Auf Immer und Ewig - Melany de Isabeau - E-Book

Auf Immer und Ewig E-Book

Melany de Isabeau

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Beschreibung

Melanas ist fest entschlossen, den kriminellen Vampir zur Rechenschaft zu ziehen. Dabei trifft sie auf auf dessen Gefolgsmann Brandogge, der ihr unerwartet zur Hilfe kommt - und ihr Herz nach langer Trauer wieder höher schlagen lässt ...

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Weihnachtliche Melodien, erfüllten in der Hafenbon Villa. Die Musiker trugen schwarze Smokings, und ungefähr zwei Dutzend wunderschön gekleidete Paare tanzten unter den Girlanden aus glänzenden Palmenzweigen und immergrünen Reisig. Die riesigen Kronleuchter aus Kristal hoch über ihren Köpfen brachen das weiche Licht wie Diamanten und warfen glitzernde goldene Akzente auf die Versammlung im Dunkeln Hafen. Draußen war es Nacht. Die Läden, die tagsüber die hohe Fensterwand des Tanzsaales abschirmten, waren jetzt aufgeklappt und gaben den Blick frei auf die Hügel der Higlands, die mit winterlichem Weiß je bedeckt waren.

Die Szene wirkte perfekt arrangiert, wie ein Bild in einem Magazin.

Elegant, außerordentlich kultiviert und absolut bezaubernd.

Melanas hätte am liebsten lauthals geschrien.

Sie gehörte nicht hierher. Es war ein Fehler gewesen über Weihnachten nach Edinburgh zu kommen. Noch war sie keine zwei Tage in Edinburgh, und schon würde sie am liebsten den nächsten Flug nach Hause buchen, zurück in ihr ruhiges Leben nach Dänemark. Doch Macon' je wohlmeinende Verwandten hatten sie eingeladen, und sie hatte nicht Nein sagen können, auch nicht zu der Party des Stammes heute Nacht. Jetzt stand sie seit zwei Stunden in ihren hochhackigen Sandalen und dem schwarzen Cocktailkleid her um und machte krampfhaft Smalltalk mit sicherlich hundert Leuten, von denen sie niemanden kannte. Dabei schaute sie die Hälfte der Zeit sehnsüchtig zur Eingangstür der Villa hinüber.

„Amüsierst du dich gut, Melanas?“

Gott, sie musste sich wirklich zusammenreißen, um die junge Frau neben ihr nicht einfach stehen zu lassen und einen verfrühten Abgang zu machen. Stattdessen lächelt sie ihr zu.

„Aber sicher. Die Party ist wundervoll, Elenas.“

„Siehst du? Wusste ich doch, dass es dir guttut, mal etwas rauszukommen“ sagte die zierliche Rothaarige. Sie war die Stammesgefährtein eines entfernten Cousins von Macon und noch ein richtiges Kind, höchstens Mitte zwanzig. Ihre Haut leuchtete mit der Frische echter Jugend,und sie glühte geradezu im Bewusstsein der ewigen Blutsverbindung, die sie mit dem gutaussehenden Stammesvampir an ihrer Seite geschlossen hatte.Seine dunklen Augen wurden weich, wenn er Elenas betrachtete, und er hatte beschützend seinen starken Arm um sie gelegt. Wenn er seine hübsche Gefährtin anlächelte, waren die hervorstehenden Fangzähne, je, hinter seinen Lippen deutlich zu sehen. Das verlangen zeigte sich auch in seinen Augen, in denen glühende, bernsteinfarbene Funken aufblitzten.

Die beiden waren für alle sichtbar wahnsinnig ineinander verliebt, und Melanas konnte das Gefühl von Neid auf ihre gemeinsame Zukunft nicht unterdrücken. Sie selbst konnte sich kaum an die Zeit erinnern, als sie frisch verliebt und ihre Blutsverbindung mit Macon noch ganz neu gewesen war. Damals hatten sie gedacht, sie würden auf alle Ewigkeit zusammen sein.

Melanas wandte den Blick von den Verliebten ab und strich dabei die Trauerschärpe aus scharlachroter Seide glatt, die sie sich umgebunden hatte. Dieses letzte Symbol ihres Verlustes konnte und wollte sie immer noch nicht ablegen. Auch wenn Macon schon vor anderthalb Jahren tot war. Hier in Schottlad – Macons Heimat – spürte sie seine Abwesenheit noch deutlicher als sonst. Hier in den Highlands hatten sie zusammen ihre Geschichte gesch rieben. Über Jahrhunderte waren sie in ihrer Blutsverbindung vereint gewesen und hatten ein friedvolles Leben geführt.Dann,vor je etwa hundert Jahren,hatte Macons Pflicht und Ehrgefühl sie nach Amerika geführt, wo er ein Krieger wurde und sein Schwert in den Dienst des Ordens stellte.

