Beren und Lúthien - J.R.R. Tolkien - E-Book
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Beren und Lúthien E-Book

J.R.R. Tolkien

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Beschreibung

Ein dramatisches Schicksal überschattet die Liebe von Beren und Lúthien. Sie gehört den unsterblichen Elben an, während er ein Sterblicher ist. In seiner tiefen Abneigung gegen alle Menschen zwingt ihr Vater, ein großer Elbenfürst, Beren eine unlösbare Aufgabe auf: Bevor dieser Lúthien heiraten darf, muss er von Melkors Krone einen Silmaril rauben. Den Leser erwartet die schönste Geschichte Tolkiens. Unerschrocken macht sich Beren auf den Weg, den Silmaril für seine Liebe zu gewinnen. Da setzt Melkor, auch Morgoth der Schwarze Feind genannt, die fürchterlichsten Kreaturen – skrupellose Orks und schlaue Wölfe – gegen Beren ein. Aber die Liebe zwischen Lúthien und Beren reicht buchstäblich über den Tod hinaus.   Diese ohne Übertreibung schönste Geschichte Tolkiens ist in nicht endgültiger Form Bestandteil des »Silmarillion«, des »Buchs der Verschollenen Geschichten« und des »Leithian Liedes«. Christopher Tolkien hat versucht, die Erzählung von Beren und Lúthien aus dem umfangreichen Werk, in das sie eingebettet ist, herauszulösen. Er erzählt sie mit den Worten seines Vaters: zunächst in ihrer ursprünglichen Form, dann gemäß späteren Texten. So wird sie in ihrem Wandel dargestellt. Die hier erstmals zusammen präsentierten Texte enthüllen Aspekte, die sowohl was die Handlung, als auch was die erzählerische Unmittelbarkeit anbelangt, später verlorengegangen sind.

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Seitenzahl: 301

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J.R.R. TOLKIEN

BEREN UND LÚTHIEN

Herausgegeben von Christopher Tolkien

Illustrationen von Alan Lee

Aus dem Englischenvon Hans-Ulrich Möhringund Helmut W. Pesch

KLETT-COTTA

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Auszüge aus dem Leithian-Lied

sowie Einführungen und Überleitungen zu den Gedichten

übersetzt von Hans-Ulrich Möhring

Weitere Texte und das Verzeichnis der Namen

übersetzt von Helmut W. Pesch

»Die Geschichte von Tinúviel« und Auszüge aus

»Das Nauglafring« aus Das Buch der Verschollenen Geschichten, Teil 2übersetzt von Hans J. Schütz

Auszug aus Das Silmarillion übersetzt von Wolfgang Krege

Hobbit Presse Paperback

www.hobbitpresse.de

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Beren and Lúthien« im Verlag HarperCollins Publishers, London 2017

Für alle Texte und Materialien von J.R.R. Tolkien © The Tolkien Estate Limited 2017 www.tolkienestate.com

Vorwort, Anmerkungen und alle weitere Materialien © C.R. Tolkien 2017

Illustrationen © Alan Lee 2017

®, Tolkien® und Beren und Lúthien® sind eingetragene Markenzeichen von The Tolkien Estate Limited

Für die deutsche Ausgabe

© 2017, 2018 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: © Birgit Gitschier, Gestaltung Mona Kashani-Far, München unter Verwendung der Daten des Originalverlages

Cover-Illustration © Alan Lee 2017; Layout © HarperCollinsPublishers Ltd 2017

Datenkonvertierung: Dörlemann Satz, Lemförde

Printausgabe: ISBN978-3-608-96327-4

E-Book: ISBN 978-3-608-10888-0

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe.

Inhalt

Farbtafeln

Vorwort

Anmerkungen zu den ältesten Tagen

Beren und Lúthien

Anhang

Überarbeitete Stellen des Leithian-Liedes

Verzeichnis der Namen in den Originaltexten

Glossar

Tafelteil

Für Baillie

Farbtafeln

›Doch jetzt erblickte er Tinúviel, die im Zwielicht tanzte‹

›Doch Tevildo erblickte sie auf ihrem erhöhten Sitz‹

›Laub hatten sie nicht, nur Raben saßen dicht an dicht und krächzten‹

›Da sie von Wölfen stehen umringt, schwant ihnen Schlimmes‹

›Dann ritten die Brüder fort, schossen aber heimtückisch auf Huan und Lúthien nach‹

›Im Mantel und von Nacht umdüstert saß auf der Brücke sie der Schrecken und sang‹

›Da kam vom Thron … im Stoßflug Adlerkönig Thorndor‹

›Vor seinen Augen flatternd, schweifend stürmt sie in wirrflügeligem Tanz‹

›Gewiss ist das ein Silmaril, der nun im Westen leuchtet?‹

Vorwort

Nach dem Erscheinen des Silmarillion (1977) verbrachte ich mehrere Jahre damit, die Vorgeschichte des Werkes zu untersuchen und ein Buch zu schreiben, das ich The History of The Silmarillion, ›Die Geschichte des Silmarillion‹, nannte. Später wurde dies (mit leichten Kürzungen) zur Grundlage der ersten Bände von The History of Middle-earth.

