Baum der Furcht (Einzelgänger Buch 5): LitRPG-Serie - Alex Kosh - E-Book

Baum der Furcht (Einzelgänger Buch 5): LitRPG-Serie E-Book

Alex Kosh

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Beschreibung

Falk hat das zweite der fünf Schwerter in seinen Besitz gebracht. Nun führt seine Quest für die Göttin ihn ins Land der Elfen. Doch bevor er aufbrechen kann, muss er Arkem mithilfe der Mechanismen der Uralten gegen die anstürmenden Dämonenhorden verteidigen. Parallel dazu muss er in der echten Welt mehr über die Person herausfinden, die ihm das Leben gerettet hat. Wer ist dieser Mann, der ebenfalls Kräfte aus dem Spiel in der Wirklichkeit nutzen kann? Ist er Freund oder Feind? Hat er auch eine göttliche Quest erhalten? Wenn ja, welche Fortschritte hat er bereits gemacht?

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Inhaltsverzeichnis

Teil 1

Es kann nur einen geben

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Teil 2

Kein Ort für Albträume

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Über den Autor

Baum der Furcht

Roman

von Alex Kosh

Einzelgänger Buch 5

LitRPG-Serie

Magic Dome Books

Baum der Furcht

Einzelgänger Buch 5

Originaltitel: Tree of Fear (Loner Book 5)

Copyright © Alex Kosh, 2023

Covergestaltung © Vladimir Manyukhin 2023

Deutsche Übersetzung © Guido Lenz, 2023

Erschienen 2023 bei Magic Dome Books

Anschrift: Podkovářská 933/3, Vysočany, 190 00

Praha 9 Czech Republic IC: 28203127

Alle Rechte vorbehalten

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Die Personen und Handlung dieses Buches sind frei erfunden. Jede Übereinstimmung mit realen Personen oder Vorkommnissen wäre zufällig.

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Teil 1

Es kann nur einen geben

Heute geht es darum, dass einige Personen in ihren VR-Pods zu Tode gekommen sind. Was war dafür verantwortlich? Stellen virtuelle Spiele eine Gefahr für das Leben dar? Wie groß ist das Risiko, für ein Abenteuer in den Pods von RussVirtTech mit dem eigenen Leben zu zahlen? Wir haben einen Experten eingeladen, der uns diese Fragen beantworten wird. Er gehört zu dem Entwicklerteam des komplexen Gesundheitsüberwachungssystems, das in den modernen Pods steckt. Außerdem ist er Beauftragter für Anwendungssicherheit bei RussVirtTech. Ich begrüße Sergei Popow im Studio.

Hallo, Elena. Vielen Dank für die Einladung. Bevor wir loslegen, möchte ich eine Sache klarstellen: Die bekannt gewordenen Todesfälle sind reine Einzelfälle. Alle betroffenen Anwender haben die Sicherheitsmerkmale der Pods manipuliert oder versucht, die Hard- oder Firmware der Pods zu hacken. Unser Gesundheitsüberwachungssystem ist einmalig am Markt. Wir können in Sekundenbruchteilen die unterschiedlichsten Aspekte den Blutkreislauf und die inneren Organe betreffend analysieren. Normale Medizintechnik hat dafür bisher Monate benötigt — wenn sie überhaupt dazu in der Lage war. Tatsächlich werden speziell angepasste Weiterentwicklungen unserer Technologie von den führenden Kliniken auf der ganzen Welt eingesetzt.

Aber wie kann es dann zu solchen Todesfällen kommen? Warum hat dieses einzigartige System die Menschen nicht geschützt oder eine Warnung ausgelöst? Es stellt sich auch die Frage, wie es gerade in Arktanien, dem gehypten VR-Universum, zu einer Häufung dieser Fälle kommen konnte. In jüngster Vergangenheit gab es dort neun tote Spieler zu beklagen.

Interview in den Primetime-Nachrichten

Spieler A: Ich begreife es einfach nicht. Wieso haben die Entwickler das Inferno so stark gemacht? Ich war gerade dabei, in einer sicheren Zone vor der Stadt an meinem Level zu arbeiten, als urplötzlich ein Portal erschien und kleine Teufelchen mich in Stücke gefetzt haben! Können diese Mobs wirklich überall und jederzeit erscheinen?

Spieler B: Mach mal halblang! Glaubst du Idiot etwa, wir können einfach so mit einem Fingerschnipp ein Portal öffnen? Das ist harte Arbeit! Wir müssen Tage damit verbringen, Spieler zu töten, um genug Seelen für ein winziges Portal zu sammeln.

Spieler C: Du bist ja selber ein Idiot! Du kannst doch nicht einfach herausposaunen, wie das Inferno ein Portal erschafft. Admins, sofort löschen, bitte.

Forumsdiskussion

Habt ihr die fliegenden Särge gesehen?

Natürlich. Die Idee stammt von einer chinesischen Tradition, den Hängenden Särgen der Bo. Aber in Arktanien ist es einfach nur der Aufhänger für ein Event. Wenn du dich traust, kannst du einen der Särge angreifen. Mit ein wenig Glück liegt ein schwacher Mob darin, dem du ein nützliches Gadget abnehmen kannst. Wenn du Pech hast, ist es ein Überboss, der dich im Bruchteil einer Sekunde zum Respawn-Punkt schickt. Angeblich soll die Formation eine geheime Botschaft darstellen, aber niemand hat bisher herausgefunden, welche. Falls doch, hat es niemand verraten.

Du wirst es nicht glauben: Ich habe gesehen, wie ein Spieler aus einem der Särge gekrabbelt ist.

Wieso auch nicht? Bestimmt gibt es Quests, bei denen man in einen Sarg steigen muss.

Ach ja? Aber dieser Spieler war tot.

Was soll das heißen?

Da war doch neulich der Bericht von dem Spieler, der in seinem Pod einen Herzstillstand hatte und gestorben ist. Er hatte es sich mit praktisch jedem großen Clan verscherzt. Sein Bild war öffentlich verteilt worden. Als gestern einer der Särge zerstört wurde, kam der Charakter des toten Spielers heraus!

Das ist doch Bullshit. Noch übler sind bloß die Spinner, die behaupten, sie könnten ihre Kräfte aus dem Spiel in der Wirklichkeit nutzen. Immer war es der Freund eines Bekannten, der es gesehen hat — aber einen echten Beweis gibt es nie.

Aber ich habe es selbst gesehen.

Quatsch mit Soße. Du willst dich nur wichtigmachen.

