Beliebigkeitsgeschlecht in Deutschland? - Dirk Stabernack - E-Book

Beliebigkeitsgeschlecht in Deutschland? E-Book

Dirk Stabernack

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

das Thema Selbstbestimmungsgesetz ist seit 2021 in den Medien, seitdem die Regierung hier ihre Bringschuld einlösen soll, es umzusetzen (Versprechen im Koalitionsvertrag) Die Realisierung verzögerte sich aber nun mehrmals, was dazu führte, dass die Medien das Thema immer mehr in den Fokus nahmen und gerade vor Weihnachten 2022 die Lage sich wieder erhitzte. Der Diskurs ist ähnlich brisant wie vor der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare. Er ist aber noch dramatischer: Das Selbstbestimmungsgesetz neutralisiert das Genital als geschlechtsbestimmende Definition und schafft genitalunabhängige juristische Geschlechter. Das bedeutet: ein männliches Genital bedeutet kein Mann mehr Die Folge ist klar: das Patriarchat hat keine Definition mehr. Das ist sozusagen der Frontalangriff, es gab nie etwas vergleichbares. Das Buch ist ein Buch eines Insiders. Ich beschäftige mich seit Mitte der 90er Jahre und intensiv seit 2013 mit dem Thema trans Im Buch zerlege ich den Diskurs in seine Einzelteile. Mein Hauptanliegen ist: Außenstehenden, Nichtwissenden einen verständlichen Einblick zu verschaffen. Ich gebe auch Lösungsvorschläge für verschiedene Probleme. Interessant ist, obwohl das Thema hochaktuell ist, das amazon unter dem Suchwort Selbstbestimmungsgesetz noch fast nichts zu bieten hat. Eine Vermarktung ist daher interessant, da sich der Referentenentwurf noch verzögert und der Diskurs weiter angefacht wird durch Meinungsgegner. Sollte ein Verlag Interesse zeigen, würde ich die Rechte komplett abgeben, Angebote nehme ich gerne entgegen. Meinungsgegner sind konservative Parteien, aber auch konservative Frauenverbände. Im Buch werden keine Namen von Diskursteilnehmern genannt. Es werden pragmatisch die Argumente verhandelt. am 2. Dezember 2022 hatte Böhmermann das Thema in ZDF Royale am 27. November 2022 hatte der YoutubeKanal maiLab - ein Aufklärungsformat von focus das Thema im Visier bis heute 16. Januar 2023 bereits 700 TS Aufrufe Bundes-Justizminister Buschmann FDP ist auch in den Medien nun vertreten, da er Stellungnahmen der Verzögerung bekanntgibt (google unter Buschmann Selbstbestimmungsgesetz) das Thema ist im Brennpunkt - daher hat das vorliegende Buch brandaktuelle Informationen, der juristische Teil der Causa Selbstbestimmungsgesetz wird intensiv zerlegt es ist kein Buch, dass sich nur um trans handelt, ich beleuchte kritisch das Patriarchat, es kann auch als feministisches Manifest gelesen werden

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Paradigmenwechsel

Zum Buch selbst

Einleitung

Wir haben bisher geirrt: Es gibt Frauen mit Penis!

der Begriff Geschlecht hat nicht nur eine Bedeutung

Mehrdeutige Begriffe machen Kommunikation unmöglich

Übertragung der bisherigen Ausführungen in den Alltag

Trans... - ein problembehafteter Begriff?

Wir haben eine Lösung - weg mit dem trans-irgendwas

Das Selbstbestimmungsgesetz im juristischen Kontext

Queer - divers - nonbinär

Lost

Das Selbstbestimmungsgesetz darf ideologisch sein

Geschlechtsidentität

Das Kleid, der Rock und das Patriarchat

Transphobie

Das Selbstbestimmungsgesetz etappenweise

Vielfalt nur begrenzt?

Mädchen lachen, Jungen denken nach

Was ich am Selbstbestimmungsgesetz nicht gut finde

Wenn sich das Grundgesetz am Aussehen orientiert

Feministische Chancen einer beliebigen* Personenstandsänderung

Friendly fire - TERF

Crossdressing

Der verlorene Begriff: Transsexualität

Du missbrauchst mein Stracciatellaeis !

Das Angeborenensein im Diskurs verankern

Gender-Dysphorie

Ableitungen aus meinem Erklärungsmodell der Geschlechtsidentität

Der Aufguß wartet

Wunschliste

Anmerkungen

 

 

 

 

Dirk Stabernack

 

 

Beliebigkeitsgeschlecht in Deutschland? 

 

 

 

Selbstbestimmungsgesetz, Feminismus und Patriarchat

 

 

 

1. Auflage 2023

Copyright © 2023 Dirk Stabernack

Neubrunner Dorfstrasse 33, 96166 Kirchlauter

 

Alle Rechte vorbehalten

Das Werk darf - auch teilweise - nur mit Genehmigung

des Autors wiedergegeben werden

 

www.freeyourgender.de

[email protected]

 

Paradigmenwechsel

 

Unser Nachbar ist jetzt Frau.

Ja.

Aber das ist doch nicht normal? Was bin dann ich?

Immer noch ein Mann.

Und er nicht?

Er ist jetzt eine Sie.

Ne oder?

Doch.

Operation?

Nein. Was?

Ja. Frau mit männlichem Genital.

Toll. Ein Witz oder? Sind wir...

Nein. Sind wir nicht. Es geht nicht um Biologie im herkömmlichen uns bekannten Sinne.

