Liebe, wohin führst du mich? - Bianca Maria - E-Book

Liebe, wohin führst du mich? E-Book

Maria-Bianca

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Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. Regine von Trebbe sah aus dem Zugfenster. In ihren Augen traten Tränen, als sie die vorbeihuschenden Häuser erkannte. Sie und die Ländereien gehörten zu Ewedingen.Regine ließ sich in den bequemen Sitz des Erste-Klasse-Abteils zurücksinken und atmete tief durch. Jetzt dauerte es nicht mehr lange. Sie war wieder zu Hause. Bald würde ihr Vater sie in seine Arme schließen. Seit Jahren träumte sie von diesem für sie so wichtigen Augenblick.Als der Zug endlich abbremste, öffnete sie das Abteilfenster, um nach ihm Ausschau zu halten. Doch sie konnte ihn nirgends entdecken. Wahrscheinlich hatte ihr Vater auch jetzt keine Zeit für sie, genau wie in den Jahren zuvor, als er immer Ausreden gefunden hatte, um sie niemals besuchen zu müssen. Auch eine frühere Heimkehr hatte er verhindert. Liebte er sie denn gar nicht mehr, seine kleine Prinzessin?Seit dem Tod ihrer Mutter hatte Regine seine Liebe verloren. Doch sie war sich keiner Schuld am Tod ihrer Mutter bewusst. Also, warum musste sie doppelt leiden, warum nur?Regines Freude war wie weggeblasen. Ein Schatten legte sich auf ihre Seele. Traurig zog sie ihre Windjacke über, ergriff ihre Reisetasche und trug sie zum Ausgang des Wagens. In diesem Moment blieb der Zug stehen.

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Fürstenkrone – 126–

Liebe, wohin führst du mich?

Komtess Nellys Abenteuer in Afrika ...

Bianca Maria

Regine von Trebbe sah aus dem Zugfenster. In ihren Augen traten Tränen, als sie die vorbeihuschenden Häuser erkannte. Sie und die Ländereien gehörten zu Ewedingen.

Regine ließ sich in den bequemen Sitz des Erste-Klasse-Abteils zurücksinken und atmete tief durch. Jetzt dauerte es nicht mehr lange. Sie war wieder zu Hause. Bald würde ihr Vater sie in seine Arme schließen. Seit Jahren träumte sie von diesem für sie so wichtigen Augenblick.

Als der Zug endlich abbremste, öffnete sie das Abteilfenster, um nach ihm Ausschau zu halten. Doch sie konnte ihn nirgends entdecken. Wahrscheinlich hatte ihr Vater auch jetzt keine Zeit für sie, genau wie in den Jahren zuvor, als er immer Ausreden gefunden hatte, um sie niemals besuchen zu müssen. Auch eine frühere Heimkehr hatte er verhindert. Liebte er sie denn gar nicht mehr, seine kleine Prinzessin?

Seit dem Tod ihrer Mutter hatte Regine seine Liebe verloren. Doch sie war sich keiner Schuld am Tod ihrer Mutter bewusst. Also, warum musste sie doppelt leiden, warum nur?

Regines Freude war wie weggeblasen. Ein Schatten legte sich auf ihre Seele. Traurig zog sie ihre Windjacke über, ergriff ihre Reisetasche und trug sie zum Ausgang des Wagens. In diesem Moment blieb der Zug stehen. Durch den Ruck wurde sie gegen die Wand geworfen. Etwas benommen hielt sie sich mit der freien Hand fest. Da wurde vor ihr die schwere Tür nach außen aufgerissen. Ein Männergesicht erschien, das ihr irgendwie bekannt vorkam.

