Aufgerichtet von dir - Silke Harms - E-Book

Aufgerichtet von dir E-Book

Silke Harms

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Beschreibung

"Das christliche Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden." Dieses Luther-Zitat erinnert uns daran, dass Glaube geübt sein will. Wer sich nach einer intensiven Gottes beziehung sehnt, findet in diesem Buch den passenden Begleiter auf dem Weg des "Frommwerdens" Silke Harms und Ulrike Doormann leben ihre Spiritualität bewusst in Gemeinschaft und in diesem praktischen Band mit geistlichen Übungen lassen sie die Leser an ihrer Erfahrung teilhaben. Verschiedene Gebets- und Meditationsformen und die wiederholte Betrachtung biblischer Texte helfen beim Einüben des Glaubens.

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Seitenzahl: 288

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INHALT

VorwortI. Allgemeine Hinweise1. Was finde ich in diesem Buch?2. Exerzitien im Alltag – Was soll das?II. Hinweise für die Kursteilnehmer1. Die Gebetszeit2. Der TagesrückblickIII. Hinweise für die Kursleitung1. Die Durchführung mit einer Gruppe2. Die Begleittreffen3. Das BegleitgesprächIV. Übungen und Gebete1. Übungen zum Stillwerden2. Anfangsgebete3. TagesrückblickKURS I: HALT AN! WO LÄUFST DU HIN?1. Vorbereitungstag: Raum finden2. Vorbereitungstag: Zeit finden3. Vorbereitungstag: Ein sinn(en)voller Spaziergang1. Woche, 1. Tag – 4. Woche, 6. TagKURS II: „KOMMT, SEHT EINEN MENSCHEN, DER MIR ALLES GESAGT HAT …“ – DURCH BEGEGNUNG GLAUBEN LERNEN1. Vorbereitungstag: Raum finden2. Vorbereitungstag: Zeit finden3. Vorbereitungstag: Ein sinn(en)voller Spaziergang1. Woche, 1. Tag – 4. Woche, 6. TagKURS III: HERR, KOMM IN MIR WOHNEN. SCHRITTE ZUM VERTIEFTEN BETEN1. Vorbereitungstag: Wo beten?2. Vorbereitungstag: Wann beten?3. Vorbereitungstag: Wie anfangen?1. Woche, 1. Tag – 4. Woche, 6. TagKURS IV: GEMEINSAM AUF OSTERN ZUGEHEN1. Vorbereitungstag: Raum finden2. Vorbereitungstag: Zeit finden3. Vorbereitungstag: Eine Gangart finden1. Woche, 1. Tag – 4. Woche, 6. TagV. Den Weg weitergehen1. Allgemeines zum Üben2. Mit dem Kurs weitergehen3. Gemeinsam weitergehen4. Verschiedene Anregungen zum selbständigen WeitergehenQuellenverzeichnis

VORWORT

Tobias spielt Fußball. Zweimal in der Woche geht er zum Training, am Wochenende fährt er mit der Mannschaft zu Spielen in der Region. Er will es bis zur Niedersachsenauswahl schaffen. Elisabeth spielt Geige. Jeden Nachmittag verbringt sie eine Stunde mit den immer gleichen Fingerübungen. Von Woche zu Woche klingt ihr Spiel besser. Kerstin und Thorsten sind jung verheiratet. Am Tag der Hochzeit sind sie in ihr gemeinsames Haus gezogen. Das Zusammenwohnen ist ungewohnt und nicht immer so einfach. Thorsten ist sehr ordentlich. Und Kerstin will ständig über alles reden … Vor vier Wochen ist Lukas geboren. So ein kleines Kind zu baden und zu wickeln ist schwieriger, als Thorsten gedacht hätte. Aber er arbeitet dran …

All diesen Menschen ist eines gemeinsam: Sie alle üben etwas: Fußball oder Geige oder das Zusammenleben oder den Umgang mit einem Neugeborenen. In ganz verschiedenen Lebensbereichen ist das so: Wer etwas können will, muss üben. Und es braucht oft Zeit, bis die Übung Erfolg zeigt: Immer wieder die gleichen Spielzüge trainieren, die gleichen Fingerübungen machen, über die gleichen Dinge reden. Und irgendwann geht es dann plötzlich. Dann allerdings ist Übung noch nicht vorbei. Selbst wenn die Finger das schwierige Stück endlich beherrschen, selbst wenn die Füße den Ball geschickt durch die Reihen der Gegner bugsieren – aufhören darf man auf keinen Fall. Man muss in der Übung bleiben. Sonst geht das Erreichte schnell wieder verloren. „In Übung bleiben“ muss man auch in einer Beziehung. Liebe kann nicht ein Leben lang auf den kleinen Augenblick des Verliebtseins bauen, sondern sie braucht Übung. Möglichst täglich. Lebenslang.

Was in vielen Lebensbereichen so selbstverständlich ist, gilt ganz ähnlich auch für den Glauben. Auch der Glaube will gelernt, gestaltet und eingeübt werden. Schon der Apostel Paulus gibt seinem Freund und Schüler Timotheus den Rat: „Übe dich selbst in der Frömmigkeit. Denn die Frömmigkeit ist zu allen Dingen nütze und hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens“ (1. Timotheus 4,7-8). Auch für Martin Luther (1483–1546) waren Glaube und Übung eng miteinander verbunden. Für ihn ist der Glaube kein punktuelles Erleben, sondern ein Weg der Einübung in eine bestimmte Lebenshaltung. Er schreibt: „Das christliche Leben ist nicht ein Frommsein, sondern ein Frommwerden, nicht Sein, sondern Werden, nicht Ruhe, sondern eine Übung. Wir sind’s noch nicht, wir werden’s aber. Es ist noch nicht getan und geschehen, es ist aber ein Weg.“ Für Luther gehört es zum Glauben unbedingt dazu, sich möglichst täglich in ihm zu üben. Denn der Glaube braucht eine äußere Gestalt, sonst ist er irgendwann verschwunden. Aus diesem Grunde rät Luther seinem Freund „Meister Peter“, möglichst täglich in der Bibel zu lesen und zu einer festen Zeit zu beten. Bibellese, Gebet und die Umsetzung des Glaubens in den Alltag nennt Luther ein „tägliches Hineinkriechen in die Taufe“. Der Christ soll sich möglichst täglich in den Glauben einüben, auf den er getauft ist. Er soll üben, auf das gute Wort Gottes zu vertrauen, das seit der Taufe über seinem Leben gilt.

