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Hatte Ludwig van Beethoven afrikanische Wurzeln? Wem war sein berühmtes «Albumblatt für Elise» wirklich gewidmet? Welches war seine allerletzte Komposition? Sieben literarische Bagatellen geben Antworten. Die Texte schärfen das Sensorium für die Musik des epochalen Komponisten – eines grossen Geistes, den (fast) jeder kennt und doch keiner fasst.
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Seitenzahl: 18
Veröffentlichungsjahr: 2025
Hans Herrmann
Beethoven und seine dunkle Haut
Sieben literarische Bagatellen
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Appassionato: Hol’ Sie der Teufel, wenn Sie nicht kommen
Con espressione: Mein Freund Luigi
Scherzando: Ein Genie namens Packwagen
Poco moto: Für Elise
Vivace: Beethoven und seine dunkle Haut
Adagio sostenuto: Magische Klangspuren
Maestoso: Schwanengesang
Impressum neobooks
Sinfonien, Klavierkonzerte, Klaviersonaten, Streichquartette, zwei Messen, eine Oper: Grosses und Umfängliches hat er uns hinterlassen, der Komponist Ludwig van Beethoven (1770 – 1827). Aber auch mit Kleinem und Kleinstem überraschte er. Oft ist es ja gerade das Spontane, Hingeworfene, in denen sich wahre Meisterschaft offenbart.
Auf eine solche Preziose möchte ich das Augen- und Ohrenmerk hier richten. Es handelt sich um Beethovens Kanon «Signor Abate» zu drei Stimmen. Von ihm stammt nicht nur die Melodie, sondern auch der Text. Dieses kleine, knapp anderthalb Minuten dauernde Stückchen Musik hat es ganz schön in sich.
Das Entstehungsjahr ist nicht bekannt. Der Meister dichtete an die Adresse des mit ihm befreundeten Geistlichen Maximilian Stadler: «Signor Abate! Io sono ammalato. Santo Padre! Vieni e date mi la benedizione. Hol’ sie der Teufel, wenn sie nicht kommen! Hol’ Sie der Teufel.»
Übersetzt: «Hochwürdiger Abbé, ich bin krank. Heiliger Vater, kommen Sie und geben Sie mir den Segen. Hol’ Sie der Teufel, wenn Sie nicht kommen! Hol’ Sie der Teufel.»
Diesen volkstümlich derben Text vertonte Beethoven mit einer Melodie, die so gar nichts von einem eingängigen Volkslied hat. Sie ist dramatisch, fast ein wenig bombastisch, auf jeden Fall augenzwinkernd überzüchtet: eine spitzbübische Opernarie im Miniaturformat.
In den Gesangsbüchern für die Schule hatte das Lied noch vor zwei, drei Jahrzehnten einen festen Platz, aber im Grunde ist es nicht ganz einfach zu singen. Wer den Triller im sechsten Takt hinkriegt und die bewegten Achtel im achten Takt sauber intoniert und präzise phrasiert, beherrscht seine Stimme.
Besonders hübsch: Der Kanon endet gleichzeitig auf den Wörtern «Teufel» und «benedizione». Ganz so, als wollte Beethoven damit ausdrücken, dass Segen und Fluch auf dieser Welt nahe beieinanderliegen. Vermutlich ist das prägnante Zusammentreffen dieser beiden Wörter ja Zufall. Aber in wahrhaft inspirierter Kunst sind eben auch die Zufälle nicht ganz und gar Zufall.