»Hallo, Prinzessin«, sagte eine sympathische Stimme. »Herzlich willkommen in Ewedingen!«

Es waren seine Augen und die Stimme, die ihr halfen. »Simon? Simon Herzig? Bist du es wirklich?«

Er nickte lachend, dann nahm er ihr die Reisetasche aus der Hand und stellte sie auf den Bahnsteig, um Regine helfend seine Hand zu reichen. Dabei antwortete er: »Ja, der alte Simon aus Ihrer Kinderzeit, Hoheit, und nun auch der Verwalter von Ewedingen. Mein Vater musste gesundheitsbedingt aufhören. Er ist jetzt in Rente.«

»Oh, Simon, Simon, ich bin stolz auf dich!«, rief Regine erfreut, und dann hing sie an seinem Hals. Es war genau wie damals, als sie von ihm Abschied nehmen musste. Aber damals war sie noch ein Kind, jetzt war sie eine wunderschöne Frau. Was sollte man da anders tun, als sie festzuhalten?

Regine war mit Simon aufgewachsen, hatte mit ihm im Schloss die Schulbank gedrückt und Streiche ausgeheckt. Da er einige Jahre älter als sie war, hatte er sich immer als ihr Beschützer gefühlt und die Schuld an allem auf sich genommen. Erhobenen Hauptes hatte er die Strafen erduldet, die man ihm dafür auferlegte. Nach dem Tod von Regines Mutter hatte er versucht, Regine zu trösten. Er hatte schon sehr früh am eigenen Leib erfahren müssen, was es hieß, ohne Mutter aufzuwachsen. Doch dann hatte der Baron Regine fortgeschickt. Im Schloss sagte man, sie hätte ihn zu sehr an seine verstorbene Frau erinnert. Das mochte stimmen, denn schon damals hatte Regine viel Ähnlichkeit mit ihrer Mutter gehabt. Es waren nicht nur Äußerlichkeiten. Auch ihre Art glich der Verstorbenen sehr. Und nun kehrte sie als junge, bezaubernde Frau zurück, die Simons Herz heftig zum Schlagen brachte.

Für Sekunden hielt er sie in seinen Armen, doch dann besann er sich. Sie waren beide keine Kinder mehr. Jetzt mussten sie vernünftig sein. Sanft schob er sie von sich. Sein Gesicht wirkte verlegen.

»Sie sind noch immer das impulsive Mädchen von damals, Prinzessin. Aber wenn uns jetzt jemand erwischt, wird es nicht bei einer Tracht Prügel bleiben.«

Regine verstand sofort seinen sanften Hinweis. Dennoch war sie nicht bereit, ihre Gefühle zu unterdrücken. Sie hatte sehr wohl seine Wiedersehensfreude gespürt. Deshalb streckte sie ihre Hand aus und legte sie sanft an seine Wange.

»Simon, ich bin jetzt alt genug, um für meine Verfehlungen selbst geradezustehen. Dennoch, wir waren einmal gute Freunde. Ich hoffe, wir sind es immer noch oder werden es wieder, denn so wie es aussieht, werde ich einen Freund gebrauchen können.«

»Wir waren damals Kinder, Regine«, gab er sanft zurück.

»Ist es kindisch, sich zu wünschen, dass der einzige Freund, den man hatte, auch weiterhin für einen da ist?«

»Nein, es ist nicht kindisch.« Simon nahm sanft ihre Hand von seiner Wange, beugte sich darüber und hauchte einen Kuss in die Innenfläche, dann hob er den Kopf und sah sie an. »Ich werde immer für Sie da sein, Hoheit.«

»Danke, Simon, und nun vergiss das ›Sie‹ und die Prinzessin.«

»Das darf ich nicht. Was würde Ihr Vater sagen?«

»Ich bin ihm doch vollkommen egal, sonst wäre er gekommen und hätte mich abgeholt. Seit Jahren habe ich mich nach ihm gesehnt und vergebens auf ihn gewartet.«

»Es war wohl die Trauer um Ihre Mutter, die ihn zurückgehalten hat«, versuchte Simon das Verhalten seines Chefs zu entschuldigen. Er hatte sehr wohl die Tränen in den Augen Regines gesehen. »Außerdem sollten wir gehen. Ich glaube, man beobachtet uns.«