Im Alltag bewährt sich der Glaube. Dort nämlich übt der Christ, auf das Wort Gottes zu vertrauen und danach zu leben.

Den Glauben üben – das heißt: Mehr und mehr im Alltag auf das gute Wort Gottes über unserem Leben vertrauen und darauf bauen. Das kann man nicht einfach. Das kann man aber üben. Wie Fußball oder Geige spielen oder kleine Kinder baden.

Viele Menschen sehnen sich nach einer vertieften Spiritualität. Sie ahnen, dass eine Verwurzelung in der Tiefe einen weiten Raum zum Leben eröffnet. „Exerzitien im Alltag“ sind eine Hilfe für suchende Menschen, die die große Tiefe christlicher Spiritualität entdecken wollen. Christliche Spiritualität ist nichts anderes als Gestalt gewordener Glaube.

Anders als in Glaubensseminaren, die in vielen Gemeinden schon seit Jahren angeboten werden, geht es bei den „Exerzitien im Alltag“ nicht vornehmlich darum, Glaubensinhalte zu vermitteln. Wissen über Gott und den Glauben ist wichtig. Zu einem lebendigen Glauben gehört aber nicht nur das Wissen, sondern auch die Erfahrung und die Übung. Wir wollen Ihnen nicht sagen, was Sie glauben sollen, sondern wir bieten Übungen an, die zeigen, wie Sie glauben und wie sie selber Erfahrungen mit Gott machen können. Äußere Formen und feste Abläufe sollen dazu beitragen, sich auch innerlich zu ordnen und auszurichten. Sie sind wie ein Geländer, an dem man sich auf seiner Suche nach einem „Mehr“ orientieren kann.

Wir freuen uns, dass unsere schon 2004 und 2006 herausgegebenen Glaubensübungskurse mit diesem Buch in leicht überarbeiteter Form erneut interessierten Menschen zur Verfügung stehen. Wir wünschen Ihnen beim Lesen und Üben den Segen und die Begleitung Gottes.

Ulrike Doormann und Silke Harms

I. ALLGEMEINE HINWEISE

1. Was finde ich in diesem Buch?

Dieses Buch ist für Menschen geschrieben, die sich für einen vierwöchigen Kurs zu „Exerzitien im Alltag“ zusammentun wollen. Obwohl das Material für die Durchführung mit einer Gruppe konzipiert ist, ist es aber auch denkbar, den Kurs als Einzelperson oder zu zweit durchzuführen.

Elemente des Kurses sind:

Eine tägliche persönliche Übungszeit zu Hause (ca. 30 Minuten) Ein täglicher abendlicher Tagesrückblick (ca. 5–10 Minuten) Ein wöchentliches Gruppentreffen (ca. 2 Stunden)Ein Begleitgespräch (bei Bedarf auch mehrere) mit einem Begleiter / einer Begleiterin

Sie finden in diesem Buch vier Kurse. Der Kurs „Gemeinsam auf Ostern zugehen“ ist an die Passions- und Osterzeit gebunden. Die Durchführung der anderen Kurse ist zu jeder (Kirchen-) Jahreszeit möglich.

Die Kurse in diesem Buch sind in ihrer Grundstruktur und im Aufbau gleich. Jeder Kurs hat aber auch seinen besonderen Charakter.

2. Exerzitien im Alltag – Was soll das?

Alles beginnt mit der Sehnsucht,

immer ist im Herzen Raum für mehr,

für Schöneres, für Größeres.

Das ist des Menschen Größe und Not:

Sehnsucht nach Stille,

nach Freundschaft und Liebe.

Und wo Sehnsucht sich erfüllt,

dort bricht sie noch stärker auf.

Fing nicht auch Deine Menschwerdung, Gott,

mit dieser Sehnsucht nach dem Menschen an?

So lass nun unsere Sehnsucht damit anfangen,

Dich zu suchen,

und lass sie damit enden,

Dich gefunden zu haben.

Nelly Sachs

Stille finden

Viele Menschen sehnen sich nach Ruhe und Stille. Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich auf der Suche nach Stille in ein Kloster zurückzuziehen. „Exerzitien im Alltag“ wollen helfen, einen Raum der Stille im Alltag zu Hause zu schaffen: täglich Zeit zum Innehalten, Zeit zum Fragen und Hören, Zeit zum Kraftschöpfen und Aufatmen – vor Gott.

Den Alltag als Raum des Glaubens entdecken

Manche Menschen fragen sich, was der Glaube und ihr konkreter Alltag miteinander zu tun haben. Braucht man für den Glauben besondere, „heilige“ Orte? Manchmal ist das Aufsuchen besonderer Orte hilfreich für den Glauben. Eine strikte Trennung von Glauben und Leben, von Gebet und Alltag allerdings ist lebensfeindlich und widerspricht dem christlichen Glauben. Denn Christen glauben, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Und das heißt doch: Er ist in der ganz alltäglichen, profanen, banalen und manchmal mühsamen Welt Mensch geworden. „Exerzitien im Alltag“ sind eine Möglichkeit, geistliche Erfahrungen nicht nur an besonderen Orten und in besonders ausgesparten Zeiten zu machen, sondern zu Hause, im ganz normalen Alltag.