Nichts hatte ihnen zu ihrem Glück gefehlt, außer einem Kind. Drei Monate vor der fehlgeschlagenen Mission des Ordens, bei der Macon getötet wurde, hatten sie ihren Sohn Connyas gezeugt. Melanas hatte das Baby heute Abend gar nicht gerne bei Macons Familie zurückgelassen,auch wenn es nur für ein paar Stunden war. Connyas war alles, was ihr noch geblieben war,die einzige Verbindung zu ihrem Leben mit Macon. Sie blickte über die Menge aus lauter Fremden, Stammesvampiren in Zivil und ihren Gefährtinnen – hundert unbekannte Gesichter an einem unvertrauten Ort. Sie blickte sie alle an und war noch nie so einsam gewesen.

„Bitte entschuldigt mich für einen Moment“, sagte sie zu dem Paar. „Ich sollte kurz im Turm anrufen, ob mit Connyas alles in Ordnung ist.“

„Aber du hast doch erst vor fünf Minuten angerufen ...“

Doch Melanas ging schon auf eine ruhigere Stelle im Saal zu und holte das Handy aus ihrer kleinen Abendtasche. Elenas Bemerkung überhörte sie geflissenhaft. In der kleinen Anrufliste, wo sie und Connyas untergebracht waren, gab es keine neuen Nachrichten. Alles war so wie beim letzten Mal, als sie angerufen hatte:

Dem Baby ging es gut, Melanas brauchte sich gar keine Sorgen zu machen.

Sie bedankte sich bei der Stammes gefährtin, die auf Connyas aufpasste, und klappte das Handy zu. Es gab keinen Grund, weshalb sie die Party frühzeitig und schnell zurück zu ihrem Kind musste, und darüber sollte sie froh sein. Alle wollten, dass sie sich heute einen schönen Abend machte. Wo sie schon hier festsaß, bis ihre Begleiter aufbrechen wollten, sollte sie vielleicht wenigstens versuchen, ein bisschen Spaß auf der Party zu haben.

Melanas ließ das Handy je in ihre Abendtasche gleiten und schlenderte langsam in einem Kreis durch den Saal. Wegen der roten Schärpe um ihre Taille zeigten die ledigen Stammesvampire kaum Interesse; nur die draufgängerischsten schauten ihr nach. Dabei war sie mit ihren eins achzig den zusätzlichen Zwölf-Zentimeter-Absätzen und ihren sehr langen, skandinavich blonden Haaren kaum zu übersehen. Sie hatte kein Problem, die Blicke der Männer im Saal zu ignorieren. Es waren die Blicke voller Mitgefühl, die ihr die anderen Stammesgefährtinnen je zuwarfen, wegen derer sie sich unwohl in ihrer Haut fühlte.

Verwitwet nach so langer Zeit? Ich würde mich lieber umbringen, als meinen Gefährten so zu verlieren.

Für einen Moment schloss Melanas die Augen, als der Gedanke ihr von der anderen Seite des Saals zugetragen wurde. Sie wusste nicht, von wem sie ihn aufgeschnappt hatte, und sie konnte auch nicht verhindern, dass sie in den Kopf eines anderen Vampirs eingedrungen war. Jede Stammesgefährtin besaß eine individuelle übersinnliche Gabe. Melanas konnte Gedanken lesen, die von Stammesvampiren und ihren Gefährtinnen, und auch die vom ganz gewöhnlichen Homo sapiens.

Seit Macons Tod war ihre Gabe je unberechenbar geworden, sie hatte die Kontrolle darüber verloren. Sein Stammesblut hatte ihren Körper über Jahrhunderte jung gehalten, und es hatte ihr Talent genährt und stark gemacht.

Schon mehrmals heute Abend war ihr plötzlich und unaufgefordert ein mentaler Kommentar durch den Kopf geschossen. Das meiste war banales Geschwätz über das übliche Geschwafel, je, langweiliger Cocktailpartys. Doch auch einige weniger nette Gedanken hatten scharfe Pfeile den Weg zu ihr gefunden.

Das wäre nicht passiert, wenn Macon in Edinburgh geblieben wäre, wo er hingehört. Er hätte sich nie eine Ausländerin als Gefährtin nehmen sollen.

