Aufgewacht aus seligen Träumen - Bianca Maria - E-Book

Aufgewacht aus seligen Träumen E-Book

Maria-Bianca

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Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Angela Simons warf einen prüfenden Blick in den Badezimmerspiegel. Ihr honigblondes Haar lockte sich in natürlichen Wellen bis zu den Schultern. In ihren ausdrucksvollen dunkelblauen Augen funkelte Erregung. Habe ich jemals besser ausgesehen, fragte sie sich zufrieden. Ein alter Schlagertext fiel ihr ein. »Eine Frau wird erst schön durch die Liebe«, sang sie lächelnd. Bin ich denn schön? Lutz findet mich schön, und das allein zählt. Heute trug sie zum ersten Mal den modern geschnittenen eleganten Hosenanzug aus lavendelfarbenem Seidensatin, den sie sich in einer Anwandlung von Verschwendungssucht geleistet hatte. Schließlich hatte sie heute Geburtstag, und ihre Mutter hatte aus Portugal einen Scheck geschickt, mit der dringenden Bitte, sie möge sich zum Geburtstag etwas Hübsches kaufen. Sie brauchte also kein schlechtes Gewissen zu haben, sich dieses Luxusgewand, kombiniert mit hinreißend süßen Dessous, geholt zu haben. Manchmal hatte auch eine kleine Bankangestellte wie sie den Wunsch, sich als Luxusgeschöpf zu fühlen. Sie tupfte sich ein wenig von dem teuren französischen Parfüm hinter die Ohrläppchen, das Lutz ihr geschenkt hatte. Es duftete hinreißend. Graf Lutz von Bassfeld liebte diesen Duft an ihr. Er liebte es, sie zu verwöhnen. Ob ihm der Anzug gefallen würde? Da sie groß und schlank war, standen ihr Hosen ausgezeichnet. Sie trug silberne Slipper dazu.

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Leseprobe: Ein Lord für alle Fälle

Lord Cameron liebte die frühen ruhigen Morgenstunden. Schon als Kind war er ein Frühaufsteher gewesen. Damals war er auf seinem Pony durch das Gelände geritten. Sein Großvater Shane MacGregor hatte ihn immer begleitet. Da er wieder in Irland weilte, nahm Lord Cameron diese Gewohnheit wieder auf. Er hoffte, dass in einigen Jahren sein Enkel oder seine Enkelin ihn begleiten würden. Wenn der Lord daran dachte, atmete er immer tief durch. Der Gedanke gab ihm Hoffnung und Stärke, obwohl es mit seiner Gesundheit nicht zum Besten stand. Er hatte sich dazu durchgerungen, sich einer Stammzellentherapie zu unterziehen. Seine Tochter Florence und ihr Halbbruder David hatten sich testen lassen, ob sie geeignete Spender wären. Vielleicht würde sich dabei herausstellen, dass David sein Sohn war und damit Florences Bruder. Aber die Verwandtschaftsverhältnisse waren nebensächlich. Für Cameron zählte nur, dass er eine Chance hätte, wieder gesund zu werden, und noch viele glückliche Jahre mit seiner unehelichen Tochter verbringen könnte. Seit sie bei ihm auf MacGregor Manor lebte, stellten sie jeden Tag mehr fest, wie ähnlich sie sich waren. Der frische feuchte Morgenwind wehte ihm ins Gesicht, als er den Weg am Waldrand entlangritt. Von weitem sah er einen Reiter. Er erkannte ihn sofort. Es war Quinn Walsh, sein alter Verwalter, der am Tag zuvor mit seiner Frau Kathy aus dem Ruhestand nach Culraid zurückgekommen war. Sie ritten aufeinander zu, hielten die Pferde an und stiegen ab. »Noch kühl«

Fürstenkrone – 158 –

Aufgewacht aus seligen Träumen

Angela und ihre erste große Liebe …

Bianca Maria

Angela Simons warf einen prüfenden Blick in den Badezimmerspiegel. Ihr honigblondes Haar lockte sich in natürlichen Wellen bis zu den Schultern. In ihren ausdrucksvollen dunkelblauen Augen funkelte Erregung. Habe ich jemals besser ausgesehen, fragte sie sich zufrieden. Ein alter Schlagertext fiel ihr ein.