Das Leben ordnen

Unsere Welt wird immer unübersichtlicher und bietet immer mehr Möglichkeiten. An vielen Stellen des Lebens müssen Entscheidungen gefällt werden. Was sind die Kriterien, nach denen wir uns entscheiden? Durch Exerzitien bekommt man das nötige Handwerkszeug, um das eigene Leben und den eigenen Glauben in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in Ruhe betrachten zu können. Lebenssinn und Lebensziel kommen neu in den Blick. Das Leben wird neu geordnet.

Das Du entdecken

Viele Menschen sind der Meinung, an Gott zu glauben heiße, Glaubensinhalte für wahr zu halten und die Gebote zu befolgen. Christlicher Glaube ist aber seinem Wesen nach etwas anderes: Er ist kein „Dass-Glaube“ (Ich glaube, dass …), sondern ein „Du-Glaube“ (Ich glaube an …), das heißt: Der Mensch soll nicht nur Glaubenssätze anerkennen, sondern er soll erkennen und glauben, dass die Inhalte des Glaubensbekenntnisses und des Evangeliums ihm persönlich gelten. Glaube ist eine Beziehung zwischen „Du und Du“, zwischen dem Dreieinigen Gott und dem Menschen. Glaube heißt: Ich vertraue mich diesem Gott an, ich verlasse mich mehr und mehr auf ihn. Geistliche Übungen im Alltag wollen helfen, diese Beziehung zwischen Gott und Mensch zu entdecken, zu glauben und zu gestalten.

Mit Gott ins Gespräch kommen

Die Beziehung zu Gott braucht wie jede menschliche Beziehung Regelmäßigkeit, Dauerhaftigkeit und Treue, sie verlangt nach Gestaltung. Bei den geistlichen Übungen im Alltag geht es um die Gestaltung dieser Beziehung. Die Gebetsimpulse sind als Anregungen zu verstehen, nicht als ein zu absolvierendes Programm, nicht als Leistung, sondern als eine Hilfe, mit Gott im Alltag ins Gespräch zu kommen.

Beten lernen

Viele Menschen und sogar viele Christen wissen nicht mehr, wie man betet. Das freie Gebet, in dem der Mensch mit dem, was ihn bewegt, vor Gott kommt, wird nur in wenigen Gemeinden und nur in einigen Frömmigkeitsformen regelmäßig geübt. Gebet wird mehr und mehr zu einem Aufsagen von Auswendig-Gelerntem, wie z. B. beim Tischgebet oder dem Vaterunser, oder wird an einen „Experten“ delegiert, z. B. den Pastor, der im Gottesdienst mit ausformulierten Worten ein Gebet spricht. „Exerzitien im Alltag“ bieten die Möglichkeit, das eigene Leben vor Gott ins Gespräch zu bringen und so das Beten mehr und mehr als „Gespräch mit Gott“ zu erleben.

Den Glauben üben

Alle für das Leben wesentlichen Dinge muss man üben. „Üben“ meint sowohl ein aktives Tun, als auch ein passives Geschehenlassen. Das alte Wort für „üben“ (uoben) bezeichnet in seinem ursprünglichen Sinn die Arbeit eines Bauern auf dem Felde. Damit ist sowohl sein aktives, manchmal mühevolles Tun gemeint, als auch das passive Warten auf das für das Wachsen und Gedeihen nötige göttliche Wirken. Alles geistliche Üben geschieht in diesem doppelten Sinne: Wer sich in Stille, Gebet und der Betrachtung des Evangeliums übt, bereitet den Boden dafür, dass Gott in ihm wirken und sein Leben und seinen Glauben zum Wachsen und zum Blühen bringen kann. „Es geht darum, das geheimnisvolle Gotteskorn in den Ackerfurchen des eigenen Herzens wachsen zu lassen, es zu pflegen und täglich neu der Sonne und dem Tau der göttlichen Gnade hinzuhalten.“ (W. Lambert)

Durch Wiederholung Gewohnheiten ausbilden

Wenn man etwas nur einmal probiert, ist das noch keine Übung. Eine Übung wird erst zur Übung durch die Wiederholung und die längere Dauer. Dabei geht es nicht um eine leere Routine oder um einen herzlosen Automatismus. Vielmehr soll durch die Wiederholung eine Übung zur Gewohnheit werden. In dem Wort Gewohnheit steckt das Wort „wohnen“. Gewohnheit hat etwas mit der Fähigkeit zu tun, in etwas zu wohnen, ganz drin zu sein, so damit vertraut zu sein, dass man sich in ihm gerne aufhält und sich darin entfalten kann. Gewohnheiten lassen sich am leichtesten ausbilden, wenn man ihnen einen festen Ort zuordnet oder wenn man sie mit einer Handlung verbindet. Das Gebet zu einer festen Zeit und an einem bestimmten Platz regelmäßig auszuüben ist eine Hilfe, die diese Erkenntnis nutzt.

Bei den geistlichen Übungen geht es nicht um ein einmaliges besonderes Erlebnis, sondern um das „Dranbleiben“ über einen längeren Zeitraum. Die Regeln, die für das Üben anderer Dinge im Leben gelten (Vokabeln, Jogging, Klavierspielen), haben auch für das geistliche Üben eine Bedeutung: So sind beispielsweise kurze und regelmäßige Übungen (jeden Tag eine halbe Stunde) sinnvoller als seltene und intensive (zweimal im Jahr einen Tag lang).

Wer übt, hofft!