Aha. Aber ich dachte um Mann und Frau? Das ist keine Biologie? In diesem Fall geht es tatsächlich um das Geschlecht im rechtlichen Sinne, was Du in der Gesellschaft inne hast.

Achso. Interessant.

Ja.

Warum wird dann so ein Aufruhr gemacht. Ist ja harmlos.

Weiß ich auch nicht. Eventuell wieder mal das Geschäftsmodell des kalkulierten Missverstehens.

 

Ganz so romantisch ist es leider nicht in der deutschen16 Geschlechteridylle, wie ich es in meinem kleinen einleitenden Intermezzo dargestellt habe. Vielleicht eher (noch) eine Vision? Im Moment brodelt es an einigen Stellen wegen dieser Frau an der Kreuzung in ihrem Kleid, die für einige, viele, sehr viele? keine ist. Und um die Angst, die viele um diese Frau haben, und sich besorgt äußern, dass sie sich selbst mit Operationen Schaden könnte, oder als das, für was einige sie halten, nämlich nach wie vor ein Mann zu sein, in geschützte Frauenräume (Duschen für Frauen, Umkleiden für Frauen, Frauenabteilungen in Gefängnissen oder Krankenhäusern usw.) einzudringen. 

Hören wir uns zum Einstieg in das Thema Selbstbestimmungsgesetz einige Argumente, Ängste, Vorwürfe gegen das Selbstbestimmungsgesetz an. Ich verzichte hier bewusst auf die Methode, Zitate zu verwenden, sondern alle Aussagen sind Aussagen, die in dieser Art und Weise sinngemäß in häufiger Form von verschiedenen Personen der Meinungsgegner zu verschiedenen Anlässen (Talkshows, Artikel, Kommentare, Interviews, Stellungnahmen) geäußert wurden. Es sind sozusagen die Top10 der Gegenargumente. Oder Top 100 - nach oben hin offen.

Ein Austausch von Argumenten in der Öffentlichkeit trägt selten Früchte und führt meist eher noch zu verhärteten Fronten. Der einzige Vorteil, so scheint es, haben die Medien, sie machen damit Quote. Es gibt Gegner und Befürworter mit harten Meinungen in schwarz und weiß, aber wenig Zwischentöne.

Eigentlich geht es nur darum, wer auf welcher Seite mitkämpft und wer es schafft, die prominentesten Verbündete für seinen Standpunkt ins Feld ziehen zu lassen, dann fühlt sich diese Partei sofort im Vorteil und in ihrer Meinung (oder Recht?) bestätigt. Auf Inhalte und Detailprobleme wird selten eingegangen. Meist wird lediglich versucht, seinen vorgefertigten Standpunkt möglichst lautstark kundzutun.

Die Frau an der Kreuzung hat - und das unterstellen wir - eine Personenstandsänderung durchgeführt - sie ist jetzt eine (juristische) Frau. Durch das neue Selbstbestimmungsgesetz ist das nur noch ein formaler Akt.  Ich möchte noch den Hinweis geben, dass ich in meinem Buch vorwiegend aus der Sicht einer Frau schreibe, die eine Personenstandsänderung plant oder durchgeführt hat. Die gleiche Problematik, die ich  hier schildere, stellt sich politisch natürlich auch für den Fall eines Mannes vor oder nach einer Personenstandsänderung oder einem Menschen mit geplantem oder durchgeführtem Geschlechtseintrag divers. 

Während ich jetzt diese Gegenargumente vor deinen Augen vorbeilaufen lasse, möchte ich vorausschicken, dass dieses Buch sehr vielschichtige Ansichten darlegen wird, die alle im Diskurs verhaftet sind. Es geht nicht nur um die Ebene des juristischen Geschlechts. Dieses hat zwar die Funktion der Rechtmäßigkeit eines Personenstandes, es geht für die Betroffenen um die Teilnahme in dieser Gesellschaft, die in zwei Geschlechter eingeteilt ist. Divers gibt es auf dem Papier erst seit Dezember 2018 und ist defacto noch nicht in der Gesellschaft angekommen und noch Lichtjahre entfernt, eine Selbstverständlichkeit zu werden, wie es männlich und weiblich ist. Es geht bei den Betroffenen darum, dass sie ein Stop-Signal setzen können, das verhindert, dass sie permanent falsch gesehen werden. Sie möchten in die Sichtbarkeit gelangen. Wenn dies nicht gelingt, führen sie ein Leben, was in keinster Weise das zeigt, was sie sind. Niemand kann sie über die Augen verstehen und einordnen, sie müssen sich ständig  erklären und outen, wenn sie mit Menschen näher zusammenkommen möchten, wenn auch der Wunsch des wirklichen Gesehenwerdens immant wichtig ist. Sie müssen ständig erklären, was sie wirklich sind und wie sie wirklich fühlen, weil das, was sie nach außen zeigt, nicht mit diesem übereinstimmig ist.