»Eine Frau wird erst schön durch die Liebe«, sang sie lächelnd. Bin ich denn schön? Lutz findet mich schön, und das allein zählt.

Heute trug sie zum ersten Mal den modern geschnittenen eleganten Hosenanzug aus lavendelfarbenem Seidensatin, den sie sich in einer Anwandlung von Verschwendungssucht geleistet hatte. Schließlich hatte sie heute Geburtstag, und ihre Mutter hatte aus Portugal einen Scheck geschickt, mit der dringenden Bitte, sie möge sich zum Geburtstag etwas Hübsches kaufen. Sie brauchte also kein schlechtes Gewissen zu haben, sich dieses Luxusgewand, kombiniert mit hinreißend süßen Dessous, geholt zu haben.

Manchmal hatte auch eine kleine Bankangestellte wie sie den Wunsch, sich als Luxusgeschöpf zu fühlen.

Sie tupfte sich ein wenig von dem teuren französischen Parfüm hinter die Ohrläppchen, das Lutz ihr geschenkt hatte. Es duftete hinreißend. Graf Lutz von Bassfeld liebte diesen Duft an ihr. Er liebte es, sie zu verwöhnen. Ob ihm der Anzug gefallen würde?

Da sie groß und schlank war, standen ihr Hosen ausgezeichnet. Sie trug silberne Slipper dazu. Schließlich wollte sie Lutz nicht überragen, der nur mittelgroß war. Jetzt musste er jeden Moment kommen!

Angela eilte in den großen Wohnraum ihres Appartements. Er hatte nur ein großes Studiofenster. Die Dachschräge war mit Holz vertäfelt. Auf dem niedrigen Couchtisch aus Glas hatte sie Delikatessen hübsch arrangiert. Auch der Champagner im Sektkübel fehlte nicht. Schließlich wurde sie heute zweiundzwanzig Jahre alt, und zu einem Geburtstag gehörte einfach Champagner.

Die Türglocke läutete. Angela flog zur Korridortür und drückte auf den Öffner. In der halb geöffneten Tür blieb sie stehen und hörte das Summen des Lifts. Dann trat auch schon Graf Bassfeld in ihr Blickfeld. Sein Kopf wurde fast völlig von einem Riesenstrauß tiefroter Rosen verdeckt. Er war mit Päckchen beladen und kam rasch in ihr Appartement.

Zunächst flogen Rosen und Päckchen auf den Garderobentisch. »Mein Engel, mein Liebling!«, flüsterte er mit strahlendem Lächeln, nahm sie zärtlich in die Arme und küsste sie hingebungsvoll.

»Wunderschöne Rosen!« Sie stellte den Strauß in einer großen Glasvase mitten auf den Tisch. »So schöne Rosen habe ich noch nie bekommen.«

»Es sind genau zweiundzwanzig!« Lutz strahlte sie an. »Wie jung du noch bist, wie bezaubernd jung und schön. Du siehst in dem Hosenanzug hinreißend aus. Ist er neu? Für wen hast du dich so hübsch gemacht?«

»Nur für dich, Liebling! Du bist mein Ehrengast, mein einziger Gast! Würdest du bitte eine Sektflasche öffnen? Ich möchte mit dir anstoßen.«

»Dein Wunsch ist mir Befehl!« Graf Bassfeld öffnete geschickt die Flasche, ohne dass ein Tropfen überquoll.

Während er die Kelche füllte, betrachtete Angela ihn sehr glücklich. Lutz hatte sie vom ersten Augenblick an fasziniert, obwohl man seine Züge gewiss nicht als schön bezeichnen konnte. Er hatte tief liegende dunkle Augen, eine schmale, kühn hervorspringende Nase und schmale, herrische Lippen. Die tiefen Geheimratsecken ließen seine Stirn höher erscheinen. Das schüttere blonde Haar war mit grauen Strähnen durchzogen. Doch seine Gestalt war noch jugendlich schlank. Man sah Lutz seine achtundvierzig Jahre nicht an.

Sie stießen miteinander an und tranken, Blick in Blick. »Alle deine Wünsche sollen in Erfüllung gehen!« Lutz stellte das Glas ab und zog sie auf die Couch. »Es ist so lange her«, murmelte er. Zärtlich wanderten seine Lippen über ihre Wange.