Ein weiteres Kennzeichen der Übung – im Unterschied z. B. zu einer absichtslosen Gewöhnung – besteht darin, dass Übung ein Ziel hat. Wer übt, will irgendetwas besser können. Beim geistlichen Üben kann es beispielsweise darum gehen, besser zur Stille und ins Gebet zu finden oder Gottes Stimme besser von anderen Stimmen unterscheiden zu können. Auch den Glauben kann man üben mit dem Ziel, „besser“ glauben zu können, das heißt, sich immer mehr und tiefer Gott anvertrauen zu können. Aus der Pädagogik weiß man, dass alles, was man lernt, erst dann dauerhaft gekonnt wird, wenn man es immer wieder übt: „Vom Kennen zum Können führt nur eins: die Übung“ (O. F. Bollnow). Eine einmal gelernte Sprache wird man wieder vergessen, wenn man sie nicht ab und zu spricht. Formeln, die man noch kurz vor einer Mathearbeit schnell auswendig gelernt hat, behält man nur, wenn man sie auch nach der Arbeit noch anwendet. So wird der im Glauben wachsen, der sich immer wieder darin übt, und zwar im ursprünglichen Doppelsinn des Wortes: Sich mit „fröhlicher Hartnäckigkeit“ (C. Bamberg) bemühen und mindestens ebenso fröhlich Gott wirken lassen. Wer übt, hofft!

Die Bibel verkosten

In der überwiegenden Anzahl der bundesdeutschen Haushalte gibt es (zur Zeit noch) eine Bibel. Aber wer liest darin? „Exerzitien im Alltag“ wollen Mut machen, bekannte und unbekannte Texte der Bibel zu entdecken und ihre Aktualität für den eigenen Lebensweg zu verstehen. Dabei soll die Bibel so gelesen werden, dass sie die Seele nährt und satt macht. Denn: „Nicht das viel Wissen sättigt und befriedigt die Seele, sondern das Verspüren und Verkosten der Dinge von innen her.“ (Ignatius von Loyola)

Raus aus der Burg! Rein ins Leben!

Das Wort „Exerzitien“ kommt vom lateinischen Wort „exercere“. Von der Grundbedeutung her meint dieses Wort: „Aus einem verschlossenen Raum herausführen und in Bewegung bringen“. Exerzitien / geistliche Übungen sind nicht dazu da, einen Menschen zu bedrängen oder einzuengen, sondern haben etwas mit Freiwerden, mit dem Heraustreten aus engen und dunklen Räumen und bedrückenden Verhältnissen zu tun. Verschlossenes wird geöffnet. Grenzen werden durchbrochen und überwunden. Starres gerät in Bewegung. Türen und Gräber werden aufgetan – So handelt der Gott, von dem die Bibel erzählt!

Mit dem Ruf „Ex arce!“ wurden in früheren Zeiten die Soldaten aus der Burg gerufen, um auf dem freien Felde für den Kampf zu üben (daher der Ausdruck „Exerzierplatz“). In diesem Sinne wollen geistliche Übungen bzw. Exerzitien dazu anregen, sich aus eng gewordenen Lebens- und Glaubensräumen herausrufen zu lassen, um neu von Gottes Geist bewegt zu werden: „Raus aus der Burg! Rein ins Leben!“

Sprache finden

„Was glaubst du eigentlich?“ – Auf diese Frage können viele keine Antwort geben. Selbst wer Christ ist, hat oft Schwierigkeiten, seinen Glauben mit eigenen Worten auszudrücken. „Exerzitien im Alltag“ wollen sprachfähig für den Glauben machen. Wer in einem geschützten Rahmen geübt hat, eigene Glaubenserfahrungen ernst zu nehmen und in Worte zu fassen, der wird das auch z. B. gegenüber Kindern und Arbeitskollegen besser können.

Gemeinschaft erleben

Wir leben in einer Gesellschaft, die immer anonymer wird. Vereinsamung ist ein großes Problem vieler (nicht nur alter) Menschen. Gleichzeitig besteht eine große Scheu, sich verbindlich und auf Dauer auf eine Gruppe einzulassen. Wer sich innerhalb eines begrenzten Zeitraumes von vier Wochen mit anderen Menschen auf einen Glaubensweg macht, könnte etwas anderes erleben: Statt Anonymität und Beziehungslosigkeit Gemeinde als eine Gemeinschaft der Glaubenden erfahren.

In ökumenischer Gemeinschaft stehen

Glaubensgemeinschaft geht weit über die Grenzen der eigenen Konfession hinaus. In der katholischen Kirche sind „Exerzitien im Alltag“ eine schon lange geübte und in den letzten Jahren verstärkt wiederentdeckte Tradition. Ebenso gab es in der evangelischen Kirche immer schon und gibt es bis heute Frömmigkeitsformen, in denen die Umsetzung des Glaubens in den Alltag und die Einübung in den Glauben eine wesentliche Rolle spielen. Wer den Glauben übt, tritt also ein in eine ökumenische Gemeinschaft, die Zeiten und Konfessionsgrenzen überschreitet.

II. HINWEISE FÜR DIE KURSTEILNEHMER

1. Die Gebetszeit

1.1 Wo beten? – Einen Ort finden

Finden Sie Ihren Ort für die Gebetszeit. Es sollte ein Ort sein, an dem Sie möglichst ungestört sind und sich wohl fühlen. Richten Sie diesen Ort einfach und liebevoll her und statten Sie ihn mit einer Sitzgelegenheit aus, die Ihnen hilft, wach und aufmerksam zu sitzen.