Das Aufeinandertreffen der Meinungsgegner hat also nicht nur die pragmatische Komponente, ob ein juristischen Geschlecht von einem biologischen Geschlecht, wie wir es im herkömmlichen Sinne verstehen, abweichen kann, sondern wirkt für die Betroffenen emotional niederschmetternd und brutal, weil sie mit diesen Gegendarstellungen wieder unsichtbar gemacht werden, wiederum getötet werden, nachdem sie einige Sonnenstrahlen (Hoffnungen) zum Leben erweckt hatte. Sie hofften, es hat sich etwas gewandelt, es kam zu einer Eruption des Verstehens, als sie die Fahne des Regenbogens schwenkten, in ihrem Alltag zurückgekehrt, erleben sie die Eruption der Wut, anstatt der Verständigung und Verbindung zu dieser für sie inkompatiblen Welt, die Menschen um sie schart, die Brillen auf haben, durch die niemand sehen kann. Nun, es waren ja gerade die Starken, noch mit Hoffnung Erfüllten, die diese Revolution des Paradigmenwechseln seit Jahren (Jahrzehnten) anführten, junge und alte Menschen, viele von ihnen in prekären und arbeitslosen Verhältnissen, das wird oft vergessen, wenn das Label Aktivist*innen Menschen beschreibt. Seit langem schon chancenlos, weil sie bereits versucht haben, sich sichtbar zu machen und auf Ablehnung stießen, die sich in Jobverlust, Scheidung und Verlust ihres kompletten sozialen Umfelds zeigte, Ihr Outing bedeutete den völligen sozial-existentiellen Suizid.  

Der Mut war aber größer, als manche sich das vorstellen können. Nur die Momente aber auf der Straße innerhalb der Regenbogenfahnen waren immer frei von Angst. Vom Staat hatten sie sich schon lange abgewendet, Ärzte, Krankenkassen, Behörden behandelten sie so, als wären sie nicht vorhanden, ihr Genital war wichtiger, als das, was sie sagten.

In Deutschland allerdings, hat ein Wandel stattgefunden, zumindest ein politischer, die Ehe wurde für gleichgeschlechtliche Paare 2017 geöffnet, der Gesellschaft hat es nicht geschadet. Jetzt gehen die gleichen sozialen Bewegungen wieder auf die Straße und schreien gegen das Selbstbestimmungsgesetz an, sie finden andere neue Verbündete die mitschreien, oft aus anderen Gründen, aber Bündnisse sind immer ein Hebel im Gesamten, wer aus welchen Gründen schreit, wird nicht mehr wahrgenommen, geht unter.

Für die Meinungsgegner geht es um Macht, um Definitionen und darum, politische Vorzeichen zu verteidigen. Für die Revolution des Selbstbestimmungsgesetzes geht es um Emotion, um Leben, um die einzige Möglichkeit ein Leben führen zu können, um überhaupt leben zu können, nicht darum um glücklicher oder zufriedener zu sein. Es geht um ihre emotionale, psychische Gesundheit und um ihre physische Existenz und Sichtbarkeit. Und in der Folge um ihre Sexualität, die sonst mit einem Schleier mit ihrem wirklichen Sein verborgen bleiben muss, in Angst sich nicht entwickeln kann.

Die Revolution des Selbstbestimmungsgesetz wird angetrieben von einer emanzipatorischen Energie auf Veränderungswillen, der aufzehrend ist, viele halten nicht durch, haben aufgegeben, sind zerbrochen. Viele sind stumm und warten, bis die Bresche geschlagen ist, weil sie sonst ihren Job verlieren würden, ihre Freunde, untergehen. Sie brauchen mindestens eines: Die Behörden, das Gesetz als jemand, der ja zu ihnen sagt. Die Gerichte, die sie verteidigen, wenn sie Gewalt erfahren, weil sie so sind wie sie sind. Gerichte, die den wahren Grund benennen, warum ein Täter sie angegangen hat, weil er nicht wollte, dass sie so sind, wie sie sind. Behörden, die nicht durch die Politik der stillen Hand Transphobie indirekt legitimieren.

Die, die im Verborgenen warten, wissen, dass es eine kollektive Macht braucht, um diese Mechanismen des Wegschauens, Leugnens und Herunterbetens von männlichen und weiblichen Genitalien loszuwerden. Sie warten stumm  auf den freigemachten Weg. Später werden sie schreiben, dass nun ein Trend entstanden wäre, nur weil es das Gesetz gibt. Andere sind stumm, weil sie für immer stumm geworden sind. Andere kämpfen weiter, weil sie denen, die für immer stumm sind, eine Stimme geben wollen. Weil sie es für sich als Aufgabe gemacht haben, unter diesem Banner des Verlustes zu demonstrieren.

Die Unsichtbaren fühlen sich ausgebeutet, das Genital, dass sie haben, nimmt ihnen alles, was sie tun könnten. Die Strukturen machen es ihnen nicht möglich, diese Ausbeutung zu verhindern. Ihre Seele wird ausgehöhlt, bis nichts mehr von ihr da ist. Mit jedem Tag, den sie in ihrer falschen Sichtbarkeit soziale Kontakte ausüben. Sie werden für die Lüge ausgebeutet, dass das Genital, was männlich ist, oder weiblich, sie zu dem oder diesem Menschen macht, der genau so und so ist, das und das tut und nicht tut, die und jene Rechte hat. Sie unterstützen diese Lüge, machen sie mit, und werden zum Sklaven der Struktur, die sie kaputtmacht. Jeden Tag, wenn sie nicht aufstehen, werden sie andere mittöten, die es nicht mehr geschafft haben. Sie verraten jeden Tag nicht nur sich, sondern alle anderen, wenn sie mit männlichem Genital in Hosen herumlaufen, und damit bestätigen, dass das alles so sein muss. Sie sind Geiseln einer politischen Hirarchie mit genitalistisch-gesellschaftlichen Konventionen, die ihre subjektive Existenz nicht ermöglichen.  