Im Jahre 1981 schrieb ich einen längeren Brief an Rayner Unwin, den Verleger von Allen & Unwin, und berichtete ihm, was ich getan hatte und womit ich immer noch beschäftigt war. Zu der Zeit umfasste das Manuskript, wie ich ihm mitteilte, 1968 Seiten und war ganz offensichtlich nicht für eine Veröffentlichung geeignet. Ich sagte ihm: »Wenn Sie dieses Buch sehen, werden Sie sofort erkennen, dass es völlig unvorstellbar ist, es zu publizieren. Die Textanalysen und anderen Diskussionen sind viel zu detailliert und minuziös, und allein der Umfang (der eher noch zunehmen wird) verbietet es. Ich habe dies teils zu meiner eigenen Befriedigung getan, um mir Dinge klarzumachen, und weil ich wissen wollte, wie die ganze Konzeption sich von den frühesten Anfängen an entwickelt hat. …

Wenn es eine Zukunft für derartige Forschungen gibt, so möchte ich so weit wie möglich sicherstellen, dass irgendwelche späteren Studien über JRRTs ›literarische Historie‹ keinen Unsinn produzieren, indem sie den tatsächlichen Ablauf der Entwicklung falsch wiedergeben. Das Chaos und die intrinsische Problematik vieler Unterlagen (mit mehreren Schichten von Änderungen auf einer einzigen Manuskriptseite, entscheidenden Hinweisen auf verstreuten Zetteln irgendwo im Archiv, Texten auf den Rückseiten anderer Werke, der Unordnung und Trennung von Manuskripten, der teilweisen oder völligen Unlesbarkeit an manchen Stellen) ist einfach unglaublich. …

Theoretisch bietet die History Stoff für eine Menge Bücher, und es gibt viele Möglichkeiten und Kombinationen von Möglichkeiten. Zum Beispiel könnte ich ein Buch über ›Beren‹ zusammenstellen, mit der ursprünglichen Verschollenen Geschichte,1 dem Leithian-Lied und einem Essay über die Entwicklung der Sage. Am liebsten wäre mir wahrscheinlich, wenn es überhaupt zu einem so positiven Ergebnis käme, eine der Sagen als eine sich entwickelnde Einheit zu behandeln, statt alle Verschollenen Geschichten in einem wiederzugeben; aber die Schwierigkeiten der Darstellung im Detail wären in einem solchen Fall gewaltig, denn man würde sehr oft erklären müssen, was sich anderswo abspielte, in anderen unveröffentlichten Schriften.« Ich sagte, ich würde sehr gern ein Buch namens ›Beren‹ im Sinne der hier vorgeschlagenen Vorgehensweise schreiben, aber »das Problem wäre sein Aufbau, sodass der Stoff verständlich wäre, ohne dass der Herausgeber zu sehr in den Vordergrund träte«.

Als ich dies schrieb, meinte ich, was ich sagte: Ich hatte keine Vorstellungen von der Möglichkeit einer Veröffentlichung, es sei denn mit der Idee, eine einzelne Sage »als eine sich entwickelnde Einheit« darzustellen. Jetzt habe ich offenbar genau das getan – wenngleich ohne einen Gedanken an das, was ich Rayner Unwin vor fünfunddreißig Jahren vorgeschlagen hatte: Ich hatte den Brief völlig vergessen, bis ich ihn durch Zufall wiederfand, als dieses Buch schon so gut wie fertig war.

Es gibt jedoch einen wesentlichen Unterschied zwischen dem heutigen Buch und meiner ursprünglichen Idee, und zwar, was den Kontext betrifft. Inzwischen ist ein großer Teil des immensen Bestands an Manuskripten zum Ersten Zeitalter, auch als Älteste Tage oder Altvorderenzeit bezeichnet, veröffentlicht worden, in sorgfältigen und detaillierten Editionen, hauptsächlich in den Bänden der History of Middle-earth. Die Idee eines Buches über die Entwicklung der Geschichte von Beren, die ich Rayner Unwin gegenüber als mögliche Veröffentlichung ins Gespräch brachte, hätte viel an seinerzeit unbekannten und nicht verfügbaren Texten ans Tageslicht gebracht. Aber dieses Buch bietet keine einzige Seite an bislang unbekanntem Material. Was ist dann der Sinn eines solchen Werkes?

Ich will versuchen, eine (zwangsläufig komplexe) Antwort darauf zu geben – oder mehrere Antworten. Zum einen bestand ein Aspekt jener Editionen darin, die Texte in einer Art zu präsentieren, welche die anscheinend exzentrische Arbeitsweise meines Vaters (die oft durch äußere Zwänge beeinflusst wurde) angemessen wiedergab, und so die Abfolge von Phasen in der Entwicklung einer Erzählung aufzudecken und meine Interpretation des Sachverhalts zu rechtfertigen.

Zugleich war das Erste Zeitalter in der History of Middle-earth in doppelter Hinsicht als ›Historie‹ zu verstehen. Es war zunächst im Sinne des Wortes eine Chronik von Lebensgeschichten und Ereignissen in Mittelerde, aber es war auch die Historie der sich mit den Jahren verändernden literarischen Konzeptionen, und daher verteilt sich die Erzählung von Beren und Lúthien über viele Jahre und mehrere Bücher. Darüber hinaus verflocht sich diese Geschichte mit dem sich langsam entfaltenden ›Silmarillion‹ und wurde letztlich ein wesentlicher Teil davon, weshalb ihre Entwicklung in einer Folge von Manuskripten enthalten ist, die sich in erster Linie mit der ganzen Geschichte der Ältesten Tage befassen.

Der Geschichte von Beren und Lúthien als einem einzelnen und in sich geschlossenen Erzählstrang in der History of Middle-earth zu folgen ist daher nicht einfach.

In einem oft zitierten Brief von 1951 nannte sie mein Vater »die wichtigste Geschichte im Silmarillion« und beschrieb sie wie folgt:

Beren, ein geächteter Sterblicher, erreicht (mit Hilfe Lúthiens, die bloß ein Mädchen ist, wenn auch eine Elbin von königlicher Abstammung), was all den Heeren und Kriegern misslungen ist: Er dringt ein in die Burg des Feindes und raubt ihm einen der Silmarilli aus der Eisenkrone. Damit gewinnt er Lúthiens Hand, und erstmals wird Sterbliches mit Unsterblichem vermählt.

Als solche ist die Geschichte eine (wie ich finde, starke und schöne) heroisch-märchenhafte Abenteuergeschichte, für sich allein aufnehmbar, bei nur ganz allgemeiner und vager Kenntnis des Hintergrundes. Aber zugleich ist sie ein Bindeglied, tief eingelassen in den Zyklus, in dem sie erst ihre volle Bedeutung erhält.