1.2 Wann beten? – Eine Zeit finden

Sie nehmen sich an sechs Tagen der Woche jeden Tag eine halbe Stunde für eine Gebetszeit. Am siebten Tag können Sie entweder „frei“ machen oder einen Impuls der Woche wiederholen. Sie sollten möglichst jeden Tag am gleichen Ort und zur gleichen Tageszeit beten. Ein fester Rhythmus hilft durchzuhalten. Wählen Sie eine Zeit, die für Ihre individuellen Lebensumstände passt (z. B. am frühen Morgen vor dem Arbeitsbeginn, oder am Vormittag, wenn die Kinder aus dem Haus sind). Klären Sie mit Ihrer Familie oder anderen Mitbewohnern, wann „Ihre“ Zeit ist und bitten Sie sie, sich daran zu halten. Bewährt hat sich der Morgen. Dann ist der Tag noch frisch …!

1.3 Hilfreiche „Schutzmaßnahmen“

Schützen Sie Ihre Zeit. Ein paar einfache Maßnahmen können dabei helfen: Ein nettes Schild an der Tür, das Handy bzw. Smartphone ausschalten, den Telefonstecker herausziehen oder den Anrufbeantworter anstellen, Absprache mit Mitbewohnern, dass Sie nicht gestört werden wollen, sitzen bleiben, wenn jemand ruft oder klingelt, Wecker stellen, damit Sie nicht ständig auf die Uhr schauen müssen, Zettel und Stift bereitlegen, um notieren zu können, was Ihnen an wichtigen Erledigungen einfällt (damit Sie für die halbe Stunde nicht mehr daran denken müssen …!).

Wenn Sie zu oft gestört werden, überlegen Sie, ob Sie Zeit oder Ort ändern können. Als kleiner Trost: Die anderen aus der Gruppe werden auch ihre Schwierigkeiten haben! Stärken und ermutigen Sie sich gegenseitig!

1.4 Struktur der Gebetszeit

Die Gebetszeit hat für jeden Tag die gleiche Struktur. Diese Struktur ist der Boden, der das tägliche Gebet trägt. So wie der sonntägliche Gottesdienst einen festen Ablauf und bestimmte feststehende Elemente hat, kann es eine Hilfe sein, wenn auch die persönliche Gebetszeit zu Hause einen festen Ablauf und täglich wiederkehrende Elemente hat. Im Gottesdienst finden wir uns (a) in Gottes Gegenwart ein und beten zu ihm. Wir (b) hören auf sein Wort und antworten singend oder betend darauf und gehen schließlich (c) wieder zurück in unseren Alltag. Ähnlich ist der Ablauf der persönlichen Gebetszeit: sich einfinden, hören und antworten, zurück in den Alltag gehen. Wie im Gottesdienst gibt es Elemente, die gleich bleiben und andere, die jeden Tag anders sind.

Sie beginnen mit einem Anfangsritual. Dieses Ritual soll verdeutlichen: „Jetzt geht es los. Nun beginnt meine Zeit mit Gott und nichts soll mich stören.“ Sie können z. B. beginnen, indem Sie Ihren Platz herrichten und eine Kerze anzünden. Oder Sie beginnen mit einem Kreuzzeichen (z. B. begleitet von den Worten: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“), einer Verneigung oder einer anderen Geste.

Danach machen Sie eine Übung zum Stillwerden. Auch hier gibt es mehrere Möglichkeiten. Finden Sie für sich heraus, welche der auf den Seiten 37-40 vorgeschlagenen Übungen Ihnen hilft, ganz in der Stille und vor Gott anzukommen und entscheiden Sie sich für eine von ihnen:

Eine Körperwahrnehmungsübung machen. Dazu finden Sie unter der Überschrift „Übungen zum Stillwerden“ (Kapitel IV.1) mehrere Vorschläge. Ein Lied (z. B. einen Kanon, einen Taizé-Gesang oder ein anderes Lied) einmal oder mehrmals singen oder hören, dabei immer leiser werden. Die Flamme einer Kerze betrachten: Ihre leichte Bewegung, ihre Wärme, ihr Licht. Dabei Ruhe und Wärme auf mich übergehen lassen. Einen guten Sitz einnehmen und bewusst 10 Atemzüge machen. Mit dem Ausatmen Spannungen und Gedanken loslassen. Ganz still werden und auf die umgebenden Geräusche lauschen. Hören, ohne zu werten, ganz Ohr sein. Eine Übung machen, die Ihnen aus der Kontemplation / Meditation, dem autogenen Training, der Eutonie, dem Yoga o.Ä. vertraut ist …

Dann sprechen Sie „Ihr“ Anfangsgebet, das Sie sich aus den vorgeschlagenen Gebeten (Kapitel IV.2) aussuchen (je nach Kurs am 1. bzw. 3. Vorbereitungstag). Dieses Anfangsgebet soll während des gesamten Kurses das gleiche sein.

Anfangsritual, Übung zum Stillwerden und Anfangsgebet sind Ihr ganz persönlicher Anfang: Ein feststehendes Ritual, das jeden Tag wiederkehrt und Ihnen zur Stille und zum Beten hilft.

Es folgt der Tagesimpuls. Die Impulse haben verschiedene Texte, Bilder und auch Anregungen zum Inhalt, die helfen sollen, bestimmte Fragen des Lebens und Glaubens in den Blick zu nehmen. Es geht nicht darum, möglichst alle Fragen zu beantworten oder abzuarbeiten, sondern es ist wichtiger, bei dem zu bleiben, was Sie persönlich berührt, anspricht oder bewegt.

Ziel aller Impulse ist es, ins Gebet, ins Gespräch mit Gott zu führen. Der Impuls schließt darum immer mit Anregungen für ein Abschlussgebet. Was Ihnen wichtig geworden ist, was Sie berührt oder bewegt hat, was Sie sich von Gott erbitten, wofür Sie ihm dankbar sind: All das bringen Sie mit Ihren eigenen Worten vor Gott. Dann beenden Sie die Zeit mit dem Vaterunser.