Auch die Meinungsgegner sind Geiseln, sie sind Geiseln ihrer Ängste, dass das, was sie zulassen sollen, sie an das erinnert, was sie so stark verdrängen müssen.

Sie schreiben, schreien, rufen und malen Plakate, gehen in Talk-Shows, ihre Botschaften sinngemäß:

Ein Penis ist ein männliches Genital. Es ist ein Problem, wenn es keine körperbezogenen Geschlechtsbegriffe mehr gibt.

Die Biologie wird verleugnet.

Das biologische Geschlecht muss vom Gesetzgeber geschützt werden, als medizinischer, politischer und rechtlicher Begriff.

Das Gesetz wird auf Kosten von Frauen gemacht.

Frauenrechte schützen.

Frauenräume schützen.

Keine Hormone gegen das Leiden an der Geschlechterrolle.

Die Anzahl derer, die ihr Geschlecht ändern lassen wollen, wächst rapide an.

Sie lassen irreversible Operationen an sich durchführen.

Die Begriffe Frau und Mann würden bedeutungslos.

Männern wird Zugang zu Frauentoiletten, in Frauenduschen, Frauenumkleiden, Frauensauna verschafft.

Männer begehen als Frau in Frauengefängnissen Straftaten.

Männer treten als Frau im Sport gegen Frauen an.

Strafverfolgungen werden erschwert, da alte Daten gelöscht werden sollen.

Gleichstellungspolitik wird erschwert, da nicht mehr nachvollziehbar ist, welche Ergebnisse erzielt wurden, Statistiken stimmen nicht mehr.

Statistiken geben aus, dass Gewalt, die von Frauen verübt wird, steigt, obwohl dies Männer sind.

Zum Buch selbst  

 

Sie werden bereits erwartet. Sie können hier ablegen, das Herrenzimmer ist gut geheizt heute Abend.

Danke.

Ah - endlich, wo hast Du gesteckt?

Die Kutsche hatte sich verspätet, es gab einen dieser lästigen Menschenansammlungen in der Nähe des Spitals.

Wieder eine dieser Demonstrationen? Gegen was war es diesmal?

Konnte ich nicht erkennen, ich war zu sehr abgelenkt.

Abgelenkt? Von was?

Es waren einige entzückende Damen darunter, die aus Protest ihre Brüste...  

Nein!

Doch, und eine hatte wunderschöne...

Schweig! Du machst mich rasend. Ich brauche mehrere Räume für meine Bibliothek, damit ich nicht an so etwas denken muss,  und Du machst alles zunichte...

Ich liebe es, wenn ich dich mit diesen kleinen Waffen in die Flucht schlagen kann.

Das sind keine kleinen Waffen, das weißt Du - es sind die mächtigsten überhaupt. Setz, Dich. Erzähl mir ein wenig von Deinen völlig unwichtigen Romanprojekten, ich will mich langweilen, dazu habe ich auch einen vorzüglichen Single Pot Still direkt aus Irland. Danke, dass Du gekommen bist. Fang an.  

 

Konzeptionell möchte ich vorausschicken: Ich erhebe nicht den Anspruch auf die Wahrheit. Meine Sichtweise ist genauso erzwungen von vorgefertigten Deutungen, die als Wissen dargestellt wird, wie das Wissen meiner Meinungsgegner, die anderes Wissen in sich aufgesaugt haben und somit gezwungen sind, dieses kundzutun. Mein Buch kann daher nur als Ausdruckshilfe dienlich sein, wenn Du mein erzwungenes Wissen teilst, gerne dann auch zitieren, wenn Du möchtest.

 

»Der Diskurs ist die Gesamtheit erzwungener oder erzwingender Bedeutungen, die die gesellschaftlichen Verhältnisse durchziehen.« Michel Foucault

 

Es wird in diesem Buch keine Namen von Diskursteilnehmenr geben. Ich meine damit, dass ich keine Zitate aufgreifen werde, was ein Politiker oder prominente Person zum Thema gesagt haben. Es wird Hinweise auf Artikel in Medien geben und Hinweise auf Gerichtsurteile, aber kein Fingerzeig auf Personen. Es ist nicht zielführend, eine Person herauszustellen, sondern das, was sie sagt, sagte. Da im Diskurs sowieso gleiche Rhetorik und gleiche Erzählungen verwendet werden, ist es sinnvoller, diese Aussagen, die sich wiederholen, inhaltlich darzustellen, zusammenzufassen und die Inhalte zu bündeln - auf diese Inhalte möchte ich hier antworten. Personen und Namen würden hier von den Inhalten ablenken, denn das Thema ist so politisch aufgeladen, und daher auch mit Namen besetzt, dass nicht selten konstruktive richtige Beiträge angegriffen werden, nur weil sie aus der falschen Richtung, von der falschen Person kommen.

Dieses Buch ist keine Erzählung von Erlebten. Es gibt viele Bücher, die sich mit dem Thema trans beschäftigen, aber meist sind diese Bücher Erzählungen aus der eigenen Biographie. Dies meist auch deshalb, weil ein hoher Leidensdruck da ist. Der Nachteil dieser Bücher ist, dass sie zwar Trost für Lesende spenden können, aber die Kausalitäten der gesellschaftlichen Ursachen selten darstellen, weil alles sehr subjektiv berichtet wird. Für eine Außenbetrachtung und Verknüpfung von verschiedensten beteiligten Parametern ist eine objektive Sichtweise sehr wichtig und ich habe mir diese bewahren können, da mein Leidensdruck sich in Grenzen hält. Mein Buch ist daher eine soziologische Analyse und eine Abbildung des laufenden Diskurses über die ich meine eigene Meinung streue.

