"Aus mir ist ein Mensch geworden ..." - Katrin Wagner - E-Book

"Aus mir ist ein Mensch geworden ..." E-Book

Katrin Wagner

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Beschreibung

Auf Basis von drei narrativen Interviews mit Aussteigern aus der rechtsextremen Szene widmet sich diese Diplomarbeit der Frage, welcher Aufwand an biografischer Arbeit betrieben werden muss, um so einen drastischen lebensgeschichtlichen Bruch wie einen Szene-Ausstieg zu bewältigen. Im Ringen um soziale Anerkennung stellt die eigene Biografie eine Konstruktionsleistung dar, die nach unterschiedlichen Mustern bewältigt werden kann. Diese Muster werden hier in Form einer Typologie vorgestellt und anhand von Originalzitaten empirisch belegt. Deutlich wird dabei die besondere Herausforderung, die eine Abkehr vom Rechtsextremismus bedeutet, wenn es gilt, sich gesellschaftlichen Normalitätsansprüchen anzupassen und eine biografische Linearität zu erhalten.

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Wissenschaftliche E-Book-Reihe, Band 13

Originalausgabe© 2013 Archiv der Jugendkulturen Verlag KG, Berlin und bei den AutorInnen Alle Rechte vorbehalten

Archiv der Jugendkulturen Verlag KGFidicinstraße 3, D – 10965 BerlinE-Mail: [email protected] für die Wissenschaftliche Reihe: Klaus Farin

Vertrieb: www.shop.jugendkulturen.de

Lektorat: Gabriele Vogel

ISBN (epub) 978-3-943774-80-1ISBN (pdf) 978-3-943774-79-5

Die Wissenschaftliche Reihe im Archiv der JugendkulturenAlljährlich entstehen an Universitäten und Fachhochschulen Hunderte von wissenschaftlichen Arbeiten, die zumeist nur von zwei Gutachtern gelesen werden und dann unbeachtet in den Asservatenkammern der Hochschulen verschwinden. Dabei enthalten viele dieser Arbeiten durchaus neues Wissen, interessante Denkmodelle, genaue Feldstudien. Das Archiv der Jugendkulturen, Fachbibliothek und Forschungsinstitut zugleich zu allen Fragen rund um Jugendkulturen, hat deshalb damit begonnen, wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Jugend zu sammeln und öffentlich zugänglich zu machen. Mehr als 600 solcher Arbeiten enthält die Präsenzbibliothek des Archivs inzwischen – für jedermann kostenlos und frei zugänglich.

In der Wissenschaftlichen Reihe publiziert der Archiv der Jugendkulturen Verlag seit 2007 zudem qualitativ herausragende wissenschaftliche Arbeiten zu jugendkulturellen Zusammenhängen. Die Arbeiten werden von fachkundigen GutachterInnen gelesen und vor der Veröffentlichung professionell lektoriert. Da pro Jahr von 20 - 25 eingereichten Arbeiten nur zwei veröffentlicht werden, kann bereits die Aufnahme in den Verlagskatalog als Auszeichnung verstanden werden. Doch für die AutorInnen lohnt sich die Veröffentlichung auch materiell. Die Archiv der Jugendkulturen Verlag KG verlangt von ihren AutorInnen keinerlei Kostenbeteiligungen! Im Gegenteil: AutorInnen, deren Arbeiten wir in unserer Wissenschaftlichen Reihe veröffentlichen, erhalten bereits für die Erstauflage ein Garantiehonorar von 1.000 Euro!

Seit 2011 wird diese Reihe durch eine elektronische Schwester ergänzt. Denn immer wieder mussten wir hervorragende Manuskripte ablehnen, da ein kleiner Verlag wie der unsrige sich nicht mehr als zwei wissenschaftliche Titel mit den gesetzten Qualitätsstandards (großformatige Hardcover, alle Bände sind reichlich illustriert, oft in Farbe) und dem bewusst sehr niedrig angesetzten Ladenpreis (um möglichst viele Menschen zu erreichen) leisten kann. Die E-Book-Reihe soll dieses Manko nun ausgleichen. Was für die Printreihe gilt, gilt auch für unsere E-Books: Sie werden ebenfalls unter der Fülle eingereichter Arbeiten sorgfältig ausgewählt und lektoriert, die AutorInnen erhalten ein kleines Garantiehonorar und werden am Umsatz beteiligt.

