Berlin-Express-Historie - Albrecht Behmel - E-Book

Berlin-Express-Historie E-Book

Albrecht Behmel

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Beschreibung

80.000 Jahre in 42 Schlückchen: Die Berliner Expresshistorie In 42 kriminell verkürzten Kapiteln zur Geschichte Berlin-Brandenburgs von der Eiszeit entfalten sich Hintergründe, Entwicklung und Herkunft der modernen Bundeshauptstadt: “Aufgemotzt, schnell, kenntnisreich, politisch unkorrekt und voller Wortwitz, aus dem eine tiefe Verbundenheit mit der Berliner Schnauze spricht." Dazu gibt es respektlos-schnoddrige Tipps für Bücher, Filme und Ausflüge in die Region.

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Seitenzahl: 80

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Berlin-Express

Historie

 

 

 

 

Impressum:

Cover: Karsten Sturm, Chichili Agency

Foto: fotolia.de

© 110th / Chichili Agency 2014

EPUB ISBN 978-3-95865-237-8

MOBI ISBN 978-3-95865-238-5

 

 

Urheberrechtshinweis:

Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Autors oder der beteiligten Agentur „Chichili Agency“ reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

 

Kurzinhalt

Die Berliner Expresshistorie

In 42 kriminell verkürzten Kapiteln zur Geschichte Berlin-Brandenburgs von der Eiszeit entfalten sich Hintergründe, Entwicklung und Herkunft der modernen Bundeshauptstadt: “Aufgemotzt, schnell, kenntnisreich, politisch unkorrekt und voller Wortwitz, aus dem eine tiefe Verbundenheit mit der Berliner Schnauze spricht.” Dazu gibt es respektlos-schnoddrige Tipps für Bücher, Filme und Ausflüge in die Region.

Der Autor

Albrecht hat in Heidelberg und Berlin Geschichte, Philosophie und Politik studiert. Seit 1999 ist er Autor für Film, Print, Radio und TV. Als langjähriger Berliner lebt seit 2012 mit seiner Frau Afraa und seinem Sohn Wieland aber hauptsächlich im Schwarzwald. Albrecht ist überzeugt davon, dass es eigentlich keinen Unterschied zwischen wissenschaftlicher Literatur und Unterhaltungsliteratur gibt - vorausgesetzt sie sind gut geschrieben und recherchiert. Zur Berliner Expresshistorie wurde er durch einen Charlottenburger Taxifahrer inspiriert, dessen historische Fakten genauso durcheinander waren wie sein katastrophaler Fahrstil.

Dramatis Personae

Inhaltsverzeichnis

1. Eine Auszeit namens Eiszeit

2. Weg der Frost und ab die Post

3. Brongs und Kupfer lieb ich sehr

4. Der Eiserne Vorgang

5. »Ick bin keen Berliner« (Kaiser Augustus)