Zum Beispiel greife ich den Vorwurf auf, das Selbstbestimmungsgesetz wäre Ideologie, wäre ideologisch. Wenn Du dann im Detail wissen möchtest, wer mit dieser Argumentation hantiert hat, genügt es, Google zu fragen. Mir kommt es darauf aber nicht an. Ich habe die Argumente beider Parteien, also Befürworter und Gegner beobachtet, und stelle sie hier vor und verbinde sie mit meinen Ansichten. Daneben nimmt auch eine Erklärung der Sache selbst Raum im Buch ein, sowie Probleme, die entstehen, durch die Art und Weise, wie aneinander vorbeigeredet wird, durch homonyme Begriffe, dazu später mehr.

Auch möchte ich hier festhalten, dass mein Buch nicht nur eine Apologie für das Selbstbestimmungsgesetz sein kann, sondern auch kritisch sich mit den Problemen eines solchen Gesetzes auseinandersetzt. Diese Probleme mögen völlig anderer Art sein, wie die klassischen Argumente der Kritiker im bisher laufenden Diskurs, das hat die Ursache darin, dass ich einen anderen Blickwinkel habe, ich schaue eher von linkspolitischer Seite auf das Gesetz als von rechtspolitischer konservativer Seite. Wer also als Gegner des Selbstbestimmungsgesetz mein Buch lesen möchte, wird eine negative Kritik des Gesetzes vielleicht in einer unterschiedlichen Perspektive erleben, die nicht kategorisch reine Repression atmet, sondern völlig andere Probleme beleuchtet.

Dieses Buch ist kein Story-Telling, keine Erlebnisgeschichten werden aufgerollt, vielmehr werfe ich Puzzlesteine und Fragmente der Geschichte und des aktuellen Diskurses auf den Tisch, anhand dieser Steine kannst Du dir ein Bild für Dich erstellen. Wie das Bild aussehen wird, bestimmst Du. Kausalitäten und Verknüpfungen zwischen den Puzzle-Steinen gebe ich vor, deren Interpretation und Auswertung spiegeln aber bereits meine Meinung wieder, die Du nicht übernehmen musst, die Kausalitäten bleiben jedoch.

Ein Beispiel für eine Kausalität: Die Kirche ist konservativ, patriarchal (Im Vatikan sind nur Männer) und frauenfeindlich. Eine Konservative Partei ist patriarchal, Frauenrechte sind nur unter hohem Druck zu erkämpfen. Zwischen der Kirche und dem Konservatismus in der Politik besteht also eine Kausalität. Kapitalismus kann als patriarchal interpretiert werden, da Frauen in der Erwerbsarbeit weniger Impact haben, sie verdienen weniger für gleiche Arbeit und ihre Care-Arbeit in Verbindung mit Reproduktion wird gering oder gar nicht entlohnt. Sie haben daher die Wahl zwischen dem Versuch, wie ein Mann entlohnt zu werden, oder den Verzicht auf Familie und Mutterschaft. Diese Ambivalenz ist bis heute nicht überwunden und damit entsteht eine Kausalität zwischen Kapitalismus, Konservatismus und Kirche die gegenseitig Ursache und Wirkung sein können.

Beispiel für eine der möglichen Ursache und Wirkungsketten, die sich aus der genannten Kausalkette ergeben könnten: Ich studiere Theologie und identifiziere mich mit den kolportierten katholischen Werten. Daher sehe ich kein Problem darin, dass Frauen im Kapitalismus benachteiligt werden, Frauen spielen auch in der Kirche keine übergeordnete Rolle. Daher sehe ich auch kein Problem im Kapitalismus und kann diesen in diesem Punkt bejahen. Ich wähle konservative Parteien, da sie ebenfalls das Frauenbild zeichnen, das ich verinnerlicht habe. Linke Politik passt nicht mehr in meine Wertemuster. Sie wäre männerfeindlich, antipatriarchal, stellt die Kirche in Frage und ist antikapitalistisch. Mit Feminismus kann ich daher auch nichts anfangen. Da das Patriarchat von mir bejaht wird, fühle ich mich in der dualgeschlechtlichen heteronormativen Welt Zuhause. Falls ich etwas spüre, was in mir vorgeht, was davon abweicht, verdränge ich es. Weitere Kausalität: Kirche, Kapitalismus, Konservatismus und Komplexe (durch Verdrängung).

Meine Zielvorgabe ist schwierig: Ich möchte Menschen, die sich mit dem Thema Geschlecht in der Politik bisher nicht befasst haben, erst recht nicht mit dem Selbstbestimmungsgesetz,  verstehen machen, was hier passiert. Dieses Gesetz steckt für viele voller Widersprüche, vor allem für Menschen, die bei diesem Thema an unser herkömmliches biologisches Geschlecht denken, hier geht es bei diesem Gesetz aber um das politische Geschlecht, das juristische. Gibt es so etwas überhaupt - warum wird hier überhaupt differenziert?  Widersprüche lassen sich nur in einem Gespräch auflösen, durch Kommunikation.