Die Sonne sank. Schatten fielen in das Zimmer. Sie hielten sich fest umklammert und flüsterten sich törichte Liebesworte zu und kosteten das berauschende Glück, allein zu sein, beieinander zu sein, voll aus.

Angela zündete die rosafarbenen Kerzen an, die mit dem Porzellan und den Servietten harmonierten. Endlich fand sie Zeit, die Päckchen auszupacken, die Graf Lutz ihr mitgebracht hatte und entdeckte lauter Luxusgegenstände, die das Entzücken jeder Frau sind, Nagellack mit kostbaren Flakon mit farblich passendem Lippenstift in vergoldeter Hülse. Eine Puderdose aus echtem Gold, mit ihren Initialen versehen, hauchzarte Strümpfe, mit Strass bestickt, eine Schallplatte mit ihren Lieblingssongs, Konfekt, und zum Schluss wunderschöne Brillantohrringe mit Saphiren.

»Sind sie echt?«, fragte sie, fast erschrocken.

Lutz von Bassfeld nickte lächelnd. »Ich habe lange gesucht, bis ich Steine fand, die der Farbe deiner hübschen Augen ähneln.«

»Du musst wahnsinnig sein!« Sie schüttelte den Kopf über seine Verschwendungssucht. »Das alles ist einfach zu viel, Lutz! Du sollst mich nicht so verwöhnen!«

»Lass mir doch die Freude! Ich möchte doch, dass du glücklich bist.«

»Das bin ich auch ohne solch aufwendigen Geschenke.« Angela fühlte sich unbehaglich. All das war einfach zu viel. Durfte sie die kostbaren Ohrringe überhaupt annehmen?

Doch Lutz war schon dabei, sie an ihren Ohrläppchen zu befestigen. »Zauberhaft!«, sagte er lächelnd. »Den passenden Ring und das Collier bekommst du zu unserer Hochzeit!«

»Danke!« Sie rieb verspielt ihre Nasenspitze an der seinen. Der Schimmer von Glück ließ ihre Augen noch intensiver leuchten. »Du willst mich heiraten? Eigentlich haben wir nie über die Zukunft gesprochen. Was weiß ich schon von dir, außer, dass du Anlageberater bei den Banken und ein hochgeschätzter Mann bist. Vor einigen Wochen bist du ganz plötzlich in mein Leben gestürzt. Du standest plötzlich vor meiner Kasse und hast mir einen Glückspfennig überreicht.«

Lutz lachte. »Weißt du noch, was ich gesagt habe?«

»Wie könnte ich das vergessen?«, lächelte Angela. »Du hast gesagt: ›Mit diesem Glückspfennig beginnt ein glückliches Leben für Sie, Angela Simons. Es beginnt mit einem festlichen Diner heute Abend. Wann darf ich Sie abholen?‹«

Angela schüttelte den Kopf. »Diese charmante Art war so neu für mich, dass ich vollkommen überrumpelt war und dir meine Adresse genannt habe.«

»Ich hätte alles unternommen, dich näher kennenzulernen«, beteuerte er leidenschaftlich. »Eigentlich habe ich nie an die Liebe auf den ersten Blick geglaubt. Als ich dich plötzlich sah, war sie da. Es kommt mir wie ein Wunder vor, dass ich mich noch einmal so verlieben konnte, Angela! Dieses Wunder habe ich nur dir zu verdanken.« Er legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie so eng an sich, dass er den Duft ihres Haars spüren konnte. Er war wie besessen von diesem jugendfrischen Teint, von dieser knabenhaft schlanken Gestalt, die trotz aller Schlankheit doch so weiblich war, mit hohen, festen Brüsten und sanft gerundeten Hüften.