6. Das Wandaliern ist der Völker Lust

7. Hastema ne Mark?

8. Ne volle Irminsulinspritze

9. Een ganz großer Otto

10. Berliner Normannenkönig von Sizilien

11. Berlin als Spandauer Vorstadt

12. Stadtkernfusion auf der Museumsinsel

13. Volkstümliche Schlägerparade

14. Mir nichts dir nichts: Dynastisch elastisch!

15. Die guten Sama-Ritter

16. Der Markgraf von Köpenick

17. Kein Schloss für'n Boss!

18. Steinschlag in Kölln

19. Die größte Baustelle Berlins …

20. Mit Berliner Schnauze à la frangsaise

21. Ein Mauer-Fall anno 1734

22. Salzburger Protestmarsch

23. Zwei Erreger öffentlicher Ärgernisse werden identifiziert

24. Wat der Bauer nicht kennt, liest er nich

25. Ach, St. Hedwich, watde wills det jeht nich!

26. Na warte, Bonaparte …

27. Schultheiss, Kindl, Groterjahn

28. Verfassungeinklage abgewiesen

29. Ich hab ein Pianola zuhaus in mein …

30. Leise rieselt's in' Klee …

31. Ein taktloser Kaiserwalzer

32. Das Reich geht Baden mit Max von Baden

33. Tarif AB durch die Mitte

34. Heut' Abend gehn wir morgen erst ins Bett

35. Germania Bomb'astica

36. Wer hat Angst vorm schwarzn Mann?

37. Parlez-you russki?

38. Wat schmeißt denn da der Clay?

39. Nüscht Halbet und nüscht Janzet

40 Montbijou, und raus bist Du!

41. Theater im Westen

42.Schon Wieder Vereinijung!

Berlin-Express-Historie

1. Eine Auszeit namens Eiszeit

Am Anfang war es hier schon fast genau so, wie es mit den Berlinern heute immer noch ist, nämlich, erst bisschen frostig und kühl, aber kaum ist das Eis gebrochen, gehts richtig los! Ganz am Anfang, in der Eiszeit, vor 80.000 Jahren wars hier nämlich auch ganz schön eisig, besser gesagt, urst kalt, und als die ollen Urstmenschen im französischen Lascaux schon den Sonnenbrand erfunden hatten, da mussten wir hier in Berlin noch lange Eis zapfen und Schnee pflügen und 70.000 Jahre auf Tauwetter warten, bis es endlich soweit war, dass sich die Sonne für die Region Berlin-Brandenburg erwärmen konnte. Um es gleich zu sagen: Die richtigen Berliner sind erst später auf der Bildfläche erschienen, homo sapiens sapiens, auf gut Deutsch gesagt, vernünftige vernünftige Menschen. Die andern Rüpel, die bei uns hier zur Eiszeit rumgetrampelt sind, haben sich Neandertaler genannt und waren zwar auch schon einigermaßen vernünftig, aber eben noch nicht genug und deswegen sindse auch ausgestorben. Ob die Neandertaler nun an unseren Seuchen ausgestorben sind oder obse sich mit uns vermischt haben (kieckn Se ma' in Spiegel!) oder ob wirse schlecht und ergreifend aufgefressen haben, weiß heute keiner mehr genau. Auf alle Felle sind sie plötzlich eiskalt verschwunden, samt Pelzbikini, Zahnkette und Keule. Hinsichtlich der Gletscher fällt Berlin in Europa nicht aus dem Gerölle: Der ganze Norden war vollvergletschert und rundumvereist, da war nüscht mit Höhlenmensch, höchstens Käptn-Iglu … Wer also vernünftig vernünftig war, der ist ab in den Süden oder nach Westdeutschland, hat dort 'nem Mammut auf den Rüssel gehauen und die Permafrostschinken heimgebracht mit dem Gletscherexpress nach Mitte-Friergarten oder Waidmannsfrost. So ein typischer Gletscher kam von Norden her rein, aus Skandinavien, und wenn man heute mit dem Zug von Berlin nach Rostock fährt, in die ehemalig schwedisch besetzte Zone, kommt man durch so kleine Hügel durch, das sind eisfreie Endmoränen, bis zu 170 Meter hoch; als übrig gebliebener Zahnbelag der Gletscherzungen. Wie es mit den Leuten gekommen ist, als das Eis endlich geschmolzen war, das hören wir gleich: Dann kommen sie, die Ur-Berliner! Und gleich vom ersten Augenblick an hatten se Kultur und Fortschritt zu verzeichnen gehabt, ungelogen!