Unterhaltung in einer Taverne in Katar

Kapitel 1

LIEBEND GERN wäre ich in meinem eigenen Bett oder an einem anderen sicheren Ort aufgewacht. Doch als ich die Augen öffnete, befand ich mich noch immer im Schlamm unter der Brücke — wo ich das Bewusstsein verloren hatte.

„Prima, du bist wach. Ich habe dich wieder zusammengeflickt“, schnaubte Sergei. Seine Alkoholfahne drang streng in meine Nase.

Vorsichtig betastete ich meine Brust. Unter den Fingern spürte ich getrocknetes Blut. Meine Kleidung klebte an der Haut. Keine Spur mehr von den Schmerzen oder der Eisenstange, die sich durch meinen Körper gebohrt hatte.

„Danke, Mann“, krächzte ich. Mühsam setzte ich mich auf.

Was zum Teufel hatte er getan? Und wie hatte er das getan? Wobei ich das bereits wusste. Die Info, die über seinem Kopf angezeigt worden war, lieferte mir alle Antworten. Ich fragte mich, was das bedeutete. War er Freund oder Feind?

„Ein Danke, Mann kann man nicht trinken“, gab mein Retter mir einen Wink mit dem Zaunpfahl. „Man kann damit noch nicht einmal den eigenen Kater bekämpfen. Es ist...“

„Schon gut, ich hab verstanden“, unterbrach ich ihn. „Ich trinke allerdings keinen Alkohol.“

Sergei streckte mir die Hand entgegen und half mir auf.

„Du musst auch nichts trinken. Du musst nur zahlen.“

Nun, meinem Lebensretter konnte ich einen solchen Wunsch nicht abschlagen.

„Also dann“, sagte ich zögernd. „Ich gebe einen aus. Wohin sollen wir?“

„Es gibt einen Ort ganz in der Nähe. Dort kehre ich nach dem Training immer auf einen oder zwei Shots ein“, sagte er und rieb sich die Hände.

Er marschierte los. Ich folgte ihm, und kurz darauf erreichten wir eine kleine Kneipe. Ich war etwas besorgt, dass man mich mit all dem Blut und Schlamm abweisen würde, aber unter den ganzen anderen Gestalten fiel ich gar nicht auf. Rasch stellte ich fest, dass Sergei und ich unterschiedliche Vorstellungen davon hatten, was es hieß, einen auszugeben. Ich bestellte mir ein süffiges Kellerbier, das ich mit langsamen Schlucken trank. Das lag allerdings weniger daran, dass ich es genießen wollte, sondern vielmehr an meiner Angst vor einer Lebensmittelvergiftung. Der Trainer dagegen ließ sich eine Zwei-Liter-Flasche Wodka bringen. Er hielt problemlos mit meinem Biergenuss mit. Statt aus einem Schnapsglas trank er direkt aus der Flasche. Jeden Schluck ließ er genüsslich durch die Mundhöhle kreisen, bevor er schluckte.

„Wer waren die Kerle?“, fragte er schließlich.

„Ich habe keine Ahnung“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Ich glaube, sie wollten mich entführen.“

„Ach? Für mich sah das eher nach Mord und Totschlag aus. Immerhin hattest du dieses rostige Eisenrohr im Bauch stecken.“

Ich blickte ihn verlegen an.

„Das war ein Unfall. Ich bin abgestürzt.“

„Das wundert mich nicht“, kicherte Sergei. „Das kommt davon, wenn man mit rosa Bändern übt. Zurück zum Thema: Wieso wollten sie dich entführen?“

Diese Frage konnte ich beantworten. Aber ich wusste noch immer nicht, wer sie waren. Ich fragte mich, ob sie mich für tot hielten. Oder würden sie mich weiter jagen? Falls meine Wohnung überwacht wurde und die geheimnisvollen Fremden herausfanden, dass ich trotz des Unfalls bei guter Gesundheit war, würde das ihr Interesse an mir sicher nur noch mehr anfachen. Tatsächlich saß ich auch deshalb mit Sergio/Sergei hier, weil ich Angst hatte, nach Hause zu gehen. Außerdem schuldete ich ihm wirklich etwas. Immerhin hatte er mir das Leben gerettet. War das genug, um ihm mein Geheimnis anzuvertrauen?

„Wenn sie herausfinden, dass du Heilkräfte besitzt, werden sie auch dich jagen“, stellte ich schließlich fest.

„Wie gut, dass sie das nicht wissen“, nickte Sergei. Dann stutzte er, stand auf und stellte sich ganz dicht neben mich. „Oder war das ein jämmerlicher Erpressungsversuch?“

„Nein!“, rief ich erschrocken. „Ich sagte auch, weil ich ebenfalls über magische Kräfte verfüge, Sergio, du Elf auf Level 59.“

Er kam noch ein Stück näher. Würde er mich K. o. schlagen?

„Woher kennst du diesen Namen? Niemand, weder im Fitnessstudio noch sonst wo, kennt ihn. Hast du mir nachspioniert?“

„Wieso sollte ich? Nein, das hat mit den Kräften zu tun“, sagte ich und rückte sicherheitshalber ein Stück zurück. „Arktanien ist nicht auf die virtuelle Realität beschränkt. Es ist auch hier, in unserer Welt. Du und ich sind der lebende Beweis. Kannst du das Spielmenü etwa nicht sehen, wenn du aus dem Pod gestiegen bist?“

Sergei blickte mich skeptisch an.

„Ich dachte, du trinkst nicht. Oder bist du doof in der Birne? Spielmenüs in der echten Welt? So ein Quatsch!“

„Leise!“, zischte ich. In der Kneipe war es zwar laut, aber ich wollte kein Risiko eingehen. „Du bist ganz offensichtlich ein Heiler. Du hast die Göttin Lethara angerufen, als du mich gerettet hast. Wenn ich mich recht erinnere, ist es eine Elfengöttin. Ich diene der Schicksalsgöttin Elenia. Man könnte auch sagen, ich arbeite mit ihr zusammen.“

„Aha.“

Der glatzköpfige Trainer nahm die Flasche und stürzte den Rest des Wodkas hinunter. Mit einem Schmatzen stellte er die Flasche vor sich ab.

„Prima“, schnaufte Sergei und grinste mich an. „Endlich jemand, der versteht, was ich durchmache. Nur schade, dass du so ein Waschlappen bist.“

Für jemanden, der zwei Liter Schnaps intus hatte, sprach er bemerkenswert klar. Ein Viertel der Flasche hätte mich ins Koma versetzt.