»Ich habe lange nachgedacht«, fuhr er fort. »Du weißt, dass ich viel unterwegs sein muss. Mein Job treibt mich von einer Stadt in die andere, von einer Bank zur anderen. Wir können uns nur sporadisch sehen. Manchmal vergehen drei oder vier Wochen, bis ich wieder bei dir sein kann. Diese ewigen Trennungen ertrage ich nicht mehr.«

»Auch ich fände es schön, wenn wir öfter und längere Zeit zusammen sein könnten.«

»Das werden wir«, versicherte Lutz. »Ich werde dafür sorgen. Auch diese Heimlichkeiten müssen endlich vorbei sein. Alle Welt soll erfahren, dass du zu mir gehörst.« Er blickte sie fest an. »Sobald ich am Sonntagabend zu Hause bin, werde ich mit meiner Frau über die Scheidung sprechen.«

»Du bist – verheiratet?«, stammelte Angela entsetzt. »Wie konntest du mir das nur verschweigen?«

*

Als Lutz von Bassfeld sie besänftigend in die Arme nehmen wollte, sprang sie auf. »Rühr mich nicht an!«, schrie sie wild. »Du hast es zugelassen, dass ich mich in dich verliebte, obwohl du längst gebunden bist. Niemals im Leben würde ich ein Verhältnis mit einem verheirateten Mann anfangen! Du musst das gewusst haben. Gib es ruhig zu, dass du es mir mit Absicht verschwiegen hast.«

Graf Bassfeld senkte schuldbewusst den Kopf. Seine Finger nestelten nervös an seinem Gürtel. »Es ist wahr, ich hatte Hemmungen, mit dir darüber zu sprechen. Ich habe es immer wieder hinausgezögert, dir das zu sagen. Außerdem erschien es mir nicht wichtig. Es hatte ja nichts mit uns und unserer Liebe zu tun.«

»Wie kannst du das sagen?« Ihre Augen füllten sich mit zornigen Tränen. »Es ist nicht meine Art, mich in eine Ehe zu drängen. Ich will keine ausgehaltene Geliebte sein. Ich komme mir so billig vor. Indem du mir deine Ehe verschwiegen hast, hast du mich genauso betrogen wie deine Frau. Was hast du ihr denn erzählt, wenn du bei mir warst? Hast du einen Ausflug mit Freunden erfunden oder Geschäfte vorgetäuscht? Welche Lügen hast du denn erfunden, um deinen Betrug zu verbergen?«

»Liebling, lass dir doch erklären …!«

»In all den Wochen kein Wort!«, unterbrach sie ihn, zornig im Zimmer auf und ab schreitend. »Für mich war es selbstverständlich, dass du ungebunden bist. Ich habe zu viel von dir gehalten, um dir so einen Betrug zutrauen zu können. Doch bilde dir ja nicht ein, dass ich dieses Doppelspiel auch nur noch einen Tag länger mitmache. Nimm deine Geschenke, und verschwinde von hier. Geh endlich!«, schrie sie ihn an, als er noch immer nicht reagierte.

»Angela beruhige dich doch!« Graf Bassfeld war totenblass geworden. »Lass uns in Ruhe darüber reden. Du behandelst mich ja, wie einen Verbrecher …«

»Das bist du auch in meinen Augen!«

»… ohne mir Gelegenheit zur Verteidigung gegeben zu haben«, fuhr er unerbittlich fort. »Jeder Verbrecher hat das Recht, angehört zu werden.«

»Ach, ich weiß genau, was du sagen willst!« Sie lachte verächtlich auf. »Du hast dich mit deiner Frau auseinandergelebt, euch verbindet nichts mehr, und ähnlicher Unsinn. So etwas sagen doch alle Männer, die sich eine Geliebte nehmen.«

»Es ist die Wahrheit, Angela! Als wir vor zwanzig Jahren heirateten, waren wir beide blutjung. Was wussten wir denn schon vom Leben und von den Anforderungen einer Ehe? Evamaria ist von Geburt her Prinzessin. Es hat mich stolz gemacht, dass sie mich zum Gatten nahm. Inzwischen geht jeder von uns seine eigenen Wege. Evamaria kümmert sich nur noch um unsere Kinder, die inzwischen erwachsen geworden sind. Glaub mir, Angela, ich bin meiner Frau grenzenlos gleichgültig geworden. Ich fühle mich in meinem eigenen Haus wie ein Fremder.«

»Kinder hast du auch? Das wird ja immer schöner!«

»Britta und Christian sind im Internat. Ich sehe sie höchstens in den Ferien. Sie werden mich nach der Scheidung nicht einmal vermissen. Niemand wird mich vermissen«, setzte er mit Nachdruck hinzu. »Nicht einmal meine Frau!«