2. Weg der Frost und ab die Post

Geologen sprechen von Eiszeit oder Kaltzeit, während die Prähysteriker lieber von Steinzeit reden, da die Berliner, wie alle anderen vernünftigen vernünftigen Menschen damals auch, alles aus Stein gemacht haben, was heute Plastik ist. Jetzt gibt es zwar in Berlin nicht so viele Steine, aber das macht nüscht, weil es ja nur ganz wenige Leute waren, paar Dutzend Familien bloß, sodass es immer genug Parkplätze gab. Anno minus 5.000 ging’s los mit Berlin; da sind die Ersten hier angekommen, (genauer gesagt, irgendwo bei Tegel, wo sonst?), haben ihren Schotter gezählt und sind einfach dageblieben. Und so beginnt die Berliner Geschichte ohne Eis umgehend mit der Neolithischen Revolution, die Zeit der bekloppten Steine, als man beschlossen hatte, dass die ewige Nomadisiererei den Rentiern hinterher sich nicht mehr rentiert hat und dass es doch besser sein würde, gesäßhaft zu werden und vernünftige vernünftige Landwirtschaft zu betreiben. Aber jetzt erst mal der Spur der Steine nach! Berlin lag und litt nämlich schon immer irgendwie an einem Grenzverlauf. Damals war’s nur nicht wie später der Ost- und der Westblock, sondern die Glockenbecherkultur und die Trichterbecherkultur, die sich vermutlich gegenseitig auch nicht leiden konnten. Direkt an der Front von Glockenbechern und Trichterbechern, dem sogenannten Steinernen Vorhang, lag unser Berlin und hat drauf gewartet, entdeckt und gegründet zu werden; das hat wenigstens Konrad Jadzewski behauptet, ein epochemachender Prähistoriker. Er hat uns auch eingetrichtert, warum die Trichterbecherleute so ungemein erfolgreich waren: Das Klima war ein Optimum fürs Volk, was heißt, dass es hier früher wärmer war als heute, immerhin durchschnittlich zwei Grad – und das alles ganz ohne CO2. Ob die Trichtabechaleute och schon berlinert ham? Na, ick kann ma ja nüscht anderet vorstelln. Aber wir wollen uns mal nicht zu lange in der Steinzeit aufhalten!

3. Brongs und Kupfer lieb ich sehr

»Den Trichterbecher in seim Lauf hält weder Ochs noch Esel auf!« So ähnlich wollten das ja die Steinzeitkommunisten haben, aber wie immer kam alles vollkommen anders, nämlich wieder 'ne Revolution, wenn auch keine so friedliche wie die letzte bei der Wende oder grade eben mit der Jungsteinzeit. Denn auf einmal hatte so ein Kupferstecher im Irak ausklamüsert, wie man Erz bearbeitet und hatte damit durchschlagendsten Erfolg bei seinem Nachbarn, denn von da an waren die olln Steinwerkzeuge im Vergleich dazu wie ein Trabi neben einem Range Rover. Über Umwege sind diese bestechenden Niedermachwerke zu uns gekommen, bis die Trichterbecherleute selber auf den Trichter gekommen sind, wie man Metall kocht, erst Kupfer, und dann, weil es Hertha is, auch mal Bronze. Die Berliner hießen in dieser Zeit aber immer noch nicht »Berliner«, sondern »Lausitzer Kultur« und die bestand unter anderem darin, dass wir die Sonne angebetet haben, Haustiere gehalten haben, dicht besiedelt waren und Müll hinterlassen haben – genau wie heute. Im Schloss Wolfshagen gibt es dazu eine Ausstellung über das Königsgrab von Seddin, mit königlichen Rasiermessern – so was hat nicht jeder bekommen, und darum muss es sich bei dem Erzhalunken im Museumsgrab eben um so was wie einen König gehandelt haben. Meistens dienten die Kupferwaren aber nicht einem königlichen Kinn, sondern der vorchristlichen Nächstenhiebe, immer feste druff auf die Glockenbecher! Und damit stand jetzt die Bronze als unbestrittenes Edelmetall da, bis sie dann selbst wieder abgelöst wurde. Doch zum alten Eisen gehörte sie deshalb noch lange nicht. Weil nun leider die Schrift unbekannt war, weiß man bis heute keinen einzigen Namen von den ersten kulturschaffenden Berlinern … Aber sonst haben wir alles ganz gut gemacht …

4. Der Eiserne Vorgang