Das Archiv der Jugendkulturen e.V.Das Berliner Archiv der Jugendkulturen e. V. existiert seit 1998 und sammelt – als einzige Einrichtung dieser Art in Europa – authentische Zeugnisse aus den Jugendkulturen selbst (Fanzines, Flyer, Musik etc.), aber auch wissenschaftliche Arbeiten, Medienberichte etc., und stellt diese der Öffentlichkeit in seiner Bibliothek kostenfrei zur Verfügung. Darüber hinaus betreibt das Archiv der Jugendkulturen eine umfangreiche Jugendforschung, berät Kommunen, Institutionen, Vereine etc., bietet jährlich bundesweit rund 80 Schulprojekttage und Fortbildungen für Erwachsene an und publiziert eine eigene Zeitschrift – das Journal der Jugendkulturen – sowie eine Buchreihe mit ca. sechs Titeln jährlich. Das Archiv der Jugendkulturen e. V. hat derzeit 260 Mitglieder weltweit (darunter viele Institutionen). Die Mehrzahl der Archiv-MitarbeiterInnen arbeitet ehrenamtlich.

Schon mit einem Jahresbeitrag von 48 Euro können Sie die gemeinnützige Arbeit des Archiv der Jugendkulturen unterstützen, Teil eines kreativen Netzwerkes werden und sich zugleich eine umfassende Bibliothek zum Thema Jugendkulturen aufbauen.

Weitere Infos unter www.jugendkulturen.de

Diplomarbeit

zur Erlangung des akademischen GradesDiplom-Soziologe technikwissenschaftlicher Richtung (Dipl.-Soz. tech.)

„Aus mir ist ein Mensch geworden …“

Biografische Arbeit am Beispiel von Aussteigern aus der rechtsextremen Szene

Vorgelegt von:

Katrin Wagner (Matrikel-Nr.: 304095)

Technische Universität Berlin

Institut für Soziologie

Fachgebiet Methoden der empirischen Sozialforschung

Eingereicht am 12. August 2010

Erstgutachter:

Zweitgutachter:

Prof. Dr. Nina Baur

Prof. Dr. Werner Rammert

Fachgebiet Methoden der empirischen Sozialforschung

Fachgebiet Techniksoziologie

Technische Universität Berlin

Technische Universität Berlin

Franklinstraße 28/29

Franklinstraße 28/29

10587 Berlin

10587 Berlin

INHALTSVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

1. BIOGRAFISCHE ARBEIT ALS MERKMAL DER MODERNE

1.1 DIE BIOGRAFIE ALS INDIVIDUELLE KONSTRUKTIONSLEISTUNG

1.2 RECHTSEXTREMISMUS ALS EMPIRISCHES UNTERSUCHUNGSFELD

2. FORSCHUNGSSTAND

3. DER AUSSTIEG AUS DER RECHTSEXTREMEN SZENE ALS KONVERSION

3.1 DIE ANALYSE VON KONVERSIONEN

3.2 KONVERSION ODER DE-KONVERSION?

3.3 URSACHEN KONVERSIONELLER AUSSTIEGE AUS DER RECHTSEXTREMEN SZENE

3.4 IDEALTYPISCHE VERLÄUFE VON KONVERSIONELLEN AUSSTIEGEN AUS DER RECHTSEXTREMEN SZENE

3.5 DER UMGANG MIT BRÜCHEN – BIOGRAFISCHE ARBEIT

4. DIE RECHTSEXTREME SZENE ALS BIOGRAFIEINSTITUTION

4.1 DEFINITION UND MERKMALE VON RECHTSEXTREMISMUS

4.2 DEFINITION UND EIGENSCHAFTEN VON SZENEN

4.3 DIE RECHTSEXTREME SZENE

4.4 DIE BEDEUTUNG DER ZUGEHÖRIGKEIT ZUR RECHTSEXTREMEN SZENE

5. FALLBESCHREIBUNGEN UND PROBLEME NACH DEM AUSSTIEG

5.1 DER BIOGRAFISCHE BRUCH VOM NPD-MITGLIED DANIEL

5.2 DER BIOGRAFISCHE BRUCH VOM KLEINGRUPPENMITGLIED ERIK

5.3 DER BIOGRAFISCHE BRUCH VOM KAMERADSCHAFTSGRÜNDER ARTHUR

5.4 PROBLEME NACH DEM AUSSTIEG AUS DER RECHTSEXTREMEN SZENE

6. DIE RETROSPEKTIVE KONSTRUKTION DER BIOGRAFIE ALS „AUSSTEIGER-BIOGRAFIE“

6.1 BEGRÜNDUNG UND RECHTFERTIGUNG

6.2 NEUBEWERTUNG

6.3 DIE TRENNUNG DES ÖFFENTLICHEN UND DES PRIVATEN BEREICHS

6.4 REALTYPEN BIOGRAFISCHER ARBEIT

6.4.1 Normalisierung als Realtyp biografischer Arbeit

6.4.2 Entpolitisierung als Realtyp biografischer Arbeit

6.4.3 Distanzierung als Realtyp biografischer Arbeit

6.4.4 Bekenntnis als Realtyp biografischer Arbeit

6.4.5 Explizite Darstellung der gewandelten Identität als Realtyp biografischer Arbeit

6.5 DIE DREI UNTERSUCHTEN AUSSTEIGER-BIOGRAFIEN IM VERGLEICH

7. ZUSAMMENGEFASSTE ERKENNTNISSE DER KONSTRUKTION VON AUSSTEIGER-BIOGRAFIEN UND ANREGUNGEN ZU WEITERFÜHRENDEN FORSCHUNGSBESTREBUNGEN

8. ANHANG: METHODIK

LITERATURVERZEICHNIS

ABBILDUNGSVERZEICHNIS

ABBILDUNG 1: ÜBERSICHT TEILMUSTER (EIGENE DARSTELLUNG NACH MÖLLER 2007)

ABBILDUNG 2: DESINTEGRIERENDE BINNENERFAHRUNG (EIGENE DARSTELLUNG NACH MÖLLER 2007)

ABBILDUNG 3: SOZIALE KONTROLLE IN REFERENZBEZIEHUNGEN (EIGENE DARSTELLUNG NACH MÖLLER 2007)

ABBILDUNG 4: MATURING OUT (EIGENE DARSTELLUNG NACH MÖLLER 2007)

ABBILDUNG 5: INSTITUTIONELLE SANKTIONIERUNG (EIGENE DARSTELLUNG NACH MÖLLER 2007)

ABBILDUNG 6: DER AUSSTIEG NACH ROMMELSPACHER (EIGENE DARSTELLUNG NACH ROMMELSPACHER 2006)

ABBILDUNG 7: REALTYPEN

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

NPD

Nationaldemokratische Partei Deutschlands

JN

Junge Nationaldemokraten (Jugendorganisation der NPD)

FAP

Freiheitliche Arbeiter Partei

KS

Kameradschaft

DDR

Deutsche Demokratische Republik

SED

Sozialistische Einheitspartei Deutschlands

DVU

Deutsche Volksunion

REP

Die Republikaner

NSDAP

Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

1. Biografische Arbeit als Merkmal der Moderne

Auf die Frage „Wer bin ich?“ stößt früher oder später jeder1 einmal. Doch wie geht ein Individuum damit um, wenn es schwer fällt, auf diese Frage mit einer zusammenhängenden Geschichte zu antworten? Oder wenn sich diese Frage durch unterschiedliche und teils auch diskrepante Erzählungen beantworten ließe, da heute die Relevanzstrukturen andere sind als in der Vergangenheit und das Individuum dadurch „anders“ war als heute? Augenscheinlich versuchen Menschen diese Diskrepanzen im Sinne eines Weges zu deuten und zu erklären, um somit eine Kontinuität herzustellen (vgl. Abels 2006: 387). Es wird der Versuch unternommen, die eigene Biografie in Bezug auf das aktuelle Dasein zu erklären. Das Individuum stellt in einer aktiven Rekonstruktionsarbeit die Verbindung zwischen Vergangenheit und einer möglichen Zukunft selbst her (vgl. ebd.: 246). Es muss seine Erlebnisse zusammen mit den gemachten Erfahrungen fortwährend synchronisieren, um die Konsistenz und Kontinuität seiner Identität zu wahren. Identität und Biografie hängen eng miteinander zusammen. Der lateinische Ursprung des Wortes Identität, „idem“, lässt sich mit „dasselbe“ übersetzen. Er legt den Gedanken nahe, dass jmand dann eine Identität hat, wenn er auf die gleiche Weise bzw. nach festen Prinzipien handelt, sich also über Gleichförmigkeit und Beständigkeit definiert (Fuchs-Heinritz 1995: 286). Doch die heutige Zeit ist durch Faktoren wie zunehmende Arbeitslosigkeit, die Notwendigkeit des lebenslangen Lernens und die Bereitschaft, sich umzuschulen, häufigeren Scheidungen und dem Erfordernis räumlicher Mobilität geprägt. Plötzliche Einschnitte oder Unterbrechungen können bei Individuen Identitätsprobleme hervorrufen, welche sich in ihrem Entstehen „auf persönliche Brüche wie auf persönliche Kontinuität und Konsistenz beziehen“ (Endruweit/Trommsdorff 2002: 219).

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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