»Du kannst reden, so viel du willst! Ich will nicht der Grund dafür sein, dass eine Ehe geschieden wird!«, erregte sie sich. »Ich könnte es nie verwinden, einer anderen Frau den Mann gestohlen zu haben. Es ist besser, du gehst jetzt, Lutz! Ich fühle mich entsetzlich! Meinen Geburtstag hatte ich mir anders vorgestellt.«

»Willst du mich dafür verurteilen, dass ich vor zwanzig Jahren voreilig eine Ehe einging?«

»Was so lange gehalten hat, kann auch noch länger halten.«

»Aber ich liebe dich, Angela!«, begehrte er auf. »Seitdem ich dich kenne, weiß ich erst, wie Liebe sein kann. Soll ich, nur deiner Skrupel wegen, die ­Farce einer Ehe aufrechterhalten? Auch wenn du mich verlässt, ich würde mich trotzdem scheiden lassen. Quäl dich doch nicht mit dem Gedanken, du würdest eine Ehe zerstören. Man kann nichts zerstören, was nur noch auf dem Papier existiert.«

Angela beruhigte sich allmählich. Sie setzte sich zu ihm, legte ihm die Hände auf die Schultern und blickte ihm fest in die dunklen, flammenden Augen. »Ist das wahr, Lutz? Schwöre mir, dass das wahr ist. Wenn ich nicht der Grund bin, warum hast du dich dann nicht längst früher scheiden lassen?«

»Ich weiß es nicht!«, sagte er mit tiefem Seufzer. »Vielleicht war es nur Bequemlichkeit. Ich hatte ja auch nie den Wunsch, mich wieder zu verheiraten. Wie konnte ich denn wissen, dass ich mich jemals wieder so verlieben könnte wie jetzt?«

»Bist du denn sicher, dass du mich liebst?«, flüsterte sie unter Tränen.

»Würde ich sonst mit dir leben wollen?« Er schloss die Arme um sie und presste sie mit verzweifelter Glut an sich. »Ich will nie mehr ohne dich leben, Angela! Ist es denn ein Verbrechen, dass ich, nach all den Jahren, endlich wieder einmal glücklich sein möchte? Nur mit dir kann ich glücklich sein, mein Liebling. Du liebst mich doch. Kannst du wirklich aufhören, mich zu lieben, nur weil es da einige private Probleme gibt? Ich werde sie beseitigen, das schwöre ich dir. Ich werde meine ganze Kraft dafür einsetzen, dass wir beide so bald wie möglich heiraten können.«

»Ich liebe dich auch!« Sie umklammerte ihn weinend. »Es wäre schrecklich für mich, dich zu verlieren. Jede Stunde mit dir war wie ein Fest für mich. Ich habe ja niemanden mehr, der mir nahesteht. Mein Vater starb früh. Ich ging noch zur Grundschule, als er mit dem Sportflugzeug abstürzte. Vor vier Jahren hat meine Mutter dann wieder geheiratet. Sie lebt mit ihrem zweiten Mann sehr glücklich in Portugal. Ich gönne ihr das zweite Glück, wenn ich sie auch sehr vermisse. Ich habe ja praktisch niemanden mehr.«

»Jetzt hast du mich«, versicherte er glühend. »Ich werde dich nie verlassen! Ich werde alles versuchen, dich glücklich zu machen. Glaub mir, Angela, ich fühle mich noch jung genug, noch einmal von vorn anzufangen.«

»Hoffentlich geht alles gut!« Sie barg den Kopf an seiner Schulter. »Wenn ich an deine Frau denke, habe ich ein schlechtes Gewissen. Sie weiß ja nichts von mir. Glaubst du wirklich, sie wird sich nicht gegen eine Scheidung sträuben?«

»Bestimmt nicht! Ich bin ihr gleichgültig geworden. Viel eher würde sie ein Bild aus ihrer Kunstsammlung vermissen als mich.«

»Das kann ich kaum glauben. Müsste sich nicht jede Frau glücklich schätzen, einen Mann wie dich zu haben?«

»Mein Liebling!« Er überschüttete ihr Gesicht mit zärtlichen Küssen. »Ich bin so froh, dass wir jetzt alles geklärt haben. Ich bin kein wankelmütiger Mensch, Angela! Wenn ich einmal einen Entschluss gefasst habe, führe ich ihn auch durch. Bald werden wir für immer zusammen sein. Ich werde mit aller Kraft darum kämpfen.«

*

Der Abend dämmerte bereits, als Graf Bassfeld sein Anwesen erreichte.