„Noch eine Flasche!“, rief er der Bedienung zu.

„Wirklich? Meinst du nicht, das war genug?“, ermahnte ich ihn zögerlich. „Du unterrichtest Kampfsport. Solltest du nicht ein gutes Vorbild sein? Gesunde Ernährung und so weiter?“

„Nonsens. Das Zeug wirkt nicht auf mich.“ Er klang genervt und ein wenig traurig — als wäre ihm ein großes Unglück widerfahren. „Mein Einstieg ins Spiel begann im Territorium von Giftspinnen. Ich wurde so häufig gebissen, dass ich eine passive Fertigkeit entwickelt habe: Immunität gegen Gift. Als ich Level 50 erreicht habe, stellte ich fest, dass ich im echten Leben nicht mehr betrunken wurde.“

„Das Leben kann grausam sein“, warf ich sarkastisch ein. „Freu dich: Du kannst dich ohne Ende und vor allem ohne Kater besaufen. Du kannst alle Pilze essen, die du findest. Und du musst vermutlich keine Angst mehr vor irgendwelchen Umweltgiften und krebserregenden Substanzen haben.“

„Was nützt das, wenn ich mich nicht mehr über ein Glas Wodka freuen kann? Ich kann keinen Alkohol mehr genießen, weil er nicht mehr auf mich wirkt.“

„Wieso trinkst du überhaupt so viel?“, fragte ich. Für einen Sportler war das ungewöhnlich.

Sergei packte mich an den Schultern und zog mich zu sich heran. Wie durch ein Wunder blieben Flasche und Gläser stehen.

„Ich will dir etwas erzählen. Stell dir vor, du könntest einmal pro Woche eine beliebige Person von einer tödlichen Krankheit heilen. Von jeder Art tödlicher Krankheit.“

„Das ist doch großartig“, krächzte ich in seinem Griff. „Oder etwa nicht?“

„Hast du eine Ahnung, wie viele kranke Menschen es allein in dieser Stadt gibt? Wie viele davon Kinder sind? Sie leiden an Krebs, Lymphomen, Vergreisung, Tollwut, Hirnhautentzündung, AIDS... In ganz Russland sterben Tausende. Und ich? Ich kann jede Woche nur eine Person heilen. Das sind gerade einmal 52 Menschen im ganzen Jahr!“

Er ließ mich los und setzte sich abrupt hin.

„Aber das ist nicht das Schlimmste. Weißt du, was das Schlimmste ist? Das Schlimmste ist, dass ich es bin, der die Wahl treffen muss.“ Sergei griff nach der neuen Flasche, füllte sein Glas und trank es in einem Zug leer. „Ich wache auf und sehe mir Seiten von Wohltätigkeitsorganisationen an. Die Berichte von kranken Kindern, Kindern auf der Krebsstation, in Hospizen und so. Und dann, dann muss ich entscheiden, welches dieser Kinder weiterleben darf. Glaubst du, das ist eine einfache Entscheidung?“

Ich mochte mir die Qualen gar nicht vorstellen. Allerdings verstand ich immer noch nicht, wieso er trank — denn betrinken konnte er sich ja nicht. Wäre es nicht besser, er würde nach einer Lösung suchen, zum Beispiel seinen Charakter aufleveln?

„Weißt du: Ich habe dich gerettet, ja. Dafür wird in dieser Woche eine andere Person sterben. Möchtest du wissen, wen ich in Betracht gezogen hatte? Hier, dieses fünf Jahre alte Mädchen. Und diesen Jungen. Er...“

„Genug“, unterbrach ich ihn. „Das klingt... das ist einfach schrecklich. Wieso hast du mir dann überhaupt geholfen?“

„Ich habe nicht lange überlegt“, gab Sergei zu. „Ich habe noch nicht einmal nachgesehen, ob die Wunde wirklich tödlich war. Es gibt Geschichten von Leuten, die aus dem zehnten Stock stürzen und sich dabei bloß einen Finger brechen. Manchen passiert gar nichts.“

Ich sah ihn an. „Wieso kannst du die Fähigkeit nur einmal pro Woche einsetzen?“

„Das ist die Abklingzeit für eine so mächtige Heilung.“

„Klingt ungewöhnlich lang“, murmelte ich. Ich hatte vor einer Weile etwas über die Fertigkeiten von Heilern gelesen. „Hast du in Weisheit investiert?“

„Erst jetzt“, gab er beschämt zu. „Seit ich weiß, dass ich die Fähigkeit auch in der echten Welt nutzen kann. Außerdem habe ich eine Quest von der Göttin Lethara erhalten. Bevor ich Level 50 erreicht hatte, habe ich alle Punkte in Stärke und Ausdauer gesteckt.“

„Du bist ein Heiler und hast deine Stärke und Ausdauer verbessert?“, fragte ich.

„Ich bin doch kein Heiler! Das passt überhaupt nicht zu mir.“ Er sah mich entsetzt an. „Ich bin ein Kämpfer. Meine Heilerfertigkeiten habe ich nur verbessert, damit ich mich selbst behandeln konnte. Verdammt, ich muss meinen Charakter ganz neu ausrichten.“

Sergei berichtete von seinen Anfängen im Spiel. Anders als ich hatte er an einem klassischen Schauplatz begonnen, einem kleinen Elfendorf, in dem sich unzählige NPCs tummelten und Hunderte von Spielern sich um die unterschiedlichsten Quests balgten. Als Kampfsporttrainer hatte er sich in der virtuellen Realität für einen Nahkämpfer entschieden und seinen Charakter auf Tank getrimmt. Doch leider mangelte es seiner Gruppe an guten Heilern, sodass er aus reiner Not eine Heilerfertigkeit erlernte. Das war auch bei Soloabenteuern nützlich. Alles lief gut — bis die Göttin Lethara seine Klasse veränderte und ihn zum Göttlichen Heiler machte. Das warf sein Spiel über den Haufen. Niemand wollte einen Heiler in der Gruppe, der über seine eher mediokren Fähigkeiten verfügte. Seine Tage als Tank waren ebenfalls gezählt.

Ich hörte zu, doch dann stutzte ich: „Was soll das heißen, Gruppe?“, fragte ich verwirrt.