Zum anderen verfolge ich in diesem Buch ein zweifaches Ziel: Auf der einen Seite habe ich versucht, die Geschichte von Beren und Lúthien so herauszulösen, dass sie für sich stehen kann, soweit dies (meiner Meinung nach) ohne Verzerrung möglich ist. Auf der anderen Seite wollte ich zeigen, wie sich dieses grundlegende Thema über die Jahre hinweg entwickelt hat. In meinem Vorwort zum ersten Band von Das Buch der Verschollenen Geschichten schrieb ich über die Wandlungen in den Geschichten:

Die Veränderung und Ausgestaltung der Geschichte Mittelerdes im Laufe der Jahre geschah selten durch gänzliches Ausscheiden von Elementen, sondern vielmehr durch allmähliche und vorsichtige Umformung, sodass die Geschichten ebenso zu wachsen schienen wie Sagen, die das Ergebnis vieler Geister und Generationen sind (so zum Beispiel die Nargothrond-Geschichte, die mit Beren und Lúthien verknüpft wurde, was, obwohl beide Elemente bereits vorhanden waren, in den Verschollenen Geschichten nicht einmal angedeutet wird).

Es ist ein wesentliches Merkmal dieses Buches, dass diese Entwicklungen in der Sage von Beren und Lúthien in den eigenen Worten meines Vaters dargestellt werden. Dazu habe ich Passagen aus längeren Manuskripten in Prosa oder Versen entnommen, deren Abfassung sich über einen Zeitraum von vielen Jahren erstreckt.

Auf diese Weise werden auch Passagen detaillierter Beschreibung oder dramatischer Unmittelbarkeit ans Licht gebracht, die in der summarischen, verknappten Erzählweise, welche für einen Großteil des Silmarillion charakteristisch ist, verloren gehen. So zum Beispiel das Kreuzverhör von Beren, Felagund und ihren Gefährten, als Orks verkleidet, durch Thû den Nekromanten (der erste Auftritt von Sauron in der Geschichte), oder das Gastspiel des entsetzlichen Tevildo, Fürst der Katzen, der gewiss eine Erwähnung verdient, so kurz sein literarisches Leben auch währte.

Als Letztes möchte ich aus einem weiteren meiner Vorworte zitieren, dem zu Die Kinder Húrins (2007):

Es gibt eine Menge Leser des Herrn der Ringe, die sich nie an die Legenden der Ältesten Tage herangetraut haben. Eilt diesen Geschichten doch der Ruf voraus, einen merkwürdigen Stil und eine unzugängliche Erzählweise zu haben.

Es ist auch unstrittig, dass die in Betracht kommenden Bände der History of Middle-earth einen Aspekt haben, der die Leser abschrecken könnte. Es geht dabei um die an sich schwierige Arbeitsweise meines Vaters in der Entwicklung von Geschichten; diese zu entwirren war ein Hauptanliegen der History. Dadurch (so mag es scheinen) erschienen die Geschichten der Ältesten Tage als eine Schöpfung von unaufhörlicher Wandelbarkeit. Ich glaube, er hätte zur Erklärung eines verworfenen Elements in einer Geschichte etwas in der Art gesagt wie: Ich habe erkannt, dass es so nicht war, oder: Mir wurde klar, dass das nicht der richtige Name war. Die Wandelbarkeit sollte aber nicht überbetont werden; es gab dennoch große, wesentliche Konstanten. Aber mit der Zusammenstellung dieses Buches hoffe ich aufzeigen zu können, wie die Schöpfung einer alten Sage von Mittelerde, welche über viele Jahre hinweg wuchs und sich wandelte, die Suche ihres Verfassers nach einer Darstellung des Mythos wiederspiegelte, die sich seiner Wunschvorstellung annäherte.

In meinem Brief an Rayner Unwin von 1981 merkte ich an, dass bei der Beschränkung auf eine einzelne Erzählung unter den Sagen, welche die Verschollenen Geschichten ausmachen, »die Probleme der Darstellung im Detail in diesem Fall groß wären, weil man so oft erklären müsste, was anderswo geschah, in anderen unveröffentlichten Schriften«. Diese Voraussage hat sich im Fall von Beren und Lúthien als zutreffend erwiesen. Dafür galt es irgendwie eine Lösung zu finden; denn Beren und Lúthien lebten, liebten und starben mit ihren Freunden und Feinden nicht auf einer leeren Bühne, allein und ohne Vergangenheit. Ich bin daher meiner eigenen Lösung in Die Kinder Húrins gefolgt. In meinem Vorwort zu diesem Buch schrieb ich:

Es erscheint mir somit unzweifelhaft, nach den eigenen Worten meines Vaters zu urteilen, dass er – sofern sich eine endgültige und vollständige Fassung in dem Maßstab, den er sich vorstellte, erzielen ließe – die drei »Großen Geschichten« der Ältesten Tage als durchaus eigenständige Werke ansah, die kein Wissen um das große Korpus von Legenden erforderten, welche in ihrer Gesamtheit das Silmarillion bilden. Auf der anderen Seite … ist die Geschichte der Kinder Húrins ein Bestandteil der Geschichte der Elben und Menschen in der Altvorderenzeit, und es gibt darin notwendigerweise viele Bezüge zu Ereignissen und Umständen in jenem größeren Erzählrahmen.

Ich gab daher in der Einführung »einen sehr kurzen Abriss von Beleriand und seinen Völkern gegen Ende des Ersten Zeitalters«, und ich fügte auch »eine Liste aller im Text vorkommenden Namen, mit knappen Erklärungen zu jedem« an. Im vorliegenden Buch habe ich diesen kurzen Abriss aus Die Kinder Húrins in angepasster und gekürzter Form aufgegriffen und ebenfalls eine Liste aller Namen erstellt, in diesem Fall mit erklärenden Anmerkungen sehr unterschiedlicher Natur. Nichts von diesem ergänzenden Material ist zwingend erforderlich, es dient nur, falls nötig, zum besseren Verständnis.