Ich möchte durch dieses Buch mit Dir reden. Ich möchte, dass diese Menschen, die verstehen wollen, verstehen, das Geschlecht durch ein Selbstbestimmungsgesetz trotzdem nicht beliebig ist. Denn Biologie kann niemand ändern. Das was sich ändert, ist im Moment die Bedeutung von Begriffen. Der Begriff Frau und Mann wird auch als juristisches Geschlecht gedacht. Der Begriff Geschlecht enthält sozialpolitisch nicht mehr alleinig eine biologische Definition sondern wird um die Geschlechtsidentität erweitert. Die Geschlechtsidentität als Begriff ist Teil von Gesetzestexten, von Beschlüssen.  Das was sich auch ändert ist, wie wir noch politisch mit einer biologisch-geschlechtlichen Determinierung umgehen, die vor diesem Paradigmenwechsel die einzige Definition war, welche Macht wir dieser alten Definition ohne Erweiterung um die Geschlechtsidentität noch geben wollen oder eben nicht mehr geben wollen. Es geht um ein politisches juristisches Geschlecht, dass sich eben auch Geschlecht nennt, genau wie das biologische Geschlecht, sich Geschlecht nennt. Ein Name, zwei verschiedene Dinge. Das haben wir öfter. wie bei Bank, das kann ein Kreditinstitut sein, aber auch eine Sitzgelegenheit. Es ist tatsächlich so, dass der Begriff Geschlecht verwendet wird, aber mit verschiedenen Inhalten gedacht wird. Auch möchte ich darlegen, dass das Selbstbestimmungsgesetz, dass nun neu verabschiedet wird oder worden ist, nichts ist was sich Menschen neu ausgedacht haben, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger juristischer Prozesse.  Während ich dieses Buch schreibe wurde angekündigt, im Sommer 2023 ist es da. Wir haben jetzt Januar 2023.

Ja, es geht um ein juristisches Geschlecht, nicht um ein biologisches. Das Thema niedrigschwellig zu halten und Menschen mit wenig Wissen über das Thema darzulegen, was hier gespielt wird, worum es geht, ist eine sehr problematische Aufgabe. Aber ich wage es einfach. Einfach weil ich weiß, dass ich eine andere Schreibform wählen muss.

Ich hatte in früheren Jahren eine ähnliche Aufgabe mit dem Problem der Sprachbarriere - als Programmierer von Datenbanken enwickelte ich zusammen mit Informatikern, deren Sprache ich sprechen musste. Ich übersetzte die Wünsche der Programmanwender, die mit mir in einer völlig anderen Art und Weise, mit anderen Formulierungen und Begriffen sprachen, in die Sprache der Programmierer, so dass mich die ausführenden Informatiker verstehen konnten und umgekehrt. Mir war sehr schnell klar, dass ich einem Anwender, die die Informatiker Low Level User nannten, nichts in der Sprache der Informatiker erklären konnte. Ich musste das in ihrer Sprache tun. Die Anwender klagten mir ihr Leid mit dem Programm und ich fand Lösungen, die ich dann datentechnisch ausformulieren und der EDV-Abteilung übergeben konnte. Dann wussten diese wiederum was sie zu machen hatten. Und auch sah ich Informatiker, die abgestellt wurden für Schulungen. Sie sollten Anwender beibringen, wie das Programm bedient werden soll. Ich sah wie kläglich sie scheiterten. Sie sprachen zu schnell, zu hektisch, und das schlimmste, sie blieben in ihrer Spezialsprache, die Anwender verstanden nur chinesisch.

Wenn ich den aktuellen Diskurs über Geschlechter zur Zeit verfolge, sehe ich den ähnlichen Effekt. Die Meinungsgegner verstehen sich überhaupt gar nicht. Sie sprechen verschiedene Sprachen. Allein der Begriff Geschlechtsidentität ist für Außenstehende nicht greifbar. Das Ganze wird noch komplizierter,  weil wie ich oben angeführt habe Begriffe verwendet werden, die für beide Parteien verschiedene Inhalte haben. Das gilt auch für den Begriff Frau und Mann. Simone de Beauvoir schrieb den berühmten Satz: »Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.“ Sie verwendet den Begriff Frau hier mit einem völlig anderen Inhalt, nämlich in Bezug auf das soziale Geschlecht, also nicht, wie ein Mediziner den gleichen Begriff denkt, eine Frau mit bestimmten Hormonen, Genitalien und Chromosomen.

Die Debatte ist daher für Außenstehende nicht mehr nachvollziehbar. Dazu kommt noch die Boulevard-Presse wie die Bild, die Schlagzeilen produziert wie: «Ein Mal pro Jahr darf jeder sein Geschlecht wechseln», Bild.de vom 01.07.20221. Keine Chance mehr für den Low Level User, das zu verstehen, denn jetzt kommen noch provokative Überspitzungen hinzu, um Quote zu machen. Also Formulierungen, die ohne zusätzlich begrifflich differenzierte Ergänzungen missverstanden werden müssen. Die meisten steigen aus und geben auf. Erklären das Ganze für ein Hirngespinst.

Mein Buch soll eine Chance bieten, dass Du das Ganze verstehst.

 

»Mache die Dinge so einfach wie möglich. Aber nicht einfacher!« Albert Einstein

 

Ich habe eine Struktur, die sehr offen ist. Meine Überschriften erheben nicht den Anspruch, dass ich alles abhandeln werde, was ich dort aufführe. Unter Queer, divers, nonbinär werde ich nicht alles aufführen, was diese Begriffe erfordern würden. Ich muss auf die aktive Recherche meiner Leserschaft bauen.