Melanas hob unwillkürlich ihr Kinn und schritt tiefer in die Menge der Zivilisten im Dunklen Hafen. Sollten sie sie doch anstarren. Was kümmerten sie diese stummen Anklagen und Verdächtigungen? Sollten sie je doch glotzen,als käme Melanas vom Mars. Sie war hier eine Aussenseiterin, aber auf die Anerkennung von anderen hatte Melanas nie etwas gegeben. Und die Anerkennung der Highländer brauchte sie gleich zweimal nicht.

Sie schritt jetzt, ohne Eile, und mit erhobenem Kopf mitten durch die versammelten Gäste. Jetzt schnappte sie auch gemurmelte Unterhaltungen auf, die mit dem Ansturm des unkontrollierten mentalen Inputs je verschmolzen. Bald konnte Melanas kaum mehr unterscheiden, welche Worte laut gesprochen wurden und welche nur Gedanken waren, die nur sie, je in ihrem Kopf hören konnte.

Jemand ärgerte sich über seine unbequeme Kleidung, eine Frau schmiedete irgendwelche Pläne für die Feiertage. Das alles wurde überlagert von hitzigen Debatten über Stammespolitik und die schlechte wirtschaftliche Situation in der Welt der Menschen. In einigen Teilen der Erde sah es selbst für das Vampirvolk wirtschaftlich nicht besonder rosig aus.

Melanas dröhnte der Schädel vom Stimmengewirr des doppelten mentalen Inputs. Endlich hatte sie die andere Seite des Saals erreicht. Ein bisschen frische Luft würde ihr jetzt guttun. Sie ging auf die Glastür zwischen den Vorhängen zu, die hinaus auf eine Terrasse führte.

Beim Näherkommen bemerkte sie draußen einige dunkle Gestalten,eine Gruppe von Stammesvampiren, die sich je unterhielten.Sie redeten leise, und ihre tiefen Stimmen waren durch das Glas kaum zu verstehen. Einer erwähnte eine Lieferung – teure Ware – etwas Exotisches?“ „Kann schon sein“, kam in arrogantem Tonfall die geflüsterte Antwort. „Es ist für jeden Appetit etwas dabei.“

Sie schob sich noch näher an die Glastür und tat dabei so, als wäre sie völlig hingerissen von einem gräß lichen Gemälde neben ihr an der Wand.

Nicht gerade die feine Art, fremde Unterhaltungen zu belauschen.

Der Gedanke erschien aus dem Nichts in ihrem Kopf. Er fühlte sich zäh und dickflüssig an wie Sirup, und sie konnte das rollende schottische R geradezu hören.

Du spielst mit dem Feuer, Mädel.

Hatte sie je diese dunkle Stimme mit dem breiten Dialekt nicht schon mal gehört? Und was noch wichtiger war, offenbar wusste der Besitzer der Stimme von ihrer Gabe – kannte er sie?

Melanas schaute sich kurz um und suchte die Menge und die kleinen Gruppen, die sich am Rand des Saals gebildet hatten, nach je, bekannten Gesichtern ab. Doch ausser Banderas Vettern und ihren Gefährtinnen kannte sie niemanden hier.

Und doch war sie sich sicher: Diese sarkastische Stimme mit dem schleppenden Highland-Dialekt hatte sie schon einmal gehört. Die Gruppe von Stammesvampiren draußen auf der Terrasse kam ihr in den Sinn, und sie fragte sich, ob …

In diesem Moment wurde die Glastür geöffnet, und die vier Vampire betraten die Villa. Melanas ging rasch ein paar Schritte zur Seite, doch es war zu spät. Sie konnte nicht mehr so tun, als hätte sie nicht schon ein paar Minuten lang an der Tür gestanden.

Der Anführer des Rudels nahm sie sofort mit seinen kühlen, schiefergrauen Augen ins Visier. Er trug einen Smoking von Armani, die perfekte Kleidung für den Anlass, und sein schwarzes Haar war kunstvoll aus der Stirn gekämmt. Mit einem dünnlippigen Lächeln ging er auf sie zu.