Ein weiteres Problem, das ich erwähnen sollte, ergab sich aus den sehr häufigen Namensänderungen. Der Abfolge von Namen in Texten unterschiedlicher Entstehungszeit exakt und widerspruchsfrei nachzugehen entspräche nicht dem Sinn dieses Buches. Ich bin diesbezüglich daher keiner festen Regel gefolgt, sondern habe alte und neue Namen in einigen Fällen unterschieden, in anderen nicht, und dies aus unterschiedlichen Gründen. In sehr vielen Fällen änderte mein Vater einen Namen oder Begriff in einem Manuskript zu einem späteren, mitunter gar sehr viel späteren Zeitpunkt, aber nicht einheitlich: zum Beispiel elfisch zu elbisch. In solchen Fällen habe ich elbisch als einzige Form verwendet oder Beleriand für das frühere Broseliand; in anderen hingegen habe ich beide beibehalten, wie bei Tinwelint/Thingol, Artanor/Doriath.

Die Absicht dieses Buches ist somit eine völlig andere als die der Bände in The History of Middle-earth, aus denen es abgeleitet ist. Es ist insbesondere nicht als Anhang zu diesen Bänden gedacht. Es ist ein Versuch, aus einem riesigen Werk von außerordentlicher Tiefe und Komplexität einen Erzählstrang herauszulösen; aber diese Erzählung, die Geschichte von Beren und Lúthien, war selbst in ständiger Entwicklung und knüpfte dabei neue Verbindungen, indem sie stärker in die größere Geschichte eingebettet wurde. Was dabei von jener ›großen‹ Welt einbezogen und was ausgelassen werden sollte, konnte nur eine Sache einer persönlichen und oft willkürlichen Entscheidung sein; bei einem solchen Unterfangen gibt es keinen nachvollziehbaren ›korrekten‹ Weg. Im Allgemeinen habe ich mich jedoch im Zweifel für die Klarheit entschieden und dem Drang widerstanden, alles zu erklären, aus Angst, den primären Sinn und Zweck dieses Buches zu untergraben.

Im Alter von dreiundneunzig Jahren ist dies (vermutlich) mein letztes Buch in der langen Reihe von Editionen der Schriften meines Vaters, meist zuvor unveröffentlicht, und als solches von etwas ungewöhnlicher Art. Diese Geschichte wurde in memoriam ausgewählt wegen der tief verwurzelten Präsenz in seinem eigenen Leben und seinem intensiven Nachdenken über die Vereinigung von Lúthien, die er »die größte der Eldar« nannte, und Beren dem Sterblichen, über ihr Schicksal und ihr zweites Leben.

Sie reicht in meinem Leben weit zurück, denn es ist meine erste wirkliche Erinnerung an etwas, das mir erzählt wurde – nicht einfach die Erinnerung an ein Bild der Erzählsituation. Mein Vater hat es – oder Teile davon – mir ohne eine schriftliche Unterlage in den frühen 1930ern erzählt.

Das Element in der Geschichte, das mir heute noch vor meinem inneren Auge steht, ist das der Augen der Wölfe, wie sie einer nach dem anderen in der Dunkelheit von Thûs Kerker auftauchten.

In einem Brief an mich, meine Mutter betreffend, geschrieben im Jahr nach ihrem Tod, das auch das Jahr vor seinem eigenen war, schrieb er von dem überwältigenden Gefühl des Verlusts und von seinem Wunsch, unter ihrem Namen auf dem Grabstein das Wort Lúthien eingravieren zu lassen. Er kam in diesem Brief, wie in dem auf Seite 33 dieses Buches zitierten Schreiben, wieder auf den Ursprung der Geschichte von Beren und Lúthien in einer kleinen Waldlichtung voller Schierlingsblumen bei Roos in Yorkshire zu sprechen, wo sie tanzte, und sagte: »Aber die Geschichte ist nun krumm geraten und hat mich allein zurückgelassen, und ich kann nicht als Bittsteller vor den unerbittlichen Mandos treten.«

Anmerkungen zu den ältesten Tagen

Die zeitliche Tiefe, in die diese Geschichte zurückreicht, wird auf eindrückliche Weise in einer Passage in Der Herr der Ringe deutlich. Bei dem großen Rat in Bruchtal spricht Elrond von dem Letzten Bündnis der Elben und Menschen und der Niederlage Saurons am Ende des Zweiten Zeitalters vor mehr als dreitausend Jahren:

Dann hielt Elrond eine Weile inne und seufzte. »Ich entsinne mich sehr wohl der Pracht ihrer Banner«, sagte er. »Es erinnerte mich an den Glanz der Altvorderenzeit und an die Heere Beleriands, denn so viele große Fürsten und Hauptleute waren versammelt. Und doch waren es nicht so viele oder so edle wie damals, als Thangorodrim bezwungen wurde und die Elben glaubten, das Böse habe für immer ein Ende, und dem nicht so war.«

»Daran erinnert Ihr Euch?«, fragte Frodo und sprach in seiner Verblüffung laut aus, was er dachte. »Ich hatte geglaubt«, stammelte er, als Elrond sich zu ihm umwandte, »ich hatte geglaubt, dass Gil-galads Sturz schon vor langer Zeit war.«

»Das ist auch richtig«, antwortete Elrond ernst. »Aber meine Erinnerung reicht zurück bis zur Altvorderenzeit. Earendil war mein Vater, und er war in Gondolin geboren, bevor es fiel, und meine Mutter war Elwing, die Tochter Diors, des Sohnes von Lúthien von Doriath. Ich habe drei Zeitalter im Westen erlebt, und viele Niederlagen und viele fruchtlose Siege.«

Von Morgoth

Morgoth, der Schwarze Feind, wie er damals genannt wurde, war in seinem Ursprung, so erklärte er Húrin gegenüber, als dieser gefangen vor ihn geschleift wurde, »Melkor, der erste und mächtigste aller Valar, der bereits vor der Welt da war«. Nun, nachdem er als ein riesiger und majestätischer König des Schreckens dauerhaft Gestalt angenommen hatte, war er körperlich in seiner gewaltigen Festung Angband zugegen, der Eisenhölle, im Nordwesten von Mittelerde; der schwarze Rauch, der von den Gipfeln der Thangorodrim emporquoll, verdunkelte weithin den nördlichen Himmel. Es heißt in den Annalen von Beleriand: »Die Tore von Morgoth waren nur einhundertundfünfzig Wegstunden entfernt von der Brücke von Menegroth; fern und doch allzu nah.« Diese Worte beziehen sich auf die Brücke, die zu den Hallen des Elbenkönigs Thingol führten, der Túrin als Ziehsohn annahm; sie wurden Menegroth, die Tausend Grotten, genannt.

