändert als jede andere aktuelle Erfindung. Für viele von uns ist ein Leben ohne diese technische Errungenschaft schlichtweg nicht mehr vorstellbar. Von außen betrachtet scheint das Smartphone bereits zu einem Körperteil von uns geworden zu sein, da wir es permanent bei uns tragen. Die Entwicklung des Smartphones ist aufs engste mit dem Namen von Steve Jobs verknüpft. Für manch einen gilt der Gründer von Apple daher als größter Erfinder der Neuzeit.

Steve Jobs verstarb 2011 an den Folgen eines Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er wurde 56 Jahre alt. Angesichts dieser lebensbedrohlichen Erkrankung hielt er 2005 bei der Abschlussfeier der Stanford Universität vor frisch diplomierten Studenten eine sehr berührende Rede. Darin bezeichnete er den Tod als die größte Erfindung des Lebens.

Mit 17 Jahren habe er ein Zitat gelesen, das ihn sein ganzes Leben hindurch begleitet hat: Wenn du jeden Tag so lebst, als wäre es dein letzter, wird es höchstwahrscheinlich irgendwann richtig gewesen sein. Ab da habe er sich jeden Tag morgens vor den Spiegel gestellt und sich selbst gefragt: „Wenn heute der letzte Tag meines Lebens wäre, würde ich das tun, was ich mir heute vorgenommen habe zu tun?“ Immer wenn die Antwort für mehrere Tage hintereinander „Nein“ gewesen sei, habe er gewusst, dass es Zeit war, etwas in seinem Leben zu ändern. Sich bewusst zu machen, dass er bald tot sein werde, sei für ihn das wichtigste Werkzeug gewesen, um die großen Entscheidungen seines Lebens zu treffen und seinen Visionen treu zu bleiben.

Äußere Erwartungen, eigener Stolz, Versagensängste, Scham oder andere Dinge, die uns gewöhnlich stark beeinflussen können, fallen im Angesicht des Todes weg. Sich zu erinnern, dass wir sterben werden, hilft uns, ein bewusstes und stimmiges Leben zu führen. Es gibt keinen Grund, unserem eigenen Herzen nicht zu folgen. Der Tod ist das Reiseziel, das wir alle teilen. Er ist der Vertreter des Lebens für den Wandel. Er trennt das Unwichtige vom Wichtigen und macht Platz für das Neue.

Den Studenten gab er deswegen folgendene Ratschläge mit auf ihren Weg: Vergeudet eure Zeit nicht, um das Leben eines anderen zu führen. Lasst eure eigene Stimme nicht vom Lärm der anderen Meinungen übertönen. Habt den Mut, eurem Herzen und eurer Intuition zu folgen. Dadurch erfahrt ihr, wer ihr wirklich sein wollt.

Offenbar hatte diese Lebenseinstellung Steve Jobs die Kraft gegeben, seine Visionen umzusetzen, obwohl er sich äußerlich immer wieder in schwierigen Situationen wiederfand und Phasen des Scheiterns bewältigen musste.

Schon ganz früh in seinem Leben wurde er von seiner Mutter zur Adoption freigegeben. Er wuchs bei Adoptiveltern auf, machte seine Hochschulreife und begann zu studieren. Seine Eltern waren nicht gerade vermögend und hätten all ihre Ersparnisse für sein Studium aufwenden müssen. Er brach sein Studium ab und besuchte stattdessen einen Kalligraphiekurs. Hätte er sein Studium nicht abgebrochen, wäre er nie in diese Kalligraphiekurse gegangen und hätte sich nicht mit Typografie beschäftigt und nicht die Computer entwickeln können, die ihn und Apple so berühmt gemacht haben.

Etliche Jahre später wurde er aus seiner eigenen Fima gefeuert, aber auch das sollte sich zwar als bittere, doch letztlich gute Medizin erweisen. Er lernte dadurch seine Frau kennen und entwickelte eine neue Technologie, die später für Apple zum Herzstück werden sollte, nachdem er letztlich doch wieder zu Apple zurückfand. In der Rückschau habe alles, was ihm in seinem Leben widerfahren sei, irgendwie Sinn gemacht: Alle Punkte seines Lebens ließen sich im Nachhinein wie durch einen roten Faden verbinden. Steve Jobs empfahl in seiner Rede daher den jungen Studenten, zu vertrauen, dass sich auch die Punkte ihres Lebens verbinden lassen und etwas – wie auch immer wir es nennen – uns alle führt.