Sergei sah mich kurz an, bevor er mit vor Sarkasmus triefender Stimme erklärte, was eine Gruppe war: „Das ist so ein Team, dem man sich anschließt. Gemeinsam mit anderen Spielern erledigt man Quests. Alle profitieren von der gesammelten Erfahrung. Vielleicht solltest du das auch einmal ausprobieren. Es macht viele Dinge einfacher.“

„Hat die Göttin dir keine Einschränkungen auferlegt, als du die Quest bekommen hast? Musst du nicht Stillschweigen bewahren und alles alleine erledigen?“

„Was für ein Unsinn! Als Einzelkämpfer hätte ich nicht den Hauch einer Chance, die Samen für die Göttin zu besorgen. Der erste wurde von einem grünen Drachen bewacht. An die einhundert Spieler starben, während ich danach gesucht habe. Himmel, ich habe mehrere Anläufe dafür gebraucht! Der zweite Same...“

„Stopp!“, unterbrach ich ihn. „Du kannst mir doch nicht alles über deine Quest erzählen!“

„Hast du den Verstand verloren?“ Sergei sah mich an, als sei ich verrückt geworden. „Wir sind hier in der echten Welt. Selbst im Spiel kann ich mit allen darüber reden. Wie hätte ich sonst eine Gruppe zusammenstellen können?“

Langsam zählte ich bis zehn. Auf keinen Fall würde ich eine Göttin verfluchen. Weder in Arktanien noch in der Realität. Das konnte nicht gut enden. Verdammt noch eins! Wieso hatte Elenia mir das Leben so unglaublich schwer gemacht?

„Worum geht es in deiner Quest? Was musst du suchen?“, fragte Sergei gespannt.

Ich runzelte die Stirn.

„Äh, das darf ich leider nicht verraten. Es ist eine Zusatzanforderung der Quest. Ich darf dabei auch nicht mit anderen Spielern zusammenarbeiten.“

„Ernsthaft? Du musst das ganz allein erledigen?“ Sergei traute seinen Ohren nicht. „Oder willst du es mir nicht sagen? Hör mal, lüg mich nicht an. Los, raus mit der Sprache.“

„Ehrlich. Ich darf nicht darüber sprechen“, versicherte ich ihm. „Wenn ich gegen den Befehl der Göttin verstoße, könnte der Blitz mich treffen. Sogar hier in der echten Welt. Ich habe bereits gesehen, wie es passiert ist.“

„Ich habe ja das Gefühl, du hast zu viel getrunken“, schlussfolgerte Sergei und machte der zweiten Flasche Wodka den Garaus.

„Du verstehst mich einfach nicht“, sagte ich kopfschüttelnd.

Im Laufe des Abends erfuhr ich, dass Sergei sich keine Gedanken über die Zukunft machte. Er lebte rein im Hier und Jetzt. Tatsächlich war er nie auf die Idee gekommen, seine Schmerzeinstellungen zu überprüfen. Ich begann an mir zu zweifeln. Was war mit mir los? Wieso ging ich nicht wie die anderen Spieler mit ihren Leitfäden, Tipps für Einsteiger und Fortgeschrittene usw. vor? Doch gegen Sergei war ich praktisch ein Musterschüler. Zwar verhinderte RussVirtTech, dass zu viele Informationen im Internet zu finden waren, aber in Arktanien selbst gab es jede Menge Hintergrundwissen über die Spielmechanik. Man benötigte dazu nur ein Tablet. War man Mitglied eines Clans, erschloss sich ein noch größerer Wissensschatz. Man konnte herausfinden, wie man gegen bestimmte Mobs kämpfte, wie sich gewisse Quests abschließen ließen und welche Fertigkeiten und Fähigkeiten für die eigene Klasse besonders nützlich waren. Vermutlich sollte ich diesen Gedanken verfolgen und mehr über meinen Charakter und seine Möglichkeiten herausfinden.

„Willst du damit sagen, in unseren Pods steckt ein Modul, das uns langsam in Mutanten verwandelt?“, fragte Sergei, nachdem ich ihn ins Bild gesetzt hatte. Einige Einzelheiten hatte ich natürlich für mich behalten — Hotei und seinen Einfluss auf die echte Welt, meine Abmachung mit den Unaussprechlichen und meine eigenen Fähigkeiten.

„Irgendwie schon“, bestätigte ich.

„Und was passiert, wenn unsere Schmerzeinstellung 100 % erreicht?“

„Ich habe keine Ahnung, aber in etwa 3 % werde ich es wissen“, gab ich zu. „Das kann nicht mehr lange dauern.“

Während ich darüber sprach, hörte ich ein leichtes Zittern in meiner Stimme. Ernsthaft, was würde passieren, wenn meine Schmerzeinstellung 100 % erreichte? Es ging um viel mehr als das Schmerzempfinden. Würde ich dann alle Fähigkeiten aus dem Spiel in der Realität einsetzen können? Vorhin hatte ich den Infokasten mit Sergios Namen und Level gesehen. Würde ein solcher Kasten für alle Spieler angezeigt, sobald die 100 % erreicht waren? Würde ich weitere Informationen zu Spielern erhalten?

Sergei und ich redeten noch eine Weile. Ihm schien es ganz recht zu sein. Irgendwann wollten wir uns auch in Arktanien treffen und einander helfen. Ich hoffte natürlich darauf, dass er mich bei der Suche nach dem Schwert im Elfenreich unterstützen würde.

Als wir schließlich die Kneipe verließen, überlegte ich, wo ich sicher wäre. Früher oder später musste ich zurück in meine Wohnung, denn dort stand mein VR-Pod.

Während ich grübelte, erhielt ich eine Nachricht von Hotei: „Lächle, und hab keine Angst.“ Darunter hatte er eine Adresse und zwei Codes notiert. Ich vermutete, dass es eine sichere Wohnung war, und die Codes zur Haustür und zur Wohnungstür gehörten. Vielleicht war es auch ein Bürogebäude. Ich kannte die Straße. Sie war ganz in der Nähe.

„He, wenn du magst, kannst du auf meinem Sofa schlafen“, bot Sergei an, der meine Sorgenfalten bemerkt hatte.

Erstaunlicherweise war er nach ganzen vier Litern Wodka fitter als ich nach nur einem Bier. Der Alkoholgeruch drang ihm aus allen Poren. Wenn er den Mund aufmachte, bestand die Gefahr, dass ich eine Alkoholvergiftung bekam. Mir schauderte bei dem Gedanken daran, wie es in seiner Wohnung riechen musste.

„Danke für das Angebot. Aber ich habe einen Ort“, versicherte ich ihm. Ich war gespannt, wie sich unsere gemeinsame Zukunft entwickeln würde.