Doch da Morgoth in seiner irdischen Gestalt gefangen war, kannte er auch Furcht. Mein Vater schrieb dazu: »Indem er an Tücke wuchs, und das Unheil, das er ersann, seinen üblen Kreaturen eingab und in seine Lügen verstrickte, ging seine Kraft in diese über und verteilte sich, während er selbst immer erdgebundener wurde und nur noch ungern aus den dunklen Tiefen seiner Festung hervorkam.« Als somit Fingolfin, der Hohe König der Noldor-Elben, allein nach Angband ritt, um Morgoth zum Zweikampf zu fordern, rief er am Tor: »Komm heraus, du feiger König, und kämpfe mit deiner eigenen Hand! Höhlenhocker, Herr von Sklaven, Lügner und Lauerer, Feind der Götter und Elben, zeig dich! Denn ich will dein feiges Gesicht sehen.« Und, so heißt es: »Morgoth kam. Denn er konnte sich einer derartigen Herausforderung vor den Augen seiner Hauptleute nicht entziehen.« Er kämpfte mit dem großen Hammer Grond, der bei jedem Schlag ein großes Loch in die Erde trieb, und schlug Fingolfin zu Boden. Doch im Sterben heftete dieser den großen Fuß Morgoths an die Erde, »und das schwarze Blut schoss hervor und füllte die Löcher, die Grond gehauen hatte. Morgoth hinkte allzeit hernach.« Desgleichen, als Beren und Lúthien in der Gestalt eines Wolfs und einer Fledermaus in die tiefste Halle Angbands vordrangen, wo Morgoth saß, wirkte Lúthien einen Zauber, und »plötzlich, donnernd wie eine Lawine, fiel er vom Thron und lag lang hingestreckt auf dem Boden der Hölle«.

Von Beleriand

Als Baumbart durch den Wald von Fangorn schritt, mit Merry und Pippin in seinen knorrigen Armen, sang er zu ihnen von den alten Wäldern im großen Land Beleriand, das bei den Umwälzungen der Großen Schlacht am Ende des Ersten Zeitalters zerstört worden war. Das Große Meer überflutete und versenkte alle Länder westlich der Ered Luin, der Blauen Berge, auch Ered Lindon genannt, sodass die Karte im Anhang zum Silmarillion im Osten bei der Bergkette aufhört, mit welcher die Karte, die am Ende des Herrn der Ringe beigefügt ist, im Westen beginnt. Die Küstenlandstriche auf der Westseite der Berge sind alles, was im Dritten Zeitalter von dem Land geblieben ist, das man Ossiriand, Land der Sieben Flüsse, nannte, wo Baumbart einst wandelte:

Ich zog durch die Ulmenwälder von Ossiriand im Sommer.

Ah! Die Musik und das Licht im Sommer an den Sieben Strömen von Ossir!

Und ich dachte: Dies ist das Beste.

Über die Pässe der Blauen Berge kamen die Menschen nach Beleriand; in diesen Bergen lagen die großen Wohnstätten der Zwerge, Nogrod und Belegost; und in Ossiriand lebten Beren und Lúthien, nachdem ihnen von Mandos gestattet worden war, nach Mittelerde zurückzukehren (S. 243).

Baumbart wandelte auch unter den Bäumen von Dorthonion (›Land der Kiefern‹):

Zu den Kiefern im Hochland von Dorthonion stieg ich im Winter hinauf.

Ah! Der Wind und das Weiß und das schwarze Geäst des Winters auf Orod-na-Thôn!

Zum Himmel stieg meine Stimme hinauf und sang.

Dieses Land wurde später Taur-nu-Fuin, ›Wald unter dem Nachtschatten‹, genannt, als Morgoth es in ein »Gebiet des Schreckens und dunklen Zaubers, der Irrungen und Verzweiflung« verwandelte (siehe Die Kinder Húrins, S. 163, und unten S. 119).

Von den Elben

Die Elben erschienen auf der Erde in einem fernen Land (Palisor) an einem See mit dem Namen Cuiviénen, Wasser des Erwachens. Dort wurden sie von den Valar aufgefordert, Mittelerde zu verlassen und über das Große Meer in das ›Segensreich‹ Aman, das Land der Götter im Westen der Welt, zu ziehen. Diejenigen, die dem Ruf folgten, wurden auf einem großen Marsch von dem Vala Orome, dem Jäger, durch Mittelerde geführt. Sie werden die Eldar, die Elben der Großen Wanderung oder ›Hochelben‹ genannt, unterschieden von jenen, die sich dem Ruf verweigerten und Mittelerde als ihre Heimstatt und ihr Schicksal erwählten.

Aber nicht alle Eldar, die die Blauen Berge überquert hatten, zogen fort übers Meer, und diejenigen, die in Beleriand blieben, werden Sindar, ›Grau-Elben‹, genannt. Ihr König war Thingol (was ›Graumantel‹ bedeutet), der in Menegroth, den Tausend Grotten von Doriath (Artanor), regierte. Und nicht alle, die das Große Meer überquerten, blieben im Land der Valar; denn eines ihrer großen Geschlechter, die Noldor (die ›Weisen‹ oder ›Kundigen‹), kehrte nach Mittelerde zurück. Sie werden als die Verbannten bezeichnet.