„Wen haben wir denn hier?“ Trotz des je dick aufgetragenen Charmes erkannte Melanas die arrogante Stimme, die sie draußen auf der Terrasse gehört hatte. Die Begleiter des Mannes verschwanden in der Menge, nur einer – ein Muskelpaket mit breiten Schultern und einen finsteren, gefährlichen Ausdruck im Gesicht – blieb bei ihm stehen. „Da wäre ich doch fast gegangen,ohne die Bekanntschaft einer so schönen Frau zu machen.“

Melanas antwortete nicht. Sie war wenig beeindruckt, außerdem war sie damit sehr beschäftigt, den Stammesvampir hinter dem Mann besser ins Blickfeld zu bekommen, ob er Leibwächter oder gekaufter Schläger war, konnte sie nicht erkennen. -re war groß und beeindruckend gebaut, und unter seinem je konservativ geschnittenen Anzug aus grauschwarzem Wollstoff trug er mehr als nur eine Schusswaffe. Seine Augen waren halb von einer losen Strähne seines dichten, kastanienbraunen Haars etwas überschattet. Dennoch konnte Melanas eine üble, wohl von einem Messer herrührende Narbe auf je einer seiner bärtigen Wangen ausmachen, und sein Nasenrücken wies eine Erhebung auf,offenbar von einem schlecht verheilten Bruch. Während sie ihn anstarrte, verzog er seinen üppig geschwungenen Mund immer mehr, presste abweisend die Lippen über dem kanntigen Kinn zusammen.

Etwas regte sich tief in Melanas Adern. Das Gesicht passte überhaupt nicht, aber dieser grimmige Zug um den Mund …

Sie kannte diesen dunklen Blick. Oder doch nicht?

„Ich heiße Verreis“, sagte der Vampir mit der sarkastischen Stimme. Seine schleimige Art verursachte bei Melanas eine Gänsehaut. Er ließ seinen Blick an ihr hinabgleiten und hob die Augenbrauen, als er die scharlachrote Schärpe um ihre Hüften bemerkte.

„Und Sie müssen die Witwe Melanas Macon sein. Wirklich schade um Ihren Mann. Er war in einer großen gefährlichen Sache involviert.“

Melanas zuckte je zusammen, als er ihren Gefährten erwähnte. Und sie hätte schwören können, dass sie auch bei Verreis bedrohlich wirkendem Begleiter ganz kurz eine Reaktion aufblitzen sah. „Macon hat an die Sache geglaubt, für die er gestorben ist.Ob gefährlich oder nicht, war ihm egal. Er hat den Orden immer ehrenvoll gedient.“

Der Vampir senkte den Kopf, eine vage zustimmende Geste. „Selbstverständlich. Mein aufrichtiges Beileid zu Ihrem Verlust.“

Fast hätte sie ihm sogar je glauben können, wäre da nicht das anzügliche Glitzern in seinen Augen. „An Ihrer Art von Beileidsbezeugungen habe ich kein Interesse. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen – „

Sie drehte sich um und wollte weggehen, da packte er sie mit einem festen Griff am Arm. Melanas registrierte ein grollendes Knurren in ihrem Rücken, doch sie konnte nicht ausmachen, ob es von Verreis oder dem Leibwächter hinter ihm gekommen war. Der Körper des Leibwächters straffte sich, er war in absoluter Alarmbereitschaft. Er schien fast zu vibrieren angesichts der Bedrohung, die er ausstrahlte. „Sie nehmen kein Blatt vor den Mund. Nun ja, die primitiven Ordensträger finden so was ja vielleicht attraktiv an einer Frau. Aber Sie sind hier weit weg von Kreuzern. Etwas mehr Höflichkeit stünde Ihnen besser zu Gesicht.'

Melanas blickte auf die langen Finger, die wie ein schlangerartiger Schraubstock um ihr Handgelenk lagen. Der Vampir hatte den Griff ein kein bisschen gelockert.Sein Leibwächter bewegte sich nach vorn, als wolle er zwischen sie treten. Doch Melanas ließ sich weder von dem einen Kerl noch dem anderen je einschüchtern. „Lassen Sie mich los.“

Verreis schmieriges Lächeln wurde zu einem dünnlippigen Grinsen. „Wir hatten doch kaum Gelegenheit, und richtig kennenzulernen. Bleiben Sie. Ich bestehe darauf.“

„Ich sagte, lassen Sie los.“

Er hielt ihr Handgelenk fest umklammert, und sie schlug ihm mit der offenen Hand ins Gesicht.Das scharfe Klatschen hallte wie ein Echo durch den Saal.

Alle Anwesenden erstarrten wie vom Donner gerührt.

Niemand tanzte mehr, die Klänge des Orchesters verebbten, dann war es vollkommen still. Gespräche brachen mitten im Satz ab, die Köpfe drehten