Nun erst fiel es auch Regine auf, dass einige Leute stehen geblieben waren und interessiert schauten. Sie lächelte die Menschen freundlich an. Die sahen sofort verlegen in eine andere Richtung. Da meinte sie zu Simon: »Jetzt werden sie mich für deine Freundin halten. Oder hast du schon eine?«

»Nein …, ich …«

»Männer«, schimpfte Regine da, und dann fiel ihr wieder ihr Vater ein. »Warum ist Vater eigentlich nicht selbst gekommen? Ich war so lange fort.«

»Er hat Besuch. Eine gute Bekannte …«

»Er hat eine andere Frau?« Ihre Frage klang entsetzt.

»So würde ich das nicht sagen«, versuchte Simon, ihr die Änderungen im Schloss zu erklären. »Außerdem ist Ihr Vater nun seit vielen Jahren allein. Auf Einladungen brauchte er eine Begleiterin. Lady Eleonore Farley ist selbst Witwe. Sie war öfter Gast auf Schloss Ewedingen. Und heute erwarten sie den Bruder der Lady. Deshalb konnte Ihr Vater nicht selbst kommen.«

»Soso«, murmelte Regine da traurig. Und für sich dachte sie: Diese beiden sind ihm also wichtiger als seine Tochter.

Sie folgte Simon zum Wagen. Er war nicht mit der schweren Limousine gekommen, sondern mit dem Ranch Rover, der ihm als Verwalter des großen Gutes zur Verfügung stand. Er verstaute Regines Tasche auf dem Rücksitz. Ihre Koffer waren schon am Morgen eingetroffen. Dann half er ihr in den hohen Wagen hinein, klappte die Tür zu und ging um den Wagen herum. Als er hinter dem Steuer Platz genommen hatte und den Wagen starten wollte, sah er sie von der Seite fragend an.

»Und jetzt nach Hause?«

»Nein«, kam es von ihr geistesabwesend zurück. »Anscheinend ist mein Vater ja nicht gerade versessen darauf, mich in seine Arme zu schließen.«

Ihrer Stimme hörte man die tiefe Enttäuschung an. Und dann rannen plötzlich Tränen über ihre Wangen. Simon startete rasch den Wagen. Er hätte sie gerne tröstend in die Arme genommen, aber durfte er das denn?

Er schlug den Weg Richtung Schloss ein, doch plötzlich legte sich ihre Hand auf seinen Arm. »Bitte, fahr in die Stadt. Ich brauche einen Blumenstrauß für Mama.«

»Aber wir könnten den Gärtner bitten …«

»Nein, ich möchte ihn selbst aussuchen und auch bezahlen.«

Simon bremste den Wagen, wendete und fuhr zurück, am Bahnhof vorbei, weiter in den Ort hinein. An der Bundesstraße lag ein kleiner malerischer Gasthof. Er war von außen restauriert worden. Regine sah es und bat Simon: »Halt mal an!«

Der reagierte sofort. Sie zeigte hinüber. »Lass uns dort hineingehen und essen. Ich habe Hunger und Durst.«

»Aber dein Vater, er wird warten!«

»Ich habe so viele Jahre auf ihn gewartet, Simon. Da kommt es sicher nicht auf eine Stunde an.«

»Er wird mir die Hölle heiß machen«, seufzte Simon da, aber dann stellte er den Wagen auf dem Parkplatz ab. Er konnte Regine nie einen Wunsch abschlagen. Und sie schien noch immer diesen verdammten Dickschädel zu haben.