Ihr Anführer war Feanor, der Schöpfer der Silmaril; er war der älteste Sohn von Finwe, der die Schar der Noldor von Cuiviénen angeführt hatte, aber nun tot war. In den Worten meines Vaters:

Nach den Edelsteinen gelüstete es Morgoth, den Feind, der sie stahl, und nachdem er die Bäume zerstört hatte, brachte er die Edelsteine nach Mittelerde und bewahrte sie in seiner großen Festung Thangorodrim auf. Gegen den Willen der Valar verließ Feanor das Segensreich und ging in Verbannung nach Mittelerde, und er nahm einen großen Teil seines Volkes mit sich; denn in seinem Stolz beabsichtigte er, Morgoth die Edelsteine gewaltsam abzunehmen.

Darauf folgte der aussichtslose Krieg der Eldar und Edain gegen Thangorodrim, in dem sie schließlich völlig besiegt wurden.

Vor ihrem Abschied aus Valinor fand ein schreckliches Ereignis statt, das die Geschichte der Noldor in Mittelerde überschattete. Feanor verlangte von den Teleri, der dritten Schar der Eldar der Großen Wanderung, die jetzt an der Küste Amans wohnten, dass sie den Noldor ihre Flotte von Schiffen, ihren größten Stolz, zur Verfügung stellten, denn ohne Schiffe wäre die Überfahrt einer solchen Heerschar nach Mittelerde nicht möglich. Doch die Teleri weigerten sich.

Da griffen Feanor und die Seinen die Teleri in ihrer Stadt Alqualonde, dem Schwanenhafen, an und nahmen sich die Flotte mit Gewalt. In jener Schlacht, die als der Sippenmord bekannt wurde, wurden viele der Teleri erschlagen. Hierauf bezieht sich Die Geschichte von Tinúviel (S. 47), wenn von den »Untaten der Gnomen am Schwanenhafen« die Rede ist; siehe auch S. 141, Vers 514–19.

Feanor fiel bald nach der Rückkehr der Noldor nach Mittelerde im Kampf, und seine sieben Söhne herrschten über weite Gebiete im Osten von Beleriand, zwischen Dorthonion (Taur-nu-Fuin) und den Blauen Bergen.

Der zweite Sohn Finwes war Fingolfin, der Halbbruder Feanors, der nach dessen Tod die Oberherrschaft über alle Noldor innehatte. Zusammen mit seinem Sohn Fingon herrschte er über Hithlum, das im Nordwesten der großen Kette der Ered Wethrin, der Schattenberge, lag. Fingolfin starb im Zweikampf mit Morgoth. Der zweite Sohn Fingolfins, der Bruder Fingons, war Turgon, der Gründer und Herrscher der verborgenen Stadt Gondolin.

Der dritte Sohn Finwes, der Bruder Fingolfins und Halbbruder Feanors, war in früheren Texten Finrod, später Finarfin (siehe Seite 116). Der älteste Sohn von Finrod/Finarfin war in früheren Texten Felagund, später aber Finrod, der, inspiriert von der Pracht und Schönheit von Menegroth in Doriath, die unterirdische Stadtfestung Nargothrond gründete, wofür er Felagund, ›Herr der Grotten‹, genannt wurde; somit entspricht der frühere Felagund dem späteren Finrod Felagund.

Die Tore von Nargothrond öffneten sich auf eine Schlucht des Flusses Narog in West-Beleriand. Doch Finrods Reich erstreckte sich sehr viel weiter, im Osten bis zum Sirion und westlich bis zum Fluss Nenning, der beim Hafen von Eglarest ins Meer floss. Aber Felagund wurde in den Kerkern des Zauberers Thû, des späteren Sauron, getötet, und Orodreth, der zweite Sohn Finarfins, übernahm die Krone von Nargothrond, wie in diesem Buch erzählt wird (S. 122, 132).

Die anderen Söhne Finarfins, Angrod und Egnor, Gefolgsleute ihres Bruders Finrod Felagund, wohnten im Hochland von Dorthonion, das nordwärts auf die weite Ebene von Ard-galen hinausblickte. Galadriel, Finrod Felagunds Schwester, weilte lange in Doriath bei Königin Melian. Melian (in früheren Texten Gwendeling) war eine Maia, ein Geistwesen von großer Macht, das irdische Gestalt angenommen hatte, und herrschte mit ihrem Gemahl Thingol in den Wäldern von Beleriand; Lúthien war ihre Tochter und Elrond deren Nachfahre.

Im sechzigsten Jahr nach der Rückkehr der Noldor fand eine lange Zeit des Friedens ihr Ende, als ein großes Heer von Orks aus Angband hervorkam, welches von den Noldor völlig besiegt und vernichtet wurde. Diese Schlacht wurde Dagor Aglareb, die Ruhmreiche Schlacht, genannt. Trotz ihres Sieges waren die Elbenfürsten dadurch gewarnt und legten einen Belagerungsring um Angband, der fast vierhundert Jahre Bestand hatte.

Die Belagerung von Angband endete plötzlich und unerwartet (wenngleich nach langer Vorbereitung) in einer Mittwinternacht. Morgoth schickte Ströme von Flammen los, die von den Thangorodrim herabfluteten, und die große grasbewachsene Ebene von Ard-galen, nördlich des Hochlands von Dorthonion, wurde in eine verbrannte Ödnis verwandelt, die von da an einen neuen Namen trug: Anfauglith, der Erstickende Staub.

Dieser Angriff, der wie eine Katastrophe hereinbrach, wurde Dagor Bragollach, die Schlacht des Jähen Feuers, genannt (S. 118–19). Glaurung, der Vater der Drachen, kam nun erstmals in voller Kraft und Größe aus Angband hervor; riesige Heere von Orks ergossen sich südwärts; die Elbenfürsten von Dorthonion fielen und ein Großteil der Krieger von Beors Volk (S. 119–20). König Fingolfin und sein Sohn Fingon wurden mit den Kriegern von Hithlum zur Festung Eithel Sirion (›Quell des Sirion‹) zurückgedrängt, wo der große Fluss am Ostrand des Schattengebirges entsprang. Der Wall des Schattengebirges hielt die feurigen Ströme auf, und Hithlum und Dor-lómin blieben so unbezwungen.

Es war im Jahr nach der Bragollach, als Fingolfin im Zorn der Verzweiflung nach Angband ritt und Morgoth zum Zweikampf herausforderte.