Steve Jobs sprach in diesem Zusammenhang davon, dass uns das Schicksal manchmal wie mit einem Backstein am Kopf trifft, aber wir dürfen in solchen Situationen nicht den Glauben verlieren. Letztlich half ihm in seinem Leben immer wieder, dass er das, was er tat, wirklich liebte. Das gab ihm die Kraft, trotz Rückschlägen weiterzumachen.

Manche Menschen verhalten sich so, als ob sie noch ein zweites Leben im Gepäck hätten. Doch dieses Leben ist nicht die Generalprobe für die eigentliche Aufführung, sondern es ist bereits die Uraufführung. Wir leben nur einmal. Ein Freund, der vor kurzem mit der Diagnose Krebs konfrontiert wurde, meinte dazu: „Ich habe durch diese schwere Erkrankung erkannt, dass wir zwei Leben haben. Das zweite Leben beginnt dann, wenn wir kapieren, dass wir in Wirklichkeit nur eines haben.“

Die beiden Aufforderungen „Memento mori!“ (lat. „Sei dir deiner Sterblichkeit bewusst“) und „Carpe diem!“ (lat. „Pflücke den Tag“) gehören unweigerlich zusammen wie die beiden Seiten einer Medaille. „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden!“ – diese biblische Weisheit will uns einladen, aus der Perspektive der eigenen Endlichkeit heraus klug mit unserem Leben im Hier und Jetzt umzugehen. Wenn unser Leben endlich ist, so lasst uns endlich leben!

Göttliche STÖRUNG

So wie im Leben von Steve Jobs, so ist es in unser aller Leben: Wir werden immer wieder mit schwierigen Situationen konfrontiert, die wir zum Beispiel als Krisen, Schicksalsschläge, Scheitern oder Verluste bezeichnen. Sind wir mit solchen Herausforderungen konfrontiert, verstehen wir zunächst nicht, was diese Situationen in der Tiefe bedeuten sollen, wofür sie vielleicht sogar gut sein könnten. Erst in der Rückschau entstehen Verbindungslinien zwischen den einzelnen Punkten und wir können sie in einen größeren Kontext einordnen.

Verharren wir zu sehr im Alltagstrott, braucht es oftmals eine größere Störung, um uns aufzurütteln. Ja, es braucht womöglich eine „göttliche Störung“, um uns aus einem unbewussten Überlebensmodus herauszuholen und um vielleicht erstmals richtig lebendig zu werden.

Für mich war der unerwartete Tod meines gleichaltrigen Freundes Patrick eine solche göttliche Störung. Wie konnte ich nur glauben, dass Patrick und ich in der Mitte unseres Lebens seien und noch viele Jahre vor uns hätten? Welch ein Trugschluss! Was bedeutete der Tod Patricks für mein eigenes Leben?

Eine göttlichen Störung bedeutet, dass etwas völlig Unerwartetes in unser Leben hereinbricht und uns gehörig durcheinanderwirbelt. Plötzlich sind wir mit ganz anderen Fragen als bisher konfrontiert. Drehte sich unser Denken zuletzt womöglich viel um kleinere Alltagssorgen, so können uns eine lebensbedrohliche Erkrankung, ein Unfall oder der reale Verlust eines nahen Menschen aufrütteln und uns mit ganz anderen, mit wesentlicheren Fragen in Kontakt bringen.

So stellt eine solche Störung unseres Alltagsbewusstseins immer auch die Frage nach unserem Leben als Ganzem.

Ich lade Sie ein, sich mit Hilfe folgender Fragen, Gedanken über Ihre eigene Lebenseinstellung zu machen:

Lieben Sie das, was Sie tun? Folgen Sie Ihrer inneren Stimme? Vertrauen Sie, dass auch in Problemen, Schwierigkeiten, Momenten des Scheiterns etwas Sinnvolles geschehen will? Lieben Sie Ihr Leben? Wie gehen Sie mit dem Geschenk Ihres Lebens um? Sind Sie sich der Einzigartigkeit Ihres eigenen Lebens bewusst? Stimmt Ihr Leben, so wie Sie jetzt gerade leben? Sind Sie wirklich lebendig oder überleben Sie nur? Folgen Sie der Spur Ihres Herzens? Lieben Sie die Menschen, mit denen Sie Ihre Zeit verbringen?