Wir tauschten noch Kontaktdaten hier und im Spiel aus, dann verabschiedeten wir uns voneinander. Meine Müdigkeit überschattete meine Furcht. Ich wollte nur noch ins Bett und schlafen, bevor ich zurück zu den Gremlins musste. Hoteis Adresse stellte sich als Plattenbau mit 20 Geschossen heraus. Hier war meine Anonymität sichergestellt. Das war gut. Ich dankte dem Gott im Stillen für seine Hilfe.

Die Wohnung befand sich im obersten Stockwerk. Sie hatte sogar ihren eigenen Eingang, sodass ich kommen und gehen konnte, ohne dass ich groß beobachtet werden konnte. Sie verfügte über drei Schlafzimmer und einen Balkon. Die Vorratsschränke in der Küche waren zum Bersten gefüllt. Es war genug, damit ich eine oder zwei Wochen hier verbringen konnte, ohne das Haus zu verlassen. Wenn nur mein Pod nicht gewesen wäre! Doch auch daran hatte Hotei gedacht: In einem der Räume stand ein SuperVirt 3000.

Nachdem ich mich davon überzeugt hatte, dass ich allein in der Wohnung war, fiel ich ins Bett. In meinen Träumen sah ich die kranken Kinder, die sterben mussten, weil Sergei mich gerettet hatte. Wie gerädert und schweißgebadet wachte ich am nächsten Morgen auf. Das waren keine angenehmen Träume gewesen! Kein Wunder, dass Sergei versuchte, sie in Alkohol zu ertränken! Ich überlegte, ob ich mit meinen Fähigkeiten etwas für die Menschheit tun konnte. Gab es überhaupt einen praktischen Nutzen der Elektrizitätskontrolle? Gut, ich konnte vielleicht Diebe außer Gefecht setzen oder als menschlicher Defibrillator arbeiten.

Ich musterte meine Reflexion im Flurspiegel. Was mir da entgegenstarrte, war keinesfalls ein Fantasy-Held. Das war überhaupt kein Held. Es war ein gebeugter, müder, dreißig Jahre alter Mann. Die braunen Augen waren tief in die Höhlen versunken. Das dunkle Haar klebte verschwitzt am Schädel.

Ich fuhr mit der Hand hindurch und ließ es mit ein paar Funken Elektrizität vom Kopf abstehen. Das sah lustig aus. Doch nach einem kurzen Lächeln schämte ich mich. Sergei rettete jede Woche ein Menschenleben. Er schlug keinen Profit daraus. Er verkaufte sich nicht an einen reichen Oligarchen. Er sorgte sich wirklich um die Menschen, die es verdient hatten. Er versuchte, ihnen zu helfen. Ich dagegen? Ich versetzte Leuten einen Stromschlag, hackte Geldautomaten und machte mir eine Igelfrisur. Ein toller Superheld war ich!

Nach einem schnellen Frühstück stieg ich in den Pod. Es war besser, Nägel mit Köpfen zu machen, als hier herumzusitzen und mir meinen Kopf darüber zu zerbrechen, ob ich für die Menschheit irgendeinen Wert besaß. Ich staunte, wie perfekt der Pod sich meinem Körper anpasste. Vermutlich hatte die KI die genauen Einstellungen und Daten vom Pod in meiner eigenen Wohnung genommen und kopiert.

Der farbige Korridor führte mich zuverlässig zu den Straßen Arkems. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass keine Gefahren in der unmittelbaren Umgebung lauerten, nahm ich mir die Zeit, meine Charakterwerte zu studieren und den Bogen anzupassen. Fertigkeiten, die ich für mein Spiel nicht benötigte oder denen ich keine besondere Aufmerksamkeit widmete, blendete ich aus. Nachdem ich Level 50 erreicht hatte, war es höchste Zeit, meinen weiteren Aufstieg geplant und ausgewogen anzugehen. Bisher hatte ich noch keine speziellen Fertigkeiten oder Fähigkeiten für meine Klasse, sondern mich auf allgemeine Werte konzentriert. Gut möglich, dass ich als Programmierer mir von Anfang an einen Plan hätte zurechtlegen müssen. Aber dafür fehlte es mir an Input. Die Slider-Klasse war einzigartig. Noch dazu war ich mit einer großen Quest nach der anderen bombardiert worden. Ich hatte einfach keine Zeit gehabt, mir die Nächte in irgendwelchen Foren um die Ohren zu schlagen. Bei der Dynamik, die in Arktanien herrschte, bezweifelte ich außerdem, dass jede Quest in jeder Region der Welt detailliert oder auch nur allgemein beschrieben war.

Mal sehen, was ich in 50 Leveln alles geschafft hatte:

Name: Falk

Level: 50

Erfahrung: 1000/600.000 (Punkte bis zum nächsten Level: 599.000)

Gruppierung: Kaiserreich, Aristokrat

Adelstitel: Graf (10 % Nachlass bei allen Händlern im Kaiserreich, + 10 % Erfahrung für Quests)

Rang: Leutnant (+10 auf ausgeteilten Schaden)

Volk: Mensch

Klasse: Slider

Beruf (2/2):

Glasbläser: 41,2

Mechaniker: 26,5

Volksmerkmale: + 5 % Erfahrung

Klassenmerkmale: Verteidigung gegen Stromschaden: + 100 %

Attribute (primär):

Stärke: 34,25

Geschicklichkeit: 88,7

Intelligenz: 100,5

Weisheit: 100,2

Ausdauer: 40,0

Verfügbare Attributpunkte: 0

Attribute (sekundär):

Körperlicher Schaden: 44,25

Gesamtschaden: 220

Mana: 1000

Manaregeneration: 36 Sekunden

Gesundheit (Lebenspunkte): 600

Gesundheitsregeneration (Lebenspunkte): 90 Sekunden

Rüstung: 84

Schutz gegen Feuermagie: + 5 %

Schutz gegen Chaosmagie: + 5 %

Verteidigung gegen Stromschaden: 100 %

Fertigkeiten (2/8):

Ausweichen: 25

Beidhändig: 20,2

Einzigartige Merkmale:

Fluch der Göttin Elenia: Du kannst dich keinen Spielergruppen anschließen.

Segen der Göttin Elenia: Du erhältst einen Erfahrungsbonus von 10 %.

Auszeichnungen/Erfolge:

Springmaus-Hammer, Level: Gott

Herzloser Stinktier-Jäger

Von Dämonen geküsst: Du besitzt eine unerklärliche Verbindung zur Dämonin Lamia.