BEREN UND LÚTHIEN

In einem Brief meines Vaters vom 16. Juli 1964 heißt es:

Der Keim zu meinem Versuch, eigene Sagen zu schreiben, die zu meinen Privatsprachen passen sollten, war die tragische Geschichte von dem unglücklichen Kullervo im finnischen Kalevala. Dies bleibt ein wichtiger Stoff in den Sagen aus dem Ersten Zeitalter (die ich als Das Silmarillion hoffe veröffentlichen zu können); allerdings ist er als »Die Kinder Húrins« völlig verändert, ausgenommen den tragischen Schluss. Der zweite Punkt war, dass ich, rein ›aus dem Kopf‹ heraus, den »Fall von Gondolin« schrieb, die Geschichte von Idril und Earendel, während eines Krankheits-Urlaubs vom Heeresdienst 1917; und die erste Version der »Geschichte von Lúthien Tinúviel und Beren«, später im gleichen Jahr. Diese beruhte auf einem Wäldchen mit dichtem Unterholz von ›Schierling‹ (sicherlich wuchsen da auch noch viele andere verwandte Pflanzen) bei Roos in Holderness, wo ich eine Zeitlang in der Humber-Garnison lag.

Mein Vater und meine Mutter heirateten im März 1916, als er vierundzwanzig und sie siebenundzwanzig war. Sie lebten zuerst im Dorf Great Haywood in Staffordshire; aber er schiffte sich Anfang Juni desselben Jahres nach Frankreich und zur Schlacht an der Somme ein. An Schützengrabenfieber erkrankt, wurde er Anfang November 1916 nach England zurückgeschickt und wurde im Frühjahr 1917 in Yorkshire stationiert.

Diese Urfassung von Die Geschichte von Tinúviel, wie er sie betitelte, geschrieben 1917, existiert nicht mehr – oder genauer, existiert nur noch in der geisterhaften Form eines mit Bleistift geschriebenen und auf weite Strecken nahezu vollständig ausradierten Manuskripts, das er mit dem Text überschrieb, der für uns die früheste Fassung darstellt. Die Geschichte von Tinúviel war eine der grundlegenden Erzählungen des frühen Hauptwerks seiner ›Mythologie‹, Das Buch der Verschollenen Geschichten, ein überaus komplexes Werk, das ich als die beiden ersten Bände von The History of Middle-earth, 1983–84, herausgegeben habe. Aber da das vorliegende Buch ausdrücklich der Entwicklung der Sage von Beren und Lúthien gewidmet ist, werde ich hier die seltsame Rahmenhandlung und Erzählsituation der Verschollenen Geschichten weitgehend außer Acht lassen, denn Die Geschichte von Tinúviel ist als solche fast völlig unabhängig von diesem Kontext.

Ausgangspunkt für Das Buch der Verschollenen Geschichten ist die Geschichte eines englischen Seefahrers der ›angelsächsischen‹ Epoche namens Eriol oder Ælfwine, der auf seiner Fahrt übers Meer in den fernen Westen schließlich nach Tol Eressea, der Einsamen Insel, kam, wo Elben lebten, die aus den ›Großen Landen‹ – der Name ›Mittelerde‹ kommt in den Verschollenen Geschichten an keiner Stelle vor – dorthin fortgesegelt waren. Während seines Aufenthalts auf Tol Eressea erfuhr er von ihnen die alte, wahre Historie der Schöpfung, der Götter, der Elben und Englands. Diese Historie bildet die »Verschollenen Geschichten von Elfinesse«.

Das Werk ist in einer Anzahl von zerfledderten kleinen ›Übungsheften‹ in Tinte und Bleistift erhalten, oft ausgesprochen schwierig zu lesen, auch wenn es mir gelungen ist, nachdem ich das Manuskript viele Stunden mit einem Vergrößerungsglas studiert hatte, alle Texte so weit zu entziffern, dass nur gelegentliche ungeklärte Wörter verblieben. Die Geschichte von Tinúviel ist eine der Geschichten, die Eriol von den Elben der Einsamen Insel erzählt wurden, in diesem Fall von einem Mädchen namens Veanne; beim Geschichtenerzählen waren viele Kinder zugegen. Scharf beobachtend im Detail (ein auffallendes Merkmal), weist die Erzählung einen höchst individuellen Stil auf, mit einigen Archaismen in Wortwahl und Satzkonstruktion, völlig abweichend von den späteren gefühlvollen, poetischen, manchmal tief ›elbisch-geheimnisvollen‹ Stilformen meines Vaters. Hier und da findet sich im Ausdruck auch eine Unterströmung sarkastischen Humors (in der schrecklichen Begegnung mit dem dämonischen Wolf Karkaras, als sie mit Beren aus Melkos Halle flieht, fragt Tinúviel: »Warum so unfreundlich, Karkaras?«).

Anstatt sich gleich auf die Endfassung der Geschichte zu konzentrieren, ist es meines Erachtens hilfreich, die Aufmerksamkeit auf gewisse Aspekte der frühesten Version der Sage zu lenken und ein paar Erklärungen zu einigen wichtigen Namen in der Erzählung zu geben (die auch in der Namenliste am Ende des Buches zu finden sind).

Die Geschichte von Tinúviel in ihrer überarbeiteten Form, welche für uns die früheste Fassung ist, war keineswegs die früheste der Verschollenen Geschichten, und einige Merkmale anderer Geschichten mögen daher ein Licht auf sie werfen. Was den Inhalt der Erzählungen betrifft, so sind einige von ihnen, etwa die Geschichte von Túrin, nicht sehr weit von der Fassung im veröffentlichen Silmarillion entfernt; andere, insbesondere die Darstellung des Falls von Gondolin, die erste Geschichte in der Reihenfolge der Abfassung, sind in dem veröffentlichten Werk nur in einer äußerst komprimierten Form wiedergegeben; und wiederum andere, am deutlichsten die vorliegende Geschichte, sind in mancher Hinsicht auffallend anders.