Bei zwei der Kurse sind Sie zum Schluss noch zu einem kurzen Rückblick auf die Gebetszeit eingeladen. Notieren Sie sich ein Wort, einen Satz, eine Erkenntnis, usw. aus der Gebetszeit. Vielleicht hat sich durch den Impuls etwas verändert, es hat Sie etwas berührt oder Sie wollen sich etwas Wichtiges merken.

Die Verbindung mit dem Alltag schließlich geschieht durch eine Anregung für den Tag, die ebenfalls in zwei der Kurse zu finden ist. Das tägliche Gebet sollte nichts sein, was neben dem Alltag und ohne Verbindung zu ihm geschieht, sondern es soll unseren Blick für den Tag und unser Wahrnehmen und Handeln im Alltag verändern. Dort, in den kleinen und großen Dingen des Alltags, lässt sich Gott wahrnehmen. Dort soll das Gebet wirken und sich bewähren.

2. Der Tagesrückblick

Für den Tagesrückblick nehmen Sie sich jeden Tag 5-10 Minuten Zeit. Dabei geht es nicht darum, eine „Erfolgsskala“ zu erarbeiten oder darüber nachzudenken, was alles hätte besser sein können. Vielmehr soll der ganze Tag, mit allem, was uns begegnet ist und was uns beschäftigt hat, mit „liebender Aufmerksamkeit“ und unter dem liebevollen Blick Gottes angesehen werden. Manches ist gelungen, manches tut mir jetzt Leid, Schönes ist geschehen, vielleicht auch Schweres. Am Ende des Tages wird wie im Gespräch mit einem guten Freund oder einer guten Freundin der ganze Tag noch einmal (mit Dank, Bitte, Klage und Lob) vor Gott gebracht und in seine Hände zurückgelegt. Auch beim Tagesrückblick kommt es nicht auf Vollständigkeit an, sondern es kann gegebenenfalls auch hilfreich sein, nur ein bestimmtes Ereignis herauszugreifen und dieses dann in den Blick zu nehmen. Eine Anleitung für einen Tagesrückblick finden Sie im Kapitel IV.3.

III. HINWEISE FÜR DIE KURSLEITUNG

1. Die Durchführung mit einer Gruppe

Wir empfehlen, „Exerzitien im Alltag“ in einer Kirchengemeinde durchzuführen. Möglich ist die Durchführung mit einer schon bestehenden oder mit einer nur für den Kurs zusammenkommenden Gruppe.

Einzige Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, sich für vier Wochen auf diesen Weg einzulassen. Jeder, der sich auf diesen Weg der Einübung in den Glauben begeben möchte, kann teilnehmen. Vorerfahrungen sind nicht nötig.