Viele Märchen sowie biblische Heilungs- und Wandlungsgeschichten folgen einem dreistufigen Muster. Im ersten Teil wird eine gewöhnliche Ausgangssituation geschildert. Im zweiten Teil steht der Protagonist dann vor einer großen Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. Im dritten Teil geht er oder sie schließlich gewandelt und gereift daraus hervor.

Auch Hollywoodfilme sind oftmals nach einem ähnlichen Handlungsmuster gestrickt: Zunächst wird eine normale Alltagssituation geschildert, in die hinein etwas Außergewöhnliches passiert. Die Hauptdarsteller müssen sich auf den Weg machen, um durch die Hilfe von Mentoren oder durch die Entwicklung eigener Kräfte eine Lösung auf einer höheren seelischen Ebene zu finden, um letztlich ein Happy End zu ermöglichen.

Ich lade Sie ein, eine Sie gehörig belastende Schwierigkeit Ihres bisherigen Lebens unter der Perspektive der göttlichen Störung zu betrachten.

Wie war Ihre Alltagssituation, Ihr Denken, Ihr Verhalten vor dem Eintreffen der göttlichen Störung? In welcher Weise hat diese Störung Sie zu einer Veränderung Ihres bisherigen Lebens geführt? Was ist auf einer höheren („göttlichen“) Ebene die Lernaufgabe, der Wachstumsimpuls gewesen? Was war Ihnen fortan nicht mehr möglich zu denken oder zu tun? Was ist daraus an Neuem in Ihrem Leben entstanden? Wem sind Sie dadurch womöglich begegnet? In welcher Weise sind Sie daran gereift/gewachsen? Wenn Sie nun davon ausgehen, dass eine göttliche Störung auf einer höheren Ebene Ihr seelisches Wachstum, Ihre Reifung, also Ihre Weiterentwicklung im Sinne hatte: Woraus konnten Sie sich herauslösen? Womit war Ihr Denken, Ihr Verhalten verwickelt? Wohin hat sich Ihr Leben weiterentwickelt?

KÖRPER – GEIST – SEELE

Was ist der Ursprung Eurer Leiden?

Ich werde es Euch sagen:

Es ist die Identifikation mit dem Körper,

die falsche Annahme,

dass Ihr der Körper seid.

SATHYA SAI BABA

Der Mensch besteht aus Körper, Geist und Seele. Diese drei Aspekte des Menschseins stehen in gegenseitiger Wechselwirkung und bilden eine Einheit.

Betrachten wir die moderne Medizin, wie sie heute an Universitäten gelehrt wird, so entsteht jedoch der Eindruck, dass weiterhin ein allzu verengtes Bild des Menschen, nämlich eine Reduktion auf den Körper vertreten wird. Der geistige und seelische Aspekt wird vielfach vernachlässigt beziehungsweise an ein kleines Fachgebiet – die Psychosomatik – delegiert. Nur in diesem Feld der Medizin scheint das Nachdenken über die gegenseitige Einflussnahme von biologischen Prozessen (Körper), denkendem Bewusstsein (Geist) und fühlendem Bewusstsein/Spürbewusstsein (Seele) erwünscht zu sein.

In den übrigen medizinischen Fachgebieten steht fast ausschließlich der Körper und seine biologischen Mechanismen und Regelkreise im Zentrum des Interesses.

Dahinter steckt oftmals noch immer ein sehr mechanistisches Bild von uns Menschen, das in etwa so lautet:

Der menschliche Körper ist vergleichbar mit einer Maschine, die gefälligst reibungslos ihre Funktion erfüllen sollte. Sie muss regelmäßig mit Energie (Nahrung, Flüssigkeit) versorgt werden, sollte gepflegt und gewartet werden, damit sie möglichst lange funktionieren kann. Bei Ausfällen werden Fachleute (Ärzte) hinzugezogen, die die Maschine wieder reparieren sollen und bedarfsweise defekte Teile gegen funktionierende Ersatzteile austauschen können. Auftretende Verschleißerscheinungen sollten durch eine möglichst perfekte Benutzung und Wartung der Maschine minimiert beziehungsweise möglichst lange hinausgeschoben werden. Der menschliche Geist spielt dabei nur insofern eine Rolle, als das Gehirn als biologischer Sitz unseres Bewusstseins gesehen wird (im Sinne einer Schaltzentrale für unseren menschlichen Körper) und für Benutzung, Wartung und Bedienung der Körpermaschine verantwortlich ist.