Eine wesentliche Änderung in der Entwicklung der Sage von Beren und Tinúviel (Lúthien) war die spätere Einbeziehung der Geschichte von Felagund von Nargothrond und der Söhne Feanors. In anderer Hinsicht gleichermaßen bedeutsam war die Änderung der Identität Berens. In den späteren Fassungen der Sage war es ein unabdingbares Element, dass Beren ein Sterblicher war, wogegen Lúthien zu den unsterblichen Elben gehörte. Aber in der Verschollenen Geschichte war dies noch nicht so: Auch Beren war ein Elb. (Es geht aber aus den Anmerkungen meines Vaters zu anderen Geschichten hervor, dass er ursprünglich ein Mensch war, und es ist klar, dass dies auch in dem ausradierten Manuskript der Geschichte von Tinúviel der Fall war.) Beren der Elb gehörte zu dem Elbengeschlecht, das als die Noldoli (später Noldor) bezeichnet wurde, was in den Verschollenen Geschichten (und später) als ›Gnomen‹ übersetzt wird: Beren war ein Gnom. Diese Übersetzung wurde später für meinen Vater zum Problem. Er verwendete ein anderes Wort gnome, völlig verschieden in Ursprung und Bedeutung von den Gnomen, die heutzutage als kleine Gestalten, vor allem als Gartenzwerge, im Bewusstsein sind. Dieses andere gnome war abgeleitet von einem griechischen Wort γνώμη ›Vernunft, Erkenntnis‹; es überlebt nur schwach im modernen Englisch mit der Bedeutung ›Aphorismus, Maxime‹, zusammen mit dem Adjektiv gnomic (›gnomisch‹).

In einem Entwurf für den Anhang F zum Herrn der Ringe schrieb er:

Ich habe gelegentlich (nicht in diesem Buch) den Ausdruck ›Gnomen‹ für Noldor und ›gnomisch‹ für noldorisch benutzt. Dies tat ich, weil für manchen ›Gnom‹ auf ›Wissen‹ hindeutet. Der hochelbische Name des Volkes der Noldor bedeutet nun ›Jene, die wissen‹; denn von den drei Stämmen der Eldar hoben sich die Noldor von Anfang an ab, sowohl durch ihr Wissen um Dinge, die in dieser Welt sind und waren, als auch durch ihr Verlangen nach mehr Wissen. Doch in keiner Weise, weder in der gelehrten Theorie noch in der populären Vorstellung, sind sie mit den Gnomen zu vergleichen; und ich habe diese Darstellung nunmehr als allzu irreführend aufgegeben.

(Bei der Gelegenheit möchte ich erwähnen, dass er auch [in einem Brief von 1954] gesagt hat, er bedaure es zutiefst, das Wort Elves verwendet zu haben, das »mit unangenehmen Tönen überladen« sei, »gegen die man nicht aufkommt«.)

Die Feindseligkeit, die Beren als einem Elben entgegengebracht wird, wird in der alten Geschichte so erklärt (S. 47), dass »alle Wald-Elben die Gnomen von Dor Lómin für heimtückische, grausame und treulose Geschöpfe hielten«.

Es mag etwas befremdlich erscheinen, dass für Elben häufig das Wort fairy, ›Fee‹, verwendet wird. So heißt es von den weißen Nachtfaltern, die im Wald umherflatterten: »Tinúviel, die ein Feengeschöpf war, beachtete sie nicht« (S. 46); sie bezeichnet sich selbst als »Prinzessin der Feen« (S. 72); es heißt von ihr, sie wende »ihre Kunstfertigkeit und ihren Feenzauber« (S. 81) an. Zum einen ist das Wort ›Feen‹ in den Verschollenen Geschichten gleichbedeutend mit ›Elben‹, und in diesen Geschichten gibt es mehrere Verweise auf die relative Körpergröße von Menschen und Elben. In dieser frühen Phase waren die diesbezüglichen Vorstellungen meines Vaters nicht immer einheitlich, aber es ist klar, dass darin mit dem Vergehen der Zeit eine Veränderung des Größenverhältnisses einherging. So schrieb er:

Anfangs waren die Menschen und die Elben fast gleich groß; die Feen weit größer und die Menschen kleiner als jetzt.

Aber die Entwicklung der Elben wurde in hohem Maße durch die Ankunft der Menschen beeinflusst: Die Menschen werden immer mächtiger und zahlreicher, die Elben dagegen schwinden dahin, werden klein und zart, hauchdünn und durchsichtig; doch die Menschen werden größer, massiger und plumper. Schließlich können die Menschen, wenn nicht gar alle Wesen, die Elben nicht mehr sehen.

Daher gibt es, wenn man nur vom Wort ausgeht, keinen Grund anzunehmen, dass mein Vater die ›Feen‹ dieser Geschichte als zart und durchscheinend ansah. Und Jahre später, als die Elben des Dritten Zeitalters in die Geschichte von Mittelerde eintraten, gab es an ihnen natürlich nichts ›Feenhaftes‹ im modernen Sinne.

Das Wort fay ist in seiner Bedeutung unklarer. In Die Geschichte von Tinúviel wird es im Englischen häufig für Melian (die Mutter Lúthiens) verwendet, die von Valinor kam (und »eine Fee, eine Tochter der Götter« [S. 45] genannt wird), aber auch von Tevildo, von dem es heißt, er sei »ein verderbter Elb in Tiergestalt« (S. 78). Anderswo in den Geschichten gibt es Verweise auf »die Weisheit der Feen und der Eldar«, »Orks und Drachen und bösartige Kobolde« und auf einen »Geist aus den Wäldern und Tälern« [im Original jeweils als fay]. Am bemerkenswertesten ist vielleicht die folgende Passage aus Die Ankunft der Valar:

Ein großes Gefolge war um sie, und dies waren die Geister der Bäume und Wälder, der Täler und Berge oder solche, die morgens mitten in den Gräsern und abends im hohen Getreide singen. Dies waren die Nermir und die Tavari, Nandini und Orossi [fays (?) der Wiesen, Wälder, Täler und Berge], Kobolde, Feen und Elfen [fays, pixies, leprawns