*

»Natürlich fährst du hin!«, hatte sein Vater im Befehlston gesagt. Prinz Franz Ludwig von Kollmar hatte darauf seine Koffer packen lassen, einige Verabredungen abgesagt und war am nächsten Morgen aufgebrochen. Er ahnte, was seine Schwester Eleonore und sein Vater ausgeheckt hatten. Es war schon zu oft passiert. Eine Einladung wurde ausgesprochen, und am Ende wartete eine geeignete Heiratskandidatin auf ihn. Aber Franz Ludwig war sicher, so würde man ihn nie unter die berühmte Haube kriegen. Er erwartete mehr vom Leben als nur eine hübsche Frau, die neben ihm repräsentieren und dem Fürstentum den Thronerben schenken würde. Er glaubte noch an die große Liebe. Irgendwo in dieser Welt wartete sicher auf ihn jenes Wesen, das zu großen ehrlichen Gefühlen fähig war und ihn nicht wegen Aussehen, Titel und Geld heiraten würde.

Mit seinem schnellen Sportwagen kam der Fürstensohn auf der Autobahn rasch seinem Ziel näher. Schon zweimal war er auf Schloss Ewedingen gewesen. Beide Male hatte er umstandshalber seine Schwester begleitet, da auch sie in Herzensdingen auf der Suche war. Deshalb kannte er den Weg bereits im Schlaf. Als er nun von der Autobahn abfuhr und für den Rest der Strecke die Bundesstraße nutzte, ging es bereits auf Mittag zu. Noch einmal hörte Franz Ludwig die Worte seiner Schwester, mit der sie die Einladung an ihn dringlich gemacht hatte: »Ottos Tochter kehrt heim. Da wäre es nett, wenn du dazustoßen würdest. Ich brauche moralischen Beistand. Die Kleine wird mich sicher erst ablehnen.«

»Die Kleine?«, hatte er da misstrauisch gefragt.

»Nun ja, sie ist inzwischen zweiundzwanzig«, hatte seine Schwester eingestanden. Eleonore wusste genau, dass sie ihre häufigen Kupplerversuche verabscheute. Vielleicht hatte sie deshalb seinen Vater Fürst Karl August eingeschaltet. Und dieser war ein rechter Sturkopf. Er duldete keinen Widerspruch.

Franz Ludwig, der sein einziger Sohn war und inzwischen auf die fünfunddreißig zumarschierte, legte sich nur äußerst ungern mit seinem Vater an. Außerdem benutzte er diese Einladungen, um dessen strengem Regiment auf Schloss Rottburg für eine Weile zu entkommen. Sobald das Schloss seiner Ahnen hinter ihm lag, fühlte er sich frei. Da gab es kein Zeremoniell, keine Zeiteinteilung, nach der er sich richten musste. Lächelnd bremste Franz Ludwig den Wagen vor einem Gasthof ab. Hier kannte ihn niemand. Sollten sie doch auf Ewedingen noch eine Weile auf ihn warten. Schließlich konnte er ja in einen Stau geraten sein.

Franz Ludwig sprang aus dem schnittigen Flitzer, schloss ihn ab und betrat den Gasthof. Suchend sah er sich um. In einer Ecke entdeckte er einen kleinen freien Tisch, genau richtig, um allein zu bleiben und fast das ganze Lokal überblicken zu können. Er winkte dem Ober und steuerte auf den Tisch zu. Im Vorbeigehen fiel ihm ein Mann auf, der mit einer jungen Frau an einem Tisch beim Fenster saß. Von seinem Platz aus konnte Franz Ludwig die beiden genau beobachten.

Nachdem der Ober wieder gegangen war, fiel Franz Ludwig ein, woher er den jungen Mann kannte. Es war der neue Verwalter von Ewedingen. Aber Franz Ludwigs Interesse richtete sich nicht auf ihn, sondern auf dessen Begleiterin. Sie war ein wunderschönes Mädchen. Man sah den beiden an, dass sie sehr vertraut miteinander waren. Franz Ludwig fragte sich, warum so ein bezauberndes Wesen wie dieses dort in festen Händen sein musste. Denn er war sich sicher, dass sie einmal die zukünftige Frau des Verwalters würde.