Wird der Kurs mit einer schon bestehenden Gruppe (z. B. Hauskreis, Mitarbeiterteam) durchgeführt, ist vorher Folgendes zu klären: Wollen sich wirklich alle aus der Gruppe auf diesen Weg einlassen oder fühlt sich jemand „zwangsverpflichtet“? Machen wir den Kurs nur mit unserer Gruppe oder öffnen wir uns für den begrenzten Zeitraum von vier Wochen für andere? (Ein Hauskreis könnte zum Kurs z. B. interessierte Nicht-Hauskreisler einladen) Wichtig: der Projektcharakter muss gewahrt bleiben. Also: Wer sich nur zum Kurs anmeldet, muss sicher sein, dass er nach vier Wochen getrost wieder gehen darf. Auch die Gruppe muss für sich geklärt haben, ob nach Ende des Kurses die „Neuen“ bleiben können, wenn sie das wollen. Für die Durchführung mit einer neuen Gruppe muss Folgendes beachtet werden: Möchten Sie den Kurs allein durchführen und leiten, oder lieber mit einem Team? Wen könnten Sie auf eine Mitarbeit ansprechen? Kollege oder Kollegin? Gemeindemitglieder oder Freunde, die Erfahrungen mit einem persönlichen Gebetsleben haben? Menschen aus der Gemeinde, die sich einbringen wollen und die bestimmte Teilaufgaben übernehmen könnten (z. B. kreative Gestaltung der Mitte, musikalische Begleitung oder Anleitung der Stilleübung, Begleitgespräche)? Wir haben bisher alle Kurse mit einem Team durchgeführt und dabei gute Erfahrungen gemacht. Es ist sinnvoll, für jede Kleingruppe eine Leitung zu haben, die auf die Einhaltung der Gesprächsregeln achtet und sich für den Gruppenprozess zuständig fühlt. Wen möchten Sie einladen? Haben Sie eine bestimmte Zielgruppe im Blick (z. B. Konfirmandenmütter, Jugendmitarbeiter, Teilnehmer eines Glaubenskurses usw.)? Wie möchten Sie einladen und werben? (Faltblätter, Artikel in der Zeitung und im Gemeindebrief usw.) Pastorinnen und Pastoren könnten auch den einen oder anderen Hinweis auf „geistliche Übungen“ oder Exerzitien in der Predigt unterbringen. Erfahrungsgemäß ist eine gezielte persönliche Ansprache wirkungsvoller als bloßes Auslegen von Prospekten. Bevor Sie den Kurs anleiten, machen Sie (und Ihr Team) ihn für sich alleine. Nur was man selber gemacht und reflektiert hat, kann man überzeugend weitergeben! Für bereits bestehende und neue Gruppen gilt: In welcher Zeit soll der Geistliche Übungsweg stattfinden? Wählen Sie den Zeitraum für die Durchführung sorgfältig. Planen Sie so, dass Sie einen Zeitraum von 5 Wochen zur Verfügung haben. Kirchenjahreszeitlich geprägte Zeiten (z. B. Advents- oder Passionszeit) haben zwar einen gewissen Reiz („Ein paar Minuten Stille in der hektischen Adventszeit – das wäre doch schön!“), das regelmäßige Beten wird aber durch die äußeren Umstände solcher Zeiten stark erschwert („Ich hatte soviel Plätzchenback-Stress, dass ich nicht zum Beten gekommen bin!“). Möglich ist für alle Kurse die Durchführung zu jeder (Kirchen-) Jahreszeit. Gute Erfahrungen haben unsere Gruppen mit dem Jahresanfang, dem Frühsommer oder Herbst gemacht. Überlegen Sie sich eine geeignete Zeit und einen guten Ort für die Begleittreffen. Wir haben gute Erfahrungen mit dem Abend (ab 19.30 Uhr) gemacht, denkbar wäre aber auch (je nach Zielgruppe, z. B. Mütter mit schulpflichtigen Kindern) der Vormittag. Jedes Treffen dauert ca. 1½ – 2 Stunden. Der Ort sollte für alle (auch Körperbehinderte) gut erreichbar sein. Ein ruhiger, schlicht ausgestalteter Raum, der zum Beten einlädt, ist ideal. Achten Sie auf eine gute Atmosphäre im Raum (Ruhe, Heizung, Ordnung). Sie kommen mit der Gruppe insgesamt sechsmal zusammen. Da der Kurs mit drei sogenannten „Vorbereitungstagen“ beginnt, sollte das erste Treffen 3-4 Tage vor dem zweiten sein. Die übrigen fünf Begleittreffen finden dann immer in einwöchigem Rhythmus statt (erster Abend z. B. am Sonntag, die übrigen Treffen immer am Mittwoch- oder Donnerstagabend). Gute Erfahrungen haben wir damit gemacht, den Übungsweg mit einem gemeinsamen Wochenende oder Tag zu beginnen. Die Gruppe lernt sich besser kennen, was dazu beiträgt, dass die Gespräche an den Begleittreffen vertrauensvoller sind. Außerdem können bestimmte Vollzüge des Übungsweges gleich zu Beginn in einem geschützten Rahmen gemeinsam eingeübt werden. Möglich ist an einem gemeinsamen Tag oder Wochenende auch eine ausführlichere inhaltliche Beschäftigung mit dem Kursthema, z. B. eine Einheit zum Thema „Wie erlebe ich Begegnungen in meinem Alltag?“ oder: „Was heißt christlich beten?“ Denkbar ist es auch, vor dem ersten Treffen einen unverbindlichen Informationsabend anzubieten. Die verbindliche Anmeldung müsste dann erst nach diesem Abend erfolgen. Bestellen Sie rechtzeitig das Kursmaterial für alle Teilnehmenden. Eine Sammelbestellung ist von Vorteil. Dann sind ab dem ersten Treffen alle mit den nötigen Unterlagen ausgestattet. Überlegen Sie, ob und wie viele Begleitgespräche Sie anbieten. Wer steht für Gespräche zur Verfügung? Sollen die Gespräche für alle Teilnehmenden verpflichtend sein oder sind sie ein Angebot? Manche Menschen trauen sich nur dann ein Gesprächsangebot anzunehmen, wenn Sie ein Problem haben. Sorgen Sie dafür, dass auch die anderen sich trauen, ein persönliches Gespräch über ihr Leben und Ihren Glauben mit einer Begleitperson zu führen! Planen Sie (z. B. als Pastorin oder Pastor neben dem normalen Arbeitspensum) genügend Zeit für Gespräche ein. Achten Sie auf eine Verknüpfung des Kurses mit dem sonstigen Gemeindeleben. Laden Sie z.B. zum Gottesdienst ein oder machen Sie Themen des Kurses zum Predigtinhalt. Nutzen Sie vorhandene Liederbücher und das evangelische Gesangbuch und singen Sie Lieder, die auch sonst zum Gemeindeliedgut gehören.

Entwurf für einen Kurszettel:

Der Kurs mit dem Titel

findet statt vom … bis zum …

Ort:

Anmeldeschluss:

(Evtl. Informationstreffen:)

Erstes Treffen bzw. Wochenende:

Zweites Treffen:

Drittes Treffen:

Viertes Treffen:

Fünftes Treffen:

Sechstes Treffen:

Download-Material

2. Die Begleittreffen

2.1. Allgemeine Bedeutung der Begleittreffen

Sprache finden

Es fehlt an Übung, dass Christen ihren Glauben mit eigenen Worten ausdrücken und darüber miteinander ins Gespräch kommen können. An den Begleittreffen sollen die Teilnehmenden über ihre Erfahrungen auf dem Geistlichen Übungsweg miteinander ins Gespräch kommen. Neben den „äußeren“ Fragen und auftauchenden Schwierigkeiten („Ach, du hast es diese Woche auch nicht geschafft, jeden Tag zu beten?“) soll es in den Gesprächen vor allem um den Austausch über die gemachten „inneren“ Erfahrungen und Erkenntnisse gehen. Alle bringen ihre Glaubenserfahrungen zur Sprache, mit ihren Worten. Die Begleitabende sind ein Ort der Ermutigung, über den Glauben gemeinsam zu reden. Dabei gelten folgende Grundregeln:

Beiträge der Teilnehmenden werden nicht kommentiert. Es geht darum, Anteil zu geben und aufmerksam zuzuhören. Bei Erfahrungen gibt es kein „richtig“ oder „falsch“. Sie können und sollen nicht diskutiert werden. Was in der Gruppe gesprochen wird, bleibt in der Gruppe (Verschwiegenheit). Es besteht kein Redezwang. Jede / Jeder entscheidet wie viel und was sie / er erzählen möchte. Die Teilnehmenden sollten von sich in der „Ich-Form“ sprechen und nicht in „man-Sätzen“ (z. B. „Da denkt man dann …“).