Damit meine ich, das ich nicht alle Begriffe und deren Geschichte und Bedeutung umfassend aus Platzgründen erklären kann. Ich kann nicht bei Adam und Eva anfangen, sonst müsste ich 5000 Seiten schreiben, das wäre nicht mehr lesbar und nicht sinnvoll. Wenn Du auf ein Wort stösst, dass Du nicht kennst und nur unzureichend, z.B. Gender - dann gib es in Google ein oder gehe auf Wikipedia - es ist heute alles sehr schnell zu recherchieren. Ja mein Buch braucht ein Laptop oder Smartphone zusätzlich. Vielleicht ist das die neue moderne Leseform. Meine Schreibweise versteht sich als Taschenlampe, die in eine Ecke leuchtet, dir eine Richtung für die Recherche vorgibt - ich führe Dich in ein Dickicht und gebe Dir Richtungen vor, aber Du musst troztdem selbst noch das Buschmesser schwingen und dicke Zweige und Äste wegschlagen. Ohne deine aktive Mithilfe ist es nicht zu schaffen, dass Du das Thema verstehen kannst.

Es gibt mittlerweile eine eigene Fakultät zu Themen wie Gender, Es gibt Genderprofessuren an deutschen Universitäten und Hochschulen. Unter dem Label »Gender Studies« tauschen sich Wissenschaftler weltweit aus.

Auch auf Moral, Ethik und Religion wirst Du in meinem Essay stossen. Aber das Selbstbestimmungsgesetz ist ein juristisches Vehikel, daher wird der Schwerpunkt auf Gesetze liegen und Effekte, die diese beeinflussen, wie Politik es tut. Ich webe hier und da Philosophie ein und ein paar Streusel Utopie dürfen auch noch darübergestreut werden. Ich versuche mich aber so kurz wie möglich zu halten. Je weniger Buchseiten ich benötige, je besser ist es. Vielleicht schaffe ich es übersichtlich zu bleiben. Ich schreibe dann lieber ein eigenes Buch um Randthemen dann dort auszurollen. Ich wünsche Dir viel Spass mit meinen Ausführungen und viel Neugierde und Mut zu einem Paradigmenwechsel in der Gesellschaft, die bisher immer eigentlich nur Frauen und Männer mit bestimmten Chromosomen und Genitalien kannte. Nein da gibt es noch mehr. Und das ist auch wunderbar. Was wäre die Welt ohne vierblättrige Kleeblätter? Ja, das war ein Hinweis auf Intersexualität.

Achja, und ich werde viel über die heteronormative dualgeschlechtlich-patriarchale Welt schimpfen, solltest Du dich also in dieser Welt Zuhause fühlen und kuschelig eingerichtet haben, dann nimm nur frische Tomaten, Biotomaten müssen es aber nicht sein...

Einleitung 

 

Du solltest auch anfangen zu schreiben, so gespannt wie Du mir zuhörst, Du warst richtig ruhig.

Ich bin fast eingeschlafen.

Köstlich. Ich sollte meine Romane verwerfen, oder meine Zielgruppe ändern.

Welche denn? Von ihren Frauen völlig entmannte Eunuchen wirst Du mit Deinen Zeilen nicht mehr zum Leben erwecken, das schafft noch nicht mal früh und morgens Viagra!

Ich muss mir einen Verlag suchen, der eine vorwiegend weibliche Leserschaft um sich schart - und ein paar Feministen.

Du weißt, dass gerade diese Bücher von Männern verschlungen werden?

Ohja, oder auch Erotik, die angeblich aus der Feder einer Frauenhand stammt. Es ist nicht einfach für einen feministischen Chauvi heutzutage, das Porto für diese männerfeindlichen Verlagsleitungen ist reine Verschwendung.

Du meinst Misandrie.

Ja, genau das. Du solltest an die neue Universität berufen werden, deine Analysen sind punktgenau. Neben dem Spital ist doch eine sehr moderne.

Ja, und dort sitzen ausschließlich Männer, die anatomische Lehrbücher an ihre Zöglinge verteilen, in denen die Klitoris keine Erwähnung findet.  Soll ich ihnen von exotischen Tieren erzählen, wie Darwin, der gerade aus Brasilien zurückkehrt?

Du hast recht, dann könntest Du auch ins Männerkloster, die haben wenigsten guten Wein und in rauhen Mengen. Das ist nötig in dieser Situation.

Wein. Nein - ich habe heute Abend diesen dreifach destillierten irischen Whiskey - und den Rest erledigt Deine sonore Stimme. Aber bitte nicht zuviel tiefen Inhalt, das stört am Anfang beim Einschlafen.

 

 

SelbstBestG. Ein neues Gesetzeskürzel erscheint im Jahr 2023 am Gesetzgebungshimmel über dem Berliner Reichstagsgebäude. Es steht für das neue Selbstbestimmungsgesetz. Während ich diese Zeilen tippe, wird der Referentenentwurf vorbereitet, um diesen dann ausgewählten Verbänden und Organisationen, die sich mit dem Thema Geschlecht erstrangig beschäftigen, vorzulegen. Der Bundestag wird dieses dann mit der Ampelkoalition verabschieden, da es bereits im Koalitionsvertrag verankert wurde. Eine Zustimmung des Bundesrats ist nicht erforderlich.