Nachdem der Ober ihm das Gewünschte serviert hatte, richtete Franz Ludwig für kurze Zeit sein Interesse auf seinen Teller. Als er gesättigt aufschaute und sein Blick zu den jungen Leuten hinüberglitt, waren diese verschwunden. Er bedauerte dies, denn selbst als er wieder hinter dem Lenkrad seines Wagens saß, sah er noch immer dieses zarte Antlitz, das von einer ungebändigten kupferfarbenen Löwenmähne umrahmt wurde. Es musste ein Genuss sein, mit den Händen darin zu wühlen.

Mit seinen Gedanken war er noch immer bei jener jungen Frau, als er das Schloss erreichte. Er traf seine Schwester und den Gastgeber sehr nervös an. Erst glaubte er, es sei wegen seiner Verspätung. Doch da gestand seine Schwester ihm: »Otto macht sich große Sorgen. Seine Tochter ist noch nicht angekommen. Eigentlich sollte sie mit dem Mittagszug eintreffen. Aber der Verwalter, der sie abholen sollte, ist auch noch nicht zurück.«

»Der Verwalter?«, stutzte Franz Ludwig.

»Ja, Otto hat ihn geschickt, weil er selbst deinetwegen nicht fortwollte. Herr Herzig und Regine kennen sich von Kindesbeinen an. Sie sind zusammen groß geworden. Otto meinte, es würde die Kleine trösten, da er selbst nicht fahren konnte.«

In Franz Ludwig stieg plötzlich eine Ahnung auf. War jenes bezaubernde Wesen an der Seite des Verwalters die zu erwartende Tochter des Hauses? Wie konnte Prinz Otto seiner Tochter das antun und einen Bediensteten zu ihrem Empfang aussenden?

Franz Ludwig spürte Wut in sich aufsteigen, Wut auf seinen Gastgeber und dessen Verhalten.

»Was sind Sie nur für ein Vater, Otto? Da kehrt Ihre Tochter nach so vielen Jahren heim, und Sie sind nicht da, um sie zu empfangen. Wahrscheinlich schmollt sie jetzt und lässt Sie extra warten. Ich könnte es jedenfalls verstehen.«

»Franz Ludwig, wie kannst du so etwas sagen?«, fuhr seine Schwester ihn betroffen an. Dann meinte sie entschuldigend an Otto Reginald von Trebbe: »Haben Sie ein Nachsehen, Otto. Mein Bruder meint das nicht so.«

Prinz Otto sah seinen Gast mit gefurchter Stirn an. »O doch, meine Liebe, er meint es und er hat ja recht. Ich hätte nicht so feige sein sollen. So viele Jahre habe ich mich vor dem Wiedersehen mit meiner Kleinen gedrückt, und nun bekomme ich die Quittung dafür. Jetzt will sie mich womöglich gar nicht mehr wiedersehen. Aber ich konnte einfach nicht. Es war so schmerzhaft für mich. Regina ist wie Marie Luise. Ihr Aussehen, ihre Bewegungen, ihre ganze Art …« Er stockte. In seiner Stimme schwang erneut die Trauer, die er schon längst überwunden glaubte. Alles war wieder da. Er wandte sich kurz an Lady Eleonore.

»Entschuldigen Sie mich bitte, meine Liebe.« Dann wandte er sich rasch ab und eilte hinaus. Die Geschwister sahen ihm nach. Lady Eleonore schüttelte schließlich resignierend den Kopf.

»Ich dachte, er hätte seine Frau endlich vergessen. Aber das wird wohl nie geschehen, das sehe ich nun ein. Seine Tochter bringt alles wieder in ihm hoch. Otto hat regelrechte Angst vor dieser Begegnung, und ich habe sie auch. Deshalb habe ich dich gebeten zu kommen.«

*