Krankheit wird als Symptom des Nicht-mehr-Funktionierens der Maschine gedeutet und muss mit Werkzeugen, die gegen das Nicht-Funktionieren ankämpfen, beseitigt werden. Die gängigen Medikamente beginnen nicht umsonst mit dem Wörtchen Anti-. Wie zum Beispiel Antihypertensivum, Antidiuretikum, Antidiabetikum, Antidepressivum … Bis dahin, dass wir gegen den natürlichen Alterungsprozess mittlerweile mittels Antiaging vorzugehen versuchen. Wir versuchen mit solchen Substanzen Symptome zu unterdrücken, ohne sie ursächlich zu verstehen. Dadurch werden diese weder verstanden noch dauerhaft behoben. Werden die Ursachen der Symptome nicht wirklich erkannt, können die unterdrückten Symptome in ähnlicher Weise wiederkehren oder sich auf andere Ebenen verschieben.

Unsere moderne Medizin hat große Erfolge vorzuweisen. So sind in vielen Bereichen wirkungsvolle Behandlungsfortschritte erzielt worden, die ich an dieser Stelle ausdrücklich würdigen möchte. Es gibt gerade in der jüngsten Vergangenheit bei einer ganzen Reihe von Krebsarten ganz erhebliche Fortschritte dank besserer Diagnostik und neueren Therapien.

Dennoch wächst bei vielen Menschen ein Unbehagen gegenüber einer Engführung auf eine rein mechanistische Sichtweise des Menschseins. Manchmal erscheint es so, als ob sich unsere heutige Medizin einen Tunnelblick zugelegt hätte, der größere Zusammenhänge ausschließt und die Perspektive auf die Landschaften des Lebens vernachlässigt.

Werden Krankheiten nur als Ansammlung von Symptomen im Sinne eines fehlerhaften Funktionierens verstanden, so wird dies dem leidenden Menschen nicht gerecht.

Krankheit als RUFEN der SEELE

Dialog zwischen Seele und Körper:

„Sag’s du ihm. Auf mich hört er nicht“, sprach die Seele zum Körper.

„Ich werde krank werden, damit er sich Zeit nimmt, auf dich zu hören“, antwortete der Körper.

Jede Krankheit hat einen seelischen Aspekt. In jeder Erkrankung steckt ein Rufen der Seele – nicht nur in dem herkömmlicherweise als psychosomatisch bezeichneten Kranksein. Eine Krankheit bringt uns dazu, mit unserem Körper Kontakt aufzunehmen, seine Signale wahrzunehmen. Letztlich ist es aber immer auch eine Botschaft der Seele, die uns dadurch erreichen möchte. Der bekannte Dichter und Schriftsteller Christian Morgenstern hat den Körper als den Übersetzer der Seele ins Sichtbare bezeichnet. Indem wir unseren Körper wahrnehmen, können wir auch Zugang zu unserem seelischen Befinden bekommen.

Der Körper ist der Resonanzraum unserer Seele. Das Wort Resonanz kommt vom Lateinischen „resonare“, was „wieder ertönen, wieder erschallen“ bedeutet. In der Physik bezeichnet Resonanz das Mitschwingen eines Körpers mit etwas anderem. Damit ist gemeint, dass sich im Sinne eines schwingfähigen Systems etwas durch ein anderes auszudrücken vermag. Unsere Seele kann sich durch unseren Körper mitteilen. Der Körper wird somit zum Tor für unsere Seele. Körper und Seele dürfen nicht getrennt voneinander betrachtet werden, so als ob sie nichts miteinander zu tun hätten. Vielmehr sind unser Körper und unsere Seele miteinander in Schwingung, in Resonanz. Unser biologischer Köper ist ein resonanzfähiger Organismus. Er kann sich als Resonanzraum auf das Seelische hin ausrichten und somit unser Innerstes durch eigenes Klingen zum Ausdruck bringen.

Ich möchte Ihnen hierzu ein eigenes, aktuelles Beispiel geben, wie mir durch einen körperlichen Schmerz eine seelische Botschaft zuteilwurde: Kürzlich hatte ich mir für den Samstag vorgenommen, im Garten meines Vaters zu arbeiten und sein Haus zu putzen. Dummerweise kamen unter der Woche kurzerhand noch drei Terminanfragen für diesen Tag hinzu, die ich nicht absagen wollte. Die Lösung schien naheliegend: Ich musste einfach früher mit meinem Tagwerk beginnen und etwas flotter arbeiten, um das alles gut unterzubringen. Gesagt – getan. Das Ergebnis war jedoch sehr unerfreulich. Am Samstagabend stellten sich heftige Schmerzen im Bereich des unteren Rückens ein. Diagnose: Akute Lumbalgie. Auf körperlicher Ebene ist die Sache klar: Es liegt eine Nervenreizung im Bereich der Lendenwirbelsäule vor. Empfehlung des Hausarztes: Einnahme eines Schmerzmittels und vorübergehende Schonung.