Als Gruppenleitung ist es hilfreich, zusätzlich auf folgende Dinge zu achten:

Die Grundregeln werden mit den Teilnehmenden am 1. oder 2. Abend besprochen. Sofern notwendig, kann von der Gruppenleitung auf die Einhaltung freundlich hingewiesen werden. Es ist sinnvoll, Zeitvorgaben für die einzelnen Redebeiträge festzulegen. Wenn 8 Teilnehmende jeweils 5 Minuten erzählen, muss die Gruppe insgesamt 40 Minuten zuhören! Übertragen Sie als Gruppenleitung der Gruppe die Verantwortung für das Einhalten der Redezeit. Es gibt Menschen, die gern viel erzählen. Unter Umständen müssen sie darauf hingewiesen werden, dass sie aus Rücksicht auf die anderen ebenfalls nur eine gewisse „Redezeit“ in Anspruch nehmen können. Beim Erfahrungsaustausch kann es sowohl um „innere“ Erfahrungen und Erkenntnisse als auch um „äußere“ Fragen gehen. Die Gruppenleitung sollte eine AtmosphäredesVertrauens und der Ermutigung schaffen, in der über den eigenen Glauben (und Unglauben!) frei gesprochen werden kann. Immer geht es um Ermutigung und Vergewisserung, den eigenen Glaubensweg weiter zu gehen, nicht um Verunsicherung. Auch als Gruppenleitung kommentiere, bewerte oder hinterfrage ich die Aussagen der Teilnehmenden nur in Ausnahmefällen. Nötig kann das z. B. dann werden, wenn jemand aus jedem Text einen Anspruch an sich oder andere herausliest und darüber die frohmachende Botschaft vergisst. Auch wenn im Gespräch nur Richtigkeiten formuliert werden, sollte die Leitung auf die Frage lenken, wo das im konkreten Leben vorkommt und was das mit dem persönlichen Leben zu tun hat.

Vertiefung durch gemeinsame Übungen und kreative Elemente

An den Begleittreffen kann das gemeinsam geübt werden, was die TeilnehmerInnen allein zu Hause auch üben. Manches ist einfacher, wenn es angeleitet wird, z. B. eine Übung zum Stillwerden. Die Begleittreffen können außerdem dazu dienen, Übungen zu machen, die man nur in der Gruppe machen kann. Seien Sie kreativ und nutzen Sie Kompetenzen und Begabungen, die in Ihrem Team vorhanden sind! Hier einige Anregungen:

Das betrachtende Gebet gemeinsam üben. Einen Tag der kommenden Woche verkürzt durchführen. Eine(r) führt in die Betrachtung ein, dann halten alle eine gemeinsame Stille (nur ca. fünf Minuten). Das gemeinsame Vaterunser am Schluss in halbem Tempo beten (vgl. Kurs III „Schritte zum vertieften Beten“, Woche 2, Tag 3) Bibliodramatischer Impuls: Zu einem Text können verschiedene Rollen eingenommen werden. Jeder sucht sich seine Rolle und eine dazu passende Haltung. Kurzes Gespräch zwischen Leitung und jeder Person: (Wer / Wo bist du? Was machst du da? Wie geht‘s dir so?)

Hinweis:

Ein bilbliodramatischer Impuls kann helfen, tief in einen Text „einzusteigen“. Gehen Sie aber sehr achtsam damit um, stellen Sie niemanden bloß und führen Sie durch Ihre Anleitung nicht zu sehr in emotionale Tiefen!

Bildbetrachtung zu einem Bild, das zum Text der kommenden Woche passt Meditativer TanzGemeinsames Hören eines Musikstückes / Musikbetrachtung Kreative Gestaltung eines Textes (z. B. Malen, Gestalten mit Ton usw.) Gute Erfahrungen haben einige Teams damit gemacht, den TeilnehmerInnen am Ende jedes Treffens eine Kleinigkeit mitzugeben, die zum Thema der kommenden Woche passt: Einen Türklinken-Anhänger „Bitte nicht stören!“, eine Bildpostkarte, Honigbonbons (vgl. Psalm 19,10-11), eine Kerze usw.

Die Weitergabe des Glaubens

Durch die Austauschrunden werden die Teilnehmenden mit der Zeit geübter, den Horizont des Glaubens durch die eigenen Erfahrungen und die der anderen stärker zu erfassen. Das ist eine Hilfe, um immer mehr auch über diese Gruppe hinaus mit anderen Menschen in ein Gespräch über den Glauben treten zu können.

Um diese Fähigkeit zu fördern, sollten die Leitenden an geeigneten Punkten helfen, den Blick von dem rein persönlichen, inneren Erleben hin zu anderen Menschen zu öffnen. Wenn jemand etwas besonders Schönes oder Schweres im Leben erfährt und mit dem eigenen Glauben oder mit Gott dabei ringt, dann wird er oder sie nach einem gewissen Abstand anderen Menschen in deren entsprechenden Erfahrungen etwas Wesentliches zu sagen und zu geben haben. Das soll nicht verkümmern.

2.2. Das erste Treffen

Vorbereitung des ersten Treffens

Die Treffen sollten die Dauer von 2 Stunden nicht überschreiten.

Zu bedenken ist die Gestaltung des Raumes, in dem sich die Gruppe trifft. Sinnvoll ist ein Stuhlkreis mit einer gestalteten Mitte. Es sollte kontinuierliche (z. B. eine große Kerze) und wechselnde Elemente geben. Die Mitte können Sie jeweils passend zum Thema der kommenden Woche gestalten. Überlegen Sie den genauen Ablauf des ersten Treffens unter den Fragestellungen: Was muss unbedingt erklärt werden? Was soll geübt werden? Welche Lieder werden gesungen? Gibt es jemanden, der sie z.B. mit der Gitarre begleiten kann? Kopieren Sie die Lieder, die nicht im Gesangbuch oder in dem vorhandenen Liederbuch stehen. Entscheiden Sie sich für ein Anfangsritual