Was für ein Halunke! (2/5) (Schutz gegen Feuermagie: + 5 %, Schutz gegen Chaosmagie: + 5 %)

Einzelkämpfer (Belohnung für die Bewältigung von Instanzen im Alleingang: + 10 % auf ausgeteilten Schaden, auf Verteidigung und die Regeneration von Gesundheit und Mana)

Einsamer Wolf (dauerhafter Bonus: + 5 % auf ausgeteilten Schaden und auf Verteidigung;

Bonus, wenn sich kein anderer Spieler in 100 m Umkreis befindet: + 10 % auf ausgeteilten Schaden und auf Verteidigung)

Fähigkeiten:

Stromschlag (1)

Blitznetz (2)

Maschinenkontrolle (4)

Laser (1)

Magnetismus (1)

Stählerner Handschlag (1)

Ansehen:

Kelevre: +3800 (Bewunderung)

Kaiserreich: +2150 (freundlich)

Göttin Elenia: +0 (neutral)

Gremlins: +3050 (Bewunderung)

Gabilzkhar-Clan der Gnome: +100 (neutral)

Haustier:

Spin, Stromwolf, Level 32

Dazu profitierte ich noch von einigen Gegenstandsboni, die meine Attribute aufwerteten. Dank Varrs Ring der Weisheit, dem Amulett des Blitzschlags und dem Ring Wächter des Dungeons wurden meine Intelligenz und meine Weisheit insgesamt um den Faktor 1,5 verbessert. Mit meiner sonstigen Elektrozauberer-Ausrüstung erhielt ich außerdem 10 Zusatzpunkte. Das war zwar weniger als durch die beiden Ringe und das Amulett, aber der Schmuck war dafür auch besonders teuer. Ich hatte ihn nur durch reines Glück erhalten. In meinem Inventar steckten noch zwei nicht identifizierte legendäre Artefakte. Eines davon hatte ich für die zweite Stufe der Quest „Pfad der Klingen“ erhalten, das andere vom Präsidenten. Aber da war noch mehr: Mit dem Herz des Schneesturms konnte ich Aishorth Blutstein beschwören. Erwähnenswerte Waffen waren der Dolch Zorn der Asur und die Feurige Peitsche des Aufsehers im siebten Kreis der Hölle, die ich Lamia abgenommen hatte. Nicht zu vergessen der ganze Kleinkram, den ich den besiegten Dämonen und Mobs abgenommen hatte, sowie 20 Fer-Federn, Ork-Amulette, 30 Heiltränke, die von mir selbst angefertigten Kühlschleifen, 10 Brocken Fulgurit, die Perlen des Hohen Schamanen und meine Bergmannbrille. Wobei ich die letzten beiden Dinge nach meiner Abreise aus Kelevre nicht mehr genutzt hatte. Meine wertvollsten Besitztümer waren das Steinschwert der Drachenberge, eine Portal-Schriftrolle und natürlich 85.000 Goldmünzen. Ich war jung, reich und frei! Ich würde Boris bitten, den Dolch, die Peitsche und alle anderen Dinge, für die ich keine Verwendung hatte, zu verkaufen. Wie ich es sah, stand mir eine rosige Zukunft bevor.

Allerdings gab es da noch ein paar Aufgaben, die ich erledigen musste. Anders als normale Spieler, die alle möglichen kleinen Quests mit niedrigem bis hohem Schwierigkeitsgrad erhielten, waren meine Quests bisher immer komplex gewesen. Mit jeder davon hätte ich ein Buch füllen können! Aber eine war besonders dringend:

Verteidige Arkem

Schritt 2: Verteidige die Stadt mithilfe der Mechanismen der Uralten gegen den Angriff des Infernos.

Darum musste ich mich baldmöglichst kümmern. Aber es gab noch einige weitere Quests, die ich nicht ignorieren durfte:

Allianz der Verfluchten: Göttliches Rezept

Aufgabe: Finde eine Möglichkeit, einen Menschen vorübergehend in einen Gott zu verwandeln.

Grüße vom Nekromanten

Aufgabe: Zerstöre binnen 20 Tagen die Glasrose in Kelevre und melde dich bei der Priesterin Amina (verbleibend: 16 Tage).

Belohnung: keine

Strafe bei Fehlschlag: Abstieg um 10 Level

Pfad der Klingen, Phase 3

Aufgabe: Beschaffe das Holzschwert des Weltenbaums in Ellorien.

Einschränkung: Du musst die Aufgabe in zehn Tagen erledigen.

Belohnung für den Abschluss der dritten Phase: +1.000.000 Erfahrungspunkte, zwei Schriftrollen zum Verbessern der Slider-Fähigkeiten, +500 Punkte Ansehen bei der Göttin Elenia

Meister der Mechanik

Aufgabe: Erreiche vor Ende des Monats Level 3 bei Maschinenkontrolle.

Abgeschlossen!

Erblande

Aufgabe: Besorge die Besitzurkunden für diese Grundstücke aus dem kaiserlichen Kataster.

Pakt mit Aishorth Blutstein

Bedingungen: Du kannst Aishorth Blutstein im Laufe des nächsten Monats drei Mal um Hilfe bitten.

Nach dem dritten Hilferuf oder nach Ablauf des Monats musst du Aishorth Blutstein die große Essenz deines Blutes geben. (Kosten: Abstieg um 20 Level)

Ich hatte mir ganz schön viel aufgehalst. Die größten Probleme waren, dass ich in zehn Tagen zehn Level verlieren würde, denn auf keinen Fall würde ich die Aufgabe erledigen, die mein virtueller Onkel mir aufgetragen hatte, und einen Monat darauf nochmals 20 Level, wenn Aishorth Blutstein ihre Bezahlung einforderte. Auch ohne Mathestudium war mir klar, dass ich keine gute Figur abgeben würde, wenn ich die Quest „Pfad der Klingen“ abschloss. Im Optimalfall würde ich sämtliche Schwerter in meinen Besitz gebracht haben, bevor Aishorth ihren Tribut forderte.

„He, Schlafmütze!“, riss mich eine Frauenstimme aus meinen Gedanken. „Wenn du schon dein Inventar in aller Öffentlichkeit sortierst, solltest du beiseite gehen, statt die Straße zu blockieren.“

„Wo ist das Problem?“, antwortete ich, während ich das Menü schloss. „Ich kann gleichzeitig etwas im Menü nachsehen und auf meine Umgebung achten.“

„Ist das so?“, fragte die junge Frau skeptisch. „Ich stehe schon seit fünf Minuten hier und versuche, deine Aufmerksamkeit zu erwecken.“

Es dauerte einen Augenblick, bevor ich Pinky erkannte. He, immerhin hatte ich 12 Stunden mehr oder weniger ohne Unterbrechung gespielt und gekämpft. Zeit, ihr mehr als nur einen flüchtigen Blick zu widmen. Wenn sie es nicht mitbekam, würde ich sie als niedlich bezeichnen. Ihre dunklen Augen und ihre ganze Statur gefielen mir außerordentlich gut. Ich tippte auf asiatische Vorfahren.