Während die Medien überkochen werden, wird mein Buch hier fertig gestellt sein. Wenn Du es schließlich in den Händen hälst, wird das Gesetz nach dem jetzigen Plan (so zumindest versprochen) schon in Kraft getreten sein und erste Menschen haben es in Anspruch genommen. Vielleicht gehörst Du zu den Menschen, die im nahen Bekannten- oder Verwandtenkreis Menschen haben, die sich damit beschäftigen oder sogar von diesem Gesetz Gebrauch machen wollen. Vielleicht bist Du sogar Mutter oder Vater von Kindern, die Dich mit diesem Gesetz konfrontieren, die Nutzung desselben für sich in Erwägung ziehen. Für diese Menschen habe ich dieses Buch geschrieben. Für alle Menschen, die das Thema verstehen wollen, möchte ich eine umfassende Sichtweise liefern, und zwar fern von politischer Gesinnung und Machtkämpfen über Deutungshoheiten. Denn hier werden Grabenkämpfe ausgefochten, verschiedenster Gruppierungen, was es für Außenstehende so gut wie unmöglich macht, sich einzuarbeiten, ohne völlig verwirrt zu werden.

Genau diese Menschen, die sich noch nicht oder nur sehr wenig mit der Materie Geschlecht in der Gesellschaft beschäftigt haben, werden jetzt von den Medien völlig überfordert. Von Medien, die daraus dramatische Schlagzeilen herunterbrechen, die nicht das Ziel haben, Positionen gegenseitig näher zu bringen, ja verstehen zu machen, sondern Aufmerksamkeit und Quote.1 

Das Thema ist schon komplex genug für Menschen, die sich jahrelang damit beschäftigt haben, aber für Menschen, die sich schnell einen Überblick verschaffen wollen, und dann Streitgesprächen beiwohnen in Talk-Shows, oder Artikel aus den verschiedenen politischen Lagern aufnehmen, darunter auch Boulevard-Medien, die alle in eine andere Richtung zeigen, werden orientierungslos zurückgelassen.

Machen wir einen kurzen Schwenk in die jüngere Vergangenheit. 2017 wurde die Ehe für gleichgeschlechtiche Paare geöffnet. Der erhitzte Diskurs, der diesem Gesetz voranging, war in den konventionellen und sozialen Medien nicht zu übersehen. Das Thema hatte riesige Wellen geschlagen. Auch schon bereits im Sommer 2015, als Irland und USA die Ehe liberalisierte, denn jetzt kam Deutschland erneut in Zugzwang. Der Sachverhalt, dass nahezu 80% der Irländer den römisch-katholischen Glauben angehören, verstärkte dies noch. Religion so wurde hier offenbar, war kein Ausschlusskriterium mehr für eine Öffnung der Ehe.

2015 konnte die Ehe nicht mehr geöffnet werden, das geschah dann 2017 kurz vor der Bundestagswahl durch einen meiner Meinung nach politischen Schachzug. Angela Merkel bzw. die Union wollte dieses Thema einfach abräumen, dass es für Wähler, für die eine Öffnung der Ehe wichtig war, keinen Grund mehr gab, deshalb rot-grün zu wählen.

Sei es wie es will, wir sehen hier, dass Deine Art zu leben in Bezug auf Partner und Sexualität und natürlich auf Deine Art unkonform zu sein in diesen Lebensbereichen, ja in Bezug auf allen Dingen, die mit dem Thema Geschlecht zu tun haben, in einer politischen Kategorie verhaftet werden. Es ist ein Politikum. Das als erstes festzustellen, ist mir sehr wichtig. Deine Sexualität und Dein Geschlecht, und hier trenne ich diese beiden Bereiche bereits, sind eine politische Größe und werden dadurch zu einer politischen Verhandlungsmasse. Nein - das dürfte nicht sein. Denn Menschenrechte sind nicht verhandelbar. Das müssen wir uns jetzt erst einmal ganz tief in den Baum ritzen und festhalten. Ich werde später noch weiter ausführen, warum dies so ist.

An dieser Stelle möchte ich festhalten, dass es eigentlich verdammt unmöglich ist, was ich hier versuche. Das Wort verdammt ist absichtlich emotional dramatisch gewählt. Es ist ein Ausdruck der hohen Schwierigkeit, dieses Thema Menschen nahezubringen, die nicht nur tolerieren und akzeptieren, sondern auch verstehen wollen. Auch ist dieses Buch kein wissenschaftliches. Es nähert sich durchaus im niedrigschwelligem Bereich diesem Thema Geschlecht. Querverweise ermöglichen aber demjenigen, der tiefer einsteigen möchte, das Thema tiefer zu recherchieren, was dann auch der Komplexität der Materie Rechnung trägt. Auch diejenigen Menschen, die sich bereits intensiv mit dem Thema Geschlecht in der Gesellschaft beschäftigt haben, können so einschätzen, wie weit ich mich bereits auseinandergesetzt habe. Das ist sehr wichtig, um für sich meine Aussagen zu bewerten und einzuordnen.

Ganz abgekoppelt aber möchte ich mein Geschriebenes verstanden wissen, von einer Bewertung durch außen, die erst auf Dinge wie meine Bildung, gesellschaftliche Funktion und politische Gesinnung sieht, um mit diesen Vorzeichen dann meine Darlegungen einzuschätzen. Ich verweise hier ganz pragmatisch auf die Inhalte selbst, um die soll es gehen. Es ist wichtig, was gesagt wird, nicht wer etwas sagt. Vielleicht ist es trotzdem für den einen oder anderen hilfreich zu wissen, dass ich in keiner Partei Mitglied bin und auch keiner Organisation und keinem Verein angehöre, der sich mit dem Thema Geschlecht beschäftigt.

---ENDE DER LESEPROBE---