Der Himmel war wolkenverhangen. Ein kühler Wind ließ das zarte Maigrün erzittern. Eine halbhohe Mauer aus Natursteinen grenzte den weitläufigen englischen Park von der Zufahrt ab.

Über eine Brücke mit steinerner Fassade ging es in den kopfsteingepflasterten Innenhof, der von den Gebäuden der Villa in einem offenen Rechteck eingefasst wurde. Uralt waren die Gebäude aus grauem Naturstein, umgeben von einem dunkel schimmernden Wassergraben, der sich an der rechten Seite zu einem See vergrößerte. Die rustikalen Gemäuer wirkten auf den Betrachter mehr beeindruckend als schön. Sie standen unter Denkmalschutz und waren so solide gebaut, dass sie Jahrhunderten getrotzt hatten.

Graf Lutz runzelte unwillig die Stirn, als er die Unmenge parkender Autos auf dem Innenhof sah. Evamaria hatte Gäste. Das passte ihm gar nicht. Es konnte Stunden dauern, bis die Gäste gegangen waren und er mit ihr das Gespräch führen konnte, das ihm auf der Seele brannte.

Schon als der Diener Heinrich die schwere, mit reichen Schnitzereien versehene Eichentür öffnete, hörte er klassische Musik.

»Der Literaturzirkel ist zu Gast«, vertraute der Diener ihm an. »In den Pausen spielt der junge Pianist George Dubalt. Ihre Gattin hat ihn entdeckt. Möchten Sie gleich in den Musiksalon gehen, Graf?«

»Ich möchte mich erst frisch machen. Heinrich, sei so lieb und bring mir einen doppelten Whisky mit Eis auf mein Zimmer.«

»Sofort, Herr Graf!«

Lutz war nicht in der Stimmung, avantgardistischen Reimereien zu lauschen, die man als moderne Lyrik verstand, und die im Grunde keiner begriff, nicht einmal der Dichter. Evamaria liebte es, junge Künstler zu fördern und weitab jeder Realität zu leben. Über Bankgeschäfte zu reden, empfand sie als vulgär. Geld hatte man, aber man sprach nicht darüber. Mit Geldsorgen irgendwelcher Art hatte sich die gebürtige Prinzessin ja nie abzugeben brauchen.

Der alte Diener brachte ihm den Whisky auf einem Silbertablett. Lutz bedankte sich und entließ ihn. Seine Räume waren mit wunderschönen antiken Mahagonimöbeln eingerichtet. Doch auf seinem wuchtigen Schreibtisch fand man keine Literatur, sondern Fachbücher. Er zog seinen Pyjama an und darüber den braunseidenen Morgenmantel. Den Whisky trank er in winzigen Schlucken und spürte, wie er ihn nach der langen Autofahrt entspannte.

In seinem momentanen erregten Zustand hätte er um nichts in der Welt fremden Menschen gegenübertreten mögen, um Konversation zu machen. Er hielt sich nicht für einen Schöngeist, dazu war er zu sehr Realist. Wieder einmal wurde ihm deutlich, welche Abgründe zwischen Evamaria und ihm klafften. Sie lebten in verschiedenen Welten, und es gab keine Brücke von einem Ufer zum anderen.

Angela ist ganz anders, dachte er, unbewusst lächelnd. Bei ihr finde ich das wirkliche Leben und keine Pseudoromantik, die weder Hand noch Fuß hat. Angela ist das sprühende Leben selbst, Verlockung, Versuchung und Glück, während Evamaria sich ganz in schöngeistige Träume zurückzieht, zu denen ich keinen Zugang habe.

Er öffnete die Doppelfenster in der Nische, spürte den moorigen Geruch, der vom Wasser aufstieg, und hörte das letzte verträumte Zwitschern der Vögel.

Die Erinnerung an Angela war so übermächtig in ihm, dass er sie im Geiste an seiner Seite sah. Wie schön würde es sein, heimzukommen und von Angela erwartet zu werden. Sie würde sich nicht mit irgendwelchen Vernissagen oder Dichterlesungen vor ihm zurückziehen, sondern ihn zärtlich in die Arme nehmen und ihn mit Liebe überschütten.