„Wirklich?“, fragte ich ertappt. „Weißt du, ich habe kaum geschlafen. Gestern war so viel los, ich brauche vermutlich mehrere Tage, um mich zu erholen.“

„Schwamm drüber. Worüber wolltest du mit mir reden? Und was ist mit dieser Quest? Mittlerweile haben sich bereits mehrere große Portale aus dem Inferno geöffnet. Horden von Dämonen und Spielern, die sich dem Inferno angeschlossen haben, marschieren auf der Hochebene vor der Stadt auf. Deine Quest hat nicht vielleicht etwas damit zu tun, hm?“ Sie redete wie ein Wasserfall.

Während sie das tat, blickte ich mich um. Die Straße war wie leer gefegt.

„Wo sind die Gremlins hin?“, fragte ich. „Sollten sie nicht die Verteidigung organisieren?“

„Die meisten sind geflohen, sobald sie das mit den höllischen Heerscharen mitbekommen haben“, schnaubte Pinky. „Aber innerhalb der Mauern warten Tausende von Clan-Spielern darauf, sich an den Dämonen zu messen. Viele von denen haben Clan-Quests erhalten, in denen es darum geht, Dämonen zu töten. Natürlich mischen auch Kleriker aus dem gesamten Kaiserreich und die Gnome mit. Arkem dürfte zum Schauplatz der ersten großen Schlacht zwischen dem Inferno und dem Rest der Welt werden. Das wird episch, wenn du mich fragst! Wobei ich trotz Level 93 möglichst viel Abstand vom Fleischwolf halten werde.“ Dann musterte sie mich eingehend. „Du solltest auch lieber abhauen, bevor dich einer der Krieger versehentlich mit einem Ellbogenstoß umbringt oder ein Dämon dich niedertrampelt, ohne es zu merken.“

„Das Risiko muss ich eingehen“, sagte ich zuversichtlich. „Ich bin mir sicher, dass ich sogar auf Level 50 einen wesentlichen Beitrag zur Verteidigung leisten kann.“

Ich hoffte es zumindest. Dazu musste ich bloß herausfinden, welche Mechanismen der Uralten es in der Nähe der Stadt gab — und wie sie funktionierten. Auf Level 4 der Fähigkeit würden sich hoffentlich ein paar Möglichkeiten über Ein- und Ausschalten sowie Selbstzerstörung ergeben.

„Wie du meinst“, sagte Pinky mit einem Lächeln. „Dann bleibe ich auch und leiste dir Gesellschaft. Außerdem führt Antibiotic einen Trupp der Unaussprechlichen an. Sie werden dich bestimmt gern unterstützen.“

„Endlich! Ich habe dich überall gesucht“, erklang eine vertraute Stimme, bevor im nächsten Moment eine kleine Gestalt vor uns auf die Straße hüpfte. Ich war wenig überrascht, Prinzessin Ar-Norte zu sehen. Allerdings hätte ich noch eher vermutet, dass sie mit den anderen Gremlins aus der Stadt fliehen würde.

Sie packte mich am Arm und schmiegte sich an mich.

„Mein Held. Du wirst doch Arkem vor den Invasoren beschützen, nicht wahr?“

Was sollte denn dieses Geturtel? War das wieder einer ihrer Tricks? Rasch öffnete ich das Menü und informierte mich über mein Ansehen bei Prinzessin Ar-Norte. Teufel auch! Der Wert stand bei +2700 Punkten, versehen mit dem Hinweis „verliebt“. Verdammt. Normalerweise lautete der Status ab 2000 Punkten „freundlich“. Ich wollte ihre Liebe nicht!

„Wie kommst du darauf, dass das in meiner Macht steht?“, fragte ich mit einem Räuspern.

Pinky betrachtete das Geschehen amüsiert.

„Immerhin bist du mein künftiger Gemahl und der Wächter des Wissens der Uralten!“, erklärte Ar-Norte und klimperte mit den Wimpern. „Fa-Rukat persönlich hat es gesagt.“

Seltsam. Den Titel des Wächters sollte ich doch erst bekommen, nachdem ich Arkem verteidigt hatte. Wie hatte sie das gem…? Da erst bemerkte ich es: Sie hatte von mir als ihrem zukünftigen Gemahl gesprochen!

Kapitel 2

„MAL ANGENOMMEN, ich erhalte tatsächlich den Titel Wächter des Wissens der Uralten, nachdem ich es irgendwie geschafft habe, die Stadt zu retten“, sagte ich, während ich versuchte, den Gremlin wegzuschieben. „Wieso um alles in der Welt sollte ich dich heiraten? Ich bin doch bei klarem Verstand. Eine solche Abmachung haben wir nie getroffen.“

Ich hatte mich von der klammernden Gremlin-Prinzessin befreit und suchte Zuflucht hinter Pinkys Rücken, aber diese Verräterin machte einfach einen Schritt beiseite.

„Nein, mein Lieber. In eure Romanze mische ich mich nicht ein.“

„Du weißt genau, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir für alle Zeit beisammen sind“, verkündete Ar-Norte und zwinkerte mir provokativ zu.

Das Ganze erinnerte mich mehr und mehr an Gremlins 2 — Die Rückkehr der kleinen Monster. Wäre der Titel Wächter des Wissens der Uralten nicht so wichtig für mich gewesen, hätte ich in diesem Moment meine Portal-Schriftrolle eingesetzt und mich aus dem Staub gemacht. Ich wollte unbedingt Abstand von der grünen Psychopathin gewinnen.