So weit, so gut. Rein schulmedizinisch war das keine große Sache. Tatsächlich zwangen mich die Rückenschmerzen aber dazu, mich auszuruhen und mir Zeit für mich selbst zu nehmen.

Als ich die drei zusätzlichen Termine für den Samstag zugesagt hatte, hatte ich bereits ein leichtes Verkrampfen im Bauchbereich verspürt. Rückblickend musste ich mir selbst eingestehen, dass ich die seelische Botschaft („Halt! Es wird zu viel!“) einfach ignoriert hatte. Ich verstand, dass ich mal wieder meinem alten Verhaltensmuster, mir zu viel in den Tag zu packen, begegnet war.

Mir wurde klar, dass ich angesichts des schnellen Arbeitstempos unachtsam mit mir umgegangen war. Bei der Gartenarbeit schwitzte ich am Rücken, nahm mir aber keine Zeit, das T-Shirt zu wechseln, sondern arbeitete eilig weiter, wodurch die nachfolgende Nervenreizung begünstigt wurde.

Als ich mit Decke und Wärmflasche auf dem Sofa lag, führte ich einen inneren Dialog mit meiner Seele. Sie wollte von Anfang an nur mein Allerbestes und sprach aus der Warte des Wohlwollens: „Mach doch langsam. Lass dir mehr Zeit. Du darfst die Dinge ruhiger angehen. Werde ruhiger. Werde wesentlicher.“

Unsere Seele scheut nicht davor zurück, uns Krankheiten oder andere Schwierigkeiten zu schicken, damit wir innehalten, um auf sie zu hören. Sie will uns zurufen: „Stimmt dein Leben, so wie du gerade lebst?“ Es ist ein Rufen aus unserem Innenraum. Unsere Seele will uns Orientierung geben. Sie will wie ein achtsamer Wächter auf uns aufpassen, damit wir verstehen können, was wir tun und was wir lassen sollten. Sie spricht von ganz innen, von dem Ort in uns, wo wir um unsere Würde als Mensch wissen. Sie ist der Ort unserer wahren Werte und weiß, was für uns das Allerbeste ist. Sind wir mit der Seele in Verbindung, wissen wir um unser wahres Menschsein, unser Gutsein, unser tiefstes Wesen. Die Seele möchte uns immer wieder dazu einladen, uns Zeit für uns zu nehmen und uns selbst Aufmerksamkeit zu schenken.

Eine Patientin unserer Klinik, die heute Anfang vierzig ist, hat mir dazu Folgendes erzählt:

Meine Eltern waren immer viel beschäftigt. Ich lernte früh zu funktionieren, ich wollte ihnen ja nicht zur Last fallen. Ich sah, wie sie sich abmühten und sich anstrengten. Sie betonten immer wieder, dass ich es einmal besser haben sollte als sie. Ich hatte Schuldgefühle, wenn ich mir mal Zeit mit ihnen gewünscht hatte, wo sie doch so hart arbeiteten. Als Kind musste ich krank werden, um die Aufmerksamkeit und die Zeit meiner Eltern zu bekommen. Nur wenn ich krank im Bett lag, ließen sie mich ihre Fürsorge spüren und kümmerten sich um mich. Als Erwachsene habe ich es ihnen nachgemacht. Ich habe ebenfalls ständig gearbeitet und viel geleistet. Nun, da ich krank geworden bin, sehe ich, wie sehr ich mich selbst vernachlässigt habe. Ich habe mir in den letzten Jahren keine Zeit geschenkt, um nach mir zu schauen. Offenbar musste ich als Erwachsene immer wieder krank werden, um mir selbst Aufmerksamkeit und Zeit zu schenken.

Die nachfolgende Übung möchte Sie einladen, sich selbst und Ihrem Innersten Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken. Vielleicht finden Sie daran Gefallen und Sie möchten diese Übung immer wieder einmal ausprobieren.

ÜBUNGInnerer Dialog mit der Seele