Als hätte sie meine Gedanken gelesen, grinste die Prinzessin mich an: „Portal-Schriftrollen funktionieren momentan nicht. Außerdem zählt die Demokratische Republik der Gremlins auf dich.“

„Schon klar“, sagte ich genervt. Insgeheim hatte ich gehofft, den Notausgang nehmen zu können, wenn die Sache zu brenzlig wurde, und mich dann mit der dritten Phase der göttlichen Quest zu beschäftigen. „Wohin sind dann all die anderen Gremlins verschwunden?“

„Sie sind ins Chaos gegangen“, sagte Ar-Norte. „Sobald die Dinge sich beruhigen, kehren sie zurück. So ist es immer.“

„Und wieso bist du nicht in diesem Chaos?“

„Ich kann doch meinen Liebsten nicht allein lassen!“, schnurrte sie, und mir wurde übel. Ja, die inneren Werte zählten. Aber wenn die Verpackung so ganz und gar nicht mein Fall war... Außerdem bezweifelte ich noch immer, dass Ar-Norte sich so sehr verändert haben konnte. Es würde mich wundern, wenn ihre Gefühle für mich echt waren! Die Prinzessin hatte schon zu oft versucht, mich hinters Licht zu führen, über den Tisch zu ziehen und sogar umzubringen. Dabei kannten wir uns erst seit wenigen Tagen.

„Ach ja, genau!“, lachte ich misstrauisch. „Und weil du mich so sehr liebst, wirst du mir sicher auch verraten, was genau es mit diesem Vertrag mit dem Inferno auf sich hat, richtig?“

„Was für ein Vertrag?“, fragte sie mit einem warmen Lächeln. „Ich weiß nichts von einem Vertrag.“

„Bullshit! Du hast mir selbst gesagt, dass das Inferno dir ein äußerst attraktives Angebot unterbreitet hat. Du solltest ihnen den Weg in das Gremlin-Reich öffnen“, erinnerte ich sie.

„Als ob ich mein eigenes Volk verraten würde!“, rief Ar-Norte entsetzt. „Ich bin die Tochter des Königs. Meine Sorge gilt allein der Sicherheit der Bürger von Arkem.“

„Ach? Oder ist es vielleicht so, dass die Dämonen jedes Interesse an dir verloren haben, weil du das Steinschwert der Drachenberge nicht mehr besitzt?“, schlussfolgerte ich.

Die Prinzessin plusterte sich auf, sackte dann wieder zusammen und wurde rot wie eine reife Tomate, bevor sie verschämt antwortete: „Ja. Und die Herrscher vertrauen mir auch nicht mehr, die blöden alten Frösche.“

„Dann sind doch nicht alle Gremlins geflohen?“, hakte ich nach. „Gibt es jemanden, der den Kampf gegen das Inferno organisiert?“

„Selbstverständlich. Die gewählten Volksvertreter kümmern sich um die Verteidigung und verteilen die Aufgaben“, erwiderte die Prinzessin unglücklich. „Es kommen immer mehr Kämpfer durch das stationäre Portal, um die Armee des Infernos zu bekämpfen. Aber ich befürchte, die Zahl wird nicht ausreichen.“

„Ein stationäres Portal!“, rief ich begeistert.

„Es ist eine Einbahnstraße“, mischte Pinky sich ein. „Das Inferno hat Zauber gewirkt, damit niemand die unterirdische Stadt verlassen kann. Die Leute können nur hinein. Abreisen kann man erst, wenn das Event vorbei ist.“

Verdammter Mist! Was, wenn die Sache eine Woche dauerte? Immerhin trafen hier Armeen aufeinander! Ich konnte nur hoffen, dass die verborgenen Mechanismen der Uralten so mächtig wie der T-Rex waren und meiner Seite einen schnellen Sieg bescherten! Im schlimmsten Fall konnte ich Aishorth Blutstein beschwören, obwohl ich mir ihre Hilfe lieber für die drei verbliebenen Schwerter aufheben würde. Besser, ich fand heraus, wie diese Mechanismen der Uralten funktionierten!

„Wer hat das Sagen?“, wollte ich wissen und rieb mir die Schläfen, um den pochenden Kopfschmerz zu vertreiben. „Der König, der Zar, der Kaiser, die Große Mutter oder Fa-Rukat?“

Irgendjemand musste mich zu den Mechanismen führen. Je höher der Stand dieser Person in Arkem, desto besser. Das würde die Sache vereinfachen, falls ich unterwegs auf Spieler oder Gremlins traf.

„Nein“, sagte Ar-Norte mit sauertöpfischer Miene. „Es ist der Präsident.“

Das schlug dem Fass den Boden aus!

„Bitte was? Der Kerl, der Arkem an die Dämonen verschachert hat und dich töten wollte?“

„Genau der“, bestätigte die Prinzessin resigniert. „Alle halten ihn für den fähigsten Anführer in dieser verzwickten Lage. Sein Verrat war wahrlich hinterhältig und durchdacht. So viel steht fest. Mein Vater hat versucht, es zu verhindern. Er hat darauf hingewiesen, dass der Präsident es noch nicht einmal geschafft hat, mich umzubringen. Welche Chance hat er da gegen eine Dämonenhorde? Aber niemand hat ihm zugehört.“ Dann grinste sie selig. „Aber die Große Mutter hat gesagt, dass gewisse Prinzessinnen noch viel gefährlicher als eine ganze Heerschar von Dämonen sein können. Es sei kein Wunder, dass der Präsident keinen Erfolg hatte. Nur, weil er mich nicht aus dem Weg räumen konnte, wäre er kein Versager in taktischen Fragen. Also haben sie ihn zurückgeholt, in einen Käfig gesteckt und ihm befohlen, einen Plan zur Verteidigung auszuarbeiten.“

„Ein Käfig?“, fragte ich verwirrt.

„Er wollte abdanken und fliehen. Also haben sie ihn in einen goldenen Käfig eingesperrt“, bestätigte Pinky. „Mann, das Ding glänzt vielleicht! Er hat da drin sogar ein bequemes Sofa. Eine Konkubine steckt ihm durch die Gitterstäbe leckere Trauben in den Mund. Zu so einem Knastaufenthalt würde ich auch nicht Nein sagen.“

„Wer ist diese unhöfliche Person?“, fragte die Prinzessin mit einem missmutigen Blick in Pinkys Richtung. „Du hast doch nicht etwa eine Geliebte? Ich werde keinerlei Frauen neben mir dulden, die mehr Schrecken verbreiten als ich. Das würde mich in meiner Ehre verletzen. Du musst sie wegschicken!“

Die Elektrozauberin kicherte. Dabei hätte ich nichts dagegen gehabt, wenn sie der Prinzessin einen ordentlichen Stromschlag versetzt hätte.

„Ach, Hoheit, ich würde doch nie wagen, euren zukünftigen Gemahl zu verführen“, sagte Pinky mit mühsam unterdrücktem Lachen. „Dazu habe ich zu viel Respekt vor euch.

---ENDE DER LESEPROBE---